Zeitschrift für Eltern, Angehörige und Betroffene von Suchtkranken Offizielles Publikationsorgan der ada-zh Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger Zürich 1. Quartal 2012
Lesen Sie in dieser Ausgabe: Die Visitenkarte der ada-zh Das Beratungsteam von professionellen Therapeuten, eine umfassende Fachbibliothek, das Portrait von Anja Klaedtke und die Einladung zu den Themenabenden 2012. 4 und 5 Hier fi nden Sie die Einladung zu Selbsthilfegruppen, Infos über die wissenschaftliche Forschung, Veranstaltungen und die E-Mail-Beratung. 6 und 7 Es gibt mehr Angehörige als Suchtkranke Ein Interview mit Denise Suhner über die Arbeit des Beratungsteams der ada-zh. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengestellt. 8 und 9 Wissenswertes über Drogen Die Doppelseite «10 Minuten Wissen» gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Drogen und ihre Wirkung. 10 und 11 Die Netzwerktagung des VEVDAJ Über die Netzwerktagung des Dachverbandes VEVDAJ berichtete das FORUM bereits in seiner letzten Ausgabe. Die Foto-Reportage gibt einen Eindruck von der Stimmung und der Bandbreite der Vorträge zum 25jährigen Bestehen des Dachverbandes. 12 und 13 Aus der Sicht einer Mutter Eine Mutter berichtet in bewegenden Worten über das «Drogenleben» ihres Sohnes und über ihren Leidensweg, der zu einer Weichenstellung in ihrem Leben wurde. 14 und 15 Der Nationale Gedenktag für Drogentote Auch dieses Jahr fanden wieder am ersten Donnerstag im Monat Februar die Gedenkfeiern und Gottesdienste für die Verstorbenen in Basel, Luzern und Zürich statt. 16 und 17 Netzwerk- und Medien-Partner Infodrog, Bern Die Infodrog in Bern arbeitet im Auftrag vom Bundesamt für Gesundheit. Die ada-zh stellt die Infodrog als Netzwerk- und als Medien-Partner vor. 18 und 19 Presse-Spiegel Interessante Informationen in der Presse über die Themen Sucht, Drogen, Problematik der Abhängigkeit. Wenn immer möglich, reagieren wir mit Stellungnahmen und Leserbriefen. 20 und 21 Adressen und Impressum Hilfreicher Überblick über Auskunfts- und Beratungsstellen. Impressum 22 und 23 2 FORUM 1. Quartal 2012
Zeitschrift für Eltern, Angehörige und Betroffene von Suchtkranken Erlebnisberichte Vom FORUM Offizielles Publikationsorgan der ada-zh Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger Zürich 1. Quartal 2012 zum forum. Alles am Anfang? Liebe Mitglieder, Die Natur wiederholt zwar jedes Jahr den Kreislauf ihrer vier Jahreszeiten, erfi ndet aber immer neues Leben und Überleben. Auch für uns Menschen ist der stetige Wandel die einzige Konstante in unserem Leben. So tut sich vieles. Das Bundesamt für Gesundheit spricht von einer kohärenten Drogenpolitik, die der wachsenden Komplexität gerecht werden soll. Das Kind beim Namen nennen: Es wird im BAG- Bericht «Herausforderung Sucht» von einer Krankheit gesprochen, die Sucht heisst. Und es gibt viele Arten von Sucht. Der eine kann mit seiner Sucht umgehen, der andere nicht. So sollte auch nicht mehr von Drogenabhängigen gesprochen werden, sondern von Suchtkranken. Das negativ besetzte Bild vom Drögeler muss in der Öffentlichkeit endlich verschwinden. Dank der bestehenden Hilfsangebote sind Suchtkranke heute zwar weniger sichtbar, doch die Zahl der Süchte und der Suchtkranken nimmt ständig zu und damit auch die Zahl der Angehörigen, die darunter leiden. Und diese brauchen unbedingt unsere professionelle Hilfe. Wir dürfen ihnen deshalb unsere jahrelange Erfahrung nicht vorenthalten. Im Gegenteil: Wir stehen an einem alten, neuen Anfang. Nehmen wir diese Aufgabe und Herausforderung an. Alles Gute, bleiben Sie uns treu. Alles nichts Neues! Liebe Abonnenten, Vor Ihnen liegt das gewohnte FORUM nur in einem anderen Kleid. Es kommt mit einem neuen Logo, moderner Gestaltung und vierfarbig daher. Doch trotz allem Neuen bleiben wir bei unserer bisherigen Aufgabe: Nämlich der Hilfe für Eltern, Angehörige und Betroffene von Suchtkranken. Wir sind weiterhin die einzige Vereinigung in der Schweiz, die sich permanent mit professionellem Angebot diesen Menschen annimmt. Wir werden deshalb unser Netzwerk ausbauen doch auch das ist nichts Neues. Denn schon im FORUM 2/08 ist über die 29. GV der ada-zh zu lesen: «Wichtig für die Gewinnung von Klienten ist die Vernetzung mit anderen im Suchtbereich tätigen Institutionen». Und auch das ist nichts Neues: Weiterhin werden wir keine Inserate fürs FORUM bekommen von wem auch? sondern es wird ausschliesslich über Abonnemente und durch Spenden fi nanziert. Aus diesem Grund ist die Aufl age dieses FORUM mehr als verdoppelt, damit wir es als Visitenkarte für die Gewinnung von neuen Abonnenten, Sponsoren und im Fundraising einsetzen können. Und auch meine Tätigkeit als neuer Chefredaktor ist wie diejenige des gesamten Vorstandes natürlich ehrenamtlich. Und nun: Freut Euch des Lesens. Hansjörg Mäder Geschäftsführer und Vorstand ada-zh h.maeder@ada-zh.ch Patrick Bernd Buchert Chefredaktor FORUM bernd.buchert@ada-zh.ch FORUM 1. Quartal 2012 3
Interview Es gibt mehr Angehörige als Suchtkranke. Theres Roth-Hunkeler, Autorin und Journalistin, Baar, führte ein Interview mit Denise Suhner von der ada-zh. Wir haben es in diesem Artikel für Sie zusammengestellt. Sie können einen Separatdruck des dreiseitigen Interviews auf der Geschäftsstelle der ada-zh bestellen. info@ada-zh.ch, Telefon 044 384 80 15 Theres Roth-Hunkeler Denise Suhner Viele der Menschen, die sich bei der Beratungsstelle ada-zh melden sind verzweifelt, erschöpft und schlaflos. Ihre Gedanken kreisen Tag und Nacht um ihr drogenabhängiges Kind, um ihren süchtigen Partner. Sie möchten helfen, haben bereits vieles versucht, geraten, gehofft, gewünscht und sind immer wieder enttäuscht worden. In der persönlichen Beratung, den geleiteten Gesprächsgruppen und in den Selbsthilfegruppen stehen wieder sie selbst und ihr eigenes Leben im Zentrum, nicht jenes der süchtigen Person. Wir sind in der Deutschschweiz die einzige Organisation, deren Schwerpunkt auf der Arbeit mit Angehörigen von Drogenkonsumierenden liegt. Mit Angehörigen sind Eltern und Familienmitglieder, Partnerinnen und Partner, Freunde und Freundinnen, kurz, alle Bezugspersonen der Person mit Substanzproblemen gemeint, auch Personen aus deren Arbeitsumfeld. Zielsetzung. Es gibt viel mehr Angehörige als Abhängige. Wir wollen, dass das Leiden der Angehörigen mindestens ebenso stark wahrgenommen wird, wie jenes der Süchtigen. Denn oft leiden die Angehörigen auch oder sogar noch mehr als die Abhängigen selbst. Und häufig trägt unsere Arbeit mit Angehörigen auf längere Sicht oft zu einer besseren Lebensqualität der Konsumierenden bei. Zum Glück ist in den letzten 25 Jahren für Menschen mit einer Suchtkrankheit ein grosses Netz an Hilfs- und Therapie-Angeboten geschaffen worden, das von Beratungen durch Streetworker und Sozialarbeiterinnen über Notschlafstellen, Entzugsstationen und stationären Therapiemöglichkeiten bis zu Substitution und schliesslich der kontrollierten Heroinabgabe reicht. Dieses Netz entlastet auch die Angehörigen. Die totale Abstinenz ist nicht mehr das einzige Ziel. So kann zum Beispiel durchaus eine sogenannte Schadensminderung grosse Entlastung bringen. Vertrauliche Einzelgespräche Therapieverlauf. Jede menschliche Geschichte ist anders, es gibt darum keinen klar voraussehbaren Verlauf. In der Arbeit mit unseren KlientInnen ist alles möglich, vom einmaligen Informationsgespräch über eine Vereinbarung zu einer bestimmten Anzahl von Sitzungen bis hin zu einer langjährigen Therapie. Wir führen geleitete Gesprächsgruppen für Eltern und für Partner/innen von drogenkonsumierenden Personen. Eine Gruppe trifft sich alle zwei Wochen 8 FORUM 1. Quartal 2012
Erlebnisberichte Interview Weiterbildungskurs für GruppenleiterInnen und zählt 5 bis 10 Personen, und wer eintreten möchte, wird zu einem Vorgespräch eingeladen. Jemand aus unserem Beratungsteam leitet die Gruppe über den Zeitraum eines Jahres, denn ohne Begleitung besteht die Gefahr, dass sich die Gespräche in einer problemfixierten Weise im Kreise drehen. Gegen den Schluss hin bereiten wir die Teilnehmenden darauf vor, als Selbsthilfegruppe selbständig zu funktionieren. Unsere Räumlichkeiten stehen für die Gruppentreffen weiterhin zur Verfügung, auch eine situative Beratung ist jederzeit möglich. Wenn Sie an einer Selbhilfegruppe teilnehmen möchten, lesen Sie unseren Beitrag auf Seite 6 oben. Schuldgefühle. Schuldgefühle sind ein grosses und schwieriges Thema in der Beratung, insbesondere bei Eltern. Sie nützen niemandem etwas, aber sie sitzen tief und behindern oft eine positive Veränderung. Deshalb lohnt es sich, sie zu bearbeiten. Wenn jemand über längere Zeit Beratung in Anspruch nimmt, ist eine zentrale Frage: Wie möchte ich mein eigenes Leben führen? Es geht darum, dass sich die angehörige Person nicht zu einem Grossteil über das Problem mit der konsumierenden Person definiert, sondern den Focus wieder auf das eigene Leben legt. Lesen Sie unsere Einladung zu den Themenabenden auf Seite 5 unten. Wissen über Drogen. Wir begegnen in unserer Arbeit Menschen mit sehr unterschiedlichem Wissen über Drogen. Die Mutter, die aus allen Wolken fällt, als sie entdeckt, dass ihr 30-jähriger Sohn konsumiert und die noch nie etwas mit Drogen zu tun hatte, ist schlechter informiert als der Partner einer Kokain-Konsumentin, der selber auch schon konsumiert hat. Viele Eltern haben noch die Bilder der Elendsgestalten am Letten im Kopf und wissen nicht, dass ein grosser Teil der Menschen, die z.b. gelegentlich Kokain konsumieren, kein Problem hat damit. Jüngere Eltern von kiffenden Jugendlichen sind in der Regel gut informiert, aber geplagt von grossen Ängsten. Es kommen auch immer wieder ausländische Angehörige zu uns, allerdings eher gut integrierte mit hoher Sprachkompetenz. Sucht als Krankheit erkennen. Es ist besser als früher, das Tabu und die Stigmatisierung sind aber noch immer sehr hoch bei der Drogenabhängigkeit, die oft als selbst verschuldet betrachtet wird. Auch Angehörige überlegen sich sehr genau, wem sie von der Drogensucht ihrer Söhne und Töchter, ihres Freundes, ihrer Ehefrau erzählen. Gesteht man dem Arbeitgeber, dass der Sohn kokainabhängig ist oder deckt man ihn, wenn er fehlt am Arbeitsplatz? Und selbst bei vielen Angehörigen ist der Ansatz «Sucht gleich Krankheit» neu. Substanzabhängigkeit ist ja in der Tat eine spezielle Krankheit. Bei einer Grippe zum Beispiel pflegt man die erkrankte Person gesund und nimmt ihr Arbeit ab. Wenn hingegen Angehörige die konsumierende Person über lange Zeit schonen, ihr viele Alltagsaufgaben abnehmen und sie finanziell grosszügig unterstützen, kann sich dies kontraproduktiv auswirken. Mit freundlicher Genehmigung von Theres Roth- Hunkeler, Chef re daktorin der Fachzeitschrift für Weiter bildung «Education Permanente», herausgegeben vom Schweiz. Verband für Weiterbildung SVEB, wo das Interview als Erstdruck erschien in Ausgabe 2011/4 zum Thema «Gesundheit / santé» www.education-permanente.ch FORUM 1. Quartal 2012 9