Einführung in die MIDI-Technologie



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Transkript:

Ludwig-Maximilian-Universität München 16.06.2003 Institut f ür Kommunikationswissenschaft, SoSe 2003 Einführung in die MIDI-Technologie Musical Instrument Digital Interface Seminar Medientechnik Philipp Lehmann Übersicht Geschichtliche Entwicklung Idee / Motivation Grundlagen der MIDI-Technologie FM und Wavetable Unterschied zwischen MIDI und Digital Audio General Midi und weitere Standards Hard- und Software Aufgabe + Demo Quellen Seminar Medientechnik 2/20

Geschichtliche Entwicklung Synthesizer-Boom Ende der 70er Layering von Musikern gewünscht (mehrere Soundschichten übereinander) Gespräche zwischen Musikern, Technikern und Synthesizer- Herstellern Schnittstellen-Prototyp USI (Universal Synthesizer Interface) 1983: North American Music Manufacturers Show erste MIDI-fähige Keyboards von Sequential Circuits und Roland MIDI 1.0 Standard 1988: Standard MIDI File Format 1991: Erweiterung auf General MIDI Seminar Medientechnik 3/20 Idee / Motivation mehrere Synthesizer und Effektgeräte verbinden einfach Steuerung und synchrones Spiel Steuerung verschiedenster Geräte (elektronische Klangerzeuger, Effektgeräte, Lichtsteuerung) über ein universelles Kommunikationssystem Standardisierung Kompatibilität mit Geräten unterschiedlicher Hersteller abgespeicherte MIDI-Daten auf beliebigen MIDI-Geräten einfach abspielbar und editierbar Seminar Medientechnik 4/20

Grundlagen der MIDI-Technologie (1) Kommunikationsprotokoll Interaktion verschiedener elektronischer Instrumente (oder Geräte) oft verglichen mit der Kommunikation zweier PCs via Modem MIDI-Schnittstellen: In, Out, Thru ermöglicht Kopplung mehrerer Geräte (Daisy-Chain, Stern) Seminar Medientechnik 5/20 Grundlagen der MIDI-Technologie (2) sehr geringer Speicherbedarf (3 min ~ 50 Kbyte) MIDI-Datenstrom: 31,25 kbit/sec MIDI überträgt keine Musik, sondern nur Anweisungen (MIDI-Messages), wie ein Ton gespielt werden soll: kanalbezogen (Ton channel, program, Zeitpunkt, Anschlag velocity ) systembezogen (MIDI-Clock, Start, Stop) gerätebezogen (herstellerspezifische oder standardisierte Steuerbefehle) Seminar Medientechnik 6/20

MIDI-Messages Einfachste Befehle aus 1 bis 3 Byte Statusbyte (8. Bit immer gesetzt = 1) 60 = mittleres C 1. Nibble (halbes Byte) spezifiziert Message-Typ 2. Nibble (hier xxxx ) enthält Kanal-Nummer Datenbyte (8. Bit nie gesetzt = 0) MIDI-Event Statusbyte 1. Datenbyte 2. Datenbyte Note OFF 1000 xxxx Note Velocity Note ON 1001 xxxx Note Velocity Key Poly Pressure 1010 xxxx Note Druckstärke Control Change 1011 xxxx Controller Wert Program Change 1100 - xxxx Programm - (entfällt) - Seminar Medientechnik 7/20 FM und Wavetable FM = Frequency modulation : periodisches Signal (Modulator) verändert die Frequenz eines Signals (Carrier) Veränderung im hörbaren Bereich bewirkt signifikante Klangänderung nützlich zur Erzeugung (Generierung) elektronischer Klänge Wavetable digitale Samples und Soundsegmente keine Soundgenerierung,sondern Überlagerung der Samples besser geeignet um echte Instrumente nachzuahmen, realistischeres Klangerlebnis, bessere Klangtreue Seminar Medientechnik 8/20

MIDI vs. Digital Audio Digital Audio: (z.b. *.wav) analoges Signal wird (mittels ADC-Chip = Acoustic-to-Digital- Converter) in digitales Signal umgewandelt Sampling diese können digital weiterbearbeitet werden ABER: braucht sehr viel Platz! MIDI: (z.b. *.mid) keine analogen oder digitalen Audiosignale im MIDI-Kabel enthält nur die Daten des Spiels, bzw. Instruktionen f ür das Generieren von Musik Informationen um MIDI-Sound Modul zu aktivieren DAHER: braucht sehr wenig Platz! Größe eines 1-sec-Sound-Samples in ansprechender Qualität: ~ 700 KB < 1 KB Seminar Medientechnik 9/20 MIDI-Standards (1) MIDI 1.0 1989 von International MIDI Association festgelegt ( MIDI 1.0 Detailed Specification, Document Version 4.1 IMA, Los Angeles) enthält physikalische und elektronische Spezifikationen, sowie ein Kommunikationsprotokoll einfache Sprache, die Informationen über Ereignisse (Spielen einer Note, Zeitinformationen) enthält PROBLEM: keine standardisierten Patch Maps (= Zuordnung der verschiedenen Instrumente zu Nummern) extreme Sound-Unterschiede auf verschiedenen Geräten mit unterschiedlichen Patch Maps Seminar Medientechnik 10/20

MIDI-Standards (2) General MIDI 1991 eingeführte Standardisierung: 128 Instrumente in 16 Gruppen Piano Bass Holzbläser Synth F/X Stabspiele Streicher Flöten Ethno Sounds Orgel Ensemble Synth Lead Percussion Gitarre Blechbläser Synth Pad Sound F/X jedes Instrument hat spezifische Patch-Nummer zusätzlich: Gruppe perkussiver Sounds auf Kanal 10 ähnlicher Sound auch auf verschiedenen Geräten Seminar Medientechnik 11/20 MIDI-Standards (3) General MIDI 2.0 voll abw ärtskompatible Erweiterung des GM-Standard 256 Klänge, 9 Drumkits, 32 stimmige Polyphonie zusätzliche MIDI-Controller zur Echtzeitsteuerung von Klangparametern Roland GS und Yamaha XG beide abw ärtskompatibel zu GM mehr Klangfarben, mehr Effekte nur Yamaha s XG Standard hat sich etabliert Seminar Medientechnik 12/20

Weitere MIDI-Formate Extended MIDI (XMIDI) ternäre statt binärer Logik (Spannungszustände +5V, 0V und 5V werden verarbeitet) Erweiterung auf 324 MIDI-Kanäle, Verminderung der Signalverzögerung bei Kopplung vieler Geräte ABER: konnte sich trotz Abw ärtskompatibilität (noch) nicht etablieren MIDI-Machine-Control (MMC) Steuerung von DAT-Playern MIDI-Show-Control (MSC) Steuerung von Ton-, Licht- und Videoeffekten Seminar Medientechnik 13/20 Hard- und Software (1) Synthesizer und Keyboards Über Klaviatur direkt spielbar Klangerzeuger mit Vielfalt an Instrumenten und Effekten Expander (Soundmodul 1) Klangerzeuger ohne eigene Tastatur, müssen über andere Geräte angesteuert werden Seminar Medientechnik 14/20

Hard- und Software (2) Sampler (Soundmodul 2) verarbeiten digitales Audiomaterial für Klangerzeugung kann Sounds verfremden und mit Effekten unterlegen keine eigene Klaviatur Sequencer Gerät (oder Programm), das MIDI-Sequenzen aufnehmen, speichern, editieren, kombinieren und wiedergeben kann Seminar Medientechnik 15/20 Hard- und Software (3) Effektgeräte und Studiogeräte Effekte in Echtzeit zuf ügen spezielle Geräte, meist für Studiozwecke (digitale) Mischpulte zum verschmelzen einzelner Parts/Spuren (Klangerzeuger, Instrumente, Gesang,...) (fast) alle Geräte auch als Software erhältlich ABER: Hardware-Geräte erzeugen meist bessere Resultate Seminar Medientechnik 16/20

Steinberg: Cubase sehr mächtiges Programm zur MIDI-Bearbeitung auch WAVE-Formate können bearbeitet werden All-in-One -Lösung: Arbeiten mit Samples, FM, Effekte, Kopplung an MIDI-Keyboards, Mischen... Ergebnis von MIDI-Bearbeitung als Ausgabe im Noteneditor Seminar Medientechnik 17/20 Aufgabe + Demo Aus der als MIDI-File vorgegebenen kurzen Melodie des Kanons "Bruder Jakob" soll ein mehrstimmiger Kanon mit Schlagzeugbegleitung gebastelt werden. Lautstärke angleichen und Quantisierung am Schluss langsamer werden Schlagzeug hinzufügen abschließend weitere Demos über die Möglichkeiten von MIDI mit professionelle(re)m Equipment Seminar Medientechnik 18/20

Quellen http://www.midi.com http://www.midiworld.com/basics http://www.mm.fh-mannheim.de/archiv/isb7is99/vortraege/treutlein/index.htm http://www.musiklehre.at/index.htm http://www.creativechaos.de.vu http://www.mtsu.edu/~dsmitche/rim419/midi/htmls/contents.html http://www.tu-chemnitz.de/informatik/ra/kompendium/vortraege_97/sound/index.html http://www.stiftergym.at/schueler/bam_haid/entw.htm http://www.chscene.ch/ccc/contrib/netzmafia/mutimedia/mm-31b.html Seminar Medientechnik 19/20 Danke für die Aufmerksamkeit...und viel Spaß mit MIDI! Seminar Medientechnik 20/20