Strategischer Einsatz der B A U E R N (Teil 1)

Ähnliche Dokumente
6. Internationaler Senioren-Cup 2017 Bad Wiessee am Tegernsee. 22. bis 30. April 2017

Stufe 2 Vorausdenken 3: Greife sicher an! 3: Angriff ausdenken 5: Material / Material gewinnen: A

Schach C- Trainer Hausarbeit Wolfgang Miesenberger

Stufe 2 Vorausdenken 3: Greife sicher an! 3: Angriff ausdenken 4: Mache einen sicheren Zug!

7. Internationaler Senioren-Cup 2018 Bad Wiessee am Tegernsee. 21. bis 29. April 2018

Stufe 4. 6) 1. Th5+ gxh5 2. Df6# (ablenken+matt) 7) 1... Lg6 (fesseln) 8) 1. Tf3+ exf3 2. Dxg5. (Abzugsangriff)

7...b5 8.Le3!? Die Hauptvariante entsteht nach Der Textzug führt zu einem sehr komplizierten Spiel. + +Q!+ "#$%&'()*+

Läuferpaar. Diagramm 20. Schwarz sah nur Dd4 und die Verteidigung Dg5. Das Manöver 11. Dg4! g6 und erst

Konstantin gewinnt. 1.Sf3 d5 2.d4 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lf5 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb Sbd7 9.De2 Lg6 10.Se5? [10.e4 ist gut.]

DER ZUG 2. LG5 GEGEN DIE HOLLÄNDISCHE VERTEIDIGUNG [A80]

Taktische Ablenkungsopfer 3. Taktische Ablenkungsopfer 1. Taktische Ablenkungsopfer 4. Taktische Ablenkungsopfer 2. Taktische Ablenkungsopfer 5

Fesselung von Michael Reiter 2011

Sonne lacht über dem Tegernsee

Rundenbulletin Open 2011 Runde 1

20. Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft Bulletin 4 1,--

Jugendschach, Lektion 10

"Der Minoritätsangriff"

XABCDEFGHY 8r+l+-trk+( 7+p+-+pzp-' 6psn-+-sn-zp& 5+-wq-zp-+-% 4P+-+P+-+$ 3+-sN-+N+-# 2LzP-tRQzPPzP" 1+-+R+-mK-! xabcdefghy

Mittelspielstrategie Der d-isolani

Schach am Kanal. Das Mitteilungsblatt des Schachverein Datteln Ausgabe 2018/ii. Welche Eröffnungen wurden gespielt?

Ergebnisse Runde 9 / Results round 9 Section 50 +

The Nightmare. Glarean Magazin / 2004/05. 1 von 6

Eröffnungskurs SK Sontheim 2012 Lektion 7

Konstantin Peyrer (SK Ottakring) gewinnt 4. Activity-Jugendschach-Cup!

Natalie Peraus (SZ Favoriten) gewinnt 9. Activity-Cup! Johannes Lager (SC Donaustadt) wird Zweiter, Platz 3 für Christoph Kainz (SZ Favoriten)

Lernziel: DWZ 1500 Lektion 1

Grundlagen des Taktiktrainings. (Achim Müller)

Spanische Partie. SGE Thematurnier 2016/ e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5. Geschichte

Eröffnungskurs SK Sontheim 2012 Lektion 3

Kochrezepte gegen die Abseitsfalle eine kleine Serie von Abhandlungen über Eröffnungen abseits der Bücher

Zusammenschluß an der Spitze

XABCDEFGHY 8-+-tr-+k+( 7zp-+-+-+p' 6-zp-+p+p+& 5+P+-sNp+-% 4P+P+nzP-+$ 3+-+-mK-+-# PzP" 1+-tR-+-+-! xabcdefghy

Alexander Areshchenko gewinnt die 20.OIBM in Bad Wiessee

Schachfestival Basel

Jugendschach, Lektion 7

Motive gegen Skandinavisch

Taktiv vom 16. November 2017 / JH

Christoph Goetz gewinnt das A-Turnier des 5. Activity-Jugendschach-Cup! Pelin Zenginer (SC Donaustadt) holt Siegespokal im B-Turnier!

OIBM 2017: bis Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft

Comput er- WM Amst erdam (2)

Weitere Schachlektionen kostenlos zum Download auf

Jugendschach, Lektion 11

Hotel Landgasthof, Riehen

4. Worringer Schnellschachopen

Rundenbulletin Open 2011 Sieger

Schachfestival Basel

Alexander Aljechin Bogoljubow Aljechin, Hastings, d4 f5 2.c4 Sf6 3.g3 e6

DURCH UND DURCH IN MORPHYS SPIELE

21. Deutsche Senioren- Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände

XABCDEFGHY 8-+-trr+-mk( 7zp-+-+p+p' 6-+-+q+pvL& 5+-+-vl-+-% 4-+-zplzP-+$ P# 2PzP-wQN+P+" 1+-+R+R+K! xabcdefghy. 2. Weiß spielte hier 23.b3?

Der Turm auf der offenen Linie I

Bericht des Pannonia Cups:

Euwe-Test 1: Magerramov-Kasparov

Cor van Wijgerden Schach lernen Handbuch zum Selbststudium Stufe 6

Glück und Pech im Rahmen hoheitlicher Beobachtung

Fernschach-Guru Dr. Fritz Baumbach aus Berlin gewinnt die 11. Auflage der Offenen Seniorenmeisterschaft im Schach von Mecklenburg-Vorpommern

Drei Religionen - ein Haus

Stufe 1. 3 Das Brett / Felder benennen: A. 9) g5 b4 c6 10) f4 e6 b7 11) c3 h5 e2 12) f7 b6 d1. 2) g8 e7 c3 6) d4 f5 c2. 3) g4 d5 c2 7) f6 b1 d5

Weitere Schachlektionen kostenlos zum Download auf

Pirc mit 5.e5!? [B09] Jerzy Konikowski

Schach am Kanal. Das Mitteilungsblatt des Schachverein Datteln 1924 e.v. Ausgabe 2019/01 Rückblick auf Januar. Miniaturen.

Mattbilder 3: Grundreihenmatt

Vellmar 2 in der Krise? Vellmar 2 - Caissa 2: 4-4

3. World Senior Team Championship Ergebnisse Runde 1 / Results round 1 Section A

D A M E N D R U C K. Vereinszeitung des SC Weiße Dame Ulm. Weiß am Zug gewinnt. Aus der Partie Klaus Locher-Manfred Kirchner Auflösung auf Seite 21

Schwerfiguren 1: Angriffspotential

Kurzer Eröffnungsüberblick

Stufe 4. Gedächtnisstütze. Die Lösungen zum Heft finden Sie unter:

Vorstufe 1. 3: Wie zieht der Turm? 1) Zeichnung. a1, a2, a3, a4, a5, a6, a7. 6) +: a5, b5, d5, e5, f5, g5, h5,

Stufe 3 mix 3 1) Tf4+ 2. Txd4 Txd4 (Abzugsschach wobei die Röntgendeckung des schachbietenden Läufers nötig ist. Nach 1. Td2+ zieht Weiß den Kön

Eröffnungskurs SK Sontheim 2012 Lektion 1

Wichtige Punkte Hattersheim I Kelkheim 1915 Matzies Rauschenbach

Analyse meiner Regionalligapartien der Saison 1995/96. Ralph Schroll. Dank an Ulrich Dauscher und Felix Theisinger für Ihre Analysen.

Beispiel 1 Die Idee e4-e5 offenbart den positionellen Vorteil des Weißen.

D A M E N D R U C K. Vereinszeitung des SC Weiße Dame Ulm. Schwarz am Zug gewinnt

Matthias Gleichmann ist der XII. Weltpokalsieger.

Frühlingsgefühle Mörlenbach II Hattersheim I 1899

Schwerfiguren - Turmverdoppelung SK Germering

17. Offene Internationale Bayerische Schach Meisterschaft Bulletin 2

XIIIIIIIIY 8r+-+-trk+0 7+lwq-vlpsnp0 2 6pzpn+p+p zP-+-0 4P+-sN sN-vLL+-0 2-zPP+Q+PzP0 1+-+R+R+K0[ xabcdefghy

Leopold Wagner aus Dornbirn gewinnt Activity-Sommerturnier! Arian Hoseini (SV Mödling) wird Zweiter, Platz 3 für Iris Enache (Ottakring)

Lach- und Schachgeschichten

Bauerndiplom. 2 Der König

4) 1. exd5+ Kxd5 2. Le4+ Ke6 3. Lxc6 (Hinlenken und Doppelangriff: Röntgenschach)

Lach- und Schachgeschichten

Das Remis. Schachgesellschaft Emmenbrücke. 1. Einleitung

Ich beginne mit dem Ende, da es Schachpartien und Stellungen gibt, die man sehr schwer vergisst.

XABCDEFGHY. 7zpp+-+pzpp' xabcdefghy

SCHACH. Chemie Weißensee feiert 7:1 Kantersieg

20. Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft Bulletin 4 1,--

Schach am Kanal. Das Mitteilungsblatt des Schachverein Datteln Ausgabe 2018/v Rückblick auf November. Momentaufnahmen II.

Der Laufer Springer Vereinszeitschrift des SV Lauf an der Pegnitz Ausgabe 2 2,50 Wolfgang Hauernherm

Der talentierte Mr. Pillsbury

1/ Das Motiv der Linienunterbrechung, erste Schritte

Schach am Kanal. Studien. Das Mitteilungsblatt des Schachverein Datteln Ausgabe 2018/IV Rückblick auf Oktober. Das indische Problem.

Mattbilder 2: Ersticktes Matt

SCHACH. Chemie Weißensee startet erfolgreich in die neue Saison BSV 63 Chemie Weißensee I. - SV Berolina Mitte II 5,5:2,5

Partienzeitvertreib. #2 Ihr Kinderlein kommet. Heute im Bulletin:

DER SCHLÜSSEL IN DER STRATEGIE

Transkript:

(aus Koblenz:Schachtraining) Strategischer Einsatz der B A U E R N (Teil 1) Einleitung: Aus den sieben Punkten der Stellungseinschätzung wissen wir, dass den Bauern eine besondere Bedeutung zu kommt. Aus der Bauernstruktur entsehen starke und schwache Felder (komplexe). 1. Die Bauern bilden das Rückrat jeder Stellung. Von der Bauernstruktur (...formation) hängt es ab, ob im eigenen Lager gewisse Punkte (Felder) geschützt sind oder nicht. Oder noch genauer: die Bauernstellung entscheidet, ob Felder schwach oder stark sind. Erinnert sei auch an die Dreierregel!! 2. Jeder Bauernzug verursacht Schwächen (immer die Felder neben dem Bauer sind Schwächen oder neigen dazu, Schwächen zu werden. Ohne Bauernzüge ist allerdings kein Angriff möglich. 3. Deshalb ist es wichtig, vor jedem Bauernzug, alle Vor- oder Nachteile abzuwägen, die durch diesen Zug entstehen. Beispiele: Besrutschko-Koblenz (Weiß: Kf2, Ta1, Td2, Lf1, Ba2, b2, c4, e4, f3, g2, h2 Schwarz: Ke7, Tb6, Td6, Sd4, Ba7, b7, c5, e5, f7, g6, h7) Stellungseinschätzung: Jeder stellt fest: starke Stellung des schwarzen Springers auf d4 - er ist schwer zu vertreiben (fast gar nicht) - für Weiß ist d4 ein schwacher Punkt, der Springer wirkt störend schwache Stellung des weißen Läufers f1 - die entscheidenden Bauern stehen auf weißen Feldern Durch einen kombinierten Angriff auf beiden Flügeln erzwingt der Schwarze den Sieg. Besrutschko Koblenz Siehe Diagramm 26.Tb1 Ta6! 27.b4 auf 27.b3 könnte folgendes Blockademanöver folgen: Tdb6,Ta3, a7-a5, a4 und falls 27.a3 dann Tdb6, Tb3 und Tab6. 27...Tdb6 (Sc6 wäre eine taktische Widerlegung) 28.b5 Ta3 29.Tbb2 Tc3! Verhindert Td3 30.a4 f5! 31.exf5 [ Kritisch wäre auch 31.Kg1 fxe4 32.fxe4 Te3 33.Ld3 Tf6! 34.h3 h5 35.-- /\g5 36.-- g4 37.-- g3] 31...gxf5 Nun ist ein schwer aufzuhaltender Freibauer entstanden. 32.a5 Treibt den Turm dorthin, wo er sowieso hin wollte/sollte! 32...Te6 HINTER die Freibauern!! (Tarrasch!) 33.Kg1 e4 34.fxe4 fxe4 35.Td1 Der Turm eilt zur Blockade! 35...e3 36.Te1 Tc2! Je weniger Figuren sich dem Freibauern entgegenstellen, um so besser für die aktive Partie. 37.Txc2 Sxc2 38.Te2 Türme sind schlechte Blockadefiguren, weil sie durch Leichtfiguren vertrieben werden! 38...Sd4 39.h3!? [ 39.Te1? e2-+] 39...Sxe2+ 40.Lxe2 Nach einigen Zügen gab Weiß auf. 0-1!!! Nochmals zurück zur Ausgangsstellung: Stände der weiße Bauer c4 auf c3 würde sich die Einschätzung der Stellung radikal ändern: Der schwarze Sd4 wäre nicht möglich und Der weiße Lf1 hätte größere Beweglichkeit (könnte nach c4). Weiß hätte also vollwertiges Spiel und braucht nicht zu verlieren!

Vorsicht mit Bauernzügen; sie können nicht rückwärts gehen!! Jeder Bauernzug muß der Stellung angepaßt sein! Unnötige Bauernschwächen vermeiden (Für und Wider!!). Bauernschwächen sind relativ konstant; stabil. Sie sind statistische (feste) Nachteile. Sie werden deshalb lange Zeit dem Gegner als Angriffsobjekte dienen. Es ist also sehr wichtig, die Bauernformationen (Bauernstrukturen; Bauernstellungen) zu kennen, die aus den verschiedenen Eröffnungen heraus, entstehen können. Hier einige Beispiele, die in den weiteren Partiebeispielen vorkommen werden. Wichtig ist dabei, für jede Bauernformation die typischen Angriffs- oder Verteidigungsideen zu verstehen. Dazu ist ein zielstrebiges Strategietraining notwendig! Smyslow-Denker: Weiß: Kg1, De3, Tc1, Td1, Lg2, Se4, Ba2,b3,c4, f2, g3, h2 Schwarz: Kg8, Dc7, Tc8, Td8, Le6, Lg7, Ba7, b6, d6, e5, g6, h6 Im folgenden Diagramm ist der d6-bauer festgelegt. Er ist rückständig! Dies ist meist eine Schwäche. (Dazu etwas mehr bei der Erläuterung der Kompensationsstrategie.) Dieser Bauer benötigt selbst den Schutz einer Figur (wird also selbst Angriffsobjekt). Wie diese Schwäche angegriffen wird, zeigt der ehemalige Weltmeister W. Smyslow eindrucksvoll gegen einen sehr starken Meister der dreißiger/vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Welche Ziele streben beide Seiten an? Schwarz: ist bestrebt d6-d5 durchzusetzen, sich vom rückständigen Bauern zu befreien. Gleichzeitig kann er versuchen, die halboffene f-linie, für einen Angriff zu nutzen.

Weiß: muß versuchen, den Bauern d6 festzulegen: Das kann auf zwei Arten geschehen! 1. das Feld d5 unter Kontrolle oder 2. den festen Punkt (Bauer e5) sicher zu bedrohen. Danach kann Weiß dazu übergehen, den Bauern d6 mit Figuren anzugreifen. Aufgrund von Raummangel, kann Schwarz den Bauern nur ungenügend decken. Zuerst beseitigt Weiß den Verteidiger des Feldes d5 und sichert sich die volle Kontrolle über dieses Feld. Danach wird das schwache Feld (Bauer) d6 mehrfach angegrifffen. Nicht die Gegenspielmöglichkeiten vergessen! Smyslow Denker (siehe Diagramm) 24.Sc3! De7 25.Ld5! Nach dem Abtausch wird das Feld d5 absolut schwach! 25...Kh7 26.Lxe6 Dxe6 27.Td3 Verdoppelung!! Das ist von der Turmstrategie bekannt. 27...Tc7 28.Tcd1 Tf7 Schwarz will Gegenspiel auf der f-linie; er sieht den schwachen Punkt f2. 29.Se4 Ein Riesenfeld (Stützpunkt) für den Springer. Er erfüllt zwei Aufgaben: Angriff des schwachen Feldes d6 und Verteidigung des Feldes f2. Sein Gegenspieler, der Lg7, spielt eine sehr passive Rolle! 29...Lf8 30.Td5 Dg4!? Wer sieht die kleine Falle?! 31.T1d3 [ Verfrüht wäre 31.Sxd6 Lxd6 32.Txd6 Dxd1+ 33.Txd1 Txd1+ und guten Möglichkeiten auf Ausgleich.] 31...Le7 [ Nach dem stärkeren Zug 31...De6 folgt die Aufrollung durch b4 und c5!] 32.Sxd6 Lxd6 33.Txd6 Tdf8 34.Dxe5! Das benötigt genaue Berechnung, weil der eigene König allein gelassen wird. 34...Txf2 35.Td7+! T2f7 36.Txf7+ Txf7 37.Td8! Tg7 38.De8 g5 39.Dh8+ Kg6 40.Td6+ Kf7 41.Dxh6 und Weiß errang den Sieg. Bevor wir die folgende Partie verfolgen, wollen wir diese Bauernformation diskutieren: Der Bauer e2 ist rückständig. Das ist im Endspiel nicht so schlimm, weil e2-e3 möglich ist Im Mittelspiel jedoch wird dann die Schwäche d3 entstehen und zum Angriffsobjekt werden! Weiß könnte mit b4 auf c5 eine Schwäche erzeugen. Das Feld c4 ist ein gutes für Weiß. Warum? Weil Schwarz schlecht b6-b5 ziehen kann! Der Bauer c5 wäre danach ein rückständiger und schwer zu verteidigen! Zusammenfassend: In der folgenden Partie ist der Angriff gegen den Bauern e2 die Richtschnur für den Schwarzen! Das positionelle Merkmal ist der "Zurückgebliebene Bauer" ABER nicht einzelne Merkmale aus der Gesamtstrategie herausnehmen! auch den Einsatz der Türme, Läufer usw. sowie alle strategischen Merkmale aber auch die Taktik nicht vergessen! An dieser Stelle schaut Euch die Stellung gründlich an; vergleicht mit den Erläuterungen der vorangestellten Bauernformation! 2. Im Geiste des Schwarzen entsteht folgender Plan: 1. Er bedroht den Bauern solange, bis Weiß den Sd4 schlägt. 2. dann können die anderen Figuren auf der halboffen e-linie die Arbeit beenden.

Lissizin Botwinnik Die Eröffnung ist hier nicht das Wichtige, deshalb etwas schneller! 1.Sf3 c5 2.c4 Sf6 3.g3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.Lg2 Sc6 6.0-0 Eine Unterlassungssünde: die Eröffnungsprinzipien verlangen d4!) 6...e5 7.d3 Le7 8.Sbd2 0-0 9.Sc4 f6 10.Le3 Le6 11.a4 Stärkt zwar die Stellung des Sc4; schwächt aber das Feld b4 erheblich (meist darf Schwarz auch nicht b5 spielen-siehe Vorbemerkungen!). 11...Dd7 12.Dd2 b6 13.Tfc1 Tac8 14.Dd1 Kh8 15.Ld2 Tfd8 16.Db3 Sc7 17.Lc3 Tb8 18.Dc2 Sd5 19.Sfd2 Tbc8 20.Sf1 Sd4! Siehe Diagramm Wie leicht ersichtlich: Weiß kann keinen Plan entwickeln!! So stark stört der schwarze Springer d4; er erstickt jedes Gegenspiel im Zentrum. 21.Dd1 Lg4! Jetzt muss Weiß den Sd4 schlagen! 22.Lxd4 exd4 23.Dd2 Lf8 Die e-linie wird für die schweren Figuren freigelegt. 24.Te1 Te8 25.h4 Lh3 26.Lf3 Te7 Die schon bekannte Verdoppelung! 27.Sh2 Tce8 28.Kh1 Le6! Der Lh3 will sich nicht durch g4 einschließen lassen. Außerdem will er den Verdigungsläufer f3 (des Königs und des Bauern e2) über das Feld abtauschen. 29.b3 Sb4 Das ist die unangenehme Folge vom 11.Zug a4. 30.Lg2 Ld5! 31.Sf3 Tf7 Warum nun dieser Zug? Weiß hat immer noch kein Gegenspiel. Deshalb verstärkt Schwarz seine Stellung weiter; eine Figur spielt noch garnicht mit! Die Idee ist es, den arbeitslosen Lf8 mitspielen zu lassen. 32.Kh2 Ld6 Die beste Figur von Weiß (Sc4) wird sich nicht abtauschen gegen den "schlechten" schwarzen Läufer! 33.Lh3 Dd8 34.Tab1 Tfe7 35.Sg1 Lc7! 36.Sa3 Lb7! Was droht denn das? Es droht Dd5!! beim Schwarz erzwingt den Läuferabtausch und damit die Schwächung der weißen Königsstellung. Danach sind soviele positionelle Vorteile Schwarzen, daß er bald losschlagen (Taktik) kann. REGEL: Druck im Zentrum ermöglicht früher oder später Verlegung des Schwerpunktes des Kampfes auf einen Flügel 37.Lg2 Lxg2 38.Kxg2 Sd5 39.Sc2 Dd6 Welche taktische Möglichkeit taucht auf? Se3 Schach! 40.Sa3 Se3+ 41.Kh1 Sg4 42.Df4 Alles fällt wie ein Kartenhaus zusammen! Es geht nichts mehr! [ Auch der Versuch mit 42.Tf1 scheitert wegen 42...Dd5+ 43.f3 ( 43.Sf3 Txe2-+) 43...Se3-+; Auch 42.Kg2 scheitert an 42...Sxf2-+ schaut auf den schwarzfeldrigen Läufer auf c7!! ( oder 42...Te3-+ ) ] 42...Dxf4 43.gxf4 Sxf2+ 44.Kg2 Sxd3 und Weiß gab auf! Zusammenfassung: Der Kampf wird immer ausgeglichener, je besser ein Schachspieler wird; wenn gleichstarke Spieler zum Kampf antreten, erhält die sogenannte KOMPENSATIONSSTRATEGIE große Bedeutung. Was heißt das nun? Um eine Partie gegen einen gleichstarken zu gewinnen, muß man sich etwas "Besonderes" einfallen lassen! Ganz kurz oder vereinfacht könnte man sagen: Man macht für den Gegner eine kleine offensichtliche Schwäche, "läd" ihn ein, diese Schwäche einzunehmen. Inzwischen gelingt einem selbst, ein Angriff auf die gegnerische Stellung. Und konkreter kann man die drei folgenden Punkte betrachten: a) Ergebnis der Positionsabschätzung: Dem Gegner bewußt Vorteile einräumen, um selbst dadurch andere Vorteile als Kompensation zu erhalten. Oder im eigenen Lager sich schwache Punkte schaffen, um den Gegner abzulenken: offene Linien einräumen, schwache Felder, Bauernopfer und andere Nachteile um Gegenangriff auf den entgegengesetzten Flügel zu verlegen. Danach keine passive Verteidigung mehr; Gegenangriff einleiten (Dynamisch spielen!)

b) psychologisches Problem: Den Gegner zum Verlassen seines ruhigen Spiels zu veranlassen!! Sehr wichtig, wenn der Gegner nur Remis will. Provozieren des Gegners (jeder weiß, was Schwächen sind); ihn locken! Das ist dann aber immer ein Spiel fast am Abgrund des Verlustes (Nervenkampf!!). c) ganze Eröffnungssysteme sind heutzutage darauf ausgelegt: Sizilianisch (Sweschnikowsystem) oder Königsindisch (Klassisches System), Ben-Oni Mit Beginn der Partie schafft sich der Schwarze einen rückständigen Bauern oder Dem Gegner wird das gesamte Zentrum und der Königsflügel eingeräumt, z.b. um "nur" die Bauernmehrheit (Majorität) am Damenflügel und einen aktiven Lg7 zu erhalten. Welche Kompensation erhält der Gegner in Deiner Eröffnung? Solch eine Kampfmethode kommt nicht von allein. Sie erfordert natürlich sichere Voraussetzungen. Das sind: 1. Ein enormes Wissen aller "normalen" Gesetzmäßigkeiten. 2. Ein tiefes Abschätzungsvermögen der Stellung (das "Für und Wider"). 3. Das Gefühl in den "Fingerspitzen" (Intiution). 4. Phantasie, Freude am Risiko, eine gesunde Dosis von Optimismus. 5. Exakte und schnelle Variantenberechnung. 6. Hervorragende Technik. Nur vom Standpunkt der Kompensationsstrategie sind viele Ideen der modernen Meister (auch Lasker von den Alten ) verständlich (es gibt keine Regel ohne viele Ausnahmen!). Auch die folgende Partie zeigt sehr deutlich diese Kompensationsstrategie. Lasker war in dieser Hinsicht ein leuchtendes Beispiel für die damaligen jungen (und modernen) sowjetischen Großmeister. Lasker Capablanca Vorbemerkungen: Spanisch Abtauschsystem: Weiß gab seinen Läufer (statischer Vorteil für Schwarz: Er ist im Besitz des Läuferpaares!), um am Königsflügel einen Mehrbauern zu haben (auch statischer Vorteil für Weiß). Was geschah nun weiter in der Partie?: Hier spielte Lasker ganz überraschend 12.f5! Rein statisch gesehen ist das ein grober strategischer Fehler! Mit einem Mal wird der Bauer e4 ganz hoffnungslos rückständig und Weiß überläßt gleichzeitig dem Gegner das wichtige Feld e5! 12...b6 Schwarz will den Bauern e4 mit dem Lb7 angreifen. Der Plan ist zu langsam und auch das Feld e6 wird geschwächt. Besser war Ld7 und Tad8. 13.Lf4 Lb7? Jetzt entsteht eine neue Schwäche auf d6, obwohl sich Schwarz von seinem Doppelbauern befreit. 14.Lxd6 cxd6 15.Sd4 Tad8 16.Se6 Noch unangenehmer als im Zentrum ist ein Springer auf e6 postiert. Ein trojanisches Pferd! 16...Td7 17.Tad1 Sc8 18.Tf2 b5 19.Tfd2 Tde7 20.b4 Das erschwert den Befreiungszug c5. Zwar wird das Feld c4 geschwächt; als Kompensation hat man den passiven Läufer b7! 20...Kf7 21.a3 La8 22.Kf2 Ta7 23.g4 Weiß beginnt dort, wo er am Stärksten ist, am Königsflügel mit der Vorbereitung seiner Angriffsoperation. 23...h6 24.Td3 a5 25.h4 axb4 26.axb4 Tae7 27.Kf3 Tg8 28.Kf4 g6 29.Tg3 g5+ [ besser war wohl >=29...gxf5, weil nun Weiß die h-linie besetzt.] 30.Kf3 Sb6 31.hxg5 hxg5 32.Th3!+- Manchmal ist es schwer, was man tun sollte. Den Bauern d6 mitnehmen, oder das Gegenspiel des Gegners schon zu Beginn bekämpfen. Die Grundregel lautet: Stellungsverbesserung kommt vor Materialgewinn! [ Nach 32.Txd6 könnte 32...Sc4 33.Td1 und 33...Th8 mit Gegenspiel folgen!] 32...Td7 33.Kg3! Die

Vorbereitung für die folgende Kombination! Die Frage nach dem Sinn dieses Zuges erst nach zwei Zügen beantworten! 33...Ke8 34.Tdh1 Lb7 35.e5!! Räumt das Feld e4 für den Springer - eine feine Kombination! 35...dxe5 36.Se4 Sd5 37.S6c5 Die wütenden Springer! 37...Lc8 Auf einen Turmzug würde Sb7 folgen mit Sd6 und Turmgewinn! 38.Sxd7 Lxd7 39.Th7 Tf8 40.Ta1! Vollständige Einkreisung des Schwarzen! 40...Kd8 41.Ta8+ Lc8 und nach 42.Sc5 gab Schwarz auf! Eine phantastische Leistung des alten Laskers! 1-0 Wir sahen, dass der schreckliche Zug 12. f4-f5 keine bösen Folgen hatte. Schwarz war einfach nicht imstande, zum Gegenangriff zu kommen. Die Kompensationsstrategie ist eine zweischneidige Sache! Weitere Bemerkungen des Trainers: Zu eigenen Partien!! Aufgaben an die Kinder: Suchen eigener Partien, wo sie dem Gegner auch etwas einräumen hätten können!