IMPLANTATVERSORGUNG MUNDHYGIENE

IMPLANTATVERSORGUNG MUNDHYGIENE

IMPLANTATVERSORGUNG UND MUNDHYGIENE

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1. EINLEITUNG...5 2. MUNDGESUNDHEIT DES IMPLANTATPATIENTEN 2.1. Plaque...6 2.2. Zahnstein...6 2.3. Gingivitis...6 2.4. Behandlung der Gingivitis...7 2.5. Mundtrockenheit...7 3. MUNDHYGIENE DES IMPLANTATPATIENTEN...8 3.1. Reinigungshilfsmittel...8 3.2. Reinigung eines Stegs...9 3.3. Reinigung einer implantatgetragenen Brücke...10 3.4. Reinigung herausnehmbarer Prothesen...12 3.5. Reinigung der Mucosa und Beurteilung des Zustandes...13 3.6. Unterstützende Massnahmen...13 3.7. Recall und Service...13

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1. EINLEITUNG Häufig empfinden Patienten konventionelle Prothesen als unkomfortabel und beschwerlich. Manche Patienten können sich sogar nie an diese Art des Zahnersatzes gewöhnen. Das Gefühl der Unsicherheit und die ständige Überlegung, ob die Prothese noch an ihrem Platz sitzt, behindern bei ganz alltäglichen Dingen wie essen, lachen und sprechen. Durch Bewegungen der Prothesen können Druckstellen entstehen, die das Tragen noch unangenehmer machen. Implantatversorgung en stellen in diesen Fällen häufig Lösungen dar, weshalb ein Anstieg der Implantatbehandlungen in Zukunft zu erwarten ist. Besondere Beachtung muss dabei der Mundgesundheit und der Mundhygiene geschenkt werden, denn die Vermeidung von Erkrankungen der Mundhöhle erfordert von diesen Patienten das Erlernen bestimmter Pflegetechniken. Dadurch wird der Stellenwert der Betreuung und Instruktion in den täglichen häuslichen Mundhygienemassnahmen weiter an Bedeutung gewinnen und wesentlich zum dauerhaften Erfolg beitragen. Die Folge mangelhafter Mundhygiene kann im schlimmsten Fall den Verlust eines Implantats nach sich ziehen. Auch muss die Ausbildung der Dentalhygienikerin profunde Kenntnisse in den Anforderungen an die Mundhygiene des Implantatpatienten beinhalten, damit auch bei alten und kranken Patienten eine entsprechende Pflege gewährleistet wird, auch wenn diese selbst nicht mehr dazu in der Lage sein sollten. Dieses Handbuch gibt Informationen über Pflege und Gesundheit des implantatversorgten Mundes und soll helfen, den Stellenwert der Mundhygiene zu erkennen und damit als Leitfaden für den Langzeiterfolg in der Implantatversorgung dienen. Es wird sowohl die Pflege bedingt herausnehmbarer Versorgungen als auch steggetragener Deckprothesen behandelt. Die Pflegetechniken, Gingivitis, Beziehung zwischen Mundgesundheit und allgemeinem Befinden und die Wichtigkeit des Recalls und Services werden im folgenden eingehend behandelt. Dieser Leitfaden kann einerseits in der Aufklärung des Patienten, der eine Implantatversorgung wünscht, sowie bei der Führung bereits implantierter Patienten nützlich sein. Auch kann für Pflegepersonal anschaulich Information gegeben werden, und die Information in Ausbildungen weitergegeben werden. 1.10.2000 Jaana Turunen - 5 -

2. MUNDGESUNDHEIT DES IMPLANTATPATIENTEN Eine gute Mundhygiene ist der entscheidende Faktor für den Langzeiterfolg in der Therapie mit Implantatversorgungen. Mangelhafte Mundhygiene kann im schlimmsten Fall den Verlust eines Implantates nach sich ziehen. Wichtigstes Ziel ist die Entfernung von Plaque, die auch im Bereich des Implantates zu ähnlichen Entzündungsreaktionen führt, wie bei natürlichen Zähnen. Eine gesunde Mundhöhle vermittelt ein angenehmes und frisches Gefühl. Sie ist schmerzfrei und ebenso frei von bakteriellen, viralen und Pilzinfektionen. Über das angenehme Gefühl hinaus trägt die gesunde Mundhöhle auch zur allgemeinen Gesundheit bei. Infektionen der Mundhöhle stellen eine Pforte in den Körper dar, und können als Foci Infektionen in anderen Bereichen des Körpers auslösen oder begünstigen. Bereits bestehende Erkrankungen können durch orale Infektionen in ihrem Verlauf verschlimmert werden. 2.1. Plaque Plaque ist ein weicher, abwischbarer Belag, der von der natürlichen Bakterienflora gebildet wird und eine hohe Anzahl Bakterien enthält. Durch die Aufnahme von Kohlenhydraten wird die Plaquebildung verstärkt. Die Akkumulation der Plaque im Bereich der marginalen Gingiva und der Metallteile des Zahnersatzes zieht gingivitische Erkrankungen nach sich. Deshalb muss täglich eine Plaqueentfernung erfolgen. 2.2. Zahnstein Zahnstein entsteht als Folge der Mineralisation von Plaque aus Mineralien im Speichel. Zahnstein lagert sich an Metallteile und Prothesen an und kann durch einfaches Bürsten nicht entfernt werden. Die raue Oberfläche bietet Bakterien ideale Ansiedelungsvoraussetzungen. Mit weiterer Plaqueakkumulation wird der Verlauf gingivitischer Erkrankungen aufrecht erhalten. 2.3. Gingivitis - 6 - Die Gingivitis als entzündliche Reaktion auf Plaque und Bakterienbesiedlung tritt nach zwei bis zehn Tagen im Bereich der marginalen Gingiva auf. Es handelt sich um eine Schutzreaktion des gingivalen Gewebes gegen das Eindringen von Keimen. Aufgrund mangelnder Reinigung bleibt die Plaque an der marginalen Gingiva und setzt die Irritation der umgebenden Gewebe fort. Mit ihrer Vermehrung und Reifung führt die Plaque zur Infektion der Gingiva. Unbehandelt und ohne Entfernung der Plaque kann die Gingivitis progredient verlaufen. Im Verlauf der Infektion ändert sich die Zusammensetzung der Bakterien im periimplantären Gewebe und es beginnt die Zerstörung der implantatumgebenden Gewebe im Sinne einer Periimplantitis. Durch

fortschreitenden Knochenverlust kann sich das Implantat lockern und im weiteren Verlauf verloren gehen. SYMPTOME DER GINGIVITIS Blutung der Gingiva beim Essen und Bürsten Schwellung der Gingiva mit leichten Beschwerden anstatt der lachsrosa Farbe erscheint die Gingiva feuerrot schlechter Geschmack und/oder Geruch im Mund 2.4. Behandlung der Gingivitis Zur Heilung muss vorsichtiges Reinigen mit einer Bürste erfolgen. Besondere Beachtung müssen die Anteile der Prothese finden, die im Bereich der marginalen Gingiva zu liegen kommen. Auch wenn das Bürsten eine Blutung provoziert, muss die Reinigung fortgesetzt werden. Falls nach einer Woche keine Heilung durch vorsichtiges, regelmässiges Reinigen erfolgt ist, sollte der Zahnarzt aufgesucht werden. Ausbruch und Heilung der Gingivitis um ein Implantat verlaufen genauso wie bei einem natürlichen Zahn. 2.5. Mundtrockenheit Mundtrockenheit ist meist die Folge einer verringerten Speichelsekretion. Als Ursache hierfür kommen Medikamente, Allgemeinerkrankungen, schlechter Allgemeinzustand und Stress in Betracht. Speichel ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit der oralen Gewebe, der als dünner Film vor Ulzera und Infektionen schützt. Bei Mundtrockenheit können Trinken und Spülen Linderung verschaffen, ebenso kann durch Nahrung, die vermehrten Kauaufwand erfordert, die Speichelproduktion angeregt werden. Für die Behandlung der Mundtrockenheit sind auf dem Markt verschieden Produkte erhältlich. - 7 -

3. MUNDHYGIENE DES IMPLANTATPATIENTEN UMFANG DER MUNDHYGIENE 1. Reinigung der Metallanteile / des Steges und des Zwischenraumes zwischen Prothese und Gingiva 2. Prothesenreinigung 3. Reinigung der Gingiva und Beobachtung des Zustandes 4. Regelmässiges Recall und Kontrolle durch den Zahnarzt Mundhygienemassnahmen müssen oft, regelmässig und gründlich erfolgen, wobei zweimal täglich als ausreichend angesehen werden kann. Linguale Anteile müssen aufgrund ihrer schwierigeren Erreichbarkeit besonderes Augenmerk erhalten. Die Auswahl an Mundhygiene-Hilfsmitteln ist so reichhaltig, dass es jedem möglich ist ein Instrument zu finden, mit dem er gut zurecht kommen kann. Als Faustregel sollten zwei Bürsten, eine grosse für Oberflächen und eine kleine für Zwischenräume, in regelmässiger Benutzung sein. Färbetabletten und Spiegel können zur Kontrolle der Mundhygiene wertvolle Hilfsmittel sein. 3.1. Reinigungshilfsmittel Zahnbürste, elektrische Zahnbürste, besondere Zahnbürsten Interdentalbürstchen besondere Zahnseide, eventuell mit Einfädelhilfe besondere Bürsten Prothesenbürste - 8 -

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3.2. Reinigung eines Stegs Eine kleine, weiche Zahnbürste eignet sich für die Reinigung eines Steges am besten (s. Abb. 1). Wichtig ist, dass die Bürste mit weichen Rüttelbewegungen geführt wird, besonders im Bereich der Grenze Gingiva - Metallkonstruktion. Interdentalbürstchen oder spezielle Zahnseiden können zur Reinigung der Stegunterseite und der Implantate benutzt werden. Es können Zahnpasten oder auch Prothesenreiniger verwendet werden, allerdings sollte auf die Anwendung von Zahnpasten mit Polierkörpern verzichtet werden. - 10 -

3.3. Reinigung einer implantatgetragenen Brücke Reinigung mit einer kleinen, weichen Zahnbürste Wichtig ist, dass die Bürste mit weichen Rüttelbewegungen geführt wird, besonders im Bereich der Grenze Gingiva - Metallkonstruktion. Ausserdem sollte der Bereich zwischen Brücke und Gingiva gründlich gereinigt werden, wozu Interdentalbürstchen... - 11 -

oder besondere Zahnseiden benutzt werden können. Einfädelhilfen können das Einführen der Zahnseide in schwierigen Bereichen der Brücke erleichtern. Spezialzahnpasten für Kunststoffprothesen bieten sich zur Unterstützung an, wohingegen normale Zahnpasten zum Verkratzen führen könnten. - 12 -

3.4. Reinigung herausnehmbarer Prothesen Die Prothesenreinigung ist genauso wichtig wie die Reinigung natürlicher Zähne, denn Zahnstein, Plaque und Bakterien heften sich auf der Oberfläche von Prothesen in gleicher Art an, wie sie es auch auf den natürlichen Zähnen tun. Saubere Prothese haben einen höheren Tragekomfort und sind ästhetisch ansprechender. Zusätzlich geben sie dem Träger ein frischeres Gefühl im Mund. Ungepflegte Prothesen können bakterielle und virale Infektionen begünstigen. Auch der Befall durch Pilze tritt bei ungepflegten Prothesen häufiger auf. Eine Prothese sollte mindestens zweimal täglich gründlich gereinigt und nach jedem Essen abgespült werden. Es werden Prothesenbürsten angeboten, die zweiseitig nutzbar sind. Die eine Seite ist mit einer Bürste für grosse Flächen versehen und auf der anderen Seite ist eine kleine Bürste, mit der auch kleine Nischen und schwierig zu erreichende Stellen gebürstet werden können. Die Mundschleimhaut wird mit einer weichen Bürste gereinigt. Prothesenpasten, Spülmittel oder milde Seife können bei der Reinigung verwendet werden. Jedoch dürfen Prothesen nicht mit normalen Zahnpasten gebürstet werden, denn die Füll- und Polierkörper können die Kunststoffoberflächen beschädigen. Brausetabletten zur Reinigung können problemlos angewendet werden. Für die Reinigung sollte lauwarmes Wasser benutzt werden, denn zu heisses Wasser kann zu Schäden führen. Besonderes Augenmerk ist auf die Oberflächen zu legen, die direkten Schleimhautkontakt haben. Die Mundschleimhaut wird mit einer weichen Bürste gereinigt, bevor die Prothese wieder in den Mund gesetzt wird. Saubere Prothesen sollen in saubere Mundhöhlen gesetzt werden. Wenn Prothesen sich ausserhalb des Mundes befinden, müssen sie feucht gelagert werden, zum Beispiel in einem Glass Wasser oder in einer dichten feuchten Kammer. Wenn Prothesen austrocknen, kann es zu Formveränderungen bis hin zur Unbrauchbarkeit kommen. Bei Problemen, wie Druckstellen oder anderen Mängeln im Tragekomfort, sollte der behandelnde Zahnarzt konsultiert werden. Das gilt auch bei Beschädigungen, zum Beispiel beim Verlust oder der Lockerung eines Stegreiters oder bei Lockerungen von prothetischen Schrauben. - 13 -

3.5. Reinigung der Mucosa und Beurteilung des Zustandes Es ist sinnvoll, die Mundhöhle mehrmals täglich gut zu spülen. Zusätzlich kann durch Bürsten der Zunge, der Gingiva und des Gaumens die Blutzirkulation stimuliert und die Schleimhaut gesund gehalten werden. Der Halt der Prothesen ist in einer sauberen Mundhöhle besser. Beim Reinigen empfiehlt es sich, ein Auge auf den Zustand der Gingiva zu haben. Bei allen Veränderungen wie Farbveränderungen, Schwellungen, Belägen, blutenden und schmerzhaften Arealen, Geschmacks- und Geruchsirritationen, sollte der Zahnarzt zu Rate gezogen werden. 3.6. Unterstützende Massnahmen Bei insuffizienter Mundhygiene kann kurzzeitig zur Intensivierung Chlorhexidindigluconat zum Spülen benutzt werden. Langzeitanwendungen sollten unterbleiben, da es zu einer Verschiebung der natürlichen Flora der Mundhöhle kommen kann und Pilzinfektionen begünstigt werden. Andere Mundspüllösungen haben keine signifikante Wirkung aufzuweisen. Bei gewünschter Anwendung sollte auf ein fluoridfreies Produkt zurückgegriffen werden. Bei der Anwendung von Mundspüllösungen sei darauf hingewiesen, dass diese nur unterstützenden Charakter haben und mechanische Reinigung mit der Bürste unabhängig davon zu erfolgen hat. Chlorhexidindigluconat kann Prothesen und Zunge bräunlich verfärben, was durch lokale Applikation mit Interdentalbürstchen oder Wattestäbchen verringert werden kann. Bei Bedarf können Verfärbungen der Prothesen im Labor vom Zahntechniker entfernt werden. Die Zungenverfärbungen gehen nach Absetzen des Chlorhexidindigluconates ohne weitere Unterstützung zurück. 3.7. Recall und Service Die häufigsten Ursachen für Implantatverluste sind mangelnde häusliche Mundhygiene und unregelmässige Kontrollen und Pflege des Zahnersatzes. Implantatpatienten sollten auf jeden Fall an regelmässigen Kontrolluntersuchungen teilnehmen. Vorzugsweise sollte das in jährlichen Intervallen geschehen; dabei werden festsitzende Anteile herausgenommen, gereinigt und falls notwendig zahntechnisch überarbeitet. Gleichzeitig erfolgt eine Kontrolle der Mundhygiene und ggf. eine Remotivation. Eine Röntgenkontrolle der Implantate ist als Verlaufskontrolle notwendig. Durch regelmässige und gründliche Kontrolluntersuchungen verlängert sich die Lebensdauer einer Implantatversorgung in der Regel beträchtlich. - 14 -

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