THEMA 24 BIG BUSINESS CAMPUS WU

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THEMA Selbst der Brand vor mehr als einem Jahr in dem Gebäude für Wirtschaftsjuristen kann an der fristgerechten Fertigstellung nichts ändern. Die Holzlamellen für den Sonnenschutz prägen das äußere Erscheinungsbild. Für die Architektur verantwortlich ist CRABstudio Architects aus London. 24 BIG BUSINESS

Bühne frei für den Campus WU Die größte heimische Bildungsbaustelle geht ins Finale: Auf dem neuen WU-Campus im Wiener Prater laufen die letzten Vorbereitungen für die Übergabe auf Hochtouren. Im Oktober starten rund 24.000 Studierende und 1.800 Mitarbeiter in den sechs Gebäudekomplexen in das Wintersemester 2013 und damit in eine neue Ära. Alexandra Galle berichtet von der Baustelle BIG BUSINESS 25 Foto: 2013 BOANET.AT

THEMA Betritt man die Bühne des Campus, erhält man einen perfekten Gesamteindruck der neuen Wirtschaftsuniversität. Von dem erhöht und über Stufen erreichbaren Platz mit dem klingenden Namen direkt vor dem Library and Learning Center (LLC) lassen sich alle sechs Neubauten und der Boulevard erfassen. Ein Platz zum Sehen und Gesehenwerden, beschreibt Maximilian Pammer, Geschäftsführer der gemeinsamen Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien Neu GmbH, die Bühne. Dabei dient die Erhöhung nicht nur der Aussicht, sondern wird sozusagen beidseitig genutzt denn unter dem Platz können 75 Fahrräder abgestellt werden. Steigt man die Stufen hinab, erstreckt sich nach links und rechts der Boulevard, der durch den gesamten Campus führt. Er wurde im Mai und Juni noch gepflastert. Der Campus ist etwas Einzigartiges. Wir pflastern hier etwa 18.000 Quadratmeter Fläche. Dabei sind wir auch von den anderen Gewerken abhängig, berichtet ein Steinsetzer aus der Steiermark. Eine Geruchsfrage Die Fußgängerzone, wo übrigens Fahrradfahren verboten sein wird, bietet Gelegenheit zum Chillen. Wasserflächen, Sitzgelegenheiten, Biergarten, Wiesen und Ginkobäume prägen diesen Freiraum. Einiges davon ist beim BIG-Business-Lokalaugenschein im Finale der größten heimischen Universitätsbaustelle schon zu erkennen, lädt aber angesichts von Baumaschinen, herumliegenden Materialien und dem dauernden Lärm vom Bohren derzeit nur bedingt ein, entspannte Minuten in der Sonne zu verbringen. Damit das schöne Grün und der Schatten, den die Bäume spenden, in Zukunft auch genossen werden können, müssen nicht nur die Baumaschinen abfahren, es wird auch darauf geachtet, ausschließlich über 200 männliche Ginkos zu pflanzen. Das Geschlecht ist nämlich olfaktorisch von entscheidender Bedeutung. Weibliche Früchte des Ginkos duften keineswegs betörend, sondern eher abstoßend. Damit würde der eine oder andere lebenslustige Student an den Morgen danach erinnert, wenn die bereits am Vorabend konsumierte Nahrung aufgrund unverhältnismäßigen Alkoholgenusses unverdaut zu Tage gefördert wurde und der entsprechende Geruch noch in der Nase hängt. Eine Restunsicherheit bleibt allerdings, ist das Geschlecht der Ginkos doch erst nach rund 15 Jahren wirklich erkennbar. Frühestens dann liegt der Unterschied in der Luft. Normalerweise ist Rost auf oder in Gebäuden eher unerwünscht. Hier ist er gewollt. Die von BUSarchitektur eingesetzte Cortenstahlfassade schützt nämlich das Hörsaalzentrum mit der Mensa vor Wind und Wetter. Bild unten: die Bühne vor der Bibliothek. 26 BIG BUSINESS

Fotos: 2013 BOANET.AT BIG BUSINESS 27

THEMA Normalerweise werden die beschreibenden Texte der Architekten selten der Realität gerecht. Im Fall des Learning and Library Center übertrifft die Wirklichkeit jedes geschriebene Wort von Zaha Hadid. 28 BIG BUSINESS

Fotos: 2013 BOANET.AT Generell hat der harte Winter den Projektmanagern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Bepflanzung der Außenanlagen hinkt noch hinterher und wird bis Anfang Juli fertiggestellt. Die Freiflächen wie auch sämtliche Erdgeschoße aller sechs Gebäude, mit Buchhandlungen, Cafés, Restaurants, Supermarkt, Seminarräumen und Aufenthaltsbereichen, sind ab Oktober öffentlich zugänglich. Raumschiff-Aula und Tetris -Fassade Innen wie außen ist jedes der sechs neuen WU-Gebäude für sich ganz speziell und lässt die Handschrift der im Wettbewerb siegreichen internationalen Architekten erkennen. Zaha Hadids Library and Learning Center ist lichtdurchflutet und durch schräge Wände und viele Rundungen geprägt. Was optisch gut aussieht, macht jedoch den Arbeitern zu schaffen. So dauert das Maßnehmen an den runden Wänden für den Einbau der Lampen doppelt so lange wie die Montage selbst, berichten etwa die Handwerker. Das bestätigt auch Dariuss Klyta, der für den Einbau der Glaselemente zuständig ist. Trotz der aufwendigen Arbeit stellt der Pole ein positives Urteil aus: Das Gebäude sieht aus wie ein Schiff. Ich bin schon viel herumgekommen, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen. Im typisch bayrischen Dialekt bezeichnet ein Glas-Obermonteur das Projekt als eine ganz heiße Baustelle. Es ist eine große Herausforderung, hier ist nichts gerade, jede Glasscheibe ist einzeln gefertigt. Passt eine nicht, muss eine neue in der Fabrik zugeschnitten und hergeschickt werden, erklärt der Deutsche. Nicht nur die Bauweise, auch die verwendeten Materialien sind speziell: Der Sichtbeton wurde in Holz geschalt und hat somit die Struktur des Baumes, wie beispielsweise die Astlöcher, angenommen. Bis der perfekte Sichtbeton hergestellt werden konnte, bedurfte es allerdings einiger Übung. Das ist noch im Untergeschoß zu erkennen, wo die Anfangselemente verarbeitet wurden. Damit der Beton in der Fertigstellungsphase nicht versehentlich als unfertig beurteilt und angestrichen wird, weisen überall Schilder darauf hin, dass es sich um Sichtbeton handelt und dieser somit unberührt bleiben muss. Andernfalls droht den Misse tätern der Verweis von der Baustelle. Auch neben der Aula künftig Forum genannt, die von einigen gar als Raumschiff bezeichnet wird, befindet sich ein besonderes Highlight am neuen Campus: Die Bibliothek bietet eine fantastische Aussicht auf den grünen Prater. Ich freue mich schon auf die neue Bibliothek. Super ist, dass sie ganztags und die ganze Woche geöffnet haben wird, meint die WU-Studentin Bettina Richter, die von BIG Business am bald alten Standort in der Augasse angetroffen wird. Aus persönlichem Interesse ist sie auch schon neugierig, wie sich der Biergarten präsentieren wird. In Marketing haben wir ein Konzept für das Bierlokal erstellt, und ich bin gespannt, ob etwas davon umgesetzt wird. Platz für Sport Links vom LLC sticht aber auch die Tetris -Fassade des benachbarten Departmentgebäudes von Carme Pinós ins Auge. Die Seminarräume und Büros wurden bereits Anfang Juni fertiggestellt, wodurch schon mit der Einrichtung begonnen werden konnte. Auch die Spezialbibliothek für Sozialwissenschaften findet hier Platz. Rund um die Gebäude des Campus können bei Basketball und Tischtennis die Studienpausen sportlich genutzt werden. Wer sich weiter BIG BUSINESS 29

THEMA Der Campus wird pünktlich übergeben, die Kostenvorgaben werden eingehalten. Fotos: 2013 BOANET.AT Computerspiele der ersten Stunde wie Tetris könnten für die Architektin Carme Pinós beim Design der Fassade eine Anregung gewesen sein. auspowern möchte, findet ganz im Osten des Campus Gymnastikräume und einen Turnsaal im Universitätssportins titut vor, wo auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) untergebracht sein wird. Ganz im Westen glänzt die ganz in Schwarz gehaltene Executive Academy. In diesem Würfel befinden sich unter anderem ein Café und ein Restaurant mit Aussichtsterrasse sowie Büros und Seminarräume für Postgraduate-Lehrgänge wie zur Erlangung des Titels MBA. Hohe Räume im Seminarbereich, viel Glas und Sichtbeton charakterisieren den Bau von No.MAD Arquitectos. Farbe gibt hier nur der Teppich. Das Apfelgrün erinnert wiederum an den neuen Science Park in Linz. Erst kurz vor Übergabe wird aber die Besonderheit des Plans von Eduardo Arroyo sichtbar: Die innen liegenden, zu den Fenstern gerichteten Wände werden mit Spiegeln versehen, in denen sich die Fensterelemente der Fassade, der Außenraum wie auch die Besucher spiegeln und die somit für ein spezielles Raumgefühl sorgen werden. Im Farbrausch Ein farblicher Blickfang ist jedenfalls das Departmentgebäude samt Administration und Rektor-Büro vom Architekturbüro CRABstudio aus London. Wer den Gebäudekomplex mit Farbverlauf von gelb bis rot schon von außen bunt findet, wird im Inneren erneut überrascht. Während der Verlauf außen von oben nach unten intensiver wird, verhält es sich im Inneren genau umgekehrt. Daneben sind die Gänge auch einmal grün oder türkis. Die gesamte Farbpalette wurde aber erst in der Spezialbibliothek für Wirtschaftsjuristen verwendet. Hier stehen Kojen, sogenannte Pods, als Rückzugsorte zum Lesen in Pink, Lila oder Grün bereit. Zur Abwechslung sind die Bücherregale blau. Ob sich der beißende chemische Farb geruch bis zum Herbst verflüchtigt haben wird, bleibt an gesichts der Farbmengen allerdings fraglich. Doch beim Rundgang wird nicht nur ausgemalt, auch der Teppich wird gerade verlegt. Das Design grau mit gelben Tupfen lässt die Meinungen auseinandergehen. Projektleiter Pammer weist darauf hin, dass es sich um ein typisch englisches Gebäude handelt. Für einen Laien ist das nicht festzustellen. Engländer lassen die Technikinstallationen an den Decken oft frei sichtbar, während Rohre und Kabel sonst meistens hinter abgehängten Decken versteckt werden, klärt Pammer auf. Auch die Holzbretter vor den Fenstern lassen auf den ersten Blick auf ein in Bau befindliches Gebäude schließen, wo erst das Gerüst abgebaut werden muss. Die Hölzer aus robuster Weißtanne werden allerdings bleiben und sollen als Sonnenschutz dienen. Als Kontrast dazu präsentiert sich Hitoshi Abes Departmentgebäude mit Seminarräumen und Büros ganz spartanisch in Schwarz und Weiß. Dies ist jedoch noch kein Beleg für Funktionalität oder elegantes Design. Die schwarze Wandfarbe wird bei der kleinsten Berührung sofort wieder schmutzig außerdem sieht es aus wie in der Geisterbahn, meinen die Maler mit einem Schmunzeln. Schwung gibt dem Gebäude die Wellenform, die auch im Inneren in den lichtdurchfluteten Gängen sichtbar ist. Im rostigen Hörsaalzentrum von Masterplaner BUSarchitektur kann mit großen Dimensionen für die vielen Studierenden aufgewartet werden. Hier befinden sich unter anderem die Mensa mit rund 1.000 Sitzplätzen, wo etwa 2.500 Essen pro Tag auf den Teller kommen, und das Audimax für ungefähr 650 Personen. Zeit und Kosten im Plan Für ein Projekt dieser Dimension scheint es eine Spitzenleistung aller Beteiligten zu sein, dass der Campus in der ohnedies knapp kalkulierten Zeit de facto pünktlich übergeben und zeitgerecht in Betrieb genommen werden kann. Zu kurzen Rückständen führten der aufsehenerregende Brand im Mai 2012, der harte Winter sowie der Konkurs einer Firma, was mit einer Lieferverzögerung für Fassadenteile des LLC einherging. Die Kosten für das derzeit größte Projekt der BIG konnten mit 492 Millionen Euro ebenfalls eingehalten werden. Nicht nur dank präziser Kalkulationen 30 BIG BUSINESS

Die Executive Academy ist eine Ausbildungsstätte für fertige Akademiker. Das Gebäude von Eduardo Arroyo von No.MAD Arquitectos ist das einzige auf dem Campus, in dem nach Abschluss der Planung fast nichts mehr verändert wurde (Fotos oben und links). Die Welle von Hitoshi Abe ist innen wie außen schwarz-weiß. Für Farbe werden die künftigen Nutzer sorgen (Fotos links). BIG BUSINESS 31

THEMA und Ausschreibungen, sondern auch durch sogenannte Abwurfpakete: Dabei musste jedes Architekturbüro Elemente einplanen, die bei Überschreitung der Kosten problemlos weggelassen werden konnten. Ein Beispiel dafür sind die Glasschwerter im Haus von Carme Pinós. Dabei handelte es sich selbstverständlich nicht um Waffen, sondern um Glasstreifen neben den Bürotüren, die Licht von den Büros in die Gänge werfen sollten. Stattdessen wurden nun deutlich günstigere Türsysteme mit bereits integrierten Glaselementen eingebaut. Wenn die Außenanlagen fertig sind, wird das Flanieren auf dem Campus-Gelände nicht nur für Architekturinteressierte ein einmaliges Erlebnis. Probebetrieb ab Mitte Juli Nachdem im Mai und Juni Komplettierungsarbeiten wie Bödenverlegen, Ausmalen und der Einbau von Leuchten und Sanitäranlagen durchgeführt wurden, werden aktuell die technischen Anlagen wie Aufzüge, Brandschutztüren und Brandrauchentlüftung sowie auch die Dichtheit der Gebäude auf Herz und Nieren getestet. Die Brandrauchentlüftung ist ein wichtiger Faktor für die Sicherheit im Brandfall, da die Gebäude offen gestaltet sind. Sie saugt den Rauch an und führt ihn nach außen ab, erklärt Pammer. Doch die meiste Technik versteckt sich unter den Gebäuden: Dazu gehören vor allem die Anlagen für Heizung, Kühlung, Lüftung und Sanitär. Beinahe endlos verlaufen hier Kabel und Rohre. Techniker Andreas Büttnel hat schon viel Erfahrung: Man muss sich aber in jede Anlage hineinleben, keine ist gleich. Vor allem wird hier viel Wert auf Energie durch Grundwassernutzung gelegt. Wir stellen die Anlagen ein, optimieren sie und führen Messungen durch. Außerdem werden wir für den weiteren Betrieb das Facility-Management der BIG einschulen, erklärt der Experte. Erst im Anschluss an die Selbsttests erfolgt dann die rund drei Wochen dauernde Abnahme des gesamten Campus durch die Prüfstellen. Schließlich wird vor der offiziellen Übergabe der Gebäude an den Nutzer, die Wirtschaftsuniversität Wien, ein dreiwöchiger Probebetrieb durchgeführt. Countdown läuft Sind Abnahmen, Mängelbehebung, Übergabe sowie die umfangreiche Einrichtung und Übersiedelung abgeschlossen, heißt es im Oktober 2013 Bühne frei für den Campus WU als neues architektonisches Wahrzeichen in Wien und als eines der größten und modernsten Universitätsbauprojekte in der Europäischen Union. In der Aula am bestehenden Standort am Alsergrund läuft derweil auf einer Ins tallation bereits der Countdown. In digitalen roten Ziffern werden die Tage bis zum Semesterstart auf dem neuen Campus gezählt. Während dies für viele Studierende bis lang die einzige Information ist, gibt es einige, die durch Eigenrecherche schon mehr wissen. Wie etwa Nina Dolezal sie hat sich bereits die Fotos im Internet angesehen: Ich freue mich, dass ein neuer, moderner Campus kommt. Andere würden die Studienzeit angesichts der neuen Uni beinahe gerne verlängern. Sieht geil aus, ich werde aber nicht mehr lange in den Genuss kommen, bedauert etwa ein Student im achten Semester. 32 BIG BUSINESS

Foto: 2013 BOANET.AT BIG BUSINESS 33