Quelle: http://www.frauenzimmer.de/forum/index/beitrag/id/28161/baby-familie/elternsein/ist-internat-das-richtige Ist Internat das richtige? 22.02.2011, 18:48 Hallo erstmal, ich möchte mir ein paar Meinungen und Tipps von Euch holen und vielleicht kennt sich da auch schon jemand gut aus, aus eigener Erfahrung. Also mein Sohn ist 10 Jahre alt, und ich habe große Probleme mit ihm. Er hat vor keinem Respekt, ist auch schon auf seinen besten Freund losgegangen, er hat öfters Wutausbrüche, die er nicht kontrollieren kann. Ist sehr reizbar und rastet dann aus. Er macht tolle Ausflüge zu einer Nervensache für mich durch sein Verhalten. Er ist auch selten draußen, und übernachten bei Freunden will er auch nicht. Er ist die ganze Zeit bei mir und weicht mir nicht von der Seite. Letztens ist er aus dem Hort geflogen, weil er einen Jungen bedroht hat, und das geht zu weit. Und jetzt bin ich der Meinung, dass ihm nur noch ein Internat helfen kann. Dazu will ich noch sagen, dass mein Sohn schon seit vielen Jahren zu einer Therapeutin geht, und das hat nichts gebracht. Jetzt habe ich mich ans Jugendamt gewendet, aber das dauert. Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber ich denke da wirklich nur an das Beste für ihn. Was meint Ihr zu dem Thema Internat? Bitte auch um Erfahrungsaustausch. Danke 22.02.2011, 19:09 Internat find ich persönlich eine der besten Möglichkeiten, sein Kind zu fordern und zu fördern. Aber bitte nicht mit dem Gedanken er muss weg, weil ich als Mutter mit ihm nicht klar komme. Dann fühlt er sich schnell ungeliebt und es bekommt so einen bitteren Beigeschmack von Abgeschoben-Werden. Wenn Dir die guten Ansätze bewusst sind, welche Chancen sich dadurch für deinen Sohn öffnen, wirst du ihm das auch gut vermitteln können. 22.02.2011, 19:16 Ja, das ist mir durchaus bewusst. Ich will ihn nicht abschieben. Mir fällt es selber auch nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen. 22.02.2011, 19:22 Die Entscheidung kannst du eh nicht alleine treffen sondern nur mit deinem Sohn zusammen. Er ist 10 und kein Kleinkind mehr. So eine Entscheidung kann nicht über seinen Kopf hinweg 1
beschlossen werden. Deswegen solltest du die vielen Vorteile und Chancen, die sich für ihn ergeben, auch IHM bewusst machen. Viele Internate bieten Schnupper-Tage. Da können sich zukünftige Schüler und die Eltern ein Bild machen. Und nicht böse gemeint: Aber es ist ja auch eine Kostenfrage. Den Aspekt solltest du auch einfließen lassen. Günstig wird ein Internat nicht. 23.02.2011, 09:55 Gibt es keine andere Möglichkeit als Internat? Vielleicht doch den Therapeuten wechseln? Hilfe bei Jugendamt suchen (was Du schon getan hast). Ganz ehrlich Mädels, ich könnte es nicht übers Herz bringen. 23.02.2011, 10:21 Das ist Ansichtssache Marga. Bei uns in der Nähe gibt s ein Internat, das auf Grund der Nähe auch die Möglichkeit offen lässt, das Kind abends bzw. am Spätnachmittag nach Hause zu holen. Aber das Kind hat in der Zeit einen Full Service. Von kleinen Klassen, in denen die Kinder wirklich lernen, über Sportangebote, Mittagessen, Hausaufgabenförderung und Betreuung. Privatschulen haben einen ganz anderen Förderungsauftrag als staatliche Schulen und wenn man die Möglichkeiten hat, tut man dem Kind nur Gutes mit der Schulform. 23.02.2011, 10:29 Aber ist private Schule gleich Internat? Wir haben auch vor, unseren Sohn auf die private Schule zu schicken (haben auch schon angemeldet), doch finde ich es anders wie ein Internat. Ich glaube die meisten Internate sind vom Heimatort weiter weg. Ich verurteile ja niemanden (das weißt du), aber es gibt bestimmt auch andere Möglichkeiten. Der Junge ist doch erst 10. 23.02.2011, 11:07 MedeaIsis Zu der Internat-Frage kann ich mich nicht äußern, da käme nichts Hilfreiches bei rum. Aber mal eine andere Frage: Habt ihr es mal mit autogenem Training versucht? Der Anfang ist schwer bei so viel Hibbelei und Agressivität, auf Dauer kann das aber helfen. 23.02.2011, 13:16 blume111 Internat lehne ich sofort ab! Beschäftige dich mit ihm, sprich mit der Psychologin, versuch s noch mal beim Jugendamt. Es muss ja einen Grund geben für seine ständigen Wutausbrüche, spielt er viel Computer oder gibt es eine familiäre Vorbelastung? 2
23.02.2011, 14:50 Wasserzwilling Ein Internat kann eine gute Form sein, seine Kinder zu fördern. Allerdings ist es keine Patentlösung. Wenn dein Sohn ein auffälliges Sozialverhalten hat, genügt kein normales Internat. Ich würde versuchen, gemeinsam mit Therapeuten, Jugendamt und deinem Sohn eine Lösung zu finden. Wie stellt Dein Sohn sich zu einem Internat? Lehnt er es ab, oder möchte er selber hin? Wenn er selber dorthin möchte, würde ich versuchen, es ihm zu ermöglichen. Ansonsten erst mal alle anderen Fördermöglichkeiten ausnutzen. Mein Sohn hatte auch viele Schwierigkeiten, doch nun sind wir auf einem guten Weg. 23.02.2011, 16:55 Sanne70 Zitat von : Aber ist private Schule gleich Internat? Wir haben auch vor unseren Sohn auf die private Schule zu schicken (haben auch schon angemeldet), doch finde ich es anders wie ein Internat. Ich glaube die meisten Internate sind von Heimatort weiter weg. Ich verurteile ja niemanden (das weißt du), aber es gibt bestimmt auch andere Möglichkeiten. Der Junge ist doch erst 10. Nein, es gibt auch private Schulen, die kein Internat dabei haben, und auch Internate, die nicht privat sind. Und es gibt auch Schulen mit kleinen Klassen (höchstens 12 Kinder), die nicht privat sind. In so ein Schule geht mein Sohn ab September und ich spreche nicht von einer Förderschule, sondern einer ganz normale Werkrealschule. Sorry, ich komm vom eigentlichen Thema ab. @ mama 2000 Ob Internat für Deinen Sohn das Richtige ist, ist schwer zu sagen. Aber da du schreibst, er weicht nicht von Deiner Seite, wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn er etwas Abstand bekommt. Ist bestimmt keine leichte Entscheidung, aber Ihr werdet sicher einen Weg finden. LG Sanne 23.02.2011, 18:21 venus-lady Zitat von : Und jetzt bin ich der Meinung, dass ihm nur noch ein Internat helfen kann. Will niemandem zu nahe treten, da ich Euer Zusammenleben ja nicht genau kenne... Aber Internat klingt für mich grad nach "ups-junge-wird-kompliziert-mal-schnell-wechschicken". Wer sagt, dass das hilft?? Es hilft nur Dir, weil du ihn dann los bist. 23.02.2011, 20:23 3
Ich mache mir diese Entscheidung nicht leicht, auch wenn es nach Wegschicken klingt, ist es aber nicht so, aber er hat hier einfach kein gutes Umfeld, und dort würde man ihm für seine Zukunft einfach helfen. Im Umgang mit Erwachsenen und Kindern und auch für die Schule. Ihr müsst wissen, dass mein Sohn zwar erst 10 ist, aber schon so groß ist wie ein 12-Jähriger mit Schuhgröße 41, und mich schon einholt von der Größe. Ich bin ja trotzdem für ihn da so oft ich kann. Ich habe auch viel mit ihm geredet und gemacht und an Liebe hat es auch nicht gemangelt. Aber ich komme an ihn nicht mehr ran und muss auch in die Zukunft schauen. 23.02.2011, 20:30 Also ich finde es irgendwie traurig. Gibt es überhaupt keine andere Möglichkeit ihm zu helfen? Erziehst du das Kind alleine? 23.02.2011, 20:50 Ja, war schon immer allein erziehend. Und ich habe viel versucht, was Therapien betrifft. 23.02.2011, 21:07 Zitat von : muss auch in die Zukunft schauen. Da stellt sich aber die Frage: Für Dich oder Dein Kind? Wenn du so resigniert bist, Dein Sohn das weiß und du ihn JETZT weg schickst, aus dieser Situation heraus, wird er dir das nie verzeihen. Es ist was völlig anderes, ob Du Deinem Kind was Gutes tun möchtest oder nur Dir selbst. 23.02.2011, 21:24 Ich meinte für meinen Sohn. Er soll doch ein gutes Leben haben, gute Ausbildung usw. 23.02.2011, 21:32 Dann bist du auf dem richtigen Weg. Aber wie gesagt, Dein Kind muss die Entscheidung auch mittragen. 24.02.2011, 09:37 Zitat von : Und ich habe viel versucht was Therapien betrifft. Aus Deinem ersten Beitrag konnte ich entnehmen, dass dein Sohn seit Jahren zu einer Therapeutin geht. 4
Hast du es schon mit Sport versucht, Boxen vielleicht. Da kann er seine Wut und Aggression ablassen und ist ausgeglichener. Egal wie du dich entscheidest...viel Glück und ich drücke dem Jungen die Daumen. 24.02.2011, 12:43 Sanne70 Zitat von : ihr müsst wissen das mein Sohn zwar erst 10 ist, aber schon so groß ist wie ein 12-Jähriger mit Schuhgröße 41, und mich schon einholt von der Größe. Aber das hat nichts damit zu tun, ob er schwierig ist oder nicht. Mein Sohn wird im April 10 und hat auch schon Schuhgröße 41 und ist 1,50 m groß. Oder wird er dadurch einfach älter geschätzt? Das kann dann natürlich hier und da zu Problemen führen. LG Sanne 25.02.2011, 16:04 Sicher wird er auch älter geschätzt, aber ich meinte eher, dass wenn er ausrastet, ich keine Chance mehr habe, kräftemäßig. 26.02.2011, 16:37 Sanne70 Ach so, das hab ich dann falsch verstanden. LG Sanne 28.02.2011, 11:38 hellokitty1588 Ich würde ihn nicht ins Internat schicken.das würde ich nicht übers Herz bringen. Meine Schwiegermutter hat meinen Mann mit 8 Jahren ins Heim abgeschoben, und er hasst sie heute noch dafür. Ich würde es erst mal mit Anti-Aggressions-Training oder sowas versuchen (Boxen, Fußball...), irgendwas, wo er seine Aggressionen raus lassen kann. Außerdem solltest Du und die Therapeutin versuchen herauszufinden, wo die Aggressionen her kommen. Wenn du ihn dennoch ins Internat geben willst, dann musst du vorher mit ihm reden, was er davon hält. Er darf auf keinen fall das Gefühl haben, dass du ihn loswerden willst!!! 28.02.2011, 11:45 Wasserzwilling Zitat von hellokitty1588: 5
Meine Schwiegermutter hat meinen Mann mit 8 Jahren ins Heim abgeschoben, und er hasst sie heute noch dafür. Mann sollte nie ein Kind abschieben bzw. ihm das Gefühl geben, abgeschoben zu werden. Doch manchmal muss man seine Kinder loslassen um sie nicht zu verlieren. Allerdings finde ich, dass 10 Jahre noch sehr jung sind, um zu sagen: Es hilft nichts anderes. 28.02.2011, 12:11 hellokitty1588 Das find ich auch. Wenn er das Gefühl hat, keiner mag mich, dann werden die Aggressionen in der Pubertät nur noch schlimmer. Dann hat er sich gar nicht mehr unter Kontrolle. 01.03.2011, 10:41 Ula1 Hallo zusammen! Soweit man das den wenigen Informationen entnehmen kann, handelt es sich bei den Erziehungsproblemen von um eine Form der symbiotischen Beziehungsstörung, die weder durch sportiven Aggressionsabbau noch durch einen Milieuwechsel (Internat) behoben werden kann. Hier muss ein geeigneter Psychotherapeut zu Rate gezogen werden, der mit beiden arbeitet: Mutter u n d Kind! Zum besseren Verständnis der Situation empfehle ich die beiden Bücher des Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten Dr. Michael Winterhoff a) Warum unsere Kinder Tyrannen werden oder: Die Abschaffung der Kindheit. (Gütersloh) 2008. ISBN 978-3-579-06980-7. Rezension: http://www.socialnet.de/rezensionen/7079.php b) Tyrannen müssen nicht sein. Warum Erziehung allein nicht reicht - Auswege. (Gütersloh) 2009. ISBN 978-3-579-07626-3. Rezension: http://www.socialnet.de/rezensionen/7567.php In der ARD-Mediathek kann man das SWR-Nachtcafe vom 25.02.2011 ansehen, siehe http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentid=6564768, wo unter anderem eine Mutter mit denselben Problemen über die erfolgreiche Behandlung bei Dr. Winterhoff berichtet. Vielleicht sollte mit der derzeit behandelnden Therapeutin hierüber sprechen, ansonsten vielleicht direkt Kontakt zu Dr. Winterhoff aufnehmen. Ganz falsch erscheint mir in diesem Zusammenhang eine Erwartungshaltung nach dem Motto: Wenn nichts mehr hilft, hilft Internat! Leider trägt dieses ganze Gerede vom Fördern und Fordern, den tollen Chancen usw. (siehe vor allem ) genau zu dieser unrealistischen Sichtweise bei. Internate kochen auch nur mit Wasser! Wer wissen will, wie trist der Internatsalltag tatsächlich ist, kann dies unter http://zfi-archiv.beepworld.de/files/internatserfahrungenchatausz.pdf nachlesen. 6
In der Begrifflichkeit Internat Privatschule usw. geht hier wirklich einiges durcheinander (siehe auch Sanne70). Zum besseren Verständnis: http://www.vnr.de/b2c/bildungkarriere/sozialmanagement/internat-oder-privatschule-totale-begriffsverwirrung.html Viele Grüße Ula1 7