HbbTV-Meinung: München, November 2011 Neun Thesen für eine zukunftsfähige Fernseh-Plattform auf Basis von HbbTV Die UX-Experten von coeno rufen zu mehr Entschlossenheit bei der Umsetzung von HbbTV und SmartTV-Anwendungen auf. Enttäuschte Konsumenten verlieren ihr Interesse, wenn die Marktteilnehmer nicht wichtige Grundregeln beachten. Mehr Informationen erhalten Sie im Internet auf www.coeno.com oder direkt bei: Kontakt Presseanfragen: Anette Keiser FIRST SCOUT IN Telefon: +49 (0) 89 2090 0135 E-Mail: keiser@firstscoutin.com Klenzestr. 51 80469 München Kontakt Unternehmen: Bettina Streit & Markus Kugler Geschäftsführung coeno gmbh & co.kg Telefon: +49 (0) 89 8563 898-0 E-Mail: presse@coeno.com Westermühlstr. 23 80469 München Die Agentur coeno sieht die Zukunft des digitalen Fernsehens bedroht. Die Marktteilnehmer stecken zu wenig Energie in den Erfolg von HbbTV, stellen coeno-geschäftsführer Der Standard HbbTV soll vereinheitlichen, wie moderne Fernseher Bettina Streit und Markus Kugler, Design-Pioniere für interaktive TVauf interaktive Internet-Angebote Anwendungen, fest. Wir sehen die zugreifen. Bisher löst das jeder Gefahr, dass die Branche diese einmalige Hersteller auf seine Weise; die Chance für einen soliden Standard Folge ist ein fragmentierter Markt verschläft. Mit neun Thesen möchten mit uneinheitlichen Lösungen, die die UX-Experten Anregungen geben. den Benutzer abschrecken. 1. Zuschauer wollen Internet im TV! Das Internet ist nicht der Konkurrent des Fernsehens., ist Bettina Streit überzeugt. Zwar steigt die Nutzungsdauer des Internets, doch der tägliche Fernsehkonsum bleibt konstant [1]. Der Kunde will mehr Web, ohne auf TV zu verzichten. Kurz: Er will Funktionen aus dem Internet auch im Fernseher. Die Hersteller reagieren seit 2009 mit netzwerkfähigen Modellen, doch jeder kocht sein eigenes Süppchen. Was TV-Geräte derzeit als Smart bieten, ist unter dem Gesichtspunkt der User Experience in vielen Fällen überhaupt nicht smart, sondern mehr User Experience (UX) beschreibt Abschreckung als Verlockung., so alle Aspekte dessen, wie ein Bettina Streit. Das Zusammenwachsen Mensch eine Bedienoberfläche erlebt. Umständliche Videovon Internet und Fernsehen stellt Rekorder-Programmierung macht sichtlich höchste Anforderungen an das wütend, grafische Metaphern UX-Knowhow. Wer das nicht leisten will, sorgen für Verständlichkeit. UX wird scheitern. verbindet Nützlichkeit mit Ästhetik gilt als größte Herausforderung 2. HbbTV ist da, es weiß nur keiner! beim Interface-Design. Zu wenige wissen, wofür sie HbbTV brauchen. Dabei gehen dessen Möglichkeiten weit über besseres Videotext hinaus und machen den coeno Pressemitteilung Seite 1 von 5
Fernseher endlich interaktiv. HbbTV ist genau der Durchbruch, auf den alle gewartet haben doch schon das unglücklich gewählte Akronym HbbTV erschwert es, sich auch nur danach zu erkundigen. Nur wenige Sender haben bereits ein ansehnliches HbbTV-Angebot [2], und die Zuschauer kaum Möglichkeiten, HbbTV unverbindlich auszuprobieren. Kein Wunder, dass es derzeit selten auf Wunschzetteln steht. Die deutsche Fernsehlandschaft hat schon HD sauber verschlafen und zum Beispiel eine DVB-T-Version ohne HD eingeführt., monieren die coeno- Geschäftsführer. Das Zögern darf sich nicht bei HbbTV wiederholen. 3. Zuschauer wollen im Mittelpunkt stehen! SmartTV, ein populärer Begriff für internetfähige Fernsehgeräte, ist bei Neukunden aufgrund der Apps bereits ein Kriterium für die Markenund Produktwahl. Allerdings zeigt sich, dass dieses Feature nach dem Kauf in der Regel als schlecht beurteilt wird., erklärt Markus Kugler [3]. Es gibt also eine deutliche Kluft zwischen dem, was Käufer sich erhofft haben und dem, was man ihnen verkauft hat. Die Enttäuschung der Anwender ist hausgemacht: TV-Sender und Webdienste konzentrieren sich auf technisch Machbares selten auf vom Kunden gewünschtes. Sofa-Surfer erleben Internet-TV oft als Mischung umständlicher, uneinheitlicher HbbTV und SmartTV der Apps, die weder für den Fernseher noch Unterschied: HbbTV ist ein für die Fernbedienung optimiert sind. Angebot der Sender. Bei SmartTV Die Bedienung von Applikationen muss handelt es sich um Angebote ein positives Erlebnis hervorrufen., (Apps!) von vielen verschiedenen drängt Markus Kugler. Soziale Anbietern, die über App-Portale Funktionen müssen es den Zuschauern der Hardware-Hersteller dabei erlauben, ihrer Begeisterung viralen aufgerufen werden. Ausdruck zu verleihen. Und auch ihrer Kritik: Die Marktteilnehmer sollten lernen, ein offenes Ohr für Kundenwünsche zu entwickeln und deren Anregungen gewinnbringend in ihre Feedbackschleifen zu integrieren., führt Kugler aus. Keiner weiß besser, was der Kunde will, als der Kunde selbst. 4. Zuschauer sind soziale Wesen! Im Internet ist niemand allein: Nutzer von Facebook, Twitter, Google+ & Co befinden sich stets in einem virtuellen Raum mit ihrem Freundeskreis. Aber einfach eine Facebook-Anwendung auf den TV zu packen, macht Fernsehen noch lange nicht sozial., meint Bettina Streit. Es geht vielmehr darum, die Inhalte im linearen Fernsehen und die Angebote der Mediatheken sinnvoll und einfach bedienbar mit der Empfehlungsfunktion der sozialen Netzwerke zu verbinden. Zwar gibt es erste Ansätze, doch die TV-Sender sind hier noch zu zögerlich. Das coeno Pressemitteilung Seite 2 von 5
Thema ist zwar in den Köpfen, aber es traut sich keiner den ersten Schritt zu machen [4]. 5. Hürden halten Besucher ab! HbbTV muss so einfach aufzurufen sein wie Videotext. Theoretisch ist das bereits so, in der Praxis scheitern die Benutzer oft am Netzwerk. Die erste emotionale Erfahrung, die Käufer mit Internet an ihrem Fernseher machen, ist heute meist das Scheitern an der Technik., ärgert sich Markus Kugler. Denn die meisten TV-Geräte kommen ohne integriertes WLAN, der Kunde muss selbst zusehen, wie er per TV ins Web kommt. Der Zuschauer will aber nicht ein weiteres Problem lösen müssen, er will Spaß haben. Doch nur wenige Gerätehersteller nutzen die Möglichkeit, sich durch einen einfachen Zugang von der Konkurrenz zu unterscheiden. 6. Zuschauer wollen sich zurücklehnen! YouTube hat schon 2010 ein spezielles User Interface entwickelt, das den Zuschauer von der mühsamen Klickerei befreit [5]., lobt Markus Kugler. Aber nur am PC. Fernseh-Zuschauer können von derlei nur träumen. Und das, obwohl es längst Leanback TV steht für das, was möglich wäre sogar besser als im Fernsehen so erfolgreich gemacht Web. Viele der TV-Apps laden seiner hat: Der Zuschauer kann sich Ansicht nach nicht genug zum zurücklehnen und entspannen. Zurücklehnen ein. Im Gegenteil sorgt Auch bei HbbTV und SmartTV soll unprofessionelles Interface-Design für er sich vom Sofa per zahlreiche Enttäuschungen und eine Fernbedienung möglichst viele negative UX. Das Versagen bleibt am auch cross-mediale Inhalte aus Image des Fernsehens haften., Kabel/Sat/IPTV und Internet holen kritisiert Kugler. Der Zuschauer lernt: können, ohne sich um Das Internet kann Fernsehen, aber das Konfigurationen, Quellen, Fernsehen kann kein Internet. Das Einstellungen oder andere Hürden muss sich ändern. kümmern zu müssen. Die Hersteller müssen also umdenken und der User Experience (UX) ihrer interaktiven, netzwerkfähigen Geräte mehr Beachtung schenken. Nur wenn HbbTV und SmartTV als Bereicherung des Fernsehalltags gesehen wird, statt als technische Problemquelle, wird es den verdienten Erfolg haben und Internet und Fernsehen nahtlos miteinander verschweißen. 7. Zuschauer wollen Freiheit! coeno Pressemitteilung Seite 3 von 5
Warum warten wir eigentlich alle bis 20.15 Uhr, um einen Spielfilm zu sehen?, fragen sich die coeno-chefs. Doch nur, weil die Sender uns dazu Bei Video on Demand (VoD) sehen zwingen. Doch die Gründe dafür sind die Zuschauer Filme und TVlängst obsolet. HbbTV und SmartTV Beiträge unabhängig von erlaubt es bereits, alte Konzepte Sendezeiten wenn sie es wollen. aufzubrechen und Broadcasting und So kann auch die beruflich stark Video-on-Demand für alle Seiten eingespannte 24/7 Generation gewinnbringend zusammenzuführen. freier am TV-Leben teilnehmen. Streit und Kugler meinen, dass die Zuschauer dabei gar nicht immer das gesamte Programm bestimmen möchten, sondern sich oft einfach nur zurücklehnen und nehmen, was kommt. Doch wenn die Zuschauer eine Sendung on Demand wollen, dann sollte es ihnen möglich sein., fordert Kugler und verweist auf das die wachsende Komplexität der Berufsbilder, bei denen verkrustete Traditionen wie Vorabendprogramm ganze Zuschauergruppen vom Fernsehvergnügen ausschließen. Es gibt rein technisch keinen Grund mehr, Das Philosophische Quartett ins Nachtprogramm zu verbannen., so Kugler weiter. Nur lizenzrechtliche Bedenken und enge Zeitfenster bei der Verwertung verhindern die Flexibilität bei eingekauftem Material. Aus Zuschauersicht ist nicht Verwertungsfenster blockieren nachvollziehbar, warum zum Beispiel noch immer den Erfolg von Videoon-Demand-Angeboten. Die ein Tatort nur gewisse Zeit über die Mediatheken abrufbar ist. Nötig sei Filmverleihe wollen erst im Kino hier ein fundamentales Umdenken im verdienen, dann in der Videothek, Bereich der Content-Strukturen. dann über VoD, schließlich mit Denn wie schon bei MP3s muss die Verkaufsfilmen, später erst über Content-Industrie der Gefahr ins private Fernsehsender und Auge sehen, dass sich die Kunden auf schließlich über Free-TV. Der illegale Weise holen, was sie legal zeitliche Versatz zwischen VoDnicht dort erwerben können, wo sie und TV-Auswertung verhindert ein haben wollen: auf dem Sofa. Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen, wie es sich der 8. Werbung muss klüger werden Zuschauer wünschen würde. Werbung wird nur als Last empfunden, wenn sie schlecht ist., weiß Bettina Streit. Internetfähige TV-Geräte bieten hier völlig neue Chancen für integrierte, medienübergreifende Marketing-Kampagnen. EPGs, Casual Games, social Features und andere interaktive Elemente können interessierte Zuschauer auf Microsites führen, was Werbern mehr Steuerungsmöglichkeiten in die Hand gibt. In der Praxis gilt das aber nur, wenn das interaktive Zusatzangebot den Zuschauer dank einfacher Bedienung und positiver UX zur Benutzung einlädt., gibt Bettina Streit coeno Pressemitteilung Seite 4 von 5
zu bedenken. Ihr Ratschlag: Die neuen Kampagnen müssen alle Möglichkeiten von HbbTV ausschöpfen und einen deutlich erkennbaren Mehrwert mit positiver User Experience entwickeln. Sonst nimmt der Benutzer die am PC-Schreibtisch erlernte banner blindness einfach mit in den Fernseh-Sessel. 9. Das Programm muss besser werden! Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg von HbbTV sind letztendlich die Inhalte. Bettina Streit und Markus Kugler sind sich einig: Solange TV-Sender HbbTV nicht nutzen, um ihre Programme anzureichern, wird sich der neue Standard beim Publikum nicht durchsetzen. Rein technisch kann das klassisch-lineare Fernsehen längst mit IP/HbbTV-basierten Inhalten aufgeladen und damit attraktiver gemacht werden. Sender, die beispielsweise über einen großen Sportevent berichten, könnten Themenpakete schnüren und ihren Zuschauern neben einem live übertragenen Sportevent zusätzliche Wettkämpfe parallel oder zeitversetzt anbieten. Innovative Programmpakete würden dem Zuschauer schnell klar machen, was die neuen interaktiven TV Geräte können. Sie werden leider noch nicht angeboten., bedauern die coeno Geschäftsführer. Quellen [1] http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fileadmin/redaktion/meldungen/2010_2/ 11_ARD_ZDF_Massenkommunikation.pdf [2] vor allem ARD, ZDF, Arte sowie ProSieben/Sat.1/kabel eins [3] MyScreens Studie, SevenOne Media, September 2011 [4] http://www.hollywoodreporter.com/news/how-voice-uses-twitter-raise-203243 [5] www.youtube.de/leanback Über coeno die UX-Spezialisten für TV- und Entertainment Die inhabergeführte Agentur für digitale Medien coeno hat ihren Sitz in München und ist spezialisiert auf die Entwicklung von interaktiven Lösungen für die TV- und Entertainment-Branche. Das interdisziplinäre Team aus Designern, Konzeptionern, Beratern und Technikern definiert und gestaltet plattformübergreifend optisch ansprechende und intuitiv nutzbare Oberflächen. Hohe Usability und exzellente User Experience das positive Nutzererlebnis stehen dabei stets im Mittelpunkt. Die Online-Experten arbeiten bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2002 an der Konvergenz von Web und TV. Zu den Referenzkunden von coeno gehören die wichtigsten Akteure im interaktiven TV-Umfeld, darunter Kabel BW, maxdome, nacamar und Vodafone. coeno Pressemitteilung Seite 5 von 5