Geschäftsmodelle für signaturbasierte Onlinedienste



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Transkript:

Geschäftsmodelle für signaturbasierte Onlinedienste Verallgemeinerte Überlegungen aufgrund der Erfahrungen aus dem Bremer MEDIA@Komm Projekt Prof. Dr. Herbert Kubicek Universität Bremen

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung 2. Die ursprünglichen Überlegungen des Bremer Projektes zur Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft und die gemachten Erfahrungen 3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse 4. Konsequenzen für die Planung von Verwaltungen

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung In der Verwaltung überlegt man: Welche Geschäftsvorfälle soll man online bringen? Oder: Was kann man bei dem Verfahren, für das ich zuständig bin, online anbieten? Auswahlkriterien: Standardisierte Eingabe Beratungsbedarf Anlagen digitalisierbar Formerfordernisse: Unterschrift Onlinequote bei den Kunden Back-Office-Anbindung Einsparpotential / Kosten Elektron. Signaturen

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Wo Schriftform erforderlich ist, sind elektronische Signaturen inzwischen in den meisten Fällen gleichgestellt. Damit und mit dem Signaturgesetz von 1997 glaubt(e) der Gesetzgeber, wichtige Hindernisse für ein breites E-Government-Angebot beseitigt zu haben. Tatsächlich sind wohl kaum mehr als 100.000 Signaturkarten nach Signaturgesetz im Umlauf, und ein erstes großes Trustcenter hat bereits dicht gemacht.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Der Gesetzgeber hat lange Zeit nur auf die Marktkräfte vertraut. Viele E-Government-Projekte vertrauen darauf, dass die Kunden schon irgendwie an eine Signaturkarte kommen und diese einsetzen - oder sie verzichten auf Angebote, bei denen die Schriftform zwingend ist. Über die Kosten und die Kosten-Nutzen-Überlegungen aus Sicht der Kunden und der Trustcenter hat sich die Bundesregierung zu wenig Gedanken gemacht. Im neuen Signaturbündnis mit der Kreditwirtschaft werden nun solche Fragen zumindest aus der Sicht der Trustcenter erörtert. Für E-Government-Anbieter ist dies eine sekundäre Frage, die jedoch großen praktischen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg von Projekten hat.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Bei Online-Diensten wollen zusätzliche Dienstleister verdienen. Dies müssen die Nutzer oder primären Anbieter bezahlen. Aufwand? Vermarktungskonzept? Rentabilität der Investitionen? Nutzen größer? Aufwand geringer? Sekundärer Dienstleister Nutzen größer? Aufwand geringer? Nutzer (primärer) Dienstleister. Nachhaltigkeit und Breitenwirksamkeit werden nur erzielt, wenn alle Beteiligten einen Nutzen erzielen.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Elektronische Signaturen ermöglichen Authentifizierung: eine Nachricht stammt tatsächlich vom angegebenen Absender sichern Integrität einer Nachricht: nachträgliche Veränderungen werden bemerkt gewährleisten Vertraulichkeit: verschlüsselte Nachrichten können nur vom gewünschten Adressaten entschlüsselt und gelesen werden öffnen den Weg für sichere und rechtsverbindliche Transaktionen über offene Kommunikationsnetze (Internet!) ohne Medienbrüche

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Digital Verschlüsseln und Entschlüsseln Herr Bürger verschlüsselt das Formular mit mit dem öffentlichen Schlüssel Öffentl. Schlüssel des Standeamtes Schmidt Müller Standesamt Bremen Frau Dienlich entschlüsselt das Formular mit dem privaten Schlüssel der Standesamtes Klartext Klartext Key-Server Verschlüsselter Text Verschlüsselter Text Verschlüsselung Entschlüsselung Internet

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Digital Signieren... und Signatur überprüfen Herr Bürger signiert den Antrag mit seinem eigenen privaten Schlüssel Schmidt Müller Bürger Key-Server Frau Dienlich überprüft mit dem öffentlichen Schlüssel von Herrn Bürger das Anhängsel und ggfs. das Zertrifikat beim Trustcenter xyz xyz Anhängen der digitalen Signatur Mit dem Zertifikat des Trustcenters Internet xyz Das Standesamt erhält den Antrag von Herrn Bürger mit der angehängten Signatur und dem Zertifikat

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Beantragung und Erzeugung einer digitalen Signatur Privater/geheimer Schlüssel Einmaliges Schlüsselpaar Trust- Center Bürger Schmidt Müller Standesamt Bremen Öffentliche Schlüssel Key-Server Registrierungsstelle Personalausweis Antrag

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Arten elektronischer Signaturen nach dem Signaturgesetz 1. elektronische Signaturen ( 2 Nr. 1 SigG) eingescannte Unterschrift, elektronische Visitenkarte u.ä. 2. fortgeschrittene elektronische Signaturen ( 2 Nr. 2 SigG) eindeutige und ausschließliche Zuordnung zu einer Person (PGP-Signaturen u.ä.) 3. qualifizierte elektronische Signaturen ( 2 Nr. 3 SigG) - Erzeugung mit sicherer Signaturerstellungseinheit (i.d.r. Chipkarte) - spezielle Anforderungen an Trust Center 4. qualifizierte elektronische Signaturen mit Anbieter- Akkreditierung ( 15 I 4 SigG) Gütesiegel nachgewiesener Sicherheit

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Rechtliche Wirkung Einfache und fortgeschrittene elektronische Signaturen nutzbar, wenn keine besonderen Formerfordernisse bestehen als Beweismittel zulässig (freie Beweiswürdigung) Qualifizierte elektronische Signaturen sind i.v.m. Formanpassungsgesetzen der handschriftlichen Unterschrift gleichgestellt besitzen erhöhte Beweiskraft (Anscheinsbeweis 292 a ZPO)

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Elster-Signatur Steuererklärung kann in Pilotländern (Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Saarland) elektronisch signiert eingereicht werden 7 Steuerdatenübermittlungsverordnung vom 28.1.2003 definiert Anforderungen an elektronische Signaturen für die Steuererklärung fortgeschrittene Signaturen mit erhöhten Anforderungen (z.b. Erstellung mit sicherer Signaturerstellungseinheit ) ausdrücklicher Verzicht auf Anforderungen des Signaturgesetzes und der Signaturverordnung

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Insgesamt fünf Arten elektronischer Signaturen nach Signaturgesetz und StDÜV 1. elektronische Signaturen ( 2 Nr. 1 SigG) 2. fortgeschrittene elektronische Signaturen ( 2 Nr. 2 SigG) 3. Elster-Signatur ( 7 StDÜV) fortgeschrittene elektronische Signatur mit höherem Sicherheitsniveau 4. qualifizierte elektronische Signaturen ( 2 Nr. 3 SigG) 5. qualifizierte elektronische Signaturen mit Anbieter- Akkreditierung ( 15 I 4 SigG)

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Unterschiedliche Authentifizierungsmöglichkeiten für BundOnline 2005 Bund Online-Dientleistung Elektronische Steuererklärung Elektronischer Rechtsverkehr am Bundesgerichtshof BAföG: Darlehensverwaltung und - einzug Stellensuche im Virtuellen Arbeitsamt (ab Dezember 2003) Online-Auskunft zum Versicherungsverlauf bei der BfA Authentifizierungsvariante Elster-Signatur angemeldete Nutzer: Benutzername und Kennwort Eingabe des Geschäftszeichens aus der Korrespondenz angemeldete Nutzer: Benutzername und Kennwort ausgewählte Signaturkarten (fortgeschritten od. qualifiziert)

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung Heutiger und zukünftiger Bedarf Die meisten derzeitigen Angebote kommen noch ohne elektronische Signaturen aus, weil sie sich auf unkritische Geschäftsvorfälle beschränken. Das wird anders, wenn auf dem virtuellen Arbeitsamt z.b. auch die verbindliche Meldung online abgegeben werden soll, Bafög-Anträge gestellt werden sollen, bei der BfA Anträge online gestellt werden sollen, etc.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung 2. Die ursprünglichen Überlegungen des Bremer Projektes zur Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft und die gemachten Erfahrungen 3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse 4. Konsequenzen für die Planung von Verwaltungen

2. Bremer Konzept und Erfahrungen MEDIA@Komm in Bremen Mit dem Städtewettbewerb MEDIA@Komm wollte das BMFT / BMWi die Entwicklung und Erprobung signaturbasierter Anwendungen fördern. Das Bremer Konzept berücksichtigte die geschilderte problematische Dreiecksbeziehung und suchte Partner in der Kartenbranche.

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Drei Säulen, die parallel entwickelt wurden Bürger Kreditwirtschaft Digitale Signatur Digitale Signatur Internet Kiosksystem Zugang TrustCenter Online-Plattform Behörden, Ämter, Stadtwerke,. Anwendungen

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Diensteplattform Die in Bremen zu schaffende Diensteplattform sollte aus wirtschaftlichen Gründen für alle Dienste einheitlich sein und vorhandene Institutionen und Standards so weit wie möglich einbeziehen, z.b. Trust Center der Telekom, Chipkarte der Sparkasse (aber mit asymmetr. Verschlüsselung) HBCI Standard für Dialogschnittstelle. so schnell wie möglich Anwendungen für relevante Zielgruppen anbieten, die einen deutlichen Zusatznutzen gegenüber den bisherigen Transaktionsformen beinhalten.

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Gründe für gemeinsame Plattform der Freien Hansestadt Bremen mit der Kreditwirtschaft Ressourcensharing Kostensenkung durch gemeinsame Karte (Herstellung und Vertrieb) Anknüpfen an Vertrauen und Gewohnheiten Home-Banking einzige erfolgreiche Online-Anwendung der 90er Jahre Wenn Verfahren sicher genug für Finanzdienstleistungen, dann auch für Verwaltung und e-commerce Vielfach zieht Verwaltungsverfahren ein Bezahlverfahren nach sich.

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Drei Signaturkarten-Chipkarten Monofunktionale Signaturkarte 1999 bis 2002 GeldKarte mit Signatur-Applikation (und Zusatzanwendungen) ab 2000 ec-karte mit GeldKarten- und Signatur-Applikation (und Zusatzanwendungen) ab Ende 2001/Anfang 2002 Die Sparkasse Bremen MAX MUSTERMANN Konto-Nr. Karten-Nr. 1234 56-789 9876543-0 Die Sparkasse Bremen MAX MUSTERMANN Konto-Nr. Karten-Nr. 1234 56-789 9876543-0 Gültig bis 12/99 D 99 0321 Maestro

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Kartenbestand Verbreitung der Signaturkarten 1999 bis 2008 140000 120000 100000 80000 60000 40000 20000 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Monofunktionale Signaturkarte Geldkarte mit Signatur- Applikation Kontogebundene Karte (ec-karte)

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Ausgewählte Anwendungsbündel Bürger Mittler Unternehmen Umzug und Wohnen Studium Heirat Freizeit Bau eines Hauses Kauf eines Autos Gesundheitswesen (Arztbrief) Schriftverkehr zw. Rechtsanwälten/ Notaren und Amtsgericht alle Nutzer/-innen Elektronischer Zahlungsverkehr mit der Verwaltung Öffentliche Auftragsvergabe Wirtschaftsinformationen Kommunikation Steuerberater Finanzamt / Steuern und Steuererklärungen

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Tatsächliche Entwicklung 10.000 Signaturkarten wurden aus Projektmitteln gekauft und für 10 DM + 20 DM für den Kartenleser angeboten Bisher wurden ca. 3000 Karten ausgegeben Die Integration in die Geldkarte wurde nicht vollzogen, weil die Kreditwirtschaft nicht mitgespielt hat Die Integration in die ec-karte wurde von der Kreditwirtschaft nicht weiterverfolgt

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Gründe für geringe Nachfrage und Nutzung der Signaturkarten (1) Kein Marketing von Seiten der Anbieter (Trustcenter) Uneinheitliche Position des Bundes (keine Vorreiterrolle) Hoher Aufwand für die Inbesitz- und Inbetriebnahme auf der Seite der Bürgerinnen Ungewisser Nutzen (welche Dienstleistungen können damit günstiger in Anspruch genommen werden) Ungewisse Einsatzmöglichkeiten einer speziellen Karte wegen fehlender Standardisierung

2. Bremer Konzept und Erfahrungen Gründe für geringe Nachfrage und Nutzung der Signaturkarten (2) Außerhalb des MEDIA@Komm Projekts zusätzlich: Hohe Kosten, die in keiner erkennbaren und steuerbaren Beziehung zum potentiellen Nutzen stehen.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung 2. Die ursprünglichen Überlegungen des Bremer Projektes zur Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft und die gemachten Erfahrungen 3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse 4. Konsequenzen für die Planung von Verwaltungen

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Neues Gebührenmodell erforderlich Ein Ansatzpunkt - unter mehreren - zur Verbesserung der Situation für die Bürgerinnen und Bürger liegt in der Struktur des Gebührenmodells: Ein festes Abo ist bei der großen Ungewissheit in diesem Bereich nicht angemessen und nicht akzeptabel. Attraktiver könnte ein stärker transaktionsorientes Modell sein, wie es sich z.b. auch bei Kreditkarten durchgesetzt hat.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Kosten-Nutzen-Analyse heute: Trustcenter und Kunden (Bürger, Unternehmen) Trustcenter Grundgebühr für die Karte Monatliche Gebühr für Verzeichnisdienste Produktionskosten der Karte Kosten für Registrier-, Verzeichnis-, Sperrdienste Anteilige Refinanzierung der PKI Höhere Rechtssicherheit Kunde Komfort Zeitersparnis Wegeersparnis Portoersparnis Grundgebühr für die Karte Monatliche Gebühr für Verzeichnisdienste Kosten für Online-Zugang

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Kosten-Nutzen-Analyse heute: Primäre Dienstleister (z.b. Verwaltung) Primärer Dienstleister Rationalisierungsvorteil Wettbewerbsvorteil (Image u.ä.) Entwicklungskosten laufende Kosten für Online-Angebot

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Rechtsbeziehungen zwischen den beteiligten Akteuren Primärer Dienstleister Entgelt für Dienstleistung Kunde? Trustcenter lfd. monatl. Gebühren Grundgebühr für Karte Kartenherausgeber

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Durch Einbeziehung von Plattformbetreibern kann der Kreis geschlossen werden Entgelt für Dienstleistung Primärer Dienstleister Transaktionsgebühr Kunde Plattformbetreiber Anteil an Transaktionsgebühr Grundgebühr für Karte Trustcenter

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Entgelt für Dienstleistung Primärer Dienstleister Kunde Transaktionsgebühr Plattformbetreiber Anteil an Transaktionsgebühr Trustcenter Anteil an Transaktionsgebühr Entgelt für Signaturfunktion Grundgebühr für Karte Kartenherausgeber

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Kosten-Nutzen-Analyse im neuen Modell: Trustcenter und Kunden (Bürger, Unternehmen) Anteilige Transaktionsgebühr Anteilige Grundgebühr Entgelt für Signaturfunktion Trustcenter Produktionskosten der Karte Kosten für Verzeichnis-, Sperrdienste Anteilige Refinanzierung der PKI Höhere Rechtssicherheit Komfort Zeit-. Wege- Portoersparnis Reduzierte Gebühren f.online- Dienstleistung Kunde Grundgebühr für die Karte Monatl. Gebühr für Verzeichnisdienste Kosten für Online- Zugang

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Kosten-Nutzen-Analyse im neuen Modell: Kartenherausgeber und Primäre Dienstleister Kartenherausgeber Grundgebühr Anteilige Transaktionsgebühr Kosten für Signaturfunktion ggfs. Zuschuß zu Kartenleser Distributions- und Personalisierungskosten Primärer Dienstleister Rationalisierungsvorteil Wettbewerbsvorteil (Image u.ä.) Entwicklungskosten laufende Kosten für Online- Angebot Transaktionsgebühr Entgelt an Plattformbetreiber

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Erträge und Kosten der Plattformbetreiber Plattformbetreiber Anteilige Transaktionsgebühr Entgelte der primären Dienstleister Kosten der Überprüfungsdienstleistung Kosten der Abrechnungsdienstleistung TrustCenter

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Beteiligung der Dienstleister an den Transaktionskosten Die primären Dienstleister können sich im Rahmen der erzielbaren Rationalisierungs- und Wettbewerbsvorteile an den Transaktionsgebühren beteiligen. Deren Höhe darf allerdings nicht überschätzt werden und variiert ganz erheblich je nach Anwendungsbereich und Kundengruppe.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Beteiligung der Dienstleister an den Transaktionskosten: Beispiel Universität Bremen Bei Online-Anmeldung zu Prüfungen werden bisher PIN- TAN-Verfahren eingesetzt. Digitale Signaturen würden eine höhere Rechtssicherheit bringen. Die Universität Bremen würde dafür 10 Cent pro Anmeldung bezahlen. Bei 12.000 Studierenden und 6 Anmeldungen pro Jahr wären das Einnahmen von 7.200 Euro für den Plattformbetreiber, die mit dem Trustcenter und dem Kartenherausgeber geteilt werden müssten. Auch eine Verdoppelung des Betrags auf 20 Cent wäre keine signifikante Verbesserung.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Kosten für den Trustcenter-Betrieb Für einen 24-Stunden-Verzeichnisdienst sowie Registrierungs-, Sperr- und andere Dienstleistungen werden jährliche Betriebskosten von 500.000-750.000 Euro angesetzt Hinzu kommen Abschreibungen für die Entwicklung und Einrichtung der PKI Bei einem Abschreibungszeitraum von 10 Jahren und einem Investitionsaufwand von 20 Mio. Euro müssten jährliche Erlöse von 2,5-2,75 Mio. Euro erzielt werden. Bei einem Erlös von 20 Cent pro Transaktion wäre dies bei 12 bis 15 Mio Transaktionen pro Jahr der Fall. Bei bundesweit 1 Mio. Studierenden, 4 Prüfungen und 0,2 Euro kämen aus dieser Anwendung maximal 800.000 Euro.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Erfahrungen von Bremen Online Services GmbH Von den ca. 100 signaturbasierten Geschäftsvorfällen der Bremer Verwaltung erzielen die 80 für Privatkunden monatlich etwa 300 Transaktionen die 20 für Mittler etwa 3.000 Transaktionen Die Hitliste führen an: Mahnverfahren und Registerauskünfte, Hauptnutzer sind Rechtsanwälte

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Geschäftskunden als Hauptzielgruppe (1) Es kommt also entscheidend auf die Nutzungsfrequenz, den Wert der Transaktion und die Opportunitätskosten an. Wenn jeder der etwa 100.000 Rechtsanwälte bei nur 60 Transaktionen im Jahr das Porto von 50 Cent an den Plattformbetreiber bezahlt, kann eine Win-Win-Situation entstehen (Kostendeckungsbeitrag von 3 Mio. Euro)

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Geschäftskunden als Hauptzielgruppe (2) Der Lösungsbeitrag einer transaktionsbezogenen Tarifierung erfolgt nicht in erster Linie über eine Steigerung der Nachfrage von Privatkunden, sondern über eine stärkere Ausschöpfung des Nachfragepotentials der Geschäftskunden. Dies sollte auch bei der Kostenbetrachtung des Kartenherausgebers berücksichtigt werden. Die Anzahl der herausgegebenen und zu personalisierenden Karten wird auf absehbare Zeit nicht so hoch sein.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Weitere Möglichkeiten der Verringerung der Gesamtkosten Auf jeden Fall erscheint es zweckmäßig, die Funktionen Trustcenter und Kartenherausgeber trennen zu können, damit Signaturfunktionen auch auf Karten der Kreditwirtschaft implementiert werden und die Kosten für zusätzliche Karten vermieden werden können. Dann sollte das Registrierungsverfahren vereinfacht werden. Wenn die Legitimation der Bankkunden nach 156 AO als Registrierung im Sinne des SigG anerkannt würde, würde ein nennenswerter Kostenfaktor entfallen. Hier sind im Zusammenhang mit Sicherheitsanforderungen wg. Geldwäsche Konvergenzen möglich.

3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse Der digitale Personalausweis als Lösung? Neben den Karten der Kreditwirtschaft werden auch Hoffnungen in die Integration in einen digitalen Personalausweis gesetzt. Die Erfahrungen in Finnland können diese Hoffnungen bisher nicht bestätigen. Auch für zusätzlich 10 Euro hat kaum jemand die Signaturfunktion für den digitalen Personalausweis verlangt. Entscheidend bleibt der Zusatznutzen bei den Anwendungen. Dieser ist für Mittler erkennbar, für einen Massenmarkt jedoch nicht. Daher löst der digitale Personalausweis dieses Problem nicht....und die Gesundheitskarte? Für eine eventuelle Gesundheitskarte könnte dies anders aussehen, falls sich diese unmittelbar auf signaturbasierte Onlinedienstleistungen bezieht.

1. Elektronische Signaturen und ihre Bedeutung für die Verwaltung 2. Die ursprünglichen Überlegungen des Bremer Projektes zur Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft und die gemachten Erfahrungen 3. Eine mehrseitige Kosten-Nutzen-Analyse 4. Konsequenzen für die Planung von Verwaltungen

4. Konsequenzen für die Verwaltung (1) Es gibt noch viele Verwaltungsvorgänge, die online einen Nutzen stiften und keine Unterschriften erfordern. Er gibt auch noch eine Reihe von Verwaltungsvorgängen, bei denen sich die derzeit noch vorgesehene Schriftform bei erneuter Prüfung als verzichtbar erweisen könnte (-> Bürokratieabbau) Und es gibt eine Reihe von Vorfällen, bei denen der unmittelbare Datenaustausch zwischen Behörden insbesondere das Einreichen von Anlagen mit Signaturen ersetzen kann.

4. Konsequenzen für die Verwaltung (2) Wo Schriftform erforderlich ist, sollten zunächst die Prozesse online gebracht werden, die sich an Mittler und andre häufige Benutzer wenden. Die Chancen bei den Privatkunden werden zunächst stark von den Entscheidungen der Kreditwirtschaft und dann von den der Ausgestaltung des Personalausweises und der Gesundheitskarte abhängen. Diese Projekte haben daher eine über ihren unmittelbaren Anwendungsbereich hinausgehende Bedeutung für e- Government. Die Finanzierung der Verzeichnisdienste bleibt auch dann problematisch und wird ohne transaktionsorientierte Beiträge der Verwaltungen nicht zu lösen sein.

Kontakt: Prof. Dr. Herbert Kubicek Tel.: ++49(0)421 218-2830 E-Mail: kubicek@ifib.de www.ifib.de Am Fallturm 1, 28359 Bremen Telefon: ++49(0)421 218-2674 Telefax: ++49(0)421 218-4894 Internet: www.ifib.de E-Mail: info@ifib.de Dr. Manfred Mustermann