Wenn muslimische Mädchen weinen



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Transkript:

Wenn muslimische Mädchen weinen von Sonia-Iman Rassoul Verlag: Islamische Bibliothek Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, ist nicht ganz aus der Phantasie; denn sie hat wirklich in vielen Einzelheiten bei zahlreichen Familien stattgefunden. Nur die Namen der beiden Mädchen um welche es hier geht, sind erfunden. In dieser Geschichte handelt es sich nicht etwa um zwei ausländische Mädchen aus der dritten Welt, sondern um zwei deutsche Mädchen, die ihrem Glauben, dem Islam, treu bleiben wollen; sonst ist alles europäisch. Das eine der beiden Mädchen in unsere Geschickte heißt Fatima und das andere Aischa. Die beiden sind Schwestern und Töchter einer gutbürgerlichen muslimischen Familie. Ihr habt vielleicht schon selbst erlebt, liebe Mädchen, wie schwierig es ist, als muslimisches Mädchen hierzulande zu leben. Besonders schwierig ist der Umgang mit Menschen, die über den Islam nicht richtig informiert sind und darum viele Vorurteile haben. Trotzdem darf man nicht so traurig sein; denn es gibt viele deutsche Mitbürger, die mit Allahs(t) Gnade und Barmherzigkeit Muslime geworden sind. Diese sind ja unsere Brüder und Schwestern im Glauben, zu denen unsere beiden Mädchen, Fatima und Aischa auch gehören. Als Fatima und Aischa noch kleine Kinder waren, lebten sie unbesorgt; denn sie konnten mit den anderen Kindern in ihrer Wohngegend unbeschwert spielen. Sie waren glücklich und zufrieden. Nun aber als Fatima und Aischa heranwuchsen, gab es Probleme: Sie durften nicht mehr mit den Jungen spielen, mit denen sie früher als kleine Kinder gespielt hatten, weil dies im Islam nicht erlaubt ist- und es ist auch richtig so! Zum Glück war es aber so, dass die Leute in der Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das für Probleme waren: Es fing damit an, dass alle ihre Schulkameraden von Fatima und Aischa einen Freund hatten, mit dem sie tanzen gingen und sich vergnügen könnten, während Fatima und Aischa daheim bleiben mussten, weil es im Islam nicht erlaubt ist, einen Freund zu haben- und das ist auch richtig so. 1

Am Anfang waren Fatima und Aischa traurig, weil sie nicht genauso wie die anderen Mädchen sein konnten -und das ist auch menschlich. In der Schule gingen die Probleme weiter: Dort wurden bei vielen Anlässen Feten und Partys gefeiert, Schulausflüge zusammen mit Jungen und Mädchen unternommen, wo befreundete Jungen und Mädchen zusammenkamen und sich frei benahmen. Dies war für Fatima und Aischa eine schwierige Situation, weil sie nach dem Islam das nicht alles mitmachen durften, und das ist auch richtig, weil wir Muslime nach ihren eigenen Normen leben müssen. Man muss aber dazu bemerken, dass Fatima und Aischa in ihrer Natur zwei sehr verschiedene Schwestern waren: Während Fatima- die ältere- sich in der Schule durchgesetzt hatte und über vieles über den Islam erklären konnte, war Aischa von ängstlicher Natur. Sie traute sich nicht, den Menschen über den Islam zu erzählen. Fatima schaffte es auch eines Tages, die islamische Kleidung in der Schule zu tragen, obwohl sie zuerst gezögert hatte. Aber sie fasste Mut und sagte zu sich: Allah(t), unser Erhabener Schöpfer, hat uns diese Kleidung zur Pflicht gemacht, damit wir uns in würdiger weise schützen und uns von den Nicht-Muslimen unterscheiden können; denn nur so kann man als muslimische Frau erkannt werden. Am darauf folgenden Tag ihrer Entscheidung erschien Fatima mit islamischer Bekleidung in der Schule, wo sie von den Menschen die sich als "tolerant" bezeichnen, verspottet und ausgelacht wurde. Manche haben sogar mit Steinchen nach ihr geworfen. Haben diese Menschen noch nicht gewusst, oder wollen sie nicht begreifen, dass es deutsche Muslime gibt, und dass es in diesem land Gesetze gibt, die jedem Menschen Glaubensfreiheit garantieren mindestens auf dem Papier? Aber Fatima gab nicht auf, denn ihr Glaube war stark und sie vertraute ganz auf Allah(t), Der ihr in dieser Not bestimmt helfen würde. Aischa war natürlich sehr stolz auf ihre Schwester, gleichzeitig war sie aber traurig, weil sie sah, wie schön und würdig ihre Schwester in der islamischen Bekleidung aussah. Darüber weinte sie lange. Sie war um so mehr betrübt, weil sie immer wieder sah, wie schwach sie selbst war, so schwach, das sie den ersten Schritt, den ihre Schwester getan hatte, selbst nicht verwirklichen konnte. Die Menschen gewöhnten sich bald daran, dass Fatima eine islamische Bekleidung trug und sie konnte sich nicht mehr vorstellen, dass sie wieder ein Kleidungsstück tragen würde, das ihre Körperteile nicht bedeckt. Anders war es bei Aischa: Sie schämte sich, mit islamischer Bekleidung in die Schule zu gehen, weil ihre Schulkameraden sich sehr modisch kleideten und sich manchmal sogar schminkten. Aischa war sehr traurig; denn sie wusste, dass auch sie verpflichtet war, sich islamisch zu kleiden. Was soll ich tun? 2

Sie sagte zu sich: Unsere Eltern haben uns gut über den Islam belehrt, sie haben uns alles beigebracht und richtig erzählt, dass der Mensch nie die Hoffnung aufgeben darf. Man muss sich immer wieder aufs Neue um das Gute bemühen. Aischa hatte ihre Mutter und ihre Schwester Fatima stets als Vorbild, und sie sah, dass sie die einzige in ihrer Familie was, die sich nicht an das islamische gebot hielt. Aischa versuchte es immer wieder, aber sie schaffte es nicht. Sie weinte oft, aber sie blieb schwach, auch weil die Umwelt sie immer wieder entmutigte. Wäre ich in einem islamischen Land gewesen, hätte ich mit dieser Sache kein Problem gehabt! sagte Aischa zu sich selbst. Aischa sprach ständig ein Bittgebet, das lautete: O Allah mein Gott und Schöpfer, o du mein Ernährer und Erhalter! Vergib mir meine Schwäche und hilf mir, Dir gegenüber gehorsam zu sein! Ein anderes mal sprach sie das Bittgebet und fügte noch hinzu: O Allah, wenn ich das Anziehen der islamischen Bekleidung in der Schule nicht schaffe, so verspreche ich dir, dass ich dies sofort tun werde, sobald ich die schule beendet habe. Mit solch einem Versprechen hatte Aischa einen Fehler gemacht; denn sie hatte dabei vergessen, dass der Mensch zu jeder Zeit mit seinem Tod rechnen muss, und es gab keine Garantie dafür, dass sie so lange leben würde, bis sie die Schule beendet hatte. Aischa s Eltern waren sehr traurig, insbesondere wenn sie sahen, das es Fatima keine großen Schwierigkeiten bereitete, ein Kopftuch zu tragen, und sich in ihrer Umwelt durchsetzen könnte, ja sogar Respekt verschaffte, gute Kameradschaft und Wertschätzung in der Schule fand. Fatima versuchte natürlich, ihren Beitrag zu leisten und ihrer Schwester Mut zu machen. Fatima vergaß aber auch nicht Bittgebete zu Allah(t) für ihre Schwester zu sprechen; denn sie wusste, dass mit Seiner Hilfe alles möglich ist. Sie sagte: O Allah, Du bist der Gnädige und Barmherzige, und du bist über alle Dinge mächtig. Führe meine Schwester zum richtigen Weg und hilf ihr; so zu tun und zu handeln, wie es dir wohlgefällig ist. O Allah, Herr der Welten und Beschützer der Gläubigen, gib ihr kraft und Selbstvertrauen, das sie bald nicht mehr wie eine Ungläubige herumläuft! An jedem Morgen, wenn Aischa mit dem Bus und Straßenbahne zur Schule fährt, dachte sie immer wieder: Wie kann ich ohne Kopftuch als Muslima erkannt werden? ich bin täglich mit vielen Menschen zusammen und werde nun als ein ganz gewöhnliches Mädchen angesehen! Durch das Kopftuch würde ich bestimmt nicht nur als Muslima, sondern auch als ein ehrbares Mädchen erkannt werden, das an seinem Glauben festhält. Ich muss unbedingt alle meine Kräfte sammeln, um meine 3

Angst zu überwinden! sagte Aischa zu sich. Wir dürfen ja nicht vergessen das Aischa nicht zu den Menschen gehörte, die Fehler begehen und diese nicht zugeben wollen. Es war von Aischa doch eine Tugend, dass sie ihre Fehler zugab und immer wieder versuchte, diesen nicht mehr zu begehen. Aischa gab die Hoffnung nicht auf. Sie rechnete mit Allahs Hilfe, das Er ihr eines Tages die Kraft gibt, um wie ihre Schwester Fatima zu werden. Wir dürfen Aischa nicht verurteilen oder verachten. Wer von uns ist vollkommen? Die Vollkommenheit gehört nur Allah(t), Erhaben ist Er. Unser Prophet (sws) sagte, das jeder Mensch Fehler macht, und dass der Beste unter den Fehlermachern derjenige ist, der seine Fehler bereut und wieder auf den richtigen Weg zurückfindet. Die Lage Aischa s blieb aber unverändert, und sie glaubte, sie wäre für immer zu diesem schändlichen Schicksal verurteilt! Sie verließ ihre Wohnung jeden Morgen um zur Schule zu gehen und merkte einmal, wie ihr Vater hinter der Fensterscheibe unter Tränen stand und etwas murmelte. Als sie nach Hause zurückkam, sah sie wie ihre Mutter für sie liebevoll eine gute Mahlzeit zubereitete. Beim Essen dachte sie: Allah(t) gab mir gute Eltern, schöne Wohnung, genug Nahrung, Gesundheit und wenn ich die Gaben Allah s(t) und seine Gnade aufzuzählen versuche, werde ich diese nie restlos erfassen können. Als ihr Vater von der Arbeit zurückkam und sein Gebet verrichten wollte, schloss sich Aischa an und betete mit ihm aus ganzem Herzen. Nach Beendigung des Gebets fragte sie ihn: Ich sah dich heute morgen hinter der Glasscheibe und merkte, dass du etwas gemurmelt hast. Was hast du denn gesagt? Der Vater erwiderte: Mein liebes Kind, ich folgte dir mir meinen Blicken und sah wie du wie ein gewöhnliches Mädchen zur Bushaltestelle gingst. Ich sah die Gefahr, die dich umgibt, wenn du so weitermachst. Ich selbst haben keine Macht dazu, dein Allah(t) missfällige Lage zu ändern. Die Gesellschaft, in der wir leben, wird weder dir noch mir helfen. Es blieb mir nichts anderes übrig als mich an Allah(t) zu wenden und ihn mit gebrochenem Herzen anzuflehen, Dass Er dich rette. Als Aischa diese Worte hörte, weinte sie und hüllte sich in Schweigen. Sie verließ ihren Vater und ging in ihr Zimmer. Dort setzte sie die Lobpreisung Allahs (t) fort, die man üblicherweise nach dem Gebet tut, sprach ihr Bittgebet und legte sich ins Bett um auszuruhen. Bald wurde sie vom Schlaf übermannt. Aischa hatte während dieser kurzen Phase einen Traum, dem sie keine große Bedeutung beimaß; nur merkte sie, dass sie durch diesen Traum aufmerksamer und anders wurde, als ob eine Wende in ihrem Leben eingetreten wäre. Seitdem trug sie züchtige Kleidung, wie etwa lange Hosen statt kurze Röcke, und setzte ab und zu ein Kopftuch auf, wenn sie gelegentlich mit ihrer Mutter einkaufen ging. 4

Aber sie konnte es nicht lassen, das Kopftuch so modisch und attraktiv wie möglich zu binden, damit sie vor den gnadenlosen Menschen nicht als Muslima erkannt und verspottet wurde. Dabei erinnerte sie sich an eine blöde Bemerkung einer Frau, die einmal zu ihrer Schwester Fatima sagte: Schade das du dich so vermummst, und dich zu einer alten Frau machst! Mit Aischa ging es so weiter, dass sie jedesmal wenn sie sich im Spiegel sah, sich selbst kritisierte. Sie sagte: Diese modische Form des Kopftuches kann einfach mit dem Islam nichts zu tun haben. Es ist nicht die Art und Weise, wie Allah(t), unser Gott, für eine gläubige Frau will. Aischa hörte nicht auf, Bittgebete zu Allah zu sprechen. So verging die Zeit mit viel Hin und Her. Eines Nachts hatte Aischa einen zweiten, wunderschönen Traum, den sie sah, als sie sich nach dem Morgengebet hinlegte und schlief. Ein Engel erschien ihr und sagte: O Aischa, fürchte Allah (t)! Du darfst Satan nicht mehr folgen; denn er ist es, der dich kaputt machen will. Allah(t) allein sollst du folgen. Versuche dich zu ändern, o Aischa, denn nur durch die islamische Kleidung wirst du als gläubiges Mädchen erkannt. Aischa wachte auf, sprang aus dem Bett und merkte, dass ihr Herz raste, sie durch diesen Traum schnell atmete und sehr nassgeschwitzt war. Sie pries Allah(t). Diesmal rannte sie zu ihren Eltern, um ihnen den Traum zu erzählen. Auch ihre Schwester Fatima musste zuhören; deshalb wurde sie auch dazugerufen. Ganz erregt erzählte sie ihnen den Traum. Fatima blieb sprachlos wie ein Holzbrett; der Mutter lief eine Träne herunter und der Vater strahlte vor Freude. Er strich Aischa über das Haar und sagte: Mein gutes Kind, diesen schönen Traum, den du gesehen hast, war ein göttlicher Traum. Der Engel hatte von Allah die Aufgabe, dir eine solche Eingebung zu machen. Aischas Tränen rollten über ihre vor Freude geröteten Wangen. Sie sagte ganz spontan: Meine lieben Eltern, dieser Traum war nicht umsonst; denn er wird inscha Allah befolgt werden. Dieser Traum hat mir Kraft gegeben und mir meinen Weg ganz deutlich gemacht. Die Eltern, aber auch Fatima rechneten fest damit, dass Aischa sich nach diesem göttlichen Traum andern würde. Fatima sagte gerührt: Ich habe oft für dich gebetet und dabei nie Zweifel daran gehabt, das sich Allah(t) dir eines Tages gnädig zuwendet. Wir Menschen müssen aber geprüft und auf die Probe gestellt werden. Am nächsten Tag geschah dann plötzlich etwas wie ein Wunder: Wie jeden Morgen, machten sich Fatima und Aischa für die Schule fertig- und wir werden kaum glauben, was passierte! Aischa stellte sich vor den Spiegel, zog ihren Mantel an, griff nach dem Kopftuch ihrer Mutter und setzte es ganz hemmungslos islamisch auf, so wie Allah es vorschreibt. Aischa fixierte sich selbst vor dem Spiegel und konnte es kaum glauben, das sie so 5

schnell und entschlossen gehandelt hatte. Alle Hemmungen sind weg; jegliche Angst vor den Menschen ist verschwunden. So selbstsicher war Aischa noch nie! Sie warf sich nieder und bedankte sich unter Tränen vor Allah für den Erfolg und die Rechtleitung. Sie spürte dabei eine enorme Kraft in ihrer Seele und war so glücklich, das sie endlich den Ehrentitel >Dienerin Allahs< verdiente, und nicht mehr länger wegen der Menschen hin und her gerissen war. Die Eltern und Fatima waren erfüllt mit Glück. Sie umarmten Aischa und bedankten sich bei Allah(t) für seine Rechtleitung an Aischa. Alle sprachen gemeinsam ein Dua (Bittgebet), in dem sie sagten: O Allah, Du hast Deiner Dienerin Aischa den richtigen Weg gezeigt und ihr eine große Gnade erwiesen. Bitte wende Dich niemals von deiner Dienerin Aischa ab, festige ihre Schritte und erleichtere ihr den Lebensweg. Gib ihr Freude im Diesseits und Freude im Jenseits, Amin. O die ihr glaubt, wenn ihr Allahs(t) Sache helft, so wird Er euch helfen und euren Füßen festen Halt geben. 6