Ciarán McAuley Leo McFall Justus Thorau



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DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

Transkript:

Ein Gespräch mit den Finalisten des Deutschen Dirigentenpreises 2015 Ciarán McAuley, Leo McFall und Justus Thorau über den Beruf des Dirigenten, die Förderung durch den Deutschen Musikrat und die Herangehensweise an den Wettbewerb Ciarán McAuley Leo McFall Justus Thorau 1) Was hat Sie dazu bewogen, den Beruf des Dirigenten zu wählen? Wie alt waren Sie, als die Entscheidung fiel? McAuley: Meine dirigentischen Wurzeln resultieren aus der Liebe zur Musik und dem Wunsch, mehr Einfluss auf den Klang zu haben und diesen zu gestalten. Als ich 16 Jahre alt war, dirigierte ich einen Chor und zwei Jahre später leitete ich zwei Universitätsorchester. Aufgrund dieser Erfahrungen wurden meine Pläne, Dirigieren zu studieren, immer konkreter. McFall: Die Entscheidung, Dirigent zu werden, fiel mit 14 Jahren. Ich hörte Schuberts 9. Sinfonie und ich war so begeistert, dass ich mir gleich die Partitur kaufte und anfing, sie gründlich zu studieren. Thorau: Durch meine Teilnahme an verschiedenen Jugendorchestern als Geiger bekam ich die Möglichkeit, Stimmproben zu leiten und verantwortungsvolle musikalische Aufgaben wie Stimmführer und Konzertmeister zu übernehmen. Das hat sich dann soweit entwickelt, dass ich irgendwann auch einmal vor dem ganzen Orchester stehen wollte, was ein tolles Erlebnis war. Dann habe ich

beschlossen, den Fokus auf das Dirigieren zu legen und alles zu lernen, was für eine Aufnahmeprüfung an der Hochschule gefordert wird. Damals war ich ca. 16 Jahre alt, also etwa am Ende der Schulzeit. 2) Was glauben Sie, was Sie für einen Beruf ergriffen hätten, wenn Sie nicht Dirigent geworden wären? McAuley: Ursprünglich wollte ich Sänger werden. Darüber hinaus hatte ich großes Interesse am Musikmanagement und habe Praktika u.a. beim Aldeburg Festival und bei IMG Artists gemacht. Neben meinen musischen Interessen hätte mich auch ein Jurastudium sehr interessiert. McFall: Mein Vater war ein großartiger Bildhauer. Wenn ich nicht Dirigent geworden wäre, hätte ich vermutlich etwas mit bildender Kunst gemacht. Ich hatte auch lange überlegt, Pilot zu werden, aber letztendlich bin ich sehr froh darüber, mich für das Dirigieren entschieden zu haben. Thorau: Wahrscheinlich hätte ich mich für die Physik entschieden oder wäre länger beim Stabhochsprung geblieben. Aber eigentlich ist ein Beruf, in dem Musik eine bedeutende Rolle spielt, wie z.b. Dirigent, Schulmusiker oder auch Tontechniker, für mich schon sehr wichtig. Ein Beruf völlig ohne Musik wäre für mich kaum vorstellbar. 3) Was macht für Sie der besondere Reiz Ihres Berufs aus? McAuley: Am Dirigieren schätze ich die Zusammenarbeit mit Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben: Kunst zu produzieren. Ob Orchestermusiker, Sänger, Manager oder Dirigent, wir haben alle das gleiche Ziel. Ebenfalls mag ich an meinem Beruf, dass ich nach der getanen Vorarbeit ein fertiges Produkt habe. McFall: Für mich ist die größte Freude in diesem Beruf, so viel wunderbare Musik kennenzulernen. Darüber hinaus ist es ein Job, der von einem verlangt, dass man sich immer weiterentwickelt sowohl im persönlichen Bereich als auch als Dirigent. Das ist eine große Herausforderung, die mich aber zugleich auch sehr zufrieden stellt. Thorau: Da ist natürlich das Erlebnis im Konzert oder im Operngraben, wenn man dirigiert. Es ist immer eine besondere Anspannung, die sowohl positiv als auch negativ sein kann. Ich unterscheide mittlerweile zwei Dinge. Das eine sind Projekte und Konzerte, die man leitet und bei denen man Probenzeit hat, um mit den Musikern auch verbal zu kommunizieren und wo man das Stück nach seinen Vorstellungen formen und anlegen darf. Das andere sind die Abende in der Oper, die man übernimmt, also völlig ohne Orchesterprobe dirigiert, was bei allen Beteiligten eine wachere Spiel- und Dirigierweise erfordert. Beide Gegebenheiten können aber zu einem miteinander Musizieren

führen, bei dem sich alle beteiligt fühlen und glücklich nach Hause gehen. Wenn ich das erreicht habe, bin ich glücklich. Aber auch das eingehende Partiturstudium und das kritische Nachforschen, wo bestimmte Traditionen oder Meinungen herkommen oder wie sie sich entwickelt haben, kann wahnsinnig spannend sein. Natürlich sollte man das Privileg, das wir haben, nicht vergessen, dass sich das ganze Leben um die Musik dreht und wir uns den ganzen Tag mit diesen Dingen beschäftigen dürfen. 4) Was waren für Sie die bisher bedeutendsten Momente als Dirigent? McAuley: Auf meinem beruflichen Weg waren die Menschen bzw. die Institutionen, die mir neue Chancen ermöglichten, besonders wichtig: mein Studium an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Johannes Schlaefli und mein Einstieg ins DIRIGENTENFORUM waren die wichtigsten Grundsteine meiner beruflichen Entwicklung. Meine bedeutendsten musikalische Momente hatte ich im Rahmen eines Workshops mit dem Musikkollegium Winterthur mit Mendelssohns Ouvertüre zu Die Schöne Melusine und bei meinem Debut mit dem Malaysian Philharmonic Orchestra mit Wagners Siegfried Idyll. McFall: Der bedeutendste Moment war bisher, Dvořáks Rusalka bei Glyndebourne on Tour zu dirigieren. Das war 2012, ich erinnere mich aber noch sehr gut und sehr gerne. Thorau: Ich denke, das waren mein Dirigat des Concertgebouw Orkester im Concertgebouw und neulich erst meine Freischütz-Premiere am Theater Aachen, die von allen Beteiligten ganz fantastisch war.

5) Was bedeutet für Sie die Förderung durch das DIRIGENTENFORUM des Deutschen Musikrates? Wovon haben Sie aus Ihrer Sicht am meisten profitiert? McAuley: Die Zeit im DIRIGENTENFORUM war für mich eine wichtige Brücke zwischen Studium und Beruf. Dadurch lernte ich andere junge Künstler kennen und konnte von den Erfahrungen der Kursleiter profitieren. Am meistens profitierte ich allerdings von der Zusammenarbeit mit guten Orchestern. McFall: Ich habe sehr viel während der Meisterkurse des DIRIGENTENFORUMs gelernt sowohl von den Künstlerischen Leitern als auch von den anderen Stipendiaten. Darüber hinaus habe ich es ungemein geschätzt, sehr viele gute Orchester kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu kommen. Thorau: Ich glaube, für mich waren zwei Dinge sehr wichtig. Einerseits die Hilfe, Kritik und Anregungen einzelner Kursleiter, andererseits der Kontakt zu anderen jungen Dirigenten, die sich am gleichen Punkt ihrer beruflichen Laufbahn befinden. Es ist spannend, wie unterschiedlich sich die Menschen entwickeln und wo sie überall dirigieren. 6) Wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach der Deutsche Dirigentenpreis aus? Hat der Wettbewerb einen besonderen Reiz für Sie? McAuley: Der Deutsche Dirigentenpreis ist meiner Meinung nach insofern einzigartig, als dass die Finalisten über mehrere Jahre begleitet werden und sie sich immer wieder einer Jury stellen müssen. Ich bin sehr froh, so weit gekommen zu sein und nun im Finale dirigieren zu dürfen. McFall: Das DIRIGENTENFORUM war für mich eine wundervolle Erfahrung und ich bin sehr glücklich, auch die letzte Stufe des Förderprogramms geschafft zu haben und nun im Finale des Deutschen Dirigentenpreises zu stehen. Ich bin sehr gespannt darauf, im Konzerthaus Berlin zu dirigieren. Dort habe ich schon so viele, tolle Konzert erlebt, aber bisher immer nur als Zuhörer. Thorau: Ich finde, der Wettbewerb ist etwas Besonderes, da wir drei Finalisten uns schon lange kennen und zusammen das Förderprogramm des DIRIGENTENFORUMs durchlaufen haben. Natürlich haben Juryentscheidungen immer etwas subjektives, egal ob in der Musik, im Sport oder woanders. Damit muss man als Teilnehmer leben, aber ich empfinde es weniger als typischen Wettbewerb, bei dem man vor allem die Hürde der Einladung und der 1. Runde überstehen muss, sondern eher als ein gemeinsames Konzert, bei dem wir uns alle in Berlin präsentieren dürfen. Natürlich ist für mich als Berliner das Konzerthaus etwas Besonderes und Vertrautes.

7) Welche Bedeutung messen Sie der Teilnahme am Deutschen Dirigentenpreis für Ihren beruflichen Werdegang zu? McAuley: Vor allem schätze ich die Gelegenheit, das Konzerthausorchester Berlin zu dirigieren und ich fokussiere mich nun auf das Konzert. In welchem Ausmaß meine Karriere einen neuen Schub bekommt, werde ich dann noch sehen. In erster Linie möchte ich ein gutes Konzert präsentieren. McFall: Für mich ist es eine große Ehre, mit dem Konzerthausorchester Berlin zu arbeiten und zu konzertieren. Jedes Konzert ist für mich besonders wichtig, aber dieses Ereignis hebt sich doch ein wenig von anderen Dirigaten ab. Man weiß nie, welchen Einfluss so ein Ereignis auf die berufliche Laufbahn haben kann, deshalb ist es für mich besonders wichtig, mein Bestes zu geben. Thorau: Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie schnell es manchmal mit der Karriere gehen kann, sobald jemand entdeckt wird oder einen Wettbewerb gewinnt. So etwas kann man nicht planen, deswegen hoffe ich einfach, durch den Wettbewerb einige neue Perspektiven zu bekommen. 8) Wie bereiten Sie sich auf den Wettbewerb vor? McAuley: Ich versuche, die Musik für den Wettbewerb langsam über mehrere Monate hinweg vorzubereiten und zu verdauen. Ich hoffe, dieser lange Lernprozess wird eine besondere Tiefe in meine Interpretation von Sibelius Sinfonie bringen. Ich habe auch schon Proben von der Sinfonie bei anderen Orchestern besucht. McFall: Ich gehe vor wie immer: ich lerne die Partitur sehr gründlich und versuche, einen möglichst tiefen Einblick in das Werk zu bekommen. Thorau: So wie auf jedes Konzert oder jede Probe. Ich lerne die Partitur, mache mich mit den Umständen und der Zeit vertraut, vor allem bei einem solch unbekannten Stück wie dem Heldenlied von Dvořák.

9) Welche Kriterien spielten bei der Auswahl Ihres Wettbewerbsstücks für Sie eine Rolle? Warum haben Sie sich gerade für das Werk entschieden? McAuley: Meine Vorschläge für die Wettbewerbsstücke waren bunt gestreut: von feurigen Werken von Kodály und Stravinsky bis hin zu klangdichten Werken von Sibelius. Ich fühle mich eng verbunden mit Sibelius und mit Finnland und es ist natürlich eine besondere Ehre für mich, Sibelius in seinem Jubiläumsjahr dirigieren zu dürfen. Darüber hinaus kehre ich zum Ausgangspunkt zurück: Mit Sibelius Violinkonzert bin ich ins DIRIGENTENFORUM aufgenommen worden und mit einer Sibelius Sinfonie schließe ich das Förderprogramm ab. McFall: Ich finde, die Musik von Hindemith wird zu Unrecht vernachlässigt. Deshalb freue ich mich, eines seiner besten Werke im Finale des Deutschen Dirigentenpreises präsentieren zu dürfen. Die Vielschichtigkeit von Hindemiths Metamorphosen finde ich sehr reizvoll. Bei der Kombination von Humor und Ernsthaftigkeit gepaart mit einer großen Bandbreite von Klangfarben ist die Gestaltungskraft des Dirigenten gefragt. Im Hintergrund der Komposition ist die Virtuosität der amerikanischen Orchester zu spüren und man merkt, dass Hindemith die Möglichkeit auskostete, jede Instrumentengruppe vor Herausforderungen zu stellen. Bei Hindemiths Metamorphosen handelt es sich meiner Meinung nach um eine lebhafte, dynamische und farbreiche Komposition. Thorau: Ich habe insgesamt Werke gewählt, die verschiedene Kriterien erfüllten: ich wollte selbst überzeugt von den Werken sein, sie mussten zur Orchesterbesetzung passen und darüber hinaus will ich den Zuhörern und der Jury ein weniger bekanntes Stück präsentieren. Bei einem Standardwerk kennt jeder viele verschiedene Aufnahmen und Interpretationen und hat diese sofort im Kopf. 10) Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? McAuley: Beruflich wünsche ich mir, immer wieder die Möglichkeiten zu erhalten, mich weiterzuentwickeln. Das heißt, neues Repertoire zu lernen, spannende Projekte zu leiten und neue Orchester kennenzulernen. Und natürlich nicht zu vergessen: Ich wünsche mir, weiterhin viel Spaß beim Musizieren zu haben. McFall: Ich verbringe nicht viel Zeit damit, mir über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Ich stecke lieber meine ganze Aufmerksamkeit in meine gegenwärtigen Projekte. Für mich ist es das Wichtigste, sowohl musikalisch als auch persönlich mit der Musik und meiner Tätigkeit kontinuierlich zu wachsen. Thorau: Weiterhin die Möglichkeit und das Vertrauen zu bekommen, gute Musik zu machen, nette Kollegen zu haben und neue Projekte und Produktionen zu leiten. Viel mehr kann man sich als Musiker nicht wünschen.