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Transkript:

WM 2006 BamS WM-Forum Zu Gast: Jens Lehmann Ein Doppelzimmer mit Kahn wäre möglich, aber... VOM BAMS-WM-FORUM BERICHTEN PETER WENIG (TEXT), KLAUS BECKER, CHRISTIAN SPREITZ UND NIELS STARNICK (FOTOS), ORGANISATION: JULIA Er kann in acht Wochen zum Helden werden: Am Mittwoch Champions- League-Sieger mit Arsenal, am 9. Juli Weltmeister! Jens Lehmann, unsere neue Nr. 1. Im dritten BamS-WM-Forum spricht er über Kahn, ein Comeback in der Bundesliga und Kinder-Erziehung Wolfgang Abele (28, Foto) Diplom-Verwaltungswirt aus Bad Wurzach: Hallo Herr Lehmann, am Mittwoch stehen Sie mit Arsenal London im Finale der Champions League gegen Barcelona. Was ist Ihnen wichtiger: Der Sieg in der Champions League oder der WM-Titel? Jens Lehmann (36): Der WM-Titel ist das Höchste, was man als Fußballer erreichen kann. Aber direkt danach kommt der Champions-League-Titel. Wenn wir den holen würden, wäre dies für mich persönlich auch ein höchst positives Signal für die WM. Sandra Grüter (29, Foto), Studentin aus Lippstadt: Wären Sie auch als Bundesliga-Torhüter die Nummer eins im deutschen Tor geworden?

Lehmann: Ich glaube, daß mir gerade in dieser Saison der Erfolg mit Arsenal sehr viel weitergeholfen hat. In der Bundesliga wäre es sicherlich schwerer geworden. Sandra Grüter: Könnten Sie sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen? Lehmann: Ja, auf jeden Fall. Ich habe sogar vor kurzem darüber nachgedacht. Nur hat Arsenal mir noch mal ein gutes Angebot für einen neuen Vertrag gemacht. Und mir gefällt es dort sehr gut wie auch meiner Familie generell das Leben in London. Deswegen bleiben wir dort noch mindestens ein Jahr. Aber danach wäre für mich ein Wechsel in die Bundesliga sicher interessant, wenn ich noch fit sein sollte. Zumal auch die Stadien in der Bundesliga sehr gut sind. BamS: Wir sind jetzt in Hamburg. Tolles Wetter, tolle Stadt. Ist der HSV denn eine Alternative? Lehmann: Ja, auf jeden Fall. Der HSV ist ein toller Klub geworden. Auch durch das neue großartige Stadion. Und ich glaube, daß der Verein bald auch in Europa eine gute Rolle spielen kann. Thomas Bartelt (37, Foto), Abteilungsleiter Großhandel aus Trierweiler- Fussenich: Herr Lehmann, die deutsche Abwehr ist schlechter als die von Arsenal. Wird Ihnen da nicht angst und bange vor der WM? Lehmann: Das ist ein Trugschluß. Wir haben jetzt mit Arsenal einen Rekord innerhalb der Champions League aufgestellt (10 Spiele in Folge ohne Gegentor, die Red.). Und das mit drei Abwehrspielern, die gar keine gelernten Verteidiger sind. Wir haben im Training das Defensivverhalten intensiv geübt. In der Nationalmannschaft ist das System ähnlich. Wobei wir dort nur mit gelernten Verteidigern spielen. Deshalb denke ich, daß es bei der WM genauso gut klappen kann. Wir müssen es nur üben. Jan Stahl (36), Teamleiter in einem Call-Center aus Seevetal: Jens, auf der Anreise habe ich noch ein Abziehbild von dir in einem Duplo gefunden. Jetzt sitze ich neben dir. Da geht ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung. Mich interessiert: Wirst du mit deinem Kontrahenten Oliver Kahn vor dem Turnier noch ein Bier trinken gehen, um alle Differenzen auszuräumen? Lehmann: Ich trinke während der Saison praktisch keinen Alkohol. Deshalb kann ich mir das mit einem Bier nicht vorstellen. Aber wir werden uns vor und während der WM jeden Tag mehrmals beim Essen sehen. Man ißt ja unheimlich viel bei der Nationalmannschaft. Und da wird es genügend Gelegenheit geben zu reden. Ich glaube ohnehin, daß die Differenzen zwischen uns übertrieben wurden. Wir haben einen sportlichen Wettkampf gehabt, und der ist jetzt entschieden worden. Annette Beugler (28), Handelsfachwirtin aus Lauf: Haben Sie sich in Ihrer Zeit als Nummer zwei über Gegentore gefreut, die Oliver Kahn kassiert hat? Lehmann: Definitiv nicht. Kein Profi freut sich über Tore gegen das eigene Team. Und ich habe so viele Jahre auf der Bank gesessen, daß ich mich gewissermaßen zum Fan der Nationalmannschaft entwickelt habe. Ich habe ja lange Zeit gar nicht damit gerechnet, daß ich noch eine echte Chance kriege.

BamS: Wären Sie zurückgetreten, wenn Sie wieder nur Nr. 2 geworden wären? Lehmann: Nein, wäre ich nicht. Ich wäre mitgefahren. Claus Seifert (67) Dozent aus Vienenburg: Sie wirken hier beim BamS-WM- Forum sehr cool, sehr ruhig. Auf dem Platz sieht das ja ganz anders aus. Die Engländer nennen sie ja Mad Jens, den verrückten Jens. Flippen Sie immer noch so aus? Lehmann: Das ist eine Sache, die mir selbst unangenehm ist. Ich kann das auch nicht verneinen, daß das so ist auf dem Platz. Das hängt vielleicht auch mit meiner Jugend zusammen. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen. Da mußte ich immer um alles kämpfen. Diese Einstellung habe ich leider noch nicht ablegen können. Jetzt habe ich selbst Kinder. Es ist mir unangenehm, wenn die mich im Fernsehen bei Aktionen sehen, die ich nun wirklich nicht gut heißen kann. Aber das steckt in mir drin als Fußballer. Ich versuche daran zu arbeiten, aber bislang ist mir das noch nicht zur Genüge gelungen. BamS: Warum mußten Sie denn immer kämpfen? Lehmann: Ich war ein Spätentwickler. Aber irgendwann habe ich gespürt, daß ich mein Ziel, Profi zu werden, erreichen kann. Als Torwart. Und dort ist der Wettkampf und der Druck noch viel härter. Annette Beugler: Sie sind ja eigentlich gelernter Stürmer und der einzige Torwart, der jemals in der Bundesliga ein Feldtor erzielt hat (1997 für Schalke gegen Dortmund, die Red.). Können Sie sich das bei der WM auch vorstellen? Lehmann: Schwer. Das würde ja voraussetzen, daß wir hinten liegen würden, sonst geht ja kein Torwart nach vorne. Da ich ein positiv denkender Mensch bin, will ich mir das nicht vorstellen. Aber wenn sich die Situation mal ergeben würde... Annette Beugler:...entscheiden Sie auf Zuruf von Klinsmann oder aus Eigeninitiative, in den gegnerischen Strafraum zu laufen... Lehmann: Ich würde schon kurz zu Jürgen rübergucken, Denn Arsene Wenger, mein Trainer bei Arsenal, möchte das überhaupt nicht. Er hat mich in den drei Jahren nicht einmal nach vorne geschickt. Sandra Grüter: Es gibt ja nur noch Einzelzimmer bei der Nationalmannschaft. Wenn es aber noch Doppelzimmer geben würde, mit wem würden Sie es sich teilen? Lehmann: Ich hätte schon ein paar Kandidaten. Aus meiner Dortmunder Zeit verstehe ich mich mit Kehl und Metzelder sehr gut. Zu Miroslav Klose habe ich auch ein sehr gutes Verhältnis. Aber vielleicht würde ich auch Poldi nehmen. Das hält einen jung.

Sandra Grüter: Und ein Doppelzimmer mit Oliver Kahn? Lehmann: Möglich wäre alles. Aber im Ernst: Wenn man so einen Konkurrenz-kampf über all die Jahre geführt hat, wäre das sicherlich nicht die psychologisch günstigste Situation. Einer kommt euphorisch zur WM und der andere enttäuscht. Sandra Grüter: Wie stehen Sie eigentlich privat zu Oliver Kahn? Lehmann: Ich habe ihn vor ein paar Jahren mal durch Zufall auf Mallorca getroffen, damals noch mit seiner ehemaligen Frau. Das war sehr nett. Darüber hinaus kennen wir uns privat eigentlich gar nicht. Jan Stahl: Michael Ballack hat sich wie andere Spieler vor der Klinsmann- Entscheidung für Oliver Kahn starkgemacht. Wie gehst du jetzt mit ihm um? Lehmann: Ich habe darüber mit Michael gesprochen, weil mich das auch überrascht hat. Er hat mir gesagt, daß er diese Aussage im Rahmen einer größeren Pressekonferenz gemacht hat, und er beteuert, daß diese Aussage nicht gegen mich gerichtet war. Damals war seine Wortwahl wohl nicht so ganz richtig. Aber ich kann das nicht weiter kommentieren. BamS: Sepp Maier, der ehemalige Torwarttrainer der Nationalmannschaft, hat Sie neulich in einem Interview einen Rotzlümmel genannt. Kann es eine Versöhnung geben? Lehmann: Ja, auf jeden Fall. Ich weiß nicht, warum er so etwas gesagt hat. Denn ich hatte zu ihm eigentlich immer ein sehr gutes Verhältnis. Auch außerhalb des Fußballplatzes, weil er da ein wirklich netter Kerl ist. Er hat seine Meinung über die Qualitäten von Oliver und von mir. Aber das ist ja auch naheliegend, wenn er bei Bayern Torwarttrainer ist. Thomas Bartelt: Was passiert, wenn die Fans beim Eröffnungsspiel in München gegen Sie pfeifen werden? Lehmann: Ich habe in meiner Laufbahn so viele Pfiffe erlebt, daß ich das auch noch verkraften würde. Und manchmal wirken Pfiffe auch motivierend. Aber ich hoffe, daß unsere Fans die gesamte Mannschaft unterstützen werden. Sandra Grüter: Lassen Sie sich eigentlich gerne von Frauen interviewen? Lehmann: Also wenn das ein Interview über Fußball ist, dann ist es mir schon mit einem Mann lieber. Weil ich immer hoffe, daß derjenige, der mit mir spricht, auch selber mal gespielt hat und über Fachwissen verfügt... Sandra Grüter:... und wenn jetzt die Weltmeisterin Birgit Prinz käme... Lehmann:... das wäre natürlich was anderes. Bei Frauen habe ich aber ansonsten immer das Gefühl, daß sie lieber über andere Fragen wie Haargel sprechen wollen und eher an zwischenmenschlichen Dingen interessiert sind.

Sandra Grüter: So sind wir Frauen eben. Aber noch ein anderer Gedanke. Der Michael Ballack sieht ja deutlich besser aus als Sie. Stört Sie das? Lehmann: Nein, nicht mehr. Ich habe ja jemanden gefunden, der mich heiraten wollte. Vor zehn Jahren habe ich auch noch besser ausgesehen, aber das ist der Zahn der Zeit. Jan Stahl: Stichwort Ballack. Muß Michael seine Spielweise bei seinem neuen Klub Chelsea umstellen? Lehmann: Der englische Fußball ist sicherlich ein bißchen schneller. Ich habe mit Alexander Hleb, der letztes Jahr aus Stuttgart zu uns gekommen ist, darüber gesprochen. Er hat gesagt, daß das Tempo extrem höher ist. Da wird sich Michael umstellen müssen. Aber das wird er schon schaffen. Jan Stahl: Gibst du ihm denn ein paar Tips? Lehmann: Nein. Er spielt doch für Chelsea, unseren Konkurrenten. Wolfgang Abele: Was für Macken haben Sie, Herr Lehmann? Lehmann: Ich denke, ich habe eine Schlafmacke. Wenn ich schlafe, will ich durch nichts gestört werden. Wir haben jetzt ein Baby, und da ist es manchmal auch laut. Dann ziehe ich schon mal aus unserem Schlafzimmer aus. Zum Glück hat meine Frau in meiner jetzigen Situation Verständnis. Nach der WM werde ich damit aber bestimmt Schwierigkeiten bekommen. Annette Beugler: Wünschen Sie sich, daß Ihre Söhne auch mal Fußballer werden? Lehmann: Ja klar, ich würde dann gerne ins Stadion gehen, Bier trinken, eine Bratwurst essen und ihnen zuschauen. Aber Torwart sollten sie nicht unbedingt werden. BamS: Warum nicht? Lehmann: Der Druck ist so groß. Entweder man spielt, oder man spielt nicht. Wenn man nicht spielt, ist alles schon weniger schön. Und dann würden sie nur an mir gemessen, daß ist auch schon schwierig. BamS: Wie oft guckt Ihnen Ihre Frau im TV zu? Lehmann: Ziemlich oft. Aber sie schläft dabei auch öfter einfach ein, gerade bei Abendspielen. Sandra Grüter: Sind Sie ein strenger Vater? Lehmann: Ja, ich bin streng. Wenn ich etwa zu meinen Kindern sage, ihr müßt jetzt ins Bett, dann müssen sie auch ins Bett, da gibt es keine Ausreden mehr oder auf Zeit spielen.

Thomas Bartelt: Was machst du nach deiner Karriere? Lehmann: Ich würde gerne im Fußball bleiben, da kenne ich mich aus. BamS: Als Trainer oder als Manager? Lehmann: Ich denke eher ins Management. Da ist der Druck nicht so groß. Jan Stahl: Werden Sie dann nach Deutschland zurückkehren? Und in welche Stadt? Lehmann: Eine gute Frage, die wir uns auch stellen. Wenn ich das hier so sehe, kann ich mir Hamburg gut vorstellen. München ist auch schön, zumal wir gerne Ski fahren. Wir kommen aus dem Ruhrpott, dort gefällt es uns auch. Aber nach Deutschland zurückkehren werden wir auf alle Fälle. Moderation: Walter M. Straten und Claus Strunz