Frühling! Blutsauger! Was nun? Was tun? Ein Bericht von Mitglied Thomas Bittermann über den tierärztlichen Vortrag über Parasiten von Herrn Dr. vet. Dingeldein in der Klubhütte der DTK Gruppe Frankfurt am Main am 14. März 2009: Von jedem Dackelliebhaber immer lang ersehnt: der Frühling, der den kleinen Dackeln endlich wieder ein längeres Verweilen in der schönen Natur bietet! Gleichermaßen gefürchtet: nicht nur die kleinen Lieblinge werden aktiv, sondern auch andere Geschöpfe, die Lästiges im Sinne haben und zuweilen durchaus Gefährliches zur Folge haben können: gemeine Blutsauger suchen sich die unschuldigen Hündchen, um frech zu schmarotzen! Neben des feigen Diebstahls von Blut übertragen sie gelegentlich auch Krankheiten, die mehr oder weniger gefährlich uns Menschen zum Handeln zwingen: Jetzt muß die Keule raus, jetzt müssen die so kleinen wie starken Feinde aufgespürt, gefangen und vernichtet, im Falle des Oberfeindes in der Regel sogar auf dem Scheiterhaufen hingerichtet werden!
Wo sich so viel Dramatisches abspielt, muß ein Fachmann her, um uns ein wenig den richtigen Weg zu weisen. Diesen begrüßte am 14. März 2009, also noch eine Woche vor Frühlingsanfang, der 1. Vorsitzende der Gruppe Frankfurt, Herr Gugau, sehr herzlich: Mit Tierarzt Dr. Dingeldein, dem langjährigen Leiter des Veterinäramtes Erbach / Odenwald und Teammitarbeiter des dortigen Wildparks 'Brudergrund', stand ein Vollblutexperte zur Verfügung, der vor Jahrzehnten auch einmal dem DTK Klub der Gruppe Frankfurt vorstand! Für alle, die nicht lange weiterlesen wollen, hier bereits vorab eine Zusammenfassung über: 10 Gebote zum Thema Zecken und Parasiten 1. Keine Panik! Nicht jeder Befall führt zur Katastrophe! Bei Zweifel zum Tierarzt! 2. Das Wichtigste: Vorbeugung! Ab circa 7 Grad über null beginnt die Phase 'Gefahr droht'! 3. Wachsamkeit Teil 1: Fressverbot von Aas, Kot von Artgenossen und rohem Schweinefleisch! 4. Wachsamkeit Teil 2: Tier nach Gassigehen regelmäßig kontrollieren! 5. Zecken heraushebeln und vernichten! Flöhe: alle verabschieden! 6. Kontakt mit Tierarzt wegen des Gesundheitsprofils und der Verträglichkeit der Mittel! 7. Bei Reisen vorher zur Beratung zum Tierarzt! 8. Papiere über Maßnahmen als Gesundheitssteckbrief immer zur Hand haben! 9. Interesse an Informationen Teil 1: wegen immer wieder neuer Varianten von Schädlingen! 10. Interesse an Informationen Teil 2: wegen ständiger Forschungen bei Medikamenten! Herr Dr. Dingeldein ging es in seinem gestrafften wie ausführlichen Vortrag darum, Schädlinge mit ihren Konsequenzen zu benennen und Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung aufzuzeigen. Gebot 1: Keine Panik! Die Übertragungswege für die teilweise unheilbaren Krankheiten sind zwar gefährlich offen, aber nicht jeder 'Wirt' überträgt Erreger oder löst Allergien aus, nicht jeder Hund nimmt sie auf und der wirkliche Ausbruch von Krankheiten kommt selten vor! Gebot 2: Vorbeugung ist unerläßlich! Eine grundlegende, verpflichtende Prophylaxe stellt die regelmäßige Impfung dar, deren Empfehlungen von der Bundestierärztekammer geregelt sind. Sie wirkt mehrfach, da sie als Paket verabreicht wird und daher vom zuständigen Haustierarzt genau überblickt werden kann. Impfbuch und Heimtierausweis sind wichtige Dokumente! Rabies (Tollwut), Staupe, Leptospirose ('Stuttgarter Hundeseuche', früher Hundetyphus genannt) und vor allem bei Welpen Parvovirose ('Katzenseuche') gehören zu den periodischen Pflichtimpfungen. Nicht verpflichtend sind Impfungen gegen Parainfluenza (Zwingerhusten), Herpes und Borreliose. Hier sollte man mit dem Tierarzt beraten, was sinnvoll wäre angesichts des Umfeldes, in dem der Dackel lebt: Stadt, Land, Fluß, Rudel (Züchter, Pension), Jäger?
Gegen die Scheintollwut (Aujezkysche Krankheit) gibt es keine Impfung. Der einzige Schutz des Hundes besteht in der absoluten Vermeidung der Verfütterung von rohem Schweinefleisch - dazu zählen auch Produkte wie Schinken und Salami! Hier ist wirklich Vorsicht wichtig angesichts der kleinen Diebe, die über raffinierte Methoden verfügen können, einen Tisch zu erklimmen! Oft falsch eingeschätzt: Im Gegensatz zur Impfung besitzt eine Entwurmung keinen vorbeugenden Charakter! Man löst aber das aktuelle Problem, macht also den möglichen Parasiten den Garaus. Viermal im Jahr sollte man die Entwurmung zur Sicherheit regelmäßig durchführen, bei Risikoverdacht sofort. Wenn man die Hunde wegen Abwesenheit abgibt, sollte eine Entwurmung ebenfalls erfolgen, im Falle professioneller Betreuung wird sie ohnehin gefordert. Gebote 3 und 4: Selbstverständlich ist hier auch Vorbeugung möglich wie nötig, stellt aber Frauchen oder Herrchen vor aktive Aufgaben, denn die Devise heißt: Wachsamkeit! Beobachten und reagieren sollte man vor allem, wenn der Hund tote Nager (Mäuse) oder den Kot von Artgenossen fressen will, denn beim Übertragungsweg zeigt die Ampel grün und die Schranke ist offen! Ein wenig Kenntnis gehört dazu, denn man sollte schon den Kot der Artgenossen von dem anderer Tiere unterscheiden können: andere Parasitenwirte wie Pflanzen fressende Rinder, Pferde, Schafe oder Karnickel sind über ihre Ausscheidungen nämlich nicht gefährlich! Dagegen ist Vorsicht geboten, wenn Hunde Mäuse fressen: Neben anderen Darmparasiten können sie dabei die Finnen des Kleinen Fuchsbandwurms aufnehmen und selbst zum Parasitenträger und Eiausscheider werden. Nach aktuellen Untersuchungen stellen Hunde mit freiem Auslauf sowie Hof- und Jagdhunde das größte Infektionsrisiko für den Menschen dar. Dagegen wird der Verzehr von ungewaschenen Erdbeeren als relativ geringes Ansteckungsrisiko mit Eiern des Fuchsbandwurms und der Genuß von anderen Beeren, Salat oder Pilzen als bedeutungslos angesehen. Die Finne des Kleinen Fuchsbandwurms entfaltet ihre lebensbedrohende Schadwirkung in einer Zerstörung der Leber des Menschen. Im Endwirt Fuchs oder Hund entfaltet der im Dünndarm lebende Bandwurm praktisch keine feststellbare Schadwirkung. Bemerkenswert ist die Feststellung, daß von der Aufnahme des gefährlichen Bandwurmes bis zum Ausbruch der Erkrankung des Menschen (Alveoräre Echinokokkose) bis zu zehn Jahren und darüber vergehen können! Wo Kinder mit im 'Rudel' sind, ist daher besondere Aufmerksamkeit unerläßlich! Auch Flöhe und Stechmücken, die sich auf rasende Vermehrung bestens verstehen, treten als Übeltäter auf. Die südländische Sandmücke gilt als besonders gefährlich. Mit einer sorgfältigen Vorbeugung geht man aber allen Problemen sicher aus dem Weg! Flöhe können Allergien auslösen und Bandwürmer übertragen! Gut für Wohnung oder Haus: Bei Befall ist der gründlichste je durchgeführte Hausputz nicht mehr aufzuschieben! Gebot 5 weist an, Zecken herauszuhebeln und zu töten: Verbrennung wie auf dem mittelalterlichen Scheiterhaufen sei hier erlaubt, denn das religiöse 5. Gebot gilt hier nicht! Zeckenkrieg!! Kaum ein Tierchen genießt so viel Widerwillen wie die Zecke! Bekannt sind die Berichte von Mensch und Tier
über die Krankheit Borreliose, fassunglos erfährt man, wie viele Arten von Zecken es gibt und wie sich immer wieder neue Varianten quasi selbst erschaffen, anders gesagt: sie sind einfach plötzlich da. Kritische Zeitgenossen behaupten, die Klimaveränderung würde uns ohnehin neue Dauergäste dieser Art bringen. Nach Dr. Dingeldein genügt schon die Aufnahme notleidender Hunde aus den südlichen Ländern, um Krankheiten einzuschleppen. Er erwähnt vor allem dreiarten, die den Hunden Erreger übertragen können: Als Klassiker ist der Gemeine Holzbock mit der Borreliose bekannt. Relativ neu kommt die Auwaldzecke aus südlichen Ländern mit buntem Rücken in Feuchtgebieten vor allem an Ufern daher: sie kann Babesiose (Hundemalaria) übertragen. Während diese Zeckenarten Jahre zur Erneuerung brauchen, vermehrt sich die ebenfalls aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte braune Hundezecke innerhalb weniger Wochen! Die von ihr übertragbare Ehrlichiose ähnelt der Babesiose. Wie wichtig die Vorbeugung ist, erkennt man schon allein daran, daß der Schrank der Apotheken mit Medikamenten nicht immer perfekt gefüllt ist: am Falle der letztgenannten Hunde-Malaria hat man erst vor kurzem mit der Suche, sprich Forschung nach geeigneten Mitteln begonnen. Gegen die Zecke gibt es zwei Klassen von Gegenmitteln: Die stärkeren verhindern, daß die Zecke auf den Hund geht, die anderen töten sie erst später. Hier sollte man den Rat des Tierarztes einholen. Vielleicht werden nicht immer alle der gleichen Meinung sein, aber zumindest herrscht Übereinkunft in der Ansicht, daß sogenannte alternative biologische Mittel nicht nur wenig helfen, sondern auf Grund ihrer Duftstoffe den Hund sehr belästigen und ihm sogar schaden können. Dr. Dingeldein zeigte anschließend eine Reihe von Grafiken zum Thema und beantwortete bereitwillig persönliche Fragen der aufmerksamen Zuhörerschaft in der übervoll besetzten Hütte! Großer Dank für seinen bestens vorbereiteten und spannend gehaltenen Vortrag, ebenso dem Vorstand der DTK Gruppe Frankfurt am Main für die Ermöglichung dieser Veranstaltung: es gehört zu den positiv begrüßten Neuerungen in der Gruppe, mehr Gewicht auf Derartiges zu legen! Zum Schluß möchte ich noch Frau Apothekerin Bettina Haberkern (Mitglied der DTK Gruppe Frankfurt) sehr herzlich danken, die mir freundlicherweise ihr detailliertes Protokoll zur Verfügung gestellt hat, ebenso Herrn Dr. Dingeldein, der mir nach Gegenlesung des Berichtentwurfes vor allem zum Fuchsbandwurm noch eine präzise Vorlage zur Verfügung gestellt hat!
Für heute grüßen: Auwaldzecke Gemeiner Holzbock Braune Hundezecke Zwischenwirt Thomas Bittermann (mit Frau Cecilia sowie Aymara & Huayna) Stechmücke Sandmücke Floh