Spanien 2013 Von Galizien/Atlantik zum Mittelmeer (Ebro-Delta) auch in diesem Jahr gab es für uns im Sommer wieder Spanien. Auch in den vergangenen beiden Jahren hatten wir bereits Spanien als Reiseziel gewählt. 2011 ging es vom Mittelmeer durch die Pyrenäen in die Bardenas Reales und wieder zurück. 2012 fuhren wir die spanische Atlantikküste entlang, querten die Picos de Europa und durchschnitten Spanien von West nach Ost. Wieder sollte es eine Querung vom Atlantik zum Mittelmeer werden. Allerdings nicht, ohne die Küste Galiziens mitzunehmen. Daraus ergab sich, dass wir den Schnitt West-Ost nun noch etwas weiter südlich, etwa auf Höhe Zamora, nördlich von Madrid, angelegt haben. Mittelpunkt des Geschehens war dieser kleine Mann, der uns im Alter von 9 Wochen begleiten durfte. Erster Stopp in Spanien war der Ebrosee bei Reinosa. Hier wäre eigentlich etwas Kitesurfen geplant gewesen. Leider hat uns das Wetter aber weiter getrieben. Das Problem an der Spanischen Atlantikküste sind die Berge, die nur wenige Kilometer von der Küste die heranziehenden Wolken aufhalten. Daher kommt die Sonne oft erst gegen Mittag raus und verschwindet am späten Nachmittag wieder. Oft fällt dann auch Regen. Wir flüchteten etwas weiter ins Landesinnere an den Embalse (Stausee) de Aguilar. Dank Quo Vadis mit der Topokarte für Spanien in 1:25.000 war recht leicht ein Weg abseits geteerter Straßen gefunden. Ebrosee
Embalse de Aguliar Vom See bei Aguilar ging es nach einigen Teer-Kilometern über schöne Schotterpisten durch die Ausläufer der Picos wieder an die Atlantikküste. Hier ist es schwer, wirklich alleine zu stehen. Wir haben uns daher Strände ausgesucht, die wenig frequentiert waren oder nur mit 4x4 zu erreichen waren. Am Wochenende haben wir uns ins Hinterland verzogen und sind hier einige schöne Offroad-
Tracks gefahren. Galizien hat endlose Eukalyptuswälder. Der Duft dort ist einmalig. Atlantikküste
Eukalyptuswälder
Wieder an der Küste
Wieder einmal mussten wir feststellen, dass der Dodge doch etwas breiter ist, als andere Allradler. Irgendwann führte uns ein Waldweg auf eine neue Spur. Die Sträucher am Rand wurden so dicht, dass man die Fahrspur kaum mehr erkennen konnte. Es dauerte eine Zeit lang, bis ich verstand worauf ich fuhr. Es war eine alte einspurige Bahntrasse, bei der die Gleise und Schwellen abgebaut waren. Wenn ich nun mit dem Ram zu weit links oder rechts gekommen bin, drohte die ganze Fuhre auf dem Gleisschotter seitlich von der Bahntrasse zu rutschen. Als die Büsche endlich einmal lichter wurden und wir dachten, wir hätten es geschafft, sahen wir uns zu unserem großen Schreck einem alten Eisenbahntunnel gegenüber - stockfinster, ca. 700 m lang und voll mit tiefem Gleisschotter. Da ein Umdrehen auf der alten Gleistrasse nicht möglich war, hab ich alles an Licht angemacht, was verfügbar war, bin drauf aufs Gas und hoffte, dass wir uns im Tunnel nicht festfahren. Dort hätte ich vergeblich nach einem Befestigungspunkt für die Winde gesucht. Kurz nach dem Tunnel war es uns dann möglich die Trasse zu verlassen und auf einem normalen Feldweg weiter zu fahren. Das eigentliche Highlight unserer Tour war allerdings die Querung durch das Landesinnere. Wir haben uns an der Westküste Galiziens vom Atlantik verabschiedet und sind vorbei an Santiago di Campostela nach Ourense. Von hier ab sollte es offroad quer durch Spanien gehen. Es gibt keine direkte geteerte West-Ost Verbindung. Man muss entweder runter nach Madrid und von dort weiter nach Valencia und dann am Mittelmeer wieder nach Norden (ca. 1400 km) oder gleich nach Nord-Ost Richtung Zaragoza und dann über Lleida wieder nach Süden (ca. 1200 km). Wir wollten aber direkt immer Richtung Osten. Mit einer Strecke von 1000 km haben wir das auch geschafft. 700 km offroad und 300 km auf kleinsten Sträßchen, als die Berge eine andere Durchquerung nicht zuließen. Man kann sich als Deutscher nur schwer vorstellen, dass es in Europa noch Flecken gibt, wo man auf einem Berg stehend rundum keine geteerte Straße, kein Haus oder gar ein Dorf sieht.
Automatische Verbesserung des Böschungswinkels Die Querung führte uns an Getreidefeldern entlang, durch endlose Felder mit blühenden
Sonnenblumen, durch Wälder und Gebirge. Die Landschaft wechselte teilweise so schnell ihr Gesicht, dass es abends schwer wurde, die Eindrücke zu verarbeiten. Die längste Tagesetappe betrug 259 km. Mehr war niemals zu schaffen. Wir hatten zwar immer wieder gute Pisten, die man auch mit 60 km/h fahren konnte, doch dann kam meistens wieder ein Stück, das entweder sehr eng oder vom Weg her anspruchsvoll war. Dann kamen noch die Überraschungen dazu. Du fährst seit etwa 2 Stunden durch den Wald, es gibt keinen anderen Weg in deine Richtung und dann liegen drei Bäume über dem Weg. Ok, hier ist also schon länger keiner mehr gefahren. Also betrieben wir Flurbereinigung in spanischen Wäldern. Mit Hilfe von Seilwinde und Machete war nach einer knappen Stunde der Weg frei. Ich musste bei 38 C auch nicht frieren bei der Arbeit.
Frei zitiert: "Wir machen den Weg frei..." Die Tour hinterlässt Spuren..
Wieder einmal Bäume über dem Weg Vorbei!
Diesmal ging es außen vorbei. Hier musste der Ram durch! Ein weiteres Highlight war die Durchquerung eines beinahe endlosen Pinienwaldes. Hier standen die Bäume nicht etwa auf fester Erde, sie standen in feinstem weißen Sand. Dieser war zum Teil so tief, dass auch 5,9 l Hubraum und über 800 Nm die Fuhre nur noch in der Untersetzung weiter gebracht haben. Der letzte Tag der Querung sollte noch mal knapp 250 km betragen. Die Landschaft war nun gebirgiger. Wir mussten eine Vielzahl von Höhenzügen überqueren. Es war ein ständiges Auf und Ab. Über den einen Höhenzug drüber, durch das Tal hindurch, den nächsten Höhenzug erklimmen. Mit der Höhe wechselte auch jedes Mal die Landschaft. Mal war die Bergpassage spannend, weil felsig und steil, mal war es die Suche nach einer Furt, die uns im Tal aufhielt.
Nach dem letzten Höhenzug konnten wir den Dunst des Mittelmeeres in der Ferne erkennen. Nach nur noch etwa 40 km auf geteerten Straßen war mit Trabucador unser Ziel erreicht. Trabucador liegt am Ebro-Delta. Es handelt sich um eine etwa 6 km lange und etwa 100m breite Sandspur, die wie ein natürlicher Damm parallel zur Küste verläuft, um dann in einer Halbinsel zu enden. So ergibt sich auf der einen Seite eine große Lagune und auf der anderen Seite brandet das Mittelmeer an. An Pfingsten war es noch möglich hier tagelang direkt am Strand zu stehen. Im August wurde wir von der Policia um 21:00 vom Strand vertrieben. Nur 5 km den Strand entlang gibt es aber eine kleines Plätzchen unter Palmen, das gerade außerhalb des Naturschutzgebietes liegt. Hier konnten wir in Gesellschaft weniger anderer Camper unsere letzen Nächte verbringen, bevor es in Etappen wieder nach Hause ging.
Wir sind fast genau 6000 km gefahren. Davon haben wir 1000 km auf unbefestigten Wegen und etwa 600 km auf kleinen und kleinsten Teersträßchen zurückgelegt. Ausdrücklich betonen möchte ich, dass von diesen 1000 km nur 10 km auf einer Forststraße zurückgelegt wurden, an der ein Sperrschild hing, sonst war alles frei befahrbar.
In den vergangenen Jahren waren unsere Offroadanteile immer Tracks gewesen, die wir uns aus Spaß am Offroaden ausgesucht haben. Neu war in diesem Jahr, dass wir offroaden mussten, um an ein Ziel zu kommen. Das gab dem Ganzen eine neue Ernsthaftigkeit. Wären wir an einer Stelle nicht weitergekommen, so wäre unser Projekt West-Ost mangels alternativer Strecken gescheitert. Das Portal Wikiloc bietet für Spanien fein sortiert nach autonomen Regionen und Provinzen unzählige Tracks im Gelände. Setzt man diese sinnvoll zusammen, kommt man schon sehr weit. Ohne die Topo 1:25.000 wäre die Tour aber nicht möglich gewesen. Mit rund 1500 für Maut und Sprit war dieser Teil der Kosten deutlich höher als die Kosten für vier Wochen leben. Hierfür waren etwa 700 nötig. Zieht man davon die 100 ab, die uns die Stell- und Campingplätze auf dem Heimweg durch Frankreich gekostet haben, kann man wohl mit recht sagen, dass man in Spanien günstig leben kann. Die wenigen Spanier, die uns auf unserer Querung begegnet sind waren alle sehr freundlich und zeigten teilweise große Begeisterung, als sie unser Dickschiff sahen. Anders als in den Vorjahren bin ich diesmal nicht genau auf die Strecken eingegangen. Wer möchte, kann Tracks von mir bekommen. Spannender ist es aber sicher, sich die Touren selbst zusammen zu stellen.