Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter zum 2. Adventssonntag und zum Fest des hl. Franz Xaver in Rottenbuch am 7.

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Transkript:

1 Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter zum 2. Adventssonntag und zum Fest des hl. Franz Xaver in Rottenbuch am 7. Dezember 2008 Genau vor einem Monat war ich in Macao im Süden Chinas. Nicht weit vom Festland entfernt liegt vor der chinesischen Küste die Insel Sangchuan. Dort starb Franz Xaver am 3. Dezember 1552. Wie kam er dahin? Der König von Portugal hatte den Papst um zwei Missionare für Indien gebeten. Dieser verwies den Gesandten des Königs an Ignatius von Loyola, der gerade dabei war, in Rom aus dem Kreis seiner Gefährten die Gesellschaft Jesu, den Jesuitenorden zu gründen. Ignatius wählte zwei seiner Mitbrüder aus; diese sollten mit dem königlichen Gesandten nach Portugal und von dort mit dem Schiff nach Indien reisen. Doch einer der beiden Patres wurde so krank, dass der Arzt ihm die Reise verbot. So suchte Ignatius einen anderen, und seine Wahl fiel auf Franz Xaver. Als Ignatius ihn fragte, ob er bereit sei, antwortete er ohne lange Bedenkzeit: Da hast du mich, ich bin bereit. Innerhalb ganz weniger Tage begann die Reise, zunächst nach Lissabon und dann nach Indien, eine Reise ohne Rückkehr. Am 7. April 1542, es war sein Geburtstag, fuhr das Schiff in Portugal ab. Nach einem Monat, am 6. Mai, erreichten sie Goa. Franz Xaver begann sofort mit der Verkündigung des Evangeliums und entfaltete an der Malabarküste ein segensreiches Wirken. Drei Jahre später, 1545, segelt er nach Malakka und von dort auf die Molukken. Vier Jahre später veranlasst ihn die Begegnung mit einem Japaner, nach Japan zu reisen, um auch dort die Botschaft von Jesus Christus zu verkünden; denn dorthin hatte noch kein Missionar den Fuß gesetzt.

2 Zwei Jahre später ist er wieder in Goa. Nachdem er in Indien und Japan missioniert hatte, zog es ihn nach China. Auch dort war noch nie ein Missionar gewesen. Doch dieses Land durfte man nicht betreten. Wer es ohne Erlaubnis betrat, wurde schwer bestraft. Trotzdem hoffte der hl. Franz, mit Hilfe von Schmugglern von der Insel Sangchuan aus ins Reich der Mitte zu gelangen. So weit kam es allerdings nicht mehr. Franz Xaver erkrankte und starb auf der Insel vor den Toren Chinas. Obwohl er China nicht betrat, ist er heute dort hoch verehrt. Bei meiner Reise vor einem Monat fand ich in allen Städten, die ich besuchte Shanghai, Hongkong und Macao -, Kirchen und Einrichtungen, die unserem Heiligen geweiht sind. Was hat den hl. Franz Xaver bis in den Fernen Osten getrieben, um das Evangelium zu verkünden? In ihm musste ein Feuer gebrannt haben, das Feuer der Liebe zu Jesus Christus und das Feuer der Liebe zu den Menschen, die Jesus noch nicht kannten. Er hatte erfasst, welch großes Geschenk, ja welches Glück es ist, glauben zu dürfen und zu Jesus Christus zu gehören. Er hat erkannt, dass der Glaube ein Geschenk zum Weiterschenken ist. Jesus hat gesagt: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen (Lk 12,49). In Franz Xaver hat es gebrannt, und er setzte alles daran, dass sich dieses Feuer ausbreitet und auch die Menschen im fernen Indien, Japan und China erfasst. Sie alle sollen mit Gottes Liebe beschenkt werden.

3 Ihr Pfarrverband trägt künftig den Namen des heiligen Franz Xaver. Das ist ein Zeichen Ihrer Bereitschaft, aber auch eine ständige Herausforderung, den missionarischen Geist dieses Heiligen lebendig zu halten; das bedeutet, ein missionarischer Pfarrverband zu sein. Das Feuer, das im hl. Franz Xaver brannte, soll auch in Ihren Herzen brennen. Der Blick auf Ihren Patron soll Sie immer wieder daran erinnern, welch großes Geschenk, ja Glück es ist, glauben zu dürfen und zu Jesus Christus zu gehören. Er soll das Bewusstsein in Ihnen wach halten, dass dies ein Geschenk zum Weiterschenken ist. Die Weltmission, deren Patron der hl. Franz Xaver ist, braucht unsere Hilfe. Viele Menschen auf der Erde kennen Jesus noch nicht. Doch auch wir sind Missionsland geworden. In den letzten Jahrzehnten ist in Deutschland die Zahl derer, die Christus noch nicht kennen, stark angewachsen. Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn es uns gleichgültig wäre, ob diese Menschen in unserer Mitte auch zu Christus finden oder nicht. Um auch sie zu Jesus Christus zu führen, braucht es unser missionarisches Feuer. Missionsgeist brauchen wir sogar in unseren eigenen Familien. Die Weitergabe des Glaubens an die junge, heranwachsende Generation ist schwerer geworden. Bisweilen scheint sie sogar abzubrechen. Die junge Generation hat neue Ideen, spricht eine neue Sprache, lebt einen neuen Lebensstil, so dass Eltern oftmals ratlos ihren Kindern gegenüberstehen. Wir sprechen von einer neuen Jugendkultur. Im ländlichen Bereich zeigt sich das wohl noch nicht so deutlich wie in den Städten, ist aber auch dort im Vormarsch.

4 Vor einer vergleichbaren Situation stand auch Franz Xaver. Er sah sich im Fernen Osten einer völlig anderen Kultur gegenüber, und dazu einer Jahrhunderte alten großen Kultur. Ich habe dies bei meinem Besuch auch erfahren, obgleich durch den wirtschaftlichen Austausch heute der Graben nicht mehr so breit ist wie zur Zeit unseres Heiligen. Das Übersetzen des Evangeliums in die Sprache der jungen Generation ist eine Aufgabe, der wir uns nicht entziehen dürfen. Diese Übersetzungsarbeit geschieht nicht in erster Linie auf der Ebene der unterschiedlichen Sprachen. Gewiss ist das auch notwendig. Die entscheidende Übersetzungsarbeit vollzieht sich in einer Sprache, die alle Menschen über alle Gräben kultureller Unterschiede hinweg verstehen. Das ist die Sprache der Liebe. Diese Sprache haben wir doch alle gemeinsam. Bei der Weitergabe des Glaubens geht es darum, Boten der Liebe Gottes zu sein, den Menschen zu sagen und zu zeigen, wie Gott uns liebt, so sehr liebt, dass Gottes Sohn in die Welt gekommen, Mensch geworden und für uns am Kreuz gestorben ist, um uns in das ewige Leben Gottes zu führen. Diese Botschaft wird nur verstanden, wenn sie in der Sprache der Liebe verkündet wird. Das gilt für die Weltmission wie für die Evangelisierung in unserem Land und in unseren Familien. Wir feiern Advent, das Kommen Gottes in die Welt. Wie wir in der Lesung hörten, hat der Prophet Jesaja schon ein halbes Jahrtausend vor Christus gesagt, dass Gott kommt. Und im Evangelium verweist Johannes der Täufer auf den, der nach ihm kommt und schon vor der Tür steht. Das ist Jesus Christus, Gottes Sohn.

5 Im Advent gehen unsere Gedanken zurück auf das Kommen Jesu in der Heiligen Nacht zu Betlehem. Die Erinnerung an sein Kommen damals steht im Vordergrund. Aber es geht auch, und das ist nicht weniger wichtig, um sein Kommen heute. Es genügt nicht, dass Jesus damals in unsere Welt kam; er muss auch in unseren Herzen ankommen. Denn dazu kam er in die Welt, dass er in uns ankommt; dass wir ihn aufnehmen in unser Inneres. Daran hängt die große Verheißung: Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden (Joh 1,12). Nichts Geringeres wird uns geschenkt als die Gotteskindschaft. Und dieses Geschenk soll allen Menschen zuteil werden. Jeder von uns muss sich fragen: Ist er bei mir schon ganz angekommen? Davon hängt unsere missionarische Kraft ab. Bei Franz Xaver war Jesus angekommen. Er hat gelebt in der Gemeinschaft mit Jesus, und alles, was er tat, tat er mit Jesus. So war es auch bei Paulus, dem ersten großen Missionar der Kirche. Als Paulus und Barnabas von der ersten großen Missionsreise nach Kleinasien wieder nach Antiochia zurückkehren, rufen sie die Gemeinde zusammen und berichten alles, was Gott zusammen mit ihnen getan hat (Lk 14,27). Dasselbe kann auch der hl. Franz Xaver sagen. Was er getan hat, das hat er nicht allein getan; Gott hat es zusammen mit ihm getan. Den kommenden Jesus in uns aufnehmen, das ist unsere Aufgabe, aber auch unsere Chance, die uns der Advent gibt. Wenn wir ihn aufnehmen, wie ihn der hl. Paulus und der hl. Franz Xaver aufgenommen haben, dann können auch wir das Geschenk des Glaubens weitergeben. Den Glauben, die Gemeinschaft mit Jesus Christus ist das Beste, was wir der jungen Generation für ihr Leben

6 weitergeben können. Das wird gelingen, wenn wir den kommenden Herrn in unser Leben hereinlassen. Dann können wir den Glauben, das Geschenk seiner Liebe weiterschenken. Amen.