Hans Hermann Cordes Klook sünd se all, over plietsch mutt man sien Allerhand von Nebenan und Umzu Engelsdorfer Verlag 2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-Bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:/dnb.dnb.de abrufbar. Bremen & Leipzig 2014 ISBN978-3-95488-699-9 Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de 10,00 Euro (D)
Inhalt Vorwort... 7 Was noch gesagt werden sollte Derbe Flüche herbe Sprüche... 9 Sprickwöör un Seggwiesen Mannslüüd un ehr Spröken... 9 Allens in Reeg un Lidd... 12 Eene gode Tass Kaff... 14 Man kann mehr afluern as aflopen.... 16 Vun Kopp bit to de Fööt... 21 Wat de Buer nich kennt... 22 Allens för de Katt... 24 Vun Planten un Blomen... 33 Döntjes und Schrappsels... 36 Erinnerungen an Karl Lerbs Was Tagenbaren noch wissen... 41 Mudder Cordes un ehr Anton... 41 Der alte Thule und die Gelbeen vom Buntentor. 47 Heini Holtenbeen un siene Welt... 50 Fisch-Luzie und ehr Spröken... 52 De söven Fulen or de Bremer sünd plietsch... 55 Vertellen ut Bremen un ümto... 57 vun güstern un vun hüüt al so De Intellenz-Quootschent... 57 Frünnen... 59 Olendeler Kück... 62 Unkel Fidi ut Bremen... 64 Alles Pfeifen... 69 5
Herrn Pastoor sien Koh...72 Wenn Tagenbaren sik högt...75 -Beten wat ton Smuustern- Dralle Deerns, ihre besseren Hälften und die lüttjen Rackers...78 Allens för de Katt...79 Wellness in Bad Harzburg...80 Seele baumeln lassen...86 Tomaten und Frösche...89 Frühstückslektüre...93 Frohes Fest...97 Nachwort...100 Und was gesagt worden ist Glossar...101 Kleines Wörterbuch und noch ein bisschen mehr.106 Lüttjet Wöörbook un noch n beten mehr Quellenverzeichnis...120 6
Vorwort Was noch gesagt werden sollte Mit diesem Buch soll der Versuch unternommen werden, an die erfolgreichen kleinen Geschichten in Us Herrn Pastoor sien Rad anzuknüpfen, die auch im Engelsdorfer Verlag in Leipzig erschienen sind. Anekdoten, die sich um das Leben auf dem flachen Lande im Allgemeinen, um die Geistlickeit und die drallen Deerns Trinchen und Trudchen und die lüttjen Rackers Florian und Fabian im Besonderen drehten. Vieles hat sich geändert, doch wir betrachten weiterhin die älter gewordenen drallen Deerns, die Jungens, die inzwischen zur Schule gehen, und ein früherer ländlicher Vorort der Großstadt ist gewissermaßen gleichberechtigt mit seinen Geschichten von nebenan und umzu in das schriftstellerischer Geschehen eingetreten. Wechselweise werden die Geschichten in hoch- und niederdeutscher Sprache erzählt und dazu mit einer kleinen Prise Missingsch garniert. Doch das ist nur ein Aspekt der Betrachtung: Ein Kapitel ist dem bekannten Bremer Schriftsteller Karl Lerbs gewidmet. Einige der von ihm als Schrappsels bezeichneten Schnurren 7
sind bearbeitet und verändert worden, neue sind hinzugekommen. Sie alle sollen die Erinnerung an Lerbs wachhalten, der sich auch einen Namen als Drehbuchautor und Übersetzer gemacht hat. Was Tagenbaren noch über Bremer Originale wie Mudder Cordes, Heini Holtenbeen, Fisch- Luzie und den alten Thule wissen, wird in einem weiteren Kapitel erzählt. Ein besonderes Anliegen war es auf vielfachen Wunsch hin auch, einmal eine Reihe von Flüchen und Sprüchen in niederdeutscher Sprache zu sammeln und zusammenzustellen. In unserer plattdeutschen Sprache hören sich meistens diese Sprichwörter und Redensarten viel gefälliger an, wenngleich sie auch nicht weniger direkt sind. Zum Schluss sei noch eins bemerkt wie immer: Jede mögliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Geschehnissen sowie mit noch lebenden oder schon verstorbenen Personen ist ganz zufällig und auch nicht beabsichtigt. Und nun viel Freude und ein bisschen Spaß beim Lesen. 8
Derbe Flüche herbe Sprüche Sprickwöör un Seggwiesen Sie hören sich in der niederdeutschen Sprache meistens viel freundlicher an. Einige erscheinen in diesem Kapitel auch mehrfach, weil man sie aus verschiedenen Blickwinkeln her deuten kann. Mannslüüd un ehr Spröken Dat Gatt hett twee Hälften un lücht liekers nich. Man ist nichts Besseres und sollte sich nichts auf Titel oder Rang einbilden. Wull du n poor an n Muul hebben? Hau to, ik pedd di dorför in Moors. Androhung von Schlägen und die humorvolle Reaktion darauf. Du kannst mi mol in Moondschien begegen. Geiht in Ornen, köst over n Doler. Du kannst mich mal. Klei mi an n Moors! Nee, dat do ik nich, dat is mi to scheneerlich! Du kannst mich mal! Und die richtige Reaktion darauf. 9
Steek di n Proppen in Moors, denn is Sluss mit de Schieteree. Ironisch oder auch sarkastisch gemeinter Ratschlag, wie man aus einer unangenehmen Situation wieder herauskommt. Allens hett siene Wetenschop, see de Deern un pust dat Licht mit n Moors ut. Können geht über Kennen. Auf das Können kommt es an, weniger auf das Kennen. Keen Moors in ne Büx, over up n Kamm La Paloma blosen. Nichts sein, nichts können, dafür umso mehr angeben. Wat he mit de Hänn upboet, dat stött he mit n Moors wedder üm. Was einerseits aufgebaut, errichtet wurde, wird andererseits wieder umgestoßen, umgeworfen. He is mit n Moors in Botterfatt fullen. Er hat das große Los gezogen, hat eine gute Partie gemacht. Alles ist ihm gelungen oder geglückt. Egen bün ik jo nich, over wat ik nich will, dat do ik ok nich. Un wenn ik nich in n Sool pissen draff, denn will ik ok nich danzen. Eigensinnig, starrköpfig, trotzköpfig, widerborstig sein. 10
Lot mi vun Damper, ik mutt pissen. Kumm, lot us de Kantüffeln afgeten. Männerschnäcke, wenn es dringend ist. Kole Bries un n Noordenwind gifft n krusen Büdel un n lüttjen Pint. Kalte Briese und Nordwind ergeben einen krausen Hoden und kleinen Penis. Beschreibung der stürmischen Verhältnisse auf See, Seemannspruch. Wenn miene Tant Klöten harr, wöör se mien Unkel. Reaktion darauf, dass ja alles anders gekommen wäre, wenn man von Anfang an die Sache anders angegangen hätte. Mien Deern, legg di in t Hau, ik will di wat vun de Bueree vertellen. Auf dem Heuboden in Liebe machen. 11
Allens in Reeg un Lidd Allens in Reeg un Lidd ok bi mien besten Fründ. Alles in Ordnung alles steht in Reih und Glied. Miene Fro is de reinste Engel. Denn pass man up, dat se di nich wegflüggt. Aufpassen ist besser, bevor es zu spät ist. Paul is n stootschen Keerl. De Deerns stoht up em. Nee, so wat over ok. Wat nich allens gifft. Magst jo gor nich glöven. Ansichten von Männern über die Männlichkeit. Wo wüllt ji denn up to? Wi goht no n Ball. Wüllt ji denn danzen? Jo, dat ok. Flapsige Bemerkung, wenn man nicht genau mit einer Sache herauskommen möchte. Wenn dat denn so is, denn treck ik mi glieks den Sloopantog an. Ne e Bettwäsch keen Bisloop. Wenn eine Sache nicht recht gelingen will, sollte man sie lieber sein lassen, bevor es unnötigen Ärger gibt. 12
Kööm un ne dulle Katt mokt de Mannslüüd matt. Alkohol und Frauen bringen die Männern um den Verstand. Wokeen lang hett, lett lang bammeln, wokeen noch länger hett, lett slepen. Jeder nach seinen Möglichkeiten, der eine weniger, der andere umso mehr. Use Höhner pedd wi sülvst. Unsere Mädchen gehören uns und keinen anderen. 13
Eene gode Tass Kaff Froonsminschen und ehr Snotern Eene gode Tass Kaff is för de Froonslüüd dat, wat de Regen för t Lann is. Bedeutung des Kaffees für Frauen. Un ik segg noch, büst du t Max, un dor wöör t blot de Disseln. Sich im Dunkeln irren, geirrt haben. Nich an fummeln, wenn t eerst mol löppt, see mien Mann. Un de mutt dat weten. Niemals eine gut laufende Sache ändern oder wechseln. Niemals im Strom die Pferde wechseln. Legg di hen, treck di ut, ik will mit di snacken, hett he to mi seggt. Hat wohl etwas mit Liebe zu tun. Rot mi goht, see de Deern, ober rot mi nich af. Eine Handlung trotz Warnung unbedingt vornehmen. Da hilft kein Abraten. De beste Krankheit döcht nix. Mitleid, Anteilnahme, wenn es einem gesundheitlich nicht gut geht. 14
Starvt de Fro und steiht de Koh, kummt jümmers noch wat dorto. Ein Unglück kommt selten allein. 15
Man kann mehr afluern as aflopen. Allens blot n Snack Man kann mehr afluern as aflopen. Erst einmal abwarten, bevor man etwas macht. Gut Ding will Weile haben. De Dübel schitt bi n groten Bulten. Wo bereits viel vorhanden ist, kommt noch mehr hinzu. De vermuckte Keerl, de schall sik ton Dübel scheren. Ein Taugenichts, ein Nichtsnutz, der sich aus dem Staube machen sollte, verschwinden sollte. Verännern mutt sien, see de Dübel, do streek he sien Steert grön an. Veränderung muss sein, auch unter größten Schwierigkeiten und Umständen. Güstern wöör güstern, hüüt is hüüt, un morgen kann de Welt al anners utsehn. Alles vergänglich, nur nicht aufregen. Es findet sich alles, es kann schnell anders aussehen. Geiht doch nix över Sauberkeit, dor wenn de ole Keerl to Neejohr siene Ünnerbüx üm. Mangel an Alltäglichem, Zeichen von Armut. 16
Dat Anschieten geiht ümschichtig. So is dat Leven vun Sudermann, de eene schitt den annern an. Gegenseitiges Hereinlegen, über den Tisch ziehen. Hinweis auf Hermann Sudermanns Drama Es lebe das Leben. Fröher, fröher hefft wi ok noch övern Balken mokt. Früher hat man nicht so große Ansprüche gestellt. Do, wat du wullt, de Lüüd schnackt doch. Was man auch tut, die Leute reden doch, meistens schlecht oder sind missgünstig. Hol mi nich in Schnack up, ik heff to doon. Halt mich nicht mit Reden auf, ich habe zu tun. Wi mööt to Bett gohn, de Gäst wüllt no Huus. Die lieben Gäste nach langem Feiern unaufdringlich nach Hause schicken. Wer sporen will, mutt bin Rietsticken anfangen. Sparen fängt mit Kleinigkeiten an. 17