Predigt für die Weihnachtszeit (Sonntag nach dem Christfest)

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Transkript:

Predigt für die Weihnachtszeit (Sonntag nach dem Christfest) Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Der Bibeltext für diese Predigt steht geschrieben im Brief des Apostels Paulus an die Galater im 4. Kapitel: 4 Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, 5 damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. 6 Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! 7 So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott. Lasst uns beten: Herr, unser Gott, mit diesen Worten verkündete dein Apostel das Evangelium. Gib uns offene Ohren und Herzen, dass wir es gern hören und dadurch im Glauben gestärkt und wie die ganze Christenheit auf Erden zur Anbetung geführt werden. Gelobt sei dein heiliger Name. Liebe Gemeinde, Weihnachten ist das eigentliche Familienfest im Jahr. Das ist nach wie vor Sitte bei uns und mehr noch: Es ist ein Bedürfnis. Da wird auf die Reise gegangen und man trifft sich bei den Eltern oder Großeltern, bei Geschwistern oder Kindern. Besonders auch, wer sonst allein oder in einer Kleinfamilie lebt, macht sich auf zu den anderen. In Deutschland führt jeder fünfte einen Ein-Personen-Haushalt. Das wird das Jahr über vielleicht als angenehm empfunden. Aber wenn Weihnachten kommt, dann will man zumindest unter Menschen sein. Wer da noch eine Familie im weiteren Sinne hat oder vertraute Nachbarn oder gute Freunde, lässt sich nur zu gern einladen, die

Feiertage dort zu verbringen. Vorfreude ist im Herzen und Geschenke sind im Gepäck als Zeichen der Liebe. Zusammen sein bei Kerzenlicht und gemeinsamem Singen das hat man nur im größeren Kreis. Verlief das Fest in Frieden, klingt es noch lange nach, wenn man wieder daheim und im Alltag ist. Darüber hinaus ist es bereichernd, wenn sich die Familie mit einer anderen trifft, die man seit alters die Heilige Familie nennt. Das sind Maria und Joseph und das Jesuskind in der Krippe. Ihnen begegnet man am besten beim Christfestgottesdienst. Auch das wissen noch viele Menschen und füllen am Heiligabend die Kirchen in unserem Land. In vielen Familien wird die Krippe am Christbaum aufgebaut. Sie ist auch das Thema auf vielen Gemälden der alten und neuen Meister. Altarbilder und kostbare Figuren sind über die Weihnachtszeit in den Kirchen zu betrachten. Sie laden uns ein, den Gottessohn anzubeten und Freude und Dank zu empfinden, dass er zu uns Menschen gekommen ist. Maria hat ihr Weihnachtslied im Sinn: Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. Joseph denkt an das Engelwort, das ihm gesagt wurde: Das ist der Immanuel, der Gott mit uns, den der Prophet Jesaja vor vielen Jahrhunderten schon angekündigt hat. Die Hirten denken an die Engelworte in der Nacht: Euch ist heute der Heiland geboren! Engel sind oft an der Krippe gemalt worden, obwohl sie an sich unsichtbar sind. Sie verkündeten große Freude allem Volk. Die Weisen aus dem Orient haben sich auf eine weite Reise gemacht und sind glücklich am Ziel. Und alle zusammen beten sie den an, der da in der Krippe liegt. Der christliche Glaube lädt auch uns ein, an der großen Freude der Heiligen Familie und ihrer Besucher teilzunehmen. Aber von noch einer Familie kann vergleichsweise gesprochen werden: Die Heilige Dreieinigkeit ist in wunderbarer Übereinstimmung zu Weihnachten am Werke. Davon schreibt der Apostel Paulus hier in seinem Brief an die Galater. Seine kostbaren Sätze wollen wir jetzt einmal Wort für Wort bedenken und uns zu Herzen nehmen. Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Wieso und wovon war die Zeit erfüllt? Kann man das an Ereignissen merken? Nein, die Geburt Jesu war rein äußerlich wie jede andere, kein welterschütterndes Ereignis. Um Jesus überhaupt zu finden, müssen die Hirten von Bethlehem ein

Zeichen bekommen, nämlich einen in Windeln gewickelten Säugling in einer Futterkrippe. Finden sie den, dann ist es der richtige. Der Lauf der Zeiten war also scheinbar nicht anders als zuvor. Gott allein weiß, was sich da angefüllt hat und hält den Zeitpunkt für gekommen, jahrhundertealte Verheißungen nun zu erfüllen und seinen Sohn in die Welt zu senden. Und heute noch zählen wir die Jahre in der Welt nach Christi Geburt und auch rückwärts vor Christi Geburt. Wenn Gott seinen Sohn senden konnte, dann gab es den auch vorher. Er ist kein Geschöpf, er ist vom Vater in Ewigkeit geboren, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott, wie wir im Nizänischen Glaubensbekenntnis sagen. Er ist eines Wesens mit dem Vater. Darum konnte er später sagen: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Und: Ich und der Vater sind eins. Von diesem Gottessohn sagt nun Paulus: Geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan. Also ist Jesus zugleich nun auch wahrhaftiger Mensch wie wir alle. Er ist seit seiner Empfängnis vom Heiligen Geist auch unter die Gegebenheiten des Lebens auf Erden gestellt. Der alles kann, der muss nun heranwachsen und kräftig werden. Der alles weiß, der muss lernen und zunehmen an Weisheit. Der die Welt geschaffen hat, der will sich der Not der einzelnen, der Witwen und unheilbar Kranken zuwenden. Auch er muss sich nun nach Geboten und Gesetzen richten. Obwohl ein König, zahlt er doch den Römern Steuern. Der Sündlose achtet die Gebote der Gesetzestafeln vom Sinai genau so, wie sie von Gott gemeint sind. Niemand kann ihm eine einzige Sünde nachweisen. Aber auch er kann nun von Leid, der Bosheit anderer und vom Sterben betroffen sein. An seiner Krippe wirft das Kreuz schon seine Schatten. Es ist von den Malern oft im Gebälk des Stalles schon angedeutet worden. Vom Sohn Gottes auf Erden lautet die nächste apostolische Aussage: Damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste. Das gilt nun allen Bewohnern dieser Erde. Er ist für die gekommen, die unter den drückenden Verhältnissen leiden, die Gewaltherrscher verursachen. Er will sich derer annehmen, die mit den Lebensgesetzen nicht klar kommen und in Verbrechen verstrickt werden. Er will denen aufhelfen, die den Gottesgeboten nicht nachzukommen wissen und deshalb fürchten, für immer und ewig verloren zu sein. Das ist Jesu Mission. Gott hat ihn gesandt, wörtlich hinausgesandt aus der

göttlichen Gemeinschaft in die Welt der Menschen. Erlöser soll er werden für die Menschen, die unter dem Gesetz waren. Wörtlich schreibt Paulus: Herauskaufen soll sie Jesus. Das ist bezeichnend ausgedrückt. Wer herauskauft, der gibt etwas für das Erlösen, eben ein Lösegeld, einen Einsatz, ein Opfer, ja schließlich sich selbst bis in den Tod. Unter dem Kreuz im Stall liegt das Kind in der Krippe. Der Erlöser ist gekommen. Er ist da. Das lässt den Apostel schreiben: Alles was Gott tut, als nun die Zeit erfüllt ist, hat ein Ziel: damit wir die Kindschaft empfingen. Was ist das? Nicht weniger, als dass wir in die Familie Gottes aufgenommen werden. Kinder Gottes sollen wir werden. Das Wort Kindschaft ist im Griechischen eigentlich ein juristischer Begriff für die Adoption, also jemanden an Sohnes Statt annehmen. Luther hat hier mit Recht Kindschaft übersetzt, wo an sich wörtlich Sohnschaft steht. Christus kam auch für Gottes Töchter Maria und Elisabeth und die vielen anderen Christinnen. Damit wir die Kindschaft empfangen. In der Taufe wird uns das zugeeignet. Wir werden zum zweiten Mal geboren, diesmal als Kinder des dreieinigen Gottes. Das ist auf Gottes Seite so gewiss, dass die Taufe niemals wiederholt wird. Der Glaube an unseren Erlöser erlaubt es, darauf immer aufs Neue zu vertrauen. Paulus fährt fort: Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! Der Heilige Geist ist am Werke, wenn wir nun Weihnachtsfreude im Herzen mitnehmen. Der Geist Gottes ist kein anderer als Gott selbst. Es ist der Geist des Kindes in der Krippe und des Heilands der Jünger und Jüngerinnen. Er ist kein Fremder, so hilflos manche Christen ihm gegenüber zu sein meinen. Gottes guter Geist ist der des Sohnes, der uns stets an das Wirken unseres Erlösers erinnert und Kraft aus der Höhe ist und des himmlischen Vaters Liebe bringt. Das erlaubt uns, in Vertrauen und Liebe wie die Kinder zu beten, so oft wir wollen: Lieber Vater im Himmel! Jesus hat uns eben auch den Vater nahe gebracht. Das ist etwas Besonderes und das können wir schon daran merken, dass der Vatername für Gott den Herrn im umfangreichen Alten Testament nur etwa fünfzehn Mal vorkommt. Im Neuen Testament liest man aber etwa 125-mal das Wort Vater für Gott, davon etwa 100-mal im Munde Jesu und 25-mal von den Aposteln gebraucht. Schon daran kann

man merken, dass mit der Geburt des Herrn Christus etwas ganz Neues von Gott her geschehen ist. Abba ist ein aramäisches Wort und heißt Vater. Es gehört in die Sprache, die Jesus gesprochen hat. Er hat oft zu seinem Vater gebetet. Diese Anrede dürfen nun auch die Jünger aufnehmen, und auch in den griechisch sprechenden Gemeinden des Apostels Paulus war es gebräuchlich: Abba, lieber Vater! So hat uns Christus auch ein neues Gebet gelehrt, das Vaterunser. Seitdem beten wir es in jedem Gottesdienst und auch für uns in der Familie. So gehen wir nun vom Weihnachtsfest an unseren Ort zurück. Wir waren zu einem einzigartigen Familienfest froh zusammen. Wir sind in unserer Mitte der Heiligen Familie begegnet und haben uns um das Abbild der Krippe versammelt. Wir dürfen uns in die Familie, in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes aufgenommen wissen als seine Kinder, hier zeitlich und dort ewiglich. Und zum Schluss: Es ist auffällig, dass in der Weihnachtsgeschichte im Evangelium die Rückkehr so betont wird. Da heißt es ausdrücklich: Die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Die Engel fuhren von ihnen gen Himmel. Die Weisen aus dem Morgenland zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land. Maria behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Auch wir sollten das Christfest nicht wie im Kalender nun einfach hinter uns lassen. Was nehmen wir mit? Was bleibt uns über das Wiedersehen mit den Verwandten und Freunden hinaus? Erstens sind wir nicht mehr geknechtet unter unseren Lebensumständen. Wir haben einen, der uns in seiner Hand hält, zu dem wir gehören, damit wir in seinem Reich unter ihm leben. Nicht um Gold oder Silber geht es, wenn wir wirklich leben wollen. Gottes Sohn ist uns Herr und Bruder geworden. Und zweitens: Es gibt die Möglichkeit, Kinder des dreieinigen Gottes zu werden, die Erlösung zu empfangen, immer wieder in der Vergebung der Sünden, im heiligen Altarsakrament bis wir gelangen zu der ewigen Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie Christus ist auferstanden vom Tode, lebt und regiert in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.

Lasst uns beten: Gelobt seist du Herr, dreieiniger Gott, dass du uns zum Fest der Geburt unseres Heilands gezeigt hast, wie du unsere Rettung vor dem ewigen Verderben vorbereitet und begonnen hast unter dem höchsten Einsatz, in deiner eigenen Hingabe. Lass uns in unseren Gebeten immer wieder daran denken, darüber froh und zuversichtlich werden und dir herzlich dafür danken. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Kanzelsegen: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Liedvorschläge vor der Predigt: Fröhlich soll mein Herze springen, ELKG 27,1-3 / EG 36,1-3 nach der Predigt: Wunderbarer Gnadenthron ELKG 31 / EG 38 Verfasser: Propst i.r. Klaus Ketelhut Höllwaldstr. 4 88213 Ravensburg Tel. 07 51 / 7 91 69 63 E-Mail: klaus-ketelhut@t-online.de