Spurensuche in Eldena Die letzten Gehölze und Pflanzen aus der Zeit der Königlichen staatsund landwirtschaftlichen Akademie ( )

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Transkript:

Spurensuche in Eldena Die letzten Gehölze und Pflanzen aus der Zeit der Königlichen staatsund landwirtschaftlichen Akademie (1835-1876) von Thoralf Weiß Während die ehemaligen Bauten der Landwirtschaftsakademie Eldena noch im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind, ist der gärtnerische Nachlass weitgehend unerforscht. Einige Gehölze und krautige Pflanzen dürften noch aus der Glanzzeit des Gartenbaus in Eldena unter Leitung von Ferdinand Jühlke (1815-1893) und seinen Nachfolgern Gustav Zarnack und Friedrich Julius Heinrich Fintelmann (1825-1895) aus der Zeit von 1840 bis 1870 stammen. Das Alter dieser Gehölze ist nur aus Erfahrungswerten abschätzbar und kann nicht mit absoluter Sicherheit betrachtet werden. Manche unscheinbaren Pflanzen wie Frühblüher könnten ebenfalls noch dazu gehören. Die größte Anzahl der Gehölze befindet sich im Umkreis der Hainstraße, an der mit dem Botanischen Garten, dem Obst- Mustergarten, der Baumschule, den Privatgärten der Akademiker und den Grünflächen um die Akademiegebäude ein gartenbauliches Zentrum angesiedelt war. Eldena, Preußisches Urmesstischblatt 1835, Ausschnitt 1

Eldena, Preußisches Messtischblatt 1885, Ausschnitt Der Bestand an Obst- und Ziergehölzen lässt sich nur aus einzelnen historischen Nachrichten rekonstruieren. Dazu zählen besonders die Jahresberichte der Königlich-Preussischen Staats- und Landwirtschaftlichen Academie Eldena, die Jahresberichte und Mittheilungen des Gartenbau-Vereins für Neuvorpommern und Rügen, die Zustände des Gartenbaus vor 100 Jahren in Neu-Vorpommern und Rügen sowie die Samenkataloge der Akademie. Wichtigste Quelle sind die heute noch vorhandenen Pflanzen. Wir beginnen den Rundgang durch Eldena am ehemaligen Akademiegebäude (heute Forstamt Jägerhof) in der Hainstraße. Seitlich des Wirtschaftsgebäudes auf dem Hof steht ein ehemals von großen Gehölzen unterdrückter Ginkgobaum (Ginkgo biloba) (1). Einige Graupappeln (Populus x canescens) (2), möglicherweise schon in der 2

zweiten Generation sowie Hainbuchen (Carpinus betulus) (3) bilden die Rückfront des Hofes. Eine große Platane (Platanus x hispanica) (4) steht in der Mitte desselben. Hinter einem Stallgebäude befindet sich eine zurückgeschnittene Säuleneibe (Taxus baccata) (5) mit gelbbunten Nadeln, eventuell die Sorte 'Fastigiata Aureomarginata'. Das Alter einiger Sträucher wie Spiraea (6) und Philadelphus (7), die allerdings schon lange dort stehen sollen, kann nicht abgeschätzt werden. Platane und Graupappel auf dem Hof der ehemaligen Landwirtschaftsakademie, 2015, Foto: Pfennig Südlich vom Akademiegebäude an der Hainstraße erhebt sich im Rasen noch der Abdruck der Fundamente des ehemaligen Gewächshauses. Die Ansicht eines Gewächshauses des Greifswalder Fotografen C. Giese dürfte um 1870 entstanden sein. Die topographischen Verhältnisse lassen die Zuschreibung zum 1863 durch Entwurfszeichnung belegten Gewächshaus der Akademie sehr wahrscheinlich sein. Im Hintergrund ist die Häuserreihe der Akademieangestellten an der Hainstraße erkenntlich, das Akademiegebäude schließt sich am rechten Bildrand in Richtung Norden an. Dazwischen liegen ein älteres Erdgewächshaus und Frühbeetkästen. Das Gewächshaus, noch nicht in reiner Glasbauweise entstanden, ist in verschiedene Abteilungen gegliedert und hat schon eine Warmwasserheizung. Die 3

repräsentativen Mauergiebel entsprechen in ihrer Gestaltung dem Umbau der Klosterscheune. Die schon emporgerankte Jungfernrebe (Parthenocissus quinquefolia) am Giebel verweist auf eine entsprechende Nutzungsdauer. Der Topfpflanzen gießende Gärtner dürfte Friedrich Julius Heinrich Fintelmann aus der berühmten Potsdamer Gärtnerdynastie sein, der die Aktion des Fotografen gemütlich beobachtende Mann eher ein heimischer Hilfsgärtner. Gewächshaus in Eldena, um 1870, Foto: C. Giese, Archiv Thoralf Weiß Situation am ehemaligen Gewächshaus, 2016, Foto: Thoralf Weiß 4

Begeben wir uns in die Hainstraße, fällt am gegenüberliegenden alten Haus ein leider stark gestutzter Birnbaum (Pyrus communis) (8) auf. Mit seinem gewaltigen Umfang dürfte er noch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Vermutlich ist es die Sorte 'Gute Graue', die allerdings auch durch starkes Wachstum gekennzeichnet ist. Birne 'Gute Graue', 2016, Foto: Angela Pfennig Kaukasische Flügelnuss, 2016, Foto: Thoralf Weiß 5

Neben dem alten Akademiegebäude liegt an der Hainstraße linkerhand der ehemalige Botanische Garten, heute das Gelände des Naturkindergartens. Hier fällt besonders die Wuchskraft der Kaukasischen Flügelnuß (Pterocarya fraxinifolia) (9) auf. Die großen Stämme haben mit ihrer reichlichen Wurzelbrut die Fläche weitgehend besiedelt und geben ein Gefühl von Dschungel. Die Fläche ist stark mit dem giftigen Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) (10) bewachsen. Ein weiterer Ginkgobaum (11), Säuleneichen (Quercus robur 'Fastigiata') (12), Weißbuchen (13) und eine Platane (14) stammen ebenfalls aus der Zeit der Akademie. Das Alter einer Buchsbaumgruppe (Buxus sempervirens) (15) lässt sich schwer abschätzen. Junge Maulbeerbäume (Morus alba) (16) am Zaun könnten Ausläufer einer ehemaligen Hecke sein. Ginkgo und Säuleneiche (links) und Esskastanie (rechts), 2016, Foto: Thoralf Weiß Gegenüber dem Naturkindergarten führt auf der rechten Seite der Hainstraße ein kurzer Seitenweg zu einer sehr knorrig verwachsenen Esskastanie (Castanea sativa) (17). Sie stand ehemals im Privatgarten eines Akademikers. Etwas weiter auf der rechten Seite der Hainstraße stehen Platanen (18) und Linden (19) an den ehemaligen Beamten- und Angestelltenwohnhäusern, die ein entsprechendes Alter haben können. Auf der anderen Straßenseite fällt ein Birnbaum der Sorte 'Köstliche von Charneux' (20) auf, der auf dem Bürgersteig steht. Vermutlich erst um 1900 gepflanzt, wird er aus der Obstbaumschule stammen, die noch zu dieser Zeit betrieben wurde. Daneben stehen eine noch unbestimmte Eiche (21) sowie eine Ungarische Eiche (Quercus frainetto) (22) in gewaltigen Ausmaßen. Kleiner, aber für die Art in beachtlicher Größe, befindet sich wenig rechts davon in der Hecke ein Französischer Ahorn (Acer monspessulanum) (23). 6

Birne 'Köstliche von Charneux', 2016, Foto: Thoralf Weiß Ungarische Eiche (Mitte) und Französischer Ahorn (rechts), 2016, Foto: Thoralf Weiß 7

Allee in der ehemaligen Baumschule Eldena, 2008, Foto: Angela Pfennig Die Straße etwas weiter folgend, wächst in Höhe der Straße An der Silberpappel eine jüngere Silberpappel (Populus alba) (24) in der Hecke. Sicherlich ist sie vor etwa 40 Jahren aus der Wurzel einer älteren Pflanze ausgetrieben. Die für die Straße namensgebende Pappel, in den 1990er Jahren vom Sturm umgebrochen, soll dagegen eine Graupappel gewesen sein. Wiederum der Hainstraße folgend erreichen wir eine markante Allee, die heute auf Privatgrundstücke führt. Es ist die Zufahrt zur ehemaligen Baumschule, die beidseitig von beeindruckenden Exemplaren der Rotbuche (Fagus sylvatica) (25), der Trauerbuche (Fagus sylvatica 'Pendula') (26) und einer Pyramideneiche (Quercus robur 'Pyramidalis') (27) begleitet wird. Ob die Straßenbäume der Hainstraße Linden (28), Rosskastanien (29) und Bergahorn (30) ein entsprechendes Alter haben, lässt sich nur vermuten. Auffällig ist die Mischung derselben, die einen eigenen Allee-Charakter ergeben. An der Wolgaster Landstraße finden wir vor dem heutigen Blumenladen einen Wildapfel (31), vermutlich die seltene Art Malus floribunda aus Japan. Gleich starke und alte Exemplare gibt es auf dem Pfarrhof Dersekow und in der Rubenow- Straße, vielleicht ein Hinweis auf eine größere Baumschulvermehrung. Der Weg am Eiskeller wird von alten Rosskastanien (32) und Linden (33) begleitet. Eine unbekannte Birnensorte (34) auf dem Gelände der Eigenheime dürfte vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammen. Das Gelände hinter dem Dorfteich ist heute mit Häusern stark verdichtet. Ehemals lag hier der Obst- Mustergarten, von dem sich scheinbar nichts erhalten 8

hat. Einige Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) (35) könnten verwilderte Nachkommen sein. In der Wiese zum Bierbach stehen zwei alte, noch nicht untersuchte Apfelbäume (36). Vom ehemaligen Gehöft Strohkamp, nicht weit entfernt am Ostrand des Elisenhaines gelegen, existiert noch der alte Obstgarten. Hier hat sich neben Äpfeln (37), Pflaumen (38) und Kirschen (39) noch ein beeindruckender, leider umgebrochener Birnbaum (40) mit Stammumfang von 2,70 m erhalten. Möglicherweise sind die Obstbäume noch Nachkommen der nahegelegenen Obstbaumschule. Hier, zum Ort Friedrichshagen hin, sollte auf Anregung Jühlkes, eine Provinzialbaumschule entstehen. Ebenfalls auf Initiative der Eldenaer Obstbaumschule könnte die Obstbaumreihe am Treidelpfad entlang des Rycks gepflanzt worden sein. Hier finden sich neben vielen unbekannten Sorten der alte Apfel 'Purpurroter Cousinot' (41) sowie die Birnen 'Gute Graue' (42) und eine Bergamotte (43). Bergamotte am Treidelpfad, 2016, Foto: Thoralf Weiß 9

Obstbäume am Treidelpfad, 2016, Foto: Thoralf Weiß Letzte Pflanzen der Eldenaer Baumschule sind im Botanischen Garten in der Münterstraße zu finden. Sie datieren aus der Zeit nach Schließung der Landwirtschaftlichen Akademie, als die Baumschule vom Baltischen Zentral-Verein übernommen worden war. Das Pflanzeneingangsbuch aus der Zeit von 1884 bis 1907 weist eine Anzahl verschiedener Gehölze aus Eldenaer Lieferungen auf. Die Mutterpflanzen der Baumschule werden sicher noch aus Zeiten der Akademie gestammt haben. Davon lässt sich zum Beispiel noch eine Bluthasel (Corylus avellana 'Fuscorubra') (44) zuordnen. Exemplare aus einer Obstbaumsendung 1907 dürften 'Gellerts Butterbirne' (45) sowie die Birnensorte 'Gute Graue' (46) sein. Die bedeutende Tradition der Eldenaer Obstkultur wurde durch eine Baumpflanzung alter Sorten auf dem Gelände des Forsthofes und eine neue Anpflanzung auf dem Universitätsgelände an der Hainstraße wieder aufgenommen. Der Erhalt des historischen Pflanzenmaterials, vermutlich damals besonders von der Potsdamer Landesbaumschule bezogen, sowie aus den internationalen Beziehungen der Akademie zusammengetragen, sollte allen Verantwortlichen wie der Stadt Greifswald, Universität, Land und auch besonders den privaten Grundstückseigentümern angelegen sein. Greifswald 2016 10

Quelle: Gernot Hübner