vfdb Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. Referat 11 Brandschutzgeschichte BIOGRAFIE

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Transkript:

vfdb Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. Referat 11 Brandschutzgeschichte BIOGRAFIE Walter Schnell Er hat die Dreiteilung des Löschangriffs durchgesetzt Verfasser: Dipl.- Chem. Dieter Jarausch, 2011 06.01.1895 02.08.1914 16.03.1917 01.04.1922 1924 01.04.1931 01.01.1938 18.01.1941 20.04.1942 18.08.1942 1945 07.05.1967 geboren in Celle Realschulabschluss, Ausbildung zum Uhrmacher und Juwelier Eintritt in das EisenbahnpionierRegiment 3 in Hanau Ernennung zum Leutnant d.r. Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr (FF) Celle Wehrführer der FF- Celle Gründer und ehrenamtlicher Schulleiter der Provinzialfeuerwehrschule Celle 03.1934 Bestellung zum Provinzialfeuerwehrführer der Provinz Hannover Leiter des Amtes für Freiwillige Feuerwehren im Hauptamt Ordnungspolizei Ernennung zum Oberst der Polizei Ernennung zum charakterisierten Generalmajor der Polizei Beförderung zum Generalmajor der Polizei Nach kurzer Gefangenschaft wieder Wohnung in Celle verstorben in Celle Walter Schnell um 1940

Nur auf die Art der Ausbildung kommt es an! Werdet Einheitsfeuerwehrmänner! Erzieht Euch zum Innenangriff! Mit diesen drei markanten Sätzen im Schlusswort beendete Walter Schnell sein Buch: Die Dreiteilung des Löschangriffs, hier die dritte Auflage vom Mai 1935. Dieses 1934 erstmals und bis 1938 in weiteren Auflagen erschienene Buch war nicht irgendeine interessante neuere Ausbildungsanleitung, sondern trug ganz wesentlich dazu bei, die seit rund 80 Jahren praktizierte und im Laufe der Zeit durchaus verbesserte, aber bei weitem nicht mehr effektive Feuerwehrtaktik nach dem Nummernsystem durch die neu konzipierte Dreiteilung des Löschangriffs zu ersetzen. Walter Schnell ist ungewollt als Erfinder dieser neuen Taktik in die Feuerwehrgeschichte eingegangen. Er selbst hatte allerdings immer Wert darauf gelegt, und es auch geschrieben, dass er die Grundidee für dieses neue System von der Berliner Feuerwehr übernommen hatte. Sein Verdienst um das deutsche Feuerwehrwesen war zweifelsfrei, das Berliner System der Dreiteilung ausgebaut, universell verwendbar und vor allem deutschlandweit durchgesetzt zu haben. Bereits vier Jahre nach Erscheinen seines Buchs und Verbreitung des neuen, feuerwehrtaktischen Gedankenguts endete diese totale Umorganisation der bisherigen alten Einsatztaktik durch Schnell mit der im November 1938 erlassenen Ausgabe der reichsweit gültigen Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst (AVF), I. Teil: Der Löschangriff, Abschnitt B: Die Gruppe. Zwar wurden nicht alle Vorschläge Schnell s übernommen. So wurde die Gruppe, entgegen seiner Auffassung, als kleinste taktische Einheit mit der Stärke von 1/8/9 gebunden an ein Löschfahrzeug, definitiv in obiger Vorschrift festgelegt. Es blieben aber die neuen Grundprinzipien dieses Systems: Einheitsfeuerwehrmann, Angriffstrupp, Wassertrupp und Schlauchtrupp. Außerdem blieb die Tätigkeitserweiterung des Wassertrupps als 2. bzw. des Schlauchtrupps als 3. Angriffstrupp erhalten. Somit haben wir seit weiteren 80 Jahren ein bis heute im Wesentlichen noch gültiges, gegenüber dem vorherigen - durchaus effektives - Einsatz- und Ausbildungssystem. Historische Entwicklung zur Dreiteilung des Löschangriffs Die schwerfälligen, starren Regelungen waren nicht mehr zeitgemäß und befanden sich mit den bereits vor dem Ersten Weltkrieg eingesetzten, völlig neuartigen technischen Entwicklungen bei den Feuerwehren - der Motorisierung bzw. Automobilisierung - nicht mehr im Einklang. 1 Bereits 1928 (nach anderen Angaben 1929) absolvierte Walter Schnell bei der Berliner Feuerwehr eine Volontärzeit, die seine weitere Entwicklung prägte und ihn zum Wegbereiter einer neuen Feuerwehrtaktik werden ließ. Auf der Grundlage der dort seit einigen Jahren praktizierten Dreiteilung des Löschangriffs entwickelte Schnell ein völlig neues, modernes und effektives Einsatzkonzept, dass ab 1934 über sein Buch in ganz Deutschland verbreitet wurde. Im gleichen Jahr wurde Die Dreiteilung bereits für Preußen per Erlass eingeführt, aber erst Schnell s Buch machte die Regelung verständlich und dadurch umsetzbar. Die Berliner Feuerwehr hatte erstmals 1926 in der Zeitschrift Feuer und Wasser über die

dort eingeführte Dreiteilung berichtet. Dies mag Schnell zu seinem Volontariat in Berlin angeregt haben. Um 1910 hatte Branddirektor Georg Floeter, zu dieser Zeit Berufsfeuerwehr Schöneberg bei Berlin, den Angriffstrupp (1/2/3) konzipiert, der nicht nur die Axt sondern auch Löschwasser (am Strahlrohr) dabei hatte. Allerdings wurde dieser damals noch nicht so benannt. 1922 wurde die Berliner Feuerwehr - im Rahmen der Bildung von Großberlin - mit 13 Berufsfeuerwehren und einigen Freiwilligen Feuerwehren vereinigt. So war dringend eine Ausbildungsvereinheitlichung geboten, da jede dieser Wehren an der Einsatzstelle anders vorging. Der seinerzeit für die Ausbildung zuständige Baurat Paul Steiner machte sich Floeter s Idee zu eigen und entwickelte diese weiter. Er teilte die Fahrzeugbesatzungen im heutigen Sinne einer Raumgliederung - in drei räumlich getrennte, aber einander zuarbeitende Trupps ein: Den Angriffstrupp, den Leitertrupp und den Schlauchtrupp. Die Aufgaben und Ausrüstungen der Trupps wurden festgeschrieben. Jeder Feuerwehrmann wurde so ausgebildet, bzw. nachgeschult, dass er die Tätigkeiten aller drei Trupps wahrnehmen konnte. Dadurch entfiel, bis auf den Maschinisten, die Ausbildung des Feuerwehrmannes für eine bestimmte Funktion an einem bestimmten Gerät, der Nummer. Um weitere Rohre vornehmen zu können, wurde der Leitertrupp zum 2. und der Schlauchtrupp zum 3. Angriffstrupp. Damit hatte Paul Steiner die Dreiteilung des Löschangriffs entwickelt. Nach dem Ausbildungsgrundsatz: Alle müssen Alles können wurde der Begriff Einheitsfeuerwehrmann geschaffen, den die Berufsfeuerwehren damals jedoch nicht anwendeten. Es ist anzunehmen, dass viele Berufsfeuerwehren das Berliner Modell, mit entsprechend örtlich bedingten Abwandlungen versehen, für sich übernommen hatten. Auch die Freiwilligen Feuerwehren setzten sich mit diesem neuen System auseinander, hier kam dann der Begriff des Einheitsfeuerwehrmannes tatsächlich zur Anwendung und wurde von Schnell übernommen. Die Dreiteilung des Löschangriffs ab 1934 nach Schnell und ihre endgültige Festschreibung zum Jahresende 1938 Grundproblem dieser Zeit lag, vor allem bei den Freuwilligen Feuerwehren, in der uneinheitlichen fahrzeugtechnischen Ausstattung. Die seit Ende des Ersten Weltkrieges verstärkt eingeleitete Motorisierung und Automobilisierung ermöglichte, in Kombination mit dem Altgerät, eine Vielzahl von Varianten. Es gab nicht motorisierte Wehren, mit Handdruckspritzen, motorisierte Wehren, mit Tragkraftspritzen und automobilisierte Wehren, mit Löschfahrzeugen. Dazu kamen teilweise auch noch mechanische Leitern. Schnell hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht, diesen recht komplizierten, noch vom Nummern-System geprägten, taktischen Strukturen mit seinem Buch eine moderne Ausbildungsanleitung zu geben. Seine Dreiteilung mit all ihren Varianten war hierbei durchaus eine nicht nur nützliche, sondern entscheidende Hilfe. Schnell begründete die Dreiteilung mit einer taktisch notwendigen Raumaufteilung in drei folgenden Entwicklungsbereiche (siehe Abbildung): 2

Bereich zwischen Verteiler und Brandstelle, hier war der Angriffstrupp zuständig Bereich zwischen Pumpe und Verteiler, hier arbeitete der Schlauchtrupp Bereich zwischen Wasserentnahmestelle und Pumpe, hier arbeitete der Wassertrupp Hieraus ergab sich damals die für uns unübliche, aber nach seiner Logik schlüssige Truppreihung in Angriffstrupp, Schlauchtrupp und Wassertrupp. Nach dem von ihm definierten Prinzip des Einheitsfeuerwehrmannes mussten alle Männer der Trupps so ausgebildet und geübt sein, dass sie alle Aufgaben erfüllen konnten. Maschinisten wurden bei vorhandenen Motorpumpen - als Bestandteil des Wassertrupps nicht extra, sondern nur indirekt benannt und hatten, da speziell ausgebildet, hiermit eine Sonderfunktion. Somit legte Schnell damals schon fest, dass der Einheitsfeuerwehrmann nicht unmittelbar auch Maschinist sein musste. Nach Schnell verlegte der Angriffstrupp seine Schlauchleitung von der Brandstelle bis zum Verteiler selbst (!). Der Angriffstruppführer, der bis zum Eintreffen eines Ranghöheren auch als Führer aller Trupps fungierte, bestimmte die Lage des Verteilers, erkundete die Brandstelle und schätzte die Zahl der erforderlichen Rohre ab. Der Schlauchtrupp war für die Schlauchverlegung zwischen Pumpe und Verteiler zuständig. Der Wassertrupp baute die Wasserversorgung zur Pumpe auf und bediente diese. Dreiteilung des Löschangriffs nach Schnell, 1934 Schnell sah in der von ihm entwickelten Einsatztaktik einen wesentlichen Vorteil heute würde man von Effektivitätserhöhung sprechen - gegenüber dem alten System, bei dem der Angriff von der Wasserentnahmestelle aus vorgetragen wurde und jeder Feuerwehrmann nur eine bestimmte Aufgabe wahrnehmen konnte. Bei der Wasserentnahme aus offenen Gewässern konnte der Schlauchtrupp, je nach Anzahl der Feuerwehrmänner, den Wassertrupp vorab unterstützen. Die Ausrüstung, auch die persönliche, war zu dieser Zeit noch truppbezogen. Der jeweilige Truppführer bestimmte, wer welche Gerätschaften mitzunehmen hatte. Zur Vornahme eines zweiten Rohres wurde der Schlauchtrupp 2. Angriffstrupp. Für ein drittes Rohr wurde der Wassertrupp 3. Angriffstrupp, der bei einer Truppstärke von drei Mann einen und bei einer Stärke von vier Mann zwei Maschinisten zur Bedienung der Pumpe zurückzulassen hatte. Für die Verwendung von Handdruckspritzen galten andere Regelungen. Schnell legte für die Trupps nur eine Mindeststärke 3

fest, die gegebenenfalls, gerade bei den Freiwilligen Feuerwehren, auch noch unterschritten werden konnte. Nach oben ließ er die Truppstärke offen, um die gesamte Palette der damaligen technischen Ausstattung nutzen zu können. So wurden in seinem Buch, ausstattungsbedingt, alle taktischen Möglichkeiten durchgespielt. Schnell beschrieb die entsprechende Einsatztaktik unter Verwendung von Handdruckspritzen (1939 waren noch 20 000 Handdruckspritzen bei den Feuerwehren im Dienst). Ebenso behandelte er den Bereich der Tragkraftspritzen, unterstützt durch fahrbare Schlauchhaspeln oder Hilfskarren für Rollschläuche. Er ging aber auch auf diverse Einsatzvarianten bei Verwendung motorisierter Löschfahrzeuge ein. Ausgehend von dem Erfahrungswert, dass bei Alarmierung einer Freiwilligen Feuerwehr der erste Abmarsch aus etwa 8 bis 10 Mann bestand, legte Schnell die Mindeststärke der Trupps fest in: 2 Mann Angriffstrupp (dazu noch 1 Truppführer) 2 Mann Schlauchtrupp und 4 Mann Wassertrupp (dabei 2 Maschinisten) Die Funktion eines Melders kannte man noch nicht, und der Maschinist war zwar schon bekannt, aber noch nicht gesondert aufgeführt. Damit hatte Schnell bereits damals schon mit 1/8/9 die Stärke einer Gruppe festgelegt, obwohl man zu dieser Zeit den taktischen Begriff Gruppe noch nicht kannte. Schnell spielte, wie beschrieben, in seinem Buch eine Vielzahl von Angriffsvarianten durch, die er an seiner Provinzial-Feuerwehrschule ausprobiert und auch ausgefeilt hatte. Er legte dabei großen Wert darauf, die Entwicklungsbereiche der drei Trupps nur in Ausnahmefällen zu durchmischen, z.b. bei der Vornahme von Saugschläuchen. Je nach vorgegebener Lage variierte Schnell die jeweilige Truppstärke. Beim Einsatz von tragbaren oder fahrbaren Leitern musste der Angriffstrupp aus 4 bis 5 Mann bestehen. Bei großer Entfernung zwischen Brandstelle und Wasserentnahmestelle wurde der Schlauchtrupp auf mindestens 4 Mann festgelegt. War ein motorisiertes Löschfahrzeug vorhanden und ein Hydrant in der Nähe, reichte zum Aufbau der Wasserversorgung zwischen Hydrant und Fahrzeug gegebenenfalls ein Mann im Wassertrupp aus, der Maschinist. Auch für eine extrem niedrige Besatzung, z.b. die eines motorisierten Löschfahrzeugs von sechs Mann bot Schnell eine Lösung (bei Hydrantenbetrieb) an: 2 zwei Mann Angriffstrupp, 2 Mann Schlauchtrupp, 1 Mann Wassertrupp (Maschinist) und 1 Führer. Damit hatte Schnell ungewollt die erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführte und bis heute aktuelle Einheit Staffel (1/5/6) konzipiert. In den im Juni 1934 erlassenen Richtlinien für den Erlass von Dienstvorschriften für die Freiwilligen Feuerwehren und für die Kreisfeuerwehrverbände in Stadtkreisen wurde nun allerdings unter dem 6 Löschangriff die Dreiteilung ausdrücklich auch bei automobilen Fahrzeugen festgeschrieben. Ein Hinweis auf Schnell, bzw. sein Buch, erfolgte an dieser Stelle nicht, obwohl in ähnlichen Erlassen ausbildungsnützliche Literatur durchaus empfohlen wurde. Vielleicht war dies auch nicht mehr nötig, da sein Buch, mit einer Auflage von weit über 10 000 Exemplaren eine beachtliche Ver- 4

breitung erfahren hatte. Diese wurde auch vom Deutschen Feuerwehrverband maßgeblich unterstützt. Im Jahr 1934 wurde auf Betreiben des Reichsluftfahrtministeriums die Normung eines Löschfahrzeuges der Größenordnung KS 15 (Kraftspritze, später LF 15) eingeleitet. Im Rahmen dieses Vorhabens baute die Firma Metz, planerisch durch die Berufsfeuerwehr Mannheim beraten, einen Prototyp. Es handelte sich dabei um ein vollkommen neues Löschfahrzeug mit geschlossenem Aufbau, fest eingebauter Feuerlöschkreiselpumpe, eingebautem Löschwassertank, Lagerung der Gerätschaften in entsprechenden Fächern und Unterbringung von sperrigem Großgerät auf dem Fahrzeugdach. Eine Besatzung zwischen 9 und 11 Mann war möglich. Was man damals noch nicht ahnen konnte, dieses von Oberbaurat Dr.- Ing. Paul Kalaß (Reichsluftfahrtministerium) maßgeblich konzipierte Löschfahrzeug wurde, bis heute, zum Prototyp aller LF- Reihen. Das neue Fahrzeug fand zunächst weder bei den Freiwilligen Feuerwehren noch bei den Berufsfeuerwehren großen Anklang, vermutlich verwirrte die kompakte Löschtechnik die künftigen Anwender. Die personelle Besetzung und deren Ausbildung war ebenfalls strittig, aber vorerst von untergeordneter Bedeutung. Dieser Sachverhalt sollte sich dann ab 1936 ändern. Das Reichsinnenministerium plante die Verstaatlichung der Polizei und darüber hinaus alle Feuerwehrsparten in diese zu integrieren. Dazu wurde im Reichsinnenministerium u.a. das Hauptamt Ordnungspolizei gebildet. In diesem wiederum wurden zwischen 1937 und 1938 ein Amt Feuerschutzpolizei (Berufsfeuerwehr) und ein Amt für Freiwillige Feuerwehren eingerichtet. Dadurch wurde das Feuerwehrwesen zur Reichsangelegenheit! Die Leitung des Amtes für Freiwillige Feuerwehren wurde, was zu erwarten war, dem Provinzialfeuerwehrführer Walter Schnell angetragen. Im Hauptamt Ordnungspolizei wurde dann, unter Mitwirkung von Schnell, die Dreiteilung des Löschangriffs für die Löschgruppe als kleinste taktische Feuerwehreinheit mit der Stärke1/8/9 reichseinheitlich per Erlass festgeschrieben. Schnell musste bezüglich der Aufgabenverteilung in der Gruppe einige Zugeständnisse machen, die Grundidee der taktischen Dreiteilung blieb aber dabei bis heute erhalten. Die Untergliederung der Löschgruppe erfolgte nun allerdings in geänderter, uns aber bekannter Reihenfolge -, in Angriffstrupp (1/1), Wassertrupp (1/1) und Schlauchtrupp (1/1). Hinzu kamen Maschinist und Melder unter der Leitung des Gruppenführers. Neu gegenüber Schnell s bisheriger Auffassung war die Festschreibung dieser Einheit auf ein Löschfahrzeug mit einer Besatzung von 9 Mann. Ein derartiges Löschfahrzeug wurde, wie beschrieben, 1934 konzipiert und war danach in verschiedenen Typen (Bezeichnungen ab 1943: LF 8, LF 15, LF 25) in beachtlichen Serien produziert worden. Ein entsprechender Erlass für diese neue Ausbildungsvorschrift erfolgte etwa zeitgleich mit der Verkündung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen (Reichsfeuerlöschgesetz) Ende November 1938. So wie zu Beginn eines organisierten Feuerwehrwesens um die Mitte des 19. Jahrhunderts, der Feuerwehrkommandant von Durlach in Baden, Christian Wilhelm Hengst, die Grundform einer für viele Jahrzehnte gültige Einsatztaktik entwickelt hatte, reformierte Walter Schnell in den 30er Jahren des 20. 5

Jahrhunderts mit seiner Dreiteilung des Löschangriffs - ebenfalls einer Grundform - die Feuerwehreinsatztaktik mit Auswirkungen bis heute. Dies sollte man wissen und würdigen. Literatur - Walter Schnell, Die Dreiteilung des Löschangriffs, 3. Auflage, Verlag von Eberhard Binder, Celle, 1935 - Nachruf für W. Schnell, Zeitschrift Brandschutz- Deutsche Feuerwehrzeitung, Heft 8, 1967 - Würdigung der Ernennung von W. Schnell zum Oberst d. Pol., Zeitschrift Deutscher Feuerschutz, Seite 98, 1941 - Würdigung der Beförderung von W. Schnell zum Generalmajor d. Pol., Zeitschrift Deutscher Feuerschutz, Seite 128, 1942 - Andreas Schulz, Persönliches Datenblatt über Walter Schnell, 2006 - Günter Strumpf, Entwurf einer Arbeit zur Entwicklung des Deutschen Feuerwehrwesens von 1846 1945, 2010,unveröffentlicht - RdErl. d. MdI (Anm. Verfasser: Preußen) vom 14.6.1934 - Dienstvorschrift für die Freiwilligen Feuerwehren und die Kreisfeuerwehrverbände in Stadtkreisen (mit Anlage als Richtlinie zu obiger Dienstvorschrift) - RdErl. d. RFSSuChdDtPol. im RMdI vom 4.11.1938, PDV (Polizei- Dienstvorschrift) 23: Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst, I. Teil: Der Löschangriff, Abschnitt B: Die Gruppe - Paul Steiner, Richtlinien für das einheitliche Arbeiten der Berliner Löschzüge auf der Brandstelle, Zeitschrift Feuer und Wasser, Heft 12,1926 - Walter Schnell, Abriß aus der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr (1939 1945), in: Der Goldene Helm, Verlag Moderne Industrie, München, 1978 - RdErl. d.mdi. (Anm. Verfasser: Preußen) vom 28.2.1934, Gliederung, und Stärkenachweisung für die Freiwilligen Feuerwehren - Dipl.-Ing. Karl Seegerer/Günter Strumpf, Dr.- Ing. Paul Kalaß, Pionier der Feuerwehr-Fachnormung in Deutschland, www.vfdb.de, 2009 - Hannoversche Feuerwehr-Zeitung, 37. Jahrgang, Nummer 1, 1. Januar 1938 - Freiwillige Feuerwehr Celle, 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Celle, 1964 Bildernachweis Bild Walter Schnell: Aus Autor?, Jugend im Feuerwehreinsatz 1939 45, EFB-Verlag, Ausgabejahr? Bild Dreiteilung des Löschangriffs: Aus Walter Schnell, Die Dreiteilung des Löschangriffs, 3. Auflage, Verlag von Eduard Binder, Celle,1935 6