NATURGARTENTAGE 2007

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Transkript:

NATURGARTENTAGE 2007 17. Jahrestagung des NATURGARTEN e.v. 25. bis 28. Januar 2007 in Grünberg

INHALT 3 Vorwort Wildpflanzenverwendung 5 20 26 28 32 Dipl.-Ing. Cassian Schmidt: Partnerschaft in Konkurrenz - Langlebige naturnahe Zwiebelgewächse in Staudenpflanzungen. Dr. Reinhard Witt: Gräser als Grundgerüst und Begleiter im Naturgarten. Naturnahe Arten und ihre Sorten. Dipl.-Ing. Heiner Luz: Kraut und Bild - Anmerkungen zu den artenreichen Wiesenansaaten im Riemer Park Dr. Richard Wagner: Mit Weiden zaubern. Spiel- und Gartenräume kreativ, kostengünstig und ökologisch gestalten. Dr. Reinhard Witt: Naturgemäße und nachhaltige Pflege im naturnahen Garten. Von der Entwicklungs- bis zur Dauerpflege. Harmlose und kritische Unkräuter und Entwicklungen im Laufe der Jahre. Natur-Erlebnis-Räume 36 40 42 49 Silke Kaden, Marion Wolf: Die Kindertagesstätte Mäuseburg. Projektbericht des Natur-Erlebnis-Kindergartens in Waldkirchen/ Erzgebirge. Robert Spessert, Achim Speitmann: Das Außengelände als Bildungsraum für nachhaltiges Lernen. Innovative selbstgebaute Seilklettergärten für Kindergärten und Co. Rosemarie Gemba: Von der Offenen Pforte eines Privatgartens bis zur Bildungsinitiative für Kindergärten, Schulen und Spielplätze oder Der Weg vom Hobby zur Kleinunternehmerin Dipl.-Ing. Dorothee Dernbach: Abenteuer Spielplatz Abenteuer Finanzierung. Grenzen und Möglichkeiten von Low-Budget-Projekten in Zeiten leerer Kassen. Ein ganz persönlicher Bericht Pflanzen im Naturgarten 52 56 Dr. Norbert Kleinz: Was blüht denn da? Heimische Herbstblüher im Garten. Interessante Stauden und Gehölze für Naturgärten Dr. Reinhard Witt: Wildblumen in Töpfen und Schalen. Wildpflanzen für Balkon, Terrasse und Garten. Langzeitbeobachtungen und neue Erkenntnisse.

Tiere im Naturgarten 58 Dipl.-Geograph Volker Fockenberg: Ein Platz für Wildbienen. Heimische Arten im Garten ansiedeln und beobachten 63 Dipl.-Biologe Werner David: Ich schau dir in die (acht) Augen, Kleines. Spinnereien aus dem Naturgarten Kunst im Naturgarten 67 Atelier Land Art, Wolfgang Buntrock und Frank Schulze: Manchmal nur wenige Stunden... Zur Vergänglichkeit in der Land Art. Natur und Kunst mit Kindern und Erwachsenen. Naturgarten-Exkursion 70 Dipl.-Ing. Kerstin Lüchow: Go Wild! Gartenreise durch Südengland - Rückblick 2004 bis 2006 und Vorschau 2008 Visionen im naturnahen Grün 75 77 79 Ernst Rieger: Die neuesten Entwicklungen beim Regiosaatgut Dr. Rainer Brämer: Natur obskur. Jugendliche Naturerfahrung in der Hightech-Welt Dr. Reinhard Witt: Die Naturgartenbewegung in Europa. Geschichte und Geschichten. 100 Jahre und kein bisschen müde... Open space-workshops 84 Dipl.-Ing. Dorothee Dernbach: Resümee der Moderatorin 85 86 87 Adressen der Referenten Wunschthemen für die Naturgartentage 2008 Unsere Vision

VORWORT Die Naturgarten-Tage des NATURGARTEN E.V. sind bereits zu einem festen jährlichen Ereignis für jede(n) NaturgärtnerIn geworden. Auch dieses Jahr trafen sich vom 25. bis 28. Januar wieder über 100 Experten und Naturgarten-Interessierte zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Für diejenigen, die dieses Jahr nicht dabei sein konnten, haben wir zum Nachlesen die Kurzfassungen der Vorträge zusammengestellt. Bei Rückfragen oder weitergehendem Interesse möchten wir Sie bitten, mit den einzelnen Autoren persönlich Kontakt aufzunehmen. Auf Seite 87 finden Sie die Referenten-Adressen. Haben Sie Ideen und Vorschläge für unsere Naturgarten-Tage 2008? Wir nehmen sie gerne entgegen. Rufen Sie uns doch mal an. Wir wünschen Ihnen viele Anregungen beim Lesen! Ihr NATURGARTEN e.v. -Team. NATURGARTEN e.v. Bundesgeschäftsstelle Kernerstrasse 64 74076 Heilbronn Fon: 0 71 31 / 64 99 99 6 Fax: 0 71 31 / 64 99 99 7 Email: geschaeftsstelle@naturgarten.org Internet: www.naturgarten.org

Wildpflanzenverwendung Partnerschaft in Konkurrenz- Langlebige naturnahe Zwiebelgewächse in Staudenpflanzungen. Bewertung mitteleuropäischer, eingebürgerter, und anderer geeigneter Arten in Vitalität und Ausbreitungsverhalten. Dipl.-Ing. Cassian Schmidt, Landschaftsarchitekt und Gärtnermeister, D Weinheim. Leiter des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim, Vorsitzender des AK Pflanzenverwendung im Bund deutscher Staudengärtner, Fachdozent an der FH Geisenheim. Einführung Zwiebel- und Knollengewächse (Geophyten) sind das I- Tüpfelchen jeder Staudenpflanzung. Zumeist im Herbst gesetzt, zeigen sie sich ab dem zeitigen Frühjahr in Blüte. Die Verwendung erprobter, langjährig in Staudenpflanzungen ausdauernder Geophyten kann zur Nachhaltigkeit im Naturgarten beitragen. Dabei müssen die für diesen Zweck geeigneten Zwiebelgewächse wüchsig und robust sein und sich im Idealfall sogar ohne Zutun des Gärtners vegetativ durch Brutzwiebelbildung vermehren oder durch Selbstaussaat ausbreiten können. Eigenschaften, die in guten Zwiebelkatalogen unter dem Begriff Verwilderungsfähigkeit zusammengefasst sind. Vor allem zur Blütezeitverlängerung der meist früh- und hochsommerblühenden Staudenflächen (auch die Geophyten zählen zu den Stauden) sind Zwiebelgewächse eigentlich unverzichtbar. Neben ungeeigneten Arten und Sorten führen in der Praxis nicht selten auch Verwendungsfehler dazu, dass die Zwiebelpflanzen schon nach einigen Jahren aus den Flächen wieder verschwinden oder mit viel Aufwand fast jährlich ergänzt werden müssen. Prüfung der Dauerhaftigkeit Alleine auf die Verwendungshinweise in den Katalogen, welche Arten und Sorten robust genug und potentiell für die Verwilderung geeignet sind, sollte man sich bei der Planung allerdings nicht ausschließlich verlassen. Denn kaum untersucht und deshalb in den Katalogen dokumentiert ist die Frage, ob sie auch in der Konkurrenzsituation mit Staudenpartnern längerfristig überdauern können. Dieser Frage hat sich der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof angenommen: Dort muss sich eine große Vielfalt an Geophyten bereits seit 20 Jahren als Partner in Staudendauerflächen verschiedener Lebensbereiche und Pflanzungstypen beweisen. 5

Tulipa praestans Füsilier (Botanische Tulpe) mit Anemone blanda White Splendour (Weiße Balkan-Anemone) Tulipa tarda (Zwergsterntulpe) Allium nigrum (Schwarzer Lauch) mit Achillea filipendulina (Gold-Garbe) 6 Tulpen Für Wildstaudenpflanzungen kommen die wüchsigen, großblütigen Beettulpen (Sorten der Darwin-Hybrid-Tulpen) nicht in Frage, da sie charakterlich nicht passen würden. Besser fügen sich einige der lilienblütigen Tulpen und die Fosteriana-Hybriden, gefolgt von Tulipa greigii- und Tulipa kaufmannia-sorten in Staudenpflanzungen ein. Sie zählen eindeutig zu den ausdauerndsten Tulpen. Die recht großen Blüten und oft leuchtenden Farben erzeugen aber einen beetartigen Eindruck. Leider ist die empfehlenswerte Artenliste bei den kleinblütigeren, vermeintlich robusteren Wild- oder so genannten Botanischen Tulpen äußerst bescheiden. Generell kann man schon froh sein, wenn die Bestände nach der Pflanzung einigermaßen stabil bleiben, ein deutlicher Zuwachs (aber keine Selbstaussaat) ist nur bei Tulipa praestans Füsilier, Tulipa eichleri, Tulipa batalinii Bright Gem, Tulipa sylvestris, Tulipa kolpakowskiana, Tulipa whittallii und Tulipa tarda zu beobachten. Die letztere versamt sich sogar regelmäßig. Allium Uneingeschränkt empfehlenswert ist unter den großen Zierlaucharten Allium aflatunense und die Sorte Purple Sensation. Beide versamen reich und ertragen sogar leichten Wurzeldruck am sonnigen Gehölzrand. Zuverlässig sind auch Allium nigrum, Allium sphaerocephalon, Allium macleanii. Wertvoll wegen der späten Blütezeit im August/ September ist Allium tuberosum. In trockenen Wildstaudenpflanzungen sind niedrige, sommerblühende Arten wie Allium senescens subsp. montanum und Allium cernuum Majus die Favoriten. In naturnahen Gehölzbereichen ist Allium ursinum mit seiner weißen Blüte Ende April sehr willkommen, es breitet sich allerdings auf frisch-feuchten Böden durch Versamung oft stark aus und kann große Bestände bilden.

Narzissen In Pflanzungen mit Wildstauden ist der natürliche Charme der Narcissus cyclamineus- und Narcissus triandrus-hybriden sehr willkommen, zumal deren geringere Laubmasse nach der Blütezeit optisch weniger stört. Einige Sorten sind bei genügend Licht in der Wachstumszeit sehr wuchsfreudig und ausdauernd mit jährlich zunehmender Blütenfülle. Gut sind die Sorten February Gold, Peeping Tom, Jetfire, Jenny und Jack Snipe. February Silver zeigte sich etwas blühfauler. Fritillaria meleagris (Schachbrettblume) mit Narcissus poeticus Actaea (Dichter-Narzisse) Auf frischeren Böden in Pflanzungen mit Hochstaudenflur- oder Wiesencharakter sind die Dichternarzissen (Narcissus poeticus) mit den Sorten Actaea und der Verbesserung Edna Earl sehr langlebig. Geradezu unverwüstlich und extrem spät blühend ist die Unterart Narcissus poeticus ssp. recurvus mit grazilen Blüten. Robust und selbst versamend ist in ähnlichen Situationen auch die Wildform von Narcissus pseudonarcissus und deren Unterart Narcissus pseudonarcissus ssp. obvallaris, die Tenby-Narzisse. Für den Frühlingsaspekt in Steppenheidepflanzungen testen wir seit einigen Jahren die wunderschöne mehrblütige hellgelbe Narcissus triandrus Havera, die besonders in niedrigen Pflanzengemeinschaften zusammen mit Gräsern optimal zur Geltung kommt. Vorfrühlingsblüher für die Verwilderung Die in der Verwendung unkompliziertesten Geophyten mit einer reichen Auswahl brauchbarer und größtenteils schon langjähriger bewährter Arten sind die sogenannten Kleinblumenzwiebeln für Verwilderungszwecke. Sie bilden vor allem im sommertrockenen Wurzelfilz lichter Laubgehölzbestände durch reiche Selbstaussaat nach vielen Jahren eindrucksvolle Massenbestände. Auch im Hermannshof gibt es solche großzügigen Geophytenteppiche aus Galanthus nivalis, Crocus tommasinianus, Chionodoxa forbesii, Scilla siberica, Scilla amoena, Eranthis hyemalis, Corydalis solida, Leucojum vernum und Hyacinthoides hispanica, die nachweislich schon seit rund 80 Jahren im Garten existieren. Sie behaupten ihren Platz besonders an kühlen, frühjahrsfrischen Standorten in Gemeinschaft mit niedrigen Schattenstauden oder auf im Sommer trocken-schattigen Flächen, auf denen sich selbst die genügsamsten Stauden inzwischen mehr und mehr zurückgezogen haben. Die Geophyten finden unter den im Vorfrühling noch unbelaubten Gehölzen fast konkurrenzfreie Situationen vor. Spätfrühlings- und Sommerblüher Bleibt zuletzt noch ein Blick auf die Fülle der sonstigen Zwiebelgattungen mit späterer Blütezeit (Spätfrühling und Sommer), die in ihren Verwendungsansprüchen und 7

ihrem Ausdauerverhalten sehr heterogen sind. Wir konnten bei der Vielfalt der Arten bisher allerdings nicht alle lang genug im Garten beobachten. Viel zu wenig verwendet, aber sehr empfehlenswert sind die Camassien (Prärielilien) aus Nordamerika. Sie sind äußerst robust und besonders wertvoll, da sie Anfang bis Mitte Mai blühen, also in einer bei den Stauden recht blütenarmen Zeit. Camassia leichtlinii Caerulea und Camassia leichtlinii f. alba wie auch Camassia cusickii sind in konkurrenzstarken, hochwüchsigen Pflanzengemeinschaften (etwa Hochstaudenpflanzungen) geradezu ideal. Kaum Erfolg hatten wir leider mit Lilien in Staudenpflanzungen. Die einzige relativ robuste Lilie, die wirklich seit 10 Jahren überdauert hat, ist die heimische Lilium martagon. Sie braucht einige Jahre, um gut zu blühen. Ein lichtschattiger Standort am Gehölzrand mit einem gut durchlässigen, humosen Lehmboden im Wurzelbereich der Gehölze sagt ihr zu. Einflüsse auf die Dauerhaftigkeit Bei vielen Geophyten mit spezielleren Ansprüchen sind nicht unbedingt die Standortgegebenheiten für den raschen Rückgang verantwortlich, sondern häufig Nagetiere, besonders Mäuse. Sie scheinen sich als anspruchsvolle Feinschmecker besonders auf die langsamwüchsigen und teureren Sorten zu stürzen. Der äußerst vermehrungsfreudige Crocus tommasinianus und dessen Sorten werden dementsprechend weniger oder gar nicht angerührt. Ähnliches ist bei den Tulpen festzustellen. Ursachen für eine rasche Abnahme der Blühfähigkeit können aber auch Nährstoff- und Lichtmangel durch Konkurrenz anderer Pflanzen während der Wachstumszeit, eine zu kurze Ruhezeit (mangelnde Sommertrockenheit) im Sommer oder ein zu flaches Pflanzen der Zwiebeln sein. Auch ein zu frühes Abschneiden des Laubes, bevor es vollständig eingezogen ist, schwächt die Zwiebeln erheblich. Werden durch das Entfernen oder Stutzen der grünen Pflanzenteile nicht genügend Reservestoffe für das folgende Jahr in die Zwiebeln eingelagert (Verringerung der Photosynthese), kann dieser Verlust auch durch die beste Sortenwahl nicht wieder ausgeglichen werden. Darauf sollte man auch bei der Wiesenmahd Rücksicht nehmen (Faustregel: Erste Mahd frühestens sechs Wochen nach Ende der Blütezeit). Idealerweise wird das ab Mitte bis Ende Mai vergilbende Geophytenlaub rasch von den austreibenden Stauden kaschiert. Der dichte oberflächliche Wurzelfilz des Staudenbewuchses oder der Gehölze garantiert auch die nötige Sommertrockenheit in der darunter liegenden Bodenschicht, in der die Zwiebeln dann ungestört ausreifen können. Die Konkurrenz sehr früh grünender Stauden kann sich allerdings durch den Lichtentzug nachteilig auf die Vitalität der Zwiebelpflanzen auswirken. Die besten Partner zu Geophyten sind deshalb spät austreibende Stauden oder niedrige Bodendeckstauden. Die Tabellen auf den folgenden Seiten geben einen Überblick über dauerhafte Zwiebelpflanzen. 8

Muscari armeniacum (Trauben-Hyazinthe)mit Primula veris (Wiesen-Schlüsselblume) Crocus tommasinianus (Dalmatiner Crocus), Eranthis hyemalis (Winterling) und Galanthus nivalis (Schneeglöckchen), 80jähr. Bestand 9

Botanischer Name Deutscher Name Vitalität/ Dauerverhalten Allium aflatunense (Wildform) Zierlauch, Iranlauch +++ Allium cernuum Majus nickender Zierlauch ++ Allium nigrum Schwarzer Lauch ++ Allium sphaerocephalon Kugellauch, Purpurroter Lauch +++ Allium tuberosum Zwiebel-Lauch ++ Allim ursinum Bärlauch +++ Anemone blanda Blue Shades Balkan-Anemone ++ Anemone blanda White Splendour Weiße Balkan-Anemone ++ Anemone nemorosa Buschwindröschen +++ Arum italicum Pictum Italienischer Aronstab ++ Camassia cusickii Präriekerze ++ Camassia leichtlinii Caerulea Präriekerze +++ Chionodoxa luciliae (forbesii) Großer Schneestolz +++ Chionodoxa sardensis Sardischer Schneestolz ++ Colchicum giganteum Großblütige Herbst-Zeitlose + Colchicum byzantinum (C. autumnale Major ) Herbst-Zeitlose + 10

Am Standort beständig seit Jahren Ausbreitung Lebensbereich Bemerkung 20 generativ Freifläche versamt reich 5 vegetativ/ generativ 10 vegetativ/ generativ 20 vegetativ/ generativ 10 vegetativ/ generativ 20 vegetativ/ generativ Freifläche/ Steinanlagen Freifläche Freifläche Steinanlagen Gehölz wüchsig, leicht versamend, schön in trockenen Pflanzungen versamt!, wüchsig auch auf lehmigen Böden versamt, nicht zu trockene und zu magere Standorte, salzverträglich robust, spät blühend versamt sehr reich auf frischen Böden, teilweise invasive Ausbreitung 15 vegetativ/ Gehölz Versamung bisher nicht beobachtet generativ? 15 vegetativ Gehölz sehr wüchsig, lange Blütezeit, steril 80 vegetativ/ generativ 20 vorwiegend vegetativ, auch generativ Gehölz Gehölz schattig-feuchte Plätze auf humosem Boden. Für reife Anlagen bildet große Trupps, wintergrünes Laub, für reife Anlagen 20 vegetativ/ generativ Freifläche, feucht 20 vegetativ Freifläche, feucht dauerhaft und zuverlässig auf frischen Böden bildet langsam große Trupps, dauerhaft und zuverlässig auf frischen Böden 80 vegetativ/ generativ 20 vegetativ/ generativ Gehölzrand Gehölzrand zum Teil sehr starke Ausbreitung durch Versamung Sonne- und wärmeliebender Frühjahrsblüher, versamt nicht so stark 10 vegetativ Gehölzrand Sommertrockenheit, nährstoffreich 20 vegetativ Gehölzrand keine Sommertrockenheit, nährstoffreich 11

Botanischer Name Deutscher Name Vitalität/ Dauerverhalten Corydalis solida Gefingerter Lerchensporn +++ Crocus chrysanthus E.P. Bowles Kleiner Krokus + Crocus flavus Goldkrokus ++ Crocus imperati Italienischer Krokus + Crocus tommasinianus (Wildform) Dalmatiner Krokus +++ Crocus tommasinianus Ruby Giant Dalmatiner Krokus +++ Crocus vernus Vanguard Frühlings-Krokus ++ Cyclamen hedrifolium (neapolitanum) Herbst-Alpenveilchen ++ Eranthis hyemalis Winterling +++ Fritillaria meleagris/ Fritillaria meleagris Alba Schachbrettblume ++ Galanthus nivalis Kleines Schneeglöckchen +++ Hyacinthoides hispanica Spanisches Hasenglöckchen +++ Hyacinthoides hispanica Excelsior Spanisches Hasenglöckchen ++ Hyacinthoides hispanica La Grandesse Spanisches Hasenglöckchen ++ Ipheion uniflorum Wisley Blue Frühlingslichtstern ++ 12

Am Standort beständig seit Jahren Ausbreitung Lebensbereich Bemerkung 20 generativ Gehölz rasche Ausbreitung, auch auf trockeneren Böden und in voller Sonne 5 vegetativ Steinanlagen wüchsig, lange Blütezeit 20 vegetativ Steinanlagen bestockt gut, sehr ausdauernd, Wildcharakter 15 vegetativ Steinanlagen sehr früh! (Januar/ Februar), braucht Sommertrockenheit 20 generativ Gehölzrand reiche Versamung, Blüte witterungsempfindlich 5 vegetativ Gehölzrand steril, Blüte weniger empfindlich, spätere Blütezeit 10 vegetativ Gehölzrand beständig, nicht jedes Jahr blühfreudig 20 generativ Gehölzrand gut winterhart, im Wurzelfilz flachwurzelnder Laubgehölze, humoser, gut drainierter Boden und Laubdecke günstig, wintergrünes Laub 80 generativ Gehölzrand anfangs langsame Entwicklung, später Massenbestände bildend 20 / 15 vegetativ/ generativ 20 vorwiegend vegetativ, Wildherkünfte auch generativ Gehölzrand Gehölzrand langsame Versamung auf feucht-kühlen Standorten, auch halbschattig gute Sorten: S Arnott, Viridi-apice 80 vegetativ/ Gehölzrand Licht und Kühle liebend generativ 15 vegetativ Gehölzrand Licht und Kühle liebend 10 vegetativ Gehölzrand Licht und Kühle liebend 20 vegetativ Steinanlagen gut an trockenen Stellen zu Iris barbata, Laub treibt im Herbst aus 13

Botanischer Name Deutscher Name Vitalität/ Dauerverhalten Leucojum vernum Märzenbecher +++ Lilium martagon Türkenbund-Lilie + Muscari armeniacum und Sorten Armenische Traubenhyazinthe +++ Muscari latifolium BreitblättrigeTraubenhyazinthe ++ Narcissus cyclamineus February Gold Alpenveilchen-Narzisse +++ Narcissus cyclamineus Jack Snipe Alpenveilchen-Narzisse ++ Narcissus cyclamineus Jenny Alpenveilchen-Narzisse +++ Narcissus cyclamineus Peeping Tom Alpenveilchen-Narzisse ++ Narcissus obvallaris Tenby-Narzisse +++ Narcissus poeticus Actaea Dichter-Narzisse +++ Narcissus poeticus Edna Earl Dichter-Narzisse ++ Narcissus poeticus ssp recurvus Dichter-Narzisse +++ Narcissus pseudonarcissus Wilde Narzisse ++ Narcissus triandrus Hawera Engelstränen-Narzisse 15 Ornithogalum umbellatum Dolden-Milchstern +++ 14

Am Standort beständig seit Jahren Ausbreitung Lebensbereich Bemerkung 20 generativ/ vegetativ Gehölzrand langsam zunehmende Bestände auf kühlen, feuchten Böden, auch absonnig 10 vegetativ/ selten generativ Gehölzrand robust und wüchsig, wenn der Standort passt 15 vegetativ/ zum Gehölzrand langsame Ausbreitung, wintergrün Teil generativ 15 generativ Steinanlagen reiche Versamung, nicht zu trockene Böden, nicht wintergrün 20 vegetativ Gehölzrand Wildcharakter 5 vegetativ Gehölzrand kleinblumig 10 vegetativ Gehölzrand Wildcharakter, wüchsig 10 vegetativ Gehölzrand sehr lange Blütezeit 15 vegetativ Freifläche, frisch 20 vegetativ Freifläche, frisch/ Gehölzrand 10 vegetativ Freifläche, frisch/ Gehölzrand robuste Wildart, steril? bevorzugt frisch-feuchte Böden, auch halbschattenverträglich wüchsiger und reichblühender als Actaea, weniger ausdauernd? 20 vegetativ Gehölzrand wüchsig, zarte Blüten, späteste Narzisse 5 generativ und vegetativ Freifläche, frisch/ Steinanlagen setzt reichlich Samen an, sehr früh blühend 5 vegetativ Steinanlagen in Steppenheidepflanzungen, duftend, mehrblütig 20 generativ und vegetativ Gehölzrand starke Ausbreitung auf lehmig-frischem Boden, kann lästig werden 15

Botanischer Name Deutscher Name Vitalität/ Dauerverhalten Pushkiniana scilloides var. libanotica Puschkinie ++ Scilla bifolia Zweiblättriger Blaustern ++ Scilla mischtschenkoana Weißer Blaustern ++ Scilla siberica Sibirischer Blausten +++ Scilla siberica Spring Beauty Sibirischer Blausten +++ Tulipa batalinii Bright Gem Botanische Tulpe ++ Tulipa eichleri Botanische Tulpe ++ Tulipa kolpakowskiana Botanische Tulpe ++ Tulipa praestans Füsilier Botanische Tulpe ++ Tulipa sylvestris Weinbergs-Tulpe +++ Tulipa tarda Botanische Tulpe ++ Tulipa kaufmanniana Gaiety Botanische Tulpe ++ Tulipa kaufmanniana Scarlet Elegance Botanische Tulpe + Tulipa fosteriana Golden Emperor Botanische Tulpe ++ Tulipa fosteriana Purissima Botanische Tulpe ++ 16

Am Standort beständig seit Jahren Ausbreitung Lebensbereich Bemerkung 20 vegetativ/ generativ Gehölzrand mäßige Ausbreitung durch Versamung 20 generativ Gehölzrand versamt an kühlen Standorten unter Gehölzen, frische Böden! 10 vegetativ Steinanlagen robust, sollte mehr verwendet werden 80 generativ Gehölzrand reiche Versamung 15 vegetativ Gehölzrand steril, aber sehr gut bestockend 20 vegetativ Steinanlagen nur gelbe Sorten sind ausdauernd 10 vegetativ Steinanlagen schönes graugrünes Laub 15 vegetativ/ generativ? Steinanlagen Bildet Samen. Neben Tulipa sylvestris beste Wildtulpe 15 vegetativ Steinanlagen steril, mehrblütig, leuchtende Farbe 10 bis 20 vegetativ/ generativ? sonniger, trockener Gehölzrand starke vegetative Ausbreitung durch Ausläufer, oft blühfaule Klone, Halbschatten und Wurzeldruck vertragend 20 vegetativ und generativ Steinanlagen 20 vegetativ trockene Freifläche 10 vegetativ trockene Freifläche 15 vegetativ Beet/ Freifläche 10 vegetativ Beet/ Freifläche wüchsig, versamt leicht spät blühend, sehr ausdauernd, leider kaum noch im Handel früh, große Leuchtkraft sehr beständig und blühfähig sehr gut ausdauernd 17

Botanischer Name Deutscher Name Vitalität/ Dauerverhalten Tulipa greigii (Wildart) Botanische Tulpe + Tulipa greigii Oriental Splendour Botanische Tulpe + Tulipa greigii Cape Cod Botanische Tulpe + Tulipa greigii Margaret Herbst Botanische Tulpe ++ Tulipa greigii Red Reflection Botanische Tulpe ++ Zeichenerklärung: + = Bestand langjährig stabil oder geringe Zunahme ++ = Bestand bestockt sich gut oder versamt sich gut +++ = sehr gute vegetative Bestockung oder Samenverbreitung, zum Teil nach Jahren Massenbestände bildend 18

Am Standort beständig seit Jahren Ausbreitung Lebensbereich Bemerkung 5 vegetativ trockene Freifläche 10 vegetativ trockene Freifläche 10 vegetativ Freifläche/ Beet 5 vegetativ Freifläche/ Beet 10 vegetativ Freifläche/ Beet leuchtendes Rot, blüht später als T. eichleri! robuste Sorte marmoriertes Laub gut! Beetcharakter bestockt gut, große Leuchtkraft Bild links: Tulipa sylvestris (Weinbergs-Tulpe) Bild rechts: Scilla amoena (Blausternchen) 19

Gräser als Grundgerüst und Begleiter im Naturgarten. Naturnahe Arten und ihre Sorten. Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung seit 1999, D - Ottenhofen. Planer und Projektleiter vieler Natur-Erlebnis-Räume Gräser können einen guten Teil zur Ästhetik von Naturgärten beizutragen vermögen. Gräser können ein eigenes Beet einnehmen, wirken aber meist besser im Rahmen von Stauden. Man ergänzt sie mit Farnen, Klein- und Großgehölzen. Und natürlich vergessen wir die Zwiebeln nicht. Gräser treten oft im späteren Jahreslauf in Erscheinung als Blumen und glänzen durch filigranen oder im Gegenteil mächtigen Wuchs, auffällige Samenstände, wunderbare Herbstfärbung, verschenken Kostbarkeit in Form von Winterschmuck. Sie verbreiten mit Blütenähren und Halmen lockere Stimmung, spielen im Wind und bilden einen lebendig-bewegten Hintergrund und Kontrast zu den in sich festeren Stauden. Deshalb diese Seiten. Durch Züchtung sind viele der Wildarten in ihren Garteneigenschaften verbessert worden, hier empfiehlt es sich mehr als bei normalen Wildstauden auf ihre Sorten zurückzugreifen. Treten wir in die Fußstapfen von Karl Foerster, der als einer der ersten Pflanzenzüchter die überragende Rolle der Gräser würdigte. Gräser wachsen wie Blumen an allen Standorten, und hier eine Liste der schönsten... Rasenschmiele und Schnittlauch ergänzen sich im Mai in einem Gräserbeet 20

Gräser für das Licht (siehe auch Tabelle S. 22) Viele der lichthungrigen Arten benötigen einen warmen, oft trocken-mageren Standort, nur das Gartensandrohr ist da nicht festgelegt. Manche Arten mögen Kalk, andere kommen gleichfalls mit kalkarmen Böden zurecht und passen in Heidegärten. Viele Sonnenhungrige gehören wie Wimperperlgras oder Federgräser zu Steppenbewohnern. Wir pflanzen sie als sehenswerte Solitärs wie Silberährengras in einzelnen Horsten, bringen sie in kleinen oder größeren Gruppen zur Geltung. Für andere empfiehlt sich, sie vereinzelt, aber großflächig zu verteilen, um so den Steppencharakter einer Pflanzung zu unterstreichen. Die meisten der Arten und Sorten pflanzen wir, nur einige wie das Wimperperlgras lassen sich als Flächendecker unschwer genauso durch Aussaat etablieren. Gräser für den Schatten (siehe auch Tabelle S. 24) Im Schatten ist es oft feuchter und nährstoffreicher. Der Boden kann aber auch sehr trocken und durch Bäume ausgezehrt sein. Für beide gegensätzlichen Standorte haben wir attraktive schattentolerante Gräser. Viele Schattenarten der Tabelle gedeihen auch gerne im Halbschatten und wie der Riesenschwingel sogar im vollen Licht. Im Großen und Ganzen gehören Gräser zu den anspruchslosesten Vetreter der Wildpflanzen. Mit ihnen werden auch Neueinsteiger Erfolg haben. Auf einige wie Weiße Segge, Perlgras oder Rieselschwingel sollte man aufpassen, denn sie können dank Starkwüchsigkeit Unheil anrichten. Bewusst pflanzt man solche Arten suboptimal, also quasi am falschen Platz. Die hochwüchsigen Grasarten verwendet man oft solitär, kleinere eher gruppenweise oder flächendeckend. Herbstfärbung und Raureif machen Gräser besonders spektakulär. Im Bild Moorreitgras Karl Foerster. 21

Gräser für sonnige und halbschattige Plätze Botanischer Name Deutscher Name Höhe in cm Blühmonate Ährenform Bis 50 cm Höhe Briza media Zittergras 20-40 5-6 Hängend, zierlich Festuca glauca Blauschwingel und 20-30 4-6 fiedrig Sorten Festuca ovina Schafschwingel 10-40 5-8 fiedrig Koeleria glauca Blaugrünes Schillergras 15-30 6-7 Aufrecht und Sorten Melica ciliata Wimperperlgras 30-50 5-6 Aufrecht, hängend Sesleria albicans Kalkblaugras 10-40 3-5 Hängend Bis 100 cm Höhe Koeleria pyramidata Pyramiden-Schillergras 30-100 6-7 Starr aufrecht Stipa barbata Reiherfedergras 30-80 5-7 Lange Grannen Stipa capillata Büschelhaargras 60-100 7-8 Aufrechte Grannen Stipa pennata Echtes Federgras 60-80 7-8 Lange Grannen Über 100 cm Höhe 6-9 Achnaterum calamagrostis / Stipa calamagrostis Silberährengras und Sorten 60-120 6-7 Aufrecht Calamagrostis x acutiflora Karl Foerster Molinia arundinacea Gartensandrohr/ Moorreitgras und Sorten Rohr-Pfeifengras und Sorten 80-120 7-9 Aufrecht 80-120 7-8 Straff, aufrecht Stipa gigantea Riesenfedergras 80-150 39301 Lockere Rispe Quelle Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten 22

Blatt Stückzahl/m² Bemerkung Immergrün 12 Mager, trocken. Vereinzelt einstreuen. Immergrün, silberblau Immergrün, graugrün 20 Mager, trocken, kalkreich oder kalkarm. In Gruppen oder einzeln. Zahlreiche Sorten, etwa Eisvogel, eisblau 20 Mager, trocken, kalkreich oder kalkarm. Gern saure Böden. In Gruppen oder einzeln. Blaugrün 12 Trocken, mager. Kleine oder große Trupps. Auch im Heidegarten. Zwergform Minima. Schmal, 12 Trocken, mager. Gute Selbstaussaat. Nicht verdrängend. silbern Graublau, schmal 10 Trocken, mager. In Trupps pflanzen. Frühblüher. Blaugrün 3-5 Trocken, mager. Truppweise. Nadelartig 10 Trocken, mager, kalkreich. Solitärgras, verstreut oder in kleinen Trupps. Kleinausgabe von Stipa pennata. Nadelartig 8 Trocken, mager, kalkreich. Einzeln oder Truppweise. Nadelartig 8 Trocken, mager. Trupppflanzung. Großausgabe von Stipa barbarta. dunkelgrün 1-2 Trocken, kalkreich. Einzelpflanzung, kleine Trupps. Filigrane Blüten. Sorte Allgäu im Winter standfester, Lemperg gedrungener Dunkelgrün, kräftig 1-2 Flexible Art: Trocken bis feuchter, mager bis nährstoffreich. Gehölznahe Einzelpflanzung, kleine Trupps. Sorte Karl Foerster bis in den Winter grün Breit 4 Trocken bis wechselfeucht. Solitär oder kleine Trupps. Aufrecht, dunkelbraune Ähren: Karl Foerster. Feinrispig: Transparent. 40-80 cm niedrig: Moorfeuer. 200 cm hoch: Windspiel. Schmal 6 Trocken, mager. Solitärgras. Einzeln oder verstreut. Auch Heidegarten. 23

Schattige Plätze Botanischer Name Deutscher Name Höhe in cm Blühmonate Ährenform bis 50 cm Höhe Carex alba Weisse Segge 10-20 5-6 Nadelartig Carex sylvatica Waldsegge 30-50 5-7 Nickend Luzula pilosa Luzula sylvatica Frühlingshainsimse und Sorten Waldhainsimse und Sorten 15-30 4-5 aufrecht 30-50 5-6 überhängend Melica nutans Nickendes Perlgras 30-50 5-6 Nickend Bis 100 cm Höhe Deschampsia cespitosa Rasenschmiele und Sorten 30-60 6-7 hängend Molinia caerulea Blaues Pfeifengras und Sorten 30-80 6-9 straff aufrecht, hell Bis 150 cm Höhe Carex pendula Hängende Segge 50-150 5-6 hängend Festuca gigantea Riesenschwingel 30-150 7-8 überhängend Quelle: Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten Bücher zum Thema: Foerster, Karl: Einzug der Gräser und Farne in die Gärten. Ulmer Verlag, 1988 Witt, Reinhard: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten. Kräuter, Stauden und Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern. Mit Unkräuterlexikon. Naturgarten, Ottenhofen 2006. Nicht im Buchhandel. Bezug über Buchshop auf: www.reinhard-witt.de 24

Blatt Stückzahl/m² Bemerkung immergrün 16 Nur für trockenen, mageren Schatten! Auf nährstoffreichen Böden starke Verbreitung durch Ausläufer. In Gruppen. Breit, immergrün 12 Anpassungsfähig. Einzeln oder in Trupps. Schmal, immergrün Breit, immergrün 25 Anspruchslos, auch saure Böden. Bodendecker. Frühblüher. Kompakter: Igel 10 Schatten und Halbschatten. Variabel, auch saure und trockene Böden, unter Nadelbäumen. Bodendecker. In Trupps. Kräftiger und höher: Hohe Tatra. Breiteres Laub: Tauernpass. Heller Blattrand: Marginata. Schmal 20 Flächig pflanzen. Lockere lichtgrüne Rasen. Bodendecker. Wuchert durch Ausläufer. Auch trockener Schatten. schmal, nadelartig Schmal, blaugrün 10 feucht, auch sonniger. Einzeln oder in Trupps. Starke Aussaat. Überhängend goldgelb, früh: Goldgehänge. Straff aufrecht, duftig, spät: Tauträger. 6 Allrounder: trocken oder feucht, schattig oder sonnig. Alle Böden. Heide. In Trupps oder einzeln. Dunkle Blüte: Moorhexe. Goldene Herbstfärbung: Winterfreude. Breit, immergrün Breit, sommergrün 4 feucht, nährstoffreich, kalkarm, auch saurer Boden. Langsamwüchsig. Einzeln oder in kleinen Trupps. Starke Aussaat 1-3 nährstoffreich, feucht. Vorsicht: starke Aussaat. Einzeln, kleine Trupps. 25

- Kraut und Bild. Anmerkungen zu den artenreichen Wiesenansaaten im Riemer Park Dipl.-Ing. Heiner Luz: Landschaftsarchitekt BDLA, LUZ-Landschaftsarchitekten, D-München. Renommiertes Planungsbüro für den Landschaftspark München-Riem. 8 Jahre an der Realisierung des Parkes beteiligt. Gesamtplan des Landschaftsparks Im Süden der Messestadt Riem entstand nach den Plänen von Latitude Nord, Paysagistes (Paris) seit 1995 der knapp 200 ha große Landschaftspark Riem. Für das Pflanzkonzept von Gilles Vexlard und Laurence Vacherot von besonderer Bedeutung ist das Nebeneinander der Gehölzpflanzungen als Waldmassive, Baumhaine, Baum- und Strauchhecken und offenen, nur sparsam mit Einzelbäumen überstellten Wiesenflächen. Der gesamte Landschaftspark ist über einen Bebauungsplan als Grünfläche gesichert worden. Große Bereiche sind als landschaftsgerecht zu gestalten und zu begrünen festgesetzt worden. Die Festsetzungen haben das Ziel, die im Landschaftsraum typischen Salbei-Glatthafer-Wiesen sowie Magerrasen dauerhaft im Landschaftspark zu etablieren. Die naturnahen Wiesenflächen und Gehölzuntersaaten haben innerhalb des Landschaftsparks einen Anteil von ca. 110 ha. Bei den Ansaaten wurde unterschieden in den so genannten Kurzzeitigen Blühas- 26

pekt und den Dauerblühaspekt. Der kurzzeitige Blühaspekt setzt sich zusammen aus wenigen Arten, die zum Teil schon im 1. Jahr zur Blüte kommen. Im Dauerblühaspekt dominieren Arten wie Salvia pratensis, Dianthus carthusianorum, Leucanthemum vulgare, Campanula und Centaurea-Arten und Rhinanthus alectorolophus. Das bewährte Prinzip der Aspektbildner kann auch bei der Zusammenstellung von Saatgutlisten angewendet werden. Die Bodenverhältnisse in den unterschiedlichen Losen wurden mit unterschiedlichen Anteilen an Kies, mehr oder weniger bindiger Rotlage und Oberboden hergestellt. die Wiesenflächen sind mit einzelnen Gehölzgruppen überstellt Im kurzzeitigen Blühaspekt wurden jeweils 2 Arten mit einem zusammen 50 %-Anteil den Mischungen beigefügt. Gräser wurden hier nicht verwendet. Beim Dauerblühaspekt haben die Kräuter einen Anteil von 65 % an der Mischung, es wurden ca. 35 verschiedene Kräuter ausgewählt. Die Gräser haben dann mit 6-8 Arten einen Anteil von 35 % an der Gesamtmischung. nach der Mahd bleibt das Schnittgut noch einige Tage auf den Flächen Bei einer Saatgutmenge von 3-4 Gramm / m² mussten zum Ansäen den Mischungen Zuschlagsstoffe beigemischt werden. Die Ansaaten bilden aufgrund der Bodenverhältnisse erst nach Jahren eine geschlossene Bodendecke. Damit sich einzelne Arten noch stärker ausbreiten können, bleiben alle Wiesen bis mindestens Mitte oder Ende Juni stehen. Die Selbstaussaat ist dadurch möglich, zumal nach der Mahd das Schnittgut mehrere Tage auf der Flächen liegen bleibt. Ein zweiter Schnitt erfolgt dann Anfang Oktober. Auf Dauer sollen im Landschaftspark aus Kostengründen ausgesuchte Flächen auch nur einmal gemäht werden. Die Ansaaten haben sich bisher zu sehr arten- und blütenreichen Beständen entwickelt. Diese sind nicht nur gut anzusehen, sie bilden auch neue und großzügige Lebensräume für die Fauna. 27

Mit Weiden zaubern. Spiel- und Gartenräume kreativ, kostengünstig und ökologisch gestalten. Spielgelegenheiten, Sichtschutz, Begrenzungen, Hügel, Terrassen und vieles mehr. Dr. Richard Wagner, Theologe und Ökopädagoge. Büro für Naturspielräume, D-Kaiseresch. Der Pionier des Weidenbaus im Umweltbereich. Seit 25 Jahren mit Weiden fest verwurzelt. 1. Weidenprojekte als Ansätze sozial-ökologischer Sensibilisierung und Aktivierung Die Entscheidung, mit Weiden naturnahe Spielelemente zu gestalten, reifte Anfang der 80er Jahre im Rahmen meiner ländlichen regionalen Bildungsarbeit. In Zeltlagern und Werkstätten bauten Kinder und Jugendliche zu allen Jahreszeiten auf einem 2ha großen Wiesen- und Heckenbiotop Öfen, Lehmhütten, Tipis, Iglus u.a. Elemente aus Flecht- Bruch- und Strauchweiden. Die schier unerschöpflichen gestalterischen Möglichkeiten und die verblüffende Vitalität und Wachstumsfähigkeit weckte in allen Initiativen Staunen, Begeisterung und nachhaltiges Interesse. Dieser gestalterische Erfahrungshintergrund bewirkte einen Akzentwechsel in der Diskussion um eine nachhaltige umwelterzieherische Praxis. Aus meiner Sicht stellte sich für Kinder und Jugendliche weniger der Gedanke des Naturschutzes bzw. der Naturbewahrung. Aufgrund ihrer veränderten sozial-ökologischen Lebensbedingungen und -welten galt es vielmehr, allererst Kontaktund Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Hier bot sich die Arbeit mit Flechtzäune und Weidentipi Weiden im Sinne einer nutzbaren und bespielbaren Pflanze an. Das Leitziel meiner Arbeit läßt sich daher in zweifacher Weise formulieren: Die naturnahe Gestaltung mit Weiden (u.a. Naturmaterialien (Holz, Steine, Wasser, Obstbäume/-sträucher u.a.) befähigt Kinder und Jugendliche zur eigensinnigen Aneignung und Nutzung vitaler Spiel- und Lebensräume. In der gestalterischen und pflegenden Arbeit erleben sie sich selbst Weiden-Spielplateau als 28

wirksam und entwickeln eine persönlich bedeutsame, im Alltag folgenreiche Beziehung zu Naturphänomenen und -materialien, d.h. zu einer sozial gestalteten Natur. Aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen stellt die Weide den Gegentyp zu einer Du-darfst-mich-nicht-berühren-Pflanze dar. Sie wird lebend verbaut und angepflanzt, um später bewohnt oder als Spielmaterial genutzt zu werden. Auch in dieser eher pragmatischen Nutzung ist die Weide nicht nur das Mittel für die Spielzwecke der Kinder, sondern die Länge ihrer einjährigen Ruten, die Biegsamkeit ihres Holzes, die Farben ihrer Rinde faszinieren die Kinder und inspirieren ihr Spiel. Die Weide setzt so einen Kontrapunkt zu den weit verbreiteten Listen von Giftpflanzen (die Natur als Feind und Gegner der Kinder), Gefahrenkatalogen und Verbotsschildern, die den Umgang der Kinder mit Pflanzen und Naturmaterialien reglementieren und sabotieren. Die bespielbare Weide animiert zu einer Spielkultur, die das Zusammenfügen serieller Fertigteile und das Bedienen standardisierter Geräte in konstruktiv-kreativen Spielformen überwindet. Der gestalterische Umgang mit lebenden Weiden-Baumaterialien inspiriert zu einem ko-operativen Umgang mit den Naturelementen, der nicht ausbeutet, sondern immer wieder neu schöpferisch ihre vitalen Potentiale entfaltet. 2. Die Weide als Lebenskünstlerin Die Weide schlüpft in über 300 Arten in tausend Gestalten. Als Sonnenball ruft die männliche Salweide den Frühling herbei, gleich einem Schilfmeer fächeln die lanzettförmigen Blätter der Korbflechtweide Salix viminalis im Sommer herb-linde Kühlung, die gelbe Dotterweide sammelt während der Vegetation das Sonnenlicht und leuchtet hellgelb bis rot-orange in die kahle Winterflur. Die Weide fasziniert als Verwandlungs- und Lebenskünstlerin zugleich. Sie liebt das Wasser und wächst dort allen Konkurrenten davon. Als Pionierin siedelt sie in allen Böden; auch an Hanglagen und trockenen Standorten faßt sie mühelos Fuß. Die Fähigkeit, sich vegetativ zu vermehren, zeichnet die Weide vor allen anderen Strauch- und Baumarten in Europa aus. Alle Stamm- und Kronenteile können als Stecklinge bzw. Stäbe und Stammabschnitte eingepflanzt werden. Die einjährigen und älteren Ruten bzw. Stäbe und Stämme können in der vegetationsfreien Zeit (November bis Ende Februar) geschnitten und an schattigen Stellen gelagert werden. Aus Weidenkulturen können die Baumaterialien auch schon im Oktober gewonnen werden. Die Schnitt- und Pflanzzeit kann in Erwerbskulturen bis Ende Mai ausgedehnt werden. Die Verzweigungen der Äste und Stämme werden nach dem Schnitt alsbald entfernt, da sich nur astfreie Stecklinge und Stammabschnitte gut bewurzeln und starke Austriebe hervorbringen. Das Setzen der Weidenstäbe und stämme Die beste Pflanzzeit für alle Weidensetzlinge ist die Zeitspanne von Anfang November bis Ende April/Anfang Mai. An jedem Frost freien Tag können die Pflanz- und Bau- 29

projekte realisiert werden. Vor dem Einsetzen werden einjährige Ruten und dünnere Weidenstäbe (< als 2 cm) mit der Baum- bzw. Astschere um ca. 5 cm eingekürzt. Bei mehrjährigen, dickeren Weidenstäben/-stämmen (> 8 cm) wird die Weidenrinde an der Basis mit einem Spaten ca. 10 cm hoch abgeschält. Beide Maßnahmen fördern die Wasser- und die Nährstoffaufnahme und so das Anwachsen der Weiden. Der Anschnitt und das Rindenschälen geben zudem einen verläßlichen Hinweis zur Vitalität des Weidenmaterials. Bei gesunden Weiden schimmert das Helle Kambium unter der entfernten Rinde bzw. an der frischen Schnittstelle hervor. Vertrocknete Weiden erscheinen braun bis schwarz unter der Rinde. Das Anwachsen der Weiden gelingt in 90 % aller Fälle garantiert, wenn die folgenden Hinweise zur Setztiefe der Weidenstäbe beachtet werden. Entscheidend für das Bewurzeln und das Anwachsen der Weidenstäbe ist das richtige Verhältnis zwischen der Länge der Weidenstecklinge einerseits und ihrer Setztiefe andererseits. Die Weide ist kein Luftikus, sondern sie verlangt beim Pflanzen einen tiefgründigen und festen Bodenschluss. Im einzelnen haben sich folgende Mindesttiefen bewährt: 30 ca. 20 cm bei 25 30 cm langen Stecklingen ca. 30 cm bei 30 70 cm langen Stecklingen ca. 40 cm bei 80 1,60 m langen Stecklingen ca. 50 cm bei 1,70 m 2,30 m langen Stecklingen ca. 60 cm bei 1,80 m 3 m langen Stecklingen ca. 70 cm bei 3 m bis 4 m langen Stecklingen Ein nach diesen Angaben gepflanzter Weidenstab ragt demzufolge ca. 2,80 m senkrecht oder schräg aus der Erde. Die Weidenstäbe sollten immer mit dem dickeren Ende in die Erde eingepflanzt werden, damit sie entsprechend ihrer natürlichen Wuchsrichtung austreiben und wachsen können. Bei kleineren Stecklingsabschnitten ist das dickere vom dünneren Ende optisch oft nicht leicht zu bestimmen. Hier können wir uns an eventuell vorhandenen Knospen und Astansätzen orientieren: die Knospenspitze zeigt nach oben bzw. der Astansatz verläuft am Stab schräg nach oben. Wenn Zäune, Rondells, Tipis oder andere Elemente gestaltet werden, sollten jeweils Pflanzgräben einzelnen Pflanzlöchern vorgezogen werden. Die spatenbreiten Pflanzgräben können bereits vor der eigentlichen Gestaltung im Sinne von Vorarbeiten ausgehoben werden. Das Auflockern der Erde führt den Weidenwurzeln mehr Sauerstoff und Wasser zu und optimiert so das Anwachsen. Nur in scheinbarem Widerspruch zu dieser Aussage steht die Forderung, beim Setzen der Stecklinge die Einfüllerde in Schichten stark zu verdichten. Konkret bedeutet dies: Während die einen die Stäbe senkrecht in den Pflanzgraben positionieren (Abstand in der Regel ca. 25 cm, damit die Flechtruten beim Flechten eine gewisse Spannung erreichen) stampfen die an-

deren mit Rundhölzern u.ä. die Erde in Schichten - besonders um die Weidenstäbe herum fest. Entgegen anders lautenden Gerüchten und Hinweisen hat der Autor die neu gesetzten Weiden niemals mit Wasser angegossen. Der feste Bodenschluss führt das Wasser an die Weiden heran. Ein Gießen ist lediglich erforderlich, wenn Weiden in Betontrögen oder Plastikgefäßen eingepflanzt werden. Ein in diesem Zusammenhang letzter Tipp: Werden Weidenstäbe auf Wälle bzw. Spielhügel gepflanzt, dann entfallen bei Zäunen, Tunnels u.a. Einfassungen, die beim Setzen nicht mehr als 1 m die Erde überragen, die Grabe- und Verdichtungsarbeiten. Mit einem Beil oder einer Axt werden die Weidenstäbe gleich Zaunpfählen angespitzt. Mit einer Eisenstange wird das Pflanzloch gerammt und dann der Weidenstab per Hammerschlag versenkt. Wer empathisch gärtnert, kann mit einem Brettabschnitt den Weidenkopf schützen. Weiden-Flechtzaun 31

Naturgemäße und nachhaltige Pflege im naturnahen Garten. Von der Entwicklungs- bis zur Dauerpflege. Harmlose und kritische Unkräuter und Entwicklungen im Laufe der Jahre. Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb für naturnahe Grünplanung seit 1999, D - Ottenhofen. Planer und Projektleiter vieler Natur-Erlebnis-Räume Nachhaltige Pflege Was bedeutet naturgemäße und nachhaltige Pflege? Es heißt, subtil einzugreifen und den Entwicklungsprozess in die gewünschte Richtung zu steuern, ohne dabei die Pflanzen in ihrem Wesen zu vergewaltigen. Also nicht zu viel zu tun und doch das Notwendige nicht zu lassen. Eine naturgemäße Pflege hilft uns in jedem Fall, ans Planungsziel zu gelangen und es möglichst lange genießen zu können. Befassen wir uns nun mit den Aufgaben der Pflege. Zunächst unterscheiden wir zwischen Entwicklungspflege und Dauerpflege. Die Entwicklungspflege betrifft die ersten 1-3 Jahre, also die Zeit, in der Ansaaten und Pflanzungen groß werden, während mit Dauerpflege die nachfolgenden Jahre gemeint sind. Eine sehr erleichternde Vorraussetzung ist die Verwendung unkrautfreier Oberböden. Dann ist der Unkrautbesatz relativ überschaubar. Ohne unkrautfreie Böden sind viele Ansaaten und auch manche Pflanzungen kaum machbar. Quendelblättriges Sandkraut (Arenaria serphyllifolia) ist eine eher harmlose einjährige Art. Jäten von Unkraut Die wichtigsten Arten finden sich in der Tabelle auf den folgenden Seiten. Welche auf der Fläche harmlos und welche kritisch werden können, hängt von ihrer Zahl ab. Generell gilt: Viele der einjährigen- und zweijährigen Arten sind harmlos, kritisch hingegen sind Dauerunkräuter. Zu starker Besatz führt aber auch bei an sich harmlosen Arten zu Konkurrenz mit den gesäten oder gepflanzten Wunscharten. Die fett markierten Arten sollte man keinesfalls dulden. Anders das Klettenlabkraut (Galium aparine). Obwohl es nur einjährig ist, kann es große Flächen überwachsen. Dauerhafte Unkräuter, Stauden und Gräser Hier handeln wir nach der Devise: Wehret den Anfängen. Keine einzige der dauerhaften Arten kann sich zu einem Problem auswachsen, wenn wir sie frühzeitig entdecken und jäten. Deswegen die Keimpflanzenabbildungen im Buch Nachhaltige Pflanzungen. 32

Gehölze sind am unproblematischsten, denn sie lassen sich gut erkennen und nehmen sich viel Zeit in Sachen Wachstum und Ausbreitung. Doch sollten sie möglichst innerhalb des 1. Jahres herausgerissen oder gegraben werden, denn sonst wird es kräftezehrender und man zerstört beim Ausgraben die Flächen. Invasoren. Wenn wir auf älteren Flächen unkrautmäßig nicht mehr so viel zu tun finden, bedeutet das nicht, die Hände ganz in den Schoß zu legen. Nach wie vor gibt es Unkräuter, die in Flächen einwandern, sie überwachsen und vernichten können. Dies betrifft allerdings nicht mehr die ein- und zweijährigen Unkräuter, sondern eher sehr konkurrenzstarke dauerhafte Arten. Die Pflegebegleitung des Naturgärtners hört also nie auf, sondern wird nur in der Intensität verringert. Werden Invasoren entdeckt, so muss zügig gehandelt werden. Da viele der Invasoren sich über Wurzelausläufer vermeheren, sind sie sorgfältig auszugraben. Je früher dies geschieht, um so effektiver. Eine Brennessel im Staudenbeet auszumachen, ist kein Problem, aber wartet man ein Jahr, so wird das ganze Beet von ihr beherrscht. Die meisten unterschätzen die Durchsetzungsfähigkeit invasorischer Arten wie des Weißklee. Was als zarte Keimpflanze beginnt, hat sich in binnen eines Jahres zu mehreren Quadratmetern Weißkleeteppich ausgewachsen, der nicht mehr zu jäten, sondern nur noch großflächig abzustechen ist. Die Tabellen auf den folgenden Seiten zeigen eher harmlose und kritische Unkräuter. Ein Beispiel für eine gefährliche zweijährige Art ist die Große Klette (Arctium lappa). Sie wird sehr breit und verdrängend. Am besten schon in diesem Keimzustand radikal jäten: Japanischer oder Sachalinknöterich (Reynoutria) gehören zu den gefährlichen Invasoren. Bücher zum Thema Witt, Reinhard. Der Unkrautfreie Garten. Obst- und Gartenbauverlag, München 2005. Witt, Reinhard: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten. Kräuter, Stauden und Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern. Mit Unkräuterlexikon. Naturgarten Verlag, Ottenhofen 2006. Nicht im Buchhandel. Bezug über Buchshop auf: www. reinhard-witt.de 33

Eher harmlose (kursiv gedruckt) und kritische (fett gedruckt) einjährige, zweijährige und dauerhafte Unkräuter und Ungräser auf Saat- und Pflanzflächen Einjährige Kräuter Amaranthus blitoides Niederliegender Amarant/ Westamerikanischer Fuchsschwanz Arenaria serpyllifolia Quendelblättriges Sandkraut Atriplex patula Gemeine Melde Capsella bursa-pastoris Hirtentäschel Cerastium holosteoides Gewöhnliches Hornkraut Chenopodium album Weißer Gänsefuß Conyza/Erigeron canadensis Katzenschweif Erigeron annus Einjähriges Berufkraut/Feinstrahl Euphorbia helioscopia Sonnwendwolfsmilch Galeopsis tetrahit Gemeiner Hohlzahn Galinsoga parviflora Kleinblütiges Franzosenkraut Galium aparine Klettenlabkraut Impatiens glandulifera Drüsiges Springkraut Impatiens parviflora Kleinblütiges Springkraut Lactuca serriola Kompasslattich Lapsana communis Gemeiner Rainkohl Lepidium virginicum Virginische Kresse Polygonum aviculare Vogelknöterich Polygonum/Fallopia convolvulus Windenknöterich Senecio vulgaris Gemeines Greiskraut Sinapsis arvensis Ackersenf Sisymbrium officinale Wegrauke Solanum nigrum Schwarzer Nachtschatten Sonchus asper Dornige Gänsedistel Sonchus oleraceus Kohl-Gänsedistel Stellaria media Vogelmiere Thlaspi arvense Ackerhellerkraut Zweijährige Kräuter Arctium lappa Große Klette Carduus acanthoides Wegdistel Carduus crispus Krause Distel Cirsium vulgare Gewöhnliche Kratzdistel Epilobium angustifolium Schmalblättriges Weidenröschen Epilobium parviflorum Kleinblütiges Weidenröschen Melilothus alba Weißer Steinklee Melilothus officinalis Echter Steinklee Mehrjährige Stauden Aegopodium podagraria Giersch Artemisia vulgaris Gewöhnlicher Beifuß Chelidonium majus Schöllkraut Cirsium arvense Ackerkratzdistel Convolvulus arvensis Ackerwinde Convolvulus sepium Zaunwinde Geum urbanum Stadtnelkenwurz Medicago lupulina Hopfenklee Medicago sativa Blaue Luzerne Potentilla anserina Gänsefingerkraut Potentilla reptans Kriechendes Fingerkraut Plantago lanceolata Spitzwegerich Plantago major Breitwegerich Reynoutria sachalinense Sachalinknöterich Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß Rorippa sylvestris Waldkresse Rumex crispus Krauser Ampfer Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer Solidago canadensis Kanadische Goldrute 34

Mehrjährige Stauden (Fortsetzung) Symphytum officinale Beinwell Taraxacum officinale Löwenzahn Trifolium pratense Rotklee Trifolium repens Weißklee Tussilago farfara Huflattich Urtica dioica Große Brennessel Veronica filiformis Fadenehrenpreis Vicia sepium Zaunwicke Mehrjährige Gräser und Schachtelhalme Agropyron repens Kriechende Quecke Calamagrostis epigejos Landreitgras Equisetum arvense Ackerschachtelhalm Holcus lanatus Wolliges Honiggras Holcus mollis Weiches Honiggras Juncus compressus Platthalmbinse Lolium perenne Deutsches Weidelgras Phalaris arundinacea Rohrglanzgras Poa pratensis Wiesenrispengras Einjährige Gräser Poa annua Einjähriges Rispengras Sträucher und Bäume Acer Ahorn Alnus glutinosa Erle Betula pendula Birke Pinus nigra Schwarzkiefer Rubus fruticosus Brombeere Salix Weide Problematische Einwanderer in ältere naturnahe Ansaaten und Pflanzungen Gefährliche Invasoren Aegopodium podagraria Giersch Agropyron repens Kriechende Quecke Calamagrostis epigejos Landreitgras Convolvulus sepium Zaunwinde Cirsium arvense Ackerkratzdistel Equisetum arvense Ackerschachtelhalm Helianthus tuberosus Topinambur Impatiens glandulifera Indisches Springkraut Lysimachia punctata Tüpfelstern Renoutria sachalinense/japonica Staudenknöterich Phalaris arundinacea Rohrglanzgras Phragmatis australis Schilf Rorippa sylvestris Waldkresse Rudbeckia Sonnenhut Urtica dioica Brennnessel Trifolium pratense Weißklee Solidago canadensis Goldrute Unter Kontrolle halten Carex manche Seggenarten Epilobium angustifolium Schmalblättriges Weidenröschen Juncus manche Binsen feuchter Gebiete Schoenoplectus lacustris Teichbinse Typha Rohrkolben Quelle Reinhard Witt: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten 35