Lehrbrief für Fußball-Schiedsrichter

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Transkript:

Ausgabe 52 Die Notbremse und die dreifache Bestrafung Art: Dauer: Teilnehmer: beliebig Anspruch: Material: 1. Impulsreferat mit anschließender Videoanalyse 2. Partner- bzw. Gruppenarbeit mit anschließender Videoanalyse (als Alternative) bei 1. ca. 45 Minuten - bei 2. ca. 90 Minuten Schiedsrichter sämtlicher Spielklassen Laptop, Beamer, Leinwand, Overhead-Projektor, Powerpoint-Präsentation, Videoszenen, Arbeitsblätter Günther Thielking Hagen, Cuxhaven Carsten Voss Berlin Liebe Freunde, die beginnende Herbstzeit bedeutet für viele Schiedsrichter nicht selten eine An- und Abreise zu den Spielen in der Dämmerung oder sogar in der Dunkelheit. In zahlreichen Spielklassen werden Wochentagspiele angesetzt Beginn 18.00, 19.00 oder sogar 20.00 Uhr. In den Städten können hierfür öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden, auf dem Lande aber sieht das schon anders aus. Ohne Auto oder Motorrad kommt der Unparteiische kaum zum Spielort. Da bleibt es nicht aus, dass es im Herbst bei Nebel, mit der Gefahr von Wildunfällen und später bei Schnee und Eis mehr als sonst zu Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit der Tätigkeit als Schiedsrichter kommen kann. Hat es bei der An- und Abreise zu einem Spielauftrag, zum Belehrungsabend oder während der Fahrt als Schiedsrichter-Lehrwart zu einem Referat nun gekracht, dann steht die Frage im Raum: Bin ich eigentlich durch meinen DFB-Schiedsrichter-Ordnung fordert: 4. Die Mitgliedsverbände sollen für eine ausreichende Absicherung der Schiedsrichter und der Mitarbeiter in Schiedsrichter-Gremien gegen Schäden sorgen, die im Zusammenhang mit den Einsätzen auftreten.? Wer ersetzt mir den Schaden wenn meine KFZ-Versicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt? Anfragen bei einigen Landesverbänden haben ergeben, dass seitens dieser Verbände oft Versicherungen für solche Vorfälle abgeschlossen sind. So erhielten wir von der Rechtsabteilung des Niedersächsischen Fußballverbandes die Information, dass sich die Schiedsrichter wie auch die Schiedsrichter-Funktionäre bei einem solchen Unfall in jedem Fall bei ihrem Kreisschiedsrichter- Obmann zu melden haben. Dort bekommen sie eine erste Auskunft zur eventuellen Schadensregulierung. Weitere Hinweise gibt es von den Rechtsabteilungen bzw. den Geschäftsstellen der Verbände. Fußballverband versichert, wie es 3, Nr. 4 der 1

Hoffen wir aber, dass es gar nicht erst zu einem solchen Unfall kommt oder aber, dass die Zahl solcher Unfälle möglichst gering bleibt. Schließlich soll uns unser Hobby als Schiedsrichter im Fußball Freude bereiten und nicht zusätzlich zum gelegentlichen Stress während der Spiele auch noch solche verkehrstechnischen Probleme schaffen. Wir von der Redaktion der Lehrbriefe wünschen allen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern deshalb immer eine unfallfreie Fahrt und viel Freude beim Amtieren als Unparteiische. 1. Vorüberlegungen zum Thema Ein Blick in die Geschichte des Regelwerkes zeigt, dass es zu allen Zeiten eine Reihe von Ärgernissen gab, die den Spaß am Fußball trübten. Nicht selten missbrauchten manche Spieler mögliche Lücken, die ihnen die Spielregeln boten, um gegen das informelle Fair Play zu verstoßen. Gemeint sind hierbei regeltechnische Lücken, die von den Aktiven durch taktische Winkelzüge zu ihrem Vorteil ausgenutzt wurden und die den fairen Fußballfan ganz einfach ärgerten. Unvergessen bleiben da die Versuche von Mannschaften, vor allem in der Schlussphase eines Spieles, Zeit zu ihren Gunsten zu schinden. Mal rannte der Torwart mit dem Ball in den Händen von Strafraumeck zu Strafraumeck, ohne ihn freizugeben. Ein anderes Mal wurde der Ball beim Einwurf von einem Spieler zum anderen weitergereicht, ehe das Leder erst nach einiger Zeit ins Spiel kam. Dann wieder wurde der Ball zwischen Abwehrspieler und Torwart hin und her gespielt, wobei der Keeper den Ball mehrfach in die Hände nahm. Diese unsportlichen, regeltechnisch möglichen Spielweisen wurden von den für die Spielregeln Verantwortlichen erkannt. Sie gaben den Schiedsrichtern deshalb konkrete disziplinarische Hilfen an die Hand, um solchem Vorgehen, das im Widerspruch zum Fair Play und zur Idee des Fußballs stand, zu begegnen. So wurde z.b. im Sommer 1982 die Vier-Schritte-Regel für den Torwart eingeführt, die heute als 6-Sekunden-Regel im Regeltext verankert ist. Sie zwingt den Torwart nunmehr, den Ball beim Abschlag zügig freizugeben. Ähnlich war es mit dem Simulieren von Regelverstößen, den Schwalben im Strafraum oder dem absichtlichen Handspiel, um ein Tor regelwidrig zu erzielen. Stets sollte der Schiedsrichter in seiner Wahrnehmung getäuscht werden, um selbst einen unsportlichen Vorteil für seine Mannschaft zu erzielen. Um solchen Unsportlichkeiten zu begegnen, erließ der International Board (IFAB) bis zum heutigen Tag, beginnend im Februar 1992, mehrere Ergänzungen oder Veränderungen im Regelwerk (u.a. Zuspielregel, Gelbe Karte bei Zeitverzögerung). Aus diesen Verstößen gegen das informelle Fair Play wurden damit Vergehen, die nun auch regeltechnisch zu bestrafen waren. Im Grenzbereich zwischen einem grob unsportlichen Betragen und dem verbotenen Spiel war zudem das sogenannte Verhindern einer klaren Torchance, die Notbremse. Immer wieder nutzten Abwehrspieler die Möglichkeit, einen Angreifer, der mit dem Ball am Fuß frei auf das gegnerische 2

Tor zulief, kurz vor dem Strafraum zu Fall zu bringen. Konnte so doch eine klare Torchance zunichte gemacht werden. Als Konsequenz gab es nur die Gelbe Karte und den direkten Freistoß. Nicht wenige Trainer rieben sich die Hände, wenn ihre Mannschaft so von einem Gegentreffer verschont blieb und meinten: Das war eben ein taktisches Foul. Doch auch hier reagierte der IFAB. Konsequent wie dieses Gremium nun einmal ist, entschieden dessen Mitglieder: Wer eine solche Torchance durch ein Vergehen gegen Regel 12 zerstört, gleich wo auf dem Spielfeld, der bekommt Rot, verbunden mit der dazugehörigen Spielstrafe und der Spielsperre, die sich automatisch aus dem Feldverweis ergibt. Auf der Strecke blieb die Tatsache, dass bei einem solchen Foul im Strafraum mit dem folgenden Strafstoß die Torchance erneut geben war. Aus der nun vorgeschriebenen Sanktion wurde damit eine Dreifachstrafe. In der aktuellen Diskussion hat sich daraus die Frage nach einer Modifizierung dieser Vorschrift ergeben. Ziel muss es sein, bei einer Notbremse die Rote Karte nur dann zu geben, wenn es in der Folge nicht zu einem Strafstoß kommt. Franz Beckenbauer als Leiter der Task Force der FIFA hat hierzu im Kölner Express vom 25.10.2011 Stellung bezogen und meinte u.a.: dass die Bestrafung bei Foulspielen im Strafraum mit Elfmeter, Roter Karte und einer Sperre für den Sünder zu hart sei. Sie soll künftig lediglich bei einem absichtlichen Handspiel auf der Torlinie oder einem brutalen Foul gelten. Ansonsten genügen eine Gelbe Karte und Strafstoß. 2. Grundlagen im Regelwerk Der International Board trat diesen Fouls öffentlichkeitswirksam zu Beginn der 90er Jahre entgegen. Unter der Überschrift: Kampf gegen die Notbremse wurden hierzu Sanktionen im Regelwerk diskutiert. Ein gutes Jahr dauerte es, ehe dann im Sommer 1991 endlich zu dieser Art von Regelverstößen in Regel 12 eine klare Ergänzung der Spielregeln kam. Deren aktueller Wortlaut in den amtlichen Spielregeln des DFB auf Seite 82 enthält den folgenden Text: Ein Spieler, Auswechselspieler oder ausgewechselter Spieler erhält die Rote Karte und wird des Feldes verwiesen, wenn er eines der folgenden sieben Vergehen begeht:.. Verhindern eines Tores oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance des Gegners durch absichtliches Handspiel (gilt nicht für den Torwart im eigenen Strafraum), Vereiteln einer offensichtlichen Torchance für einen auf sein Tor zulaufenden Gegenspieler durch ein Vergehen, das mit Freistoß oder Strafstoß zu ahnden ist,. Weitere regeltechnische Ausführungen werden im grundsätzlichen Regeltext nicht gegeben. Im Zusammenhang mit dieser Bestimmung ergeben sich deshalb immer wieder Irritationen bei der Frage nach der Definition des Begriffes klare Torchance. Wie so oft gibt es für die 3

Unparteiischen dabei einen Ermessensspielraum, der mal sehr eng, dann wieder sehr weit gefasst wird. 2.1. Ein Beispiel aus der 1. Kreisklasse Ein Schiedsrichter gab eine Rote Karte, als ein Angreifer in der gegnerischen Hälfte wenige Meter hinter der Mittellinie den Ball bekam und dort regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Schließlich hatte er den Weg zum Tor frei vor sich. Das war eine klare Torchance, begründete der Referee aus dem Fußballkreis die Rote Karte. Andere Unparteiische meinten zu dieser Situation: Aber die Strecke zum Tor war für diesen Angreifer noch so weit da hätte er eingeholt werden können. Die Gelbe Karte wäre bei so einem unsportlichen zu Fall bringen oder Halten ausreichend gewesen. Im Anhang der Spielregeln gibt es auf Seite 92 deshalb als Hilfestellung einige Hinweise, um deutlich zu machen, was unter einer klaren Torchance gemeint ist, und um den Schiedsrichtern die Arbeit hierbei zu erleichtern. Diese sind unbedingt in die Arbeit zu diesem Thema einzubinden. 3.Lernziele In den letzten Ausgaben der Lehrbriefe haben wir mehrfach auf grundsätzliche Lernziele hingewiesen, die an jedem Lehrabend angestrebt werden sollen (z. B. Vertiefen und Festigen der Regelkenntnisse, Erwerben von Kompetenzen zur Umsetzung des Regelwerkes). Wir geben daher diesmal nur einige Feinziele, die den Weg unserer Arbeit an diesem Thema bestimmen. 3.1. Feinziele Die Teilnehmer müssen wissen, dass es gemäß der Regel 12 bei der Verhinderung einer klaren Torchance den Feldverweis immer dann gibt, wenn diese Verhinderung durch ein regelwidriges Handeln erfolgte, das mit einem Freistoß oder Strafstoß zu ahnden ist. sollen auf der Grundlage des Textes auf Seite 92 unterscheiden lernen, in welchen Situationen eine solche klare Torchance gegeben ist bzw. wann keine solche Torchance vorliegt. müssen lernen, dass in jedem Fall auch der Torwart unter diese Strafbestimmung fällt. müssen erfahren, dass es bei Auswechselspielern bzw. ausgewechselten Spielern eine andere Bestimmung bezüglich der Persönlichen Strafe gibt. 4

4. Didaktisch / methodische Hinweise 4.1. Didaktische Begründung Das Thema Die Notbremse und die dreifache Bestrafung beinhaltet zwei Sanktionsmöglichkeiten zugleich und stellt deshalb in der Torchance zu beschäftigen und z. B. sämtliche Möglichkeiten zu der Frage zu diskutieren: Was mache ich, wenn ein Angreifer völlig frei auf das gegnerische Tor zuläuft, nur noch den Torwart vor sich hat und dann... jeweiligen Situation an jeden Schiedsrichter besonders hohe Anforderungen. Einmal ist es die Torerzielung bzw. die regelwidrige Verhinderung eines möglichen Tores mit der möglichen Spielstrafe, dann geht es um den Feldverweis eines Spielers, durch den eine Mannschaft zumeist entscheidend geschwächt wird. Für jeden Schiedsrichter ist es deshalb sehr wichtig, dass er sich mit einer solchen Situation und seiner Entscheidungsbefugnis in der Entstehung, des Ablaufes und der daraus resultierenden Konsequenz intensiv befasst. Wer sich die Verhinderung einer klaren Torchance einmal konkret vorstellt, der wird wissen: Zu einem präventiven Eingreifen, so wie es vor dem Einsatz von Persönlichen Strafen im Verlauf eines Fußballspieles mitunter möglich ist, hat der Schiedsrichter in einer solchen Situation kaum eine Chance. Möglich ist für den Schiedsrichter lediglich, mit dem Pfiff und damit seiner Entscheidung auf Rot einen kurzen Moment zu warten, falls die angreifende Mannschaft im 4.2. Methodische Wege Diese Situation zeigt zugleich, dass sich die Schiedsrichter auf der Grundlage von Grafiken, bei entsprechenden Videoanalysen und in Diskussionen selbst mit der Problematik der Notbremse auseinander zu setzen haben. Sie müssen bei der Arbeit am Thema erkennen, was sie in solchen Augenblicken zu erwarten haben, wie sie reagieren müssen und welche Konsequenzen daraus resultieren können. Sie sind gefordert, eigene Lösungen zu entwickeln. Es wäre deshalb problematisch, das Thema als bloßen Vortrag anzugehen. Unter Beachtung des Prinzips Einleitung Hauptteil Schluss beginnt der Lehrwart bei der Partnerarbeit und der Gruppenarbeit mit einem kurzen Vortrag zur Problematik der Situation Verhinderung einer klaren Torchance und einem Bezug zu einer aktuellen Situation aus dem bezahlten Fußball. Dazu stellt er die weitere Vorgehensweise im Verlauf des Lehrabends vor. Rahmen der Vorteilsbestimmung doch zu einem Torerfolg kommen sollte. Eine solche Situation ereignet sich Wochenende für Wochenende, in allen Spielklassen, von der Jugend bis zum Altherrenfußball. Sie zeigt, dass es zum Pflichtthema eines Lehrabends gehören muss, sich mit der Definition des Begriffes klare 5

4.2.1. Impulsreferat mit Videoanalyse Reduziert sich der Lehrabend auf die Methoden Einstieg mit einem Referat und Analyse von Videoszenen, so ist es notwendig, die Einführung durch den Lehrwart etwas länger zu gestalten. Den Teilnehmern werden dann einige Eckpunkte zum Thema Notbremse mitgeteilt (siehe u.a. Regelbuch Seite 82 bzw. 92). Anschließend führt er die Videoszenen vor und die Teilnehmer besprechen diese. Beachtet dabei bitte folgende Punkte: Die jeweilige Szene sollte ohne Pressekommentar dem Plenum vorgespielt werden. Um anschließend eine große Zahl von Schiedsrichtern zu erreichen, die mit dieser Einheit geschult werden sollen, ist jeder der auf dem Arbeitsblatt 3 stehenden Aufträge von einem anderen Teilnehmer zu beantworten. In Szene 10 wird zusammenfassend noch einmal auf die einzelnen Parameter verwiesen, die zur Bewertung eines Vergehens auf Notbremse im Zusammenhang mit einem Foul gehören. Reicht die Zeit dieser Lehreinheit, so kann hier abschließend eine intensive Diskussion erfolgen. 4.2.2. Grundsätze der Partnerarbeit P Vorzuschlagen ist bei einer großen Teilnehmerzahl (70 bis 90 Teilnehmer) nach der Einführung des Lehrwartes die Partnerarbeit (2 bis 3 Personen), die in anderen Lehrbriefen bereits vorgestellt wurde. Zu Beginn erhalten die Teilnehmer das Arbeitsblatt 1 (siehe Anhang) mit unterschiedlichen Fragestellungen zum Thema, wobei einige der Schiedsrichter nach der Diskussion bzw. Beantwortung der Fragen ihr Arbeitsergebnis notieren. Diese Ergebnisse werden dann von rhetorisch geeigneten Teilnehmern des Lehrabends im Plenum vorgestellt und besprochen. Damit besteht die Arbeitsphase 1 an diesem Lehrabend aus zwei Hauptbereichen, der Partnerarbeit und der Aussprache im Plenum. 4.2.3. Grundsätze der Gruppenarbeit Bei einer kleineren Anzahl von Schiedsrichtern (bis zu 30 Teilnehmer) sollte dieses Thema als Gruppenarbeit behandelt werden. Die Gruppen sind dann so einzuteilen, dass Schiedsrichter aus unterschiedlichen Spielklassen und verschiedenen Altersstufen in jeder Gruppe mitarbeiten. Ein Arbeitsblatt mit drei verschiedenen Fragestellungen gibt es dazu (Arbeitsblatt 2 a). Unterstützend hierzu ist den Gruppen Arbeitsblatt 2 b auszuhändigen, auf denen das Spielfeld als Graphik dargestellt ist, spielt doch die jeweilige Position der Angreifer, wie der Abwehrspieler bei der Beurteilung einer klaren Torchance eine besondere Rolle. Die Fragestellungen werden bearbeitet, die Ergebnisse notiert und anschließend von den Teilnehmern im Plenum vorgestellt und besprochen. 6

4.2.4. Einstieg durch den Lehrwart und Arbeitsphase 1 der Teilnehmer Nach der kurzen Hinführung des Lehrwartes zum Thema und dem Hinweis auf die Arbeitsaufträge erhalten die Schiedsrichter die angeführten Arbeitsblätter. Sie haben dann ca. 20 Minuten Zeit, die Begriffe Notbremse, klare Torchance bzw. keine klare Torchance zu definieren und an konkreten Beispielen deutlich zu machen. Die für die jeweiligen Teilnehmer bzw. Gruppen zu bearbeitenden Aufgaben muss der Lehrwart auf dem Arbeitsblatt 2 a deutlich markieren, um unnötige Rückfragen ( Welches der vier Themen soll ich bearbeiten? ) zu vermeiden! Jeweils zwei der Teilnehmer an der Partnerarbeit (gute Rhetoriker) bekommen zu jeder Aufgabe Folien und Faserstifte, um die Arbeitsergebnisse zu notieren und dann im Anschluss auf einem Overhead-Projektor im Plenum vorzustellen. Dieser Vortrag kann auch mit einer Powerpoint- Präsentation gehalten werden, wenn für eine solche Erstellung die Zeit ausreicht und die entsprechenden Laptops vorhanden sind. Bei Gruppenarbeiten suchen sich die Gruppen für diese Aufgabe einen oder zwei Referenten, die ebenso wie bei der Partnerarbeit ihre Ergebnisse im Plenum vortragen. In diese Kurzreferate (Dauer ca. 10 Minuten) soll der Lehrwart nur im Ausnahmefall eingreifen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Schiedsrichter nach der Präsentation dann aber vom Lehrwart eine Stellungnahme zu den Referaten und zu den Arbeitsergebnissen erwarten. 4.2.5. Abschluss Die zu Beginn vom Lehrwart dargestellten Eckpunkte zum Thema kann dieser an einigen Videoszenen (siehe DFB-Videoszenen zum Thema Notbremse ) noch einmal deutlich machen, so dass die Teilnehmer die erarbeiteten, theoretischen Grundlagen in der Aussprache am konkreten Beispiel nachvollziehen können. Die Anzahl und Besprechung der gezeigten Szenen ist abhängig von der noch zur Verfügung stehenden Zeit. Hinweis: Die in diesem Lehrbrief erwähnten Videoszenen wurden in gewohnt guter Qualität von Heinz Willems herausgesucht und dann anschließend von Bernd Domurat auf unsere Internet-Plattform geladen. Wir möchten darum bitten, diese kurzen Szenen nur für den vorgesehenen Zweck, nämlich die Präsentation am Lehrabend, zu verwenden. 7

5. Ablauf der Unterrichtseinheit 5.1. Die Notbremse und die dreifache Bestrafung Einstieg (Einleitung) Arbeitsphase 1 Arbeitsphase 2 Ausstieg (Schluss) Lernphase / Aktivität Begrüßung Partnerarbeit bzw. Gruppenarbeit mit anschl. Vorstellung der Arbeitsergebnisse im Plenum Präsentation im Plenum mit Aussprache Vortrag Inhalte 1. Beispiel aus dem aktuellen Fußballgeschehen. 2. Hinweise zum weiteren Verlauf der Lerneinheit Siehe die Fragestellungen auf den Arbeitsblättern I, II a Ausgewählte Videoszenen zur Notbremse Der Ablauf der Lerneinheit Ziele Motivation für das Thema 1. Auseinandersetzung mit dem Thema 2. Erkennen der Voraussetzungen zur Notbremse und deren Konsequenzen 3. Erlernen von detailliertem Regelwissen zu diesem Thema 1. Lernkontrolle zu den Regelvorgaben bei der "Notbremse 2. Erlernen der Umsetzung der herausgefundenen Kriterien zur Notbremse Reflektion der Lerneinheit Lehr-,, Sozial- formen, Methoden Medien Frontalvortrag Das gesprochene Wort 1. Partner- bzw. Gruppenarbeit 2. Vortrag im Plenum Arbeitsblätter, Overhead- Projektor, Folien evtl. Laptop, Beamer Frontalvortrag mit Präsentation von Videoszenen 12 Szenen zum Thema zusammen mit diesem Lehrbrief vom DFB gestellt, Laptop, Beamer, Leinwand Frontalvortrag Das gesprochene Wort Zeit 10 Minuten 50 Minuten 20 Minuten 10 Minuten 8

Arbeitsblatt 1 - Die Notbremse und die dreifache Bestrafung - Partnerarbeit 2-3 Personen Als taktisch notwendiges Foul wird die Notbremse in manchen Fachkreisen bezeichnet, wenn wieder mal ein Abwehrspieler einen Angreifer in einer aussichtsreichen Position zum Tor regelwidrig an der Torerzielung gehindert hat. Und auch das absichtliche Handspiel auf der Torlinie ist nicht die Ausnahme, um ein Tor zu verhindern. Wir als Schiedsrichter müssen in solchen Situationen hochkonzentriert das Geschehen beobachten, gilt es doch gleich mehrere Handlungsabläufe innerhalb eines kurzen Momentes wahrzunehmen, zu bewerten und mit der richtigen Sanktion zu bestrafen. Für uns Schiedsrichter, vor allem für die Unparteiischen, die in unteren Klassen ohne Assistenten aktiv sind, gehören Notbremsen oft zu den am schwersten zu bewertenden Situationen. Wir müssen uns gleich mehrere Fragen stellen: 1. Lag überhaupt eine klare Torchance vor? 2. Wo befanden sich die Abwehrspieler? 3. Wurde der Angreifer überhaupt regelwidrig...? 4. Wie definieren wir eigentlich den Begriff klare Torchance? Arbeitet an einem der nachfolgenden Themen unter Berücksichtigung der Fragen 1 bis 4 und notiert eure Gesprächsergebnisse. Einige von euch werden diese später im Plenum vortragen. 1. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit von der regelwidrigen Verhinderung einer r klaren Tormöglichkeit gesprochen werden kann und als Persönliche Strafe für den fehlbaren Spieler der Feldverweis erfolgt? 2. Benennt Grenzbereiche, in denen die Frage nach der regelwidrigen Verhinderung einer klaren Tormöglichkeit in hohem Maße im Ermessen des Schiedsrichters liegt. 3. Führt Situationen an, in denen ein Angreifer zwar eine gute Möglichkeit zum Torerfolg hat, eine klare Torchance jedoch eher nicht gegeben ist und somit der Feldverweis als Persönliche Strafe nicht erfolgt. 9

Arbeitsblatt 2 a - Die Notbremse und die dreifache Bestrafung - Gruppenarbeit Als taktisch notwendiges Foul wird die Notbremse in manchen Fachkreisen bezeichnet, wenn wieder mal ein Abwehrspieler einen Angreifer in einer aussichtsreichen Position zum Tor regelwidrig an der Torerzielung gehindert hat. Und auch das absichtliche Handspiel auf der Torlinie ist nicht die Ausnahme, um ein Tor zu verhindern. Wir als Schiedsrichter müssen in solchen Situationen hochkonzentriert das Geschehen beobachten, gilt es doch gleich mehrere Handlungsabläufe innerhalb eines kurzen Momentes wahrzunehmen, zu bewerten und mit der richtigen Sanktion zu bestrafen. Für uns Schiedsrichter, vor allem für die Unparteiischen, die in unteren Klassen ohne Assistenten aktiv sind, gehören die Notbremsen oft zu den am schwersten zu bewertenden Situationen. Wir müssen uns gleich mehrere Fragen stellen: 1. Lag überhaupt eine klare Torchance vor? 2. Wo befanden sich die Abwehrspieler? 3. Wurde der Angreifer überhaupt regelwidrig...? 4. Wie definieren wir eigentlich den Begriff klare Torchance? Diskutiert in eurer Gruppe diese Fragen. Besprecht die zahlreichen Möglichkeiten, die in einem Fußballspiel vorkommen können, wenn eine Mannschaft eine gute Tormöglichkeit hat und das verteidigende Team dies mit allen Mitteln verhindern will. Überlegt aber auch, wann eine solche gute Torchance eher n i c h t vorliegt. Arbeitet an einem der nachfolgenden Themen, notiert eure Gesprächsergebnisse und tragt sie später im Plenum vor. 1. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit von der regelwidrigen Verhinderung einer klaren Tormöglichkeit gesprochen werden kann und als persönliche Strafe für den fehlbaren Spieler der Feldverweis erfolgt? 2. Benennt Grenzbereiche, in denen die Frage nach der regelwidrigen Verhinderung einer klaren Tormöglichkeit in hohem Maße im Ermessen des Schiedsrichters liegt. 3. Führt Situationen an, in denen ein Angreifer zwar eine gute Möglichkeit zum Torerfolg hat, eine klare Torchance jedoch eher nicht gegeben ist i und somit der Feldverweis als persönliche Strafe nicht erfolgt. Teilt den Mitgliedern eurer Gruppe folgende Funktionen zu: 1. Moderator / 2. Schreiber / 3. Referent(in) 10

Arbeitsblatt 2 b - Die Notbremse und die dreifache Bestrafung Auf dieser Darstellung eines Spielfeldes könnt ihr die Positionen der Angreifer markieren bei denen eine klare Torchance gegeben bzw. eher gegeben ist. Ihr könnt aber auch deutlich machen, wann eine solche Chance, auch bedingt durch die Position der Abwehrspieler, nicht vorliegt. 11

Arbeitsblatt 3 a - Die Notbremse und die dreifache Bestrafung - Videoszenen (Teilnehmer) Arbeitsaufträge zur Bearbeitung der Szenen 1 bis 9: 1. Erkläre den Ablauf der Szene, ohne die Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. 2. Beurteile folgende Punkte in der Szene (soweit möglich): Position des Schiedsrichters zu Beginn des Geschehens Körpersprache des Schiedsrichters beim Aussprechen der Sanktionen 3. Wie wurde die Aktion vom Schiedsrichter S gelöst bzw. welche Alternativen wären möglich? Am Beispiel von Szene 1 wird erklärt, wie bei Arbeitsauftrag 1, 2 und 3 vorzugehen ist. Verhinderung einer Torchance durch ein absichtliches Handspiel Szene 1 Eintracht Braunschweig - Erzgebirge Aue (Nr. 33027) Beispiel zu 1: Nach einem Eckstoß kommt der Ball zu einem Spieler von Aue. Der schießt auf das Tor von Braunschweig. Der Ball wird zu kurz abgewehrt und erneut auf das Tor geschossen. Jetzt kann ein Spieler von Braunschweig den Ball auf der Torlinie nur noch mit einem Hechtsprung mit der Hand abwehren. Anmerkung: Die Trikotfarbe von Braunschweig ist sehr ähnlich der ihres Torwartes. Dies darf nicht sein! Beispiel zu 2: Der Schiedsrichter steht sehr günstig zum Geschehen und kann die Situation gut erkennen. Er läuft zügig zum fehlbaren Spieler und zeigt ihm sicher und ohne Aufregung die Rote Karte. Beispiel zu 3: Rote Karte und Strafstoß, denn hier liegt eine eindeutige Verhinderung einer klaren Torchance, eigentlich eines klaren Tores, vor. Szene 2 FC Ingolstadt 04 - Jahn Regensburg (Nr. 31129) Szene 3 SSC Neapel - Borussia Dortmund (Nr. 40526) Szene 4 FSV Mainz 05 - Hannover 96 (Nr. 31523) Szene 5 Dynamo Dresden - SC Paderborn (Nr. 33202) 12

Verhinderung einer Torchance durch ein Foulspiel Szene 6 Erzgebirge Aue - Energie Cottbus (Nr. 40335) Szene 7 FC Ingolstadt 04 - Erzgebirge Aue (Nr. 40107) Szene 8 SC Paderborn - MSV Duisburg (Nr. 31530) Szene 9 Jahn Regensburg - MSV Duisburg (Nr. 30131) Szene 10 Hannover 96 - FC Schalke 04 (Nr. 40312) Zur Bewertung der Szene 10 auf Notbremse mit den daraus folgenden Konsequenzen beantwortet bitte folgende Fragen: 1. Besteht durch die Nähe des Angreifers zum Tor eine klare Torchance? 2. Liegt eine zentrale Position des Angreifers in Richtung Tor vor? 3. Steht der Angreifer kurz vor einem erfolgreichen Torabschluss? 4. Steht eine unmittelbare Ballkontrolle bevor oder kontrolliert der Angreifer den Ball sogar und zieht mit großer Dynamik in Richtung Tor? 5. Befindet sich kein weiterer Abwehrspieler in unmittelbarer Nähe, der noch regelgerecht eingreifen könnte? 13

Arbeitsblatt 3 b - Die Notbremse und die dreifache Bestrafung - Videoszenen (Hinweis Hinweise) Arbeitsaufträge zur Bearbeitung der Szenen 1 bis 9: 1. Erkläre den Ablauf der Szene, ohne die Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. 2. Beurteile folgende Punkte in der Szene (soweit möglich): Position des Schiedsrichters zu Beginn des Geschehens Körpersprache des Schiedsrichters beim Aussprechen der Sanktionen S 3. Wie wurde die Aktion vom Schiedsrichter S gelöst bzw.. welche Alternativen wären möglich? Verhinderung einer Torchance durch ein absichtliches Handspiel Szene 1 Eintracht Braunschweig - Erzgebirge Aue (Nr. 33027) Beispiel zu z 1: Nach einem Eckstoß kommt der Ball zu einem Spieler von Aue. Der schießt auf das Tor von Braunschweig. Der Ball wird zu kurz abgewehrt und erneut auf das Tor geschossen. Jetzt kann ein Spieler von Braunschweig den Ball auf der Torlinie nur noch mit einem Hechtsprung mit der Hand abwehren. Anmerkung: Die Trikotfarbe von Braunschweig ist sehr ähnlich der ihres Torwartes. Dies darf nicht sein! Beispiel zu z 2: Der Schiedsrichter steht sehr günstig zum Geschehen und kann die Situation gut erkennen. Er läuft zügig zum fehlbaren Spieler und zeigt ihm sicher und ohne Aufregung die Rote Karte. Beispiel zu z 3: Rote Karte und Strafstoß, denn hier liegt eine eindeutige Verhinderung einer klaren Torchance, eigentlich eines klaren Tores, vor. Szene 2 FC Ingolstadt 04 - Jahn Regensburg (Nr. 31129) Zu 3: Nr. 12 (Ingolstadt) wehrt den Ball ca. drei Meter vor der Torlinie nach einem Schuss von Nr. 31 (Regensburg) mit der Hand ab. Obwohl der Schiedsrichter sehr gut stand, hat er dieses Handspiel nicht wahrgenommen und auf Weiterspielen entschieden. Hier hätten die Rote Karte und ein Strafstoß für Regensburg kommen müssen. Szene 3 SSC Neapel - Borussia Dortmund (Nr. 40526) Zu 3: Spieler Nr. 9 von Neapel läuft mit dem Ball auf das Tor von Dortmund zu und wird von Nr. 6 (Dortmund) verfolgt, der aber nicht entscheidend eingreifen kann. Da sprintet der Torwart von Dortmund aus seinem Tor, verlässt den Strafraum und wehrt wenige Meter vor der Strafraumlinie den Ball mit der Hand ab. Damit verhindert er die eindeutige Torchance von Nr. 9 und bekommt die Rote Karte. Spielfortsetzung ist direkter Freistoß. 14

Szene 4 FSV Mainz 05 - Hannover 96 (Nr. 31523) Zu 3: Ein langer Ball fliegt außerhalb des Strafraumes hoch in Richtung Tor von Mainz 05. Ein Abwehrspieler von Mainz und Nr. 13 (Hannover) versuchen an den Ball zu kommen. Um diese gefährliche Situation zu klären, köpft der Abwehrspieler den Ball in Richtung des eigenen Tores, so dass hieraus möglicherweise ein Eigentor gefallen wäre oder Nr. 13 (Hannover) eine klare Torchance gehabt hätte. Der Torwart von Mainz stürzt aus seinem Strafraum und wehrt dort den Ball mit der Hand ab. Er verhindert damit diese klare Torchance. Es folgen die Rote Karte und ein direkter Freistoß. Szene 5 Dynamo Dresden - SC Paderborn (Nr. 33202) Zu 3: Ein Angriff auf das Tor von Dresden wird zunächst vom Torwart abgewehrt. Der Ball kommt zu einem weiteren Angreifer von Paderborn, der den Ball auf das Tor von Dresden schießt. Wenige Meter vor dem Tor wehrt ein Abwehrspieler mit Nr. 5 den Ball mit der rechten Hand zur Seite ab und verhindert damit regelwidrig ein Tor. Der Spieler Nr. 5 erhält Rot und es gibt einen Strafstoß. Verhinderung einer Torchance durch ein Foulspiel Szene 6 Erzgebirge Aue - Energie Cottbus (Nr. 40335) Zu 3: Ein Angreifer von Aue führt den Ball in Richtung Tor von Cottbus über mehrere Meter am Fuß und wird von Nr. 15 (Cottbus) unmittelbar vor der Strafraumlinie zu Fall gebracht. Vor ihm war nur noch den Torwart. Der Abwehrspieler hatte keine Chance mehr, den Angreifer regelgerecht zu stoppen. Die Rote Karte gegen Nr. 15 erfolgt zu Recht und es gibt einen direkten Freistoß. Szene 7 FC Ingolstadt 04 - Erzgebirge Aue (Nr. 40107) Zu 3: 3 In hohem Tempo sprintet Spieler Nr. 12 (FC) mit dem Ball am Fuß in Richtung Strafraum von Aue. Schon vor dem Strafraum wird er über 6 bis 8m von Nr. 6 (Aue) am Trikot festgehalten, so dass dadurch sein Tempo deutlich langsamer wird. Im Strafraum dann kann Nr. 6 den Angreifer endgültig stoppen und zu Fall bringen. Würde der Ablauf der Szene fotografisch analysiert, so wäre das Vergehen abschnittsweise deutlich. Es ist richtig, dass der SR mit dem Pfiff wartet, bis der Angreifer im Strafraum ist, so dass dann der größtmögliche Nachteil für den regelwidrig spielenden Abwehrspieler entsteht. Das sind die Rote Karte und der Strafstoß. 15

Szene 8 SC Paderborn - MSV Duisburg (Nr. 31530) Zu 3: Ein Angriff läuft auf das Tor von Paderborn. Nr. 23 (MSV) führt den Ball am Fuß und will kurz vor dem Torraum den Torwart von Paderborn umspielen, um den Ball dann mit dem rechten Fuß ins Tor zu schießen. Der Torwart stürzt sich zum Ball, verfehlt diesen und hält den Angreifer am Fuß, so dass dieser zu Fall kommt und seine gute Torchance nicht nutzen kann. Die Rote Karte gegen den Torwart und ein Strafstoß sind die notwendigen Strafen. Szene 9 Jahn Regensburg - MSV Duisburg (Nr. 30131) Zu 3: Nr. 12 (Jahn) bekommt einen Pass zugespielt und läuft auf das Tor des MSV zu. Er führt den Ball sicher am Fuß und wird zunächst noch außerhalb des Strafraumes von Nr. 25 (MSV) am Arm gehalten, kann sich aber losreißen. Anschließend dringt er in den Strafraum des MSV ein und wird weiter von Nr. 25 (MSV) verfolgt, der den Angreifer jedoch nicht mehr erreichen kann und ihn deshalb regelwidrig zu Fall bringt. Die noch dahinter laufende Nr. 5 (MSV) ist zu weit hinter diesen beiden Spielern und kann ebenfalls nicht mehr eingreifen. Die Rote Karte gegen Nr. 25 und der Strafstoß sind die korrekte Konsequenz. Szene 10 Hannover 96 - FC Schalke 04 (Nr. 40312) Zu 3: Zur Bewertung einer Szene auf Notbremse mit den daraus folgenden Konsequenzen gehören folgende Parameter: 1. Besteht durch die Nähe des Angreifers zum Tor eine klare Torchance? 2. Liegt eine zentrale Position des Angreifers in Richtung Tor vor? 3. Steht der Angreifer kurz vor einem erfolgreichen Torabschluss? 4. Steht eine unmittelbare Ballkontrolle bevor oder kontrolliert t der Angreifer den Ball sogar und zieht mit großer Dynamik in Richtung Tor? 5. Befindet sich kein weiterer Abwehrspieler in unmittelbarer Nähe, der noch regelgerecht eingreifen könnte? In dieser Szene sind die Punkte 1. bis 4. sicher ohne Wenn und Aber mit Ja zu beantworten. Und auch zum Punkt 5. muss es ein Ja geben, denn der Spieler mit Nr. 2 (Schalke 04) befindet sich im Moment des Geschehens in ca. 2m Distanz und kann regelgerecht nicht mehr eingreifen. Deutlich wird dies, wenn die Szene nach 30 Sekunden angehalten wird. Als taktisch notwendiges Foul wird die Notbremse in manchen Fachkreisen bezeichnet, wenn wieder mal ein Abwehrspieler einen Angreifer in einer aussichtsreichen Position zum Tor regelwidrig an der Torerzielung gehindert hat. Und auch das absichtliche Handspiel auf der Torlinie ist nicht die Ausnahme, um ein Tor zu verhindern. 16