TILL WARWAS Innen und Aussen
TILL WARWAS Innen und Aussen 9. November - 15. Dezember 2012 Titel: Landschaft in der Südheide, 2012 (Ausschnitt) 120 x 119 cm, Acryl auf Leinwand Großer Plan 14 Telefon 05141 / 28421 www.galerie-halbach.de
Innen und aussen Der Beruf des Künstlers mag sich in vielem von anderen Tätigkeiten unterscheiden. In einer Hinsicht aber ist er den meisten Professionen ähnlich. Ist ein Arbeitstag nicht gut verlaufen oder scheint ein Bild misslungen, kennt die Unzufriedenheit zunächst keine Grenzen. Natürlich könnte ich mir sagen: Was regst du dich auf, das passiert dir nicht das erste Mal, und schließlich ist morgen auch noch ein Tag. Das mag helfen, dennoch bleibt ein Gefühl des Ärgers und die Sorge zurück, ob sich der Himmel der Inspiration wohl am nächsten Tag aufhellen möge. Zum Glück überwiegen die guten Momente und die sich immer wieder erneuernde Freude des Schaffens. Viele der hier zum ersten Mal in der Galerie Halbach gezeigten Bilder tragen dieses Ringen in sich. Sie sind in gewisser Weise die schöpferische Ernte eines ganzen Jahres. Als Maler brauche ich das sichtbare Motiv. Zuerst war die Lust am Malen da, von den Eltern ermuntert. Später, mit steigendem Ehrgeiz, ging es darum, ein Pferd oder einen Faltenwurf darstellen zu können. Während des Studiums habe ich in der Malerei einiges versucht, das mir bis heute nützlich ist. Unter anderem probierte ich auch ohne Motiv oder Idee zu malen. Allerdings führte dies dazu, dass sich immer wieder neue, während der Arbeit an einem Bild aufkommende Einfälle überlagerten. Dabei konnte ich mich nicht entscheiden, welchem ich nun den Vorzug geben sollte. Die Rückkehr zum Malen nach dem sichtbaren Gegenstand kam daher einer Befreiung gleich. Denn nun hatte ich den ersehnten roten Faden. Motive, an denen meine Malerei sich entzünden konnte. Der Gegenstand wurde und blieb meine wichtigste Inspirationsquelle. Wie in manchen Regionen unserer Erde, gibt es auch für meine künstlerische Arbeit eigentlich nur zwei Jahreszeiten. Statt Frühling, Sommer, Herbst und Winter, erlebe ich das Jahr unterteilt in Landschaftsmalerei und Stilllebenzeit. Meine Landschaften entstehen fast alle unter freiem Himmel, sozusagen vor der Natur. Nun ist diese Art des Malens keine geringe Aufgabe. Zuerst einmal ist man den Launen des Wetters unterworfen, an sehr belebten Plätzen den allzu neugierigen menschlichen Beobachtern. Über die Kommentare, die man dabei zu hören bekommt, ließe sich leicht ein ganzes Buch schreiben. Die eigentliche Herausforderung aber ist, aus den flüchtigen Erscheinungen des Lichts und der Farben und dem sich verändernden Himmel, ein Bild, also etwas dauerhaftes zu destillieren. In dieser Situation müssen rasch Entscheidungen über Komposition, Farbe und Stimmung getroffen werden. Ich mag diesen Zustand, da ich häufig nicht weiß, was mich erwartet. Die kleinen, im Freien gemalten Bilder entstehen so in wenigen Stunden. Für die größeren kehre ich, falls es das Wetter erlaubt, in den nächsten Tagen zurück. Obwohl ich in der Stadt lebe, folge ich, soweit das möglich ist, dem Rhythmus der Natur. Häufig lege ich weite Wege zurück, um Rapsfelder, eine überschwemmte Wiese oder eine eingeschneite Flusslandschaft zu malen. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen, insbesondere bei den Symposien der Norddeutschen Realisten, hat mich in den vergangenen zehn Jahren an die unterschiedlichsten und schönsten Orte, nicht nur in Norddeutschland, geführt. In diesem Katalog finden sich einige Zeugnisse der gemeinsamen Arbeitsaufenthalte. Sie stammen von Föhr, Sylt, der Hohwachter Bucht oder der Lüneburger Heide. Die meisten Blumenbilder und Landschaften mit Raps, entstanden in diesem Frühjahr in Gelting an der Ostsee. Jedes Jahr arbeite ich als Gast meines früheren Lehrers Klaus Fußmann in der wunderbaren Landschaft Ost-Angelns, zwischen Kappeln und Flensburg. Auf den Reisen im Sommer, gemeinsam mit meiner Frau, die nicht unbedingt der Arbeit gewidmet sind, kann ich meine künstlerische Neugier nicht zu Hause lassen. In dieser Zeit setzte ich mich mit der anspruchsvollen Aquarellmalerei auseinander. Dabei versuche ich, das Licht, die Struktur der Landschaft und die Architektur der Orte einzufangen. Schnell wird dies zur Hauptbeschäftigung und alle Bemühungen Ähnliches wie Urlaub zu machen, beiseitegeschoben.dem Stillleben gilt ein Hauptaugenmerk meiner Arbeit. Vorwiegend während der langen, dunklen Wintermonate, widme ich mich diesem häufig unterschätzten Sujet. Hier kann ich inzwischen auf einen großen Erfahrungsschatz unterschiedlichster Ansätze zurück blicken. Auch in den meisten Stillleben findet sich dieser Bezug zur Natur wieder. So gibt es nur für einen überschaubaren Zeitraum die Möglichkeit, aus frischen Zitronen, Quitten, Flieder oder Rosen ein Stillleben zu gestalten. Alle Stillleben baue ich vor mir im Atelier auf. Wer sich häufig mit diesem Sujet befasst hat, stellt irgendwann 4 Vorwort Vorwort 5
Dünenkante, Nachmittag, 2010 90 x 120 cm, Öl auf Leinwand fest, dass es eigentlich nichts gibt, über das man sich keine Gedanken machen muss. Denn im Unterschied zur Landschaft, in der ich mich mit etwas Vorgefundenem auseinandersetze, bestimme ich hier alles selbst. Bei mir beginnt dies mit einem oder mehreren Gegenständen, die ich gerne malen möchte. Oft sind es Blumen oder Früchte oder ein Stück rotes Papier, in das der Blumenhändler seine Ware eingewickelt hat. Die eigentliche Aufgabe beginnt schon jetzt. Wie soll ich die Dinge ins Bild setzen? Den Anfang macht die Frage des Hintergrunds, dann entscheide ich, wie ich die Gegenstände positioniere. Um sie in eine spannungsvolle Beziehung zu einander zu bringen, ordne ich sie ihrer Form und Farbe folgend. Auch die Zwischenräume sind von kompositorischer Bedeutung. Erst nachdem der Aufbau abgeschlossen ist, beginne ich mit dem Malen, meinem eigentlichen Vergnügen. Es bereitet mir Freude, unterschiedliche Materialien, wie Tücher, Glas, Keramik oder Blüten in ihrer stofflichen Präsenz herauszuarbeiten. Während dieser Arbeit befinde ich mich in einer ständigen Spannung. Es ist nie sicher, ob es mir gelingen wird, die Faszination, die von den Dingen ausgeht, in meinem Bild zu verwirklichen. In gewisser Weise schließt sich hier der Kreis, denn Malen ist immer der Versuch, sich die Welt, auch in sinnlicher Form, anzueignen, sei es draußen vor der Natur oder im Atelier. Till Warwas, November 2012 6 Vorwort 7
Hortensien, Treworgey, 2012 38 x 37 cm, Aquarell Bei Polruan, Cornwall, 2012 29 x 38 cm, Aquarell 8 9
Düne am Oststrand, 2011 30 x 50 cm, Öl auf Leinwand Strand bei Utersum, 2012 50 x 100 cm, Öl auf Leinwand 10 11
Kleines Siel, 2012 70 x 90 cm, Öl auf Leinwand Straße bei Groß-Quern (Angeln), 2012, 30 x 45 cm, Öl auf Leinwand 12 13
Drei Tulpen, 2012 20 x 30 cm, Öl auf Karton Tulpen, 2012 25 x 25 cm, Öl auf Leinwand 14 15
Rapsfeld in Angeln (Studie), 2012 20 x 30 cm, Öl auf Karton An der Godel, 2012 50 x 70 cm, Öl auf Leinwand 16 17
Septembernachmittag, 2012 55 x 75 cm, Öl auf Leinwand Raps bei Ohrfeldhaff, 2012 60 x 80 cm, Öl auf Leinwand 18 19
Kommode, 2012 70 x 80 cm, Acryl auf Leinwand Stillleben mit weissem Tuch, 2012 70 x 80 cm, Acryl auf Leinwand 20 21
Am Wasser, Kampen, 2010 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand Strand bei Sehlendorf, 2012 40 x 60 cm, Öl auf Leinwand 22 23
Gehöft bei Koppelheck, 2012, 50 x 70 cm, Öl auf Leinwand Fleet, Spiegelung, 2012 80 x 100 cm, Öl auf Leinwand 24 25
Flieder und Äpfel, 2011 50 x 70 cm, Acryl auf Leinwand Stillleben mit drei Quitten, 2011 50 x 70 cm, Acryl auf Leinwand 26 27
Rotes Kliff, 2011 80 x 70 cm, Öl auf Leinwand Spaziergänger am Strand (Wyk), 2012 25 x 40 cm, Öl auf Leinwand 28 29
Rapsfeld in Angeln, (Rüde SH) 40 x 50 cm, Öl auf Leinwand In der Südheide, 2011 60 x 80 cm, Öl auf Leinwand 30 31
Wald am Meer, 2012 70 x 80 cm, Öl auf Leinwand Wilder Mohn, 2012 24 x 30 cm, Öl auf Leinwand 32 33
Steingut und Emaille, 2011 80 x 100 cm, Acryl auf Leinwand Vor dem Spiegel, 2012 60 x 70 cm, Acryl auf Leinwand 34 35
Sonnenblumen, 2012 60 x 70 cm, Öl auf Leinwand Quittenstillleben, 2010 60 x 60 cm, Acryl auf Leinwand 36 37
Till Warwas 1962 in Bremen geboren 1982 Abitur und Zivildienst 1984 Umzug nach Berlin, Beginn des Studiums der freien Malerei an der HdK, bei Prof. Klaus Fußmann 1990 Meisterschüler Seitdem freischaffender Künstler Ab 2002 regelmäßige Teilnahme an den Pleinairs der Norddeutschen Realisten. Dozent der Akademie für Malerei, Berlin und Sommerakademie Ottersberg. Arbeitsaufenthalte u.a. in Frankreich, Italien, Polen, Dänemark, an Nord-und Ostsee, sowie im Rheingau. Der Künstler wird von zahlreichen Galerien in Deutschland vertreten, seine Werke befinden sich in privatem und öffentlichem Besitz. Till Warwas lebt und arbeitet in Bremen. 38 Vita Vita 39
a u s s t e l l u n g e n ( a u s w a h l ) 1987 Galerie Binhold, Berlin (E) 1988 RNB, Hamburg (E) 1990 Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (mit Klaus Fußmann und Heinrich Honkomp) Seit 1991 Beteiligungen ab der FBK Berlin 1994 Kleines Haus, Delmenhorst (E) 1995 Villa Ichon, Bremen (E) 1996 Galerie Maurer, Füssen (E) 1997 Galerie Binhold, Berlin (E) 1998 Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (E) 1999 Kunstverein Ganderkesee (E) 2000 Galerie am Haff, Steinberghaff 2001 Galerie Pfundt, Berlin 2002 Kunstverein Hohenaschau (E) Die Norddeutschen Realisten in Schwansen Galerie der Sparkasse Eckernförde Galerie Mönch, Bremen (E) 2003 Landesvertretung Bremen in Berlin (E) Die Norddeutschen Realisten in Heikendorf, Künstlermuseum Heikendorf, Kieler Förde Galerie 73, Uenzen (mit Hans-Joachim Billib) BIG, Bremen (E) 2004 Kunstverein Osterholz-Scharmbeck, (E) Weltanschauung, 15 Jahre Norddeutsche Realisten, Kunsthalle Gießen Kunsthandlung Messerschmidt, Flensburg (mit Lars Möller) Die Norddeutschen Realisten in Blankeneese, Museum Altona, Hamburg 2005 Petit Fleur, Kunsthaus Müllers, Rendsburg An der Ostsee, Schifffahrtsmuseum Flensburg, (mit Hans-Joachim Billib und Klaus Fußmann) Arthus Galerie, Zell a.h. (mit Lars Möller und Nikolaus Störtenbecker) Obere Treenelandschaft, Pleinair mit den Norddeutschen Realisten. Europäische Akademie, Sankelmark 2006 Galerie Schmalfuss, Marburg Stiftung Overbeck, Vegesack Die Norddeutschen Realisten im Landkreis Osterholz, Gut Sandbeck, Osterholz-Scharmbeck Berlin Art, Kunsthaus Müllers, Rendsburg 2007 Galerie Mönch, Bremen (E) Kunsthandlung Messerschmidt, Flensburg (E) Kunsthaus Müllers, Rendsburg, (mit Christopher Lehmpfuhl ) Königin-Christinen-Haus, Zeven (E) 2008 Galerie Art Mayence, Mainz (E) Galerie Scherfose, Kassel (E) Die Alster von der Quelle bis zur Mündung Pleinair Norddeutsche Realisten, Galerie im Elysee, Hamburg Berlinart Galerie Müllers, Rendsburg 2009 Internationales Maritimes Museum Hamburg HH Hafenansicht 2009 Malerei der Norddeutschen Realisten Galerie Gisela Heier, Wiesbaden Die Norddeutschen Realisten im Rheingau Flensburg Fjord (mit Lars Möller und Ulf Petermann) Schifffahrtsmuseum Flensburg und Kunsthandlung Messerschmidt Galerie Art Mayence, Mainz (mit Katja Krouppa) Museum Eckernförde (mit Frauke Gloyer) Galerie Halbach, Celle (E) Probstei im Blick Acht Norddeutsche Realisten, Probstei Museum Schönberg Galerie Elbchaussee, Hamburg (mit Lars Möller und Ulf Petermann) Kunstverein Nordenham (E) 2010 Sylt (mit Lars Möller und Ulf Petermann) Galerie Mönch, Bremen Haus Peters, Tetenbüll, (E) Kulturstiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven, (E) Stadtgalerie Westerland, Sylt (mit Ulf Petermann und Lars Möller) Kunsthandlung Messerschmidt, Flensburg ( E) Galerie Rose, Hamburg (mit Lars Möller und Ulf Petermann) Galerie Rosen, Hamburg (zusammen mit Lars Möller, Ulf Petermann und Frank Suplie) Galerie Aviva, Essen, (E) Landschaften-Blumen-Stillleben 2011 Kunsthaus Müllers, Rendsburg ( zusammen mit Lars Möller und Ulf Petermann) Landschaften und Stillleben Galerie am Savignyplatz, Berlin (E) Meerbilder Galerie Art Mayence, Mainz (mit Lars Möller und Ulf Petermann) Malerei Kunsthaus Müllers, Rendsburg (E) Stillleben Galerie Moderne, Bad Zwischenahn Landschaften und Stillleben Galerie Steinrötter, Münster (E) Die Norddeutschen Realisten in Celle, Schloss Celle-Gotische Halle, Galerie Halbach, Celle 2012 Die Norddeutschen Realisten auf Sylt Stadtgalerie Westerland, Sylt Till Warwas, Landschaften und Stillleben (E) Galerie Mühlfeld und Stohrer, Frankfurt/Main Föhr Malerische Erkundung einer Insel Gemeinschaftsausstellung mit Lars Möller und Ulf Petermann Dr. Carl Häberlin-Friesen-Museum, Wyk auf Föhr und in der Galerie Lüth, Husum-Schobüll Von Küste, Land und Stadt Galerie Meyer Lüneburg Mit Tobias Duwe und Ulf Petermann Innen und Aussen Till Warwas, Malerei (E) Galerie Halbach, Celle 40 Ausstellungen Ausstellungen 41
L i t e r a t u r ( a u s w a h l ) Katalog Ausstellung Kunstverein Hohenaschau 2002, Till Warwas, Malerei, Edition Jürgen an Mey 2007, Till Warwas, Malerei, Ausstellung Galerie Halbach,Celle, 2009, Till Warwas, Die Kunstakademie, Faszination Ölmalerei, Zeitgenössischer Realismus, Englisch Verlag, Wiesbaden 2009 Till Warwas, Malerei, Ausstellung Kunsthaus Müllers, Rendsburg 2011 Till Warwas, Die Kunstakademie, Ölmalerei Blumen, Zeitgenössische Bildkunst, Englisch Verlag, Wiesbaden 2011 Till Warwas, Innen und Aussen, Ausstellung Galerie Halbach, Celle, 2012 Till Warwas, Galerie Halbach Bildnachweise: S.5 Liskeard, Cornwall, 2012, Foto: Petra Elisabeth Sirowatka; S.6 Symposium Hohwacht 2012, Foto: Florian Selig; S.6, Im Atelier, Bremen, Foto: Petra Elisabeth Sirowatka; S.38, Symposium Hohwacht, 2012, Foto: Florian Selig Gestaltung: Christin Wendefeuer www.ceelive.de Druck und Weiterverarbeitung: Ströher Druck, Celle Auflage: 1.000 Stück Rückseite: Weisses Stillleben, 2011 60 x 80 cm, Acryl auf Leinwand Galerie Halbach Großer Plan 14 29221 Celle Telefon: 05141/28421 www.galerie-halbach.de 42 Literatur 43
44 über 40 Jahre