White Paper. Lichtbogenschutz Integration von Arc Guard System TM (TVOC-2) und offenen Leistungsschaltern der Baureihe Emax

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Transkript:

White Paper Lichtbogenschutz Integration von Arc Guard System TM (TVOC-2) und offenen Leistungsschaltern der Baureihe Emax

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Lichtbogenschutz Integration von Arc Guard System TM (TVOC-2) und offenen Leistungsschaltern der Baureihe Emax Inhalt 1. Einführung... 4 2. Lichtbögen... 5 2.1. Das Phänomen Lichtbogen... 5 2.2. Auswirkungen von Lichtbögen in Schaltgerätekombinationen...5 2.3. Auswirkungen von Lichtbögen auf den menschlichen Körper... 6 3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept)... 7 4. Anwendungsbeispiel... 16 2CDC170004B0101 3

1. Einführung In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Benutzer im Zusammenhang mit der Frage der Sicherheit elektrischer Anlagen auf eines der gefährlichsten und zerstörerischsten Phänomene der Elektrophysik aufmerksam gemacht: den Lichtbogen. Aufgrund dieses Phänomens kommt es zu einem Überdruck im Gerät und infolgedessen zu einer punktuellen Überhitzung, die wiederum eine erhebliche mechanische und thermische Beanspruchung in den Geräten hervorrufen können. Für Lichtbogenunfälle kann es verschiedene Ursachen geben, beispielsweise menschliches Versagen, fehlerhafte Leitungen, Tiere usw. Am häufigsten ereignen sich Unfälle während Wartungs- oder Installationsarbeiten an der Schaltanlage. Zu diesem Zweck muss in der Regel die Gehäusetür geöffnet werden. Bei geöffneter Gehäusetür ist der Schutz einer lichtbogenbeständigen Schaltanlage erheblich herabgesetzt. Das Lichtbogenüberwachungssystem bildet daher einen unverzichtbaren Bestandteil eines modernen Schaltanlagenkonzepts. Glücklicherweise sind Unfälle selten, haben jedoch häufig gravierende Folgen, wie schwere Verletzungen oder Todesfälle. In vielen Fällen gehen damit lange Ausfallzeiten und Schäden an der Anlage einher. Aus diesem Grund ist das Vorhandensein einer absolut zuverlässigen, stabilen Sicherheitslösung von entscheidender Bedeutung. Dieses Dokument liefert die notwendigen Informationen für die korrekte Anwendung und Integration des neuen Lichtbogenüberwachungssystems Arc Guard System TVOC-2 von ABB, das dank optischer Sensoren Lichtbögen erkennt, in Kombination mit den SACE Leistungsschaltern von ABB. Dieses White Paper dient nicht der Erläuterung des Konzepts schaltlichtbogenbeständiger Anlagen, sondern der Beschreibung eines aktiven Schutzsystems, das zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen eingesetzt wird. 4 2CDC170004B0101

2. Lichtbögen 2.1. Das Phänomen Lichtbogen Ein Lichtbogen entsteht infolge einer Gasentladung. Diese tritt auf, wenn die Spannung zwischen zwei Punkten das elektrische Isoliervermögen des dazwischen befindlichen Gases übersteigt. Unter entsprechenden Bedingungen entsteht ein Plasma, das den elektrischen Strom leitet, bis das Schutzgerät auf der Versorgungsseite öffnet. Gase, die unter normalen Bedingungen gute Isolierstoffe sind, können jedoch infolge einer Veränderung ihrer chemisch-physikalischen Eigenschaften, z. B. aufgrund eines Temperaturanstiegs oder anderer äußerer Einflüsse, zu elektrischen Leitern werden. Zur Veranschaulichung der Entstehung eines Lichtbogens eignet sich die Erklärung der Vorgänge beim Öffnen bzw. Schließen eines Stromkreises. Beim Öffnen eines Stromkreises beginnen sich die Kontakte des Schutzgeräts zu öffnen und bieten so dem Strom eine immer kleiner werdende Durchtrittsmöglichkeit; infolgedessen trifft der Strom auf einen wachsenden Widerstand, woraus sich wiederum ein Temperaturanstieg ergibt. Sobald sich die Kontakte öffnen, übersteigt das auf den Stromkreis wirkende elektrische Feld die Spannungsfestigkeit der Luft und bewirkt durch eine Entladung einen Durchschlag. Die hohe Temperatur verursacht eine Ionisierung der umgebenden Luft, durch die der Strom in Form eines Lichtbogens weiterfließt. Neben der thermischen Ionisierung erfolgt aufgrund der thermoionischen Emission (Edison-Richardson- Effekt) eine Elektronenemission aus der Kathode. Die Ionen, die im Gas aufgrund der durch die sehr hohe Temperatur verursachten Kollision entstehen, werden im elektrischen Feld beschleunigt, treffen auf die Kathode und setzen bei der Kollision Energie frei. Auf diese Weise ergibt sich eine örtlich begrenzte Aufheizung, die zur Elektronenemission führt. Der Lichtbogen bleibt bestehen, solange die Spannung an seinen Enden die erforderliche Energie liefert, um die Menge der abgegebenen Wärme auszugleichen und die geeigneten Temperaturbedingungen aufrechtzuerhalten. Wird der Lichtbogen gestreckt und gekühlt, sind die Bedingungen für sein Vorhandensein nicht mehr gegeben, und er erlischt. Analog dazu kann ein Lichtbogen auch infolge eines Kurzschlusses zwischen Phasen entstehen. Bei einem Kurzschluss handelt es sich um eine Verbindung mit niedriger Impedanz zwischen zwei Leitern mit unterschiedlicher Spannung. Der Leiter, der die Verbindung mit niedriger Impedanz darstellt (z. B. ein Werkzeug aus Metall, das auf den Stromschienen im Gehäuse vergessen wurde, ein Verkabelungsfehler oder der Körper eines Tieres, das in das Gehäuse gelangt ist) unterliegt der Potenzialdifferenz, d. h. durch ihn fließt je nach Eigenschaft des Stromkreises ein relativ hoher Strom. Das Fließen des hohen Fehlerstroms verursacht eine Überhitzung der Kabel oder der Stromschienen, bis die Leiter im unteren Abschnitt schmelzen. Schmilzt ein Leiter, entspricht dies den Bedingungen beim Öffnen des Stromkreises. Zu diesem Zeitpunkt entsteht ein Lichtbogen, der erhalten bleibt, bis die Schutzgeräte reagieren oder solange die erforderlichen Bedingungen für sein Vorhandensein bestehen. Charakteristisch für die Folgen eines Lichtbogens sind die starke Ionisierung des umgebenden Gases, der reduzierte Abfall der Anodenund Kathodenspannung (10 V bzw. 40 V), eine hohe bis sehr hohe Stromdichte in der Mitte der Säule (in der Größenordnung von 10 2-10 3 bis zu 10 7 A/cm 2 ), sehr hohe Temperaturen (mehrere tausend C) stets in der Mitte der Stromsäule sowie in Niederspannungsanwendungen ein Abstand zwischen den Enden, der zwischen einigen Mikrometern und einigen Zentimetern variiert. 2.2. Auswirkungen von Lichtbögen in Schaltgerätekombinationen In der Nähe der Hauptgeräte, d. h. in der Nähe großer elektrischer Maschinen wie Transformatoren oder Generatoren, ist die Kurzschlussleistung hoch und folglich auch die Energie in Verbindung mit dem Störlichtbogen. 2CDC170004B0101 5

2. Lichtbögen Ohne sich komplizierter mathematischer Beschreibungen dieses Phänomens zu bedienen, lassen sich die ersten Sekunden der Lichtbogenbildung in einem Feld schematisch in vier Phasen darstellen: 1. Komprimierungsphase: In dieser Phase wird das vom Lichtbogen beanspruchte Luftvolumen aufgrund der stetigen Energiezuführung überhitzt. Durch Konvektion und Strahlung erwärmt sich das verbleibende Luftvolumen innerhalb des Felds. Anfangs weisen die einzelnen Bereiche unterschiedliche Temperatur- und Druckwerte auf. 2. Ausdehnungsphase: Vom ersten Moment des Ansteigens des Innendrucks an bildet sich ein Loch, durch das die überhitzte Luft ausströmt. In dieser Phase erreicht der Druck seinen Maximalwert und beginnt dann aufgrund des Ausströmens der heißen Luft zu sinken. 3. Emissionsphase: In dieser Phase wird aufgrund der stetigen Energiezuführung durch den Lichtbogen nahezu die gesamte Luft unter nahezu konstantem Überdruck zum Ausströmen gezwungen. 4. Thermische Phase: Nach dem Ausströmen der Luft erreicht die Temperatur innerhalb der Schaltanlage nahezu die Temperatur des Lichtbogens. Damit beginnt die letzte Phase, die andauert, bis der Lichtbogen gelöscht wird, und in der alle Metalle und Isolierstoffe, die damit in Berührung kommen, unter Entstehung von Gasen, Rauch bzw. Dämpfen und geschmolzenen Materialpartikeln erodieren. Entsteht ein Lichtbogen in einer offenen Konfiguration, treten einige der beschriebenen Phasen möglicherweise nicht auf oder haben geringere Auswirkungen; es kommt jedoch in jedem Fall zu einer Druckwelle und einem Temperaturanstieg im Bereich rund um den Lichtbogen. Die folgenden Daten sollen die Gefahr veranschaulichen, die ein Aufenthalt in der Nähe eines Lichtbogens darstellt: Druck: In einer Entfernung von etwa 60 cm von einem Störlichtbogen mit einer Stärke von 20 ka ist ein Mensch einer geschätzten Kraftwirkung von 225 kg ausgesetzt; darüber hinaus kann die plötzlich auftretende Druckwelle zu einer dauerhaften Schädigung des Trommelfells führen. Temperatur: Ein Lichtbogen kann eine Temperatur von 7.000-8.000 C erreichen. Schall: Der Schallpegel eines Lichtbogens kann bis zu 160 db betragen, der Schallpegel eines Schusses aus einer Schrotflinte lediglich 130 db. 2.3. Auswirkungen von Lichtbögen auf den menschlichen Körper Die Informationen in den vorhergehenden Kapiteln lassen bereits darauf schließen, dass Lichtbögen für Menschen und Ausrüstung eine Gefahrenquelle darstellen. Menschen sind durch die beim Entstehen eines Lichtbogens freigesetzte Energie folgenden Gefahren ausgesetzt: Einatmen giftiger Gase; Verbrennungen; Verletzungen durch umherfliegende Teile; Gehörschäden. Einatmen giftiger Gase Der Rauch bzw. die Dämpfe, die beim Verbrennen von Isolierstoffen und beim Schmelzen bzw. Verdampfen von Metallen entstehen, können giftig sein. Sie entstehen durch die unvollständige Verbrennung und bestehen aus Kohlenstoffpartikeln und anderen Feststoffen, die in der Luft schweben. Verbrennungen Die durch den Lichtbogen verursachte hohe Temperatur der Gase und die Abstoßung glühender Metallpartikel kann bei Menschen zu mehr oder minder schweren Verbrennungen führen. Flammen können alle Verbrennungsgrade bis hin zur Verkohlung (4. Grad) hervorrufen: Rotglühende Festkörper, beispielsweise die Metallteile der betroffenen Baugruppe, verursachen Verbrennungen 3. Grades, überhitzter Dampf führt zu ähnlichen Verbrennungen wie heiße Flüssigkeiten, wohingegen die Strahlungswärme in der Regel weniger schwere Verbrennungen zur Folge hat. Verletzungen durch umherfliegende Teile Die Teile, die durch die vom Lichtbogen ausgehende Explosion abgestoßen werden, können zu Verletzungen der empfindlichsten Körperregionen eines Menschen führen, beispielsweise der Augen. Durch die vom Lichtbogen ausgehende Explosion abgestoßene Teile können die Hornhaut des Auges durchdringen und es schädigen. Das Ausmaß der so verursachten Verletzung ist abhängig von den Eigenschaften und der kinetischen Energie dieser Teile. Darüber hinaus kann es in der Augenpartie aufgrund der durch den Lichtbogen freigesetzten Gase zu Schädigungen der Schleimhaut kommen, während eventuell auftretende Ultraviolett- und Infrarotstrahlung je nach Wellenlänge die Hornhaut und die Netzhaut verletzen kann. Gehörschäden Wie bereits erläutert ist das Entstehen eines Lichtbogens mit einer Explosion vergleichbar, und der verursachte Schall kann bleibende Gehörschäden verursachen. 6 2CDC170004B0101

3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept) Die Sicherheit bei der Installation sowie für Bediener im Fall eines Lichtbogens in einer Niederspannungsschaltanlage kann durch drei verschiedene Konstruktionskonzepte gewährleistet werden: 1. Anlagen mit mechanischer Lichtbogenbeständigkeit (passiver Schutz) 2. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Schaltlichtbögen (aktiver Schutz) 3. Anlagen mit Leistungsschaltern mit Strombegrenzungsfunktion Diese drei Möglichkeiten wurden in der Industrie erheblich weiterentwickelt und werden von den führenden Herstellern von Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen erfolgreich eingesetzt (auch in Kombination). Auf den folgenden Seiten werden vor allem die Geräte behandelt, die die Auswirkungen von Schaltlichtbögen aktiv begrenzen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich ein aktiver Schutz im Vergleich zum passiven Schutz deutlich komplexer gestaltet, da zusätzliche elektromechanische/elektronische Geräte vorhanden sind, die ebenfalls Störungen oder Auslösefehlern unterliegen können. Beim aktiven Schutz soll durch den Einbau von Geräten zur Begrenzung des Lichtbogens die Beständigkeit gegen Störlichtbögen garantiert werden. Hierzu gibt es zwei möglich Ansätze: Begrenzung der zerstörerischen Wirkung des Lichtbogens nach seinem Auftreten mithilfe von Überdruckdetektoren Begrenzung der zerstörerischen Wirkung des Lichtbogens nach seinem Auftreten mithilfe von Lichtbogendetektoren (Arc Guard System TVOC-2) Die erste Möglichkeit besteht darin, die Anlage mit Detektoren zur Erkennung eines Überdrucks im Zusammenhang mit Lichtbögen auszustatten. Wie bereits erläutert, zählt die Überdruckwelle zu den Auswirkungen des Lichtbogens innerhalb einer Anlage. Folglich besteht die Möglichkeit, Drucksensoren zu installieren, die die Druckspitze im Zusammenhang mit der Zündung des Lichtbogens mit einer Verzögerung von 10-15 ms melden können. Dieses Signal wirkt auf den Leistungsschalter auf Versorgungsseite, ohne die Auslösezeiten der Selektivitätsschutzeinrichtungen abzuwarten, die naturgemäß länger sind. Für ein solches System wird keine elektronische Verarbeitungseinheit benötigt, da es direkt auf den Arbeitsstromauslöser (Shunt Opening Release, SOR) des Leistungsschalters wirkt. Natürlich ist es entscheidend, das Gerät auf feste Auslöseschwellenwerte einzustellen. Bei Erreichen eines festgelegten Überdrucks im Innern der Anlage löst der Lichtbogendetektor aus. Es ist jedoch schwierig, im Vorfeld den Überdruckwert zu definieren, der bei einer Lichtbogenstörung in einer Schaltanlage auftritt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Anlage mit Detektoren zur Erkennung des Lichtstroms im Zusammenhang mit dem Lichtbogenphänomen auszustatten (Lichtbogendetektoren). Ein Lichtbogendetektor arbeitet wie folgt: Er erkennt das Auftreten eines Lichtbogens innerhalb der Schaltanlage aufgrund der damit einhergehenden starken Lichtstrahlung. Das Lichtbogenüberwachungssystem erkennt das Ereignis und sendet ein Auslösesignal an den Leistungsschalter. In diesem Fall beträgt die Reaktionszeit der Erkennung etwa 1 ms. Abbildung 1 1 Abbildung 1 zeigt die möglichen Einbaupositionen für ein solches Gerät in einer Schaltanlage. Idealerweise wird in jedem Schaltschrankelement ein Detektor installiert, um die Länge der Glasfaserkabel zur Signalübertragung auf ein Minimum zu reduzieren. 2 Das Beispiel zeigt die Position der Detektoren in: 1. horizontalem und vertikalem Sammelschienensystem 2. Leistungsschalterfeld 2CDC170004B0101 7

3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept) In Fällen, in denen die Detektoren sehr starkem Lichteinfall ausgesetzt sein können (beispielsweise Blitzlicht einer Kamera, direktes Sonnenlicht), besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen Stromwächter einzubauen, der dem Hauptleistungsschalter vorgeschaltet ist. Auf diese Weise wird das System stromabhängig. Bei Auftreten eines Lichtbogens lösen sowohl der Stromwächter (der aufgrund der Lichtbogenstörung eine Stromanomalie erkennt) als auch der Lichtsensor (der die Lichtstrahlung des Lichtbogens erkennt) aus und sorgen so dafür, dass der Leistungsschalter öffnet. Abbildung 2: Stromwächtereinheit Notwendigkeit von Selektivität Zu den Methoden zum Erreichen von Selektivität zwischen Leistungsschaltern zählt die progressive Anhebung der Stromschwellenwerte und der Auslöseverzögerungen, je näher sich die Schutzeinrichtungen an den Spannungsquellen befinden. Auf diese Weise sorgt ein Kurzschlussstrom (oder Überlaststrom) mit einem bestimmten Wert nach einer festgelegten Verzögerung für das Auslösen der Schutzeinrichtungen auf der Versorgungsseite. Auf diese Weise wird beispielsweise bewirkt, dass eine Schutzeinrichtung auslöst, die sich näher an dem Bereich befindet, in dem die Störung auftritt. Daraus folgt, dass der Wert S (verzögerte Kurzschlussschutzfunktion) in Millisekunden der Leistungsschalter auf der Versorgungsseite sehr hoch eingestellt werden kann, wie das folgende Beispiel zeigt: 1E4s 1E3s 100s 10s E3H 3200 PR123-LSI 3200A T1 Q1 1s 0.1s E2N 1600 PR122-LSI 1600A E1N 800 PR123-LSIG 800A A1 1E-2s 0.1 ka 1 ka 10 ka 100 ka 1E3 ka E3 Die Auslösezeit dieses Systems, das in erster Linie aus dem Leistungsschalter und der TVOC-2 Einheit besteht, beträgt wenige Millisekunden. Es umgeht den Schutzauslöser des Leistungsschalters, dessen Auslösen beispielsweise durch verschiedene Installationsbedingungen verzögert werden könnte: 1. Notwendigkeit von Selektivität 2. Anschluss von Kondensatorbänken 3. elektrische Komponenten mit hohem Einschaltstrom Im Folgenden wird die Notwendigkeit zur Verzögerung der Auslösezeiten in den oben genannten Anwendungsbereichen ausführlich erläutert. E1 E2 Die Abbildung zeigt, dass der sofortige Schutz des Leistungsschalters E3 aufgrund der Anzahl der Leistungsschalter in der Selektivitätskette abgeschaltet sein muss (OFF) (um nachgelagerte Selektivität zu erzielen), während für den verzögerten, für die Schutzfunktion S relevanten Schalter der maximal mögliche Wert eingestellt sein muss (nahezu 1 s). 8 2CDC170004B0101

Anschluss von Kondensatorbänken Die zum Schutz der Kondensatorbänke verwendeten Einrichtungen müssen größenmäßig so ausgelegt sein, dass der Überstrom mit hoher Frequenz (der im ersten Moment einem kurzzeitigen Kurzschluss entspricht) zum Zeitpunkt der Verbindung berücksichtigt wird. Diese Amplitude ist abhängig vom Netzparameter auf der Versorgungsseite und an der Kondensatorbank. Aus diesem Grund muss der Leistungsschalter nicht nur ein angemessenes Schaltvermögen aufweisen, der sofortige Kurzschlussschutz muss außerdem auf den Maximalwert eingestellt oder abgeschaltet werden (OFF), während die Schutzfunktion S aktiviert ist und Verzögerungszeiten eingestellt sind. In diesem Fall ist die Auslösezeit genau wie im vorstehend untersuchten Fall unter Kurzschlussbedingungen abhängig von der Einstellung von t2 (Auslösezeit der Funktion S). Elektrische Komponenten mit hohem Einschaltstrom In diese Gruppe fallen alle elektrischen Geräte, die im Augenblick der Verbindung einen höheren als den Nennstrom aufnehmen, um zu funktionieren. Um während der Stromaufnahme unerwünschte Auslösevorgänge zu vermeiden, müssen natürlich auch in diesen Fällen der sofortige Schutz der Leistungsschalter abgeschaltet (Position OFF) und die Schutzfunktion S aktiviert werden, damit die Maschine aufgrund der eingestellten Verzögerungen anlaufen kann. In diesen Anwendungsbereich fallen beispielsweise Beleuchtungsanlagen (Glühlampen, Leuchtstofflampen usw.) und große elektrische Motoren, in denen Leistungsschalter der Baureihe Emax mit Überstromauslöser PR122/PR123 den Schaltschutz und die Startvorgänge steuern. Ein weiteres Beispiel ist der vom NS/NS-Transformator aufgenommene Einschaltstrom auf Primärseite. Ein solcher Strom, der zur Magnetisierung der Transformatorwicklungen erforderlich ist, kann den bis zu 14-fachen Wert des Nennstroms erreichen. oder Hilfsspannungsversorgung Das Lichtbogenüberwachungssystem erkennt das Auftreten des Lichtbogens und sendet das Auslösesignal an den Leistungsschalter. Dabei werden Auslösezeiten von nur wenigen Millisekunden erreicht, die die Auslösezeit des Schutzauslösers in all jenen Anwendungsbereichen umgehen, in denen für die Überstromauslöser aufgrund von Installationsanforderungen Verzögerungszeiten eingestellt wurden. Die folgende Abbildung veranschaulicht die oben beschriebenen Vorgänge mit dem Lichtbogenüberwachungssystem, bestehend aus einem Leistungsschalter mit einem Arbeitsstromauslöser (SOR) und einer TVOC-2 Einheit: 1E4s 1E3s 100s 10s 1s 0.1s 60-75 ms 1E-2s 0.1kA 1kA 10kA 100kA 1E3kA Lichtbogenüberwachungssystem Emax Zeit Strom LLL SOR L + + S TVOC-2 I I3=OFF Der Kontakt der TVOC-2 Einheit muss mit den Anschlüssen (K4) n.43-44 verbunden werden (oder alternativ () n.53-54 bzw. (K6) 63-64 in Reihe mit dem SOR des Leistungsschalters (Anschlüsse C11-C12) geschaltet werden. 100-240 V AC 100-250 V DC C11 C11 C11 14 12 11 K1 IPoF 24 22 21 K2 Auslös. 34 32 31 K3 Auslös. 43 44 K4 Auslös. 53 54 Auslös. 63 64 K6 Auslös. 73 74 PE A1 N A2 L1 100=240 V AC 100=250 V DC X4 1 YO X4 2 C12 C12 C12 2CDC170004B0101 9

3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept) Um die Zeit zu reduzieren (je kürzer die Zeit, desto schneller das System), kann mit PR122/123 für Emax das interne Modul PR120/K verwendet werden. Die Kontakte dieses Moduls lassen sich individuell konfigurieren und anpassen. Im vorliegenden Fall kann diese Eigenschaft genutzt werden, damit der Leistungsschalter immer dann öffnet, wenn am Eingangskontakt des Moduls ein 24-VDC-Signal eingeht. Dank dieser Möglichkeit können die Gesamtzeiten deutlich gesenkt werden, da sie nicht mehr vom SOR abhängen, sondern vom direkt von der elektronischen Einheit ausgelösten Öffnen des Leistungsschalters. Zeit Strom LLL Nähere Informationen zur Verbindung zwischen dem Eingangskontakt des Moduls PR120/K und der TVOC-2 Einheit bietet das Beispiel auf Seite 17. Die folgende Tabelle zeigt die Komponenten und die jeweiligen Auslösezeiten in Anbetracht der genutzten Konfiguration (mit SOR oder mit Modul PR120/K) ab dem Moment der Erkennung des Lichtstroms bis zu dem Moment, in dem die Kontakte des Leistungsschalters geöffnet sind. E1-E6 Zubehör Leistungsschalter Überstromauslöser Lichtbogenwächter Gesamtzeit* PR121/PR122/ SOR 60-75 ms PR123 TVOC-2 PR122/PR123 PR120K 35-45 ms 1E4s 1E3s 100s 10s 1s L S I I3=OFF *Die Öffnungszeit ist abhängig von: - der Größe der Leistungsschalter; - dem Lichtbogenstörungsstrom. Aus der Tabelle geht deutlich hervor, dass durch den Einsatz des Moduls PR120/K die Gesamtauslösezeiten reduziert werden. Es handelt sich hierbei also im Vergleich zur herkömmlichen Methode mit einem SOR eindeutig um die effizientere Lösung. 0.1s 35-45 ms 1E-2s 0.1kA 1kA 10kA 100kA 1E3kA Lichtbogenüberwachungssystem Emax + + TVOC-2 10 2CDC170004B0101

Beispiele für die steuerbare Betriebslogik: TVOC-2 kann bis zu drei verschiedene Leistungsschalter steuern, da die Möglichkeit besteht, jedem Leistungsschalter eine festgelegte Anzahl von Lichtsensoren zuzuordnen. So kann der Lichtbogenwächter in all jenen Einsatzbereichen verwendet werden, in denen aufgrund des Aufbaus der Anlage bei Auftreten eines Lichtbogens das bloße Öffnen des Hauptleistungsschalters oder sogar aller drei Leistungsschalter nicht ausreicht, sondern eine strikt mit dem Anlagenaufbau verbundene Steuerlogik benötigt wird. Auf den folgenden Seiten sind einige Beispiele für solche Einsatzbereiche mit einer Beschreibung der jeweiligen Betriebslogik aufgeführt. Wie auf den vorhergehenden Seiten bereits erläutert, reduziert das Lichtbogenüberwachungssystem die Auslösezeiten beim Auftreten eines Lichtbogens vor allem durch den Digitaleingangskontakt des Moduls PR120/K. Folglich kann unter diesen Bedingungen bei Auftreten eines Störlichtbogens keine Selektivität erzielt werden, selbst wenn der Lichtbogen auf der Lastseite einer abgehenden Speiseleitung entsteht. Das folgende Beispiel dient der Veranschaulichung der vorstehenden Erläuterung. Abbildung 3 zeigt die Auslösekurven von drei Leistungsschaltern: einer auf Versorgungsseite (QF1) selektiv mit zwei ab gehenden Speiseleitungen (QF2-QF3). Da alle Lichtsensoren den Hauptleistungsschalter steuern, kommt es bei Auftreten eines Störlichtbogens zum Ausfall der gesamten Anlage. Praktisch stellt sich dies so dar, als hätte der Leistungsschalter auf Versorgungsseite eine Schutzfunktion mit sofortigem Ansprechen, durch die alle anhand der Selektivitätsstudie vorgenommenen Einstellungen und Zeitverzögerungen wirkungslos werden. Abbildung 3 Zeit Strom LLL 1E5s 1E4s 1E3s 100s offen 10s QF1 QF1 1s 0.1s 60-75 ms QF3 QF2 QF2 QF3 1E-2s 0.1kA 1kA 10kA 100kA 1E3kA LAST 1 LAST 2 QF1: offen LAST 1 und LAST 2 nicht gespeist 2CDC170004B0101 11

3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept) Um solche Probleme zu umgehen, wenn die Selektivität auch bei Auftreten eines Lichtbogens eine wichtige Rolle spielt, kann die Möglichkeit genutzt werden, mit einer einzigen TVOC-2 Einheit bis zu drei Leistungsschalter zu steuern. Zu diesem Zweck wird jedem Lichtsensor die Aufgabe zugewiesen, einen der drei Leistungsschalter zu öffnen. Auf diese Weise bleibt die Selektivität* des Systems auch bei Auftreten eines Lichtbogens auf der Lastseite einer abgehenden Speiseleitung erhalten (im Beispiel auf der Lastseite von QF2). Die folgende Abbildung veranschaulicht die vorstehende Erläuterung. Der Einfachheit halber sind im Beispiel nur 5 der 30 möglichen Lichtsensoren dargestellt. Zeit Strom LLL 1E5s 1E4s 1E3s 100s 10s X3 X2 X1 QF1 QF1 1s 0.1s 60-75 ms QF2 QF3 offen QF2 QF3 1E-2s 0.1kA 1kA 10kA 100kA 1E3kA LAST 1 LAST 2 QF1 und QF3 geschlossen: LAST 2 gespeist QF2 geöffnet *Um Selektivität im System zu erreichen, darf natürlich kein Lichtsensor durch einen Lichtstrom beeinflusst werden, der den von ihm überwachten Bereich nicht betrifft. Zu diesem Zweck müssen zwischen den Sensoren optische Trennungen vorhanden sein (in der Regel die Metallgehäuse der Felder, s. Abbildung). Darüber hinaus müssen die Lichtsensoren strategisch positioniert werden (nach sorgfältiger Analyse, nicht zufällig), um die betreffenden Bereiche und die Betriebsbereiche zu ermitteln. Dies wird durch die Tatsache vereinfacht, dass es sich im Beispiel um große Energieverteilungsschaltanlagen handelt, deren Innenabmessungen und Metallrahmenstruktur so ausfallen, dass eine Trennung der Sensoren nach ihrem jeweiligen Betriebsbereich möglich ist. 12 2CDC170004B0101

Aus Betriebssicht: Um diese Funktion am Lichtbogenwächter TVOC-2 zu konfigurieren, müssen die links am Gerät befindlichen DIP-Schalter gemäß der folgenden Abbildung richtig eingestellt werden: 43 44 53 54 63 64 Auslös. Auslös. Auslös QF1 QF2 QF3 O N 1 2 3 4 5 6 7 8 X3 X2 X1 Für jedes Lichtsignal, das von einem Lichtsensor der Detektorreihe X2 erkannt wird, bewirkt die TVOC-2 Einheit nur das Auslösen von Leistungsschalter QF2. 43 44 53 54 63 64 Auslös. Auslös. Auslös QF1 QF2 QF3 Auf diese Weise sorgt die TVOC-2 Einheit dafür, dass die Leistungsschalter QF1, QF2 und QF3 wie folgt auslösen: X3 X2 X1 43 44 53 54 63 64 Für jedes Lichtsignal, das von einem Lichtsensor der Detektorreihe X3 erkannt wird, bewirkt die TVOC-2 Einheit nur das Auslösen von Leistungsschalter QF3. Auslös. Auslös. Auslös QF1 QF2 QF3 X3 X2 X1 Nähere Informationen zur Verbindung zwischen dem Leistungsschalter und der TVOC-2 Einheit bietet das Beispiel auf Seite 15. Für jedes Lichtsignal, das von einem Lichtsensor der Detektorreihe X1 erkannt wird, bewirkt die TVOC-2 Einheit nur das Auslösen von Leistungsschalter QF1. 2CDC170004B0101 13

3. Anlagen mit Geräten zur Begrenzung der Auswirkungen von Störlichtbögen (aktives Schutzkonzept) Die folgende Abbildung zeigt ein weiteres Anwendungsbeispiel; in diesem Fall ist das gleichzeitige Öffnen von drei Leistungsschaltern erforderlich. Die Abbildung macht deutlich, dass bei Auftreten eines Lichtbogens das Öffnen eines einzigen Leistungsschalters nicht ausreicht, da der Lichtbogen möglicherweise aus den parallel geschalteten Quellen weiter versorgt werden könnte. In diesem Fall ist es daher von entscheidender Bedeutung, dass alle drei Leistungsschalter öffnen. Auch in diesem Beispiel sind der Einfachheit halber nur 5 der 30 möglichen Lichtsensoren dargestellt. G QF1 zur anderen Versorgungsquelle QF2 QF3 zur anderen Versorgungsquelle zu den passiven Lasten 14 2CDC170004B0101

Aus Betriebssicht: Um diese Funktion an der TVOC-2 Einheit zu konfigurieren, müssen die links am Gerät befindlichen DIP-Schalter gemäß der folgenden Abbildung richtig eingestellt werden: Auf diese Weise sorgt die TVOC-2 Einheit dafür, dass die Leistungsschalter QF1, QF2 und QF3 gleichzeitig auslösen: 43 44 53 54 63 64 O N 1 2 3 4 5 6 7 8 Auslös. Auslös. Auslös. QF1 QF2 QF3 X3 X2 X1 Für jedes Lichtsignal, das von einem Lichtsensor einer der Detektorreihen (X1, X2, X3) erkannt wird, bewirkt die TVOC-2 Einheit das Auslösen aller Leistungsschalter (QF1, QF2, QF3). Informationen zur Verkabelung zwischen den Leistungsschaltern und dem Lichtbogenwächter TVOC-2 bietet das Beispiel auf Seite 17. 2CDC170004B0101 15

4. Anwendungsbeispiel Die folgenden Seiten enthalten ein Anwendungsbeispiel zur ausführlichen Erläuterung der erforderlichen Verbindungen zwischen dem Emax Leistungsschalter mit PR122 LSI, Modul PR120/K und dem Lichtbogenwächter TVOC-2. Bei Auftreten eines Schaltlichtbogens bewirken die Lichtsensoren das Öffnen aller Leistungsschalter der Anlage. Die folgende Abbildung zeigt schematisch die mögliche Positionierung der Leistungsschalter innerhalb der Schaltanlage. Informationen zur Positionierung der Lichtsensoren innerhalb der Anlage bietet die Beschreibung auf Seite 5. QF2 QF1 QF3 16 2CDC170004B0101

Der nachstehende Stromlaufplan zeigt die erforderlichen Verbindungen zwischen dem Lichtbogenwächter TVOC-2 und den Überstromauslösern der Leistungsschalter (diese benötigen eine galvanisch getrennte Spannungsversorgung von 24 V DC). + 100-240 V AC 100-250 V DC 14 12 K1 IPoF 11 24 22 K2 Auslös. 21 34 32 31 K3 Auslös. 43 44 K4 Auslös. 53 54 Auslös. 63 64 K6 Auslös. 73 74 PE A1 A2 N L1 100=240 V AC 100=250 V DC K9 K9 K10 K10 K8 K8 K6 K6 K4 K4 QF1 K9 K10 K8 K4 9 7 5 1 3 SIGNALLING MODULE PR120/K IN1 p1 p2 p3 p4 PR122/P PR123/P 10 8 6 2 4 K7 K7 K7 K3 K3 K3 QF2 QF3 K9 K9 K10 K10 K8 K8 K6 K6 K4 K4 QF1 K9 K10 K8 K4 9 7 5 1 3 SIGNALLING MODULE PR120/K IN1 p1 p2 p3 p4 PR122/P PR123/P 10 8 6 2 4 K7 K7 K7 K3 K3 K3 QF2 QF3 K9 K9 K10 K10 K8 K8 K6 K6 K4 K4 QF1 K9 K10 K8 K4 9 7 5 1 3 SIGNALLING MODULE PR120/K IN1 p1 p2 p3 p4 PR122/P PR123/P 10 8 6 2 4 K7 K7 K7 K3 K3 K3 QF2 QF3 2CDC170004B0101 17

4. Anwendungsbeispiel Konfigurationsverfahren: TVOC-2 Wurden die DIP-Schalter 3 und 4 wie in der Abbildung gezeigt eingestellt, lösen alle drei Leistungsschalter aus, sobald ein Lichtstrom erkannt wird. Spricht einer der Lichtsensoren an, müssen alle Leistungsschalter öffnen. Aus diesem Grund müssen die unten links am Gerät befindlichen DIP-Schalter richtig eingestellt werden. 43 44 53 54 63 64 Auslös. Auslös. Auslös. QF1 QF2 QF3 O N 1 2 3 4 5 6 7 8 X3 X2 X1 Für jedes Lichtsignal, das von einem Lichtsensor einer der Detektorreihen (X1, X2, X3) erkannt wird, bewirkt die TVOC-2 Einheit das Öffnen aller Leistungsschalter (QF1, QF2, QF3). 18 2CDC170004B0101

Emax mit PR122 und PR120/K (Lösung gilt auch für die Kombination mit PR123 und PR120/K) Wie bereits erläutert, kann der Digitaleingangskontakt des Signalmoduls PR120/K verwendet werden, um die Gesamtauslösezeiten zu verringern. Um dieses Modul richtig einzustellen, besteht neben der direkten Konfiguration über das Menü des Überstromauslösers die Möglichkeit, die Zubehörkomponenten PR010/T, BT030 oder PR120/D-BT zu verwenden. Auf den folgenden Seiten wird die Navigation im Menü auf dem Display des Moduls PR122 beschrieben. Menu Wählen Sie im Menü die Option Settings. Protections Measures Settings General settings Settings Wählen Sie Modules. Circuit Breaker Plant Modules Data logger Test DIALOG Module SIGNALLING module In diesem Abschnitt können Sie zu den verschiedenen Modulen des Überstromauslösers navigieren und diese konfigurieren. Wählen Sie für dieses Beispiel die Option SIGNALLING module. Zone selectivity Device test 2CDC170004B0101 19

4. Anwendungsbeispiel SIGNALLING module Relay n.1 Relay n.1 Relay n.1 Relay settings Im Abschnitt zum Signalmodul können Sie einen Eingangskontakt sowie vier Ausgangskontakte für die dezentrale Signalisierung von Alarmen und Auslösevorgängen des Leistungsschalters konfigurieren. Für das Beispiel soll der Eingangskontakt konfiguriert werden, blättern Sie daher bis zum Ende der Liste. SIGNALLING module Relay n.1 Relay n.1 Input Input Wählen Sie Input. An dieser Stelle müssen die drei Parameter dieses Digitalkontakts richtig konfiguriert werden, damit der Überstromauslöser bei jedem 24-VDC-Signal die Leistungsschalter öffnet. Input Password Polarity Function 0*** Delay Active high Password settings Wählen Sie Polarity. Geben Sie ein Passwort ein. 20 2CDC170004B0101

Polarity Active low Active high Wählen Sie im Abschnitt Polarity die Option Active low, da für jedes 24-VDC-Signal, das an diesem Digitaleingangskontakt eingeht (und eine Zustandsänderung von 0 V auf 24 V DC bewirkt), die eingestellte Funktion aktiviert werden soll (in diesem Beispiel das Auslösen des Leistungsschalters). Die Polaritätsoption Active high funktioniert genau umgekehrt, d. h. die eingestellte Funktion wird nur aktiviert, wenn das Eingangssignal eine Zustandsänderung von 24 V auf 0 V DC bewirkt. Input Polarity Function Delay Active high Function Generic External trip Trip reset Set B Im nächsten Abschnitt wählen Sie die gewünschte Aktion bei Eintreffen des Signals am Eingangskontakts. Da der Leistungsschalter auslösen soll, wählen Sie die Funktion External trip. Input Polarity Function Delay Active high Password 0.00 s Über diesen Parameter kann die Aktivierungsverzögerung des Systems im Bereich zwischen 0,00 s bis 100 s in Schritten von 0,01 s eingestellt werden. Da im Beispiel der Öffnungsvorgang so schnell wie möglich erfolgen soll, stellen Sie idealerweise einen Wert von 0,00 s ein. 2CDC170004B0101 21

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