Krankenhauskirche in Arnsdorf Arnsdorfer Krankenhauskirche Die Arnsdorfer Krankenhauskirche ist eine kleine architektonische Besonderheit. Sie wurde 1912-1913 im Jugendstil in Anlehnung an die von Otto Wagner errichtete "Kirche am Steinhof" St. Leopold in Wien erbaut (rechtes Bild). Der Jugendstil ist für Kirchenbauten recht selten. Er galt zur damaligen Zeit als zu "weltlich", so dass Kirchenneubauten eher im neoromanischen oder neogotischen Stil gehalten waren. Vielleicht war es ein glücklicher Umstand, dass in Arnsdorf wie in Wien die Kirche für die jeweilige psychiatrische Landesanstalt gebaut wurde. Somit bestimmte der Staat als Bauherr (in Sachsen die Baudirektion des königl. Ministeriums des Inneren) über die Architektur der Kirche. Erbaut wurde sie von Hermann Otto Undeutsch und Oberbaurat Oskar Bernhard Reh. Die Außenmaße der Kirche sind: 36,60 m hoch, 34,23 m lang und 19.10 m breit. Im Inneren ist der Kirchenraum 17,30 m hoch, 21,95 m lang und 17,80 m breit. Er
bietet ca. 535 Personen Platz (davon 55 auf der Empore). Am 16.11.1913 wurde sie von der ev. Krankenhausgemeinde geweiht, ohne einen bestimmten Heiligen oder ein Thema als Titel zu haben. Sie ist ein hochaufstrebender Bau mit steilem Mansardwalmdach und Dachreiter, in dem auch die drei, 1920 in der Apoldaer Firma Schilling und Lettermann gegossenen Eisenhartguss-Glocken untergebracht sind. Von den ursprünglichen drei, 1912 in der Dresdner Firma Bierling gegossenen Bronzeglocken mussten zwei im Ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgegeben werden. Die verbliebene dritte Glocke wurde 1920 an die Landesanstalt Zschadraß abgegeben. Blick in den Altarraum Die Gestaltung des Innenraums
Das Halbrund des bühnenartigen Altarraums ist mit einer Pilastergliederung aus Kunstmarmor gestaltet. Der Altar selbst ist aus Marmorplatten zusammengebaut. Das Altarbild zeigt die Heilung eines Gelähmten durch Jesus. Es wurde 1913 von Oskar Popp gemalt. Die Halbkuppel des Altarraums ist in Anlehnung an den Himmel dunkelblau ausgemalt mit einer Sonnendarstellung in der Spitze, von der aus sieben Strahlenbündel abgehen. Der annähernd quadratische Innenraum besitzt unverändert eine einheitliche Jugendstilausstattung. Das originale Gestühl von 1913 steigt vom erhöhten Altarraum aus parkettartig an, so dass der Eindruck eines Konzertsaals entsteht. Als Lichtquelle sind in ihm zwölf große fünfarmige, elektrisch betriebene Bronzeleuchter aufgestellt. Weitere vier Leuchter befinden sich auf der Empore. Die Wände und die Kuppel sind mit ornamentalen und floralen Wandmalereien gestaltet. Die Kuppel wurde nicht gemauert, sondern ist an Stahlseilen eingehängt und verputzt. An der Nord- und Südseite befinden sich fünf aneinander gefügte in Rustika-Sandstein gefasste Fenster. Die Fenstermalereien zeigen im unteren Fensterbereich die Symbole der vier Evangelisten: Engel (Matthäus); Stier (Lukas), Adler (Johannes) und Löwe (Markus). An der Westseite befindet sich die auf Sandsteinpfeilern errichtete Empore mit barockisierender Brüstung. Von dort aus erklingt seit 1998 auch eine elektronische Orgel der Firma Ahlborn. Sie ersetzt die ursprüngliche, 1912 erbaute Jehmlich-Orgel, deren Pfeifen nach 1945 geplündert wurden.
Die Kirche wurde bereits von Anfang an für die katholische und evangelische Krankenhausseelsorge gebaut und besitzt deshalb auch zwei Sakristeien. Kurzer Abriss der Geschichte Nachdem die ev. Krankenseelsorge die Kirche seit ihrer Erbauung 1913 nutzte, wurde die katholische Gemeinde erst 1925 in ihr heimisch. Vorher fanden seit 1912 monatlich kath. Gottesdienste im Raum über dem Festsaaleingang im Krankenhausgelände statt. Während der Nazizeit, als die kath. Kirche aus dem Anstaltsleben des Krankenhauses herausgedrängt wurde, konnte sie ihre Gottesdienste nicht mehr regelmäßig in der Krankenhauskirche feiern. Je nach Willkür der Krankenhausleitung wechselten die Gottesdienstorte im Krankenhausgelände. Nachdem 1938 auch das ev. Anstaltspfarramt durch die Nazis aufgelöst wurde, übernahm der Arnsdorfer ev. Ortspfarrer die Krankenseelsorge. Bis Ende 1944 konnte er dafür auch die Krankenhauskirche nutzen. Von da an wurde die Kirche von der Anstalt als Lager zweckentfremdet. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die ev. und kath. Kirche die Krankenseelsorge wieder in vollem Umfang auf. Auch nahm die Zahl der Katholiken durch Flucht und Vertreibung derart stark zu, dass in Arnsdorf eine kath. Seelsorgestelle mit einem eigenen Geistlichen eingerichtet wurde, die bis 1984 bestand. Damals diente die Krankenhauskirche der katholischen Gemeinde als Gotteshaus. Der Zahn der Zeit und die fehlende bauliche Unterhaltung zu DDR-Zeiten hatten auch der Kirche sehr zugesetzt. Nach der Wende erfolgte deshalb 1991-1994 die Restaurierung des Daches und des Äußeren der Kirche sowie beider Sakristeien. 1995-1996 wurde dann auch der Innenraum restauriert. Am 1. Advent 1996 wurde die Kirche dann wieder ihrer Bestimmung übergeben und Weihnachten 1996 feierten beide Gemeinden zum ersten Mal wieder Gottesdienst. Heute feiern wir 14-tägig Samstags um 16.30 Uhr mit der kleinen Schar der Arnsdorfer Gläubigen und Patienten aus dem Landeskrankenhaus die Hl. Messe (mit Ausnahme der Sommerferienzeit - Termine: hier). Ebenfalls 14-tägig ist evangelischer Gottesdienst, der vom evangelischen Krankenhauspfarrer gehalten wird. So richtig voll wird die große Kirche allerdings nur an Ostern und Weihnachten sowie am 1. Advent zum traditionellen Adventskonzert. nach Informationen von Dieter Opitz Einen sehr lesenswerten Vortrag von Peter Findeis zur Geschichte der Krankenhauskirche in Arnsdorf und der Krankenseelsorge beider Konfessionen (ev. und kath.) finden Sie hier als pdf-datei. Anschrift: Hufelandstr. 15 01477 Arnsdorf (Direkt gegenüber der Kirche befindet sich der große Parkplatz des Landeskrankenhauses.) Kartenskizze der Krankenhauskirche: im Orientierungsplan des Landeskrankenhauses: Haus C7 Landkarte der OpenStreetMaps
Fotoimpressionen Das Altarbild
Die Kuppel der Apsis Die Rose in der Kuppel des Kirchenschiffs
Ein Eckpfeiler
Wandschmuck im Jugendstil
Blick zur Empore Detail der Empore
Die Orgel auf der Empore Ein Fensterornament im Jugendstil
Eine der beiden Fensterfronten
Symbole in den Fenstern Symbole in den Fenstern
Die Weihnachtskrippe
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