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Transkript:

Wie wirkt die Hyperthermie? Varroamilben überleben weniger hohe Temperaturen als Bienen und ihre Larven. Diese Tatsache macht sich die Hyperthermie bei der Bekämpfung zunutze. Bei der praktischen Umsetzung entscheiden allerdings mehrere Punkte über den Erfolg. OLGA CADOSCH, VEREIN VARROA HYPERTHERMIE SCHWEIZ (o.cadosch@bluewin.ch) Wärmebehandlung? Nichts einfacher als das! Ein Stapel Zargen mit Bruträhmchen, als Wärmequelle die Heizspirale des Dörrapparates oder eines Haarföns, und schon kann es losgehen. Zumindest wenn man den Ratschlägen diverser Internetforen glauben schenken will. Doch ganz so einfach ist es nicht. Erfolgreiche Hyperthermiebehandlung, welche die Milbe tötet, jedoch die Bienen und ihre Larven schont, bedingt das genaue Respektieren von Forschungserkenntnissen: 1. Einhalten des kritischen Temperaturbereichs 2. Langsamer Anstieg der Temperatur 3. Aufrechterhaltung der hohen Luftfeuchtigkeit Die Professoren Wolf Engels und Peter Rosenkranz von der Universität Hohenheim befassten sich in den 80er Jahren intensiv mit der Hyperthermie. Dabei beobachteten sie, dass Milben Zellen am Rande des Brutnests bevorzugen. Dort herrschen tiefere Temperaturen, als in dessen Mitte. Bei weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass die Milbe nicht nur kühlere Aufenthaltsorte bevorzugt, sondern auch weniger hohe Temperaturen erträgt als die Bienenlarve. Der Temperaturunterschied, der zum Tode führt, unterscheidet sich zwischen Biene und Milbe um 4 C. Für die Praxisanwendung bedeutet dies, dass der für die Milbe tödliche Wert erreicht werden muss, die Bienenlarve hingegen keinen Schaden nehmen darf. Somit ist die exakte Einhaltung der Temperaturen für den Erfolg der Behandlung entscheidend. Dazu Temperatur Toleranz normal tödlich Apis mellifera 35 C 45 C Varroamilbe 30 C 35 C 41 C sind Gerätschaften erforderlich, welche diese Bedingungen genau erfüllen. Ebenso wichtig ist eine langsame Erwärmung. Als Richtwert gilt maximal 1 C pro 10 Minuten. Dabei darf die relative Luftfeuchtigkeit nie unter 80 % sinken, denn tiefere Werte haben für die Bienenlarven tödliche Folgen. Idealerweise soll sie sogar bei über 90 % liegen. Die Brutwaben müssen frei von ansitzenden Bienen behandelt werden. Ihrem Urinstinkt folgend, würden die Bienen einen Temperaturanstieg mit vermehrtem Ventilieren zu verhindern suchen, wodurch die erforderlichen Höchstwerte nicht erreicht werden könnten. Die Schädigungsgrenze der Milbe liegt, wie bereits erwähnt, bei 41 C. In dieser Phase entwickelt sie ein Hitzeprotein, welches einen Schaden der Körperzellen zur Folge hat, der spätestens 24 Stunden nach der Behandlung zum Tod führt. Neu ausgebaute und frisch bestiftete Wabe, die in 10 Tagen wärmebehandelt wird. FOTOS: OLGA CADOSCH Praxistaugliches Gerät Das ursprünglich von Prof. Engels entwickelte Gerät konnte wegen seines Gewichts von 120 kg ausschliesslich stationär benutzt werden und ist im Handel nicht mehr erhältlich. In unserem Verein arbeiten bisher alle Mitglieder mit dem von Prof. Wimmer aus Wien konzipierten VARROA Controller, welcher auf Engels Forschungsgrundlagen beruht, aber leichter und damit mobiler und in der praktischen Anwendung einfacher ist. Ein computergesteuertes Programm und ein Ultraschall Wasserzerstäuber garantieren perfekte Behandlungsbedingungen. Nach der kurzen Aufheizphase herrschen in der Behandlungskammer 35 C, was der Temperatur im Volk entspricht. Waben mit möglichst vollständig verdeckelter Brut werden 16 Schweizerische Bienen-Zeitung 05/2014

in den VARROA Controller gehängt, wodurch deren Auskühlen vermieden wird. In den ersten 60 Minuten erfolgt nun schrittweise der Temperaturanstieg auf rund 41 C. Diese Temperatur wird während 40 Minuten beibehalten, danach erfolgt das langsame Abkühlen. Die Behandlungszeit beträgt je nach VARROA Controller Modell 120 bis 140 Minuten. Pro Durchgang kann die Brut von mehreren Völkern gleichzeitig behandelt werden, maximal18 Rähmchen. Unmittelbar nach der Behandlung ist kein Resultat ersichtlich. Dieses zeigt sich erst in den nachfolgenden Tagen. Mit dem Schlüpfen der Bienen fallen die toten Milben auf den Kastenboden respektive auf die Unterlage. 2014 die Varroabekämpfung wird erneut zur Zerreissprobe Bedingt durch den milden Winter und einem ebensolchen Frühling muss befürchtet werden, dass dieses Jahr die Varroapopulation in vielen Völkern die Schadensgrenze von 1 000 Milben früh erreichen wird. Damit drohen Völkerzusammenbrüche, wie wir sie bereits unter den gleichen Wetterbedingungen im Jahre 2011 erlebt haben. Erfahrungsgemäss vernachlässigen viele Imker die Varroaüberwachung im Frühsommer, denn die Honiggewinnung hat Vorrang. Mit zum Teil fatalen Folgen, denn die traditionelle Behandlung Ende Juli kommt hier oftmals zu spät. Behalten Sie die Milbe im Auge. Kontrollieren Sie regelmässig den Befall mit einer geschützten Unterlage und ergreifen Sie rechtzeitig wirksame Massnahmen, ohne die Honigqualität zu gefährden. Zwischentrachtbehandlungen, ob mit organischen Säuren oder anderen chemischen Mitteln, sind gemäss Lebensmittelgesetz bei Wirtschaftsvölkern nicht erlaubt. Biotechnische Massnahmen, zu denen auch die Hyperthermie zählt, bieten eine wirksame Alternative. Eine bereits mit Hyperthermie behandelte Wabe, die turnusgemäss ersetzt werden soll.

Im Alter von 75 Jahren mit Hyperthermie gegen Varroa? Diese Frage stellen mir meine Imkerkolleginnen und -kollegen immer wieder, indem Sie mich auf mein Alter ansprechen. Meine Antwort: «Es ist nie zu spät, um etwas Neues zu beginnen, vorausgesetzt, man ist in der Lage, es noch auszuführen.» PETER ROMER, BENKEN In diesem wunder schönen Bienenhaus Jahrgang 1930 kommt die Hyperthermie zur Milbenbekämpfung zum Einsatz. Auch bei der Hyperthermiebehandlung wird ganz genau Buch geführt. FOTOS: HUGO SUTER Seit bald 30 Jahren kämpfen wir Imker/-innen gegen die Varroa und sie fordert uns seit ihrem Erscheinen mehr denn je heraus. Ich erlebte auf meinem Stand einige Völkerzusammenbrüche als Folge der Varroa. Dank Königinnen- und vor allem Ablegerkursen habe ich gelernt, wie man in einer solchen Situation seinen zusammengebrochenen Bestand wieder selbst aufbaut. Als Landwirt habe ich versucht, mit meiner damals knappen Zeit das Optimum herauszuholen. Ein Auge war aber immer auf die Natur und ihre Vielfalt gerichtet. Aus der Forschung kamen regelmässig Empfehlungen für neue Mittel und Wege, um die Varroa zu dezimieren: vom Apistanstreifen zur Ameisensäure, vom Thymolpräparat zur Oxalsäure und so weiter. Diese Mittel haben ihre Wirksamkeit zum Teil verloren oder sind, wegen der Rückstände in Wachs und Honig, nicht mehr anwendbar. Oder ich denke an die Oxalsäure, welche in den letzten Jahren sehr populär wurde, leider aber von diversen Imkern nicht nur wie vorgeschrieben im brutfreien Zustand eingesetzt wird, sondern auch im Frühjahr und Sommer, ja sogar bei Wirtschaftsvölkern. Der gute Ruf des Schweizer Honigs ist dadurch in Gefahr! Meine Bienen verdienen etwas anderes In der Schweizerischen Bienen- Zeitung (SBZ 03 / 2012) las ich von einem Vortrag von Professor Wolfgang Wimmer über eine rückstandsfreie Bekämpfungsmethode gegen die Varroa. Ich fühlte mich von diesem Vortrag angesprochen und kaufte mir beim Besuch das Praxishandbuch der thermischen Varroabekämpfung. Allein dieses Handbuch hat mir beim Durchlesen einen ausgezeichneten Einblick ermöglicht. Ich las die gut verständliche Literatur immer wieder durch, um die Machbarkeit einer 22 Schweizerische Bienen-Zeitung 07/2014

Behandlung zu studieren. Nach zwei Monaten abwägen von Pro und Kontra bin ich zum Entschluss gekommen, dass meine lieben Bienen, die mir schon manches Kilo Honig geschenkt haben, eine nicht belastende Behandlung gegen die Varroa verdient haben. Ich habe deshalb den Varroa Controller gekauft. Mitte Juli 2012 schob ich auf meinem Heimstand die Unterlagen ein. In pro Tag. Dies bestätigte meine Vermutung: Es waren genau diese Völker, die in ihrer Entwicklung zurücklagen. Bis Ende Juli habe ich sämtliche Völker auf dem Heimstand einer Hyperthermiebehandlung unterzogen. Die zum Zeitpunkt der ersten Behandlung noch nicht verdeckelten Brutwaben der stark befallenen Völker wurden eine Woche später auch behandelt, um die restlichen Milben zu eliminieren. Die angeschlagenen Völker erholten sich im Nachsommer sehr schnell. Das erfreuliche Ergebnis war, dass sämtliche behandelten Völker im Frühjahr 2013 in guter Volksstärke auswinterten. Im Jahr 2013 habe ich schon Ende Juni wahrgenommen und sofort mit Wärme behandelt. Mit dem Resultat, dass bedingt durch die späte Waldtracht bis zum 9. September noch Honig geerntet werden konnte. Was mich aber am meisten freut, ist die Tatsache, dass es auf meinem Bienenstand seit zwei Jahren wieder drei- bis vierjährige Königinnen gibt. Seit einigen Jahren wurden meine Königinnen nur noch höchstens zwei Jahre alt. Ich musste immer wieder sehr viele Jungvölker bilden. Rechtzeitige Behandlung Anfang April 2014 behandelte ich meine 32 Völker auf dem Heimstand und machte gleichzeitig die Frühjahrsrevision, kurz bevor ich den Honigraum in meinen Schweizerkästen aufsetzte. Der Milbenfall betrug vor der Behandlung 0,5 bis 4 Milben pro Tag. Nach Tagen zwischen 180 und 520 Milben pro Volk. Der milde Winter dürfte dafür verantwortlich gewesen sein, da die Völker durchbrüteten und die Varroa damit ideale Bedingungen vorfand. Für die Vorbereitung werden die Bienen von den Brutwaben abgewischt. Varroa Controller das einsatzbereite Gerät, welches ganz ohne Chemie auskommt. Schweizerische Bienen-Zeitung 07/2014 23

Die bienenfreie Brutwabe ist bereit für die Behandlung, der Temperaturfühler wird richtig eingesetzt. Die abgewischten Brutwaben werden gemäss ihres Herkunftvolkes nummeriert, damit sie nach der Behandlung wieder in ihr Volk zurückgegeben werden können. Peter Romer Im Jahre 1969 habe ich das Bienenhaus, Baujahr 1930, von meinem verstorbenen Vater übernommen. Im Bienenzüchterverein See und Gaster arbeitete ich während 21 Jahren im Vorstand mit, zuerst als Kassier und anschliessend als Präsident. 2003 hat mein Sohn den Bauernhof übernommen und ich wurde immer mehr von der landwirtschaftlichen Arbeit entlastet. So kann ich mich heute vermehrt den Bienen zuwenden. Seit ich im Vorstand des Vereins Varroa Hyperthermie Schweiz aktiv bin, stehe ich besonders in Bezug auf die Wärmebehandlung als Ansprechperson für alle Imkerkollegen zur Verfügung. In zwei Kilometer Entfernung besitze ich noch einen weiteren Bienenstand mit etwa gleich vielen Völkern in Schweizerkästen. Diesen Stand, der sich auch sehr gut für die Jungvolk- noch konventionell. Das heisst zweimal mit Ameisensäure im Sommer und einmal mit Oxalsäure im Winter. Diese Behandlungsweise möchte ich als Vergleichsmethode zur Wärme- Ein erster Vergleich im Frühjahr 2014 ergab Folgendes: Winterverluste auf dem Heimstand 11 %, auf dem Fernstand 45 %. Einen Drohnenschnitt mache ich auf beiden Ständen nicht, denn als Naturfreund bringe ich so etwas nicht übers Herz. Die verdeckelte Drohnenbrut behandle ich aber mit Hyperthermie. Nachteile? Die Hyperthermie mit dem Varroa Controller hat sicher auch Nachteile, die beachtet werden müssen. Vor allem das Abwischen der verdeckelten Brutwaben ist für viele Imker zu arbeitsintensiv. Mein Beispiel zeigt aber, dass es auch mit 75 Jahren noch gut machbar ist. Die Völker, denen die verdeckelten Brutwaben entnommen werden, verhalten sich im Allgemeinen sehr ruhig. Königin und Waben mit mehrheitlich offener Brut verbleiben in der Beute. Das Zurückhängen der behandelten Brutwaben geht schnell und die Völker nehmen sich der Brutwaben sofort wieder an. Auch der Kaufpreis scheint für viele Imker (zu) hoch zu sein. Wenn man aber an das Honigjahr 2013 zurückdenkt, kann ich nur sagen, dass sich der Varroa Controller ausbezahlt hat. Denn auch Medikamente und Gerätschaften zur Varroabekämpfung addieren sich jedes Jahr zu einer stattlichen Summe. Ich meine, wenn ich schon seit 45 Jahren als Imker arbeite, bin ich es meinen Bienen schuldig, eine möglichst schonende, wenn auch etwas aufwendigere Behandlungsmethode anzuwenden. Das gilt nicht nur für die Bienen, sondern trägt auch zu unbelastetem Wachs und einer guten und natürlichen Honigqualität bei. Mit meinen 75 Jahren bin ich gesundheitlich gut in der Lage, mit meiner einfachen, zweckmässigen Betriebsweise circa 50 Völker zu betreuen. Ich habe jetzt sehr viel Zeit, meine Bienen zu beobachten und ihnen zuzuhören oder gar mit ihnen zu sprechen. Ich war und bin deshalb auch in der Lage, die Wärmetherapie erfolgreich anzuwenden und umzusetzen, denn so etwas hat für mich seinen Reiz. Ich bin somit in meinem Alter immer noch gefordert, der Natur und der Umwelt zuliebe. 24 Schweizerische Bienen-Zeitung 07/2014

Hyperthermie im Spätsommer und die Problematik der Re-invasion Jede Varroabehandlung hat Vor- und Nachteile, das gilt auch für die Hyperthermie. Es ist deshalb wichtig, möglichst die Vorteile der verschiedenen Optionen zu nutzen. Nur Nichtstun ist keine Option! OLGA CADOSCH, VEREIN VARROA HYPERTHERMIE SCHWEIZ (o.cadosch@bluewin.ch) Bis in den Juli hinein vermochten die Völker mit Hilfe von biotechnischen Massnahmen der Varroa die Stirn zu bieten. Mit der natürlichen Abnahme der Legetätigkeit der Königin kommt es danach zu einem Rückgang an Jungbienen, während die Populationskurve der Milbe weiterhin markant ansteigt. Mit der Sommerbehandlung, die unmittelbar nach dem Abräumen spätestens anfangs August zu erfolgen hat, wird die entscheidende Ausgangslage für das Schlüpfen gesunder Winterbienen geschaffen. Ein «Muss» sind aber auch danach regelmässige Befallskontrollen mit der geschützten Unterlage und bei Bedarf Nachbehandlungen im Herbst und Winter. Eine Biene mit schwersten Schädigungen. Hier kommt auch die Hyperthermie zu spät. FOTO: ROSENKRANZ, AUMEIER, ZIEGELMANN Behandlungsmittel: «Legal, illegal, scheissegal». Guido Eich wählt deutliche Worte, wenn es um die Einstellung vieler Imker zum Thema Behandlungsmittel geht. Der Biologe und Imkermeister ist am Bieneninstitut Celle als Fachberater tätig und betreut rund 5 000 Imker. «Behandlungsmittel sind kein Puderzucker», mahnt er. Als praxiserfahrener Imker, der selber schon bis zu 100 Völker Kollegen und ihre verzweifelten Versuche, der Varroa Herr zu werden. Imker würden oft bedenkenlos Mittel einsetzen, ohne sich Gedanken über deren Auswirkungen auf die Bienen zu machen. Die drei ausschlaggebenden Kriterien bei der Produktewahl sind oft: kleiner zeitlicher Aufwand, günstiger Preis und höchstmögliche Wirksamkeit. Empfehlungen von Kollegen reichen als Referenz. Ob das Behandlungsmittel aber tatsächlich auch über eine entsprechende Zulassung in der Schweiz verfügt, wird erst dann zum brisanten Thema, wenn es zur Anzeige wegen unerlaubten Einsatzes kommt. Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts Anlässlich der VDRB Delegiertenversammlung 2014 in Weinfelden wies der Biologe Andreas Moser, bekannt möglichen Auswirkungen des Einsatzes von Behandlungsmitteln für Bienenvölker hin. Moser verfügte zwar nicht über entsprechende Forschungsergebnisse bei Bienen, zeigte als Vergleich aber Beobachtungen, die bei einer Untersuchung in der Fischwelt gemacht wurden. Fazit: Mit dem Einsatz von Behandlungsmitteln kommt es zu einer Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts im Volk. Die Möglichkeiten, dass die Bienen also selber Abwehrmechanismen aufbauen können, werden eingeschränkt. Wenngleich organische Säuren im Gegensatz zu Akariziden durch ihr natürliches Vorkommen als sanfter einzustufen und vorzuziehen sind, stimmt es doch nachdenklich, dass Bienenhaltung nur noch mit Chemie möglich sein soll. Ganz zu schweigen von synthetischen Akariziden, welche sich in Wachs und Honig anreichern und nachweisen lassen. Hyperthermie: Ganz oder gar nicht? «Die Hyperthermie hat ihre Unschuld verloren», meinte ein Zuhörer nach meinem Vortrag. Was war geschehen? Ich hatte in meinem Referat bemerkt, dass bei Varroatotenfall Zahlen, die über der Empfehlung der Bieneninstitute liegen, auch beim vorangegangenen Einsatz der Wärmebehandlung unbedingt weitere Massnahmen ergriffen werden müssen und die Anwendung von organischen Säuren als ergänzende Schritte empfohlen. Es ist unrealistisch, zu meinen, dass die Hyperthermie nur dann ihre Glaubwürdigkeit behält, wenn sie ausschliesslich alleine eingesetzt wird, nach dem Motto «ganz oder gar nicht hyperthermieren». Andere Behandlungskonzepte sehen auch den abwechselnden Einsatz verschiedener Massnahmen vor. Die Hyperthermie hat zwar eine Reihe von Vorteilen, ist aber auch kein Wundermittel. Bedingt durch die 12 Schweizerische Bienen-Zeitung 09/2014

FOTO: WOLFGANG WIMMER Für ein erfolgreiches Frühlingserwachen wird die Grundlage jetzt gelegt. Verlagerung des Milbensitzes im suchungen von Prof. Rosenkranz zu dieser Jahreszeit zudem rund 40 % der Milben auf den Bienen. Deshalb können nur maximal 60 % der Milben durch die Behandlung der Bienenbrut mit der Hyperthermie vernichtet werden. Nichtsdestotrotz ist die Wärmebehandlung eine überaus wichtige Behandlungsoption, die im zeitigen Frühjahr bis hinein in den Spätsommer sehr erfolgreich eingesetzt werden kann. Keine andere Methode hat nach so kurzer Behandlungszeit gemeint sind damit die zwei Stunden 20 Minuten im Umsetzungsgerät Varroa Controller einen so grossen Erfolg, ohne Rückstände zu hinterlassen. Jede Milbe, die der Wärmebehandlung ausgesetzt wird, bildet ein Hitzeschockprotein aus und ist nach spätestens 20 Stunden tot. Resistenzbildungen sind somit ausgeschlossen. Re-invasion eine Tatsache Die Re-invasion ist das Schreckgespenst eines jeden Imkers. Auch Völker, die mit Hyperthermie behandelt wurden, werden von ihr nicht verschont. Bedrohlich wird die Reinvasion meist ab September. Da können pro Tag bis zu mehrere Hundert Milben in ein Volk gelangen, bedingt durch missglückte, unsachgemässe oder unterlassene Behandlungen auf den Nachbarständen. Die diesjährigen ungünstigen Wetterbedingungen mit viel Niederschlag und für die Jahreszeit eher ungewöhnlich tiefen Temperaturen tragen das Ihrige dazu bei. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit wurde die Wirkung der Ameisensäuren vermindert und ätherische Öle konnten der tiefen Temperaturen wegen die erforderliche Wirkung ebenfalls nicht erzielen. Entflogene Schwärme, die mangels Behandlung nun am Zusammenbrechen sind, dürften eine weitere plausible Erklärung für die Re-invasion sein. Inakzeptable Zumutung Obwohl jedes Behandlungskonzept neben seiner Wirkung auch mehr oder weniger grosse Nachteile mit sich bringt, lehne ich einen Verzicht jeglicher Behandlung aber kategorisch ab. Für die Nachbarimker stellt dies nämlich eine inakzeptable Zumutung dar. Das Motto: «Die Natur wird es schon richten; der Stärkere überlebt», ist zum heutigen Zeit- unkollegiales, verantwortungsloses Verhalten sondergleichen. Wer verhindert ist, die Behandlung termingerecht durchzuführen, bittet am besten einen Kollegen um Hilfe. Wer ständig unter Zeitnot leidet, suche sich ein anderes Hobby. Schlussbetrachtung Durch den Einsatz der Wärmebehandlung lässt sich der Einsatz von Chemikalien deutlich reduzieren, auch wenn der zeitliche Aufwand dabei etwas grösser ist. Durch die frühzeitige Behandlung der Völker ist die Hyperthermie zudem eine ideale Möglichkeit, die Milbenpopulation abgesehen von Fällen der Re-invasion nie auf kritische Werte ansteigen zu lassen und die Völker damit gesund zu halten. Schweizerische Bienen-Zeitung 09/2014 13