Fermate Newsletter der Musikschule Weil der Stadt AUSGABE 2014 / 1 Musikalische Bildung an Musikschulen Der seinerzeitige Vorsitzende des Verbandes Deutscher Musikschulen (VdM), Reinhard von Gutzeit, eröffnete im Jahr 2000 seinen Vortrag auf einer Musikschultagung mit folgender Fragestellung: Solange ich mit Musikschulen zu tun habe, beobachte ich den Versuch und beteilige mich daran, die Musikschulen in der Gesellschaft klarer zu positionieren. Wo gehören sie hin? Schule? Jugend? Kultur? Erziehung? Bildung? Freizeitmarkt? Geht es um die Sache selbst um die Musik und die musikalischen Fertigkeiten? Oder geht es um Transfer die berühmten Schlüsselqualifikationen? Geht es darum, dass die Musik klüger macht (??), konzentrierter, leistungsorientierter und sozialer? Oder geht es wie die Rheinländer sagen einfach um den Spass an der Freud? Von allem etwas? Aber was steht dann im Vordergrund, was macht das Profil und das Wesen der Musikschulen aus? Klar ist, dass Musikschulen Bildungsaufgaben wahrnehmen, die sich weder auf allgemein erzieherische Aspekte noch auf die Erteilung eines bloßen Fachunterrichts beschränken lassen. Bildung wird heutzutage vor allem als dynamischer Entwicklungsprozess des Menschen im Sinne eines sich bilden verstanden. Nicht so sehr auf die Anhäufung von Formalwissen, auf die einseitige Ausbildung einzelner Fähigkeiten kommt es an als auf die ganzheitliche Entfaltung und Entwicklung der geistigseelischen, sozialen, kognitiven und emotionalen Werte und Anlagen des Menschen (KGSt- Gutachten, Musikschule). Musikalische Bildung ist so gesehen wichtiger Bestandteil einer ästhetischen Bildung. Das griechische Wort aisthesis bedeutet sinnliche Wahrnehmung. Ästhetische Bildungsprozesse beruhen auf den Dimensionen des Wahrnehmens, Erkennens und Gestaltens. Wahrnehmungsfähigkeit ist die erste Voraussetzung für Gestaltungsfähigkeit - nicht nur im Musikunterricht, sondern in allen Lebensbereichen. Wer mit einem gewissen Qualitätsanspruch aktiv musiziert, vertieft zunächst einmal seine Freude an der Musik. Die Musik selbst wird so zu Gegenstand und Ziel der Bildungsbemühungen. Darüber hinaus werden aber noch weitere Bildungsprozesse angeregt. Eine musikalische Ausbildung sensibilisiert Menschen dafür, ihre Umwelt differenzierter wahrzunehmen, den Mitmenschen einfühlsamer zu begegnen. Man lernt, ein Gefühl für Maßstäbe und Pro-
portionen zu entwickeln, also eigene Überzeugungen und Wertvorstellung zu relativieren. Insofern stellt Musik auch ein allgemeines Erziehungsmittel dar. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die musizieren, machen mehr aus ihrem Leben, bereichern die Gemeinschaft und schaffen Kultur. Ästhetische Bildungserlebnisse lassen sich nicht erzwingen, wohl aber vorbereiten. Musikschulen bieten hierfür ideale Voraussetzungen. Sie halten ein breites Fächerangebot in stilistischer Vielfalt passend für unterschiedliche Leistungsniveaus vor - von Klassik bis Pop, von der musikalischen Früherziehung bis zu studienvorbereitenden Fachausbildung. Musikschulen schaffen zudem Erlebnisräume für ästhetische Erfahrungen, sei es in verschiedenen Unterrichtsformen, beim gemeinsamen Musizieren in Ensembles, bei der Vernetzung des gesamten Musikschulangebots in Veranstaltungen, Kooperationen und Projekten. Die Musikschule Weil der Stadt hat in den vergangenen Jahren ihre Bemühungen intensiviert, musikalische Bildung durch niedrigschwellige Angebote breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu halten. Eine unserer derzeitigen Bildungsinitiativen möchten wir auf den folgenden Seiten vorstellen: die Streicherklasse an der Heinrich-Steinhöwel-Schule. Eine musikalische Bildungsarbeit an Musikschulen kann aber nur gelingen, wenn sie Anerkennung und Unterstützung findet. Der Förderverein der Musikschule Weil der Stadt leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Ihm und seinen neuen Vorstandsmitgliedern soll daher Raum geboten werden, sich in Wort und Bild zu präsentieren. Viel Vergnügen beim Lesen unserer Fermate. Leseempfehlungen: Reinhard von Gutzeit (2000): Zwischen Bildungsauftrag und Markt. Musikschulen auf der Suche nach dem gesellschaftlichen Standort. Unter: www.nmz.de. Ulrich Mahlert (2004): Über ästhetische Bildung und ihre Funktionen (Schriftenreihe des Deutschen Tonkünstlerverbandes Berlin, Band 2), Regensburg. Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt)(2012): Gutachten Musikschule, Köln. Streicherklasse für Zweitklässler Heinrich-Steinhöwel-Schule und Musikschule setzen ihre Kooperation erfolgreich fort Musizieren wird in der Heinrich-Steinhöwel-Schule großgeschrieben. Zur Großschreibung gehört seit Jahren die enge Zusammenarbeit mit der Musikschule Weil der Stadt. Bläserklassen, Kinderhits mit Witz und Rockband waren oder sind Spielfelder dieser Zusammenarbeit. Ein neues Spielfeld ist seit dem Schuljahr 2013/14 freigegeben. Die Streicherklasse für Zweitklässler. Violine, Violoncello und Kontrabass heißen die Instrumente, die angeboten werden. Die Instrumente werden von der Musikschule bereitgestellt. Das monatliche Unterrichtsentgelt von nur 28 hilft, allen Kindern die Chance zu geben, ein Instrument zu erlernen. Der Unterricht liegt bei Frau Margarita Haußmann, Musikschullehrerin für das Fach Violine sowie Leiterin des Musikschulorchesters, in kompetenten Händen. Assistiert wird sie von ihren Kollegen Christian Dähn und Peter Schönfeld.
Der Kurs hat im September 2013 mit einer Einführungsphase begonnen: 10 Kinder erhalten seitdem dienstags in der 5. Stunde eine Unterweisung in: Notenschrift, Singen, rhythmische Schulung, Solmisation, Musik hören, Musik und Bewegung, erste Kontakte zu den Instrumenten, Instrumentenpflege. Noch vor den Weihnachtsferien folgte die Spielphase, begleitet von einer zweiten wöchentlichen Unterrichtsstunde - donnerstags 14:10 Uhr innerhalb des Aktivangebots der Heinrich-Steinhöwel-Schule. Nunmehr haben alle Kinder zwischen den Instrumenten ausgewählt: 7 spielen Violine, 3 haben sich für das Violoncello entschieden. Die Instrumente können zum Üben mit nach Hause genommen werden. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei und fiebern bereits ihrem ersten gemeinsamen Auftritt entgegen. Auch sonst erweisen sie sich als ausgesprochen musizierfreudig. Viele spielen bereits parallel Musikinstrumente, z.b. Blockflöte, Gitarre, Trompete oder Klavier. Das gemeinsame Musizieren scheint dabei eine ganz besondere Motivation darzustellen. Maja (8) möchte später einmal eine eigene Band haben, Antonia (8) im Orchester spielen, und Medine (7) gar Geigenlehrerin werden. Ihre Lehrerin, Frau Haußmann, weist darauf hin, dass der Unterricht in der Streicherklasse andere Schwerpunkte setzt als der Instrumentalunterricht an der Musikschule. Nicht der schnelle Fortschritt am Instrument steht im Fokus, sondern das sich ausprobieren können in der Musik. Erste Schritte sind auf diesem Weg getan. Für das kommende Schuljahr wird die Streicherklasse erneut allen Zweitklässlern an der Heinrich-Steinhöwel- Schule angeboten. Die jetzigen Teilnehmer können dann ihren Streicherunterricht allein, zu zweit, oder in der Gruppe an der Musikschule fortsetzen.
Gemeinsam für die Sache der Musik Der Förderverein der Musikschule Weil der Stadt Musik gehört zu unserer Stadt, so steht es in großen Buchstaben auf einem der neuen Werbeplakate für die Musikschule Weil der Stadt. Mit acht farbenfrohen Plakaten samt passenden Postkarten wirbt der Förderverein seit einigen Monaten zu unterschiedlichen Anlässen und an verschiedensten Orten für die Musikschule. In einer Fotoaktion standen Schüler Pate für ihre Musikschule, ihr Instrument, letztlich auch ganz grundlegend für die Musik, die in einer Stadt wie Weil der Stadt nicht fehlen darf und einen grundlegenden Beitrag zum kulturellen Leben bietet. Dass dies auch in Zukunft so ist, deshalb gibt es unter anderem den Förderverein der Musikschule Weil der Stadt. Seit November 2012 mit neuem fünfköpfigem Vorstand, setzt sich der Verein mit verschiedenen Aktionen für die Belange der Musikschule ein. Neben den schon beschriebenen Werbemaßnahmen fördert der Verein einzelne Schüler, hilft tatkräftig beim Erwerb neuer Instrumente (aktuell z.b. mit 4000.- zur Anschaffung von Streichinstrumenten für die neue Streicherklasse in der Heinrich-Steinhöwel-Schule) und vertritt auch die Belange der Musikschule in Gremien wie dem Musikschulbeirat der Stadt Weil der Stadt. Vielfältige und breitgefächerte Aufgaben. Groß ist die Motivation der Vorstandsmitglieder, sich zu engagieren für eine wirklich gute Sache, für die Musik, die allen so wichtig ist und die nicht verstummen darf in den Familien, in Gruppen, in der Stadt! Wollen Sie diese Arbeit unterstützen? Dann freuen wir uns über Ihre Mitarbeit oder über den Beitritt in den Förderverein der Musikschule e.v. (für nur 20.- im Jahr). Nähere Informationen gibt es in der Musikschule oder bei den Mitgliedern des Vorstands. Annegret Hiekisch, 1. Vorsitzende
Der Vorstand des Fördervereins, v.l.n.r.: Ute Gindl, Holger Köninger, Annegret Hiekisch, Hartmut Hiller, Bernadette Frohnmeyer Musikschule Weil der Stadt Geschäftsstelle: Jahnstraße 7, 71263 Weil der Stadt, Telefon 07033/9897, Fax: 07033/690478 Homepage: www.mswds.de, E-Mail: musikschule@weilderstadt.de Öffnungszeiten: 9:30 11:00 Uhr (Montag, Mittwoch), 15:30 17:00 Uhr (Dienstag, Donnerstag) Impressum: Herausgeber: Stadt Weil der Stadt Konzeption: Friedbert Holz, Franz Laupheimer Layout: Friedbert Holz Fotos: Andreas Weise, Friedbert Holz, Christian Dähn Herstellung: Scharpf, Druck und Medien e.k.