Zecken bei Hunden und Katzen

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Geschrieben von: Jenny Groß Mittwoch, den 10. August 2011 um 21:27 Uhr - Aktualisiert Donnerstag, den 11. August 2011 um 22:46 Uhr

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Transkript:

Tierarztpraxis Ferdinand Nießen Zecken bei Hunden und Katzen Die für Hund und Katze wichtigste Zeckenarte sind die Schildzecken. Schildzecken entwickeln sich vom Ei über ein sechsbeiniges Larvenstadium und ein Nymphenstadium, bei dem bereits acht Beine entwickelt sind, zur geschlechtsreifen Zecke. Sie ernähren sich durch Blutsaugen an Säugetieren, Vögeln und sogar Reptilien. Für die Häutung zum nachfolgenden Entwicklungsstadium ist eine Blutmahlzeit mit unterschiedlicher Dauer am Wirtstier unbedingt erforderlich. Die Länge des Entwicklungszyklus ist abhängig von Klimafaktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ixodes ricinus - Der Holzbock Diese Zecke ist in den gemäßigten Klimazonen der Alten Welt am weitesten verbreitet. Man trifft sie an fast allen Haus- und Wildsäugetierarten an. Auch der Mensch kann befallen werden. Die nüchternen weiblichen Tiere erreichen 3-4 mm, die kleineren Männchen 2-3 mm Länge. Die adulten Zecken erklettern Gräser, Büsche und ähnliche Pflanzen in ihrem Terrain. Von dort gelangen sie auf den Wirt, wo sie alsbald eine geeignete Stelle zum Blutsaugen aufsuchen. Mit Hilfe ihres Hypostoms, eines mit Zähnen besetzten unpaaren Gebildes am Kopfende, dringen sie durch die Haut des Wirtes und verankern sich in der Stichwunde, wo sie aufgrund besondere Eigenschaften des Zeckenspeichels festzementiert sitzen. Dies verhindert, dass die Zecken während ihrer durchschnittlich einwöchigen Blutmahlzeit vom Wirt abgestreift werden können. Die Kopulation erfolgt meist auf dem Wirt. Das adulte Männchen, welches kein Blut saugt, stirbt nach der Begattung ab. Die Weibchen saugen etwa das l00-fache oder mehr ihres eigenen Körpergewichtes an Blut, bis sie eine Länge von etwa 1 cm erreicht haben. Danach lösen sie sich von der Haut und lassen sich zu Boden fallen, wo sie nach einer mehrwöchigen Ruhepause mit der Eiablage beginnen. Ein einzelnes Weibchen kann innerhalb von 30 Tagen bis zu 3000 Eier legen. Nach der Eiablage geht das Zeckenweibchen ebenfalls zugrunde. Bei günstigen Temperaturen und entsprechender Luftfeuchtigkeit schlüpfen die sechsbeinigen, 0,5 mm langen Zeckenlarven im Schnitt nach etwa 30 Tagen. Sie bleiben noch ungefähr 2-3 Wochen am Ort der Eiablage, bis die Chitinkutikula erhärtet und pigmentiert ist. Danach beginnen die Larven ihre parasitäre Phase. Sie kriechen auf umgebende Gräser und Kräuter und befallen vor allem vorbeikommende Kleinsäuger, wie beispielsweise Mäuse in großen Massen. Hier saugen sie für 3-8 Tage Blut und fallen danach ab, um sich am Boden innerhalb von 2-3 Monaten zur achtbeinigen 1,,0 mm langen Nymphe zu entwickeln. Nymphen erklettern die umgebenden Gewächse bis zu 50 cm Höhe und können nun auch schon größere Säugetiere wie z.b. Reh- und Rotwild, Igel, aber auch Vögel befallen. Nach einer Woche Blutsaugen verlassen die Nymphen ihren zweiten Wirt und vollenden innerhalb von 3 bis 5 Monaten ihren Entwicklungszyklus zur Adultzecke, welche wiederum größere Wild-und Haussäugetiere sowie den Menschen befällt. Abhängig von Klimafaktoren und Vorhandensein geeigneter Wirte dauert der vollständige Entwicklungszyklus des Holzbocks etwa 2-3 Jahre. Rhipicephalus sanguineus - Die Braune Hundezecke Auch die Braune Hundezecke zählt zu den dreiwirtigen Zecken (d.h. jedes Entwicklungsstadium sucht sich einenn neuen Wirt). Die Weibchen sind ca. 2,5 mm bzw. vollgesogen bis zu 11 mm lang, während die männlichen Tiere maximal 3,5 mm Länge erreichen können. Rhipicephalus sanguineus kommt in warmen Klimazonen der Erde vor und ist die weltweit verbreiteteste Zeckenart. Ihr natürliches Vorkommen in Europa beschränkt sich auf den Mittelmeerraum, während sie in nördlicheren Gebieten aufgrund der niedrigen Wintertemperaturen im Freiland nicht überleben kann. Tierarztpraxis Ferdinand Nießen 1

Die Braune Hundezecke ist aber mittlerweile europaweit verschleppt worden und hat sich in Wohnhäusern, Stallungen und anderen Gebäuden etabliert, in welchen Hunde gehalten werden, die von Reisen in den mediterranen Bereich oder Übersee Rhipicephaluszecken mitgebracht haben. Da die Temperatur in diesen Gebäuden meist konstant oberhalb der kritischen Temperaturgrenze (20 Grad C) für die Entwicklung dieser Zecke liegt, findet sie hier gute Lebensbedingungen vor. Da Rhipicephalus eine hohe Vermehrungsrate aufweist, kommt es nach kurzer Zeit zum massenhaften Auftreten der Parasiten und zum Massenbefall potentieller Wirte, die sich in infizierten Räumen aufhalten. Haben sich die Parasiten erst einmal in unseren Häusern etabliert, sind sie nur mit erheblichem Aufwand vollständig zu vernichten. Hauptwirt der Braunen Hundezecke sind Hunde, andere Tierarten werden seltener befallen. Da es der Zecke in unseren Häusern meist an einem breiten Angebot an geeigneten Wirten fehlt, geben sich die verschiedenen Entwicklungsstadien von Rhipicephalus, statt einen Wechsel durchzuführen, auch immer wieder mit dem gleichen Wirt (Hund) zufrieden, was den o.a. Massenbefall bei unseren Haustieren erklären kann. In Wohnungen mit einer starken Verseuchung durch die Braune Hundezecke werden auch Menschen häufiger attackiert, insbesondere, wenn Hunde als Wirt nicht mehr zur Verfügung stehen. Wichtig ist es hier die mögliche Übertragung von Krankheiten in Erwägung zu ziehen. Die adulten Zeckenweibchen verlassen nach ein- bis -zweiwöchiger Blutmahlzeit den Wirt, um an geschützter Stelle sofort mit der Ablage ihrer 2000-5000 Eier zu beginnen. Die Entwicklung der Eier, Larven und Nymphen ist abhängig von der Temperatur und der Luftfeuchte, wobei der Optimalbereich bei 25-30 Grad C liegt. Die Gesamtentwicklungszeit beträgt durchschnittlich 6 Monate. Lokale Irritationen Durch das Eindringen des Hypostoms in die Haut des Wirtes kommt es zu entzündlichen Reaktionen, die durch fast immer mit eingeschleppten bakteriellen Erregern kompliziert werden können. Entzündungen größeren Ausmaßes können auch dann auftreten, wenn die Zecke unsachgemäß entfernt wird und Teile der Mundwerkzeuge in der Haut des Wirtes verbleiben. Eine entzündliche Reaktion auf den Fremdkörperreiz hin ist hier fast immer die Folge. Durch Zecken übertragene Krankheiten Borreliose In unseren Breiten steht bei den zeckenübertragenen Erkrankungen bei Hunden sicherlich die Borreliose an erster Stelle. Je nach Region sind 10-35 % der Zecken, in erster Linie der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), mit dem Erreger infiziert und können ihn auf befallene Wirte übertragen. s. Infektionskrankheiten der Hunde. Ehrlichiose Mit dem wachsenden Tourismus in den Mittelmeerraum und der Einfuhr von Tieren aus dem südlichen Ausland spielen immer mehr Erkrankungen eine Rolle, die vor einigen Jahren in Deutschland noch völlig unbekannt waren. Mit der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) wird gelegentlich der Einzeller Ehrlichia canis importiert, bzw. Hunde infizieren sich durch Zeckenstich im Urlaub. Die Tiere erkranken an hohem Fieber, sind matt, appetitlos und magern ab. Da die Infektion das Blutgerinnungssystem hochgradig beeinträchtigt, können Blutungen unter die Haut, aus der Nase und aus dem Darm auftreten. Bei frühzeitiger Diagnose ist die recht erfolgversprechend. Informieren Sie Ihren Tierarzt über vorangegangene Auslandsaufenthalte, sowie Zeckenbefall bei ihrem Hund. Babesiose In warmen Gebieten, wie zum Beispiel dem Mittelmeerraum, aber auch in Ungarn, im Burgenland und sogar in einigen Regionen Südwestdeutschlands, tritt eine weitere durch Zecken übertragene Erkrankung auf - die Babesiose. Überträger sind hier wieder braune Hundezecken (Rhipicephalus sanguineus), sowie in betroffenen Regionen Mitteleuropas Zecken der Art Dermacentor reticulatus. Die Erkrankung wird durch Einzeller hervorgerufen (Babesia canis), welche rote Blutkörperchen befallen und zerstören. Neben Mattigkeit, Schwäche und Fieber zeigen erkrankte Hunde Symptome wie rotbraunen Harn und gelbliche Schleimhäute. Leber und Nieren, aber auch andere Organsysteme können schwer geschädigt werden, was ohne in der Regel zum Tode des Tieres führt. Informieren Sie Ihren Tierarzt über Aufenthalte in betroffenen Regionen und möglichen Zeckenbefall bei ihrem Hund. FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) Bis vor einigen Jahren galt die zeckenübertragene Gehirn - und Hirnhautentzündung als ein rein humanmedizinisches Problem im mitteleuropäischen Raum. Heute weiß man, dass auch Hunde mit dem FSME - Virus infiziert werden können. Zahlreiche Zeckenarten sind in der Lage, das Virus zu übertragen. In Österreich haben in einigen Regionen bis zu 23 % der Hundepopulation Kontakt mit dem Virus gehabt und Antikörper gebildet. Meist verläuft die Infektion unauffällig. Manche Tiere erkranken jedoch nach anfänglichen Fieberschüben an schweren neurologischen Symptomen wie Wesensänderungen, Lähmungen und epileptiformen Krämpfen. Diese Form der Erkrankung verläuft beim Hund fast immer tödlich. Bekämpfung der Zecken Die Bekämpfung von Zecken erfolgt am Wirt. Ziel ist es, die Zecken schon vor oder direkt nach Beginn des Blutsaugens zu vernichten. Dazu Tierarztpraxis Ferdinand Nießen 2

stehen dem Tierarzt moderne Medikamente (Sprays und Auftropfpräparate) zur Verfügung, die meist gleichzeitig eine Wirkung gegen Flöhe besitzen. Die Erreger von Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, können direkt (Antigentest) oder indirekt (Antikörpertest) im Blut eines Patienten nachgewiesen werden. Flöhe bei Hund und Katze Unsere Haustiere sind recht häufig von einer mehr oder weniger großen Anzahl dieser sehr lästigen und oft auch Gesundheit schädigenden Mitesser befallen. Dabei spielen Hunde- und Katzenflöhe, beim Hund gelegentlich auch Menschenflöhe, sowie der Igelfloh und seltener der Hühnerfloh eine Rolle. Aussehen und Entwicklung Flöhe sind kleine (1-8 mm) flügellose Insekten mit einem seitlich abgeplatteten, meist bräunlichen Körper und stechendsaugenden Mundwerkzeugen. Im Haarkleid betroffener Tier halten sie sich meist nur zur Nahrungsaufnahme (Blutsaugen) auf, ansonsten überwiegend in der näheren Umgebung ihrer Wirte. Etwa 1-2 Tage nach dem Saugakt beginnt das Flohweibchen mit der Eiablage. Die durchsichtigen bis porzellanartigen Eier werden entweder auf dem Wirtstier abgelegt, von wo sie nach einer Zeit herunterfallen, oder direkt in Fußbodenritzen oder Lagerstätten der Tiere. Es kann sich also auch in der unmittelbaren Umgebung des Tieres eine regelrechte Flohplage entwickeln. Nach ca. 1 Woche schlüpfen Flohlarven aus den Eiern, die sich von organischen Abfällen, in erster Linie vom Kot erwachsener Flöhe, der noch viel unverdautes Blut enthält, ernähren. Bei starkem Flohbefall findet man im Fell meist Flohkot in Form kleiner (einige mm) dünner, rotbrauner Würstchen oder Krümelchen. Die gesamte Flohentwicklung, vorwiegend im Tierlager, gelegentlich auf dem Tier selbst, dauert beim Hundefloh mindestens 18, beim Katzenfloh mindestens 11 Tage. Flohbefall bei Hund und Katze Der Flohstich verursacht lokale Reaktionen der Haut, die mit erheblichem Juckreiz verbunden sein können. Ein Massenbefall kann zu regelrechten Ekzemen, Abmagerung und sogar Blutarmut führen. Selbst einzelne Flöhe sind in der Lage, durch ihren aggressiven Speichel, bei manchen Tieren ein allergisches Flohekzem auszulösen. Ein großer Anteil der Hautveränderungen mit Juckreiz beim Tier ist auf Flohbefall, auch in geringem Maße, zurückzuführen. Neben der Beeinträchtigung unserer Haustiere (und gelegentlich auch der Besitzer) durch die Flöhe selbst, sind diese Außenparasiten auch in der Lage, Innenparasiten, namentlich Bandwürmer, zu übertragen. Infektiöse Stadien des Gurkenkernförmigen Bandwurms werden nämlich durch die Aufnahme von Flohlarven durch das Wirtstier, versehentlich oder beim Jucken, übertragen (s. Innenparasiten, Bandwürmer). Bei Flohverdacht (häufiges Jucken und sich Beißen des Tieres) empfiehlt es sich, das Tier auf einen hellen Untergrund zu stellen (ev. auch in die Badewanne) und mit einem feinen Kamm auszukämmen, oder auch nur mit den Händen gründlich zu "strubbeln". Falls kleine braune Krümel oder Würstchen herunterfallen, sollte man diese mit einem Papiertuch anfeuchten. Färben sich die Partikel rot, handelt es sich um Flohkot (also verdautes Blut), bleiben die Krümel braun oder schwarz ist es Erde oder anderer Schmutz. Die Flöhe selber fallen einem gerade bei geringem Befall nur selten ins Auge. Fällt diese Untersuchung positiv aus, ist es an der Zeit, an eine angemessene Bekämpfung zu denken. Flohbekämpfung Zur Flohbekämpfung stehen dem Tierarzt verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die je nach Tierart, Befallstärke und der besonderen Situation ausgewählt werden. Manche Präparate werden in Form einer Injektion gegeben, andere als Tablette, Halsband, Spray oder gerne auch als Auftropfpräparat. Die Faustregel lautet: ein Floh auf dem Wirt 99 Nachkommen (Eier, Larven, etc.) in der Umgebung. Das beutet auch eine wirksame Reinigung der Umgebung (Wohnung, Auto, etc.) ist erforderlich, evtl. unter Einsatz von Antiparasitika. Somit müssen immer alle Tiere im Haushalt behandelt werden, auch wenn keine Symptome vorhanden sind. Die Medikamente unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeitsdauer von einigen Wochen bis Monaten und auch in ihrem Ziel. Einige Substanzen töten die erwachsenen Flöhe direkt ab, während andere die Entwicklung der Parasiten hemmen. Beide Wirkstoffarten können miteinander kombiniert werden, um einen sicheren und langanhaltenden Schutz zu gewährleisten. Im Rahmen der Flohbehandlung ist es sinnvoll, an eine anschließende Entwurmung, möglichst nach einigen Tagen, zu denken, in Anbetracht dessen, dass Flöhe potentielle Überträger von Bandwürmern sind. Tierarztpraxis Ferdinand Nießen 3

Ohrmilben Die Ohrräude bei Hund und Katze wird durch ein winziges Spinnentier ausgelöst, welches in erster Linie im äußeren Gehörgang, sowie in der inneren Ohrmuschel schmarotzt. Die Ohrmilbe (Otodectes cynotis) ist 0,3 bis 0,5 mm groß und lebt während ihrer gesamten Entwicklung vom Ei, über die Larve und Nymphe, bis zur erwachsenen Milbe im Bereich des Gehörgangs. Diese Entwicklung währt ca. drei Wochen, was bei der der Ohrräude berücksichtigt werden muss, da die Eier und Jugendstadien weniger gut auf die meisten Medikamente ansprechen. Krankheitsanzeichen Meist beschränken sich die Ohrmilben auf den äußeren Gehörgang und die innere Ohrmuschel, wo sie Entzündungen hervorrufen. In schweren Fällen dringen sie bis ins innere Ohr ein und können sogar einen Durchbruch des Trommelfells verursachen. Je nach Schweregrad der Infektion ist auch der Grad der am Tier erkennbaren Symptome. Grundsätzlich ist die Ohrräude mit Juckreiz verbunden. Anfangs kommt es nur zu vermehrter Schmalzabsonderung später können sich Zentimeter dicke Auflagerungen bilden. Durch das Kratzen und Schütteln der betroffenen Tiere wird die Entzündung des Ohres noch verstärkt, es können nässende Ekzeme beobachtet werden. Gelegentlich platzen durch Schädigungen beim Schütteln Blutgefäße in der Ohrmuschel und es entstehen Blutergüsse, die riesige Ausmaße annehmen können und teilweise operativ entfernt werden müssen. Selten beschränken sich die Milben nicht nur auf den Ohrbereich sondern parasitieren an Kopf, Gesicht und gelegentlich am ganzen Körper. Häufiger betroffen sind Tiere mit halbaufgestellten und herabhängenden Ohren, während Hunde und Katzen mit aufgestellten Ohren seltener befallen sind. Die Übertragung der Milben erfolgt hauptsächlich von Tier zu Tier der Ohrräude Für die der Ohrräude stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Einerseits kann man mit lokal in den Gehörgang eingebrachten Tropfen oder Salben arbeiten, oder aber durch die wiederholte Injektion eines Antiparasiten-Medikaments die Milben bekämpfen. Vor der lokalen ist es wichtig, das Ohr vor Aufbringen des Medikaments gründlich zu reinigen, damit es direkt auf die Parasiten wirken kann. Gleichzeitig sollte noch eine Juckreiz lindernde und entzündungshemmende Komponente enthalten sein. Die ist in der Regel über 3 Wochen fortzusetzen, um die Abtötung aller Milbenstadien zu gewährleisten. Auch die Injektion sollte zur Bekämpfung der Parasiten nach 1 bis 2 Wochen wiederholt werden. Desweiteren gibt es die Möglichkeit einer Auftropfbehandlung zur Verfügung, die zu sehr guten Erfolgen führt. Sarcoptes Räude Die Sarcoptes-Räude wird durch die sogenannte Sarcoptes-Milbe ausgelöst. Dieses Spinnentier ist lediglich 0,2 bis 0,4 mm groß und somit mit bloßem Auge nicht erkennbar. Die erwachsenen Milben-Weibchen graben Bohrkanäle in die Haut, in denen sie ihre Eier ablegen. Die Entwicklung vom Ei über Larve und Nymphe zum erwachsenen Parasiten dauert 10 Tage bis 3 Wochen. Larven, Nymphen und erwachsene Milben sind gelegentlich auf der Hautoberfläche und daher auch im direkten Umfeld betroffener Hunde zu finden. Außerhalb ihrer Wirte können die Parasiten bis zu 18 Tage überleben. Der Erreger wird in erster Linie über den direkten Kontakt von Hund zu Hund übertragen, in Orten mit regem Hundeverkehr (Tierheime, Hundepensionen, Kliniken...) aber auch indirekt über infizierte Lagerstätten, Decken etc. Meist beginnt die Sarcoptes-Räude mit Veränderungen an Kopf, Ohrrändern, Nasenrücken, Augenbogen aber auch Unterbauch und Schenkelinnenseiten. Es entstehen Knötchen, Pusteln und Schuppen, die mit einem hochgradigen Juckreiz bei den betroffenen Tieren verbunden sind. Die Patienten kratzen und scheuern sich praktisch ununterbrochen. Später wird die Haut dick, derb und faltig, die Haare brechen oder fallen aus. Die vorgeschädigte Haut bietet einen willkommenen Nährboden für Bakterien, die im Anschluss noch eine eitrige Hautinfektion hervorrufen können. Grundsätzlich ist bei der Sarcoptes-Räude eine Ganztierbehandlung vorzunehmen. Die einzelner, veränderter Hautbereiche ist selten ausreichend. Es können Wasch- oder Auftropfbehandlungen vorgenommen werden. Diese Maßnahmen sollten mehrmals wiederholt werden. Es ist dringend erforderlich, das möglicherweise infizierte Umfeld des betroffenen Hundes (Hütte, Körbchen...) mit einem Milben- Vernichtungsmittel zu desinfizieren. Verwendete Textilien (Decken, Bettzeug...) sind aufzukochen, einzufrieren oder unschädlich zu entsorgen. Leidet der Patient außerdem unter einer Hautinfektion durch Bakterien, kann die zusätzliche mit einem Antibiotikum erforderlich sein. Achtung: Sarcoptes-Milben können auch beim Menschen zu schweren führen!!! Tierarztpraxis Ferdinand Nießen 4

Demodexmilben Die Demodex-Räude des Hundes wird durch eine nur 0,25 bis 0,3 mm kleine Milbe (Demodex canis) hervorgerufen. Dieser Parasit lebt tief in den Haarbälgen und gelegentlich auch in den Talgdrüsen der Haut. Die gesamte, gut drei Wochen dauernde Entwicklung vom Ei über Larve und Nymphe zur erwachsenen Milbe verläuft im Haarbalg. Meist werden die Milben schon im Welpenalter von der Mutter auf die Jungtiere übertragen. In erster Linie junge Hunde erkranken an der Demodikose. Veränderungen bemerkt man meist erst an Stellen, die in engen Kontakt mit dem Muttertier, das den Erreger überträgt, kommen: Augenlider (Brille), Nase, Lippen, Stirn und Ohren. Schreitet die Erkrankung weiter fort, sind auch auf Hals, Brust, Bauch und Schenkelfalten Haarkleid- und Hautveränderungen erkennbar. In der Regel sind alle Wurfgeschwister betroffen. Die Demodex-Räude kann mit unterschiedlich schweren Krankheitssymptomen einhergehen, von kleinen, haarlosen Stellen über schuppende Ekzeme bis hin zu hochgradigen Schwellungen, blutig-eitrigen Pusteln und Knötchen, verbunden mit unterschiedlich starkem Juckreiz. Oft ist die derart vorgeschädigte Haut ein willkommener Nährboden für Bakterien, die das Krankheitsbild schwerwiegend verschlechtern können. Diese schlimme Form der Demodikose tritt bei Tieren auf, deren Abwehrsystem aus irgendwelchen Gründen ungenügend arbeitet, entweder aus Mangel an Abwehrzellen oder durch falsche oder mangelhafte Ernährung, andere Erkrankungen, schwere Stresssituationen o.ä.. Die Demodex-Milben kommen allerdings auch bei gesunden Tieren vor, ohne hervorzurufen. Unter ungünstigen Bedingungen kann die Erkrankung dann eventuell ausbrechen. Dadurch erklärt sich das Auftreten von Räudeerscheinungen bei Tieren, die lange keinen Kontakt mit Artgenossen, und so keine Möglichkeit der Ansteckung hatten. Milben können im Rahmen der mikroskopischen Untersuchung eines Hautgeschabsels nachgewiesen werden. In leichten Fällen, bei geringgradigem Milbenbefall, ist der Nachweis von Parasiten nicht immer möglich. Die der Demodikose ist meist sehr langwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt. Oft gelingt es zwar, die zu verbessern oder auch zu unterbinden, meist bleiben die Patienten aber unauffällige Milbenträger. Die kann mit Waschungen, Bädern, Auftropfpräparaten und Injektionen vorgenommen werden. In jedem Fall ist die Therapie sorgfältig und wiederholt durchzuführen.haben sich auf die Milben bedingten Hautveränderungen Bakterien aufgepflanzt, kann es außerdem nötig sein, zusätzlich ein Antibiotikum einzusetzen. Räude beim Kaninchen Als echte Räude wird beim Kaninchen die Ohrräude angesehen, die durch eine relativ große (0,4 bis 0,8 mm) Milbe (Psoroptes cuniculi) hervorgerufen wird. Die Entwicklung vom Ei, über Larve und Nymphe zur erwachsenen Milbe dauert etwa 3 Wochen. Diese Erkrankung richtet insbesondere in großen Beständen schwere Schäden an. Eine weitere, für das Kaninchen weit weniger gefährliche Milbe ist die Raubmilbe Cheyletiella parasitovorax, die sich in erster Linie von anderen Milben (z.b. im Futter) und von Hautschüppchen des Wirtstieres ernährt. Sie erreicht eine Größe von 0,3 bis 0,5 mm und befestigt ihre Eier an den Haaren betroffener Tiere. Die Erreger der Ohrräude (Psoroptes cuniculi) parasitieren im Bereich des Ohrgrundes und der Innenohrfalten. Die Milben stechen in die Haut und saugen Gewebsflüssigkeit. Es entstehen dicke Krusten und Borken über der feuchten und geröteten Haut. In schweren Fällen ist die gesamte Ohrmuschel mit einer borkigen Masse angefüllt und die Entzündung kann sich bis zum Mittel- und Innenohr erstrecken und bis auf die Hirnhäute übergreifen. Häufig schädigen Bakterien die Haut noch weiter. Neben den sichtbaren Krusten und Borken erkennt man bei den Patienten einen hochgradigen Juckreiz und Schmerzhaftigkeit im Ohrbereich. Die Tiere können Abmagern, apathisch werden und sogar versterben. Die Milben können durch mikroskopische Untersuchung der borkigen Sekrete identifiziert werden und oft schon mit bloßem Auge gesehen werden. Die Raubmilbe Cheyletiella parasitovorax ist für das Kaninchen deutlich weniger gefährlich als erstere. Bei stärkerem Befall können gelegentlich Schuppen, Hautveränderungen und Haarausfall beobachtet werden. Das Herumkrabbeln auf dem Patienten kann Juckreiz bei betroffenen Tieren auslösen. Oft verläuft die Infektion mit Raubmilben unauffällig. Mit einem Tesafilm-Streifen kann man einige Milben vom Tier sammeln und unter dem Mikroskop identifizieren. Achtung! Raubmilben können beim Menschen eine stark juckende Dermatitis verursachen. Bei der Bekämpfung der Raubmilben sind gute Erfolge mit äußerlichen Anwendungen zu erzielen, da sich der Parasit auf der Hautoberfläche und nicht in der Tiefe aufhält. Es stehen beispielsweise Lösungen zum Auftragen zur Verfügung. Es kann jedoch ebenfalls mit Injektionsware gearbeitet werden. Tierarztpraxis Ferdinand Nießen 5