Typhula im Herbst - Vorboten für einen Winter mit großem Krankheitsdruck?

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Transkript:

Typhula im Herbst - Vorboten für einen Winter mit großem Krankheitsdruck? Auf einigen Golfanlagen konnte man in diesem Herbst seltsame Strukturen zwischen den Grashalmen finden. In der Regel überragten diese die Halme auf den Grüns um einige Millimeter. Das für sich genommen wäre ja nicht so schlimm, wenn diese länglichen Säcke nicht auch schwach rosa-orange gewesen wären. So mussten sie von jedermann entdeckt werden. Den verantwortlichen Greenkeepern stellte sich die Situation wie folgt dar: Mehr oder weniger über Nacht war das Grün von den beschriebenen rosa-orangen Säcken übersät. Dabei waren jedoch keine irgendwie gearteten Strukturen erkennbar. Außerdem schienen sie den Gräsern keinen Schaden zuzufügen, sondern schlicht und einfach zwischen den Halmen zu wachsen? Aber wofür und warum? Einführung Die Herkunft der Säcke war schnell geklärt. Es handelt sich um die Fruchtkörper der Typhula-Fäule (Typhula blight), Typhula incarnata. Sind solche Fruchtkörper nun ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Infektion mit Typhula in den kommenden Monaten oder dokumentieren sie nur noch einmal die außergewöhnlichen Bedingungen des vergangenen Winters? Zur Beantwortung dieser Frage ist die Kenntnis der befallsfördernden Faktoren wichtig. Nur dann kann man vorbeugend im Sinne der Krankheitsvermeidung tätig werden, bzw. ist auf ein Auftreten der Krankheit vorbereitet und kann rechtzeitig mit geeigneten und genehmigten Pflanzenschutzmaßnahmen gegensteuern. Dafür ist eine intensive Beobachtung der gefährdeten Flächen im Herbst notwendig. Da Typhula in der Regel mit Schneeschimmel (Microdochium nivale) zusammen auftritt, bleibt die Krankheit oft unentdeckt. Zudem ist meistens auch der variable Lebenszyklus mit seinen verschiedenen Erscheinungsformen nur wenig bekannt. Der Pilz Die Typhula-Fäule wird von den Pilzarten Typhula incarnata Fr. und Typhula ishikariensis verursacht. Es handelt sich um einen Basidiomyceten, wie am Mycel mit den typischen Schnallen zu erkennen ist. Zur Erkennung und Unterscheidung dient auch die Musterung der Hülle der Dauerkörper. Solche Sklerotien bilden auch andere im Rasen lebende Pilze. Unter geeigneten Bedingungen, können im Herbst / Frühwinter, wie in diesem Jahr, die auffälligen Sporokarpe, Fruchtkörper, im Rasen erscheinen. 1 2 cm große, krumme, aufrecht stehende Schläuche oder Säcke. An ihnen können die beiden Arten auch gut unterschieden werden. Die Fruchtkörper von T. incarnata sind wie beschrieben blass rosa-orange, während die von T. ishikariensis grau-weiß bis leicht bräunlich sind. Verbreitung Typhula-Fäule ist die derzeit einzige echte Winterkrankheit unserer Gräser. Befallen werden alle gängigen Rasengrasarten von Agrostis über Lolium perenne und Festuca rubra bis zu Poa pratensis und P. annua. Die Krankheit tritt insbesondere in höheren und kontinental geprägten Klimaregionen mit einer regelmäßigen, länger andauernden, Schneebedeckung auf. Hier dominiert Typhula meist über den Schneeschimmel. In den maritimeren Zonen überwiegt dagegen der Schneeschimmel. Einfügen: Bild 1)

Lebenszyklus und Symptome In der Regel wird eine Typhula-Erkrankung erst nach der Schneeschmelze sichtbar. Runde von 1 cm bis 1 m große Flecken mit zunächst feuchten, strohig-hellen bis faulig grau-braunen verklebten Blättern. Teilweise ist auch das weiß-graue Mycel sichtbar. Davon leitet sich der im angelsächsischen übliche Name Gray snow mould ab (in Anlehnung an den Pink snow mould, den Schneeschimmel). Mit zunehmender Abtrocknung der Flächen verschwindet das Mycel und die trockenen Blätter erscheinen als verklebte silbrig-weiße Matten. Unter geeigneten Bedingungen können große Flächen betroffen sein. Oft durchmischt mit Schneeschimmelflecken. Da der Vegetationspunkt in der Regel vom Pilz nicht befallen wird, kann sich die Graspflanze aus ihm heraus im Frühjahr regenerieren. Einfügen Bild 2). Im Verlauf des Winters haben sich, eingebetet zwischen den Blättern, Dauerkörper -die Sklerotien- gebildet. Runde, linsenförmige, zuerst rötlich-braune gut stecknadelkopf- bis zu 5 mm große Sklerotien. Nach der Zersetzung der abgestorbenen Blätter fallen die Sklerotien in den Filz oder an den Boden. Dort überdauert der Pilz die für ihn ungünstigen zu heißen, hellen und trockenen Sommermonate. Erst im Herbst unter geeigneten Bedingungen, 10 18 C, Feuchtigkeit und verminderte Lichtintensität, erwachen die Sklerotien und keimen aus. Gesteuert von der Lichtqualität bilden sich nun Fruchtkörper oder ein Mycelstrang. Diffuses Licht im hohen Ultraviolett-Spektralbereich begünstigt die Bildung der Fruchtkörper. Direkte Sonneneinstrahlung oder völlige Dunkelheit, wie sie z.b. durch das Überdecken mit Topdressmaterial verursacht werden kann, unterdrückt die Fruchtkörperbildung. Einfügen Bild 3). Bilden sich, wie in diesem Jahr, die Fruchtkörper (Sporokarpe), entstehen auf ihnen die Basidiosporen die zur Verbreitung des Pilzes dienen. Im Winter keimen diese Sporen und bilden ein Mycel, dass die Gräser anschließend befällt. Genauso wie das aus den Sklerotien wachsende Mycel. Aber da es viel, viel mehr Sporen als Sklerotien gibt, ist eine größere und stärkere Infektion möglich. Einfügen Bild 4). 1 2 C reichen für das Pilzwachstum unter einer geschlossenen Schneedecke vollkommen aus. Eine Schneedecke begünstigt den Pilz aus mehreren Gründen: Der Boden kann nicht zufrieren; nur dünn gefrorener Boden wird sogar wieder aufgetaut; die Luftfeuchtigkeit in der Rasennarbe bleibt hoch; eine geringe Luftbewegung unterstützt das Pilzwachstum; die Temperaturen sind konstant im guten Bereich; höhere Blätter werden vom Schnee zusammengedrückt und können damit vom Pilz leichter befallen werden. Die selbe Wirkung wie eine Schneedecke haben auch Laub oder Mulchmaterial auf dem Rasen. Vom Pilz befallene Blätter vergilben von der Spitze her und sterben schließlich ab. Und wieder bilden sich im Verlauf der Infektion und Erkrankung die beschriebenen Dauerkörper. In Klimagebieten, die die Krankheit durch regelmäßige längere Schneebedeckung begünstigen, ist daher Jahr für Jahr an den gleichen Stellen mit einem neuen Befall zu rechnen.

Darstellung 1. Infektionszyklus der Typhula-Fäule Entnommen Quelle Nr. 5). Übersicht 1. Nach-Winter: Frühjahr: Sommer: Herbst: Winter: Jahreszeitliche Entwicklung der sichtbaren Symptome Feuchte, papierartig verklebte Blätter; orange-braune Sklerotien Bildung von weißen Mycel-Ringen und deutliche Mycelbildung in der Filzschicht bei starken Temperaturschwankungen Sklerotien überdauern Hitze und Trockenheit im Filz und am Grund der Rasennarbe Unter speziellen Lichtbedingungen kann es zur Ausbildung der rosa-orangen Fruchtkörper (Sporokarpien) kommen. Die auf den Fruchtkörpern gebildeten Basidiosporen infizieren im anschließenden Winter die Blätter und Halme der Gräser Infektion der Gräser durch Sklerotien oder Basidiosporen unter einer geschlossenen Schneedecke Befallsfördernde Faktoren Ein möglicher Befall mit Typhula incarnata wird durch verschiedene Witterungs- und Pflegefaktoren begünstigt. Dazu gehört langes Gras, wenn die Rasenflächen zuschneien. Wichtig ist es die Gräser bis zum Einstellen des Wachstums gut ernährt und gesund zu erhalten. Dazu gehört insbesondere eine ausreichende Versorgung mit Kalium. Geschwächte Gräser werden eher vom Pilz befallen als Vitale. Zu hohe Stickstoffgaben im Spätherbst begünstigen durch die Bildung von weichem, wasserreichem Gewebe den Ausbruch der Krankheit. Eine Ski- oder andere Nutzung solcher Flächen sollte nach Möglichkeit vermieden

werden. Gleiches gilt für die Bildung von Schneewächten und verwehungen auf den Rasenflächen, wodurch mehr Schnee als nötig aufgehäuft wird. Sobald im Frühjahr Tauwetter einsetzt, ist dafür zu sorgen, dass die wertvollsten Flächen, wie z.b. Grüns, Schneefrei gemacht werden. Erst danach wird ein möglicher Krankheitsbefall sichtbar. Anschließend ist alles daran zu setzen um die Flächen abzutrocknen und die Wüchsigkeit der Gräser zu beleben. Da der Vegetationspunkt nicht zerstört ist, besteht eine Chance mit entsprechenden, leichten Düngungen und Vertikutieren das Wachstum anzuregen. Sonst ist mit einer nur sehr zögerlichen Frühjahrsentwicklung zu rechnen. Im Sommer ist durch eine gute Narbenpflege alles zur Vermeidung von zusätzlicher Rasenfilzbildung zu unternehmen. Das heißt regelmäßig zu vertikutieren, mähen mit Groomereinheiten, mindestens dreimaliges Aerifizieren mit Besandung und auch dazwischen häufiger kleine Mengen Sand oder Topdressmaterial zu applizieren. Häufigeres Vertikutieren kann dazu beitragen die Zahl der im Filz vorliegenden Sklerotien und damit die Infektion im nächsten Winter zu reduzieren. Übersicht 2. Vorbeugende Pflegemaßnahmen Winter: - normal kurz gemäht in den Winter gehen lassen - Förderung der Vitalität der Gräser bis in den Winter hinein - Keine zusätzliche Schneeverdichtung durch Ski,... etc. - Aufstellen von Schnee- und Windfangzäunen um Schneeverwehungen auf den wertvollen Rasenflächen zu vermeiden Frühjahr: - Beseitigung der Schneedecke sobald Tauwetter einsetzt - Für das Abtrocknen der Rasenoberfläche sorgen - Rasche Stickstoffgaben im Frühjahr zur Anregung von neuem Wachstum Sommer: - Vermeidung von Rasenfilz durch regelmäßiges vertikutieren, aerifizieren und häufiges leichtes topdressen und besanden - Keine Neuansaaten im Spätjahr, da junge Gräser besonders empfindlich für Typhula sind. Kontrolle und Bekämpfung durch Pflanzenschutzmaßnahmen Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Typhula sind nur akut, profilaktisch sinnvoll. Nachträglich, im Frühjahr nach der Schneeschmelze, ist eine Behandlung mit Fungiziden nicht mehr notwendig. Zur Abwehr einer Infektion muss die Anwendung nach der Keimung der Sklerotien oder der Bildung der Sporokarpien erfolgen. Hat sich das Mycel erst gebildet, kann mit Fungiziden nicht mehr viel erreicht werden. Sollen also im Vorfeld systemische Fungizide eingesetzt werden, sind deren Bedingungen für einen erfolgreichen Einsatz zu beachten. Das heißt die Pflanzen müssen noch im Wachstum sein! Sollen Kontaktmittel (Chlorthalonil, Iprodion) angewendet werden, ist deren kürzere Wirkungsdauer zu berücksichtigen. Zieht sich der Herbst bis zur Schneebedeckung in die Länge, wie in diesem Jahr, sind bis dahin eventuell mehrere Gaben zu verabreichen. Tauen die Flächen im Winter einmal ab, können weitere Behandlungen für die Vermeidung der Erkrankung sehr hilfreich sein.

Die Auswahl der Pflanzenschutzmittel muss sehr gezielt erfolgen. In der letzten Zeit wurden bei Versuchen in den USA auch biologische Bekämpfungsmaßnahmen erfolgreich unter Freilandbedingungen getestet. Glossar Sklerotium: Sporokarp: Mycel: Basidiosporen: Dauerkörper. Werden in vielen Pilzklassen gebildet. Sie dienen nicht der Verbreitung der Krankheit, sondern nur dem Erhalt. Fruchtkörper an dem die eigentlichen Sporen gebildet werden. Einzelliger Strang, der im Boden oder Wirtsorganismen ausgebildet werden kann. Zusammenballungen und Verdichtungen einzelner Stränge zu Geweben die Fruchtkörper und Dauerkörper bilden. An Basidien (Trägern) gebildete Sporen der Basidiomyceten, im Gegensatz zu Ascosporen, die in einer schlauchartigen (Ascus-) Zelle gebildet werden. Literatur: 1) Diagnose- und Therapiehandbuch für Rasenkrankheiten, Eurogreen 2) Grundsätze zur funktions- und umweltgerechten Pflege von Rasensportflächen - Teil IV Pflanzenkrankheiten und Schädlinge; BISP, Bonn 1997 3) N.A. Baldwin; Turfgrass Pests and Diseases ; STRI Bingley, 3rd Edition, 1990 4) Monika Heupel, Bonn + Harald Nonn, Niesterau; Die Typhula-Fäule: Eine Möglichkeit zur Früherkennung Rasen-Turf-Gazon 1/1997, S. 24ff; Hortus Zeitschriften Cöllen + Bleeck, Bonn 5) Compendium of Turfgrass Diseases ; R.W. Smiley, P.H. Dernoeden, B.B. Clarke; Third Edition 2005; The american phytopathological Society, St. Paul, Minnesota, USA 6) Wörterbücher der Biologie Mikrobiologie ; Günther Müller, Berlin; VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 1. Auflage 1980 Einen wichtigen Hinweis bei der Identifikation der Fruchtkörper von T. incarnata lieferte mir die Fa. European Turf Management von Yves Kessler.