Prof. Dr. Klaus van Eickels Mittelalterliche Geschichte Otto-Friedrich-Universität Bamberg Schnittpunkte der Kulturen Europas Sizilien und Zypern im Mittelalter Vorlesung Di. 14:15-15:45 Uhr U2, Hörsaal 025
Die Erhebung Rogers II. zum König 1127 trat Graf Roger II. von Sizilien die Nachfolge seines Vetters Wilhelm im Herzogtum Apulien an (Anerkennung durch Honorius II. 1128, Treueid der Untertanen 1129). Das Schisma Innozenz II. / Anaklet II. (Feb. 1130) bot Roger II. die Gelegenheit, seine neue Machtstellung (Verbindung Unteritaliens und Siziliens) zu legitimieren und in eine Rangerhöhung umzusetzen: 27. September 1130: Anaklet II. erklärt in Benevent, er habe Roger II. die Krönung zum König durch den Erzbischof seines Reiches angeboten. Weihnachten 1130: Krönung zum König von Sizilien, Kalabrien und Apulien im Dom von Palermo
Die Erhebung Rogers II. zum König Hintergrund Schisma Innozenz II. / Anaklet II. (Feb. 1130) 1134 Jan. 28: Purpururkunde (Goldschrift auf Purpurgrund) für die Familie Pierleoni (insb. die Brüder Anaklets II.) über die Verleihung eines Geldlehens gegen ligischen Treueid an Rogero Dei gratia Sicilie et Italie REGI magnifico Paul Fridolin Kehr, Diploma purpureo di rè Ruggero II per la casa Pierleoni, Archivio della Società Romana di Storia Patria 24(1901), S. 253-259 1140 Purpururkunde für die Capella Palatina in Palermo Purpururkunden sind selten (nur 7 im Original erhalten), (z.b. das Privileg Ottos I. für die Römische Kirche von 962 Feb. 13) Roger erhebt damit Anspruch auf kaiserähnliche Stellung (wie auch durch die Anrede basileus, neben ρηξ = rex, und durch Selbstbezeichnung als Sonne der Gerechtigkeit und Licht der Weisheit )
Die Erhebung Rogers II. zum König Hintergrund Schisma Innozenz II. / Anaklet II. (Feb. 1130) Roger II. (BBKL): 1131-1133 und 1134-1135 mußte er mehrere ausgedehnte Erhebungen des unteritalienischen Adels mit Hilfe sarazenischer Truppen niederwerfen. Im Frühjahr 1137 fielen Kaiser Lothar III. und Herzog Heinrich von Bayern im Bunde mit Innozenz II., Venedig, Pisa und Byzanz in Rogers Reich ein und standen Ende Mai vor Bari, das schließlich kapitulierte. Da Roger sich nicht zum Kampf stellte, erzwang die Sommerhitze den Rückzug des kaiserlichen Heeres, das im August nur noch die Übergabe von Salerno bewirken konnte. 1139 unternahm Papst Innozenz II. einen großangelegten Feldzug gegen Roger II. Sein Heer wurde jedoch bei Gallucio aufgerieben und er selbst geriet am 22.7.1139 in Gefangenschaft. Im Vertrag von Mignano vom 25.7.1139 mußte er Rogers Königtum anerkennen. Zur Durchsetzung des königlichen Absolutismus verkündete Roger im Sommer 1140 die Dekrete von Ariano. Als neue Währung führte er den nach byzantinischem Vorbild gestalteten Dukaten ein.
Die Erhebung Rogers II. zum König Hintergrund Schisma Innozenz II. / Anaklet II. (Feb. 1130) Roger II. (BBKL): 1131-1133 und 1134-1135 mußte er mehrere ausgedehnte Erhebungen des unteritalienischen Adels mit Hilfe sarazenischer Truppen niederwerfen. Im Frühjahr 1137 fielen Kaiser Lothar III. und Herzog Heinrich von Bayern im Bunde mit Innozenz II., Venedig, Pisa und Byzanz in Rogers Reich ein und standen Ende Mai vor Bari, das schließlich kapitulierte. Da Roger sich nicht zum Kampf stellte, erzwang die Sommerhitze den Rückzug des kaiserlichen Heeres, das im August nur noch die Übergabe von Salerno bewirken konnte. 1139 unternahm Papst Innozenz II. einen großangelegten Feldzug gegen Roger II. Sein Heer wurde jedoch bei Gallucio aufgerieben und er selbst geriet am 22.7.1139 in Gefangenschaft. Im Vertrag von Mignano vom 25.7.1139 mußte er Rogers Königtum anerkennen. Zur Durchsetzung des königlichen Absolutismus verkündete Roger im Sommer 1140 die Dekrete von Ariano. Als neue Währung führte er den nach byzantinischem Vorbild gestalteten Dukaten ein.
Anerkennung des neuen Königtums durch Hadrian IV. 1156 (Vertrag von Benevent) Wenig später: Eklat von Besancon (Okt. 1157) (Kaiserkrone als Lehen des Papstes) Rainald von Dassel übersetzt beneficium mit Lehen statt mit Wohltat (bonum factum)
La Martorana (1143 gestiftet durch Georg von Antiochia, den Großadmiral Rogers II.) Die Kleidung Rogers II. ist aus lateinisch-abendländischer Sicht priesterähnlich: In seiner Eigenschaft als päpstlicher Legat hatte Roger seit 1149 das Recht Mitra, Dalmatik, Sandalen und andere Abzeichen des Bischofsamtes zu tragen. Aus byzantinischer Sicht ist die Darstellung kaiserähnlich: Der loros, die alte Konsulartoga wurde nach und nach zum Symbol für das Leichentuch Christi und zum Zeichen der religiösen Autorität seines Trägers. Auf Münzen erscheint er kariert.
Das normannische Königreich Sizilien La Martorana (1143) Monreale (1179-1182)
Herrschaftliche Repräsentation und Herrschaftslegitimation Byzanz/Islam: Zeremonielle Schranke, Beamtenapparat auf Befehl und Gehorsam normannische Tradition: Barone als Freunde des Königs Komplementäre Strategien der Herrschaftslegitimation Gottesgnadentum päpstliche Privilegierung weltliche Akklamation
Petrus von Eboli: Liber ad honorem Augusti Herrschaftliche Repräsentation und Herrschaftslegitimation
Petrus von Eboli: Liber ad honorem Augusti Herrschaftliche Repräsentation und Herrschaftslegitimation
Griechische und lateinische Christen im normannischen Sizilien Integration der griechischen Christen Legitimierung und Inszenierung als Befreiung von der Herrschaft der ungläubigen Sarazenen (Dankfeier mit den griechischen Einwohnern von Messina 1061, Erscheinung des hl. Georg 1063, Anerkennung des griechischen Erzbischofs von Palermo) Schenkungen an griechische Klöster jedoch: Einsetzung lateinischer Bischöfe, Zuwanderung aus Oberitalien Rückgang der griechischen Sprache, die im 13. Jahrhundert nur noch im Nordosten belegbar ist
Die Muslime (Sarazenen) im normannischen Königreich Sizilien Duldung gegen Zahlung einer Sondersteuer 1147-1153 Eroberungen an der nordafrikanischen Küste (insb. Djerba) Palastsarazenen: Unter Wilhelm I. und Wilhelm II. 1154-1189 bekleiden nominell zum Christentum konvertierte Araber (unter ihnen zahlreiche Eunuchen) einflußreiche Positionen am Hof des Königs, der sich jedoch zugleich als Schutzherr der Christen im Mittelmeerraum darstellt.
Die Muslime (Sarazenen) im normannischen Königreich Sizilien Duldung gegen Zahlung einer Sondersteuer 1147-1153 Eroberungen an der nordafrikanischen Küste (insb. Djerba) Palastsarazenen: Unter Wilhelm I. und Wilhelm II. 1154-1189 bekleiden nominell zum Christentum konvertierte Araber (unter ihnen zahlreiche Eunuchen) einflußreiche Positionen am Hof des Königs, der sich jedoch zugleich als Schutzherr der Christen im Mittelmeerraum darstellt. Wachsende Intoleranz der christlichen Bevölkerung (insb. der Lombarden) zeigt sich in den Pogromen des Jahres 1161 Ibn Jubair (aus Andalusien) berichtet um 1184/85, daß die Muslime in Palermo ihre Moscheen und Koranschulen hätten. Allerdings erwähnt er nicht, daß sie den Ramadan hielten und er sagt ausdrücklich, daß keine Freitagspredigten stattfänden. Ende muslimischer Präsenz: Unterwerfung und Umsiedlung nach Lucera unter Friedrich II.