Die Feier der Drei Österlichen Tage. Die Zeichen sprechen lassen

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Transkript:

Die Feier der Drei Österlichen Tage Die Zeichen sprechen lassen

Abendmahl und Fußwaschung Obermauern im Virgental (Osttirol) - Simon von Taisten (1450/55-1515) Dieses Bild aus dem Mittelalter zeigt die Verbindung von Eucharistiefeier mit der Fußwaschung. Beide Elemente sind im Abendmahl präsent, in der Darstellung ist Jesus zwei mal zu sehen: als Gastgeber und als Diener, der seinen Jüngern die Füße wäscht. Orientierungshilfe zur liturgischen Gestaltung drei österlichen Tage

Die Feier der Drei Österlichen Tage Die Zeichen sprechen lassen Die Feier der Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn bildet den Höhepunkt des liturgischen Jahres. Diese österliche Dreitagefeier beginnt mit der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag und endet mit der Vesper am Ostersonntag. Auch wenn die drei großen Gottesdienste (Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag, Karfreitagsliturgie und Osternachtfeier) zeitlich auseinanderfallen, sie gehören aufs engste zusammen und bilden eine unauflösliche Einheit. Dass es sich im Grunde um eine Feier handelt, zeigt ein näherer Blick auf den Verlauf: Der Abendmahlsmesse fehlt der sonst übliche Abschluss, die Liturgie des Karfreitags beginnt ohne Eröffnung und schließt ohne Entlassung und die Osternacht wird ohne den gewohnten liturgischen Gruß eröffnet. Man feiert jeweils da weiter, wo man am Vortag aufgehört hat. Immer geht es um das Ganze, um das eine Pascha-Mysterium, das jeweils unter verschiedenen Aspekten bedacht und gefeiert wird: Jesu Hindurchgang durch Leiden und Kreuz zur Auferstehung. Immer steht die Gesamtheit von Tod und Erhöhung Christi im Zentrum. So sind der Abend des Gründonnerstags und der Karfreitag nicht eine Vorbereitung auf Ostern, sondern Teile des einen großen Osterfestes. Kreuz und Auferstehung sind zwei Seiten einer Medaille: Durch seinen Tod hat er unseren Tod vernichtet und durch seine Auferstehung das Leben neu geschaffen (Osterpräfation). Die Liturgie der österlichen Dreitagefeier ist besonders reich an Zeichen und Symbolen. Sie sollen möglichst aus sich selbst heraus

sprechen. Eine Liturgie, die mit allen Sinnen erlebbar ist, bedarf keiner Erklärungen, sondern spricht aus sich selbst. Sinn und Bedeutung erschließt sich aus den liturgischen Deuteworten. Der Gehalt der Feier kommt in der Gestalt zum Ausdruck - und umgekehrt wird der Gehalt über die Gestalt erfahrbar. Gründonnerstag (GL 304 und 305) Der Abend des Gründonnerstags, des Donnerstags der Heiligen Woche, wird bereits dem österlichen Triduum - dem Gedächtnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi - zugerechnet, da nach jüdisch-antiker Vorstellung der Tag jeweils mit dem Vorabend beginnt. Der Gründonnerstag hat seinen deutschen Namen von greinen - weinen (mhd. gronan) und verweist damit auf das bevorstehende Leiden Christi. Der Name kann auch damit zusammenhängen, dass an diesem Tag in der frühen Kirche öffentliche Büßer, auch Weinende genannt, wieder in die volle kirchliche Gemeinschaft aufgenommen wurden. An der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag soll die gesamte Gemeinde teilnehmen. Die Kirche gedenkt des Abschiedsmahls Jesu und der Einsetzung der Eucharistie. Das Evangelium handelt von der Fußwaschung als Zeichen dienender und hingebender Liebe. Nach der festlichen Abendmahlsmesse wird das Allerheiligste an einen geeigneten Ort übertragen und des Ölbergleidens, des Verrats und der Gefangennahme Jesu gedacht. Der Gottesdienst endet in Stille.

Gründonnerstag - Hinweise zur Gestaltung: Die Messe vom Letzten Abendmahl sollte wirklich am Abend stattfinden. Die Grundstimmung der Feier ist besinnliche Freude über das Vermächtnis des Herrn. Mit der Übertragung des Allerheiligsten schlägt diese Grundstimmung um in das Gedenken an das Ölbergleiden. Dieser Übergang von der Freude und der Danksagung in den Beginn des Leidens ist deutlich zu machen. Der Tabernakel soll vor der Feier vollständig leer sein, das Brot für die Kommunion aller (evtl. auch für den Karfreitag) muss in der Abendmahlsmesse konsekriert werden. Die Eröffnung soll mit einem großen Einzug durch die Kirche beginnen, bei dem alle mitgehen, die einen besonderen Dienst haben. Dabei können die in der Chrisam-Messe geweihten heiligen Öle mitgetragen und auf einen dafür bereiteten Platz gestellt werden. Zum Gloria läuten die Glocken, um dann bis zur Osternacht zu schweigen. Die erste Lesung aus dem Buch Exodus gehört zum Urbestand des Osterfestes und stellt die Verbindung mit dem alttestamentlich-jüdischen Paschafest her: Ostern beginnt mit dem Gedächtnis des Exodus Israels aus Ägypten; ohne dieses Gedenken gibt es kein christliches Ostern (Reinhard Meßner). Die zweite Lesung aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus handelt von der Einsetzung der Eucharistie durch Christus. Keine der beiden Lesungen sollte entfallen. Im Anschluss an das Evangelium, nach der Homilie, kann die Fußwaschung vorgenommen werden. Sie ist eine eindrucksvolle Symbolhandlung und bedarf sorgfältiger spiritueller und praktischer Vorbereitung. Andernfalls ist es besser, sie zu unterlassen. Die Fußwaschung soll nicht zum biblischen Spiel werden (keine Zwölfzahl von Männern), sondern ist Ausdruck dienender Liebe. Brot und Wein werden in einer Gabenprozession zum Altar gebracht und dem Priester übergeben. Zur Gabenbereitung kann ein Opfergang für Arme und Notleidende gehalten werden. Dazu singt man Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr (GL 442). Wenigstens in der Abendmahlsmesse soll die ganze feiernde Gemeinde unter beiden Gestalten an der Eucharistie teilnehmen können. Nach dem Schlussgebet wird die Beleuchtung teilweise ausgeschaltet. Die übriggebliebenen (bzw. für den Karfreitag konsekrierten) Hostien werden in Prozession in eine Seitenkapelle oder zu einem Nebenaltar übertragen. Es folgt eine kurze Zeit der stillen Anbetung. Dann kann die Perikope vom Ölbergleiden vorge-

tragen werden (evtl. mit dem Taizé- Gesang Bleibet hier und wachet mit mir - GL 286). Der Altarschmuck wird entfernt ( Entblößung des Altares ). Die Übertragung des Allerheiligsten (begleitet von einem eucharistischen Gesang) und die Altarentblößung sollen in schlichter Weise und in Ruhe geschehen. Beide Handlungen sind eindrucksvoller Übergang von der festlichen Abendmahlsmesse zur Betrachtung des Leidens Jesu und der nächtlichen Anbetung. Altarentblößung: Altartuch, Kreuz, Leuchter und die Blumen beim Altar werden entfernt, der Tabernakel wird geöffnet. Geschieht dies in Ruhe und Ordnung unmittelbar nach der Übertragung des Allerheiligsten, wird ohne jede Erklärung der tiefere Sinn bewusst. Der Abendmahlsmesse soll sich eine nächtliche Anbetung anschließen, in der die Abschiedsreden und das Ölbergleiden des Herrn betrachtet werden (GL 675,3.6.8). Der Tabernakel soll nicht die Gestalt des Heiligen Grabes haben (siehe Karsamstag) Das noch vorhandene Weihwasser in den Weihwasserbecken an den Eingängen der Kirche wird ausgegossen, die Becken ausgetrocknet. Das Wasser wird in der Osternacht neu geweiht. So spricht der Herr: Ein neues Gebot gebe ich euch. Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. aus: Gründonnerstag - Messe vom Letzten Abendmahl Ruf vor dem Evangelium

Karfreitag (GL 306 und 308) Der Karfreitag (althochdt. kara = Trauer, Klage) ist ein Tag des Fastens und es findet keine Eucharistiefeier statt. Die Liturgie des Karfreitags wird seit dem 4. Jahrhundert zunächst als reiner Wortgottesdienst, ab dem 8. Jahrhundert mit Kommunionfeier begangen. Am Karfreitag versammelt sich die Gemeinde zur Feier des Leidens und Sterbens des Herrn. An den Einzug, der in völliger Stille erfolgt, und das Eröffnungsgebet schließt sich der Wortgottesdienst mit der Johannespassion und den Großen Fürbitten an. Die darauf folgende Kreuzverehrung gilt nicht einem heiligen Gegenstand, sondern dem vom Tod zum Leben hinübergegangenen Christus, der am Kreuz Sünde und Tod besiegt hat. Nach der Erhebung des Kreuzes verehren die Gläubigen das Kreuz durch Kniebeuge oder Verneigung. Die Kommunionfeier beschließt den Gottesdienst. Karfreitag - Hinweise zur Gestaltung: Die Karfreitagsliturgie soll idealerweise zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr gefeiert werden. Sie zeichnet sich durch ihre Schlichtheit aus, die zur Geltung gebracht werden soll. Die Gläubigen stehen während des Einzugs, knien danach nieder und verharren eine Weile im stillen Gebet. Der Priester und seine Assistenz verneigen sich vor dem Altar und werfen sich dann auf ihr Angesicht nieder (Prostratio). Die Großen Fürbitten bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und angemessener Stille. Fürbitten können ausgewählt werden, jedoch soll die Reihenfolge beachtet werden, wie es generell für das Fürbittgebet gilt.

Bei der Kreuzverehrung soll jeder und jede einzelne Mitfeiernde die Möglichkeit haben, vor das Kreuz hinzutreten und es durch Kniebeuge oder Verneigung zu verehren. In vielen Gemeinden hat sich der Brauch eingebürgert, vor das Kreuz Blumen zu legen. Zur Kreuzverehrung können die Improperien (Klagen des am Kreuz erhöhten Herrn) gesungen werden (vgl. GL 822), als Volksgesang eignet sich das Lied Heilges Kreuz, sei hoch verehret (GL 823). Die Karfreitagsliturgie endet in Stille. Die Kommunionfeier am Karfreitag ist nicht unproblematisch, da die Grundstruktur des alten Osterfastens, das Warten auf das Kommen des Auferstandenen zur österlichen Eucharistie, störend durchkreuzt (wird) (Rupert Berger). Das Osterfasten ist Ausdruck der Trauer der Jünger Jesu, weil ihnen der Bräutigam genommen wurde (vgl. Mk 2,20). Wird auf die im Messbuch vorgesehene Kommunionfeier verzichtet, empfiehlt sich die Abfolge: Wortgottesdienst - Kreuzverehrung - Große Fürbitten. Den Abschluss bilden dann das Vaterunser am Ende der Fürbitten und ein schlichtes Segensgebet. Ist am Karfreitag eine weitere Gottesdienstform vorgesehen, Kreuzweg oder Andacht von den Sieben Letzten Worten Jesu, so ist darauf zu achten, dass der Hauptgottesdienst nicht beeinträchtigt wird. Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige Auferstehung preisen und rühmen wir: Denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt. aus: Karfreitag - Gesang während der Kreuzverehrung

Karsamstag (GL 309) Der Karsamstag gehört unverzichtbar zum österlichen Triduum und verlangt wie die anderen Tage liturgische Gestaltung. Er ist ein Tag ohne Eucharistiefeier, jedoch nicht ohne Liturgie. Denn die Kirche hält auch an diesem Tag ihr Stundengebet. Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab des Herrn, betrachtet sein Leiden, seinen Tod und seinen Abstieg in das Reich des Todes und erwartet mit Fasten und Gebet seine Auferstehung. Urkirchlicher Tradition entsprechend wird an diesem Tag keine Eucharistie gefeiert. Karsamstag - Hinweise zur Gestaltung: Der Kirchenraum bleibt ohne Schmuck und der Altar unbedeckt. Am (Karfreitag und am) Karsamstag sollen Trauermetten (Lesehore und Laudes in besonderer Gestaltung), Wort-Gottes-Feiern oder Andachten mit der Gemeinde gefeiert werden. Die Feiern sollen dem Geheimnis des Karsamstags entsprechen: hinabgestiegen in das Reich des Todes (Credo). Die Trauermetten gehören zum unverwechselbaren Proprium der Kartage und zählen zu den dichtesten Gottesdienstformen des Kirchenjahres (GL 307 und 310). Die Eucharistie darf nicht im Heiligen Grab aufbewahrt oder gar zur Verehrung ausgesetzt werden, so das Rundschreiben der Gottesdienstkongregation über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung (Nr. 70). Der Aufbewahrungsort des Allerheiligsten soll nicht mit dem Ort des Heiligen Grabes identisch sein. Wenn Speisensegnungen an diesem Tag stattfinden, stammen sie aus einer Zeit, als die Osternacht noch am Karsamstagmorgen gefeiert wurde. Sie haben heute ihren Platz im Anschluss an den Osternachtsgottesdienst oder an die Messe am Tag (jeweils vor dem abschließenden Segen).

Osternacht (GL 311 bis 314) Die Feier der Drei Österlichen Tage hat ihre Mitte in der Osternacht, die aus vier Teilen besteht: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier bzw. Taufgedächtnis und Eucharistie. Die Feier der Osternacht beginnt mit einer Lichtfeier im Freien, wo das Osterfeuer entzündet und die Osterkerze gesegnet wird. Die brennende Kerze wird in die dunkle Kirche getragen. Nach dem dreimaligem Ruf Lumen Christi - Christus, das Licht wird das Osterlicht verteilt und das Osterlob angestimmt. Das Exsultet (benannt nach den lateinischen Anfangsworten) ist eine feierliche Licht-Danksagung und hat die Funktion einer Ouvertüre, in der schon der Osterjubel und die Bedeutung dieser Nacht anklingen. Im Schein der Osterkerze vernimmt die Gemeinde in den Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament die Heilstaten Gottes, beginnend mit der Schöpfung bis zur Neuschöpfung in der Auferstehung Christi. Hinweise zur Gestaltung der Lichtfeier: Die Osternachtfeier ist eine Nachtwache der Gemeinde Christi (Vigil). Sie darf erst nach Einbruch der Dunkelheit beginnen und muss vor dem Beginn der Morgendämmerung des Sonntags abgeschlossen sein. Es ist vorgesehen, dass möglichst viele an der Segnung des Osterfeuers teilnehmen. Die Prozession hinter der Osterkerze erinnert an die Feuersäule, in der Jahwe dem aus der Knechtschaft ziehenden Israel in der Nacht voranging und den Weg in die Freiheit wies.

Schön ist auch der Brauch, das Osterlicht als Zeichen unseres Glaubens und unserer Hoffnung über den Tod hinaus in Laternen nach Hause und auf die Gräber zu tragen. In der 50tägigen Osterzeit steht die Osterkerze im Altarraum und brennt während der Gottesdienste. Nach Ablauf der Osterzeit erhält sie einen würdigen Platz am Taufbrunnen. An ihr sollen bei der Taufe die Kerzen der Neugetauften entzündet werden. Bei Begräbnismessen soll sie an einem hervorragenden Platz stehen, gegebenenfalls neben dem Sarg. An die Lichtfeier schließt sich der Wortgottesdienst an. Er gehört zum ursprünglichen Bestand der Osternachtfeier. Vorgesehen sind sieben alttestamentliche Lesungen, die jeweils mit Psalm und Gebet verbunden sind; unter ihnen kommt der Erzählung vom Durchzug durch das Schilfmeer (Ex 14,15-15,1) höchste Bedeutung zu. Die Zahl der alttestamentlichen Lesungen kann vermindert werden, doch sollten es zumindest drei sein. Nach dem Gloria und dem Tagesgebet folgt die Lesung aus dem Römerbrief, das feierliche Osterhalleluja, Evangelium und Homilie. Hinweise zur Gestaltung des Wortgottesdienstes: Das Verkünden der Lesungen muss von den Lektoren vorbereitet sein. Durch einen kurzen Kommentar wird ein roter Faden gelegt. Die Antwortgesänge, die nicht entfallen sollen, vermitteln in einer eigenen Weise das Wort Gottes und dienen der meditativen Aneignung des Gehörten. Die Gemeinde antwortet dem Kantor bzw. der Kantorin mit einem Kehrvers. Musikalischer Höhepunkt der Feier ist die Wiederkehr des Halleluja, in der sich der Osterjubel und die Freude über die Auferstehung ausdrücken. Das Halleluja ist der österliche Gesang schlechthin. Der Höhepunkt des Wortgottesdienstes ist die Verkündigung des Evangeliums und er muss als solcher erlebbar sein. Diesem Anliegen dient die Evangelienprozession (ohne Leuchter). Kennmelodie der gesamten Osterzeit ist das Halleluja, vor allem als Ruf vor dem Evangelium (evtl. auch nach dem Evangelium) und als festlicher Entlassruf ( Gehet hin in Frieden. Halleluja, Halleluja. ). Auch als Bestandteil von Liedern und Gesängen darf das Halleluja nicht fehlen.

Seit jeher ist die Osternacht ein wichtiger Tauftermin, da wir in der Taufe zum neuen Leben in Christus geboren werden. Taufe bedeutet ja, an Tod und Auferstehung Christi teilzuhaben. Es ist daher wünschenswert, dass in dieser Nacht wirklich eine Taufe stattfindet. Wird keine Taufe gespendet, erfolgt die Segnung des Wassers ( Osterwasser ). Die Gemeinde erneuert, mit brennenden Kerzen in den Händen, das Taufversprechen und wird mit dem geweihten Wasser besprengt. Hinweise zur Gestaltung der Tauffeier: Taufe bzw. Taufgedächtnis erfolgt am Taufbrunnen, vor allem, wenn dieser im Blickfeld der Gemeinde steht. Andernfalls wird ein Gefäß mit Wasser im Altarraum aufgestellt. Ein immergrüner Buchszweig als Aspergill lässt das Zeichen wunderbar sprechen. Das in der Osternacht geweihte Wasser kann in kleinen Flaschen mit nach Hause genommen oder auf die Gräber gebracht werden. Das Aussprengen des geweihten Wassers am Sonntag und das Weihwassernehmen beim Betreten der Kirche ist ein Taufgedächtnis. Das sonntägliche Taufgedächtnis zu Beginn der Messfeier ist die Fortsetzung des Taufbekenntnisses in der Osternacht. Bei der Begräbnisfeier werden der Leichnam sowie das Grab eines Verstorbenen mit Weihwasser besprengt, um an die Taufe zu erinnern, die ewiges Leben mit Christus verheißt.

Die festliche Eucharistie ist der Höhepunkt der Osternacht und der Drei Österlichen Tage. Der auferstandene und erhöhte Herr kommt zu den Seinen, lädt sie an seinen Tisch und gibt ihnen im eucharistischen Mahl Anteil an seinem neuen Leben. In der Feier der österlichen Eucharistie verdichtet sich das Gehörte zur sakramentalen Gabe, die im ewigen Ostermahl ihre Erfüllung finden wird. Lasst uns Festmahl halten in Freude! (Kommunionvers). Hinweise zur Gestaltung der Eucharistiefeier in der Osternacht: Die Gaben werden unter österlichen Gesängen vom Volk zum Altar gebracht (Gabenprozession). Das Brechen des Brotes (die Emmausjünger erkennen den auferstanden Herrn am Brotbrechen) soll in der Osterzeit besonders akzentuiert werden. Die Kommunion kann und soll unter beiden Gestalten gereicht werden. Die österliche Speisensegnung verlängert den Gottesdienst in den Alltag hinein: das Fest wird am häuslichen Tisch fortgesetzt. Auch eine Agapefeier der Gemeinde nach der Osternachtsliturgie hat sich in vielen Pfarren und Gemeinschaften bewährt. Der festliche Ostergottesdienst am Tag darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der eigentliche Hauptgottesdienst des Ostersonntags die Osternachtfeier ist. Die Vesper am Abend des Ostertages verdient besondere Beachtung (GL 316 und 641). Sie ist der feierliche Abschluss der Drei Österlichen Tage.

Osterlob Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel. aus: Die Feier der Osternacht

Herausgeber: Seelsorgeamt Innsbruck - Abteilung Gemeinde Liturgiekommission der Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck Verfasser: Pfarrer Dr. Jakob Patsch