Manche mögen s heiß Der Strand von L Espiguette in der Camargue Bernd Laquai

Ähnliche Dokumente
Ein versteckter Radonstollen im Stammelbachtal bei Schiltach Bernd Laquai

Kurzbericht: Radioaktivitäts-Messungen in Freital-Burgk Bernd Laquai , Update

Die Radioaktivität des Ölberg in Schriesheim bei Heidelberg Bernd Laquai,

Lecker Fisch aus dem Wismutteich bei Steinach Bernd Laquai,

Spielfeld für Hartgesottene Der Sportplatz in Kleinnaundorf Bernd Laquai,

Wanderung mit dem Geigerzähler auf die Wachenburg und die Burg Windeck Die natürliche Radioaktivität des Quarzporphyr von Weinheim

Gefährdungsbeurteilung für den Umgang mit radioaktiven Stoffen in Schulen Blatt 1: umschlossene radioaktive Stoffe

Stand: Auf dem Geoportal des Freistaates Thüringen [3] besteht die Möglichkeit des kostenlosen Downloads historischer Luftbilder.

Strahlenschutz. Radioaktivität Strahlenschutz Grenzwerte

Strahlenbelastung durch Eckert & Ziegler?

Kontrollmessungen am radioaktiven Trümmerteil auf dem Monte Scherbelino Bernd Laquai,

Strahlenschutzgrundsätze bei der Freigabe von durch den Uranbergbau kontaminierten Flächen zur industriellen Nutzung

Das Gebiet Schramberg

Natürliche Radionuklide

Aussicht Top Strahlung Top: Der Blössling bei Bernau im Südschwarzwald Bernd Laquai,

Der Kohlekomprettentest zum Radon- und Urannachweis Bernd Laquai,

Abschätzung der Strahlenrisiken nach dem Unfall in Fukushima. Die Erfahrungen seit dem Unfall von Tschernobyl :

Informationsveranstaltung

Radioaktives Trümmer-Teil auf dem Monte Scherbelino in Stuttgart

Strahlenbelastung auf vorherigen Fabrikarealen?

Messprotokoll zur Strahlenmessung bei den Neckar-Castortransporten 2017

Die Hansestadt Stralsund und das radioaktive Pflaster aus Mansfelder Kupferschlacke in der Bleistraße Bernd Laquai,

- Geräuschbelastung im Inkubator -

Messflüge 2006 vom

Die Umgebungsüberwachung des Zwischenlagers Gorleben. Dipl.-Phys. Hartmut Schulze, Fachbereichsleiter Strahlenschutz, GNS-Werk Gorleben

Strände auf Fuerteventura! Strände Spaniens! Strände auf den Kanarischen Inseln by Combipix!

Uran im Trinkwasser Bedeutung und analytische Bestimmung

Hintergrundinformation zu Polonium - 210

Strahlenschutzkommission. Empfehlung der Strahlenschutzkommission

Gammaspektroskopie. Typische Detektoren: Szintillationszähler: (NaI, CsI, Plastik- oder Flüssigszintillator, ) Ge Detektoren (hohe Energieauflösung)

Die Radioaktivität im ehemaligen Bergbaurevier Wittichen Bernd Laquai

Aktualisierung der Fachkunde / Kenntnisse im Strahlenschutz

Radon-Risikogebiete in Stuttgart Bernd Laquai,

Examensaufgaben RADIOAKTIVITÄT

Hinweis von foodwatch

Einfluss natürlicher Radionuklide im Trinkwaser auf die Ingestionsdosis Untersuchungen in Hessen

Hinweis von foodwatch

Fukushima und die Auswirkungen auf Österreich

Folgt nach Arsen nun URAN?

Ergebnisse der Umgebungsüberwachung des GNS-Werkes Gorleben 2012 Hartmut Schulze, Fachbereichsleiter Strahlenschutz, GNS-Werk Gorleben

Analyse von Einflussgrößen und Messmethoden

Methoden zur Bewertung von Graniten als Baumaterial im Hinblick auf die Radioaktivität Bernd Laquai, Update

Strahlenrisiko und Verhaltensempfehlungen für den Fall des Absturzes des Satelliten Kosmos 1900

Schottland Fairy Pools und Applecross Road

Der Aufenthalt der europäischen Klasse in Berlin

Untersuchungen zu neutroneninduzierten Effekten am Standort Gorleben

ROSALIE TAVERNIER. Immer wenn ich ans Meer fahre

BfR korrigiert Höchstmengenempfehlung für Uran in Wässern zur Zubereitung von Säuglingsnahrung

Examensaufgaben RADIOAKTIVITÄT

S'Esmolador de Ca'n Costa

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Gefahrenort Atomanlage Asse II

Grenzwerte der Körperdosen im Kalenderjahr bei Arbeiten gemäß StrlSchV

Freiwillige Feuerwehr Rosenheim. Strahlenschutz. Christian Hof. Stadt Rosenheim Sachgebiet III/323 Brand- und Katastrophenschutz, ILS

Uran in Stuttgarts bester Lage Bernd Laquai 18. Dezember 2013

Das Bergbau-Museum im Schloss Theuern (N E ) Bernd Laquai, 18. Okt. 2016

RADIOAKTIVE STOFFE IN BINNENGEWÄSSERN

Vergleich SBM-20 vs. SI-39G

Borkum ein Hauch von Unendlichkeit

20 Jahre später Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei Menzenschwand Bernd Laquai,

Velleman VM200 Radioaktivitätsmonitor versus Stuttgarter Geigerle Bernd Laquai,

Die Uranvererzungen an der A93 bei Wölsendorf Bernd Laquai, 18. Okt. 2016

Technische Mitteilung Hinweis W 253 Dezember 2008

Ergebnisse der in-situ Gammaspektrometrie Messungen am Lischenweg (Biel) Juni 2014

Endfensterzählrohr A Best.- Nr. CL90601

Trinkwasser / künstliche und natürliche Radionuklide

Messungen der Umweltradioaktivität im ehemaligen Uranbergbau-Revier Zobes-Mechelgrün-Bergen Bernd Laquai

Die natürliche Radioaktivität im Kletterrevier am Ölberg bei Schriesheim Bernd Laquai,

Radioaktivität im TW -(k)ein Selbstläufer? TrinkwV, Akkreditierung, Labore, Engpass. Dr. Roland Suchenwirth, NLGA

Strahlengrenzwert überschritten

Nachweis von Ruthenium-106 in Luft, Niederschlag, Boden und Bewuchs in Österreich

Das Gebiet der Uranförderung und Aufbereitung in Ellweiler Bernd Laquai,

Markus Drapalik. Universität für Bodenkultur Wien Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften

Strände von Gran Canaria NEU by Michael Wnuk! Autor: Michael Wnuk Datum: 2008

Erläuterungen zur Freigabe. 09. September 2014

Ab ans Meer -Nordsee und Ostsee

Kalibrier- und Bestrahlungsleistungen

Hintergrundinformation Nr. 018/2014 des BfR vom 23. Mai 2014

Abgabetermin

Auf dem blauen Feld stehen die Fragen, auf dem braunen Feld die Antworten.

GRS FACHFORUM STRAHLENSCHUTZASPEKTE BEI NATÜRLICH (NORM & TENORM) Köln, 15. & 16. Juni 2009

Institut für Transurane Strahlenexposition durch Emission

Radioaktivitätsmessungen in der Gamma-Messstelle des Österreichischen Ökologie-Instituts. anlässlich des Unfalls in Fukushima, Japan

was ist neu für die Nuklearmedizin mit der revidierten Strahlenschutzverordnung?

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Das 10 µsv Konzept: Gibt es eine ungefährliche Dosis?

Ubuntu4All Kapstadt, Südafrika Fabian. Fakultät Rehabilitationswissenschaften Rehabilitationspädagogik 7. Fachsemester

Hintergrundinformationen zu ausgewählten Themen zum nuklearen Störfall in Japan

Radon und andere Umweltrisiken: Wahrnehmung der Bevölkerung

Dieter Suter Physik B3

Strahlenquellen. Strahlenarten. Ultraviolett (UV) Licht / Wärme (IR) Laser. Röntgenstrahlung. Radioaktivität. Elektromagnetische Felder (EMF), HF, NF

2. Der Aufbau der Atome wird mit dem Rutherford schen und dem Bohr schen Atommodellen beschrieben. Ordne die Aussagen zu und verbinde.

7) Anwendungen radioaktiver Strahlung in Wissenschaft und Technik (1) Analytische Anwendungen (Radiometrische Titration)

Immissionsüberwachung Wasserpfad Forschungsbergwerk Asse. Jahresbericht Bericht der Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen

Radon in Wasserversorgungsanlagen. So sind die Mitarbeitenden geschützt

Strahlenexposition in der Luftfahrt

Transkript:

Manche mögen s heiß Der Strand von L Espiguette in der Camargue Bernd Laquai 16.9.2014 Wer einen Badeurlaub an einem traumhaft schönen Badestrand mit Sanddünen verbringen will und gleichzeitig eine gewisse natürliche radioaktive Strahlung zur Stärkung des Immunsystems genießen möchte, der muss nicht unbedingt nach Brasilien an den Strand von Guarapari reisen, der kann das schon in Frankreich haben. Im Mündungsgebiet der Rhône nämlich, so berichtet die französische Strahlenschutzbehörde IRSN (Insitut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire) wurde im Jahr 2000 festgestellt, dass in Küstennähe radioaktive Sande auftauchen, die jeweils mehrere 1000 Bq/kg an Uran und Thorium aufweisen und so die Gamma-Ortsdosisleistung auf über das Zehnfache erhöhen. Das Uran und Thorium ist in den etwa 100µm großen Sandkörnchen enthalten, die aus den Mineralien Apatit und Zirkon bestehen und durch Erosion aus dem Rhône Becken abgetragen und durch den Fluss Rhône bis an die Mündung transportiert wurden. Dort wurden die Flusssedimente abgelagert und durch natürliche Prozesse verteilt. Die Radioaktivität stammt also nicht, wie auch schon vermutet wurde, aus einer Nuklearanlage, von denen es an der Rhône etliche gibt, sondern ist völlig natürlichen Ursprungs, so das ISRN. Das ergab sich vor allem aus den Analysen der Sandproben, die das IRSN recht aufwändig untersucht hat. Man stellte nämlich fest, dass sich das Thorium und das Uran im Sand sich mit den Radionukliden der jeweiligen Zerfallskette im natürlichen, radioaktiven Gleichgewicht befinden (sogenanntes säkulares Gleichgewicht), was bei technischen Anwendungen in denen Radioaktivität auftritt, nicht der Fall ist. Im Rahmen der Untersuchungen des IRSN wurden ebenfalls entlang den Sandküsten im Golf von Lyon Hubschraubermessungen durchgeführt, wobei zwei Gebiete gefunden wurden, wo es besonders heiß zu geht. Eine Stelle bei Beauduc und eine Stelle bei L Espiguette. Abb. 1: Hubschraubermessungen des IRSN entlang der Sandküsten im Golf von Lyon (blaue Linie). An zwei Stellen in der Camarge tickt es besonders kräftig. 1

Am Strand von Beauduc wurde vom IRSN noch eine etwas höhere Strahlung festgestellt als am Strand von L Espiguette und das Gebiet erscheint in der Kartendarstellung auch etwas größer. Beide Stellen lassen sich auf der Karte relativ gut anhand der jeweiligen Leuchttürme lokalisieren. Während die Stelle beim Phare de Beauduc tief im geschützten Naturpark Camargue liegt und relativ schwer zugänglich ist, liegt die Stelle beim Phare de L Espiguette mitten in einem sehr beliebten und teilweise auch bewachten Badestrand, der gerne von Touristen aus der Ferienstadt Le-Grau-de-Roi besucht wird. Bei einem Besuch vor Ort ließ sich die Stelle bei Beauduc allerdings nicht wirklich verifizieren. Hier konnte zwar eine leichte Erhöhung der Gamma-Ortsdosisleistung um den Faktor 2 festgestellt werden, aber zu den Werten des IRSN scheint es nicht zu passen. Die Stelle scheint auch immer wieder überflutet zu werden, so dass sich die entsprechenden Sande möglicherweise stark bewegen. An dem Badestrand von L Espiguette dagegen kann man die erhöhte Radioaktivität am Strand sehr deutlich erkennen. Im flachen Sandstreifen zwischen Meer und Dünen etwa bei N43 28.697 E4 09.070 sind im Mittel Werte von ungefähr 1.5µSv/h und Spitzenwerte über 2µSv/h messbar, was einer Erhöhung um den Faktor 10 bis 20 gegenüber der ortsüblichen Nullrate darstellt. Aber auch am Stadtstrand des östlich gelegenen Ferienortes Les-Saintes-Maries-de-la-mer findet man teilweise noch über 0.5µSv/h an Gamma Ortsdosisleistung. Am einfachsten erreicht man das heiße Gebiet am Strand von L Espiguette von der stark touristisch geprägten Stadt Le-Grau-de-Roi aus. Aus der Stadt führt bei N43 30.086 E4 08.466 eine Strasse zum Strand, parallel dazu läuft ein sehr schöner Radweg. Am Strandeingang befindet sich ein kostenpflichtiger aber gut bewachter Parkplatz. Der hintere Strandteil wird gerne von Naturisten bevölkert der vordere Teil ist ein typischer Familienstrand, wo Kinder Sandburgen bauen, Beachball gespielt wird, und wo aber die meisten Leute möglichst braun werden wollen und deswegen den ganzen Tag faul im Sand liegen. Nur manchmal gönnen sich die Strandbesucher auch eine Abkühlung im sehr klaren und hier doch recht frischen Wasser des Mittelmeers. Am westlichen Strandbereich gibt es auch eine Badeaufsicht. Schaut man sich aber den Sand am Strand genau an, dann erkennt man, dass er aus weißen und schwarzen Körnchen besteht. Das Verhältnis variiert und an den Stellen wo der Anteil an schwarzem Sand besonders hoch ist, dort kann man auch die höchste Strahlungsdosis messen. Es ist allerdings so, dass auch die Verteilung der Sandkörner in der Tiefe eine Rolle spielt für das was man misst, d.h. die Oberflächenverteilung ist nur ein grobes Indiz. Man sollte aber auch wieder nicht allzu offensichtlich mit einem laut tickenden Geigerzähler umherlaufen, das könnte schnell zu Missfallen führen, denn die meisten Strandbesucher ahnen natürlich nichts von dieser Strahlung der besonderen Art und wie die lokalen Behörden dann spontan auf die Erregung eines öffentlichen Ärgernisses reagieren, weiß man nie. Entnimmt man am Strand etwas Sand und bringt ihn an einen strahlungsarmen Ort um nochmals zu messen, dann stellt man allerdings nur einen Bruchteil der hohen Werte vom Strand fest, da am Strand die Strahlung aus einem großen Bereich mit vielen Kilogramm Sand stammt (stark verteilter Flächenstrahler), während sich in einem Marmeladenglas nur ein paar hundert Gramm einsammeln lassen. 2

Nun hat sich das IRSN aber durchaus ein paar Gedanken zur Gefährdung der Bevölkerung durch diese natürliche Strahlung gemacht. Beurteilt wurde zum einen wie hoch die äußere Strahlenbelastung ist, wenn man zum Beispiel mit dem Körper direkt auf dem Sand liegt und zum anderen, wenn beispielsweise ein Kind etwas von dem strahlenden Sand verschluckt. In beiden Fällen kam man zu der Auffassung, dass die Strandbesucher nicht gefährdet sind. Dazu wurde zunächst das Luftkerma in 1m Höhe bestimmt (Kerma = kinetic energy released per unit mass), also die in der Luft durch die Strahlung freigesetzte Bewegungsenergie. Dies ist ein ähnliches Dosismaß wie die Energiedosis. In Beauduc erreichten die Werte bis zu 1.47µGy/h und in L Espiguette bis zu 0.92µGy/h im Gebiet knapp vor den Dünen. Abb. 2 : Messnetz des IRSN am Strand von L Espiguette Nun wurden verschiedene Aufenthaltsmodelle erstellt, für einen Anwohner, einen Städter aus der Nähe, eine Anwohnerfamilie und eine Touristenfamilie, für die jeweils die Aufenthaltszeit und die Tätigkeiten (Sport, am Strand liegen) pro Jahr angenommen wurden. So wurde beispielsweise beim Städter aus der Nähe angenommen, dass er am Wochenende zum Entspannen, Spazieren gehen, Lesen, Spielen, Sonnenbaden und zum Angeln von Seebohnen im Jahr 18 mal für zwei Tage dort hin geht (24 Stunden pro Tag) und dabei durchaus auch ein paar mg Sand verschluckt. Ein Säugling einer Touristenfamilie dagegen hält sich dort während eines Urlaubs 30 Tage lang für jeweils 8 Stunden auf wobei er 6h im Sand liegt aber keinen Sand verschluckt. Für die Umrechnung von Luftkerma in externe Exposition verwendete das IRSN einen Konversionskoeffizient von 0.77 Sv/Gy. Aber auch die Betastrahlung wurde mit einem 3

entsprechenden Koeffizienten mitberücksichtigt. Die Überlegungen zum Elektronenfluss (Betastrahlung) sind in dem Dokument allerdings nicht so ganz intuitiv nachvollziehbar. Das Ergebnis dieser Modellrechnungen sind schließlich Äquivalentdosen in msv pro Jahr. Nach dieser Rechnung erreicht beispielsweise der Städter aus der Nähe den höchsten Wert von 0.77mSv/a als Erwachsener und 0.71mSv/a als 13-17 Jahre alter Jugendlicher, gefolgt vom Säugling der Touristenfamilie mit 0.47mSv/a. Rechnet man die angegebenen Werte in msv mit der angegebenen Aufenthaltszeit zurück in eine Dosisleistung kommt man dann auch tatsächlich bei den selbst gemessenen Werten zwischen 1 und 2 µsv/h heraus. Das scheint hier also zu passen. Für die Berechnung der Dosis durch Verschlucken wurde eine sehr komplexe Modellrechnung benutzt, die von der Korngröße des Sandes bis zur Magensaftzusammensetzung reicht, am Ende aber kommt das IRSN zum Schluss, dass der Beitrag durch Verschlucken nicht ins Gewicht fällt, sondern nur die Exposition durch die äußere Bestrahlung, die gemessen an den anderen üblichen Strahlungsexpositionen der Bevölkerung vergleichbar gering sei. Damit sah dann die Behörde keinen weiteren Handlungsbedarf mehr. Das bemerkt man auch unmittelbar vor Ort, denn es gibt keinerlei Hinweise für die ahnungslosen Besucher, die auf das Thorium und das Uran am Strand und die damit verbundene erhöhte Radioaktivität hinweisen, egal wie der Einzelne das selbst einschätzen würde. Dazu hin kommt aber auch, dass so wissenschaftlich und akkurat das IRSN dieses Thema von der Strahlenexposition her auch analysiert hat, die Beurteilung der chemischen Toxizität vor allem des Urangehaltes im Sand völlig fehlt. Das liegt aber sicher daran, dass sich das ISRN nicht so richtig verantwortlich dafür fühlt, da dieses Amt sich schließlich nur um Strahlungsschutzthemen und nicht um generelle Umweltschutzthemen kümmern muss. Nun ist aber hinreichend bekannt, dass Uran ein Schwermetall ist, das in seiner Giftigkeit dem Quecksilber um nicht viel nachsteht. Wenn in dem IRSN Bericht zum Beispiel die Rede davon ist, dass ein 1-2 jähriges Kind bis zu 14mg Sand verschluckt, dann ist sicherlich nicht die Radiotoxizität des Urans das vorrangige Problem, sondern seine chemische Toxizität. Was die chemische Giftigkeit von Uran anbelangt ist bekannt, dass die nierenschädigende Wirkung des Schwermetalls selbst bei geringen Dosen erheblich ist, was auch in der Trinkwasserverordnung, die zumindest in Deutschland den Urangehalt auf max. 10µg/l begrenzt, deutlich reflektiert ist. Ein Mineralwasser darf zum Beispiel auch nur die Aufschrift für Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet tragen wenn unter anderem der Urangehalt geringer als 2µg/l beträgt. Eine radiotoxische Wirkung ist bei dieser Konzentration längst nicht mehr gegeben. Die letale Dosis (LD50) von Uran wird bei Laborratten in der Größenordnung von 100-200mg/kg Körpergewicht angegeben. Diese geringen Werte sind dadurch begründet, dass Uran unter sauren Bedingungen sehr gut wasserlöslich ist und hochgiftige Uranyl-Verbindungen eingeht. Dies war unter anderem auch mit ein Grund, warum Keramiken mit Uranglasuren verboten wurden. Wenn z.b. Fruchtsäuren in Kontakt mit schwermetallhaltigen Glasuren kommen, lösen diese das Schwermetall langsam aus der Glasur heraus. Da auch die Magensaftzusammensetzung stark sauer ist, kann man ebenfalls davon ausgehen, dass das Uran im Sand zu einem gewissen Teil in Lösung geht. Dann sind 14mg bei einem Kleinkind sicher nicht so ganz zu vernachlässigen. Um also die Gefährdung der Strandbesucher ganzheitlich zu beurteilen, 4

hätte auch dieser Aspekt noch beleuchtet werden müssen. Aber ungeachtet dessen, wie dann die Beurteilung insgesamt ausfällt, im Prinzip müsste an einem öffentlichen Strand jeder in der Lage sein, die Gefährdungen für sich selbst zu beurteilen und eine entsprechende Entscheidung zu treffen können, ob er sich dort aufhalten will. Deswegen wäre ein behördlicher Hinweis wirklich angemessen, ob das den Tourismus nun beeinträchtigt oder nicht. Für diejenigen aber, die an die Hormesis glauben (Theorie von Parcelsus über die gesundheitsförderliche Wirkung gering dosierter Gifte) und ihre Erweiterung auf Radioaktivität, ist der Strand von L Espiguette aber bestimmt auch eine Alternative zur teuren Therapie im Radonstollen von Bad Gastein oder eine Therapie im Radonbad von Menzenschwand (Kosten ungefähr 20Euro pro Radon-Wannenbad). Abb. 3: Bei einem Spaziergang am Strand von L Espiguette aufgezeichnete Gamma- Ortsdosisleistung. Dabei bedeutet rot >0.5uSv/h, magenta>0.4usv/h, gelb>0.3usv/h, türkis>0.2usv/h, blau>0.1usv/h (gemessen und über 2min gemittelt mit Gammscout). 5

Abb. 4: Profil der Gamma-Ortsdosisleistung während des Strandspaziergangs. Abb. 5: Das riesige und geschützte Sanddünengebiet an der Küste von Le-Grau-du-Rois in der Camargue. Genau im Süden der Stadt befindet sich der Sandstrand von L Espiguette. 6

Abb. 6: Der Leuchtturm von L Espiguette Abb. 7: Die geschützten Dünen am Strand von L Espiguette. Hier fallen schon schwarze Schattierungen im Sand auf. 7

Abb. 8: Der Badestrand direkt vor den Dünen Abb. 9: Der Badestrand im breiteren Teil des Strands hinter den Dünen, hier ist die radioaktive Strahlung am höchsten 8

Abb. 10: Schwarze Stellen im Sand Abb. 11: Messung an einer sehr schwarzen Stelle ergibt 1.8µSv/h direkt am Boden 9

Abb. 11: Unterschiedlich gefärbte Sandkörner an einer dunklen Stelle (Makroaufnahme), sie bestehen aus Apatit und Zirkon und normalem Quarzsand Abb. 12: Wilde Flamingos am Weg nach Beaduc 10

Abb. 13: Der Strand unmittelbar bei der Aussteiger-Siedlung Beaduc ist ein Paradies für Kitesurfer Abb. 14: Der Weg hinter Beaduc Richtung Leuchturm, die Dämme werden jetzt immer schmaler, manchmal muss man auch durch seichtes Wasser 11

Abb. 15: Der Leuchturm von Beaduc Remote Controlled und von Solarzellen gespeist Abb. 16: An dieser Stelle südlich des Leuchturms von Beaduc hätte an mehr Radioaktivität messen können müssen als am Strand von L Espiguette. Man sieht nur etwa 200-300µSv/h gegenüber etwa 100µSv/h sonst. 12

Abb. 17: Messgebiet des IRSN beim Leuchtturm von Beauduc südöstlich der Ferienstadt Les- Saintes-Maries-de-la-Mer im Naturpark der Camargue Abb. 18: Bei einem Spaziergang am Strand von Beaduc aufgezeichnete Gamma- Ortsdosisleistung. Dabei bedeutet rot >0.5uSv/h, magenta>0.4usv/h, gelb>0.3usv/h, türkis>0.2usv/h, blau>0.1usv/h (gemessen und über 2min gemittelt mit Gammscout). 13

Abb. 19: Profil der Gamma-Ortsdosisleistung während des Strandspaziergangs in Beaduc Literatur /1/ Evaluations dosimétriques de l exposition potentielle liée à l accumulation naturelle d uranium et de thorium dans les sables de certaines plages du littoral de Camargue Rapport IRSN n 2007/01 http://www.irsn.fr/fr/connaissances/environnement/expertises-radioactivitenaturelle/etudes-radiologiques-littoral-camargue/documents/irsn_surveillanceradiologique-camargue_rapport-2007.pdf /2/ Assesment of enhanced natural exposure of sand beaches in the south of France R. Rurriaran et al., IRSN http://irpa11.irpa.net/pdfs/6b4.pdf /3/ Merkblatt des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes NLGA Uran - Kurzbeschreibung der chemischen Toxizität und regulatorische Werte für Mineral- und Tafelwasser sowie Vorschläge für Trinkwasser http://www.nlga.niedersachsen.de/download/12581/uran_kurzbeschreibung_der_chemisc hen_toxizitaet_und_regulatorische_werte_fuer_mineral- _und_tafelwasser_sowie_vorschlaege_fuer_trinkwasser_informationen_fuer_gesundheits aemter_aerzte_und_das_interessierte_fachpublikum_.pdf 14