Maßnahmen zur Vermeidung von Vogelunfällen an Freileitungen (Schwerpunkt: Stromschlagopfer)

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Transkript:

Maßnahmen zur Vermeidung von Vogelunfällen an Freileitungen (Schwerpunkt: Stromschlagopfer) Winfried Böhmer, Dipl.-Ing. Elektrische Netze NABU BAG Weißstorchschutz, BAG Stromtod

Gliederung: 1. Gefahren für Vögel durch Freileitungen 2. Spannungsebenen und deren Auswirkungen auf Großvögel 2.1. Niederspannungsnetze ( < 1000 V ) 2.2. Hoch- und Höchstspannungsnetze ( 110 kv ) 2.3. Mittelspannungsnetze ( 1 bis 60 kv ) 3. gesetzliche Grundlagen und Vorschriften zum Vogelschutz an Freileitungen 4. Neue Erkenntnisse / Stand der Technik im Vogelschutz 5. Fazit

1. Gefahren für Vögel durch Freileitungen - Leitungsanflug (Vortrag von Dr. Klaus Richarz) - Verbrennungen und Schock durch heiße Leiterseile (Bei Leiterseiltemperaturen von 80 bis 160 C können sich Vögel die Füße verbrennen bzw. erleiden einen Schock mit Folgeverletzungen) Hierzu liegen noch keine ausreichenden Untersuchungen vor, da Leitertemperaturen von 80 C bisher kaum auftraten! - Stromschlag (Schwerpunkt des Vortrages)

2. Spannungsebenen und deren Auswirkungen auf Großvögel 2.1. Niederspannungsnetze (< 1000 V) Für Vögel besteht im Niederspannungsbereich keine Gefährdung. Bei dieser Spannungshöhe treten keine Verletzungen durch Stromschlag ein. Verletzungen durch Anflüge treten vereinzelt auf.

Einige Vogelarten wählen Niederspannungsmasten als Nistplatz. Neugründungen von Weißstorchhorsten erfolgen fast nur noch auf solchen Masten. Die Horste werden mittels Nisthilfen hoch gesetzt. Damit wird Korrosion an Seilen und Klemmen verhindert. Fotos: Winfried Böhmer

2.2. Hoch- und Höchstspannungsnetze ( 110 kv) Wegen der langen, hängenden Isolatoren können Vögel mit dem Körper keine Erd- oder Kurzschlüsse einleiten! Bei Sitzgelegenheiten über den Isolatoren kann es durch lange, geschlossene Kotstrahlen (bis zu 2 m Länge) zu Erdschlüssen mit Tod des Vogels kommen. Außerdem können Erdschlüsse durch die Kotverschmutzung der Isolatoren eingeleitet werden. Foto: Dieter Haas

Kolkraben, Krähen, Fischadler u.a. nisten auf Hochspannungsmasten. Beim Eintragen des Nistmaterials (auch Drähte) werden gelegentlich Erdschlüsse eingeleitet. Schlussfolgerung: Masten so konstruieren, dass sich oberhalb der Isolatoren keine Sitzgelegenheiten bieten. Für Fischadler wird der Nistplatz durch Anbringen von Nisthilfen gelenkt (in Mastmitte). Foto: Peter Becker

2.3. Mittelspannungsnetze (1 bis 60 kv) In Mittelspannungsnetzen besteht ein hohes Gefahrenpotenzial für Großvögel! Weiß- und Schwarzstörche, alle Greifvogelarten, Eulen und Krähenvögel nutzen Masten gern als Ansitz-, Ruhe- oder Schlafplatz. Foto: Anita Wolf Foto: Erwin Taube

Durch Stromschlag wurden in der Vergangenheit ganze Populationen von Vögeln ausgerottet (Uhu in der Eifel)! Foto: Dieter Hass

Beim Weißstorch ist Stromschlag Todesursache Nummer 1! Foto: Winfried Böhmer Foto: Georg Fiedler

Beim Weißstorch ist Stromschlag Todesursache Nummer 1! Auch eine Kettenverlängerung mit Distanzstücken verhinderte den Unfall nicht!

3. gesetzliche Grundlagen und Vorschriften zum Vogelschutz an Freileitungen 3.1. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 41 Vogelschutz an Energiefreileitungen (bisher BNatSchG 53) Zum Schutz von Vogelarten sind neu zu errichtende Masten und technische Bauteile von Mittelspannungsleitungen konstruktiv so auszuführen, dass Vögel gegen Stromschlag geschützt sind. An bestehenden Masten und technischen Bauteilen von Mittelspannungsleitungen mit hoher Gefährdung von Vögeln sind bis zum 31. Dezember 2012 die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung gegen Stromschlag durchzuführen. Satz 2 gilt nicht für die Oberleitungsanlagen von Eisenbahnen.

3.2. Errichtungsvorschrift für Mittelspannungs-Freileitungen DIN VDE 0210 / 12.85, Abschnitt 8.10 Vogelschutz: "Die Querträger, Isolatorenstützen und sonstige Bauteile der Starkstromfreileitungen sind so auszubilden, dass Vögeln keine Sitzgelegenheit in gefahrbringenden Nähe der unter Spannung stehenden Leiter gegeben ist". Wenn dieser Grundsatz für die Errichtung von Mittelspannungs- Freileitungen von den EVU erfüllt würde, gäbe es keine Stromschlagopfer!

Die Begründung zum Vogelschutz- im BNatSchG enthält notwendige Erläuterungen, die bei der Umsetzung des Gesetzes zu beachten sind!

Begründung für den Vogelschutz- im BNatSchG: a) Eine bundeseinheitliche Regelung ist erforderlich, weil eine Regelung durch die Länder zu unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen bei den länderübergreifend tätig werdenden Energieversorgungsunternehmen führen würde. b) Der Verweis auf die konstruktive Ausführung neu zu errichtender Masten und technischer Bauteile schließt aus, dass Hilfsvorrichtungen wie Abweiser, Abdeckhauben u.a. zur Anwendung gelangen. Diese gewährleisten keinen absoluten Schutz und erreichen mit ca. 20 Jahren nicht die Lebensdauer der Masten von ca. 50 Jahren. Fallen die Hilfsvorrichtungen ab, ist die Schutzwirkung aufgehoben. Bei konstruktiven Lösungen, z.b. hängenden Isolatoren, ist eine solche Gefährdung der Schutzwirkung nicht möglich. Foto: Georg Fiedler

c) Die Maßnahmen zur nachträglichen Entschärfung von gefährlichen Masten enthält der VDEW-Maßnahmekatalog "Vogelschutz an Starkstrom- Freileitungen über 1 kv", 2. Auflage von 1991. (Knackpunkt: Die Entschärfungsmaßnahmen im Katalog von 1991 entsprechen nicht mehr dem heutigen Erkenntnisstand!) d) Die Nachrüstung von Mittelspannungsmasten kann auf Mittelspannungsmasten mit hoher Gefährdung von Vögeln beschränkt bleiben, wie sie im VDEW-Maßnahmekatalog definiert sind. Die Anzahl der nachzurüstenden Masten wird damit in vertretbarem Maße begrenzt. Eine Bezugnahme auf Gebiete, in denen mit relevanten Gefahren für Vögel zu rechnen ist, kommt aufgrund der Unbestimmtheit der Formulierung nicht in Frage. Foto: Georg Fiedler

Hinweise zum Gesetz und dessen Begründung: Die Formulierung "neu zu errichtende Masten" im Gesetz berücksichtigen den Neubau und die Rekonstruktion von Mittelspannungs-Freileitungen, aber auch den Ersatz einzelner Masten. Was sind konstruktive Lösungen? Isolatorenanordnungen auf den Masten, die durch ihre Abstände von Sitzgelegenheiten der Vögel garantieren, dass Vögel keine Erd- oder Kürzschlüsse einleiten können. Um Kurzschlüsse ausschließen zu können, müssen bei stehenden Isolatoren die Phasenabstände mindestens 2400 mm betragen! (Flügelspannweite Seeadler bis 2500 mm, mehrere Vögel nebeneinander) Aus heutiger Sicht erfüllen nur Hängermasten, Abspannmasten mit Langstabisolatoren (60 cm Isolationsstrecke) bei Unterführung des mittleren Seiles mit Hängeisolator sowie die Dreiecksanordnung von Isolatoren an Holzmasten mit ausreichenden Abstand des oberen Seiles von der Mastspitze (> 350 mm) diese Kriterien.

Als ausreichende Abstände von Sitzgelegenheiten gelten: - 600 mm nach unten (Das wird bei hängenden Isolatoren erreicht. Deshalb ist die Hängerbauweise vogelfreundlich!) - 2400 mm waagerechter Phasenabstand, wenn zwischen den spannungsführenden Leitern eine Sitzgelegenheit besteht, auch wenn diese gegen Erde isoliert ist (z.b. Stützeranordnung auf Holzmast). (Da diese Abstände kaum realisierbar sind, scheidet die Stützerbauweise mit Querträgern praktisch aus.) - mindestens 600 mm Isolationsstrecke bei Abspannketten (der im VDEW-Maßnahmekatalog "Vogelschutz an Freileitungen" von 1991 geforderte Mindestabstand von 600 mm von Querträgerkante zu spannungsführenden Teilen hat sich als unzureichend erwiesen wie viele Unfälle belegen.) - 350 mm vom Mastkopf eines Holzmastes zum ersten darunter liegendem Seil (bei Dreiecksanordnung der Leiterseile und Verwendung der sogenannten Schwanenhälse)

4. Neue Erkenntnisse / Stand der Technik im Vogelschutz Am Beispiel für eine vogelsichere Ausführung von Abspannmasten will ich das demonstrieren: Sicherungsmaßnahmen für Abspannketten gemäß VDEW- Maßnahmenkatalog, Ausgabe 1991 (Damals ging man davon aus, dass Großvögel nur auf dem breiten Querträger sitzen und damit - nach a) bei Kettenverlängerung die spannungsführenden Teile weit genug entfernt seien bzw. - nach b) Vögel vom gefährlichen Sitzplatz verdrängt würden) Beide Annahmen treffen nicht zu, wie viele Unfälle belegen!

Die Titelseite des aktuellen Buches über den Stromtod von Vögeln zeigt ein Foto mit Weißstörchen auf einem Abspannmast mit verlängerter Abspannkette. Zwei Vögeln reicht der Platz auf der Seilklemme, von wo sie sehr leicht den Isolator überbrücken können. Weder eine Kettenverlängerung mit Distanzstück noch ein Büschelabweiser können die Gefährdung beseitigen!

Welche Maßnahmen schützen also Vögel auf Abspannmasten? a. Verlängerung der Isolationsstrecke der Abspannkette auf 60 cm (bisher 60 cm von Querträgerkante bis zu spannungsführenden Teilen) Foto: Karl-Heinz Schütze 60 cm Länge der Isolationsstrecke nur ca. 24 cm

b. Isolation aller spannungsführender Teile im Mastbereich Foto: Dieter Haas

5. Fazit - Die sicherste Variante zur Vermeidung von Vogelverlusten ist die Verkabelung! Netzerweiterungen in den Spannungsebenen bis einschließlich 110 kv sollten ausschließlich mit Kabelleitungen erfolgen. In den Spannungsebenen 110 kv ist das überall möglich. - Im Höchstspannungsnetz alle Erdseile durchgängig mit Markern versehen. Die Einebenenbauweise verringert Vogelanflüge, Trassenwahl unter Beachtung von Vogelschutzgebieten und sonstigen Konzentrationsgebieten, bei hohem Gefährdungspotenzial Verkabelung. - Nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) müssen seit 2002 alle neuen Mittelspannungsmasten konstruktiv so ausgeführt werden, das Vögel nicht gefährdet werden. Für Oberleitungsanlagen von Eisenbahnen gilt dies seit Juli 2009. - Nach BNatSchG müssen alle vor 2002 aufgestellten, gefährlichen Masten flächendeckend bis zum 31.12.2012 entschärft werden. - Der VDEW-Maßnahmenkatalog zum Vogelschutz an Mittelspannungsfreileitungen von 1991 wird gegenwärtig von einer Projektgruppe überarbeitet und in eine VDE-Anwendungsrichtlinie gefasst. Dabei werden neue Erkenntnisse und der Stand der Technik berücksichtigt. -

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!