2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund. Brechts neue Modelle für das Theater 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN 4 REZEPTIONS- GESCHICHTE

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Transkript:

4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN 2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund auf moralische Haltungen und Wertvorstellungen des Individuums gestaltet. Diese Werke, aber auch andere literarische Beispiele, etwa Heinrich Bölls Der Zug war pünktlich und Wanderer, kommst du nach Spa, beschrieben, wie durch den Faschismus die Hemmschwelle für Verbrechen auch bei gebildeten Bürgern bis auf den Nullpunkt gesunken war. Die Verurteilung des Krieges wurde eine Verurteilung seiner politischen Verursacher, ohne dass die Schriftsteller das gesellschaftliche Gesamtsystem in Frage stellten, obwohl Beckmann muss es feststellen dieses System, das die Verbrechen verantwortete, befahl und durchführte, sich 1946 bereits wieder zu reproduzieren begann und die alten Kräfte, die für die seelische Zerstörung und Desillusionierung der Überlebenden verantwortlich waren, wieder wirkten. Dennoch drangen die Autoren zur Erkenntnis vor, dass mit dem Glauben an ein gemeinhin waltendes Schicksal, mit dem im Faschismus geschichtliches Bewusstsein verdrängt und ersetzt wurde, keine Antworten zu geben waren; sie suchten nach Antworten wie Beckmann in Borcherts Stück. Den Weg, aus der Literatur Verhaltensmöglichkeiten zu gewinnen, der besonders für ein Publikum gedacht war, das die klassischen Traditionen verdrängt oder aufgegeben hatte, ging Bertolt Brecht mit seinen Modellen konsequent zu Ende. Er entwickelte daraus eine Theorie, die durch Nachahmbarkeit und Variabilität 10 Publikum und Schauspielern eine Orientierung geben sollte, die aus der Tradition bezogen wurde (Antigonemodell 1948, Couragemodell 1949) und für die Gegenwart Verhaltensmöglichkeiten entwickelte, um eine Staatsaktion von Ausmaß zu objektiver Darstellung Brechts neue Modelle für das Theater 10 Bertolt Brecht: Antigonemodell 1948. In: Schriften zum Theater. Band VI. Berlin und Weimar: Aufbau-Verlag, S. 11. DRAUSSEN VOR DER TÜR 19

1 SCHNELLÜBERSICHT 2 WOLFGANG BORCHERT: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund zu bringen 11. Da die Vorlagen der Modelle im Bewusstsein des Publikums vorhanden waren in diesem Fall durch Werke von Sophokles und Grimmelshausen oder mindestens wieder abrufbar waren, konnten aktuelle Ereignisse darauf projiziert werden. 11 Ebd., S. 10. 20 WOLFGANG BORCHERT

4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken Wolfgang Borchert schrieb eine überschaubare Zahl von Werken; sie bedienen das gleiche Thema der Generation ohne Abschied. Gestalten wie Beckmann aus Draußen vor der Tür und seine Fragen finden sich durchgehend in Borcherts Werk. Die Fragen nach Gott, dem Leben, dem Grauen des Krieges und seiner Überwindung durchziehen Borcherts Werk wie ein fortlaufendes Selbstzitat. Vor Draußen vor der Tür schrieb Borchert drei weitere Stücke. Immer finden sich darin Bezüge zur Weltliteratur, oft zu Goethes Faust. ZUSAMMEN- FASSUNG Die in ihrer Zahl überschaubaren Werke Borcherts bedienen das gleiche Thema: Beschrieben werden der Krieg, seine Opfer, seine Folgen sowie die Generation ohne Abschied, so der Titel einer Erzählung, in der sich inhaltliche Bezüge zu Draußen vor der Tür finden. Es wird ein Leben voller Stationen und Begegnungen beschrieben, in dem es nur diese Begegnungen ohne Dauer (S. 109), aber keinen Abschied gab; ohne Glück, ohne Heimat und ohne Abschied (S. 108), Smolensk und der verlorene Gott, ein Mann und eine Frau (S. 109) werden genannt. Gestalten wie Beckmann aus Draußen vor der Tür und seine Fragen finden sich durchgehend in Borcherts Werk. Im Januar 1946 entstand die Erzählung Die Hundeblume, in der nach Gott gefragt und nach einer geöffneten Tür gesucht wird. Ihr ging die Erzählung Die Blume 12 (1941) voraus, in der ebenfalls die Frage gestellt wur- Schlüsselthema in Borcherts Werken Frage nach Gott 12 Vgl. Schröder, S. 152. DRAUSSEN VOR DER TÜR 21

1 SCHNELLÜBERSICHT 2 WOLFGANG BORCHERT: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken de: (...) wo ist der Gott?. Die Fragen nach Gott, dem Leben, dem Grauen des Krieges und seiner Überwindung durchziehen Borcherts Werk wie ein fortlaufendes Selbstzitat. Beziehung drinnen und draußen: DIE HUNDEBLUME (1946) Gefangen im Drinnen; der Rundgang im Hof DRAUSSEN VOR DER TÜR (1946/1947) ausgestoßen ins Draußen; auf die Straße DIE LANGE LANGE STRASSE LANG (1947) auf der Straße; Suche nach der Straßenbahn Motiv: die Tür geschlossen Sehnsucht; Angst vor der Nacht (S. 84) die Tür verschlossen Hunger; Angst vor der Nacht die Tür hinter ihm verschlossen durch die Mutter (S. 66) Hunger; Angst vor der Nacht Figur: Häftling; allein mit sich selbst verantwortlich für eine Straftat 22 Jahre alt Unteroffizier Beckmann; auf sich selbst zurückverwiesen und allein verantwortlich für den Tod von elf Menschen 25 Jahre alt Leutnant Fischer; nur er noch unterwegs ; allein gelassen (S. 66) verantwortlich für den Tod von 57 Menschen 25 Jahre alt Sehnsucht: nach der Hundeblume als Zeichen der Geborgenheit nach Ankunft/ Heimkehr und Geborgenheit nach der blauen Blume (S. 72 f.) als Gegensatz zur Einsamkeit Gott: (...) ist nicht da. (S. 84) ist ein alter, erschütterter Mann hat keinen Löffel Pläne für einen Roman Borchert plante einen Roman mit dem Titel Persil bleibt Persil. Nur wenige Seiten sind ab dem 11. Januar 1947 geschrieben worden. Die Einteilung der Bücher erinnert an die grauen Akte des Stücks: 1. Buch: Die Nacht; 2. Buch: Nacht um uns, Nacht; 3. Buch: Nacht 22 WOLFGANG BORCHERT

4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken Nacht Nacht. Borcherts Verzweiflung hatte in Draußen vor der Tür einen Höhepunkt erreicht; beendet hat er sein literarisches Thema nicht. Draußen vor der Tür ist nicht Borcherts einziges Stück, wie angenommen und behauptet wird. Zuvor schrieb er Stücke mit historischen oder politischen Inhalten. 1938 entstand Yorick, der Narr!, angeregt von Shakespeares Hamlet. Im Dezember 1937 hatte Gustaf Gründgens 13 als Hamlet auf der Bühne Borcherts Leben entscheidend beeinflusst. Auf dieses Erlebnis, seither hing ein Gründgens- Bild in Borcherts Zimmer, geht seine Theaterleidenschaft zurück; Hamlet wurde für Borchert zu einer Identifikationsgestalt. 1939 folgte Käse. Die Komödie des Menschen, in dem ein Käsehändler nach der Weltherrschaft strebt und vom Genie Wolff Günter der Name setzt sich aus Borcherts Vornamen und dem seines Freundes Günter Mackenthun zusammen daran gehindert wird. 14 Als drittes Stück folgte Der schwarze Cardinal; es wurde von Goethes Egmont angeregt: Das erste war wüst, weil ich zu jung war, das zweite war staatsfeindlich, das dritte in drei Tagen geschrieben und ebenfalls der heutigen Zeit contrair gestimmt. 15 Das Stück nimmt Anleihen aus der Weltliteratur auf, besonders intensiv aus Goethes Faust. Insofern liegt es nahe, die Ähnlichkeiten, die Draußen vor der Tür mit Faust aufweist, als beabsichtigt zu sehen. Schließlich taucht das Faust-Problem nicht als Schöpfungs- und Erkenntnisproblem, sondern als Vernichtungsvorgang auch in der Erzählung Die lange lange Straße lang auf. Er lässt seinen Leutnant Fischer in Die lange lange Straße lang fragen, wer die todbringende Faust-Marionette Weitere Stücke Borcherts Einflüsse von Goethes Werken 13 Der Intendant Gustaf Gründgens ließ Borcherts Draußen vor der Tür in Düsseldorf um 1950 inszenieren. Gründgens liegt wie Borchert auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf begraben. 14 Vgl. Burgess, S. 57 ff. 15 Brief an die Malerin Vera Mohr-Möller vom 21. Januar 1941; in: Allein mit meinem Schatten, S. 63. DRAUSSEN VOR DER TÜR 23