Lesepredigt für einen Sonntag nach dem Trinitatisfest. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

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Transkript:

Lesepredigt für einen Sonntag nach dem Trinitatisfest Kanzelgruß: Gemeinde: Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne. Amen. Das Wort Gottes, das dieser Predigt zugrunde liegt, steht geschrieben im 1. Königebuch im 3. Kapitel: 16. Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. 17. Und das eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten in einem Hause, und ich gebar bei ihr im Hause. 18. Und drei Tage, nachdem ich geboren hatte, gebar sie auch. Und wir waren beieinander, und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. 19. Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. 20. Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. 21. Und als ich des Morgens aufstand, meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. 22. Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. 23. Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. 24. Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, 25. sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. 26. Da sprach die Frau, deren Sohn lebte, zum König - denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn- und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! 9

27. Da antwortete der König und sprach: Gebet dieser das Kind lebendig und tötet`s nicht; die ist seine Mutter. 28. Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten. Wir beten: Gemeinde: Lieber himmlischer Vater, wir bitten dich: schenke uns durch Deinen Hl. Geist ein hörendes Herz, das auf Dich und Dein Wort achtet und verleihe uns Einsicht und Weisheit, Dich immer tiefer zu fassen. Durch Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, mit diesen Worten aus dem 1. Königebuch hören wir von einer Gerichtsverhandlung, bei der uns kalter Schauder den Rücken herunter läuft. Entsetzlich, was der König seinen Soldaten befiehlt er geht mit dieser Weisung an die Grenzen des Erträglichen für eine Mutter und für jeden von uns. Und doch, dieser Bericht des Salomo-Urteils dient gerade dazu, die Weisheit des Königs zu veranschaulichen. Das Ereignis, das sich vor dem König abspielt, lässt niemanden kalt und um so größer ist die Freude darüber, wie weise Salomo handelte, als er in dieser Sache bis zum Äußersten ging. Zugleich aber wird uns am Beispiel Salomos verdeutlicht, wie groß die Gaben sind, die Gott den Seinen schenkt. Denn sie sind die entscheidende Voraussetzung für alles Gelingen. Doch wer von uns schon einmal in Verhandlungen vor Gericht verwickelt war, der kann sich nur wundern, was wir über das Verfahren aus dem Alten Testament hören. Zwar gehören Streitigkeiten vor Gericht, Anklagen und Gerichtsurteile für viele Leute schon fast zur Normalität, aber so etwas, dass ein König handeln kann wie er will, weil er alle Macht in seiner Hand hat, ist für uns fremd. 10

Durch den Bericht des Salomo-Urteils, wird uns eine Welt vor Augen gemalt, in der es so ganz und gar anders zugeht, als bei uns heute. Beweisverfahren, gerichtliche und medizinische Untersuchungen waren nicht in der Weise möglich, wie wir es kennen. Es hing letztlich Alles vom Geschick, der Einsicht und Weisheit des Richters ab, ob das Urteil so oder so ausfallen würde. Zur Zeit Salomos gab es aber richterliche Instanzen noch nicht alle Rechtsangelegenheiten lagen in der Hand des Königs. Gesetze wurden durch ihn erlassen, die Einhaltung von Recht und Ordnung überwachte letztlich er und auch das Recht, Vergehen zu bestrafen oblag ihm. Salomo griff die Verwaltungsformen seines Vaters David auf und entwickelte sie weiter. Durch sein Geschick lebte sein Reich lange Zeit in Frieden. König Salomo baute dem Herrn einen Tempel, die Mauer um die Stadt Jerusalem, lebte in Demut und Gottesfurcht und brachte Gott, dem Herrn, üppige Brandopfer dar. Dass das prächtige Großreich am Ende doch zerbrach, wird seiner unvorsichtigen Heiratspolitik zugeschrieben, durch die er sich mit seinen Frauen auch deren heidnische Gottheiten nach Jerusalem holte, die allmählich den Glauben des Gottesvolkes und später auch den Glauben Salomos unterwanderten. Zu Beginn aber seiner Regierungszeit wusste Salomo, dass alles, was er besaß und was ihm geschenkt war, aus Gottes Hand kam. Doch wenn es etwas gab, das die Erinnerung an diesen König in der Geschichte des Gottesvolkes lebendig hielt, war es nicht sein Reichtum und seine Macht, sondern seine Weisheit. Salomo steht für das alttestamentliche Gottesvolk als das Beispiel für den weisen König überhaupt, wie es bis dahin keinen gegeben hatte und wie auch keiner nach ihm mehr kommen sollte. Er hatte das Angebot Gottes gerne angenommen, sich etwas von Gott dem Herrn zu wünschen. Er bat um ein hörendes Herz, damit es ihm gelingt, das Volk zu richten und damit er versteht, was gut und was böse ist. Gott gewährte ihm seine Bitte, doch gab er noch etwas dazu: Er schenkte ihm ein Herz, das weise und verständig zugleich ist und darüber hinaus Reichtum und Ehre, wie sie sonst keinem König zuteil wurden. Reichtum und Ehre waren zwar außergewöhnlich groß, doch das Geschenk der Weisheit war es, was die nachfolgenden Generationen als Besonderheit Salomos rühmen. 11

Und wer von uns hätte das nicht auch gerne ein weises und verständiges Herz, wie Salomo es hatte? Denn auch wir stehen sooft vor Entscheidungen bei denen Weisheit so dringend nötig ist und ebenso das Erkennen von böse und gut. Unsere Weisheit ist dann oft schnell am Ende, wir müssen handeln in dieser und jener Sache, doch sehen wir erst hinterher, ob die Entscheidung weise war oder nicht. Viele Leute reden von Weisheit, die sie zu besitzen meinen oder durch Erfahrungen meinen gewonnen zu haben, aber da wir Weisheit nicht sehen können, wie sonstige Gaben und Fertigkeiten, muss sich die Weisheit erst im konkreten Fall zeigen. Darum wird uns als ein Beispiel der Weisheit Salomos auch das Urteil gegenüber den beiden Huren überliefert, an dem wir sehen können, dass er tatsächlich weise war. An seinem Urteilsspruch erkennen wir, dass Gott Salomo in besonderer Weise segnete. GOTT ist es, der Salomo zunächst zum Hören befähigt, ER ist es, der ihn erkennen lässt, was gut und böse ist ER ist es, der ihm seine Weisheit schenkt. Salomo wird auf seine Bitte hin beschenkt, mit den Gaben, die er für die Aufgaben als König von Israel benötigt. Gott lässt so sein Regieren gelingen. An ihm können wir beispielhaft erkennen, wie Gott diejenigen begabt und zu den anstehenden Aufgaben befähigt, die in seinem Volk und später in seiner Kirche notwendig sind. Darin erweist sich Gott als derselbe Gott, den uns Jesus Christus verkündigt, als der Gott der Treue und der Liebe. ER begabt auch uns und befähigt uns dazu, die Aufgaben wahrzunehmen, die in dieser Welt und in seinem Reich anstehen. Dadurch, dass Gott uns in seiner Liebe begegnet und uns unverdient beschenkt, wächst unser Vertrauen zu IHM, so dass wir Gott ehren und achten und wissen, dass wir alles, was wir sind und haben, aus seiner Hand empfangen. Wo wir, wie Salomo, Gott groß sein lassen, da erhebt auch er uns aus der Niedrigkeit um Jesu Christi willen, damit wir, von ihm beschenkt, Anderen zum Beispiel dienen für die Güte und Gnade Gottes. 12

Doch wollen wir am Beispiel des Urteilsspruchs Salomos vor den beiden Frauen verstehen lernen, welche Gaben Gott zuteilt: Salomo bittet um ein hörendes Herz Salomo wird durch Gott eine Fähigkeit verliehen, die ihm bis dahin und auch uns oft fehlt. Es fällt uns so schwer, erst einmal zuzuhören. Viele von uns haben es verlernt, aufmerksam zuzuhören. Aber nur so können wir den Anderen recht verstehen, nur so sehen wir von uns ab, auf den Nächsten und können helfen und raten, wo es nötig ist. Wie wir im Falle des Urteils vor den beiden Huren sehen: Salomo kann hören. Er lässt erst beide Frauen zu Wort kommen und wir merken dabei, wie wichtig es war, denn in ihrem Worten offenbarten sie sich selbst. Da ist die Frage an Dich: Kannst Du eigentlich hören? Bist Du offen für das Wort des Nächsten bist Du offen für Gottes Wort? Salomo möchte gerne richtig hören können und zwar nicht bloß mit seinen Ohren, sondern mit dem Herzen. Und Gott gewährt ihm diese Bitte. So sehen wir an ihm, wie es zum rechten Hören kommt, indem wir Gott um ein hörendes Herz bitten. Und Gott tut es, wenn wir ihn darum bitten. ER öffnet unsere Ohren und Herzen in der Kraft seines Geistes, damit wir richtig hören können. Ein kostbares Geschenk Gottes, damals wie heute Aber Salomo bittet auch um Einsicht in das, was gut und böse ist. Salomo erkennt aus den Worten der beiden Frauen sehr schnell, welche Frau es gut und welche es böse meint, eine Einsicht, die sein aufmerksamen Hören zur Voraussetzung hat. Die Sehnsucht nach der Erkenntnis des Guten und Bösen steckt ja tief in uns und doch bleibt sie nur denen vorbehalten, denen Gott das Verstehen öffnet. So auch bei uns. Gott gießt seinen Geist aus über uns, damit wir befähigt werden, die Geister zu unterscheiden. 13

Aus Jesu Wort hören wir: Gott allein ist gut niemand sonst. ER selbst und Alles, was aus ihm kommt ist gut. Darum ist uns kein anderes Hilfsmittel gegeben als sein Wort, vom Zorn aber auch von der Liebe und dem Erbarmen Gottes, an dem wir gut oder böse unterscheiden können. Alles, was der Liebe Gottes in Jesus Christus widerstrebt, ist böse und nicht gut. An Christus und seiner Liebe scheiden sich die Geister, an ihm sehen wir, geleitet durch sein Wort und seinen Geist, ob jemand Böses oder Gutes im Sinn hat. Erst durch Jesus Christus und den Hl. Geist haben wir Christen die Erkenntnis von gut und böse, die Salomo schon lange vor Christus zuteil wurde aus der Barmherzigkeit Gottes. Als dritte Gabe Gottes hören wir von der Weisheit, die Salomo gegeben ist. Um Weisheit hatte Salomo zunächst gar nicht gebeten und doch ist gerade seine Weisheit die entscheidende Voraussetzung für alles, was er in unserem konkreten Gerichtsfall sagt und tut. Sehen wir auf das, was Salomo anordnet, nachdem er die beiden Huren reden ließ, dann scheint es uns so widersinnig, ja töricht und geradezu abstoßend, wenn er befiehlt, das Kind zerteilen zu lassen, damit jede Frau ein Stück von dem Jungen erhält, der noch am Leben ist. Er kündigt an, dass er den Jungen töten will, damit jeder dieser Frauen ihren gerechten Anteil bekommt, da es keine Zeugen gibt, die für die Wahrheit einstehen können. Doch hinter dem angekündigten Vorhaben verborgen liegt ganz und gar die Absicht zur Rettung des Kindes und die Rückgabe an die wahre Mutter, die es von Herzen liebt. Salomo handelt weise, auch gegen die Vernunft, die seiner Anweisung, das Kind zu zerteilen mit Unverständnis gegenübersteht. Das aber erkennen wir erst im Nachhinein, wenn wir sehen, zu welchem Erfolg sein Urteilen führt. Das ist Weisheit, die hinter der vermeintlich ausweglosen Situation noch einen Weg zur Rettung weiß. Eine Weisheit, die Gott selbst an den Tag legt, wenn wir das Geschehen auf Golgatha betrachten. Auch der Tod am Kreuz erscheint unserer Vernunft so widersinnig, ja töricht und anstößig zugleich, doch erst vom Sieg über die Sünde und den Tod erkennen wir, wozu der 14

Weg Jesu diente. Gott tötet seinen Sohn für die Welt Torheit für uns aber die verborgene Weisheit Gottes, durch die wir gerettet werden. Wir werden belächelt, wenn wir von Jesus Christus erzählen, wenn wir Gott und seinem Wort glauben. Wir wissen aber von der Weisheit Gottes, die in den Augen der Welt für Torheit gehalten wird, denn Christus ist für uns, die wir ihm vertrauen, zur Weisheit gemacht, damit wir nicht auf unsere Vernunft bauen sondern auf Gott und seine Liebe zu uns. Unser Schaudern und Entsetzen über Gottes Tun und Reden und über sein Handeln durch Menschen, die ER begabt, will er verwandeln in Bestaunen und Bewundern seiner Weisheit, die über unser Denken und Verstehen geht. Gott handelt heute an uns, wie an Salomo, als der Gott, der uns alles schenkt und gibt, was wir zum Leben in dieser Welt brauchen, der uns begabt und begnadet, damit auch Außenstehende erkennen das kommt von Gott. So soll unser Leben dazu dienen, das Lob Gottes zu vermehren und größer zu machen, wie es durch Salomo auch geschah. Gebe Gott, dass es uns gelingt im Hören auf ihn und sein Wort. ER gebe uns Erkenntnis und Weisheit, damit wir so handeln, wie es einem Leben in der Nachfolge Jesu entspricht. Und dann, wenn uns dies nicht gelingt auch die Weisheit, zu dem zu fliehen, der unser Versagen und unsere Schuld trägt in Jesus Christus. Amen. Kanzelsegen: Gemeinde: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Liedvorschlag nach der Predigt: ELKG 205, 1-6 Verfasser: P. Frank Eisel Wandsbeker Stieg 29c 22087 Hamburg Tel. 040 / 255316 Fax. 040 / 25497218 15