Roslund und Hellström Die Bestie

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Transkript:

Unverkäufliche Leseprobe des Fischer Taschenbuch Verlag Roslund und Hellström Die Bestie Preis 7,95 Preis SFR 14,70 304 Seiten, Broschur ISBN 3-596-16566-0 Fischer Taschenbuch Verlag Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs Gattung: Roman Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2005

Das tut sie ja auch nicht. Sie pöbelt sie nur an. Ida traut sich nicht. Sie aber traut sich. Ihre Eltern werden böse sein, wenn sie erfahren, dass sie mit so einem geredet hat. Das will sie nicht, sie will nicht, dass sie böse werden. Nr. 33 ist der beste Abstellraum. Da hat er das Fahrrad gefunden. Da hat er geschlafen. Sie schreien nicht lange. Sitzen still da. Haben still zu sitzen. Haben zu warten. Er hat hier zu bestimmen.»scheiß Scheißkerl! Ich will nach Hause!«Er hat hier das Sagen. Er hätte es nicht tun dürfen. Er atmet schwer, versetzt der kleinen dicken Blonden einen Tritt, als die sich für einen Moment abwendet. Sie weinen. Warum weinen die nur immer so verdammt viel? Er zieht sie aus. Zieht ihnen alles aus, nur nicht die Schuhe. Nicht die Schuhe. Noch nicht. Die Blonde hat rosa Schuhe. Fast Lackschuhe. Die Dunkle hat weiße Turnschuhe. Solche, wie sie beim Tennis getragen werden. Er verbeugt sich. Er küsst die rosa Lackschuhe, leckt sie ab. Er zieht die Schuhe aus. Ihr Fuß ist so schön. Er hebt ihn hoch, sie sinkt noch weiter zurück. Sie wird davon geweckt, dass die Zeitung kommt. Jeden Morgen. Ein Scheißklatschen auf dem Holzboden. Nächste Tür, nächste Tür. Sie hat schon versucht, aufzuspringen und dem Boten zuvorzukommen, immer zu spät, sie hat mehrere Male seinen Rücken gesehen. Ein junger Typ mit Pferdeschwanz. Wenn sie jemals rechtzeitig hochkommt, wird sie ihm klar machen, wie einem Menschen sonntags morgens um fünf zu Mute ist.

Sie kann dann nicht wieder einschlafen. Sie dreht sich um, wälzt sich von einer Seite auf die andere, schwitzt, muss muss muss wieder einschlafen, so geht es nicht mehr weiter, früher war es nie ein Problem, aber jetzt, ihre Gedanken wirbeln durcheinander, sie ist um sechs Uhr morgens schon verspannt, soll doch der Teufel den Zeitungsboten und seinen Pferdeschwanz holen. Die Zeitung ist sonntags dick wie eine Bibel. Sie holt sich irgendeinen Teil ins Bett, sucht Wörter und andere Wörter, zu viel Text, sie bringt keinen Zusammenhang hinein, alle diese interessanten Reportagen über interessante Menschen, die sie lesen müsste, was sie aber nicht über sich bringt, die sie sorgfältig aufeinander stapelt, um sie doch wenigstens später zu lesen, was sie aber nie tut. Sie findet keine Ruhe. Alle diese Stunden. Zeitung, Kaffee, Zähne, Frühstück, Bett, Spülen, wieder Zähne. Es ist noch keine halb acht an einem Sonntagmorgen im Juni, die Sonne peitscht durch das Rollo, sie kann jetzt noch kein Licht ertragen, zu viel Sommer, zu viele Menschen, die andere Menschen an den Händen halten, zu viele Menschen, die an andere Menschen geschmiegt schlafen, zu viele Menschen, die lachen, spielen, lieben, sie kann das alles nicht ertragen, jetzt nicht. Sie geht in den Keller hinunter. Zu ihrer Abstellkammer. Da ist es dunkel, einsam, verdreckt. Sie weiß, dass sie dort mindestens für zwei Stunden Arbeit hat. Und danach wäre es dann immerhin schon halb zehn. Das Erste, was sie sieht, ist das aufgebrochene Vorhängeschloss. Auch die Schlösser der benachbarten Verschläge sind aufgebrochen, sie muss feststellen, wem die gehören, 32 und 34, sieben Jahre im Haus, und sie hat diese Leute noch nie gesehen. Jetzt haben sie eine Gemeinsamkeit, sie alle besitzen ein aufgebrochenes Hängeschloss.

Jetzt können sie miteinander reden. Und dann ist da das Fahrrad. Genauer gesagt, es ist nicht da. Jonathans teures schwarzes Rad mit den fünf Gängen. Das sie verkaufen wollte, mindestens für fünfhundert. Jetzt muss sie ihn anrufen, seinen Vater, besser, sie sagt es gleich, dann wird er sich einigermaßen beruhigt haben, wenn er zurückkommt. Danach fällt es ihr schwer zu begreifen, dass sie es nicht gesehen hat. Dass sie sich überlegen konnte, wem Nr. 32 und Nr. 34 gehören, dass sie an Jonathans schwarzes Mountainbike denken konnte. Sie wollte offenbar nicht sehen, konnte nicht sehen. Bei der Vernehmung durch die Polizei brach sie in hysterisches Gelächter aus, auf die Frage, was sie beim Öffnen des Abstellraums zuerst gesehen habe. Was ihr erster wichtiger Eindruck gewesen sei. Sie lachte lange, dann fing sie an zu husten. Sie lachte, und während ihr die Tränen übers Gesicht strömten, erklärte sie, ihr erster und einziger Gedanke sei gewesen, wie traurig Jonathan über das Verschwinden seines schwarzen Mountainbikes sein würde, denn nun könnte er sich das neue Computerspiel nicht kaufen, das sie ihm für das Geld für den Verkauf versprochen hatte, mindestens fünfhundert nämlich. Sie hatte doch noch nie den Tod gesehen, hatte niemals vor stillen Menschen gestanden, die sie ansahen, ohne zu atmen. Denn das taten sie. Sahen sie an. Sie lagen unten auf dem Zementboden, jede mit dem Kopf auf einem Blumentopf, wie einem harten Kissen. Es waren kleine Mädchen, jünger als Jonathan, höchstens zehn. Ein blondes und ein dunkles. Sie waren blutig, im Gesicht, an der Brust, am Unterleib, an den Oberschenkeln. Überall geronnenes Blut, nur nicht an den Füßen, die Füße waren so sauber, fast wie frisch gewaschen. Sie hatte sie noch nie gesehen. Oder vielleicht doch. Sie wohnten doch

ganz in der Nähe. Natürlich musste sie sie gesehen haben. Im Laden vielleicht. Oder im Park. Im Park waren doch immer so viele Kinder. Sie lagen seit drei Tagen in ihrem Kellerraum. Das hatte der Gerichtsmediziner gesagt. Seit sechzig Stunden. Sie waren misshandelt worden. Mehrmals, was zu heftigen inneren Blutungen geführt hatte. Vielleicht besuchten sie dieselbe Schule wie Jonathan. Auf dem Schulhof waren immer so viele Mädchen, sie sahen alle gleich aus, das tun kleine Mädchen doch. Sie waren nackt. Ihre Kleider lagen vor ihnen, genau vor der Tür. Ein Kleidungsstück neben dem anderen, sozusagen aufgereiht, wie zu einer Ausstellung. Die Jacken zusammengefaltet, die Hosen aufgerollt, Hemden, Unterhosen, Strümpfe, Schuhe, Haarbänder, alles in einer ordentlichen Reihe, sorgfältig ausgestellt, zwei Zentimeter dazwischen, zwei Zentimeter bis zum nächsten Kleidungsstück. Sie sahen sie an. Aber sie atmeten nicht.