FOCUS on WILDLIFE Reisebericht Island Juli 2012 ISLAND JULI Das Fotografen-Paradies am Rande des Polarkreises

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Transkript:

Reisebericht Island Juli 2012 ISLAND JULI 2012 Das Fotografen-Paradies am Rande des Polarkreises von Jochen Gerlach (Text und Fotos) und Anja Schmelter (Fotos) www.focus-on-wildlife.de Ich muss gestehen, die Vulkaninsel im Nordatlantik hat uns in ihren Bann gezogen, und so war schnell klar, dass wir auch 2012 den Sommerurlaub in Island verbringen wollten, um Bekanntes zu vertiefen und Neues zu erkunden. Fotografisches: Das Canon EF 4.0/400 DO Im Vorfeld der Reise bestand Anja darauf, unbedingt ihr 4.0/400 DO mitzunehmen. Mein Einwand, es könne ja ohnehin immer nur einer von uns fotografieren (weil der andere Elternteil auf den Nachwuchs aufpasst) und sie könne ja auch mein 4.0/500 benutzen, verhallte ungehört. Gott sei Dank! Ich muss an dieser Stelle Abbitte leisten, ich war nie ein großer Freund des 4.0/400 DO und habe es mitunter spöttisch als die Lady-Knipse tituliert. Doch auf dieser Reise musste ich mich eines Besseren belehren lassen. In Kombination mit 1.4-fach Konverter hat man nominell 560 mm Brennweite, rechnet man den 1.3 Crop Faktor unserer 1D Gehäuse noch mit ein, ist man sogar bei über 700 mm. Das Ganze bei einer Lichtstärke von 5.6 und in einer optischen Qualität, die in der Praxis absolut vergleichbar ist mit der des 4.0/500 plus Konverter. Ein Beispiel für die Qualität des 4.0/400 DO: Alpenstrandläufer in der Abendsonne 1

Reisebericht Island Juli 2012 Das Wichtigste aber, diese Kombination ist so herrlich leicht, ideal für Flugaufnahmen freihand oder für in den Fotorucksack tagsüber bei unseren Familienausflügen. Das 4.0/500 ist im Vergleich elend schwer und man tendiert dazu, es gerne mal zuhause zu lassen. Früher bei unseren Safaris in Afrika war uns das nie so deutlich aufgefallen. Klar, da liegt die Optik ja neben einem im Jeep oder auf dem Beanbag, und man muss nicht selbst das ganze Gewicht schleppen! So waren wir im Endeffekt sehr froh, beide großen Optiken, das 4.0/400 und das 4.0/500, dabei gehabt zu haben. Tele oder Weitwinkel Es gibt (wenn überhaupt) nur wenige Regionen auf der Erde, die es in puncto landschaftlicher Schönheit und Lichtqualität mit Island aufnehmen können. Zugegeben, ich bin von Haus aus Vogelfotograf und mein Herz gehört den gefiederten Freunden, aber wer als Naturfotograf auf Island die Landschaftsfotografie vernachlässigt, muss mit Blindheit geschlagen sein. Zum Glück hatte sich Anja an einigen vogelfotografischen Themen (z.b. Regenbrachvögel im Flug) regelrecht festgebissen, und bewies dort eine erstaunliche Motivation und Beharrlichkeit. So konnte ich mich ruhigen Gewissens verstärkt der Landschaftsfotografie widmen, und mich mit Filtern und langen Belichtungszeiten herumschlagen. Langzeitbelichtung am Godafoss bei nahezu vollständiger Dunkelheit Fotoglück und Fotopech Wenn man drei Wochen mit der Kamera unterwegs ist, hat man, so glaube ich, immer von beidem etwas. Natürlich habe ich auch dieses Mal wieder etliche Aufnahmen vergurkt, weil ich entweder die falschen Kameraeinstellungen hatte, oder der AF mal wieder nicht hinterher kam, oder auch weil ich schlicht und einfach im entscheidenden Moment gepennt habe. 2

Reisebericht Island Juli 2012 Das heiß begehrte Alpenschneehuhn habe ich beispielsweise nicht wirklich gut vor die Linse bekommen. Und auch bei den Enten mussten wir Abstriche machen, die Männchen von Kragenente und Spatelente, im Prachtkleid ein Fotografentraum, waren schon in ihre Mauserquartiere abgezogen. Doch einmal hatte ich auch unverschämtes Glück: Gerfalken gehören zu den absoluten Stars der isländischen Vogelwelt. Sie sind relativ selten und scheu, und man darf sie in Island am Brutplatz nur mit einer speziellen behördlichen Genehmigung fotografieren, was selbst dann alles andere als einfach ist. Das wissend hatte ich gedanklich schon im Vorfeld abgehakt zu brauchbaren Fotos von Gerfalken zu kommen. Doch es sollte ganz anders kommen... Es war 5 Uhr morgens und bestes mildes Sonnenlicht als ich (unterwegs zu einem Spot für Eistaucher) plötzlich einen Gerfalken entdeckte, direkt neben der Straße auf einem dekorativen Lavabrocken sitzend. Völlig perplex fuhr ich zuerst mal mit offenem Mund an der ganzen Szenerie vorbei... In einiger Entfernung stoppte ich, machte meine Ausrüstung bereit, wendete und hielt gegenüber des Falken an, in der festen Überzeugung dieser würde sofort abfliegen. Doch nichts geschah, der Falke blieb sitzen, und ich schoss die ersten Bilder. Als der Falke keine Anstalten machte das Weite zu suchen, wechselte ich zum 2.0- fach Konverter, da er doch noch ein wenig klein im Bild war. Das Ganze dauerte dann über 2,5 Stunden, und ich fotografierte den Gerfalken bei der Gefiederpflege, beim Gähnen, beim Schlafen, beim Wieder- Aufwachen, beim Flügelstrecken etc. Irgendwann war es dann ich, der unser Shooting abbrach, da das Licht etwas hart geworden war und ich mittlerweile auch einen ordentlichen Frühstückshunger verspürte. Ein wirklich unglaubliches Erlebnis, das ich bestimmt nicht so schnell vergessen werde. Gerfalke macht Turnübungen auf seiner Sitzwarte Shoot the light Das Motto des bekannten US-amerikanischen Naturfotografen Charles Glatzer, frei übersetzt so was wie Nutze das Licht. Gute Lichtverhältnisse gibt es im isländischen Sommer, von der Mittagszeit zwischen 10 Uhr und 15 Uhr mal abgesehen, nahezu durchgehend. Die fotografische Golden hour dauert morgens und abends jeweils mehrere Stunden und selbst nach Sonnenuntergang lassen sich noch mystische Bilder zaubern. Es gibt nicht wenige (Profi)Fotografen, die, wenn sie in solchen Breiten arbeiten, ihren Biorhythmus umstellen, und tagsüber schlafen und nachts fotografieren, um das Maximale aus den Bedingungen herauszuholen. Nun, das geht bestimmt nicht in einem Familienurlaub. Aber, ich denke, wir haben einen ganz guten Kompromiss gefunden, denn immer wieder war einer von uns früh morgens oder abends unterwegs auf Fotopirsch, während der Tag für Familienausflüge genutzt wurde. 3

Reisebericht Island Juli 2012 Reiseverlauf: 1.Woche: Vatnsnes Unsere erste Station war die Halbinsel Vatnsnes im Nord-Westen von Island. Wir bezogen Quartier am Rande des Vesturhopsvatn in einem Ferienhaus, das wir über viator.is gebucht hatten. Man muss dazu sagen, dass Viator keine Ferienhäuser von der Stange vermittelt, sondern Unterkünfte von Privatbesitzern, die je nach Gusto und Geldbeutel des Besitzers sehr unterschiedlich ausfallen können. Nach den Bildern im Internet erwarteten wir schon ein recht enges und zugestelltes Etablissement, aber die Realität war dann noch schockierender: es ist mir ein Rätsel, wie man hier seine Sachen hätte unterbringen sollen, jede Schublade, jedes Fach, jeder Winkel war mit irgendwelchem Krimskrams aus den letzten Jahrzehnten gefüllt. Ich wundere mich bis heute, dass es uns gelungen ist, alle unsere Sachen wieder zu finden und zur nächsten Unterkunft zu transportieren. Ein großer Pluspunkt allerdings war ein riesiger Hotpot auf der Terrasse, der nahezu täglich in Benutzung war. Das Wetter in dieser Woche war isländisch durchwachsen, doch wann immer es Petrus zuließ, waren wir im Freien. Die Vatnsnes Halbinsel und die Húnaflói-Region sind bestimmt nicht schlecht für Naturliebhaber, doch fallen sie etwas ab verglichen mit den isländischen Highlights wie den Westfjorden, der Halbinsel Snæfellsnes oder der Mývatn-Region. Fotografisch empfehlenswert ist der Küstenabschnitt am Basaltfelsen Hvítserkur. Schon der Felsen selbst ist ein lohnendes Motiv. In den Wänden brüten außerdem einige Paare Dreizehenmöwen, denen man sich bei Ebbe auf Fotodistanz nähern kann. Ein Stückchen weiter landeinwärts, am Strand bei Ósar, lassen sich gut Seehunde und Eiderenten fotografieren. Außerdem lohnt ein Besuch der Bucht Illugustadir. Ein kurzer Wanderweg führt vom Parkplatz zu einer Beobachtungshütte. Schon am Wegesrand wimmelt es von Vögeln: Küstenseeschwalben, Rotschenkel, Sandregenpfeifer, Gryllteisten, Austernfischer und viele andere mehr. Jochen bei den Seehunden von Ósar 4

Reisebericht Island Juli 2012 2. Woche: Aðaldalur (Mývatn / Húsavík) Das nächste Etappenziel war die Umgebung des Vogel-Mekkas Mývatn. Wir hatten uns für eine Woche eingemietet im Cottage des Guesthouse Hagi im Aðaldalur. Die Unterkunft ist strategisch günstig für Ausflüge an den Mývatn oder nach Húsavík zum Whale Watching. Das urige Cottage ist einfach, aber es fehlt an nichts und die Lage ist einfach nur märchenhaft. Das Häuschen thront auf einem der zahlreichen Lavahügel und überblickt die Weite des reizvollen Aðaldalur. Dieses Landschaftsmosaik aus kleinen Hügeln und Senken, Seen und Seitenarmen des wild mäandrierenden Laxá-Flusses ist ein ornithologisches Kleinod. Überall brütende Limikolen, Enten, Schwäne und Taucher. Allein auf dem Gelände unseres Ferienhauses fotografierten wir Goldregenpfeifer, Regenbrachvogel, Uferschnepfe, Alpenstrandläufer, Odinshühnchen, Bekassine und Spatelente. Infolgedessen war es dann auch nicht weiter tragisch, dass sich der Mývatn selbst eher enttäuschend präsentierte. Zur Hauptreisezeit wimmelt es rings um den See von Touristen. Außerdem dürfen zur Brutzeit weite Uferbereiche (sinnvollerweise) gar nicht betreten werden. Darüber hinaus waren wir zu spät, um die ganzen hübschen Erpel im Prachtkleid anzutreffen. Die Herren der Schöpfung weilten schon in ihren Mauserquartieren während sich auf dem See nur noch Weibchen und Jungvögel tummelten. Wenigstens erwies sich die Furcht vor den Mückenplagen als unbegründet, aber vielleicht haben wir auch einfach ein günstiges Zeitfenster erwischt. Regenbrachvogel (Aðaldalur) Sterntaucher (Aðaldalur) 5

Reisebericht Island Juli 2012 Húsavík schmückt sich mit dem Beinamen Whale Watching Capital of Europe. Da wollten wir es uns nicht nehmen lassen, einmal selbst die Giganten der Meere aus der Nähe zu bestaunen. Bei spiegelglatter See und Sonnenschein legten wir ab, und bald kamen die ersten Buckelwale in Sicht. Doch als wir auf Tuchfühlung mit den Walen kamen, war unser Sohn...eingeschlafen! Die frische Luft, das monotone Schaukeln und Rattern des Schiffes hatten ihm die Augen zufallen lassen, und so befand er sich im Tiefschlaf als der Buckelwal zum Breaching, einem Sprung aus dem Wasser, ansetzte. Buckelwal vor der Kulisse der malerischen Skjálfandi Bucht (Húsavík) Exkurs: Wale gehören ins Meer und nicht auf den Teller Man möge mir verzeihen, dass ich an dieser Stelle etwas abschweife, aber dieses Thema ist mir eine Herzensangelegenheit, und leider wird gerade von Island- Touristen teils aus Unwissenheit teils aus Ignoranz diesbezüglich viel falsch gemacht. Ich möchte Sie alle, liebe Leser, herzlich bitten, sich bei Ihrem Island-Besuch ökologisch und ethisch vorbildlich zu verhalten. Unternehmen Sie eine Whale Watching Tour und erleben Sie die sanften Riesen des Meeres in ihrer ganzen Anmut und Schönheit. Sie stärken damit einen jungen Wirtschaftszweig, der auf Wale als lebende Attraktionen baut und damit der Walfang-Lobby den Kampf ansagt. Verzichten Sie bitte auf Walfleisch auf Ihrem Teller. Unterstützen Sie bitte mit mir die Bemühungen zum Schutz der Meeressäuger und die IFAW Kampagne Meet us don t eat us (http://www.ifaw.org/international/news/new-whaleprotection-campaign-urges-tourists-visiting-iceland-avoid-eating-whale-meat). Vielen herzlichen Dank, Ihr Jochen Gerlach 6

Reisebericht Island Juli 2012 3. Woche: Snæfellsnes Zu guter Letzt ging es für eine Woche auf die wildromantische Halbinsel Snæfellsnes. Am liebsten hätten wir unsere letztjährige Top-Unterkunft in Hellnar noch mal bezogen, doch leider war sie schon komplett ausgebucht. Kein Problem, im Nachbarort Arnarstapi fanden wir ein ebenbürtiges Ferienhaus, das in puncto Luxus und Annehmlichkeit wirklich nichts vermissen ließ. Fairerweise muss man sagen, dass auch diese Unterkunft über viator.is gebucht wurde. In diesem Fall war s ein Volltreffer. Das Wetter meinte es gut mit uns, richtig warm und sonnig war s, nur am Schluß kam Sturm und Regen auf. So konnten wir zweimal den Gasgrill anwerfen und ein schönes Icelandic Barbecue veranstalten. Snæfellsnes hat für Naturfotografen viel zu bieten. Allein die direkte Umgebung in Arnarstapi war bereits sehr ergiebig. Hier gibt es eine große Kolonie der Küstenseeschwalbe und direkt im Hinterland der Vogelfelsen einen kleinen Süßwassersee, der immer wieder von Dreizehenmöwen, Seeschwalben und Austernfischern zum Baden und Trinken aufgesucht wird. Dreizehenmöwe (Arnarstapi) Austernfischer (Arnarstapi) Die Küste bei Hellnar (wenn man etwas abseits der Touristenströme bleibt) eignet sich hervorragend zum Seawatching. Ich verbrachte mehrere kurzweilige Stunden in Lauerstellung zwischen den Felsen, abwartend was sich so alles zeigen würde. Im Laufe der Zeit zogen Eismöwen, Kolkraben, Baßtölpel, Krähenscharben und viele andere mehr vorbei. Darüber hinaus fotografierte ich dort noch einen Steinwälzer und eine Kegelrobbe, die gerade einen mittelgroßen Steinbeißer verspeiste. Anja hatte sogar das Glück von dort aus 2 Schwertwale zu erblicken. An der Südküste, zwischen Búðir und Langaholt, befinden sich zahlreiche Strandseen, die ebenfalls sehr vogelreich sind. Hier trifft man Eis- und Sterntaucher sowie zahlreiche Schmarotzerraubmöwen. Hier gelang es uns endlich brauchbare Aufnahmen dieser schönen Raubmöwe zu machen. Auch die Nordseite der Halbinsel lohnt einen Besuch. Bei Grundarfjörður steht der markante Berg Kirkjufell. Zusammen mit dem Kirkjufellfoss ein Must have Motiv für Landschaftsfotografen in Island. Die bei Ebbe freiwerdenden Schlickflächen sind ein El Dorado für Watvögel wie Austernfischer, Regenbrachvögel, Knutts und Steinwälzer. In der Umgebung von Grundarfjörður ist die Eismöwe recht zahlreich, und auch Singschwan und Eistaucher kamen uns vor die Linse. 7

Reisebericht Island Juli 2012 Fazit: Auch unsere zweite Island-Tour war ein voller Erfolg. Snæfellsnes haben wir schon gekannt, aber auch der zweite Besuch hat noch viel Neues gebracht. Snæfellsnes ist immer wieder eine Reise wert. Das Aðaldalur war sagenhaft, für Vogelfotografie definitiv einer der besten Orte, die ich kenne. Im Vergleich dazu fällt Vatnsnes leider etwas ab; im Nachhinein würde ich dieses Etappenziel zugunsten einer anderen Stelle auslassen. Wir waren jetzt, beide Reisen zusammen genommen, schon 6 Wochen in Island. Dennoch fehlt uns noch der komplette Ostteil der Insel, und auch die Gletscherwelt im Süden mit Skaftafell und Jökulsárlón haben wir noch nicht gesehen. Wer weiß, vielleicht gibt s ja noch ein drittes Mal... Referenzen / Literatur / Infos Fotografie www.focus-on-wildlife.de Unsere Website mit vielen Naturfotos von unseren Island-Trips www.danielbergmann.com Der bekannteste und vielleicht auch beste isländische Naturfotograf www.notendur.hi.is/yannk/specialities.htm Tolle Website, die alles Wissenswerte zum Thema Birding in Island enthält Literatur / Reiseführer Wisniewski, W. (1999). Reiseführer Natur Island. BLV Verlagsgesellschaft mbh Willhardt, J. & Sadler, C. (2009). Island. 5. Auflage. Michael Müller Verlag. Leffman, D. & Proctor, J. (2010) The Rough Guide to Iceland. 4 th Edition. Schutz der Wale / Whale Watching http://www.gentlegiants.is/home/ Tourenanbieter Whale Watching in Húsavík http://www.northsailing.is/home/ Tourenanbieter Whale Watching in Húsavík http://www.ifaw.org/international/news/new-whale-protection-campaign-urgestourists-visiting-iceland-avoid-eating-whale-meat IFAW Kampagne Meet us don t eat us zum Schutz der Meeressäuger http://www.seashepherd.org/ Internationale Organisation zum Schutz der Meere und ihrer Bewohner. Sie schauen hin, wo andere wegschauen. 8