Was kann man in Ostanatolien lernen? : Die Urartäer

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Transkript:

Was kann man in Ostanatolien lernen? : Die Urartäer Kurzvortrag im Rahmen eines Exkursionsberichtes gehalten von Tobias Schneider am 20.01.05 im Audimax der CAU Kiel Die Urartäer tauchen zum ersten Mal in einer Inschrift des assyrischen Königs Salmanasser I. im 13. Jahrhundert v. Chr. auf. Dort ist von einem Land Uruatri um den Vansee die Rede. Das Wort Urartu erscheint im Hebräischen (mit anderen Vokalen) als Ararat und hat sich so als Bezeichnung für das Gebirge und den Berg (links) bis heute erhalten. Die einzelnen Stammesgebiete um den Vansee wurden auch als Nairi-Länder bezeichnet. Der eigentliche Staat Urartu entstand in der Mitte des 9. Jh aus diesen Nairi-Ländern und war über ca 200 Jahre einer der größten Staaten Westasiens. Sein Gebiet erstreckte sich vom Oberlauf des Euphrat bis in die Gebiete des heutigen Armenien und des Irans. (Karte rechts 1 ) Mit dem Aufstieg des Assyrischen Großreiches wurden die Urartäer zurückgedrängt. In Kriegen mussten sie mehrfach große Verluste hinnehmen, so z.b. 714, als die Hauptstadt Tušpa von Sargon II. erobert und geplündert wurde. Belegt ist die Existenz eines Reiches Urartu bis zum Ende des 7. Jh, durch den großen Mederfeldzug Anfang des 6. Jh. wurde es als eigenständiges Königreich dann endgültig zerstört. 1 Quelle: SALVINI, M., Geschichte und Kultur der Urartäer, Darmstadt 1995. Die Urartäer, Seite 1 von 11

Zentralurartu war das Gebiet um den Vansee, den wir hier rechts sehen. Dort lag die Hauptstadt Tušpa, die vom ersten urartäischen König Sarduri I. gegründet wurde. Die Urartäer waren große Ingenieure und haben neben Festungen und Kultanlagen auch eine Vielzahl an Dämmen und Bewässerungskanälen gebaut, die bis in die heutige Zeit erhalten sind. Dass die Bauwerke bis heute überlebt haben, zeigt die große Baukunst der Urartäer, da diese Gegend sehr erdbebengefährdet ist. Im Folgenden möchte ich mich auf das Gebiet um den Vansee mit unseren Exkursionszielen Ayanis, Van Kalesi und Çavutepe beschränken. (Karte links 2 ) Ayanis Der Grabungshügel von Ayanis, der hier links zu sehen ist, liegt direkt am Vansee. Man kann von unten schon erkennen, dass dort oben eine Ausgrabung stattfindet, da die ausgehobene Erde einfach über den Rand des Hügels heruntergekippt wird. Etwas abseits unterhalb der Grabung liegt das Grabungshaus, wo wir nach 2 Quelle: ÇILINGIROGLU, A., SALVINI, M.: Ayanis I. Ten Years Excavations at Rusahinili Eiduru-kai 1989-1998, Documenta Asiana VI, Roma 2001. Die Urartäer, Seite 2 von 11

einem etwas anstrengenden Aufstieg von Mitgliedern des Grabungsteams begrüßt wurden. Der türkische Ausgräber fand Ayanis vom Flugzeug aus. Als er über den Vansee flog und den Hügel sah, vermutete er dort sofort eine Siedlung oder Burg und begann daraufhin mit seinen Grabungen. Links ein etwas veralteter Plan3 der Ausgrabung, da seit dem ersten Bericht inzwischen schon einiges mehr ausgegraben wurde. Die gesamte Festung wird in die Mitte des 7. Jh. datiert, in die Zeit des Königs Rusa II. Wir sehen einen Tempel mit Säulenhalle und Kultraum, eine große Toranlage sowie Festungsmauern im Süden und Westen. Direkt rechts unten im Bild sind die Reste einer Grube zu sehen, die inzwischen wieder zugeschüttet wurde. Man fand darin Waffen, die dem obersten Gott der Urartäer, dem Kriegsgott Haldi, geweiht worden waren. Diese Waffen sind jedoch unhandlich und klein, so dass sie vermutlich nur zum Zweck der Opfergabe angefertigt wurden. Nach dem Opfer wurden solche Weihgaben dann in einem speziellen Grab, einer sogenannten Favissa, rituell bestattet. Man fand in Ayanis sieben dieser Gruben mit mehreren hundert solcher Weihgaben, es ist also davon auszugehen, dass der Tempel und damit auch die Festung eine längere Zeit in Betrieb war. 3 Quelle: ÇILINGIROGLU, A., SALVINI, M.: Ayanis I. Ten Years Excavations at Rusahinili Eiduru-kai 1989-1998, Documenta Asiana VI, Roma 2001. Die Urartäer, Seite 3 von 11

Hier ein Blick in das Innere des Kultraums, an der Wand finden sich neben einer urartäischen Inschrift auch Reliefdarstellungen von geflügelten Löwen. Im Zentrum des Kultraumes befindet sich ein Alabaster-Podium, auf dem ebenfalls solche Löwen zu sehen sind, dieses ist allerdings leider durch eine Plane geschützt. Auf dem linken Bild ist die Toranlage zu sehen. Der Durchgang misst an die 3 Meter, daher geht man davon aus, dass die großen Tore nur zu besonderen Anlässen ganz geöffnet wurden. Die Schleifspuren und die Größe des Lochs für den Türbolzen zeigen, wie mächtig und schwer die Türen gewesen sein müssen. Links sieht man auch schon die einzelnen Schichten der Lehmziegel und daher möchte ich jetzt kurz auf die typische Bauweise der Urartäer eingehen. Die Urartäer, Seite 4 von 11

An den beiden Bildern kann man die Bauweise gut sehen. Basis bildete eine Fundament- bzw. Sockelmauer, die meist direkt auf dem behauenen Fels errichtet war. Damit die darüber liegenden Lehmziegel besser halten, wurde zwischen Ziegel und Sockelmauer eine Schicht flacher Steine eingebaut. Rechts sehen wir sogar Ziegel, die nicht durch Grabungen angeschnitten wurden. Man vermutet, dass die Lehmziegel teilweise zusätzlich mit Lehm verputzt waren, da die Mauern sonst wegen der starken Niederschläge in der Region nicht lange gehalten hätten. Hier noch ein Blick auf die Mauern im Süden und Osten. Es fällt auf, dass die Mauer im Osten aus Bruchsteinen ist, während die Steine für die Südmauer behauen sind. Es wird vermutet, dass dies repräsentative Zwecke hat. Wenn man von Tušpa im Süden nach Ayanis reiste, sah man bei der Ankunft die schön gearbeitete Südmauer und nicht die groben Steine der Ostmauer (die vermutlich dafür auch billiger waren). Die Urartäer, Seite 5 von 11

Van Damit wären wir jetzt in Tušpa, bzw. Van angekommen. Schon von weitem fällt der Van-Felsen, oder Van Kalesi auf. Dieser Fels wurde seit dem 9. Jh von verschiedenen Zivilisationen als Fundament für Bauwerke genutzt, die Mauer im Vordergrund gehört zum Beispiel zu den Resten der Osmanischen Festung. Der Van Kalesi ist etwa 1800 m lang, 60 m breit und 80 m hoch. Dabei ist er ziemlich zerklüftet, was eine Begehung nicht gerade einfach macht. Man findet neben Festungen und Kultplätzen auch die Grabkammern von Urartäischen Königen sowie verschiedene andere Sehenswürdigkeiten. Die Urartäer, Seite 6 von 11

Ich möchte nun einige wenige urartäische Bauwerke vorstellen und folge dabei der Route der sogenannten langsamen Gruppe. Wir starten dabei am Westende, besuchen die Grabkammern des Argišti und enden an der Kultterrasse Sarduri II. (Siehe Karte 4 ) Ganz im Westen befindet sich die sogenannte Sardursburg. Dieses Podest aus großen Steinklötzen geht auf Sarduri I. zurück, was man aus der links erkennbaren Inschrift schließen kann. Es ist übrigens die älteste urartäische Königsinschrift, die man kennt. In dieser Inschrift wird auf die Stadtgründung von Tušpa Bezug genommen. Welchen Zweck die Sardursburg hatte, kann man nicht genau sagen. Man vermutet eine Festung oder eventuell ein Wasserreservoir. Es wäre jedoch auch möglich, dass es eine Art Mole war, da das Wasser des Sees früher möglicherweise bis zum Felsen reichte. Auf dem rechten Bild sehen wir bereits die Westterrasse von oben. Auch über diese Westterrasse weiß man nicht viel, es ist wahrscheinlich, dass sie für kultische Zwecke, also Opfer etc. benutzt wurde. 4 Quelle: BOULANGER, R.: Türkei, Die Blauen Führer, Paris 1968. Die Urartäer, Seite 7 von 11

Auf dem linken Bild sieht man einige Treppenstufen, die auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen. Das ist allerdings nichts ungewöhnliches, da die Urartäer grundsätzlich überall Treppen hingebaut haben. Der Sinn dieser Treppen ist umstritten, auch in unserer Gruppe wurde darüber kontrovers diskutiert. Die einen behaupten, es wären Fundamente für Aufbauten, die anderen tendieren dazu, dass sie den Bergen kultischen Charakter geben sollen, ähnlich einer Stufenpyramide. Hier könnte man sich die Stufen durchaus als Fundamente für eine Mauer o.ä. vorstellen. Etwas oberhalb der Westterrasse, auf der Südseite des Felsens, befindet sich die Grabkammer des Königs Argišti I. Am Eingang ist eine lange Inschrift in den Fels gehauen, in der der König von seinen Feldzügen, Beutezügen und Stadtgründungen berichtet. Auffällig ist dabei, dass im Gegensatz zur Sardursinschrift der Bezug zum Hauptgott Haldi hergestellt wird, der Argišti bei diesen Unternehmungen geholfen hat. Bei Sarduri I. fehlte dieser göttliche Bezug. Das Innere des Grabes besteht aus einer Haupt- und 4 Nebenkammern. In der Hauptkammer (rechts) kann man die mit repräsentativen Nischen erkennen, in der linken Ecke befindet sich noch eine Treppe für Votivgaben. Man vermutet, dass Argišti in diesem Grab beerdigt wurde, mit Sicherheit kann man über die Bestimmung der Kammern allerdings (wie so oft) nichts sagen. Die Urartäer, Seite 8 von 11

Wir kommen nun zur Kultterrasse Sarduris II. In den zwei Felsnischen befanden sich früher Stelen, wobei heute nur noch die in der rechten Nische erhalten ist. Diese Stele enthält die Chronik des Königs, in der Sarduri II. über seine Kriegszüge und Siege berichtet. Seine Niederlage gegen den Assyrerkönig Tiglatpeleser wird allerdings nicht erwähnt. Vor den Nischen befindet sich ein Kultplatz, auf dem früher Tiere geopfert wurden. Das Blut dieser Tiere floss dann durch einen extra gehauenen Kanal (rechts) ab. Im Gegensatz zur Westterrasse sind diese Treppen (links) nur schwer als Fundamente zu denken, hier klingt die Theorie vom Kultcharakter wahrscheinlicher. Kultnischen in Felsen sind typisch für die urartäische Religion. Die Urartäer hatten die Vorstellung, dass ihre Götter in den Bergen wohnen und die Nischen sollten den Gottheiten als Tore dienen. Rechts sieht man die Stele mit der Sarduri-Chronik, dass die Gruppe sich darum versammelt hat, liegt allerdings vermutlich nicht nur an der Stele, sondern auch am Schatten. Die Urartäer, Seite 9 von 11

Çavu tepe Der letzte Ort, den ich noch kurz vorstellen möchte, ist Çavu tepe. Diese Burg wurde ebenfalls von eben erwähntem Sarduri II. Mitte des 8. Jh gebaut. Das linke Bild macht nochmals deutlich, dass die Urartäer ihre Festungen gerne auf schwer zugängliche Bergkämme und Felsen gebaut haben. Auf der rechten Seite ist eine Kultterrasse zu sehen, die sich im Osten der Burg befindet. Es ist wie auch bei den bisher bereits gesehenen Felsbauten zu bedenken, dass die Urartäer dies alles von Hand und mit den einfachsten Werkzeugen aus dem Stein gehauen haben. Links sieht man die eben gezeigte Kultterrasse im Hintergrund und einen Teil der Westburg im Vordergrund. Rechts ist ein Vorratsraum zu sehen, in dem Tongefäße, sogenannte Pitoi, in die Erde eingegraben wurden. So konnten sie nicht so schnell beschädigt werden und durch die Erde wurden sie im Sommer gekühlt. Diese Vorgehensweise war im gesamten vorderasiatischen Raum mehrere tausend Jahre lang verbreitet. Die Urartäer, Seite 10 von 11

Das letzte Bild links zeigt die Toilette Sarduris II., sie befindet sich ganz im Westen der Burg. Dass ich dieses Bild zum Abschluss meines Vortrags zeige, hat einen besonderen Grund: Toiletten haben während der ganzen Exkursion eine wichtige Rolle gespielt, zumindest für einen Teil der Gruppe mich eingeschlossen. Und auch wenn auf den ersten Blick nicht so scheint: Im Vergleich zu so manch anderer Toilette, die wir im Laufe unserer Reise gesehen haben, ist diese wirklich königlich. Und mit einem letzten Blick auf den Vansee verabschieden wir uns von den Urartäern. Anmerkung: Die Fotografien stammen von den Exkursionsteilnehmern Prof. R. Bartelmus, Tobias Schneider, Martin Brons und Benjamin Dücker. Die Urartäer, Seite 11 von 11