Kraftwerk Wilhelmshaven

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Transkript:

Kraftwerk Wilhelmshaven

Kraftwerksgelände auf dem aufgespülten Rüstersieler Groden. Kraftwerk Wilhelms haven: Das ist über ein Viertel Jahrhundert moderne Stromerzeugung und gleichzeitig die Entwicklung eines innova tiven Emissionsschutzes in Deutschland. Schon während der Planung fiel die Entscheidung, das Kraftwerk Wilhelmshaven mit einer Rauchgas-Reinigungsanlage auszu statten 1976 eine Premiere für Deutschland und verfahrenstechnisches Neuland. Während der Bauphase.

Einweihung des Kraftwerks am 22. Oktober 1976 im Schornstein. 1976 Am 24. September ist es so weit: Nach dreijähriger Bauzeit geht das Kraftwerk Wilhelmshaven in Betrieb gebaut auf einem dem Meer zehn Jahre zuvor abgerungenen und aufgespülten Ge lände. Zwei Faktoren gaben bei der damaligen NWK (Nordwestdeutsche Kraftwerke AG) den Ausschlag für den Standort an der Jade: Die Möglichkeit, preisgünstige Import-Steinkohle aus Übersee anzulanden, und die Überlegung, das Wasser des Jadebusens zur Kühlung des Dampfes zu nutzen. Das Ergebnis: ein Kraftwerk mit einer Leis tung von 670 Megawatt. Die Anlage wird ergänzt durch ein Gas turbinenkraftwerk, das als Spitzenlast anlage zur Deckung von Leistungsspitzen von kurzer Dauer und bei unerwar teten Lastsprüngen eingesetzt werden kann. Am 23. Oktober 1976 wurde das Kraftwerk an einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit präsentiert. Die erste Kohlelieferung trifft ein: am 22. April 1976 bringt die Kopalnia Zofiowka 14.000 Tonnen Steinkohle aus Polen. Auf dem Leitstand des Kraftwerks (1976).

Austernzucht im Jadebusen. 1977/78 Das Kraftwerk, um das uns die Welt beneidet so und ähnlich lauten die Schlagzeilen in den Zeitungen, als das Kraftwerk Wilhelmshaven die Goldpla kette im Bundeswettbewerb Industrie im Städtebau gewinnt. Zur Begründung heißt es, die städtebauliche Einordnung von Arbeitsplätzen in Landschaft und Umwelt sei vorbildlich und beispielhaft gelöst worden. Damit findet das permanente Engagement des Kraftwerks in diesem Bereich seine entsprechende Würdigung. 1979 Das Kraftwerk Wilhelmshaven ist das Einzige in Deutschland mit direkter Meerwasserkühlung. Der 28-prozentige Kochsalzanteil des Meerwassers führt zu einer hohen Korrosivität und dadurch zu Problemen mit den Kühlwasserrohren. Der Einsatz von Titanrohren behebt das Problem. Korrosionsbedingte Schäden kommen in der Zukunft nicht mehr vor.

Während der Revision 1984: Einbau des Generatorläufers (links) und Arbeiten an der Turbine (unten). Blick in den Feuerraum. 1984 Nach einer Betriebszeit der Turbine von mehr als 57.000 Stunden wird eine Großrevision durchgeführt: Im Mittelpunkt steht die Wirkungsgradverbesserung durch technische Änderungen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der Wirkungsgrad der Hochdruckturbine beträgt jetzt mehr als 88 Prozent. 1985 Das Verfahren der Rauchgasentschwefelung wurde in den vergangenen Jahren im Kraftwerk Wilhelmshaven eindrucksvoll erprobt und weiterentwickelt. Das Kraftwerk erhielt 1977 als erstes in Europa überhaupt eine Rauchgasentschwefelungs anlage (REA I) und das, obwohl der Gesetz geber seinerzeit noch keine strengen Grenzwerte für Emissionen aus fossil be feuerten Kraftwerken erlassen hatte. Nach gleichem Prinzip folgte vier Jahre später der Bau einer weiteren Anlage (REA II). Konnten anfangs 20 Prozent der enthaltenen Rauchgase entschwefelt werden, sind es jetzt bereits 50 Prozent. 1983 wird nach weiteren gesetzlichen Änderungen deutlich, dass die vorhandene Anlage erweitert werden muss. Die in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen bilden die wertvolle Grundlage für das Konzept der REA Ia. Dabei wird wieder technisches Neuland betreten. Die neue Anlage macht die vollständige Entschwefelung möglich. Aus Platzgründen wird die bisherige REA I abgerissen. Die Einweihung der REA Ia findet im Oktober 1985 statt. Bau der REA Ia (1984).

Bau der DENOX-Anlage. 1988/89 Neben der Entschwefelung werden die Rauchgase zukünftig auch entstickt. Hintergund für den Bau der DENOX-Anlage sind die geänderten, gesetzlich vorgeschriebenen niedrigen Emissionswerte. Da nach dürfen nicht mehr als 200 Milligramm Stickoxid in einem Kubikmeter Rauchgas enthalten sein. 1990/91 Nicht immer verläuft der Kraftwerksbetrieb reibungslos: Die Stromproduktion wird am 21. Oktober 1990 wegen eines Erdschlusses im Generator für knapp drei Monate unterbrochen. Generatorständer und Läufer werden getauscht und repariert. Trotzdem hat das Kraftwerk 1990 eine eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen: Es werden 2,9 Mil liarden Kilowattstunden erzeugt und eine Million Tonnen Kohle dafür verfeuert. Dabei entstehen 138.000 Tonnen Asche und 33.400 Tonnen Gips, die in der Bauwirtschaft verwendet werden. Während der Vorbereitungen zum Abtransport des defekten Generators. Besucher im Kraftwerk 1991. Blick vom Kesselhaus auf die Jade.

Links: Bodenmontage des Gerüstes. Rechts: Einfliegen des Hängegerüstes. 1993 Während einer weiteren Revision wird auch der 275 Meter hohe Schornstein saniert. Hierzu wird ein spezielles Gerüst benötigt, das in einer spektakulären Aktion in neun Einzelsegmenten mit einem Hubschrauber eingehängt wird. 1996 Mit dem erneuten Ziel, den Wirkungsgrad zu verbessern, Brennstoff einzusparen und Kohlendioxid zu reduzieren, wird eine Zweigturbine gebaut. Die Grundsteinlegung für das Gebäude übernimmt Gerhard Schröder, seinerzeit Ministerpräsident des Landes Niedersachsen. Die Mittel drucktur bine wird ausgetauscht sowie eine zu sätzliche Zweigturbine mit Generator parallel zu den vorhandenen Niederdruckturbinen installiert. Die Wirkungsgradverbesserung führt zu einer um 42 Megawatt erhöhten Leistung. Diese ist ausschließlich auf eine bessere Dampf aus nutzung zurückzuführen, mit der Folge einer Brennstoffeinsparung von 80.000 Tonnen Kohle jährlich (Green Watts). Die Zweigtur bine wird 1998 in Betrieb genommen. Ministerpräsident Gerhard Schröder (li.), Oberbügermeister Eberhard Menzel (Mitte) und Vorstandsvorsitzender der PreussenElektra Dr. Hans-Dieter Harig bei der Grundsteinlegung.

Schiffsentladung an der Niedersachsenbrücke. Am 29. Oktober 1998 wurde die 30-millionste Tonne Kohle angeliefert. Rechts: Teil der 3,8 Kilometer langen Bandanlage. 1998 An der Niedersachsenbrücke wird die 30-millionste Tonne Kohle für das Kraftwerk gelöscht. Seit 1976 haben mehr als 450 Schiffe an der Brücke festgemacht. Das sind im Durchschnitt etwa 20 Schiffe pro Jahr mit einer Ladung von mehr als 66.000 Tonnen Kohle pro Schiff, die über die 3,8 Kilometer langen Förderbänder in das Kraftwerk transportiert werden. 2002 Die komplette Regel- und Steuerungstechnik wird erneuert. Mit moderner Hard- und Software werden alle Funktionen des Kraftwerks von der Blockwarte aus zentral gesteuert und überwacht.

2004 Das Kraftwerk, einst mit einer Nettoleis tung von 670 Megawatt angetreten, konnte diese durch wirkungsgradverbessernde Maßnahmen und den Bau einer Zweigturbine auf 757 Megawatt ausbauen. Mit der gleichen Menge Kohle erzeugt das Kraftwerk heute deutlich mehr Strom als bei seiner Inbetriebnahme. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt. Seit Ende 2004 wird im Kraftwerk Wilhelmshaven auch aus Klärschlamm Strom produziert. Er wird der Kohle beigemischt und mitverbrannt. Damit leis tet das Kraftwerk gleichzeitig einen wichtigen Entsorgungsbeitrag für kommunalen Klärschlamm. 2006 Im Frühjahr 2006 wurde das Kraftwerk Wilhelmshaven um ein zusätzliches Flugaschesilo erweitert. Der neue Betonbehälter ist 37 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 12 Metern und kann 2000 Tonnen Steinkohleflugasche aufnehmen. Mit einer Verladeleistung von 150 Tonnen pro Stunde wird er künftig vor allem in abnahmestarken Zeiten die reibungslose Verladung trockener und feuchter Flugasche gewährleisten.

Technische Daten (Stand 2009) Elektrische Nettoleistung Feuerung 757 MW Steinkohle Dampferzeuger: Dampfleistung 2.304 t/h Anzahl der Kohlestaubbrenner 32 Frischdampfdruck/-temperatur 188 bar/530 C Brennstoffverbrauch bei Volllast 260 t/h Generator: Leistung Spannung 850 MVA 21 kv Rauchgasreinigung: Entstickung Entstaubung 1. Primärmaßnahmen 2. SCR (selektive katalytische Reduktion Elektrofilter Entschwefelung REA Ia/II System Wäsche auf Kalkbasis Endprodukt Gips Schornsteinhöhe 275 m