hifi Fast-Audio-Absorber & records Ratgeber Wohnraumakustik Der Praxistest hat entschieden: Sonderdruck Ausgabe 3 /

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Transkript:

hifi & records Ausgabe 3 / 2001 5. Jahrgang Sonderdruck Das Magazin für hochwertige Musikwiedergabe Ratgeber Wohnraumakustik Der Praxistest hat entschieden: Fast-Audio-Absorber

Die Resultate unserer Untersuchungen bestätigen die weit verbreitete Annahme, dass die Klangqualität eines Lautsprechers maßgeblich durch seine Platzierung im Wiedergaberaum bestimmt wird. Diese quasi offizielle Bestätigung dessen, was jeder HiFi-Fan längst wusste, war im September 1994 im Journal der Audio Engineering Society zu lesen. Doch wer hätte gedacht, dass bei einer objektiven Betrachtung dieses Phänomens auch noch zutage tritt, dass die aus dem Zusammenspiel Lautsprecher/Raum entstehenden Klangunterschiede größer sind als zwischen verschiedenen Boxen-Modellen? Dass sogar die Qualität des Programm- Materials eine wichtige Rolle dabei spielt? Diese Ergebnisse waren Wasser auf die Mühlen all jener, die behaupten, dass gute Aufnahmen und ein guter Wiedergaberaum schon mehr als die halbe Miete für die HiFi-Wiedergabe sind. Experimentierfreudige High-Ender haben ja lange Zeit versucht, alle Phänomene mit dem richtigen Kabel in den Griff zu bekommen. Erst neulich habe ich von einem Leser erfahren, dass er 150 Stunden mit Kabeln und Netzleisten probierte, ehe er die Akustik seines Raums in Angriff nahm. Dreimal dürfen Sie raten, was mehr bringt. Und einen weiteren positiven Nebeneffekt hat die Sache auch noch: Wer gute Aufnahmen in guten Räumen hört, wird Verbesserungen bei den Komponenten eindeutig nachvollziehen können. Wenn die Grundlagen stimmen, muss man keine Weichklang-CD-Player oder andere Kompensationsmaschinen mehr einsetzen. Ratgeber: Optimierung der Wohnraumakustik Ob s klingt oder nicht darüber entscheidet bei Aufnahme und Wiedergabe zuerst einmal die Akustik. Auf der Aufnahmeseite sieht s nicht anders aus. Stellen Sie sich vor, Sie sind bei einer Aufnahme in einer Kirche dabei. Völlig unabhängig von der Mikrophon-Marke, die der Tonmeister einsetzt, wird diese Kirchenakustik auch das klangliche Ergebnis der Aufnahme dominieren, gerade deswegen hat man ja die Kirche als Aufnahmeort gewählt. Primärfaktoren für die Klangbalance der Aufnahme sind nunmehr die Positionen der Mikros im Raum und deren Abstand zu den Musikern. Die passenden Mikrophone mit ihren eigenen Klangcharakteristika sind schließlich das Tüpfelchen auf dem i, aber nicht die klangliche Basis falsch positioniert ist selbst ein Super-Kondensator-Mikrophon nichts wert. Gilt der Umkehrschluss, dass es sich mit Lautsprechern zu Hause nicht anders verhält? Im Prinzip ja, nur sind die Differenzen zwischen Boxen eher größer als zwischen Mikrophonen. Klar ist, dass die vermeintliche Super-Box in einer Raumecke nichts zu suchen hat. Interessanterweise sind der puristischen Überzeugung wegen Verstärker mit Klangreglern unter High-Endern verpönt, aber den Equalizer und die Effektmaschine Wiedergaberaum nehmen viele als gegeben hin. Dass wir trotz aller akustischen Kompromisse und Einschränkungen in Wohnräumen anständig Musik hören können, liegt nicht zuletzt an der Adaptionsfähigkeit des Gehörs: Wir gewöhnen uns an unser Umfeld. Wer hat nicht schon nach einem Umzug festgestellt, dass auch ohne Musik die Akustik des neuen Wohnzimmers anfangs befremdlich, vielleicht noch etwas hal- Der Klang der vier Wände

lig wirkt. Vier Wochen später ist dieses Gefühl verschwunden, obwohl sich an der Akustik nichts geändert hat. Leider sind auch dieser Anpassungsfähigkeit natürliche Grenzen gesetzt. Gänzlich ungewohnt wäre das Hören im Freifeld: Zwei Lautsprecher ohne umgebenden Raum, das wäre die ideale Stereophonie. Doch ich wage die Behauptung, dass da den meisten von uns etwas Vertrautes fehlen würde. Grundresonanzen Wohnräume sind Resonatoren. Und die in unseren Breiten üblichen Raumgrößen bestimmen bereits, dass wir zunächst einmal Resonanzprobleme im Günstige Raumproportionen nach M. Louden 1. 1-1,9-1,4 2. 1-1,9-1,3 3. 1-1,5-2,1 4. 1-1,5-2,2 5. 1-1,2-1,5 6. 1-1,4-2,1 7. 1-1,1-1,4 8. 1-1,8-1,4 9. 1-1,6-2,1 10. 1-1,2-1,4 Wenn es genau sein soll, kommt man um Messungen nicht herum: Thomas Fast erfasste unseren Hörraum mit dem Messgerät NC 10 von Neutrik. Bassbereich bekommen. Nehmen Sie die Schallgeschwindigkeit von 344 Metern pro Sekunde und teilen Sie diese durch den doppelten Abstand von zwei gegenüber liegenden Wänden, sprich Länge, Breite und Höhe. Sie erhalten drei Frequenzen, bei welchen sich Schwingungen perfekt addieren und eine stehende Welle bilden, die nicht abklingen will. Außer diesen drei Grundmoden gibt es natürlich noch weitere, und die beeinflussen sich zu allem Überfluss noch gegenseitig. Ein Raum in Würfelform zum Beispiel hat exakt die gleichen Resonanzfrequenzen für Länge, Breite und Höhe, und diese Störenfriede werden sich zu einem unpräzise brummeligen Etwas addieren. Da sich die Modenverteilung aus den Raum-Abmessungen zwingend ergibt, kann man das Problem eigentlich nur analysieren, feststellen, bei welchen Grundfrequenzen und ihren Vielfachen Resonanzen auftreten und bei der Lautsprecheraufstellung und der Hörplatzwahl versuchen, diesen möglichst aus dem Weg zu gehen. Die Modenverteilung lässt sich mathematisch erfassen, und M. Louden Von wegen Konzertsaal im Wohnzimmer : Am Hörplatz überwiegen die indirekten Schallanteile der Reflexionen den Direktschall des Lautsprechers bei weitem. hat zehn Raumproportionen berechnet, bei welchen die Resonanzen möglichst gleichmäßig verteilt sind und keine größeren Spitzen produzieren. Bestwerte erreicht ein Raum, der in Länge und Breite das 1,9/1,4-fache der Höhe misst (bei 2,4 Metern Höhe sind das 4,56 und 3,36 Meter). Vergleichen Sie Loudens Empfehlungen einmal mit den Abmessungen Ihres Hörraums dann wissen Sie, wie nahe Ihr Raum im Bassbereich am mathematischen Ideal liegt. Reflexionen Weiter oben im Frequenzspektrum haben wir es nicht mehr mit stehenden Wellen zu tun, sondern mit Reflexionen. Zum Direktschall, der unmittelbar vom Lautsprecher zum Gehör gelangt, addieren sich zunächst so genannte frühe Reflexionen, was später folgt, ist der Nachhall des Raumes. Am Hallradius halten sich Direktschall und Nachhall die Waage, im heimischen Wohnzimmer liegt dieser allerdings so nahe am Lautsprecher, dass praktisch alle HiFi-Hörer außerhalb des Nahfelds Musik hören: Am Hörplatz überwiegen die von den Wänden reflektierten Anteile den Direktschall des Lautsprechers (siehe Graphik unten). Aus dieser Situation macht unser Gehör wieder das Beste, denn es bezieht gleich aus der ersten Wellenfront seine Informationen zur Lokalisation von Schallquellen. Je weniger frühe Re- Wände Reflexionen Lautsprecher Direktschall

flexionen von nahe beim Lautsprecher angesiedelten Flächen das Signal verschmutzen, desto präziser die Stereo- Ortung (das so oft von Lautsprechern geforderte perfekte Rundstrahlverhalten ist hierbei nicht gerade von Vorteil). Die Graphik unten verdeutlicht, mit welch einfachen Mitteln der Wiedergaberaum für mehr Räumlichkeit sorgt. Das große Klangbild geht aber eindeutig zu Lasten der Stereo-Präzision, denn wir haben es hier letztlich mit einer Verfälschung des ursprünglichen Signals vom Lautsprecher zu tun. Nachhallzeiten Je nach Beschaffenheit der Wände und des Mobiliars variiert das Absorptionsverhalten über die Frequenz. Als akustischen Fingerabdruck eines Raumes bestimmt man daher, wie lange es dauert, bis ein gegebener Schallpegel um 60 Dezibel abgesunken ist. Die so erstellte Nachhallkurve verläuft ohne raumakustische Maßnahmen nie linear. Ein Konzertsaal mit Publikum darf im Mittel gerne eine Nachhallzeit von zwei Sekunden oder mehr aufweisen, damit der Raum den Klang trägt. Soll jedoch diese Konzertsaal-Akustik erkennbar bleiben, muss der Wiedergaberaum ungleich schneller abklingen. In Tonstudios sind trockene Abhörräume anzutreffen (bis 0,2 Millisekunden), fürs Musikhören zu Hause darf dieser Wert gerne auf 0,3 bis 0,4 Millisekunden ansteigen. Gegenmaßnahmen Die erste simple Empfehlung lautet: Meiden Sie Lautsprecher mit einer Tieftonanhebung, denn meist macht der Raum schon Bass genug. Um den Raumresonanzen und ihren Vielfachen aus dem Weg zu gehen, sollten die Lautsprecher auf krummen Werten bei 3/16 oder 5/16 der Raumlänge/-breite stehen. Diese Positionen sind eine gute Ausgangsbasis für die nun folgende Kompromissabstimmung, denn die Basisbreite darf nicht zu weit werden, sonst ist s mit der Mittenortung Essig. gespiegelte, virtuelle Schallquelle Wand Reflexion Lautsprecher Direktschall Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Nach dem ersten Absorber- Aufbau wurde nachgemessen. Die oftmals propagierte asymmetrische Boxenaufstellung hilft im Bass, im Mittelhochton aber fordert Stereo wieder identische Bedingungen für beide Kanäle. Je nach Rundstrahlverhalten des Lautsprechers, der Beschaffenheit der Seitenwände und des persönlichen Geschmacks ist das klassische Stereo- Dreieck mit auf den Hörplatz ausgerichteten Boxen (Stereo-Präzision und größere Basisbreite möglich) oder nicht eingewinkelten Lautsprechern (mehr seitliche Reflexionen und damit mehr Raum ) anzustreben. Zwei weitere simple Regeln: 1. Bleiben Sie von den Wänden weg mit den Lautsprechern und dem Hörplatz (beide sind in diesen Betrachtungen austauschbar). 2. Vermeiden Sie frühe Reflexionen. Am Boden hilft da ein Teppich, und auch an der Decke und den Seitenwänden schaden ein Vorhang oder ein anderer textiler Belag nicht. Hinter den Lautsprechern sind Pflanzen als Diffusoren hilfreich und helfen mitunter sogar, die räumliche Abbildung zu steigern; auch ein Bild oder dergleichen auf der Rückwand kann Gutes bewirken. Und da man nie weiß, für welche Abhörsituation eine Aufnahme gemacht ist, schadet es auch nicht, wenn man den Hörabstand verkürzen kann, um bei Bedarf mehr in den Aufnahmeraum hineinzuhören. Absorber die professionelle Lösung Die beschriebenen Maßnahmen eignen sich allerdings nur, um die schlimmsten Übel zu mildern, nicht um sie völlig aus der Welt zu schaffen. Aber man kann noch mehr tun. Wer einen Abhörraum oder ein Rundfunkstudio von innen kennt, kann sich allerdings angesichts der von Ingenieurbüros präparierten Räume leicht ausmalen, dass professionelle Akustik eine kostspielige Angelegenheit ist. Andererseits sind viele der bislang den HiFi-Fans offerierten Akustik- Hilfen genau betrachtet eigentlich So wird die Stereobasis künstlich verbreitert: Frühe seitliche Reflexionen gaukeln dem Ohr eine imaginäre Schallquelle vor.

Spielzeug. Mit ein oder zwei kleinen Kissenchen in den Raumecken kann man allenfalls ein Flatterecho beseitigen. Aber wenn es darum geht, die Nachhallzeit zu linearisieren, braucht man Absorber zwangsläufig sogar große Absorber. Zum Thema vorneweg noch ein Wort: Manche High-End-Spezialisten raten ja, bloß keine dämpfenden Materialien zu verwenden, den Raum lebendig zu lassen, ihm keine Energie zu entziehen. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und unseren Hörraum nackt belassen, nur mit ein paar Pflanzen, dem Regal für die Anlage und einer Menge Platten bestückt. Wer das mal probiert hat, wird kein Wort mehr über Energievernichtung herausbringen, sondern schnell wieder den Teppich auf dem Parkett ausrollen. Ganz verkehrt ist der Ansatz dann doch nicht, denn immerhin führt er dazu, dass die Nachhallzeit im Hochtonbereich länger wird, damit dem problematischen Bassbereich näher Seine Akustikelemente zeigen richtig Wirkung: Dr. Jörg Hunecke, Entwickler der Fast-Absorber. kommt und der Verlauf über die Frequenz gleichmäßiger wird. Doch das Gesamtniveau der Nachhallzeit liegt dann einfach zu hoch, und deshalb klingt s halt etwas kühl und zu hallig. Der mit Abstand überzeugendste Ansatz zur Linearisierung der Nachhallzeit für den Heimgebrauch stammt von Dr. Jörg Hunecke, der vier verschiedene Absorbertypen aus einem offenporigen Akustikschaumstoff entwickelt und zusammen mit einer cleveren Berechnungssoftware zu einem Akustik- Paket geschnürt hat. Hunecke weiß, dass nahezu alle Räume in unseren Breiten vergleichbare Probleme bereiten. Die Nachhallzeit ist im Bassbereich viel zu lang, je nach Einrichtung hängt sie in den Mitten leicht nach und ist im Hochton schon an der Grenze zum Ideal (mit Tendenz zur Überdämpfung). Huneckes Absorber, die von Fast Audio vertrieben werden, machen eines im Gegensatz zu besagtem Spielzeug gleich richtig: Sie bieten Fläche. Ohne die geht s nicht. Sicher ist dadurch mehr Kreativität gefragt, um die Schaumstoff-Formteile in einen Wohnraum zu integrieren, aber dafür zeigen die Fast- Audio-Absorber auch akustisch Wirkung. Die schneeweißen Elemente sind alle 115 Zentimeter hoch. Der flache Parete (100 Euro, optional sind zum Schutz gegen Verschmutzung Stoff- Die Fast-Audio-Absorber-Familie im Überblick: Kantenabsorber Super Piu und Piu (links), der gewölbte Rondo (Mitte) und der flache Parete (rechts). Die Schlaufen an den Bezügen vereinfachen die Montage der Absorber an Wand oder Decke.

überzüge lieferbar) ist als Mittelhochtonabsorber für Seitenwände und Decke gedacht, bei den Tieftonabsorbern können die Modelle Piu (145 Euro), Super Piu (280 Euro) und Piu Rondo (145 Euro) kombiniert werden. Hierfür gibt s einen Rechenservice mit Huneckes Simulationssoftware (www.fastaudio.com oder Telefon 0711/4808888), die erstaunlich genau den Absorberbedarf und die zu erwartende Nachhallzeit berechnet. Unser Raum lag selbst mit dem Teppich in den Mitten an der Grenze des im Diagramm links grau gekennzeichneten Toleranzfeldes, unter 200 Hertz waren die Probleme offensichtlich (rote Kurve). Mit den ausgesuchten Absorbern lief die Kurve schön gleichmäßig bei im Mittel 0,33 Sekunden bis zur Grundresonanz bei 63 Hertz, die das breitbandige Absorber-Set immerhin auf unter eine Sekunde Nachhallzeit drückte (blaue Kurve). Und was tut sich klanglich? Viel, sehr viel. Zunächst muss man sich an die ver- Nachhallzeit [s] 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0 63 125 250 500 1 k 2 k 4 k 8 k Frequenz in [Hz] änderte, deutlich trockenere Akustik erst mal etwas gewöhnen, wobei von Anfang an klar ist, dass der korrigierte Raum eine ansonsten unmögliche Präzision zulässt, dass man viel mehr von dem hört, was auf der Platte drauf ist. Mit dem dokumentierten Absorber-Einsatz (vier Super Piu, Mit einer Kunststoff-Folie unter den Überzügen ist eine weitere Feinabstimmung der Bedämpfung des Mittelhochtonbereichs möglich. zwei Piu Rondo und zwei Parete) konnten wir unseren Hörraum für knapp 1.600 Euro praktisch in ein professionelles Abhörstudio verwandeln. In diesem Umfeld hört man problemlos die Unterschiede zwischen HiFi-Komponenten, was für Vergleichstests ideal ist. Räumt man nach zwei Tagen die Absorber wieder aus dem Raum, traut man seinen Ohren kaum: Wie konnte man diesen undifferenzierten Klang vorher nur genießen? Da hier offensichtlich die Gewöhnung eine wichtige Rolle spielt, sollte man nicht vorschnell über Absorber urteilen, sondern sich Zeit nehmen. Wer diese Akustikelemente bei sich zu Hause aufstellen kann, der kann sich aus HiFi-technischer Sicht eigentlich nichts Besseres antun zum ersten Mal kann man den Rat von Alan Parsons tatsächlich befolgen: Buy a new room. Bei hifi & records werden die Fast-Audio- Absorber jedenfalls als eine feste Größe in die weitere Hörraum-Gestaltung einfließen. Uns schweben da noch ein paar Versuche vor (mit Kunststoff-Folie unter den Bezügen kann man die im Mittelhochtonbereich aktive Fläche ver- Die Super Pius und die Piu Rondo gehören als Kantenabsorber in die Raumecken, die Parete dämpfen seitliche Reflexionen: Einteilung der Fast-Audio-Absorber in unserem Hörraum. ringern, ohne im Bass nachzulassen). Der nächste Vergleich heißt also nicht mehr mit oder ohne, sondern 0,33 gegen 0,4 Sekunden Nachhallzeit. Früher oder später werden wir wohl bei der kürzeren Nachhallzeit landen beim Wein bevorzugen Kenner ja auch trocken. Wilfried Kress monomedia Verlag, Schwabstraße 4, D-71106 Magstadt, Telefon 07159 / 949853, Fax 949530, www.monomedia.de hifi & records erscheint viermal jährlich, Jahres-Abonnement Inland v 46, Ausland v 52