1 FRANKFURTER BAUTAGE 2010 Schäden beim energieeffizienten Sanieren Dichtheit der Gebäudehülle und Gebäudelüftung (k)ein Gegensatz? Dozent: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt ö.b.u.v. Sachverständiger f. Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik PlanungsBüro Schmidt, Hauptstraße 7, 30974 Wennigsen
Zentrale Fragestellung: Ist die Infiltrationslüftung durch Fugen für den Feuchteschutz ausreichend? Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 2
Winddaten für Deutschland Legende: Dunkelgrün: windstarke Landkreise (gemittelte Windgeschwindigkeit im Jahr > 3,30 m/s Hellgrün: windschwache Landkreise 3,30 m/s Quelle: DIN 1946-6 Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 3
Freie Lüftung: Infiltration durch Fugenlüftung Luftströmung bei Winddruck auf das Gebäude Luftströmung bei niedrigen Außen-temperaturen Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 4
Freie Lüftung (Quer- und Schachtlüftung) Querlüftung Schachtlüftung Legende: 1: Schlafen, 2: Bad, 3: Wohnen, 4: Küche Anmerkung a): Wenn die Undichtheit nicht ausreicht, sind ALDs vorzusehen (eigenständig oder im Fenster) Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 5
Lüftungsbetriebsarten gemäß DIN 1946 Teil 6 (05/2009) Lüftung zum Feuchteschutz (FL) (Nutzerunabhängig) Reduzierte Lüftung (RL) (weitestgehend nutzerunabhängig) Nennlüftung (NL) (Unterstützt durch Fensterlüftung) Intensivlüftung (IL) (Infolge der Fensterlüftung) Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 6
Mindestwerte der Gesamt-Außenluftvolumenströme je Nutzungseinheit (DIN 1946-6) Mindestwerte der Gesamt-Außenluftvolumenströme je Nutzungseinheit [m³/h] Fläche der Nutzungseinheit [m²] Lüftung Feuchteschutz Wärmeschutz hoch Lüftung Feuchteschutz Wärmeschutz niedrig 30 50 70 90 110 130 150 170 190 210 15 25 30 35 40 45 50 55 60 65 20 30 40 45 55 60 70 75 80 85 reduzierte Lüftung 40 55 65 80 95 105 120 130 140 150 Nennlüftung 55 75 95 115 135 155 170 185 200 215 Intensivlüftung 70 100 125 150 175 200 220 245 265 285 Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 7
Mindestwerte der Gesamt-Außenluftvolumenströme je Nutzungseinheit (DIN 1946-6) Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 8
Notwendige Lüftung: Feuchteschutz Legende: qv,ges,ne,fl: fws: ANE: Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz Faktor zur Berücksichtigung des Wärmeschutzes Fläche der Nutzungseinheit Beispiel: fws: Altbau vor 1995: 0,4 ANE: 80 m² Ergebnis: 42 m³/h Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 9
Wirksamer Infiltrationsluftvolumenstrom Legende: qv,inf,wirk: Infiltrationsluftvolumenstrom fwirk,komp: Einflussfaktor der Lüftungskomponenten ANE: Fläche der Nutzungseinheit HR: Raumhöhe n50: Vorgabewert oder Messwert, des Luftwechsels nach DIN EN 13829 fwirk,lage: Einflussfaktor der Lage P: Auslegungsdifferenzdruck n: Druckexponent (=2/3) Beispiel: ANE: 80 m² HR: 2,5 m Altbau unsaniert, Querlüftung, eingeschossig, windschwach, normale Lage Ergebnis: 53 m³/h Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 10
Auslegungsluftwechsel nach DIN 1946-6 Auslegungs-Luftwechsel n50,ausl für Neubau und Modernisierung in h -1 Neubau m. RLT-Anlage Modernisiert eingeschossig Modernisiert mehrgeschossig Altbau (im Mittel) 1,0 1,5 2 4,5 Modernisiert: Mindestens 1/3 der Fenster ausgetauscht Mindestens 1/3 der Dachfläche luftdicht gemäß DIN 4108-7 saniert Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 11
Einfluss des Lüftungssystems auf wirksame Infiltration Angaben zum Korrekturfaktor finf finf freie Lüftung Komponente Querlüftung Schacht ALD 1 0,9 ÜLD 0,3 0,2 Lüftungsschacht - 0,5 Legende: ALD: Außenluftdurchlass, ÜLD: Überströmluftdurchlass Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 12
Einfluss des Lüftungssystems auf wirksame Infiltration Angaben zum Korrekturfaktor fsys freie Lüftung Querlüftung Schacht fsys 0,5 0,7 Anmerkung: Bei Nutzungseinheiten mit nur einer dem Wind ausgesetzten Fassade: 0,5 * Tabellenwert Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 13
Einfluss der Lage des Gebäudes εh: Höhenkorrekturfaktor εa: Abschirmungskorrekturfaktor Höhenkorrekturfaktor berücksichtigt den Einfluss der zunehmenden Windgeschwindigkeit über dem Erdreich Abschirmungskorrekturfaktor berücksichtigt den Einfluss der Nachbarbebauung und der Umgebung, wie Bäume, etc. Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 14
Einfluss der Lage des Gebäudes Eventuell vertauscht Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 15
Luftvolumenstrom f. Altbauten exponierte Lage Feuchteschutz immer erfüllt Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 16
Luftvolumenstrom f. Altbauten normale Lage Feuchteschutz immer erfüllt Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 17
Luftvolumenstrom f. modernisierte Bauten exponierte Lage Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 18
Luftvolumenstrom f. modernisierte Bauten normale Lage Feuchteschutz eingeschossig kaum erfüllbar Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 19
Beispiele Ausgangssituation: Einfamilienhaus, 1 ½ -geschossig Fläche: 120 m² Raumhöhe: 2,5 m Altbau unsaniert windschwach, normale Lage Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 145 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h Alles in Ordnung Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 20
Beispiele Einfamilienhaus: Maßnahmen: Fensteraustausch Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 65 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h Keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 21
Beispiele Ausgangssituation: Flachdachbungalow, 1 -geschossig Fläche: 120 m² Raumhöhe: 2,5 m Altbau unsaniert Modernisierung: Fensteraustausch windschwach, normale Lage Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 79 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 35 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h zusätzliche Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 22
Beispiele Ausgangssituation: Flachdachbungalow, 1 -geschossig Fläche: 120 m² Raumhöhe: 2,5 m Altbau unsaniert windschwach, normale Lage Modernisierung: Fensteraustausch Wärmedämmung gemäß WSVO 1995 Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 79 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 26 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 43 m³/h zusätzliche Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 23
Beispiele Ausgangssituation: Flachdachbungalow, 1 -geschossig Fläche: 120 m² Raumhöhe: 2,5 m Altbau unsaniert windschwach, normale Lage Querlüftung Modernisierung: Fensteraustausch Wärmedämmung gemäß WSVO 1995 Luftdichtheitstest: n 50 : 2,5 h -1 Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 79 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 44 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 57 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 43 m³/h Keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 24
Beispiele Ausgangssituation: Mehrfamilienhaus, 1 geschossige Nutzung Fläche: 80 m² Raumhöhe: 3,0 m Altbau unsaniert Modernisierung: Fensteraustausch windstark, normale Lage Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 100 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 33 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 42 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 42 m³/h zusätzliche Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 25
Beispiele Ausgangssituation: Mehrfamilienhaus, 1 geschossige Nutzung Fläche: 80 m² Raumhöhe: 3,0 m Altbau unsaniert windstark, normale Lage Modernisierung: Fensteraustausch Wärmedämmung gemäß WSVO 1995 Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 100 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 33 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 42 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 32 m³/h Keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 26
Beispiele Ausgangssituation: Mehrfamilienhaus, 1 geschossige Nutzung Fläche: 80 m² Raumhöhe: 2,5 m Altbau unsaniert windstark, normale Lage Modernisierung: Fensteraustausch Wärmedämmung gemäß WSVO 1995 Querlüftung Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 84 m³/h Ergebnisse: Infiltrationsluftvolumenstrom: 28m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 42 m³/h Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz: 32 m³/h zusätzliche Maßnahmen erforderlich Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 27
Luftvolumenströme zum Feuchteschutz Querlüftung Schachtlüftung Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 28
Gesamt-Außenluftvolumenströme je Raum (DIN 1946-6) Gesamt-Außenluftvolumenströme je Raum [m³/h] Raum Lüftung zum Feuchteschutz Wärmeschutz hoch Wärmeschutz gering reduzierte Lüftung bei Schachtlüftung: Ablufträume bei Schachtlüftung: Zulufträume Küche, Kochnische Bad mit / ohne WC Duschraum WC Hausarbeitsraum Kellerraum (z.b. Hobbyraum) Arbeitszimmer Gästezimmer Wohnzimmer Esszimmer Kinderzimmer Schlafzimmer 10 15 15 20 ohne lüftungstechnische Maßnahmen: teilweise durch Nutzerunterstützung (Fensterlüftung) Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 29
Beispiel Lüftungsvolumenströme NE / raumweise Wärmeschutz niedrig / nicht modernisiert Raum Fläche [m²] Luftvol.-strom [m³/h] Wohnen 17,91 20 Schlafen 12,26 20 Kind 8,50 20 Flur 4,54 Küche 5,52 15 Bad 3,70 15 Summe 52,43 90 Infiltrationsluftvol.-strom: 55 m³/h Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 30 NE Querlüftung Raumweise 31 m³/h 45 m³/h Alles in Ordnung
Beispiel Lüftungsvolumenströme NE / raumweise Wärmeschutz hoch Raum Fläche [m²] Luftvol.-strom [m³/h] Wohnen 17,91 15 Schlafen 12,26 15 Kind 8,50 15 Flur 4,54 Küche 5,52 10 Bad 3,70 10 Summe 52,43 65 Infiltrationsluftvol.-strom: 18 m³/h Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 31 NE Querlüftung Raumweise 23 m³/h 33 m³/h Lüftungstechnische Maßnahmen erforderlich
Lage für uns Sachverständige Beurteilung von Feuchteschäden Früher: Abschätzung der örtlichen Situation: Wärmeschutz Lüftungsverhalten des Nutzers jetzt: Abschätzung der örtlichen Situation: Wärmeschutz Lüftungsverhalten des Nutzers Prüfung nach DIN 1946 Teil 6 Infiltrationsluftvolumenstrom Volumenstrom zum Feuchteschutz Volumenstrom: reduzierte Lüftung Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 32
Na dann viel Spass! Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt ö.b.u.v. Sachverständiger f. Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik PlanungsBüro Schmidt, Hauptstraße 7, 30974 Wennigsen Frankfurter Bautage 2010 Autor: Dipl.-Ing. Peter B. Schmidt 33