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Predigt für die Trinitatiszeit (15.) Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

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Transkript:

Predigt für die Trinitatiszeit (19.) Kanzelgruß: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gottes Wort für diese Predigt steht im Evangelium nach Johannes im 5. Kapitel: 1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 2 Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; 3 in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. 5 Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank. 6 Als Jesus den liegen sah und vernahm, dass er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? 7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. 8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! 9 Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber an dem Tag Sabbat. 10 Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen. 11 Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin! 12 Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin? 13 Der aber gesund geworden war, wusste nicht, wer es war; denn Jesus war entwichen, da so viel Volk an dem Ort war. 14 Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre. 15 Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. 16 Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. 1

Lasst uns beten: Herr, unser Gott. Der Himmel steht uns offen. Dein Sohn Jesus Christus hält uns die Tür auf. Wir bitten dich, dass diese Tür uns auch heute offensteht. Dass wir dein Wort hören, dass wir es uns zu Herzen nehmen, dass wir deinem Sohn nachfolgen. Liebe Gemeinde, stellen Sie sich vor: Sie sind an Ihrer Arbeitsstelle oder in der Schule oder anders beschäftigt. Da werden Sie ans Telefon gerufen. Sie fragen sich, wer das sein mag. Die Nachricht vom anderen Ende lässt Ihr Herz höherschlagen. Angenommen, es ist eine gute Nachricht: Der Anrufer will Sie einfach an einer Neuigkeit teilhaben lassen. Er will, dass Sie sich mitfreuen können. Doch wenn es eine schlechte Nachricht ist, dann werden Sie vielleicht zu Hilfe gerufen. Es ist dringend. Da müssen Sie sofort reagieren, ob Sie wollen oder nicht. Auch, wenn das geplante Tagespensum noch lange nicht bewältigt ist. Da hilft nichts jetzt heißt es: andere Prioritäten setzen. Also bitten Sie darum, vorzeitig Feierabend machen zu dürfen. Die angefangene Arbeit muss liegen bleiben. Alle weiteren Termine für heute werden Sie absagen. Und dann nichts wie los. So kann es im Leben vorkommen, dass ein überraschendes Ereignis die ganze Tagesplanung über den Haufen wirft. Szenenwechsel: Wir sind in Jerusalem, vor langer Zeit, zurzeit Jesu. Dort lernen wir einen Menschen kennen, der auch etwas Überraschendes erlebt. Wir finden diesen Menschen in einer von fünf Hallen. In der Nähe ist ein Teich. Betesda heißt der Teich. Betesda bedeutet übrigens auf Deutsch: Haus der Gnade. Wie ein Teich zum Haus der Gnade werden kann, darauf werden wir später noch einmal zurückkommen. Halten wir uns diesen Menschen und sein Geschick vor Augen. Wir sehen, dass er krank ist. Nicht nur Grippe oder Schnupfen das würde vorübergehen. Ein schweres Gebrechen prägt sein Leben, es prägt seinen Tageslauf. Es nimmt ihn ganz und gar in Beschlag. Jahraus jahrein und das jahrzehntelang. Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank. Was für eine lange Zeit. Mehr als das halbe Leben. Kaum vorstellbar. 2

Dann schauen wir uns die Umgebung dieses Menschen an. Wir sehen: Er ist nicht allein. Viele andere Menschen liegen um ihn her, verteilt in den verschiedenen Hallen. Und auch sie sind gezeichnet von unterschiedlichsten Gebrechen. Sie teilen ihr Schicksal mit dem einen, den wir besonders im Blick haben. Geballtes Elend. Welche Gefühle steigen da in uns auf? Mitleid? Dankbarkeit, dass wir gesund sind, dass es uns nicht so geht? Oder erinnern wir uns an Menschen, denen es heute so geht? Die heute leiden? Ist da der Impuls, helfen zu wollen? Damit Leid gelindert wird? Oder ist da der Gedanke: Ich allein kann sowieso nichts ändern!? Für diesen einen Kranken hatte sich in den vielen Jahren auch nichts geändert. Tag um Tag nur Krankheit, Mittellosigkeit, Bedürftigkeit, Angewiesensein auf die Hilfe anderer. Er musste sich arrangieren mit seinem Gebrechen. Hoffnung auf Besserung? War nicht in Aussicht. Überraschungen? Fehlanzeige. Unser Blick verweilt eine Zeit lang dort. Irgendwann geschieht es, da beginnt sich das Wasser im Teich zu bewegen. Sobald dies geschieht, kommt auch Bewegung in die Menschenmenge. Es heißt, das Wasser würde nun seine heilende Kraft entfalten. Jetzt muss es schnell gehen. Denn viele Kranke sind nur auf Eines aus: Hin zum Teich. Hineinsteigen, um dem geschundenen Körper die heilende Kraft des Wassers zu gönnen. Erlebt unser Mensch doch noch eine Überraschung? Dem ist leider nicht so. Würde unser Kranker jetzt selbst erzählen er würde traurig abwinken: So viele Male habe ich es versucht. Bin losgestürzt, hin zum Teich, wenn das Wasser sich bewegte. Aber die anderen waren einfach schneller. Da konnte ich machen, was ich wollte. Immer blieb ich zurück zurück mit der Hoffnung auf ein nächstes Mal. Lange Zeit ging das so. Aber im Laufe der Jahre ist die Hoffnung allmählich in mir abgestorben. Und jetzt, nach 38 Jahren, da denke ich: Ach, ich bin doch nur noch eine Last für die Menschen. Von ihren Almosen muss ich leben. Ja, ich falle mir selbst zur Last mit meiner Krankheit. Je länger, desto mehr. Aber Achtung: Noch einmal tut sich etwas am Teich Betesda. Und wir werden Zeuge des Geschehens, das unser Predigtwort erzählt. Doch jetzt bewegt sich nicht das 3

Wasser, sondern ein anderer Mensch bewegt sich heran. Einer von denen, die zum Fest nach Jerusalem kommen. Der Weg dieses Menschen führt nicht in den Tempel, nicht geradewegs zum Ort des festlichen Geschehens. Ihn scheint es woandershin zu ziehen: zum Teich und zu den Hallen dort. Ins Krankenhaus sozusagen. Dieser Mensch nimmt die Not in den Blick. Und angesichts der Not hat er nur eine Frage an unseren Kranken, vor dem er stehengeblieben ist: Willst du gesund werden? Was für eine Frage, mag der Kranke gedacht haben. Ist doch wohl klar! Schau dich doch um hier. Wer wäre unter uns, der nicht alles dafür gäbe, wieder gesund zu werden? Dieser Mensch, der zuerst ins Krankenhaus geht es ist Jesus. Er fragt so, weil er noch ganz anders hinsieht als ein Arzt. Bis auf den Grund der Seele schaut er. Er sieht nicht nur das körperliche Gebrechen, sondern dahinter auch das geistliche Elend, den Kummer der Seele, die eine große Frage: Was wird aus mir? Auch bei unserem Kranken. Und nun ist die Zeit gekommen, dass unser Langzeit-Kranker seine Überraschung erlebt. Ach nein, Überraschung ist ein viel zu blasses Wort. Er macht eine Erfahrung, die sein ganzes Leben umkrempelt. Er erfährt, dass endlich einer da ist, der ihm helfen kann. Endlich einer, der ihn sieht. Der sich ihm zuwendet. Und der hilft. Ganz unvermittelt, ganz überraschend ist Hilfe und Rettung da. Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Ein kraftvolles Wort. Ein göttliches Wort. Und was Gott sagt, das tut er auch. Gott hält, was er verspricht: Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Nach 38 Jahren geschieht es also. Der Kranke erhebt sich und nimmt sein Bett. Stellen wir uns eine einfache Matte vor. Die rollt er zusammen und klemmt sie unter den Arm. Nun kann er wieder laufen. Nun springt er umher. Direkt zum Tempel zieht es ihn. Da tut er gut daran. Da ist er am rechten Fleck. An dem Ort, an dem Gott gedankt und an dem er gelobt wird. Dort am Teich Betesda, dort beim Haus der Gnade, ist alles neu geworden für diesen einen Kranken. Dort erlebt er sein persönliches Allein aus Gnaden. Denn was konnte der Kranke schon bringen oder leisten, um geheilt zu werden? Nichts als Gottes unverdiente Wohltat empfängt er. 4

Noch einmal Szenenwechsel: Wo sich solche Überraschungen ereignen, da beginnen andere Menschen, schief zu gucken. Sie mögen solche Überraschungen nicht. Weil sie nicht in ihr Denkschema hineinpassen. Jesus sah den Kranken. Die Menschen aber, die schief gucken, sehen nicht den Kranken, sondern nur die Gebote, die Satzungen. Sie meinen, die müssen unbedingt eingehalten werden. Um jeden Preis. Am Sabbat sein Bett zu tragen das war nicht erlaubt. Das verstieß gegen das Sabbatgebot. Bei Tatbeständen wie diesem sind sie zur Stelle. Den Gebotshütern ist es einerlei, dass dieser Mensch, der eben noch gelähmt darniederlag, jetzt springen kann wie ein junges Reh. Recht muss Recht bleiben. Und mitfreuen das geht schon gar nicht. Als der Geheilte ihnen freimütig sagt, wer ihn geheilt hat und sie zu allem Überfluss auch noch erfahren müssen, dass die Heilung am Sabbat vollbracht wurde da gerät auch Jesus, der Heiler, in ihr Visier. Und ein letzter Szenenwechsel: Richten wir unseren Blick ins Heute. Schauen wir auf uns. Viel hat sich seit damals verändert. Der medizinische Fortschritt hat sich Bahn gebrochen und geht immer weiter. An mancher Stelle profitieren wir davon. Dennoch schleppen viele Menschen auch unter uns heute eine schwere Not mit sich. Gebeugt von einer Krankheit, die sie nicht mehr loslässt. Oder wir leiden mit an dem Geschick eines Angehörigen, dessen Leben vom Tod gezeichnet ist. Dennoch finden auch wir unser Betesda : bei Jesus Christus, dem Heiland der Menschen. Zu ihm kommen wir mit unserer Krankheit. Wir kommen mit all den Dingen in unserer Seele, die keine ärztliche Behandlung auskurieren kann. Wir klopfen an die Tür seines Hauses. Er wartet schon auf uns. Manche Krankheit unserer Sünde hat uns einsam gemacht. Doch wie auch immer es um uns steht: In diesem Haus der Gnade, in diesem Betesda, bei diesem Herrn Christus hören wir die überraschende Nachricht, die unser Herz höherschlagen lässt: Auch bei uns ist er nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Auch uns kommt er zu Hilfe. Auch uns wendet er sich heute zu. Auch unsere Not sieht er. Und wir wissen von seinem einsamen Weg, dem Weg der Anfeindungen, des Verrats, der Verspottung, der Misshandlungen. Er hat diesen Weg nicht gescheut, sondern er ist ihn gegangen, bis er am Kreuz die tiefste Tiefe der Verlassenheit erfuhr. Dies aber ist der Weg, auf dem er uns das Tor zum neuen Leben aufgestoßen hat. Und wir sind dabei in der Gemeinschaft der Geheilten und der Erlösten. 5

Das ist die wunderbare Überraschung, die unser Leben und unser Tagesprogramm in ein neues Licht taucht. Lasst uns in diesem Licht leben, Tag für Tag. So lange, bis Gott uns einmal ganz zu sich rufen wird. So lange, bis wir endlich ankommen in seinem ewigen Licht, wo wir auf ewig mit ihm verbunden sein werden. Lasst uns beten: Barmherziger Gott, dankbar erkennen wir, was du für uns getan hast. Wir preisen deine Gnade, mit der du uns überraschst. Du machst unser Leben neu. So bitten wir dich: Heile du, was krank ist. Belebe, was tot ist. In uns und mitten unter uns. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Liedvorschläge Hoff, o du arme Seele ELKG 294,6-10 / EG 361,6-10 Ich danke dir, du wahre Sonne ELKG 254,5-7 / EG 400,5-7 Verfasser: P. Eberhard Ramme Neuer Weg 4 64757 Rothenberg Tel. 0 62 75 / 2 69 E-Mail: rothenberg@selk.de 6