Hinweise zur systematischen Anfertigung einer Hausarbeit - Bachelor - Prof. Dr. Jürgen Boeckh 1
Aufbau der Hausarbeit und des Exposes Die Hausarbeit bzw. das Expose besteht aus: 1. einem Deckblatt Name des/der Verfassers/-in Titel der Lehrveranstaltung und Name des/der Dozentin Anschrift und Matrikelnummer des/der Verfassers/-in, wenn möglich mit email- Adresse Datum der tatsächlichen Abgabe und des aktuellen Abgabesemesters 2. einem Inhaltsverzeichnis als Gliederung mit Seitenangaben (sh. Punkt 1.4.) 3. dem eigentlichen Text Die Gliederung soll logisch aufeinander aufbauen. Sie beginnen dabei mit einer Einleitung, in der Sie Ihre systematische Fragestellung darlegen also was Sie an dem Thema interessiert und was Sie untersuchen werden. Es folgt der Hauptteil, in dem Sie Ihren theoretischen Zugang bzw. Erklärungsansätze; Ihre empirischen Daten und Fakten darstellen und / oder historische Entwicklungen nachzeichnen. Bereiten Sie den Leser hier auf Ihre Bewertungen vor! Im Schlussteil stellen Sie Ihre Schlussfolgerungen, neue Erkenntnisse und / oder Fragestellungen dar. Dieses Teil wird vom Umfang her kürzer als der Hauptteil, ist aber für die Bewertung der Gesamtarbeit von hoher Wichtigkeit. Er macht Ihre gedankliche Auseinandersetzung mit der Fragestellung klar und schließt den Bogen zur Einleitung! 4. einem Literaturverzeichnis Hierbei handelt es sich um eine vollständige Aufzählung der Hilfsmittel und Materialien, die Sie für die Erarbeitung Ihrer Hausarbeit eingesetzt haben. 5. ggf. einem Abbildungsverzeichnis und Anhang Sofern erforderlich können Sie eine tabellarische Übersicht der Abbildungen und Tabellen anfügen, was bei Hausarbeiten jedoch kaum sinnvoll sein dürfte. Im Anhang können Sie z.b. von Ihnen entwickelte Erhebungsinstrumente wie Fragebogen, Interviewleitfäden angefügt werden. 2
Die Gliederung als Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben Bei der Gestaltung der Gliederung sind Sie vom Grundsatz her frei. Ich empfehle Ihnen aber den Aufbau Ihrer Arbeit nach der Dezimalklassifikation: 1. Einleitung Seite 2. Titel Kapitelüberschrift Seite 2.1. Titel Zwischenüberschrift Seite 2.1.1 ggf. Unterüberschrift Seite 2.1.2 wenn 2.1.1. dann mindestens auch eine weitere Unterüberschrift Seite 2.2. wenn 2.1., dann mindestens eine weitere Zwischenüberschrift. Seite 3. Titel Kapitelüberschrift Seite Usw. Literaturverzeichnis Seite Abbildungsverzeichnis Seite Anhang Seite Bitte beachten Sie: Gliedern Sie Ihren Text nicht zu tief! d.h. in der Regel reichen 4 bis 5 Hauptüberschriften, die Sie dann weiter untergliedern können. Aber auch hierbei gilt: sinnvolle thematische Einheiten bilden nicht jeder neue Gedankengang benötigt einen eigenen Gliederungspunkt. Also bitte nur im Ausnahmefall mehr als drei weitere Gliederungsebenen nutzen. Die von Ihnen gewählten Gliederungsebenen müssen auch jeweils der gleichen sachlichen Ebene angehören. D.h. auch ihre Inhalte stehen in einem logisch einwandfreien Verhältnis der Gleich-, Über- und Unterordnung. (L. Kolhoff) Eine Gliederung ist im Grunde wie eine Aufzählung: Wenn Sie also Unterpunkte in der Gliederung bilden, dann benötigen Sie immer mindestens zwei Unterpunkte derselben Ebene (z.b. 2.1. und 2.2. oder 3.1.1 und 3.1.2). Es muss aber nicht zwingend die jeweilige Substruktur wiederholt werden, d.h.: Sie können ein 2.1. haben, das Sie mit 2.1.1, 2.1.2 und 2.1.3 usw. untergliedert haben, benötigen dann mindestens ein 2.2., das dann aber nicht ein 2.2.1 und 2.2.2 usw. benötigt! Insgesamt müssen die Gliederungspunkte in einem logisch nachvollziehbaren Verhältnis der Gleich-, über und Unterordnung stehen. Tipp! Bevor Sie an die Gliederung Ihrer Arbeit gehen, schauen Sie sich die Gliederungslogik von Texten an, die Sie für Ihr Thema besonders hilfreich finden. Hier finden Sie Hinweise für Ihren eigenen roten Faden! 3
Das richtige Zitieren Grundsätzlich sind Sie bei der Wahl der Zitation frei. Ich empfehle aufgrund der m.e. größten Lesefreundlichkeit die amerikanische Zitierweise. Dies sieht wie folgt aus: Im Text bei einem wörtlichen Zitat: Ich zitiere mich selbst. (Musterfrau 2006: 23) Und bei einer Paraphrase (Inhalt eines verwendeten Textes mit eigenen Worten): Bei Mustermann (2006: 23) finden sich Hinweise, dass Zitieren gar nicht so einfach ist. Die Erfahrung zeigt, dass Zitieren gar nicht so einfach ist (vgl. Mustermann 2006: 23). Wenn sich die Fundstellen über mehrere Seiten hinziehen bzw. verteilt sind, kommt nach dem Jahr die entsprechende Angabe: (Autor 2006: 23-24 bzw. 23 f.) oder bei mehreren aufeinander folgenden Seiten: (Autor 2006: 23-26 oder 23 ff.) oder bei nicht direkt aufeinander folgenden Seiten: (Autor 2006: 23, 37) Wenn Sie in einem Abschnitt unmittelbar hintereinander, d.h. ohne dass Sie dazwischen eine andere Quelle zitieren, denselben Text anführen, können Sie bei der zweiten Stelle auf die erste verweisen: Das Besondere am Zitieren ist das Einheitlichkeitsprinzip. (Musterfrau 2006: 2) Es ist also nicht so wichtig welche Form gewählt wird, vielmehr gilt es, diese im gesamten Text einheitlich durchzuhalten. (a.a.o.: 5) Wenn Sie in einem wörtlichen Zitat etwas auslassen wollen/ müssen, markieren Sie diese Stelle mit drei Punkten in zwei runden Klammern: Das Besondere ( ) ist das Einheitlichkeitsprinzip. (Musterfrau 2006: 2) Wenn Sie etwas einfügen müssen, damit Sie z.b. einen grammatikalisch richtigen Satz bilden können, markieren Sie dieses mit eckigen Klammern (AltGr 8 und AltGr 9): Das Besondere am Zitieren ist das Einheitlichkeitsprinzip, [das im] gesamten Text einheitlich durchzuhalten [ist]. (Musterfrau 2006: 2, 5) Aufpassen! Konstruieren Sie durch Auslassungen bzw. derartige Ergänzungen keine neuen Sinnzusammenhänge!! 4
Das Literaturverzeichnis Hier müssen sich alle Literaturangaben bzw. Internet- und sonstige Materialquellen wieder finden, die Sie zur Bearbeitung Ihres Textes benötigt haben. Dabei stellen Sie wie folgt dar: Bücher von einem oder mehreren Autoren: Boeckh, Jürgen 2003: Regionalisierung im Systemwechsel. Rahmenbedingungen dezentraler Sozialstaatlichkeit am Beispiel zweier nordrussischer Kommunen, Opladen Boeckh, Jürgen/ Huster, Ernst-Ulrich/ Benz, Benjamin 2006: Sozialpolitik in Deutschland. Eine systematische Einführung, 2. Auflage, Wiesbaden Der Hinweis auf die Auflage erfolgt ab der 2. Auflage, die Ortsangabe ist der Verlagsort. Beiträge aus Sammelbänden: Benz, Benjamin/ Boeckh, Jürgen 2006: Theorie, Struktur und Zukunft des Sozialstaates, in: Grasse, Alexander/ Ludwig, Carmen/ Dietz, Berthold (Hg.), Soziale Gerechtigkeit. Reformpolitik am Scheideweg, Wiesbaden, S. 71 88 Aufsätze aus einer Zeitschrift: Boeckh, Jürgen 2007: Strukturwandel Sozialer Dienste in der Ökonomisierungsfalle?, in: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit, Heft 2/2007, S. 4 10 Zeitungsartikel: Fried, Nico 2007: SPD ändert Entwurf für Grundsatzprogramm, in: Süddeutsche Zeitung vom 18. September 2007, S. 5 Berichte / Datensammlungen etc.: Deutscher Bundestag 2005: Lebenslagen in Deutschland Zweiter Armuts- und Reichtumsbericht, Drucksache 15/5015, Berlin Bitte beachten Sie: Ihr Verzeichnis muss vollständig sein. Der Leser muss mit Ihren Angaben, die Quelle ohne Probleme finden bzw. identifizieren können. 5
Tipps und Tricks Die Themenwahl Wählen Sie ein Thema aus, das Sie selbst interessiert! Achten Sie dabei darauf, dass Sie mit einer klaren und dabei überschaubaren Fragestellung an die Arbeit gehen. Wenn Sie ihr Thema zu weit abstecken ( Die Krise des Sozialstaates Die Anforderungen an eine moderne Kinder- und Jugendhilfe o.ä.) werden Sie in der Bearbeitung kein Land sehen. Wie vermeide ich einfaches Nachbeten? Haben Sie keine Angst davor mit bereits bestehenden Wissensbeständen zu arbeiten. Nur wenn Sie die für Ihr Thema zu Verfügung stehenden Bestände systematisch ausgewertet und dargestellt haben, können Sie zu einer eigenen Bewertung kommen. Auch wenn dies einen großen Teil Ihrer Arbeit ausmacht, schreiben damit nicht bloß ab mit der richtigen Fragestellung und einer treffenden Fragestellung legen Sie vielmehr die Basis für Ihre eigene Bewertung und Analyse! Wenn Sie die unterschiedlichen Grundpositionen zu Ihrem Thema sowie die empirischen und ggf. historischen Fakten zusammengetragen haben, vermeiden Sie auch, dass in ihrem Schlussteil in persönliche Stellungsnahme nach dem Motto Was ich dazu immer schon mal sagen wollte! verfallen. Die Arbeits- und Zeitplanung Gehen Sie in sieben Schritten vor: 1. Themenauswahl 2. Entwurf einer systematischen Fragestellung 3. Material- und Quellensammlung (orientierendes Lesen) 4. Vertiefende Lesephase 5. Schreibphase 6. Ruhephase 7. Endredaktion Beim orientierenden Lesen geht es darum sich einen Überblick über die möglicherweise für Ihr Thema relevante Literatur zu verschaffen. Beim vertiefenden Lesen sollten Sie mit eigenen Fragestellungen an den Text gehen: Welche Thesen vertritt der Autor? Was ist sein Gegenstand? Was sind die zentralen Aussagen? Machen Sie sich hierzu Notizen und schreiben Sie dabei Quelle incl. Seitenzahl auf! (Exzerpt) Und ganz wichtig: Lassen Sie sich Zeit, sonst wissen Sie bald nicht mehr wo Ihnen der Kopf steht! Planen Sie Pausen ein und lassen Sie Ihren Text oder Teile davon von einer anderen Person gegenlesen! 6
3. Bewertungskriterien Gliederung Übersichtlichkeit eigenständiger Aufbau Logik Themenbezug Aussagekraft Inhalt Einleitung und Hinführung in die systematische Fragestellung (Problemaufriss): Was ist die Ausgangsfrage? Einordnung und Abgrenzung des Themas in den übergreifenden Gesamtkontext Wissenschaftliche Methodik und Darstellung der (argumentativen) Vorgehensweise z.b. vergleichende, darstellende, analysierende Methode Inhaltliche Richtigkeit, Ausgewogenheit und inhaltliche Logik der Argumentation Verbindung und logischer gegenseitiger Bezug der einzelnen Gliederungspunkte Art, Umfang bzw. Vielfalt und Aktualität der verwendeten Quellen Qualität der eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema Äußere Gestaltung Formaler Aufbau (Deckblatt Gliederung Hauptteil Literaturverzeichnis Anhang) Grammatikalische und orthographische Richtigkeit Stil und Ausdrucksweise Und nun wünsche ich einen guten Start ins Semester!! 7