2011 by Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern www.thorbecke.de info@thorbecke.de Für die Schwabenverlag AG ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Maßstab ihres Handelns. Wir achten daher auf den Einsatz umweltschonender Ressourcen und Materialien. Dieses Buch wurde auf FSC - zertifiziertem Papier gedruckt. FSC (Forest Stewardship Council ) ist eine nicht staatliche, gemeinnützige Organisation, die sich für eine ökologische und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder unserer Erde einsetzt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung auch von Teilen des Werkes auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Gestaltung: Finken und Bumiller, Saskia Bannasch, Stuttgart Illustrationen: Saskia Bannasch Druck: Firmengruppe APPL, Wemding Hergestellt in Deutschland ISBN 978-3-7995-0714-1
5 Inhalt Einleitung 6 Es ist ein Ros entsprungen 8 Knecht Ruprecht 10 Abba Haidschi bumbaidschi 12 A, a, a, der Winter, der ist da 14 Brich an, du helles Weihnachtslicht 16 Still, still, still 18 Vom Büblein auf dem Eis 20 Kommet, ihr Hir - ten 22 Es gibt so wunderweiße Nächte 24 Leise rieselt der Schnee 26 Weihnachten 28 Zu Bethlehem geboren 30 Nun komm, der Heiden Heiland 32 Lasst uns froh und munter sein 34 Vom Himmel hoch, o Engel, kommt! 36 O du fröhliche 38 O Heiland, reiß die Himmel auf 40 Vom Christkind 42 Vom Himmel hoch, da komm ich her 44 Ihr Kinderlein, kommet 46 Morgen kommt der Weihnachtsmann 48 Morgen, Kinder, wird s was geben 50 Stille Nacht, heilige Nacht 52 St. Niklas Auszug 54 Lieb Nachtigall, wach auf 56 Maria durch ein n Dornwald ging 58 Inmitten der Nacht 60 O Freude über Freude 62 Macht hoch die Tür 64 Wie soll ich dich empfangen 66 Wir wollen ihm die Krippe schmücken 68 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich 70
6 Einleitung
7 Vor ein paar Jahren hatte meine kleine Nichte Amélie ein Lieblingslied:»Josef, lieber Josef mein, hilf mir wiegen mein Kindelein«. Sie sang es nicht nur unterm Weihnachtsbaum, sondern zur allgemeinen Erheiterung auch im Frühling beim Einkauf im Supermarkt. Das Lied hatte es ihr angetan. An einem heißen Julitag spielte Amélie mit einer Freundin im Garten. Die Kinder saßen unterm Sonnenschirm und Amélie sang, bei gefühlten fünfunddreißig Grad, Josef, lieber Josef mein. Auf der Gartenmauer stand eine Küchenwaage. Da hinein legten die Kinder eine kleine Puppe, nahmen sie wieder heraus, legten sie wieder hinein mal mit Jäckchen, mal ohne, mal mit Kissen, mal ohne. Neugierig rief ich hinunter:»was macht ihr denn da?«, und Amélie rief herauf:»das Kindlein wiegen!«an diesem Abend kam mir die Idee, derlei kindliche Missverständnisse für ein kleines Weihnachtsbuch zusammenzutragen. In den darauffolgenden Monaten habe ich Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn befragt und bat sie, wiederum ihre Freunde, Verwandten, Bekannten und Nachbarn zu befragen. Ich freute mich über die große Resonanz. Angesichts der Beispiele war ich immer wieder erstaunt, wie souverän Kinder sich die Dinge erklären als hätten sie eine Weltbaustelle im Kopf, auf der unablässig Bausteine verfugt, Bezüge konstruiert, Logiklücken gekittet, Sinnzusammenhänge gezimmert, Brücken zwischen Himmel und Erde geschlagen werden. Die amüsantesten dieser kindlichen Welterklärungsversuche habe ich hier versammelt. Herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben!
8 Dieser Text ist wohl jedem Kind ziemlich unverständlich.»wie uns die alten Zungen, aus Jesse kam die Art«, so hatte ich das im Ohr. Ganz amüsant ist vielleicht, dass dieses Lied damals meine kindliche Beziehung zum lieben Gott beeinflusste: Ich war der Meinung, Maria habe das Kind»aus Gottes ew gem Rad«geboren. Wie das Rad und das Kind zusammen hingen, kapierte ich zwar nicht. Entscheidend war: Ich besaß ein Fahrrad und Gott offenbar auch und das brachte ihn mir irgendwie näher. Daniel, 37 Jahre Es ist ein Ros entsprungen 1 Es ist ein Ros entsprungen Aus einer Wurzel zart. Wie uns die Alten sungen, Aus Jesse kam die Art Und hat ein Blümlein bracht, Mitten im kalten Winter, Wohl zu der halben Nacht. 2 Das Röslein, das ich meine, Davon Jesaia sagt: Ist Maria, die Reine, Die uns das Blümlein bracht. Aus Gottes ew gen Rat Hat sie ein Kind geboren Und blieb ein reine Magd.
Es ist ein Ros entsprungen 9 3 4 5 Den Hirten auf dem Felde Verkünd t das englisch Heer Wie zur selbigen Stunde Christus geboren wär Zu Bethle m in der Stadt, Da sie das Kindlein finden, Wie ihn n der Engel g sagt. Wir bitten dich von Herzen, O Heiland, edles Kind, Durch alle deine Schmerzen, Wann wir fahren dahin Aus diesem Jammertal, Du wollest uns geleiten Bis in der Engel Saal. O Jesu, bis zum Scheiden Aus diesem Jammertal Lass Dein Hilf uns geleiten Hin in den Freudensaal, In Deines Vaters Reich, Da wir Dich ewig loben. O Gott, uns das verleih.
10 Knecht Ruprecht Von drauß vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen Sah ich goldene Lichtlein sitzen; Und droben aus dem Himmelstor Sah mit großen Augen das Christkind hervor. Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann, Da rief s mich mit heller Stimme an:»knecht Ruprecht«, rief es,»alter Gesell, Hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, Das Himmelstor ist aufgetan, Alte und Junge sollen nun Von der Jagd des Lebens einmal ruhn; Und morgen flieg ich hinab zur Erden, Denn es soll wieder Weihnachten werden!«ich sprach:»o lieber Herre Christ, Meine Reise fast zu Ende ist; Ich soll nur noch in diese Stadt, Wo s eitel gute Kinder hat.«ich sprach:»das Säcklein, das ist hier: Denn Apfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern.hast denn die Rute auch bei dir?«ich sprach:»die Rute, die ist hier; Doch für die Kinder nur, die schlechten, Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«christkindlein sprach:»so ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!«Von drauß vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich s hier innen find! Sind s gute Kind, sind s böse Kind?
Knecht Ruprecht 11 Also, ich sah auf den Tannenspitzen keine Lichtlein, sondern»goldene Wichtlein«sitzen, so fing es schon mal an. Bis heute noch sehe ich diese schimmernden Wichtel vor mir, wenn ich meinen Enkeln das Gedicht von Theodor Storm vorlese. Ein kurioses Missverständnis kam dann weiter hinten: Das Wort»eitel«war mir kleinem Steppke natürlich kein Begriff. Aber unser Lehrer hieß Seidel. Also reimte ich mir die Stelle so zusammen:»ich soll nur noch in diese Stadt, wo Seidel gute Kinder hat.«und da war ich eindeutig mitgemeint. Hans, 78 Jahre