BASF Medizinische Leitlinien bei akuten Einwirkungen von chemischen Substanzen

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Transkript:

BASF Medizinische Leitlinien bei akuten Einwirkungen von chemischen Substanzen Ethylenimin (C 2 H 5 N) C 1 Informationen und Empfehlungen für Ärzte in Krankenhäusern Eine Gefahr durch Kontakt mit Patienten, die nur Ethylenimindämpfen ausgesetzt waren, besteht nicht. Ein Patient, der selbst oder dessen Kleidung allerdings mit flüssigem Ethylenimin benetzt ist, kann andere Personen durch direkten Kontakt oder durch verdampfendes Ethylenimin gefährden. Ethylenimin kann unmittelbar Reizungen der Augen, Haut und Atemwege sowie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Derartige Symptome wie auch Zeichen eines Lungenödems (Atemnot, Zyanose, Auswurf, Husten) können mit einer Verzögerung von mehr als 3 Stunden nach der Exposition auftreten. Sofortige Reinigung durch Spülen der betroffenen Hautpartien oder Augen mit großen Mengen Wassers ist zur Vermeidung bleibender Schäden dringend notwendig. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Exposition und der Beschwerden. 1. Informationen zur Substanz Ethylenimin (C 2 H 5 N), CAS 151-56-4 Synonyme: Azacyclopropan, Aziran, Aziridin, Dimethylenimin Ethylenimin ist bei Raumtemperatur eine farblose Flüssigkeit mit einem Siedepunkt von 56 o C. Dampf und Flüssigkeit sind feuergefährlich bzw. explosionsfähig. Ethylenimin hat einen ammoniakartigen Geruch ab Luftkonzentrationen von 1,5 ppm. Trotzdem kann eine Gefährdung durch Ethylenimin bereits bei Konzentrationen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bestehen. Ethylenimin ist eine sehr reaktionsfreudige Chemikalie, die als Zwischenprodukt und Monomer für Ölfeldchemikalien, Ionenaustauschharze, Lackrohstoffe, pharmazeutische Produkte, Klebstoffe, Polymerstabilisatoren und oberflächenaktive Substanzen Verwendung findet. Polymerisationsprodukte von Ethylenimin werden bei der Papierherstellung eingesetzt. 2. Exposition Einatmen Haut-/Augenkontakt Verschlucken Die Exposition gegenüber Ethylenimin erfolgt im wesentlichen durch Einatmen. Reizungen von Augen und Nase sind ab einer Konzentration von 100 ppm beschrieben worden. Der Geruch von Ethylenimin warnt nicht ausreichend vor einer gefährlichen Einwirkung. Flüssiges Ethylenimin wird gut durch Haut und Augen aufgenommen und führt schnell zu starken Verätzungen und Blasen. Tödliche Vergiftungen durch überwiegende Aufnahme von Ethylenimin über die Haut wurden beobachtet. Dämpfe werden wahrscheinlich kaum über die Haut aufgenommen, können aber Augen und feuchte Haut sehr reizen. Ein unfreiwilliges Verschlucken von Ethylenimin ist unwahrscheinlich. 3. Akute gesundheitliche Wirkungen Atemwege Ethylenimindämpfe können unmittelbar zu schweren Reizungen des Nasenrachenraumes und der Lunge führen; klinische Wirkungen manifestieren sich im allgemeinen 30 bis 120 Minuten nach Exposition. Hohe Konzentrationen können eine Tracheitis, Bronchitis, eine Bronchokonstriktion und ein Larynxödem hervorrufen. Ein akutes Lungenödem kann sich auch erst mehr als 3 Stunden nach der Exposition entwickeln. Husten kann ebenfalls verzögert auftreten.

C 2 Hautkontakt Augenkontakt Andere Mögliche Folgen Kanzerogenität Bereits kurzzeitiger Hautkontakt mit flüssigem Ethylenimin kann Verätzungen zur Folge haben. Abhängig von Konzentration und Dauer der Exposition kann sich die Verätzung bereits nach 5 Minuten oder auch erst nach einigen Tagen manifestieren. Brennen, Rötung, Blasenbildung und nur langsam heilende nekrotisierende Verätzungen können vorkommen. Eine Hautsensibilisierung kann zu Kontaktdermatitis, Urtikaria und anaphylaktischen Reaktionen führen. Flüssigkeiten und Dämpfe können zu Augenrötungen, Tränenfluss und, bei stärkerer Exposition, zu einer schweren Hornhautschädigung führen. Erregungszustände mit entsprechenden neurologischen Symptomen, Leber- und Nierenschäden können vorkommen. Exposition auch gegenüber niedrig konzentrierten Ethylenimindämpfen kann, oft verzögert, Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Hautkontakt mit flüssigem Ethylenimin kann langsam heilende bzw. nekrotisierende Verätzungen bewirken. Nach Exposition der Augen können irreversible Hornhautschäden resultieren. Überlebende nach hoher und symptomatischer Inhalation können eine chronische Lungenerkrankung zurückbehalten. Husten und Entzündungszeichen können über Monate bestehen bleiben. Leber- und Nierenschäden (tubulär mit Proteinurie und erhöhter Stickstoffkonzentration im Blut) können nach massiver Exposition vorkommen. Nach Richtlinie EC 1272/2008 ist Ethylenimin wie folgt eingestuft: Karz. 1B (wahrscheinlich beim Menschen krebserzeugender Stoff; überwiegend aufgrund von Befunden bei Tieren) und Muta. 1B (Es ist davon auszugehen, daß der Stoff vererbbare Schäden an menschlichen Keimzellen verursacht.) 4. Maßnahmen Selbstschutz Reinigung Eine Gefahr durch Kontakt mit Patienten, die nur gegenüber Ethylenimindämpfen exponiert waren, besteht nicht. Ein Patient, der selbst oder dessen Kleidung mit flüssigem Ethylenimin in Berührung kam, kann andere Personen durch direkten Kontakt oder durch verdampfendes Ethylenimin gefährden. Patienten, die nur gegenüber Ethylenimindämpfen exponiert waren und keine Zeichen einer Haut- oder Augenreizung aufweisen, benötigen im Unterschied zu allen anderen keine speziellen Reinigungsmaßnahmen. Wenn möglich, sollten die Patienten bei ihrer eigenen Reinigung mithelfen. Kam es zu einer Einwirkung von flüssigem Ethylenimin und ist die Kleidung verunreinigt, muss sie entfernt und zweifach eingepackt werden. Sicherstellen, dass betroffene Haut- und Haarpartien mit Wasser über mindestens 15 Minuten gespült wurden. Andere wichtige Hilfsmaßnahmen währenddessen fortsetzen. Augen während des Spülens schützen. Sicherstellen, dass die Augen im Falle einer Ethyleniminexposition mit Wasser oder neutraler Kochsalzlösung über mindestens 15 Minuten gespült wurden. Vorhandene Kontaktlinsen - soweit ohne zusätzliche Gefahr fürs Auge möglich - entfernen. Andere wichtige Hilfsmaßnahmen währenddessen fortsetzen.

C 3 Initiale Behandlung Weiteres Vorgehen und Behandlung Empirische Therapie; kein spezifisches Antidot verfügbar. Die folgenden Maßnahmen werden empfohlen, falls nach Inhalation von Ethylenimin Beschwerden oder Symptome seitens der Atemwege bzw. systemisch toxische Wirkungen vorliegen: Wenn nicht bereits erfolgt, zunächst Verabreichung von 8 Sprühstößen Beclometason (800 µg Beclometasondipropionat) aus einem Dosieraerosol. Danach für 12 Stunden alle 2 Stunden 4 weitere Sprühstöße. Soweit nicht bereits erfolgt, intravenöser Zugang und intravenöse Gabe von 1,0 g Methylprednisolon (oder einer äquivalenten Steroiddosis). Anmerkung: Die Wirksamkeit der Gabe eines Corticosteroids ist bislang nicht in kontrollierten klinischen Studien nachgewiesen worden. Nach Inhalation von Ethylenimin befeuchtete Luft oder Sauerstoff verabreichen. Bei Zeichen einer Hypoxie Gabe von befeuchtetem Sauerstoff. Bei respiratorischer Insuffizienz endotracheale Intubation oder ein alternatives Atemwegsmanagement. Ist dies nicht durchführbar, ggf. Koniotomie. Durch Hautkontakt mit Ethylenimin können schwere Schädigungen hervorgerufen werden; diese sind wie Verbrennungen zu behandeln: adäquate Flüssigkeitsgabe, analgetische Therapie, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Abdeckung des betroffenen Hautareals mit einer sterilen Auflage oder einem sauberen Tuch. Wenn eine relevante dermale Absorption mit dem Risiko systemisch toxischer Effekte nicht ausgeschlossen werden kann, sollten neben einer Anamnese die unten beschriebenen Untersuchungen und Laborbestimmungen durchgeführt werden. Die Patienten sollten dann mindestens 12 Stunden beobachtet werden. Nach Exposition der Augen können ebenfalls schwere Schädigungen resultieren; auch diese sind wie Verbrennungen zu behandeln. Unverzüglich einen Augenarzt konsultieren. Allen asymptomatischen Patienten, bei denen eine signifikante Inhalation von Ethylenimin nicht ausgeschlossen werden kann, sollten zunächst 5 Hübe Beclometason aus einem Dosieraerosol verabreicht werden. Danach alle 10 Minuten 2 Hübe, bis eine Packung Dosieraerosol entleert ist. Diese Patienten sollten mindestens 12 Stunden beobachtet werden. Neben Anamnese, körperlicher Untersuchung und Vitalfunktionen sollten Pulsoximetrie, eine p.a. Thoraxröntgenaufnahme und eine Spirometrie durchgeführt werden. Routinemäßige Laborbestimmungen sollten ein großes Blutbild, Leber- und Nierenfunktionsparameter, Glukose und Elektrolyte einschließen. Da Beschwerden oder Symptome seitens der Atemwege auch erst 12 Stunden nach der Exposition auftreten können, sollten Patienten mit möglicher signifikanter Exposition beobachtet und wiederholt nachuntersucht werden. Eine Krankenhauseinweisung bei Patienten mit Hinweisen auf systemisch toxische Wirkungen sollte unabhängig vom Expositionsweg in Betracht gezogen werden. Radiologisch eindeutige Zeichen eines Lungenödems - Vergrößerung der Hili, typische, zentral betonte, fleckförmige Verschattungen im Thoraxröntgenbild - sind späte Zeichen, die erst 6 bis 8 Stunden oder noch später nach einer Exposition erkennbar sind. Das Röntgenbild ist typischerweise bei der Erstvorstellung im Krankenhaus auch nach Einatmen einer größeren Dosis normal.

C 4 Wenn die Sauerstoffsättigung unter 90 % fällt oder zu fallen droht, sind unverzüglich die arteriellen Blutgaskonzentrationen zu überprüfen und das Thoraxröntgen zu wiederholen. Wenn die Blutgaskonzentrationen sich zu verschlechtern beginnen und/ oder die Thoraxröntgenaufnahme Lungenödemzeichen zeigt, Sauerstoffgabe über eine Maske. Bei sich manifestierender Verschlechterung ist eine Therapie mit positivem endexspiratorischem Druck (PEEP) innerhalb der ersten 24 Stunden nach Exposition zu beginnen, auch dann, wenn die Sauerstoffsättigung über eine Maskenbeatmung aufrechterhalten werden kann. Frühe Indikation für eine PEEP-Therapie ist eine Tachypnoe (>30/min) mit einer gleichzeitigen Abnahme des Kohlendioxidpartialdrucks. Ein unzureichender Anstieg bzw. eine relative Abnahme des Sauerstoffpartialdruckes trotz Hyperventilation weist auf die Entwicklung eines Lungenödems hin. Im Falle der Entwicklung eines Lungenödems sollten Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung sowie Elektrolyte engmaschig kontrolliert werden. Eine positive Flüssigkeitsbilanz ist zu vermeiden. Zur Optimierung des Flüssigkeitsmanagements ist das Legen eines Zentralvenen- oder Swan-Ganz-Katheters in Betracht zu ziehen. Solange Anzeichen eines Lungenödems vorliegen, sollte die intravenöse Gabe von 1,0 g Methylprednisolon (oder einer äquivalenten Steroiddosis) in Intervallen von 8 bis 12 Stunden fortgesetzt werden. Patienten mit Bronchospasmus sollten wie folgt behandelt werden: a) Gabe eines ß 2 -selektiven Adrenozeptor-Agonisten, z. B. 4 Hübe Terbutalin oder Salbutamol oder Fenoterol (ein Hub enthält üblicherweise 0,25 mg Terbutalinsulfat bzw. 0,1 mg Salbutamol bzw. 0,2 mg Fenoterol); kann einmal nach 10 Minuten wiederholt werden. Falls eine Inhalation nicht möglich ist, Gabe von Terbutalinsulfat (0,25 bis 0,5 mg) subkutan oder Salbutamol (0,2 bis 0,4 mg über 15 Minuten) intravenös. b) Wenn a) nicht wirksam oder ausreichend ist: Gabe von Theophyllin (5 mg/kg Körpergewicht über 20 bis 30 Minuten). c) Wenn a) und b) nicht wirksam oder ausreichend sind: Gabe von 2 Hüben von einem Epinephrin-Dosieraerosol (0,2 mg pro Hub); kann nach 5 Minuten wiederholt werden. Eine prophylaktische Antibiotikagabe wird nicht routinemäßig befürwortet, kann aber auf der Basis der Ergebnisse von Sputumkulturen indiziert sein. Eine Pneumonie kann als Komplikation eines schweren Lungenödems auftreten. Entlassung des Patienten/ Patienten, die unauffällige Untersuchungsbefunde und keine Anweisungen für das weitere Zeichen einer toxischen Wirkung nach Beobachtung über 12 Verhalten Stunden haben, können unter folgenden Umständen entlassen werden: a) Der behandelnde Arzt ist erfahren in der Beurteilung von Patienten mit Ethyleniminexposition. b) Informationen und Empfehlungen für Patienten mit Anweisungen für das weitere Verhalten wurden mündlich und schriftlich erteilt. Der Patient wurde aufgefordert, sich sofort in ärztliche Behandlung zu begeben, falls gesundheitliche Beschwerden auftreten. c) Der Arzt ist der Ansicht, dass der Patient die toxischen Wirkungen vom Ethylenimin kennt bzw. verstanden hat. d) Der weiterbehandelnde Arzt ist unterrichtet, so dass ein regelmäßiger Kontakt zwischen Patient und Arzt in den folgenden 24 Stunden möglich ist. e) Schwere körperliche Arbeit sollte in den folgenden 24 Stunden nicht erfolgen. f) Mindestens 72 Stunden nicht rauchen und Zigarettenrauch meiden; der Rauch kann die Lungenfunktion verschlechtern.

C 5 Patienten mit ernsten Haut- oder Augenverletzungen sollten nach 24 Stunden erneut untersucht werden. Die Spirometrie sollte nach der Entlassung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, bis die Werte auf die Ausgangswerte des Patienten zurückgegangen sind.

C 6 In diesem Dokument hat die BASF alle mögliche Sorgfalt aufgewandt, um die Richtigkeit und Aktualität der dargestellten Informationen sicherzustellen, beansprucht aber nicht, dass dieses Dokument umfassend alle diesbezüglich möglichen Situationen erfasst. Dieses Dokument ist als zusätzliche Informationsquelle für Ärzte im Krankenhaus konzipiert und soll bei der Beurteilung des Zustands und bei der Behandlung von Ethylenimin ausgesetzten Patienten Hilfe leisten. Es ersetzt aber nicht die professionelle Beurteilung der jeweiligen Situation durch die Ärzte im Krankenhaus und muss unter Berücksichtigung gesetzlicher Regelungen und Vorschriften sowie spezifischer, über den jeweiligen Patienten zur Verfügung stehender Informationen interpretiert werden. BASF SE BASF Corporation Occupational Medicine & Medical Department Health Protection 100 Campus Drive, M/S F 221 Carl-Bosch-Straße 38 Florham Park, NJ 07932 67056 Ludwigshafen USA Deutschland