StadtRundgänge. Reizvolle Spaziergänge durch Vaihingen an der Enz

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Transkript:

StadtRundgänge Reizvolle Spaziergänge durch Vaihingen an der Enz STADT VAIHINGEN AN DER ENZ STADT VAIHINGEN AN DER ENZ Herausgeber Kultur- und Touristinformation Marktplatz 5 71665 Vaihingen an der Enz Telefon 07042/18-235, Fax 07042/18-358 tourismus@vaihingen.de www.vaihingen.de www.facebook.com/vaihingen

Inhalt Herzlich willkommen Altstadtrundgang Vaihingen Seite 2 Entlang der Enz Seite 8 Historischer Rundgang Riet Seite 12 Historischer Rundgang Horrheim Seite 18 Historischer Rundgang Roßwag Seite 24 Historischer Rundgang Enzweihingen Seite 28 Mit den nachfolgenden StadtRundgängen können Sie Vaihingen und die Ortsteile Riet, Horrheim, Roßwag und Enzweihingen auf eigene Faust erkunden. Die Rundtouren sind zwischen einem und drei Kilometer lang und geben den Blick auf die schönsten Winkel der Enzstadt frei. Der Spaziergang durch die historische Vaihinger Altstadt führt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dieser Rundgang kann auch interaktiv mit einem Smartphone erkundet werden. Scannen Sie die QR-Codes auf den Hinweistafeln ein und lassen Sie sich von unserem Stadtführer Knut Berberich in die Vaihinger Geschichte entführen. Schauen Sie Herrn Berberich über die Schulter, hinab in das ehemalige Verlies im Haspelturm, lassen Sie sich von ihm einen riesigen Gewölbekeller mit Aufzug zeigen oder besuchen Sie mit ihm den Vaihinger Oberbürgermeister bei der Arbeit.

Altstadtrundgang Vaihingen Geschichtlicher Überblick Vaihingen ist seit über 1260 Jahren Mittelpunkt für das Gebiet um die mittlere Enz, zunächst als Sitz der Grafen von Vaihingen, dann als württembergische Amtsstadt. Verwaltung und Rechtssprechung hatten hier für die Bewohner der Stadt und des Umlandes ihren Sitz; Handwerk und Handel machten die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum. 779 wurde Vaihingen zum ersten Male urkundlich erwähnt. Vor 1100 wurde Schloss Kaltenstein als Sitz der Vaihinger Grafen erbaut. 1252 erhielt Vaihingen Stadtrechte. 1339 werden Burg und Stadt Vaihingen von den Grafen von Öttingen an die Grafen von Württemberg verkauft. Durch ihre Funktion als Zollstation zählte die Stadt um 1500 zu den wohlhabendsten Städten Alt-Württembergs. 1530 erhält die Stadt Vaihingen das heutige Wappen (roter Löwe in goldenem Feld). Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt mehrere Male durch Brände verwüstet. In den Kriegen (30jähriger Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg) erfährt die Stadt schwere Einbußen (Plünderungen, Seuchen, Hungersnöte). 1810 im Zuge der Neuorganisation des württembergischen Staates wird Vaihingen Sitz des Oberamts. 1938 Vaihingen wird Kreisstadt und 1973 im Zuge der Kreis- und Gemeindereform als»große Kreisstadt«in den Kreis Ludwigsburg eingegliedert. 1 Der Marktplatz Das Rathaus 2 Der Marktplatz bietet einen Rundblick auf Rathaus, Stadtkirche und Häuserfassaden, die nach den Stadtbränden von 1693 (im Norden) und 1784 (im Süden) entstanden sind. Der Brunnen mit dem Löwen, dem Wappentier der Stadt, wurde im Jahre 1947 errichtet. Den Brunnen ziert ein Bibelzitat:»Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen«(eph 4, 26). Das Vaihinger Rathaus wurde nach langjährigen Auseinandersetzungen zwischen der Vaihinger Bürgerschaft und der herzoglich-württembergischen Verwaltung ab 1720 an seinem alten Platz wieder aufgebaut, nachdem es 1693 abgebrannt war. Die Bemalung erfolgte 1901. Das Erdgeschoss wurde ursprünglich von den Gewerbetreibenden als Verkaufshalle genutzt. 5 ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN 6

3 Die Stadtmauer Die ehemalige Stadtmauer ist in der Bädergasse noch weitgehend erhalten; in Richtung auf die Klingengasse ist sie begehbar. Der breite Durchgang mit Wappenstein und Laterne wurde 1786 hergestellt. Stege von den Obergeschossen der Häuser zur Stadtmauer dienten als Fluchtwege bei Hochwasser. Die Peterskirche 6 Die älteste Vaihinger Kirche (Anfänge romanisch, Chor 1490), wurde mehrfach umgebaut. Sie blieb Friedhofskirche bis 1839. Ab 1871 diente sie als Turnhalle. 1980 wurde sie stilgrecht renoviert. Noch heute sind um die Peterskirche, in deren Dachgeschoss das Städtische Museum untergebracht ist, alte Grabsteine vom ehemaligen Friedhof zu sehen. Das Städtische Museum ist jeden ersten Sonntag im Monat von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Termine können telefonisch (o 7042/9 81 00) vereinbart werden. 4 Ort des ehemaligen Auricher Tors Das Auricher Tor wurde auch»frauentor«genannt, das auf einem Merian-Stich von 1643 gut zu erkennen ist. Es wurde wohl 1421 in einer Kombination von Tor und Torturm errichtet. 1815 haben es die Vaihinger teilweise abgebrochen, 1870 wurde es ganz entfernt. Der Haspelturm 7 Der Haspelturm auch»diebsturm«genannt, ist wohl der älteste Vaihinger Turm. Der romanische Rundbogenfries läßt vermuten, dass er noch im 13. Jh. erbaut wurde. Mit seinen sechs Stockwerken beherrscht er die Silhouette der Altstadt. Im ersten Obergeschoss steht noch die»haspel«, mit der Gefangene in das rund 8 m tiefer gelegene Verließ hinabgelassen werden konnten. 5 Der Pulverturm Der Pulverturm ist mit massiven, bis zu drei Meter dicken Mauern ausgestattet. Der ehemalige Eckturm der Stadtbefestigung, den die Familien Aschmann und Gremp 1492 erbauen ließen, diente u. a. als Gefängnis, Obdachlosenasyl und Schlachthaus. Heute bietet der Turm mit seinem geschichtsträchtigen Ambiente einen besonderen Rahmen für verschiedene Kunstveranstaltungen. Die Grabenstrasse 8 Die Grabenstraße entstand nach Auffüllung des Stadtgrabens ab 1832 und wurde teilweise mit klassizistischen Häusern bebaut. 7 ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN 8

9 Ehem. Lateinschule Eine Lateinschule bestand in Vaihingen bereits um 1380. Das bestehende Gebäude wurde 1740 an der Stelle der 1693 abgebrannten alten Lateinschule errichtet. Seit 1963 ist im Erdgeschoss des Hauses das Heimatmuseum des Heimatbundes Jauernig e.v. untergebracht. Das Heimatmuseum ist geöffnet nach Vereinbarung, Besuchsanfragen: Stadtverwaltung, Telefon o 7042/18-0. Die Stadtkirche 12 Erbaut 1513 erhielt sie ihre heutige Form und Gestalt teilweise nach dem Stadtbrand von 1693. Bereits zuvor war sie durch Feuer in den Jahren 1617 und 1618 in Mitleidenschaft gezogen worden. Aus dem Jahr 1521 stammt das Tympanon über dem Südeingang (Kreuztragung). Die Stadtkirche besitzt lediglich eine Chornische mit einer Rosette. 1892/93 wurde das Kircheninnere durch den Baumeister Dolmetsch umgebaut, die Orgel erhielt nun ihren jetzigen Platz. Emporen sind eingezogen worden. Diese hat man einschließlich der Außentreppe über dem Südeingang in den 60er Jahren wieder entfernt. 10 Schloss Kaltenstein Die Stadtbücherei 13 Das Wahrzeichen der Stadt wurde auf steilem Muschelkalkfelsen erbaut, früher Sitz der Gaugrafen, wurde bereits 1096 als»castrum vehingen«urkundlich erwähnt (Buckelquadermauerwerk an der südlichen Mauer). Im 16. Jh. erweitert, ließ es Herzog Karl Alexander 1734 renovieren und stärker befestigen. Später fand es als Garnison und Lazarett, ab 1842 als Arbeitshaus Verwendung. Heute ist es Sitz eines christlichen Jugenddorfes. Das Haus in der Marktgasse 6 diente dem Kloster Herrenalb als Fruchtkasten; 1617 und 1693 durch Feuer teilweise zerstört; 1760 grundlegend renoviert. Später wurde es als Stadtschäferei und landwirtschaftliches Anwesen genutzt. 1984-1986 erfolgte der Umbau zur Stadtbücherei. 11 Der ehem. In der Keltergasse 14 Herrenalber Pfleghof Neben ihm steht in der Mühlstraße noch das Gebäude der einstigen Bernhardskapelle (später Speicher), von dem eine Felsspalte, das Kalte Loch, in den Berg hineinführt. Stadtauswärts geht der Blick zum Platz der ehemaligen Oberen Mühle am Illinger Tor. In der Grabenstraße 22 (rückseitig Keltergasse) befindet sich ein Zugang zum Keller des angrenzenden ehemaligen Oberamteigebäudes (Grabenstraße 24). Im Jahre 1912 wurde im Gebäude Grabenstraße 24 ein noch heute vorhandener Lastenaufzug eingebaut; er diente zum Transport der Mostkrüge und anderer Lebensmittel vom großen Gewölbekeller in das Obergeschoss. In das Oberamteigebäude wurde 1760 Friedrich Schwahn zur Vernehmung durch Oberamtmann Abel gebracht. 9 ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN ALTSTADTRUNDGANG VAIHINGEN 10

Entlang der Enz 1 Der Marktplatz Obere Mühle 3 Der Marktplatz bietet einen Rundblick auf Rathaus, Stadtkirche und Häuserfassaden, die nach den Stadtbränden von 1693 (im Norden) und 1784 (im Süden) entstanden sind. Der Brunnen mit dem Löwen, dem Wappentier der Stadt, wurde im Jahre 1947 errichtet. Den Brunnen ziert ein Bibelzitat:»Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen«(eph 4, 26). Die Obere Mühle war bereits 1392 vorhanden. In der Folgezeit wurde sie mehrfach umgebaut und erweitert. 1897 erfolgte die Einstellung des Mahlbetriebs. Die Wasserkraft verwendete man für ein neu errichtetes Elektrizitätswerk, das erste von der Firma Siemens & Halske in Württemberg erbaute Kraftwerk. 1932 wurde das Mühlengebäude abgebrochen, der Mühlkanal Mitte der 1950er Jahre aufgefüllt. 2 Der ehem. Mühlkanal In den Häusern am ehemaligen Mühlkanal wurde bis in das 19. Jahrhundert die Gerberei betrieben. Hier standen die Gerberstände (Lohgestelle), in denen Häute und wieder verwertbare Abfälle (als Brennmaterial) aus den Lohegruben in Form von kreisrunden Scheiben (Lohkäs) getrocknet wurden. Enzufer 4 Am gegenüberliegenden Enzufer befand sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Vaihinger Holzgarten, der für die bereits ab dem 14. Jahrhundert auf der Enz nachgewiesene Flößerei als Lagerplatz diente. Im Holzgarten wurde Langholz für Bauzwecke angelandet, aber auch Scheitholz, das als Brennmaterial Verwendung fand. 11 ENTLANG DER ENZ ENTLANG DER ENZ 12

5 Bürgergärten in den Köpfwiesen Das alte Vaihingen hat weit mehr zu bieten als Mauern, Türme und Fachwerk. In Jahrhunderten hat sich in den Köpfwiesen eine besondere Kulturlandschaft herausgebildet: die Vaihinger Bürgergärten. Diese stadtnahen Gärten außerhalb der eigentlichen Stadtbefestigung dienten der Versorgung von Teilen der Einwohnerschaft. Aus dem 18. Jahrhundert noch vorhandene Pfosten aus sorgfältig behauenem Sandstein zeugen von der langen Tradition dieser wohl einzigartigen Gartenkultur. Untere Mühle 7 1447 wird die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert diente sie als Mahl- und Schleifmühle. 1693 brannte das Anwesen ab und wurde 1700 mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang wieder aufgebaut. 1862 besaß die Mühle fünf Mahlgänge, einen Gerbgang, einen Koppgang, eine Malzschrotmühle und eine Tuchwalke mit drei Stampfen. 1915 wurde die Mühle auf elektrischen Betrieb umgestellt. 6 Rondell Der alljährlich gefeierte Vaihinger Maientag gehört zu den ältesten Kinder- und Heimatfesten in Baden- Württemberg und ist urkundlich ab dem 17. Jahrhundert nachzuweisen. Nach großem Festumzug und Gottesdienst finden sich Jung und Alt unter den alten Kastanien im Rondell ein. Schülervorträge, gemeinsamer Gesang, die Darbietung des Flößertanzes und der»lauf nach dem Maien«sind die Höhepunkte der Rondellfeier. Pulverturm 8 Der Pulverturm ist mit massiven, bis zu drei Meter dicken Mauern ausgestattet. Der ehemalige Eckturm der Stadtbefestigung, den die Familien Aschmann und Gremp 1492 erbauen ließen, diente u. a. als Gefängnis, Obdachlosenasyl und Schlachthaus. Heute bietet der Turm mit seinem geschichtsträchtigen Ambiente einen besonderen Rahmen für verschiedene Kunstveranstaltungen. 13 ENTLANG DER ENZ ENTLANG DER ENZ 14

Historischer Rundgang Riet Geschichtlicher Überblick Riet wurde 812 erstmals urkundlich erwähnt. In der frühen Neuzeit lassen sich mehrere Adelssitze am Ort nachweisen. U. a. erwarben hier die Bombaste von Hohenheim Güter. Der berühmte Arzt Paracelsus entstammte dieser Familie. Vor dem Dreißigjährigen Krieg hatte Riet etwa 100 Einwohner. Durch das Kriegsgeschehen wurde die Bevölkerungszahl halbiert und erreichte erst um 1684 wieder das alte Niveau. Der nun folgende Pfälzische Erbfolgekrieg und andere kriegerische Auseinandersetzungen im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedeuteten erneut erhebliche Belastungen für die Dorfeinwohner. Seit 1973 ist Riet ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Vaihingen an der Enz. Aktuell hat der Ort rund 935 Einwohner. 1 Ev. Gemeindehaus Pumpenhaus 2 An der Stelle des heutigen Gemeindehauses stand ein Adelssitz, das»schlösschen«, das mindestens hundert Jahre im Eigentum der Bombaste von Hohenheim war, die zwischen 1432 und 1436 Güter in Riet erwarben. Aus diesem Geschlecht stammt auch der berühmte Paracelsus. Zu dem Anwesen gehörten ein zweites, einfacheres Wohnhaus, eine Scheuer, Stallungen, ein Backhaus, ein Nutzgarten und ein großes ummauertes Wiesenstück, dazu Äcker, Weingärten und Wiesen. 1906 baute die Gemeinde Nußdorf am Strudelbach für ihre Wasserversorgung das Pumpenhaus. Die erforderliche Pumpkraft wurde durch ein Wasserrad erzeugt. Beim Bau des Wasserwerks stieß man auf die Grundmauern der Wirtschaftsgebäude eines Schlosses, das außerhalb des Ortes gelegen hatte und eine Zeit lang im Besitz der Bombaste von Hohenheim gewesen sein soll. Der Verein»Dörfliche Entwicklung Riet«und die Pumpenhaus-Initiative renovierten in vierjähriger Bauzeit das heruntergekommene Pumpenhaus. Seit 1999 wird das Pumpenhaus als kultureller und geselliger Treffpunkt genutzt. 15 HISTORISCHER RUNDGANG RIET HISTORISCHER RUNDGANG RIET 16

3 Burgvogteihaus Zur Schlossherrschaft gehörte das zweistöckige Burgvogteihaus, Sitz des Burgvogts bzw. des Amtmanns aus dem Jahr 1639 (Torbogenstein mit Jahreszahl). Es ist auf einer Ansicht Riets aus der Zeit um 1682 dargestellt. Heute in Privatbesitz. Kelterplatz 6 Hier stand bis 2006 die Kelter, sie hatte drei Bäume und eine Trotte (Obstpresse). Seit dem 14. Jahrhundert wird in Riet Wein angebaut. 1655 lag der Ort mit Vaihingen und Ensingen beim Weinertrag an erster Stelle im Amt Vaihingen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude als Notunterkunft hergerichtet und ein Schlachthaus eingebaut. Der Sängerbund veranstaltete hier seine Sommerfeste. Nachdem das Gebäude in keinem guten Zustand mehr war, wurde es abgerissen und der neu entstandene Platz 2007 mit dem ersten»rieter Herbst«eingeweiht. 4 Schloss von Riet Das ehemalige Wasserschloss wurde 1709 vom Hause Württemberg an die Herren von Reischach zurückgegeben, die bereits 1453 im Besitz gewesen waren. Die Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten Zustand. Das Schloss wird heute noch von der gräflichen Familie von Reischach bewohnt und unterhalten und kann nicht besichtigt werden. Waschhaus 7 1743 ließ die Gemeinde ein eigenes Waschhaus bauen. Bis dahin gehörten die Waschhäuser zu den Schlössern. Allerdings stand das Gemeindewaschhaus auf einem»unschicklichen und gefährlichen Platz«Ab 1780 konnte dann das neue Waschhaus benutzt werden. Heute wird das Waschhaus vom Sängerbund Riet genutzt. Der Verein hat auch Toiletten eingebaut, die bei Festen auf dem Platz und auch bei Beerdigungen genutzt werden können. 5 Stephanuskirche Mühle 8 Seit 1478 selbständige Pfarrkirche, heute evangelische Kirche. Das Gründungsdatum ist nicht überliefert. Eine Grabplatte von Hans Bombast, dem ersten Hohenheimer in Riet, und seinem Sohn Trutwin, datiert nach 1456, ist an der Südseite der Sakristei angebracht. An der Nordseite des Kirchenschiffes befindet sich die Grabplatte der Maria von Reischach geb. Gremp von Freudenstein aus dem Jahr 1562. Das Epitaph von zwei Kindern dieser Familie, die 1613 im Alter von einem und zwei Jahren starben, ist in der Leibung des Chorbogens angebracht. 1399 wurde die bereits vorhandene Mühle erstmals erwähnt. 1707 wurde die Mühle, die Bannmühle für Hochdorf war, von Württemberg an den Bestandsmüller Johann Georg Fritz verkauft. 1720 sind zwei Mahlgänge und ein Gerbgang verzeichnet, der um 1650 noch betriebene dritte Mahlgang war ausgebaut. 1792 wurde die Mühle von Georg Christoph Fackler neu erbaut (Bauinschrift an der Westseite). Nach dem Tod des letzten Müllers, Richard Schäfer, wurde sie im Januar 1968 stillgelegt. Heute in Privatbesitz, 2011 renoviert. 17 HISTORISCHER RUNDGANG RIET HISTORISCHER RUNDGANG RIET 18

9 Altes Schulhaus Ursprünglich fand der Unterricht im Untergeschoss des Rathauses statt. 1833 wurde in der Nähe des Rathauses ein neues Schulhaus errichtet, das bis 1959 benutzt wurde. Der erste Stock enthielt den Schulraum, der zweite die Lehrerwohnung. Der Schlussstein über der Tür des ehemaligen Schulhauses zeigt das Baujahr. Heute in Privatbesitz. Backhaus 11 Das Backhaus wurde 1837 gebaut und ist mit zwei Öfen ausgestattet. Da in Riet oft jahrelang kein Bäcker seinen Beruf ausübte, war das Brotbacken normale Hausfrauenarbeit. Noch heute wird das Backhaus genutzt. 10 Oberes Bandhaus Ebenfalls zum Schloss der Freiherren und Grafen von Reischach gehörte ein einstockiger Fruchtkasten mit gewölbtem Keller, später das obere Bandhaus (Raiffeisenstraße 10). Das Band- oder Bindehaus war das Gebäude in dem Fässer verfertigt wurden. Heute befindet sich das Bandhaus im Privatbesitz. 19 HISTORISCHER RUNDGANG RIET HISTORISCHER RUNDGANG RIET 20

Historischer Rundgang Horrheim Geschichtlicher Überblick Horrheim wird erstmals 771 in einem Schenkungsbuch des Klosters Lorsch erwähnt. Im 12. und 13. Jahrhundert sind die Herren von Horrheim als Ortsadel nachweisbar. Aus dieser Familie ging wohl auch der Minnesänger Bernger von Horrheim hervor, der um das Jahr 1190 genannt wird. Im 14. Jahrhundert wird Horrheim, das zur Grafschaft Vaihingen gehörte, mehrfach als Stadt bezeichnet. Ein Rundturm und Teile der Stadtmauer zeugen noch von der ehemaligen Befestigung. Vom 14. bis in das 16. Jahrhundert bestand auf dem Horrheimer Baiselberg ein Waldkloster der regulierten Augustinerinnen. Die Clemenskirche blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ursprünglich als romanische Chorturmanlage errichtet, wurde sie in spätgotischer Zeit und zuletzt im 17. Jahrhundert von Heinrich Schickhardt und Friedrich Vischlin verändert. Von besonderer Schönheit und Bedeutung ist die Darstellung der Marienkrönung durch Christus in der Chornordwand, die im frühen 14. Jahrhundert entstand. Horrheim zeichnet sich durch hervorragende Weinlagen aus; lange Zeit stellt der Weinbau die Haupterwerbsquelle für die Einwohner dar. 1 Rundturm Türmle Oberes Backhaus 2 Der Turm (aus Bruchsteinmauerwerk, mit Schießscharten) markiert die Südwestecke der ehemaligen Stadtmauer, die den in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Stadt erhobenen Ort umgab. Im Obergeschoss befindet sich heute ein kleines Heimatmuseum (2010 renoviert). Nach Voranmeldung kann das Museum besichtigt werden Als Folge eines königlichen Erlasses von 1835 mussten in Baden- Württemberg Gemeindebackhäuser gebaut werden. Somit sollten Brände und Materialverschwendung beim hausbacken vermieden werden. So wurde 1844 in der Alten Marktgasse 8 das Obere Backhaus errichtet. Noch heute wird das Backhaus zum Brotbacken genutzt. 21 HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM 22

3 Minnesänger Bernger Mittelalterliches Bauernhaus 6 Die Bronzefigur beim Rathaus erinnert an den Minnesänger Bernger von Horrheim (Ende des 12. Jahrhunderts), der in der Manessischen Liederhandschrift erwähnt wird. Der Künstler Karl-Ulrich Nuß schuf die Plastik 1995. Das ehemaliges Wohnstallhaus (datiert: 1426) wurde um 1930 als Wein- und Bierwirtschaft genutzt, seit 1993 ist es ein Wohnhaus. Zum Gebäude gehört das schmale Torhaus (Klosterbergstraße 60, von 1723), dies war wohl als Altenteil oder zur Erweiterung des Wohnraumes erbaut worden. 4 Rathaus zollhäusle 7 Im Kern wurde das Rathaus wohl im 16. Jahrhundert errichtet; 1577 wird eine große Stube im Rathaus erwähnt. Umbauten erfolgten im 18. und 19. Jahrhundert. Heute sind im Rathaus die Verwaltungsstelle Horrheim, die Ortsbücherei und ein Ausstellungsraum für die Ausgrabungsfunde vom ehemaligen Nonnenkloster auf dem Baiselsberg untergebracht 1498 verlieh Herzog Ulrich von Württemberg den Horrheimern den Wege- und Brückenzoll, erst 1825 erlosch dieses Privileg. Das württembergische Wappen an der Giebelseite des Zollhäusles (1426) stammt vom abgebrochenen Mühltor. 5 Evangelische Pfarrkirche St.-Clemens Ursprünglich romanische Chorturmanlage. Umbau in spätgotischer Zeit (Erhöhung des Gewölbes und Erweiterung des Chors). 1619 bis 1626 Umbau durch Heinrich Schickhardt und 1625 durch Friedrich Vischlin. An der Chornordwand findet sich ein Wandgemälde des 14. Jahrhunderts, das die Marienkrönung durch Christus im Stil der Manessischen Liederhandschrift darstellt. Pump-Brunnen 8 Der Pumpbrunnen befindet sich in der Klosterbergstraße. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts spendeten fortschrittliche, vor Verschmutzungen sichere Pump-Brunnen, in Horrheim gutes Trinkwasser. 1890/93 wurden 15 öffentliche Brunnen genannt. Das Brunnenwasser und die Abwässer der Häuser liefen einst in den Fischgraben. Er war nördlich vor dem Metterflüsschen angelegt. 23 HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM 24

9 Alte Kelter mit Weinbaumuseum Der Weinbau um Horrheim reicht wohl bis in das 8./9. Jahrhundert zurück. Die landesherrliche Kelter wurde 1788 errichtet. Einst beherbergte die Kelter sechs mächtige Kelterbäume, heute kann einer davon noch im Weinmuseum besichtigt werden. Führungen durch das Weinmuseum sind nach Voranmeldung bei Familie Ilshöfer (Telefon 07042/328 52) möglich. Ehemaliges Gasthaus zum Ochsen Die Renaissance-Türrahmung ist auf 1620 datiert, darüber befindet sich ein Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts. Heute ist das Gebäude ein Wohnhaus. 11 10 Wohnstallhaus Die spätmittelalterliche Fachwerkbauweise lässt auf eine Entstehung des Hauses in der Mitte des 15. Jahrhunderts schließen. 25 HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM HISTORISCHER RUNDGANG HORRHEIM 26

Historischer Rundgang Roßwag Geschichtlicher Überblick Urkundlich erwähnt ist Roßwag erstmals 1148 und 1152. Die Herren über die Burg Grötzingen auf dem heutigen Turmberg waren um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Herren von Roßwag. Ihr Stammsitz war die Burg Alt-Roßwag. Als Wappen führten sie eine Rose im silbernen Felde. Im Jahre 1148 stiftet Wernher von Rosswag wesentliche Besitz- und Zehntrechte aus elterlichem Erbe an das Kloster Maulbronn. Im Jahre 1319 genehmigt und bestätigt Papst Johannes XXII die Schenkung des Patronats der Kirche zu Roßwag an das Kloster Herrenalb durch den bisherigen Patron, den Edlen Rudolf, Herrn des Dorfes Roßwag, der zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil diese Schenkung gemacht hat (1. 7. 1319). Die Herren von Roßwag wurden ab Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr erwähnt. Aber 100 Jahre später, am 6.11.1445 wird Berthold von Roßwag Abt des Klosters Maulbronn. Heute ist Roßwag ein weit über die Grenzen hinaus bekannter Weinort mit rund 1200 Einwohnern und einer imposanten Kulturlandschaft. Seit 1949 steht die Roßwager Halde unter Landschaftsschutz. 1 Backhäusle Das Roßwager Backhäusle wurde im Jahr 1842 als Gemeindebackund Waschhaus erbaut und bis in die 1960er Jahre betrieben. Die Erinnerung an die letzten beiden Backhausmeister ist in Roßwag noch lebendig. Der Heimatverein hat das Gebäude in den Jahren 2003 bis 2006 restauriert, heute wird es als Informations- und Begegnungsstätte genutzt. Enzaue 2 Die Enzaue ist mit einem Netz von Be- und Entwässerungsgräben durchzogen. Das Bewässerungssystem umfasst 14 Gräben, die zusammen 7 km lang sind, mit 48 Fallen und Schiebern. Die Wässerwiesen in Roßwag existieren schon sehr lange. Erste Hinweise stammen aus dem Jahr 1558. Heute sind sie die am besten erhaltenen Wässerwiesen im Landkreis Ludwigsburg und stehen unter Naturschutz. 27 HISTORISCHER RUNDGANG ROßWAG HISTORISCHER RUNDGANG ROßWAG 28

3 Sankt Martinskirche Roßwag ist seit 1152 kirchlich selbständig. Im 9. Jahrhundert stand auf dem Platz, wo sich heute der Turm der Kirche befindet, vermutlich eine Martinskapelle, die dem Heiligen Martin von Tours geweiht wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer wieder Umbaumaßnahmen durchgeführt. 1497 wurde der Chorbereich im spätgotischen Stil umgebaut. Die älteste Glocke ist 1442 gegossen worden. Daraus ist zu schließen, dass zu diesem Zeitpunkt der Kirchturm und das Kirchenschiff bereits vorhanden waren. Roßwag war nach dem 30-jährigen Krieg für 100 Jahre Dekanats-Sitz. Die erste Orgel wurde 1766 integriert. Die neue Orgel ist Baujahr 1976. Der alte Ortskern mit Rathaus Der Ortskern ist geprägt von Fachwerkhäusern, die mehrheitlich im 17. und frühen 18. Jahrhundert entstanden sind, also nach dem 30jährigen Krieg, aus dem Roßwag schwer beschädigt hervorging. Im späteren 18. Jahrhundert wurden weitere örtliche Ergänzungen vorgesehen, so auch die Wassermanngasse, Sankt- Martin-Straße sowie die Rathaus- und Adlerstraße. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Hause eines Küfers das Rathaus eingerichtet und das alte Gebäude auf Abbruch verkauft. 5 4 Das musikalische Pfarrhaus Das Roßwager Pfarrhaus, das sich mächtig gegenüber der Kirche behauptet und die nebenstehenden Gebäude deutlich überragt, hat diese Bezeichnung dem Pädagogen, Pfarrer und Schulamtsinspektor Johann Valentin Strebel (1801-1883) zu verdanken. Er war Musiker und ab 1858 Pfarrer und Schulinspektor in Roßwag. Pfarrer Strebel ist am 11. Mai 1883 in Roßwag gestorben. Die Roßwager haben seiner Familie ein Ehrengrab überlassen, das heute noch auf dem angrenzenden Friedhof zu besichtigen ist. Weinkanzel 6 Von der Weinkanzel aus hat man einen Blick über das Dorf und große Teile der Roßwager Gemarkung. Die imposanten Terrassenweinberge mit ihren kilometerlangen Trockenmauern stammen aus dem Mittelalter. Hier wächst der bekannte Roßwager Wein. Die historischen Weinberge stellen zudem ein großflächiges Trockenbiotop für zahlreiche selten gewordene wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten dar. 29 HISTORISCHER RUNDGANG ROßWAG HISTORISCHER RUNDGANG ROßWAG 30

Historischer Rundgang Enzweihingen Geschichtlicher Überblick Enzweihingen, das 1152 erstmals urkundlich erwähnt wird, war in römischer Zeit Sitz einer Raststation an der bedeutenden Militärstraße von Cannstadt nach Mainz. Nach dem Abzug der Römer ließ sich hier die alamannische Sippe des Wiho nieder, von der die Siedlung ihren Namen Wihingen erhielt. Nach der Christianisierung im 7. Jahrhundert war Enzweihingen lange das kirchliche Zentrum des Vaihinger Raums. Zum Pfarrsprengel gehörten die Kirchen und Kapellen in Aurich, Eberdingen, Hochdorf, Lengenfeld (von dem nur der Leinfelder Hof übrig geblieben ist), Nussdorf, Riet, Roßwag und Vaihingen. Aus der Hand der Grafen von Vaihingen ging der Ort im 14. Jahrhundert an Württemberg über. Er war das größte und wohlhabendste Dorf im Vaihinger Amt, erlitt jedoch im 17. Jahrhundert durch den Dreißigjährigen Krieg und den Pfälzischen Erbfolgekrieg große Verluste. Durch einen von feindlichen Soldaten gelegten Brand wurde er 1693 weitgehend zerstört. Die Bevölkerung verarmte. Während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden viele gewerbliche Arbeitsplätze, so dass der Charakter eines reinen Bauerndorfes verloren ging. Seit 1971 gehört Enzweihingen zur Großen Kreisstadt Vaihingen an der Enz. 1 Evangelische Rathaus und Martinskirche ehemalige Kelter Von der kleinen Holzkirche aus der Zeit der Christianisierung haben sich keine Spuren erhalten. Der steinerne Nachfolgebau diente vermutlich als Wehrkirche. Der untere Teil seines quadratischen Turmes blieb beim Umbau im 16. Jahrhundert stehen und wurde mit einem achteckigen Aufbau versehen. Bis zum Brand von 1693 waren die Nord- und die Südfassade der spätgotischen Kirche vollkommen gleich gestaltet. Die Kelter gehörte von 1425 bis 1828 der Herrschaft Württemberg, danach der Gemeinde, die im 15. Jahrhundert das darüber liegende Rathaus baute. Beim Wiederaufbau nach dem Brand von 1693 wurde die Kelter einstöckig an die Nordfassade des neuen Rathauses angebaut. Im 19. Jahrhundert wurden die aufgestockte Kelter und das Rathaus mit einem gemeinsamen Krüppelwalmdach versehen. 2 31 HISTORISCHER RUNDGANG ENZWEIHINGEN HISTORISCHER RUNDGANG ENZWEIHINGEN 32

3 Gasthaus»Zum Ochsen«Als die Grafen von Vaihingen 1348 das Kirchenpatronat über die Kirchen von Enzweihingen und Vaihingen an den Deutschen Orden verkauften, gehörte dazu auch der Widumhof. Er diente ursprünglich der wirtschaftlichen Versorgung der Pfarrei. Die jeweiligen Besitzer mussten dem Orden bis zur Säkularisierung der kirchlichen Güter im Jahr 1803 Abgaben leisten. Mühle 6 Eine Getreidemühle gab es in Enzweihingen mit Sicherheit schon im Frühmittelalter. Bis zur Aufhebung des Mühlenbanns im 19. Jahrhundert war sie eine Bannmühle. Alle Bauern des Dorfes waren gezwungen, ihr Getreide hier mahlen zu lassen. 4 Grosses Haus Das Große oder Heydt sche Haus von 1699, neben dem ehemaligen Schulhaus gelegen, beeindruckt durch seine Ausmaße und das reiche Schmuckfachwerk. Heute dient es als Bürgerhaus mit Vereinsräumen und der Ortsbücherei. Fachwerkhaus 7 Das Doppelhaus mit Stallscheuer zeigt typische Fachwerkformen aus dem 17. Jahrhundert. 5 Buol sches Haus Die Erbauer des stattlichen Fachwerkhauses von 1581, Johannes Buol und seine zweite Frau Maria, gehörten zur wohlhabenden und einflussreichen Enzweihinger Oberschicht. An Johannes Buol und seine erste Frau Christina erinnert ein repräsentatives Grabmal an der Südfassade der Martinskirche. 33 Historischer Rundgang Enzweihingen HISTORISCHER RUNDGANG ENZWEIHINGEN 34

Altstadtrundgang Vaihingen 2,5 km Entlang der Enz 2,7 km

Historischer Rundgang Riet 1.2 km Ergänzung Historischer Rundgang Horrheim 1,4 km

Historischer Rundgang Roßwag 2,4 km Abkürzung Möchten Sie noch mehr über Vaihingen und seine Ortsteile aus erster Hand erfahren? Dann entdecken Sie die vielfältigen Gesichter der Stadt bei einer unserer Stadt- oder Themenführungen die das ganze Jahr über zu festen Terminen angeboten werden: Stadtführung: Begeben Sie sich auf die Spuren der Vaihinger Geschichte und lassen Sie sich von der Stadt unterhalb von Schloss Kaltenstein mit seinen schmucken Fachwerkhäusern und dem mittelalterlichen Stadtgrundriss begeistern. Kellerführung: Ausgerüstet mit Taschenlampen gehen Sie auf eine Exkursion in die Vaihinger Unterwelt. Fachwerk für Anfänger: Eine Führung durch die Vaihinger Fachwerklandschaft. Turmführung: Für alle, die lieber hoch hinaus möchten. Von verschiedenen Türmen haben Sie einen grandiosen Blick über die Stadt und die vom Weinbau geprägte Landschaft. Vaihingens Bürgergärten: Naturliebhaber sollten sich die Führung durch die Gärten außerhalb der Stadtmauer nicht entgehen lassen. Kinderstadtführung: Die kleinen Stadtbesucher begeben sich auf eine lebendige Reise durch die Geschichte Vaihingens. Hier gilt es die Spuren von Faho, den Grafen und dem Räuber zu entdecken. Historischer Rundgang Enzweihingen 0,5 km Die Termine zu diesen und noch weiteren Themenführungen entnehmen Sie der Broschüre StadtFührungen Spannendes über Vaihingen an der Enz unterhaltsam erfahren. StadtFührungen Spannendes über Vaihingen an der Enz unterhaltsam erfahren STADT VAIHINGEN AN DER ENZ