1. ABEND-MEDITATION ZUR FASTENZEIT 2016 Der Kirchenraum ist zu Beginn mit gedämpftem Licht erhellt. ORGELSPIEL: Ruhig, eher gedämpft dunkel LIED: GL-Nr.: 428, 1+3 Grüß Gott, liebe Schwestern und Brüder, herzlich willkommen zur Abendmeditation in der Fastenzeit also in der Zeit, in der wir besonders wieder an Gott festhalten, damit ER uns inneren Halt gibt. Denn das Wort fasten kommt von festhalten. Am Eingang der Kirche erhielten wir alle eine Kerze und eine Schachtel mit Streichhölzern. Diese Dinge sollen uns nachher helfen, unserem diesjährigen Symbol näher zu kommen, denn es geht um das Licht. Doch zuvor beginnen wir nicht mit dem Licht, sondern mit dem Gegenteil: mit der Dunkelheit. Die Bibel selbst beginnt mit der Schilderung von Dunkelheit. Die ersten Worte der Heiligen Schrift lauten: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr. Finsternis lag über der Urflut. (Gen 1, 1-2) Die ersten Worte der Heiligen Schrift sprechen davon, dass die Welt erstens ohne geordnete Gestalt war, dass zweitens sie im Dunkel lag, ja dass sie drittens wie unter Wasser stand, wie abgetaucht. Sie war da und doch nicht da. Heute würden wir vielleicht sagen: sie lag im Finstern des Unterbewusstseins, im Dunkel des Unterbewussten. So möchte ich uns angeleitet durch die ersten Worte der Heiligen Schrift ein wenig in diese Urerfahrung hineinführen. Ich möchte gleich alles Licht löschen soweit das geht. Bevor ich das aber tue, möchte ich Sie bitten, Ihre Kerze, sowie die Streichhölzer vorzubereiten. Stellen Sie ihre Kerze so vor sich hin, dass Sie sie auch in der Dunkelheit mühelos erreichen. Und öffnen Sie ihre Streichholzschachtel in der Weise, dass sie - trotz Dunkelheit leicht ein oder zwei Streichhölzer entnehmen können, um sie zu entzünden und die Kerze damit anzustecken. Stellen Sie sich aber darauf ein, gleich für einige Zeit im Dunkel zu sein. Einige Gedanken zur Dunkelheit, zur Finsternis sollen durch das fehlende Licht auf diese Weise besser erfahrbar sein. Lassen wir unsere Augen zunächst aber offen. Auch wäre es gut, schon jetzt im Gesangbuch das Lied Nr. 821 aufzuschlagen. Dann können wir nachher entspannt danach greifen und ohne zu suchen, mitsingen. So lösche ich nun das Licht. (Licht aus) (Eventuell Texte durch Mikro in der Sakristei sprechen) Es ist dunkel geworden. Wir sind auch von der wirklichen Tageszeit her umnachtet. Durch das Licht, das durch die großen Kirchenfenster einfällt, ist es nicht total dunkel, aber dennoch merken wir, dass ohne Licht zunächst vieles im Dunkel verschwindet. Vielleicht ist das das Erste und Wichtigste, was Dunkelheit bewirkt: Die Welt, die da ist, - wirklich da ist - verschwindet. Das Dunkel nimmt uns die Sicht auf das, was wirklich da ist. Dunkelheit kann das Dasein der Welt nicht auslöschen! Aber Dunkelheit nimmt uns die Sicht auf das, was da ist. Sie lässt das Dasein scheinbar verschwinden. Es ist, als wäre das, was da ist, nicht mehr da.
Spätestens jetzt aber merken wir: das wenige Licht von außen bewirkt, dass die Augen doch einiges erkennen. Unsere Augen nehmen die kleinste Lichtquelle wahr, und schon sehen wir einiges, was da ist, und bei uns stellt sich ein Bewusstsein ein, wo wir sind und wie sich eine Ordnung bildet. Es ist als entsteht die im Dunkel versunkene Welt langsam wieder neu auch wenn vieles noch nicht sichtbar ist. Vieles ist noch so im Dunkel, dass man es nicht richtig sehen und einordnen kann. Es bleibt undeutlich, selbst wenn es uns bekannt ist. Wir sprechen davon, dass nachts alle Katzen grau sind. Wir spüren in diesem erhellten Dunkel, dass in den ersten Worten der Hl. Schrift etwas fundamental Wichtiges ausgesagt wird: Die Welt hat Gott erschaffen. Aber das allein das Geschaffen sein von Gott, das Dasein als Materie ist wie wüst und wirr, wie ohne Einsicht, wie überflutet, unter Wasser, wie im Unterbewusstsein verschwunden. Die Frage: Wie ist die Welt entstanden? so sagen uns die biblischen Worte, mag eine interessante Frage sein. Ob du antwortest: Gott hat sie geschaffen!, oder: Sie entstand aus einem Urknall! bringt dich letztlich aber nicht aus der Finsternis heraus, die über diesen Antworten liegt. Denn wozu wir da sind, was der Sinn dieses Daseins ist, liegt so lange im Dunkel, solange Gott nicht zum Bewusstsein, zum Licht der Erkenntnis führt. Wissenschaftliche Erkenntnis ist zwar sinnvoll, aber Wissenschaft erklärt nur die Materie, sie schenkt keine Beziehung. Denn ohne Beziehung, verschwindet alles materielle Dasein, verschwindet alle Menschengeschichte letztlich im beziehungslosen Dunkel, bleibt alles Dasein und alles Leben wie von einer Urflut überflutet, so dass es nie ans Licht kommt. Wissenschaft erklärt, aber sie gibt keine Klarheit über den Sinn des Daseins. Schließen wir nun unsere Augen, so dass diese Welt, soweit wir sie nicht fühlen oder hören so zu sagen ganz in der Dunkelheit verschwindet. Finsternis lässt alles verschwinden. Wenn es so einfach wäre, uns Menschen zu erklären: Du bist entstanden und du verschwindest wie alles andere irgendwann auch, wenn es so einfach wäre: warum beruhigt uns diese Antwort dann nicht? Warum schenkt uns diese Erklärung keine beruhigende Klarheit? Oder sind wir mit dieser Antwort zufrieden? Finden wir mit dieser Antwort unseren Frieden? Bleiben wir eine ganze Minute mit dieser Frage im Dunkel dieses Raumes. Eine Minute Stille. Hören wir nun die ersten Worte der Heiligen Schrift, wie wir sie dann auch in der Osternacht hören werden: Lesung aus dem Buch Genesis. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. (Kerze entzünden) Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen:
Erster Tag. -Wort des lebendigen Gottes- Wir alle sind nun eingeladen, unsere Streichhölzer zu nehmen und damit unsere Kerzen zu entzünden. Es werde Licht! Immer wenn wir ein Licht im Dunkel entzünden rufen wir jenen Augenblick aufs Neue hervor: Es werde Licht, so dass alles, was im Dunkel wie verschwunden, wie untergegangen ist hervorkommt und sich mehr und mehr zeige. Aus Chaos was bedeutet: in unermesslicher Finsternis liegende Urmasse aus Chaos werde Kosmos, also: Ordnung, Schmuck. Das Wort: Es werde Licht gibt dem Dasein ein neues Ansehen. Im Grunde bedeutet dieses Wort: Ich will Dich sehen. Ich will Dich anschauen. Ich will Dich beachten. Ich finde Dich ansehnlich. Du bist es wert, gesehen zu werden. Du sollst nicht im Dunkeln liegen, Du sollst hervorkommen: Du sollst im Licht erstrahlen. Das erste Gotteswort: Es werde Licht ist letztlich eine Liebeserklärung an das, was im Licht erstrahlen soll. Darum singen wir GL-Nr.: 821 1+2+3 Es werde Licht. Diese Worte sind mehr als nur: Mach mal das Licht an, damit ich besser sehen kann. Es werde Licht bedeutet: Du sollst durch mein Wort zu Dir kommen, zu Deinem Innersten. Denn Sonne, Mond und Stern die Lichter der Welt werden erst am 4. Tag geschaffen. Die Welt, so wird deutlich, bringt nicht das Licht hervor, durch das man ins rechte Licht gerückt werden kann. Es werde Licht, Das ist das wahre Licht! damit Du zum Ansehen kommst, damit Du in Liebe entstehst, damit Du Dich im Licht der Liebe entwickelst. Ohne dieses Licht der Liebe bleibt alle Welt und jedes Menschenleben in unermesslicher Finsternis. Aber im Licht des Wortes Gottes kommt der Mensch hervor, von dem es heißt: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Das ist der wahre Inhalt der Worte: Es werde Licht. GL-Nr.: 450 (2x) Fasten so wissen wir fasten bedeutet festhalten. Wir halten in dieser Zeit des Festhaltens an Gott und den Menschen fest an Gottes Wort. Fasten/Festhalten ist nicht zuerst verzichten, sondern wie an diesem Abend sich Zeit nehmen, um zu hören: Gott will Dich sehen Gott will Dich ins rechte Licht rücken Gott will Dich aus der Dunkelheit der Welt herausholen, um Dich anzuschauen. Schon das alte Gebet Israels macht deutlich, dass Gott unser Licht und Heil ist. Mit den Worten des Gottesvolkes wollen auch wir beten: GL-Nr. 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil In moderner Form betet Huub Oosterhuis: Ps. 27 Kehrvers Nr. 38,1 Ps. 27 Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Gott, unser Herr, rückt uns ins rechte Licht in das Licht seiner bedingungslosen Liebe. Schöpfung, das Entstehen der Welt, Dasein als Materie, ohne ans Licht zu kommen, wäre Dasein in der Finsternis.
Doch durch das Wort: Es werde Licht! sind wir nicht nur da. Wir sind gewollt. Er will uns sehen. Er will uns anschauen. Er gibt uns Ansehen: und zwar Gott. Nicht irgendwer, sondern Gott. Jeder von uns hat nun vor sich die brennende Kerze. Jeder wird jetzt angestrahlt. Jeder kommt durch dieses Licht ans Licht. Das Gotteswort: Es werde Licht! lässt uns plötzlich erscheinen. Holt uns aus der dunklen Masse heraus und gibt jedem ein individuelles unverwechselbares Gesicht. Ja, wir werden erst zu einer Person, zu einer Persönlichkeit, wenn wir angesehen werden. Es werde Licht! bedeutet: Gott sagt: Ich sehe Dich an. Du stehst in meinem Ansehen. Das erfährt Jesus, als er aus der Urflut des Jordan heraussteigt und Gott sagt: Du bist mein geliebter Sohn. An Dir habe ich Gefallen gefunden. Das ist Taufe: Gott sieht auf uns. Er gibt uns Ansehen. Er hat Gefallen an uns. Er bekleidet uns mit seiner Liebe: Das ist das Taufkleid. Er macht das Leben hell. Er macht uns zu Erleuchteten. Das ist das Licht der Taufkerze. Welch herrliches Wort von Gott: Es werde Licht! Das ist kein Licht anmachen, um Dinge zu sehen. Es ist das Licht, um zu lieben, oder besser: um aus uns Geliebte zu machen aus uns, die wir so zerbrechlich sind, so vergänglich, so unvollkommen und manchmal so lieblos dunkel. LIED: 334, 2 Es werde Licht! bedeutet: Ich, Dein Gott hole Dich heraus aus dem anonymen Dunkel. Ich mache Dich ansehnlich. Ich will, dass Du hervorkommst aus der Tiefe des Unbewussten an das Licht der Erkenntnis: Du bist auf ewig geliebt. Nichts ist wichtiger für die Welt, für die Erde, für den Erdling Mensch, als dieses Licht der Erkenntnis. Es ist die große Gnade: das Geschenk: ICH BIN BEI DIR, das unser Leben erleuchtet. Darum lasst uns beten: Herr unser Gott, Du holst uns heraus aus dem Dunkel der Welt. Du machst unsere Finsternis hell und führst uns ins Weite. Du umgibst uns mit deiner bedingungslosen Liebe, die uns frei macht von der Angst um uns selbst. Du sprichst auch heute noch: Es werde Licht!, damit wir erkennen, dass Du uns anschaust: mit all Deiner Liebe. Wir haben an uns auch den Anteil, der vergeht, der dem Wandel der Zeit unterliegt, der uns daran erinnert, wie schmerzhaft es ist, in Finsternis zu geraten. Doch Dein Wort schenkt uns Licht, um zu erkennen, dass Deine ewige Liebe unsere Lebensgeschichte vor dem Dunkel des Vergehens bewahrt. Lass uns Dein lebenspendendes Wort hören: Es werde Licht! wenn Dunkel unsere Herzen umfängt. Dann werden wir neu aufstehen
und wandeln im Licht Deiner Liebe. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen. LIED: nach der Melodie Amazing Grace: Unglaubliche Gnade, rettend Wort, das mich heut ins Licht erhob. Aus dem Dunkel errettet, nicht verlorn, weil Du in Dein Licht mich stellst. Deine Gnade, o Gott, die mein Herz umfing, löste Ängste, gab Frieden mir. Wie kostbar erschien Dein Gnadenlicht als ich vertraute Dir. Durch viele Gefahren, Sorgen, Müh n und Schlingen bin ich gegang ; Mit der Gnade Licht, das den Weg mir zeigt, ich ins Friedensreich gelang. Du Herr hast mir Gutes zugesagt, Dein Wort gibt Hoffnung mir; Du wirst mein Licht und Anteil sein, so lang ich leb mit Dir. Liebe Schwestern und Brüder, wir haben ein Licht bei uns. Es ist nur ein äußeres Zeichen. Aber es soll uns daran erinnern, dass seit Anbeginn der Welt das Wort über uns steht: Es werde Licht!. Es ist in die Entwicklung unserer Materie, unserer Welt eingesprochen, so wie wir bei der Hl. Messe das Wort in Brot und Wein einsprechen: Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Wer Gott vertraut, ist gewiss, dass dieses Wort Es werde Licht! in allem Geschaffenen gegenwärtig ist. So auch in unseren Körper, so auch in diesem Kerzenlicht. Ich wünsche uns allen, dass wir in dunklen Lebenszeiten das Wort in unserem Herzen hören und Frieden finden. Denn Gott ist unser Vater. Wir, seine Kinder, tragen sein göttliches Leben in uns. Wenn wir daran festhalten wird es eine gute Fastenzeit, eine Zeit des Festhaltens am Licht, das uns erleuchtet hat. Darum beten wir wie Jesus, unser Bruder uns lehrt: VATERUNSER Der Segen Gottes Sein Lichtwort erfülle unsere Herzen und mache uns fest im Glauben, dass Gottes Licht über uns allen aufgeht. Dazu segne und behüte uns der gütige Gott: Der Vater und der + Sohn und der heilige Geist. Amen Schlusslied: 452, 1+2+3 (auf Melodie 961,b aus Anhang-Heft vom Alten Gotteslob)