D. (Luft) T. 5402 Notwendezeiger Geräte-Handbuch (Stand August 1942) Ausgabe Oktober 1942
Der Reichsminister der Luftfahrt Berlin, den 9. Oktober 1942 und Oberbefehlshaber der Luftwaffe Technisches Amt GL/C-E5Nr.51042/42(IC) Hiermit genehmige ich die D.(Luft) T. 5402 Notwendezeiger. Geräte-Handbuch (Stand August 1942). Ausgabe Oktober 1942". Sie tritt mit dem Tage der Herausgabe in Kraft. I.A. Vorwald
5 I. Allgemeines A. Verwendungszweck Der elektrische Notwendezeiger ist ein Notgerät, das dem Flugzeugführer bei Ausfall der vorhandenen Kreiselgeräte (Wendezeiger, Horizont oder Wendehorizont) die Möglichkeit gibt, das Flugzeug beschränkt blindflugtauglich zu halten. Er dient zur Anzeige von Drehungen um die Flugzeug-Hochachse sowie zur Überwachung der Flugzeuglage in der Kurve und bei Querneigungen. B. Wirkungsweise Entsprechend seiner Bestimmung als Notgerät ist der elektrische Notwendezeiger ein kleines, leicht handliches Gerät, das von einer Taschenlampen-Batterie (4 Volt) angetrieben wird, also unabhängig von Bordnetz und Luftversorgungsanlage ist. Der Notwendezeiger enthält ebenso wie der normale Wendezeiger zwei unabhängig voneinander wirkende Teile, das Kreiselsystem und die Querneigungslibelle. Der mit hoher Drehzahl umlaufende Kreisel antwortet auf Drehungen um die Hochachse des Flugzeuges mit Kippbewegungen, die durch geeignete Vorrichtungen zur Anzeige gebracht werden. Die Zeigerausschläge sind ein Maß für die Größe der Drehgeschwindigkeiten. Die Querneigungslibelle verhält sich wie ein Pendel, d. h. die Anzeigekugel stellt sich im Geradeausflug in Richtung der Schwerkraft, im Kurvenflug in das durch Schwerkraft und Kurvenfliehkräfte gegebene Scheinlot. Obwohl das Schaubild des Notwendezeigers kleiner ist als das des normalen Wendezeigers, bleibt die gute Ablesbarkeit und die Übersichtlichkeit gewahrt. Die Anordnung der Wendezeigermarken und der Libelle ist bei beiden Geräten (Wendezeiger und Notwendezeiger) gleich, so daß für den Piloten hinsichtlich der Auswertung der Anzeige keine Umstellung nötig ist.
6 C. Geräte-Kennwerte Gerät: elektrischer Notwendezeiger Hersteller: Dr. Th. Horn Askania Anforderzeichen: Fl 22413-1 22414-1 Betriebsspannung: Leistungsaufnahme: Gewicht: 4 Volt 0,5 Watt 0,5 kg 4 Volt 0,25-0,3 Watt 0,43 kg D. Lieferumfang Hersteller: Dr. Th. Horn Askania Anforderzeichen: Fl 22 413 22414 Notwendezeiger mit Zuleitung (1 m Ig) und Schraubstecker: Fl 22413-1 22414-1 Klemmblech mit Schrauben: Fl 22413-2 22414-2 Batteriekasten ohne Batterie: Fl 22413-3 22414-3 Gesamtgewicht mit Batterie: etwa 0,7 kg 0,7 kg Nicht zum Lieferumfang gehörend: 1 flache Taschenlampenbatterie (Pertrix Nr. 701 Tropenausführung). Abb.1: Notwendezeiger (Anlage)
7 Fl 22413-1 Abb. 2: Notwendezeiger Fl 22414-1 II. Beschreibung A. Notwendezeiger Das Gehäuse aus Leichtmetall ist vorn durch eine Glasscheibe abgeschlossen. Der Anschluß an den Batteriekasten erfolgt durch eine 2-adrige Leitung mit Schraubstecker, der in den Batteriekasten eingeschraubt wird. Der Kreisel ist in einem drehbaren, waagerechten Rahmen gelagert, der in seiner Mittellage durch eine Feder gefesselt wird. Als Antrieb dient ein in den Kreisel eingebauter Gleichstrommotor. Der Anker dieses Motors ist fest mit dem Kreisel verbunden. Die Stromzuführung erfolgt durch Kohlebürsten. Das Magnetfeld ist am Kreiselrahmen angebaut. Im Notwendezeiger Fl 22413-1 ist ein Gleichstrom-Nebenschlußmotor eingebaut. Der Gleichstrommotor des Notwendezeigers Fl 22414-1 hat ein Magnetfeld, das durch einen Dauermagneten erzeugt wird; die Kreiseldrehzahl wird in bestimmten Grenzen durch Fliehkontakte geregelt. Die Ausschläge des Kreiselrahmens, hervorgerufen durch Kippbewegungen des Kreisels beim Drehen um die Flugzeug-Hoch-
8 achse, werden durch Hebel auf den Zeiger übertragen. Zeigerende sowie die Mittelmarke der Skala sind mit Leuchtmasse versehen. Zur Dämpfung der Ausschläge des Kreiselrahmens ist am Rahmen ein Kolben eingebaut, der sich in einem im Gehäuse befestigten Zylinder bewegt. Der Zylinder steht mit der Außenluft durch einen kleinen Luftkanal in Verbindung, dessen Austrittsöffnung mit Hilfe einer Stellschraube (Dämpfungsschraube) mehr oder weniger freigegeben werden kann. Durch die Drosselung der Austrittsöffnung wird der Ausgleich der Luft im Dämpfungszylinder mit der Außenluft verändert und dadurch die Dämpfung der Zeigerausschläge verschieden groß gehalten. B. Klemmblech Der Notwendezeiger ist an einem Klemmblech (Abb. 3) befestigt, das zur Halterung des ganzen Notwendezeigers an dem vorgesehenen Platz dient. Abb. 3: Klemmblech C. Batteriekasten Der Batteriekasten dient zur Aufnahme der Taschenlampenbatterie. Er besitzt einen Schalter zum Ein- und Ausschalten des Notwendezeigers und eine Schraubfassung zum Anschluß der Leitung vom Notwendezeiger.
9 III. Geräteeinbau Der Notwendezeiger muß in Blickrichtung des Flugzeugführers eingebaut werden. Für den Einbau ist ein Platz am Gerätebrett oder einem sonst geeigneten Flugzeugteil vorzubereiten, so daß im Notfall der Notwendezeiger durch das Klemmblech sofort angebaut werden kann. Bei der Auswahl dieses Platzes ist zu beachten: 1) Das Gerät muß in bezug auf die Flugzeug-Querachse genau senkrecht stehen, d. h. die Libellenkugel muß sich genau in Gerätemitte befinden. 2) Die Gehäuselängsachse muß parallel zur Flugzeug-Längsachse liegen. 3) Um eine Kompaßbeeinflussung zu vermeiden, soll das Gerät nicht unter 10 cm Kantenabstand vom Nahkompaß befestigt werden. 4) Im Führerraum ist ein Ablegekasten anzubringen, in dem der Notwendezeiger mit Zubehör während des normalen Fluges untergebracht sein muß. 5) Abmessungen von Notwendezeiger und Zubehör s. Abb. 4 und 5. IV. Bedienung Bei Ausfall der normalen Blindfluggeräte (Wendezeiger, Horizont oder Wendehorizont) wird der Notwendezeiger mit Zubehör aus dem Ablegekasten genommen und mittels der Klemmschelle an der für die Befestigung vorbereiteten Stelle angeklemmt. Vor Befestigung sind die in der Libelle vorhandenen Luftblasen durch Drehen des Wendezeigers zu entfernen. Der Batteriekasten muß mit einer gebrauchsfähigen Taschenlampenbatterie versehen und der Notwendezeiger durch Leitung und Schraubstecker mit dem Batteriekasten verbunden sein. Nach Einlegen des Schalters am Batteriekasten auf Stellung Ein" ist der Notwendezeiger nach einigen zum Anlaufen des
10 * Kreisels erforderlichen Sekunden betriebsklar. Im Betrieb bedarf der Notwendezeiger keiner weiteren Bedienung. Bei niedrigen Temperaturen ist es empfehlenswert, die Batterie vor Kälte zu schützen und den Batteriekasten in der Tasche der Kombination aufzubewahren, um ein Absinken der Betriebsdauer der Batterie zu vermeiden. Die Betriebsdauer des Notwendezeigers beträgt für: 1) Normaltemperatur für Wendezeiger und Batterie (+ 18 ) etwa 2 Std. 2) Wendezeiger und Batterie bei -18 etwa 20 Min. 3) Wendezeiger bei -30, Batterie bei +18 (d. h. Batterie in Kombinationstasche) etwa 2 Std. Diese Werte gelten nur für frische Batterien Pertrix Nr. 701. Für andere Batterien können die Werte geringer sein. V. Wartung Der Notwendezeiger ist vor Feuchtigkeit und Schmutz zu schützen. Die Batterie darf weder Hitze noch Kälte ausgesetzt werden. Sind bei einem Fluge Temperaturen unter 0 im Flugzeug zu erwarten, dann muß, mit Rücksicht auf die Flugsicherheit, vor dem Fluge eine frische Batterie eingesetzt werden. Ist der Notwendezeiger als Notgerät während des Fluges gebraucht worden, dann ist die Batterie auszuwechseln. Die Kohlebürsten haben eine Lebensdauer von etwa 1000 Stunden. VI. Prüfung A. Auf dem Prüfstand Die Uberprüfung der vorgeschriebenen Anzeigewerte erfolgt auf dem Prüfstand für Kreiselgeräte (Zeigerbreite bei 1/3Umdr./Min. und 4 Volt Batteriespannung). J
11 B. Vor dem Fluge Prüfung erfolgt auf richtiges Arbeiten des Wendezeigers. C. Einstellen der Dämpfung Die Einstellung erfolgt durch Verdrehen der Dämpfungsschraube. Diese wird zugänglich bei dem Notwendezeiger Fl 22413-1 nach Lösen der im Gehäuse angebrachten Verschlußschraube, * Fl 22414-1 nach Abziehen des Gehäuses. VII. Instandsetzung wird nachgeliefert. www.cockpitinstrumente.de
12 Abb. 4: Abmessungen des Notwendezeigers Fl 22413
13 Abb. 5: Abmessungen des Notwendezeigers Fl 22414 Satz und Druck der Offizin Haag-Drugulin in Leipzig