Membrantechnik in der Wasseraufbereitung

Ähnliche Dokumente
Stand der Membrantechnik in der Trinkwasseraufbereitung in Deutschland

Membrantechnik MF UF NF - RO

Wasseraufbereitung mittels Membrantechnik

Trinkwasser aus Abwasser: Was beim Recycling mit Umkehrosmose alles zu beachten ist

Innovatives Verfahren zur Sicherstellung des hygienegerechten Betriebes einer TRWI

Keramische Membrantechnologie Effizienz für Wasserreinigung und Wertstoffrückgewinnung

Merkblatt Nr. 1.6/2 Stand: September 2013

Jan Peter Kiel Inhaber der FLUIDTEC

Ultrafiltration als Membranfiltration

Kurs Membrantechnik II Nanofiltration und Umkehrosmose zur Trinkwasseraufbereitung

Kurzfassung des Abschlussberichtes. Dieses Projekt wurde durch den Innovationsfond Klima- und Wasserschutz der badenova gefördert.

DVGW W 236 (A) Entwurf Einspruchsfrist

3 THEORETISCHE GRUNDLAGEN

Kurs Membrantechnik I Ultra- und Mikrofiltration zur Trinkwasseraufbereitung für Praktiker

figawa-arbeitskreis Ultrafiltration in der Kreislaufaufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser

Technische Regel Arbeitsblatt DVGW W (A) Oktober 2013

Trinkwasser-Aufbereitung

Notversorgungsanlage. Trinkwasser in Krisensituationen


in der Trinkwasseraufbereitung Leistung und Grenzen

Nanomembrane: Einsatz neuer nanoporöser keramischer Membranen zur Wasser- und. F. Aguilar, U. Kätzel, S. Zeidler, Merck KGaA

Unser Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Umwelt. Abwasser-Aufbereitungsanlagen für LKW- und PKW-Waschanlagen.

Entfernung polarer Spurenstoffe aus einem gering mineralisierten Wasser durch Einsatz der Membrantechnik

Aufbereitung von Spülabwässern aus Anlagen zur Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser

Membran-Lösungen für die Aufbereitung von Deponiesickerwasser

Überblick über mögliche Sanierungsverfahren für PFC-belastete Wässer. Kathrin Schmidt, Andreas Tiehm (TZW)

Allgemeine Verfahrensanweisung zur Membranreinigung

Innovative Membran Bio Reaktoren für die Abwasserbehandlung. Dirk Ruppert Head of Global Sales, GWP Day Konya

Informationsveranstaltung Sicherung der Trinkwasserqualität Aufbereitungsverfahren: Membranfiltration. Meschede, Stefan Panglisch

61 Daltons Atommodell in Klasse 8 LI-06. Versuche zum Teilchensieben :

Stadtwerke Pforzheim. Ultrafiltrations- und Niederdruckumkehrosmoseanlage Wasserwerk Friedrichsberg

Kalk und Kalkschutz. Nach dem Waschmittelgesetz wird Trinkwasser in verschiedene Härtebereiche eingeteilt.

Aqualight Super 1000L/Tag Umkehrosmose Anlage

GETRÄNKE-/LEBENSMITTELINDUSTRIE. Wassermanagement in der Getränke- und Lebensmittelindustrie

Transform Gewinnen Sie das Wasser, dass Sie brauchen aus dem Abwasser, dass Sie haben. VGSEP

Dr. Ruben-Laurids Lange Emschergenossenschaft. Weitergehende Elimination von Pharmazeutika mit kombinierten Membranprozessen

Pflege von kleinen und mittleren Teilereinigungsbädern. Dipl.-Ing. Martin Zimmermann

Trinkwasserenthärtung

Trinkwasserbereitstellung durch Membranfiltration für kleine Menschenansammlungen in Katastrophenfällen

Überblick über Wasserbehandlungsmethoden zur Vermeidung von Kalkablagerung im Plattenwärmetauscher

Einfluss organischer Substanz auf die Leistung von Membranen

Mehr als reines Wasser Membrantechnik

Kurs Membrantechnik II Nanofiltration und Umkehrosmose zur Trinkwasseraufbereitung

Warum zentrale Enthärtung?

Abwasserbehandlung/-aufbereitung Filtrationstechnologie

Wirtschaftlicher Rückhalt von Mikroschadstoffen, Pathogenen und Mikroplastik Potentiale der Membrantechnik in der Abwasserbehandlung

Eigenwasserversorgung. Wasser ist Zukunft. Systeme und Lösungen für beste Wasserqualität

Entfettungsbadpflege mit Membranfiltration

Cero Agua Wasser- Wiederverwendung in der Molkerei

Die österreichische Grüne Bioraffinerie

Inhalt. Vorwort. Herausforderungen. Seite 02. Wasser und seine Bestandteile. Seite 06. Seite 13. Entstehung von Kalk. Seite 15

Rein- u. Reinstwasseranlagen für die vollautomatische Aufbereitung. Osmose und Ionentauscher. Heraeus Quarzglas GmbH, Bitterfeld

Klein aber oho. Quelle/Publication: Farbe und Lack Ausgabe/Issue: 10/2010 Seite/Page: 1

INNOCHEM. INNOCHEM Wasser GmbH Westerburger Weg 18 D Wardenburg Tel. +49 (0) Fax: +49 (0)

Wasser. Wasserversorgung in der Region Herborn

Übersicht über Aufbereitungsverfahren in der Trinkwasseraufbereitung

LANXESS Verfahren zur Aufbereitung von Wasser

THE ART TO CLEAR SOLUTIONS

Inhalt 4. Wasserqualität

Pressemitteilung. Reinstwasseranlage geht in Betrieb. Januar Hager + Elsässer realisiert Prestigeprojekt für russischen Halbleiterproduzenten

sichern zunehmend die Trinkwasserqualität

ROLLE VON SPURENSTOFFEN IN DER TRINKWASSERVERSORGUNG - ZUKUNFT UND WIRKLICHKEIT. 2. Spurenstoffkongress BW, 14. Juni 2016 Dr.

PURELAB Chorus. Lösungen für Typ II Destillen-Ersatz und Typ III Primärgrad-Wasser

Stand der technischen Regeln bei mobilen Trinkwasseranlagen

CarboMembran. Projektmotivation. Projektrahmendaten. März 2012

Viren im Trinkwasser, ein Problem?

MULTI-ReUse Modulare Aufbereitung und Monitoring in der Abwasser-Wiederverwendung

Wasserenthärtungsmethoden

Produkte und Technologien zur Trinkwasser-Aufbereitung

VON PROFI ZU PROFI Das Informationsportal der Gastronomiebranche

AQUADYN Ultrafiltrationsmodule Für die Wasseraufbereitung

Wasser ist unser Element.

Ökonomische und ökologische Bewertung von zwei Gärrestaufbereitungssystemen. Ein Überblick. Ralf Block

Wir bieten Lösungen für Ihren Erfolg. Prozess- u. Abwasseraufbereitung - Water-Reuse

Ökonomische und ökologische Bewertung von zwei Gärresteaufbereitungssystemen

Technische Möglichkeiten und Kosten der Aufbereitung und Hygienisierung von Oberflächenwasser für die Bewässerung

Arzneistoffüberwachung im Roh- und Trinkwasser

Sauberes Wasser für die Welt. Innovative Technologie vom Spezialisten für Ultrafiltration

Grüne Bioraffinerie Oberösterreich

Wasser. Der pure Genuss. Trinkwasserveredelung mit ROWA Wasseraufbereitung

AQUADYN Ultrafiltrationsmodule Für die Wasseraufbereitung

Antwort 31 Die Fließgeschwindigkeit des Abwassers wird vermindert. Frage 31 Wodurch erreicht man im Sandfang, dass sich der Sand absetzt?

Kurs Membrantechnik I Ultra- und Mikrofiltration zur Trinkwasseraufbereitung für Praktiker

Neue Wege bei der Generierung von Pharmawasser

Filtrierung von Trübstoffen im Wasser

Inhaltsverzeichnis 1 Membranprozesse - Triebkräfte und Transportwiderstände Membranen Strukturen, Werkstoffe und Herstellung...

ZENTRALE TEILENTHÄRTUNG DES TRINKWASSERS ZAISENHAUSEN. Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Dr.-Ing. Sebastian Hesse ( )

Gegenüberstellung Reversosmose, Filteranlagen, UV-Desinfektion zum Oxidationsreaktor NIQ-Reihe (Helion 45)

D I P L O M A R B E I T

Membrantechnik. Daniel Bomze Paul Gauss Paul Kautny Inhaltsverzeichnis. 1. Aufgabenstellung Theoretische Grundlagen...

Hybride Wasserreingung mit nano-optimierten Aufbereitungsverfahren

ENTFERNUNG VON ORGANISCHEN SPURENSTOFFEN AUFBEREITUNGSTECHNIKEN - MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN

Veröffentlichungen aus dem Technologiezentrum Wasser Band 50 Innovation und Praxisforschung für das Wasserfach TZW-Kolloquium am

Technische Regel Arbeitsblatt DVGW W 239 (A) März 2011

ClearWater-Bayern. ClearWaterProtect. (Einfach Sauberes Wasser) Dauerhafter Schutz gegen Mikrobiologische Belastungen in Ihrem Trinkwasser!

THE ART TO CLEAR SOLUTIONS

Polymermembranen. Sebastian Brehm,

Stofftrennung mit Membranen ein Nischenverfahren?


Transkript:

Membrantechnik in der Wasseraufbereitung DVGW Technologie-Report Nr. 3/08 Die Membrantechnologie gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Trinkwasseraufbereitung. Gestiegene hygienische Anforderungen erfordern in vielen Fällen eine filtrative Entfernung von Mikroorganismen aus dem Wasser. Hauptvorteile der Membrantechnologie sind die gute Energiebilanz und die nahezu vollständige Entfernung der Trübstoffe aus dem Rohwasser, unabhängig von dessen Trübstoffgehalt. Die Zugabe von Chemikalien ist in der Regel nicht nötig, da auch pathogene Keime und Viren zurückgehalten werden. Daneben können Membranen auch zur Entsalzung und Enthärtung von Trinkwasser eingesetzt werden. Der DVGW fördert mehrere Forschungsprojekte des Technologiezentrums Wasser (TZW) zur Ermittlung der Betriebseigenschaften und Anwendungsfelder von Membranfilterverfahren, insbesondere der Ultra- und der Nanofiltration. Membranen kommen in der Wasseraufbereitung im Wesentlichen für zwei Aufgabenbereiche zum Einsatz: die Mikro- und Ultrafiltration wird für die Partikelentfernung verwendet, zur Enthärtung und Entsalzung von Grundwässern werden immer häufiger Nanofiltrations- und Umkehrosmoseverfahren eingesetzt. Für diese Anwendung liegen inzwischen Praxiserfahrungen aus dem Betrieb mehrerer Anlagen vor. Aktuell wird im Rahmen eines DVGW-Forschungsprojektes eine Bestandsaufnahme zu den derzeit betriebenen Anlagen erstellt. Dabei werden auch die Entscheidungskriterien für den Einsatz verschiedener Membransysteme festgelegt. Membranfilterverfahren, Druckbereiche und Porengrößen, Quelle: TZW

Neue Einsatzmöglichkeiten für Keramik Membranen zur Wasserfiltration unterscheiden sich hinsichtlich der Porengröße. Je kleiner die Poren sind, umso größer muss die angelegte Druckdifferenz sein, um das Wasser durch die Membran zu pressen. Membranen für die Mikrofiltration (MF) bestehen aus organischem Material oder Keramik. Keramische Membran-Materialien sind robust, hoch temperaturbeständig und können in einem weiten ph-bereich eingesetzt werden. Nachteile von Keramikmembranen sind die Sprödigkeit des Materials und die höheren Kosten. Bisher setzte man keramische Materialien bis zu Porengrößen von 0,1 μm ein. Viren und Pestizide, die kleiner als 0,1 μm sind, werden vor allem mit Ultrafiltrationsmodulen (UF) abgeschieden. Mit zusätzlich aufgebrachten Trennschichten aus Titan- oder Zirkoniumdioxid können neuerdings jedoch auch Keramikmembranen für diese Zwecke verwendet werden. Nanofiltrationsanlage, Quelle: Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Mühlbach, Bad Rappenau Bei der Abscheidung noch kleinerer Partikel, wie beispielsweise bei der Enthärtung und Entsalzung, kommen Nanofiltration (NF) oder Umkehrosmose (UO) zum Einsatz. Diese Membranen sind keine porösen Materialien mit definierter Porenweite, sondern homogene Polymerschichten, die aufgrund ihrer Struktur bestimmte Inhaltsstoffe zurückhalten. Nanofiltration oder Umkehrosmose Eine strenge Abgrenzung zwischen NF und UO ist nicht möglich. Zwischen vergleichsweise dichteren NF-Membranen und offenen UO-Membranen (Niederdruckumkehrosmose) besteht ein fließender Übergang. Die Wahl der geeigneten Membran für ein bestimmtes Anwendungsgebiet hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung ab. Entscheidungskriterium ist das Rückhaltevermögen der Membran für den zu entfernenden Wasserinhaltsstoff. Zur Entfernung von zweiwertigen Ionen (z. B. Härtebildner und Sulfat) werden meist NF-Membranen eingesetzt, die für einwertige Ionen ein geringeres Rückhaltevermögen aufweisen.

Solche Membranen weisen im Allgemeinen auch ein gutes Rückhaltevermögen für Huminstoffe auf. Zur Entfernung niedermolekularer gelöster organischer Wasserinhaltsstoffe sowie einwertiger Ionen sind eher UO-Membranen einzusetzen. Der Nachweis von Spurenstoffen in Grundwässern und Uferfiltraten und die Entwicklung geeigneter Verfahren zu deren Entfernung sind wichtige Themen für die Trinkwasserbereitstellung. Aktuelle Forschungen befassen sich mit verschiedenen Membranverfahren in Bezug auf ihre Einsatzmöglichkeiten für diese Aufgabenstellung. Der Wirkungsgrad der Membranen beim Spurenstoffrückhalt ist abhängig vom eingesetzten Membrantyp und den Eigenschaften der Spurenstoffe. Für viele organische Spurenstoffe wird mit entsprechenden NF/UO-Membranen ein weitgehender Rückhalt erreicht. NF/UO-Membranen entfernen allerdings Einzelstoffe nicht selektiv, sondern prinzipiell alle Stoffe, die größer als die jeweilige Trenngrenze der Membran sind. Die Entfernung von Spurenstoffen ist daher immer auch mit einer Enthärtung und Entsalzung verbunden. Da das Permeat aus der Umkehrosmose praktisch frei von Mineralstoffen ist, muss es, um die Anforderungen der Trinkwasserverordnung zu erfüllen, stets nachbehandelt werden. Unter Umständen ist auch eine Vorbehandlung des Rohwassers durch weitere aufbereitungstechnische Maßnahmen erforderlich. Fouling beherrschen Probleme bei der Trinkwasseraufbereitung durch Membranfilterverfahren entstehen oft durch das sogenannte Fouling. Hierbei lagern sich Stoffe aus dem Rohwasser auf der Membranoberfläche und in den Membranporen ab. Durch diese Ablagerungen sinkt die Durchlässigkeit der Membran. Als Resultat erhöht sich der Druck, der für die Filtration aufgebracht werden muss, was sich auf die Energiekosten und den Spülwasserbedarf negativ auswirkt. Umkehrosmose-Anlage, Quelle: Stadtwerke Bad Dürkheim Ein weiteres Projekt des TZW, dessen Abschluss Ende 2008 vorgesehen ist, untersucht die Möglichkeiten zur Beherrschung des Foulings bei der Trinkwasseraufbereitung. Erste Ergebnisse zeigen, dass besonders organische Partikel die Permeabilität beeinflussen. Kleinere Partikel (25 nm) wirken sich dabei stärker negativ aus als größere Partikel (100-200 nm).

Probleme durch Krustenbildung Neben dem Fouling kann, insbesondere bei NF- und UO-Verfahren, auch das sog. Scaling einen Rückgang der Permeabilität verursachen. Scaling entsteht durch eine Krustenbildung auf der Membran, die durch das Überschreiten der Sättigungskonzentration eines bestimmten Stoffs verursacht wird. Üblicherweise wird zur Beherrschung von Scaling eine Konditionierung des Rohwassers durch Zugabe bestimmter Wirkstoffe, sog. Antiscalants, vorgenommen. Hierfür werden in vielen Anlagen phosphathaltige Polymerlösungen und neuerdings auch Polycarboxylate eingesetzt. Zugelassen sind nur die in der Trinkwasserverordnung 11 gelisteten Aufbereitungsstoffe. Die verwendeten Substanzen reichern sich bei der Filtration mit den von den UO- oder NF-Membranen zurückgehaltenen Wasserinhaltsstoffen im Konzentrat an. Dieser Teilstrom in Höhe von ca. 20 Prozent der Zulaufwassermenge muss abgeleitet werden. Im günstigsten Fall erfolgt dies in einen Vorfluter, wobei die jeweils gültigen behördlichen Vorgaben zu beachten sind. An der Konzentratableitung scheitert die Umsetzung der Membranfiltration in der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Deutschland jedoch häufig. Unter Umständen ist eine separate Behandlung des Konzentrates vor dessen Ableitung erforderlich. Hierzu besteht noch Forschungsbedarf. Weiterführende Informationen: Membranfiltrationsverfahren beruhen auf mechanisch-physikalischen Wirkmechanismen. Die Membran besteht aus einem feinporigen Material, das alle Wasserinhaltsstoffe oberhalb einer bestimmten Größe zurückhält und kleinere Teilchen ungehindert und ohne Beeinträchtigung durchlässt. Der Membranaufbau ist je nach Einsatzgebiet unterschiedlich. Membranen werden als flache, gewickelte oder rohrförmige Elemente hergestellt und in unterschiedliche Modularten integriert. Sie können nach ihrer Struktur, nach dem Material oder ihrer Form eingeteilt werden: