Juden in Leipzig und Sachsen. Modulare Unterrichtsangebote. Jüdische Feste und ihre Bedeutung für Kinder. (Modul für die Klassenstufen 5/6)

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Transkript:

Juden in Leipzig und Sachsen Modulare Unterrichtsangebote Modul Jüdische Feste und ihre Bedeutung für Kinder (Modul für die Klassenstufen 5/6)

JUDEN IN LEIPZIG UND SACHSEN MODULARE UNTERRICHTSANGEBOTE Modul JÜDISCHE FESTE UND IHRE BEDEUTUNG FÜR KINDER Inhalt Darstellungstext und Quellen 3 Fotos 6 Aufgaben 11 Arbeitsblatt 12 Vorschlag zur Stundengestaltung 13 Löungen zu den Aufgaben 14 Lösungen zum Arbeitsblatt 16 Lehrplanbezug Mittelschule: sächsischer Lehrplan, Fach Ethik, Klassenstufe 6 sächsischer Lehrplan, Fach Katholische Religion, Klassenstufe 5 Gymnasium: sächsischer Lehrplan, Fach Ethik, Klassenstufe 6 Kontakt: Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig Löhrstraße 10, 04105 Leipzig www.carlebach-stiftung-leipzig.de Förderer des Gesamtprojekts: Leo Baeck Programm der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Landesprogramm Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz LeipzigStiftung GESELLSCHAFT DER FREUNDE der Ephraim Carlebach Stiftung e.v. Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig 2016 Projektleitung: Dr. Kerstin Plowinski Redaktion: Lina Bosbach, Dirk Haupt, Dr. Kerstin Plowinski Autorin: Lina Bosbach Photographien: Silvia Hauptmann Satz und Gestaltung: grafikdesign JBWolff Alle Rechte vorbehalten!

Juden in Leipzig und Sachsen JÜDISCHE FESTE UND IHRE BEDEUTUNG FÜR KINDER In der jüdischen Religion gibt es besondere Festtage. Kennst du schon ein paar davon? Auf den Fotos siehst du Kinder der jüdischen Gemeinde in Leipzig bei Festtagen. OKTOBER SEPTEMBER TISCHRI NOVEMBER CHESCHWAN KISLEW DEZEMBER TEWET 23. Simchat Tora (Torafreudenfest) 15.-22. Sukkot (Laubhüttenfest) 10. Jom Kippur (Versöhnungstag) 1.-2. Rosch ha-schana (Jahresbeginn) JANUAR 25.-30. Chanukka (Lichterfest) SCHWAT 14. Purim (Losfest) 15.-22. Pessach (Freiheitsfest) FEBRUAR ADAR NISSAN MÄRZ M1 Monate und Feste des jüdischen Kalenders. Im äußeren Kreis stehen die Monate des christlichen Kalenders, im kleineren Kreis stehen die Monate des jüdischen Kalenders. ELUL AUGUST AW JULI 6.-7. Schawuot (Wochenfest) TAMMUS JUNI SIWAN IJAR MAI APRIL JBWOLFF Das jüdische Jahr Die meisten jüdischen Feste haben einen Bezug zur Geschichte des jüdischen Volkes. Einige dieser Feste sind schon in der Bibel erwähnt. Sie erinnern an besondere Ereignisse oder an die Rettung aus großer Gefahr. Die Familie ist bei den meisten Festen besonders wichtig: Oft wird zusammen gegessen, geredet und gelacht. Kommt dir das bekannt vor? 3

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Rosch ha-schana Das bedeutet der Kopf des Jahres und ist das jüdische Neujahrsfest. Es wird im Herbst gefeiert, denn dann beginnt das jüdische neue Jahr. Die Menschen wünschen sich gegenseitig ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr und süß soll es sein. Deshalb taucht man an Neujahr ein Stückchen Apfel in Honig. Man hofft, dass das neue Jahr so süß wird wie dieser Apfel mit Honig. Auch andere süße Speisen werden gegessen, zum Beispiel Honigkuchen. In den ersten Tagen des neuen Jahrs schaut man zurück auf das vergangene Jahr und begleicht alle Rechnungen. Das ist auch symbolisch gemeint: Man erledigt alles, was im vergangenen Jahr noch nicht geklärt wurde. Beim Morgengebet an Rosch ha-schana wird ein Schofar-Horn geblasen. Das ist ein Instrument aus Widderhorn. Die Tonfolgen haben eine bestimmte Bedeutung. Drei kurze Töne bedeuten zum Beispiel Gott erbarme dich, ein ganz langer Ton bedeutet der Herr kommt wieder. Jom Kippur Das ist das Versöhnungsfest. Es ist das heiligste Fest im Judentum und findet zehn Tage nach Rosh ha-schana statt. An diesem Tag fastet man, denkt über seine Fehler nach und bittet Gott um Verzeihung. Vor diesem Tag soll man sich außerdem mit allen Menschen versöhnen, mit denen es Streit gab und auch alle Rechnungen sollen nun bezahlt sein. Die Erwachsenen beten an diesem Tag in der Synagoge. Auch zu Jom Kippur wird das Schofar-Horn geblasen Sukkot Sukkot heißt Laubhütten. Dieses Fest wird im Herbst gefeiert und dauert sieben Tage. Es erinnert an die Wanderung der Juden durch die Wüste, als sie von Ägypten ins Gelobte Land zogen und immer im Freien übernachteten. Sie hatten ihren Besitz verloren und vertrauten nur auf Gott. Deshalb baut man sich für Sukkot eine Hütte aus Ästen, Blättern und Stoff unter freiem Himmel, zum Beispiel im Hof oder auf dem Balkon. In der Laubhütte feiern Verwandte und Freunde zusammen: Sie essen, lachen und lesen religiöse Texte. Wenn es warm genug ist, kann man auch in der Laubhütte schlafen. Im Sukkot-Gottesdienst werden Sträuße in die Synagoge getragen. Die Sträuße bestehen aus einem Palmzweig, drei Myrtenzweigen und zwei Bachweidenzweigen sowie einem Etrog, einer Art Zitrone. Während des Gebets werden die Sträuße in sechs Richtungen gewendet: zuerst nach Osten, dann nach Süden, nach Westen, nach Norden, nach oben und schließlich nach unten. Am letzten Tag von Sukkot wird extra für eine gute Ernte gebetet. Chanukka Dieses Fest wird auch Lichterfest genannt. Es findet im Winter statt, etwa Anfang Dezember nach dem christlichen Kalender. Das Fest dauert acht Tage. Chanukka bedeutet Weihung. Das Fest erinnert an die Wiedereinweihung des jüdischen Tempels in Jerusalem vor über 2000 Jahren und an ein kleines Wunder: Der Tempel war vorher zerstört worden, und es gab fast kein Öl mehr für die Lichter im Tempel. Es war aber wichtig, dass immer Lichter brennen. Das restliche Öl reichte nur für einen einzigen Tag, die Herstellung neuen Öls dauerte aber immer acht Tage. Durch das Wunder von Chanukka brannten die Lichter mit dem kleinen Rest Öl aber acht Tage lang so lange, bis das neue Öl fertig war. Deshalb gibt es für Chanukka einen besonderen Leuchter mit acht Kerzen. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle Kerzen brennen. Die Kerzen werden abends angezündet, wenn es dunkel ist, in der Synagoge und zu Hause. Anschließend werden Chanukkalieder gesungen, und die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten. 4

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Purim Dieses Fest erinnert daran, wie eine kluge Frau namens Esther die persischen Juden rettete. Ein böser, mächtiger Mann, Haman, wollte nämlich alle Juden töten. Esther berichtete dem König von Hamans Plänen und erhielt seine Hilfe. Purim ist ein fröhliches Fest: Die Kinder verkleiden sich und gehen mit ihren Eltern in die Synagoge. Dort wird die Geschichte von Esther aus der Tora vorgelesen. Immer, wenn der Name Haman erwähnt wird, machen die Kinder, um diesen zu übertönen, möglichst viel Krach mit ihren Rasseln, die sie nur an diesem Tag mit in die Synagoge bringen. Tagsüber fasten viele Juden, abends gibt es dann ein Festessen. Vor allem gibt es süße gefüllte Teigtaschen. Pessach Das Pessachfest erinnert an die Befreiung der Israeliten aus der Unterdrückung in Ägypten. Pessach heißt Vorüberschreiten. Das Fest dauert eine Woche. In dieser Zeit wird nur ungesäuertes Brot gegessen, das heißt eine Art dünne Cracker. Normales Brot enthält Hefe, Sauerteig oder Backpulver und darf deshalb nicht gegessen werden. Das soll daran erinnern, dass bei der Flucht aus Ägypten die Zeit fehlte, Teig vorzubereiten. Das Haus wird gründlich geputzt, damit kein Krümel Brot mehr darin ist. Am ersten Abend des Pessachfestes wird ein Familiengottesdienst nach einer bestimmten Reihenfolge gefeiert. Dieser Gottesdienst heißt Seder, hebräisch für Ordnung. An diesem Abend ist der Tisch sehr festlich gedeckt, und es gibt bestimmte Speisen, die an die Jahre in der Wüste erinnern sollen: Eine bittere Kräuterpaste steht zum Beispiel für die während der Knechtschaft erlittenen Qualen. Es gibt aber auch Fleisch, Brot und Süßigkeiten. Einer der Feiernden liest die Geschichte vom Auszug aus Ägypten vor. Im Laufe der Erzählung stellt das jüngste Kind vier Fragen, warum an diesem Abend alles anders ist als sonst. Mit der Geschichte werden die Fragen des Kindes beantwortet. Schawuot Das ist das Wochenfest. Es wird sieben Wochen nach Pessach gefeiert und dauert acht Tage. Das Fest erinnert daran, dass Moses am Berg Sinai die Zehn Gebote erhielt. Die Synagoge wird geschmückt, denn sie steht an diesem Tag für den Berg Sinai. Viele fromme Juden studieren die ganze Nacht lang gemeinsam die Tora. Bei vielen Familien gibt es weiches Gebäck zu essen, Pfannkuchen oder Käsekuchen. Manchmal werden diese Speisen wie Gesetzestafeln geformt. Schawuot ist auch ein Erntedankfest. Die Wohnungen werden mit bunten Bändern und Blumen geschmückt. 5

M2 Der Leipziger Rabbiner Zsolt Balla zu Besuch in der jüdischen Kindergartengruppe. Zur Vorbereitung auf Rosch ha-schana führt er den Kindern das Schofar-Horn vor. S I LV I A H A U P T M A N N

M3 Gottesdienst an Sukkot in der Leipziger Synagoge. Ein Betender hält einen Feststrauß in der Hand. Sein Kopf ist mit dem Gebetsschal bedeckt. S I LV I A H A U P T M A N N

M4 Kinder führen bei der Chanukka-Feier im jüdischen Gemeindezentrum Ariowitsch-Haus in Leipzig einen Tanz auf. Im Hintergrund ist der Chanukka-Leuchter zu sehen. S I LV I A H A U P T M A N N

M5 Verkleidete Kinder bei einer Purim-Feier in der Leipziger Synagoge S I LV I A H A U P T M A N N

M6 Kinder singen bei einer Pessach-Feier in Leipzig ein Lied vor. S I LV I A H A U P T M A N N

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Aufgaben 1 Erstelle eine Tabelle mit vier Spalten zu den Festen. Notiere die Namen der Feste, ihre Bedeutung, woran sie erinnern und welche Besonderheiten es gibt. Tipp: Bei manchen Festen kannst du nicht alle Felder ausfüllen. 2 Ergänze die Tabelle aus Aufgabe 1 mit einem Fest, das in deiner Familie gefeiert wird. Nenne die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede. 3 Beschreibe die fünf Fotos M2 M6. Kannst du Hinweise auf den Bildern finden, welches Fest gefeiert wird? 4 Beurteile, was du von dem Brauch hältst, in den ersten Tagen des neuen Jahres alle Rechnungen zu bezahlen und sich mit allen zu versöhnen, mit denen man im vergangenen Jahr Streit hatte. 5 Gestaltet ein Infoplakat zu einem Fest: - Bildet Gruppen und wählt ein jüdisches Fest aus. - Recherchiert in der Schulbibliothek oder im Internet weiter zu dem Fest. - Sammelt weitere Bilder oder zeichnet sie selbst. - Gestaltet das Infoplakat zu dem Fest mit den wichtigsten Informationen und aussagekräftigen Bildern. 6 Verfasse einen Zeitungsbericht über eines der Feste. Das Fest kannst du frei wählen. Schreibe so, als seist du bei dem Fest dabei gewesen. Beschreibe, wer da ist und was getan wird. Nutze viele Adjektive. 7 In welchen Jahreszeiten werden die Feste gefeiert? Nutze M1. 11

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Arbeitsblatt: Fest gesucht Ordne die Feste den Merkmalen zu. Schreibe dazu das Fest in den Kasten. Achtung: Du kannst alle Feste zweimal eintragen. Purim Sukkot Schawuot Pessach Jom Kippur Rosch ha-schana Chanukka Acht Tage lang wird jeden Tag eine neue Kerze angezündet, bis acht Kerzen leuchten. Das jüngste Kind stellt vier Fragen. Man isst Apfel mit Honig, damit das neue Jahr süß wird. Es bedeutet Wochenfest. Die Kinder bekommen Geschenke. Das Fest erinnert an die Rettung der Juden durch eine kluge Frau. Man feiert in einer selbstgebauten Hütte im Freien. Es erinnert an die Übergabe der Zehn Gebote. Das Fest erinnert daran, dass die Israeliten bei der Wanderung durch die Wüste im Freien schliefen. Neujahrsfest Man bittet Gott um Vergebung. Es darf eine Woche lang kein gesäuertes Brot geben. Versöhnungsfest Die Kinder dürfen in der Synagoge Krach machen. 12

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Vorschlag zur Stundengestaltung SCHWERPUNKT Die jüdischen Jahresfeste erinnern an wichtige Ereignisse der jüdischen Geschichte. Sie werden mit vielen Symbolen und typischen Speisen gefeiert. Einstieg Alternative 1: Die Schülerinnen und Schüler lesen den Vorspann und nennen jüdische Feste, die sie kennen. Alternative 2: Die Schülerinnen und Schüler nennen Feste, die sie aus ihrem Kulturkreis kennen. Sie berichten kurz, wie sie gefeiert werden. Erarbeitung 1 In der Klasse lesen verschiedene Schülerinnen und Schüler die Texte nacheinander vor. Anschließend lösen sie Aufgabe 1 und 2 in Einzelarbeit. Sicherung 1 Die Ergebnisse werden zusammengetragen und von der Lehrkraft auf einer Folie oder an der Tafel notiert. Erarbeitung 2 Die Lehrkraft projiziert die Fotos M2-M6 nacheinander an die Wand. Im gemeinsamen Unterrichtsgespräch bearbeiten die Lernenden Aufgabe 3. Erarbeitung 3/Sicherung 2 Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten Aufgabe 5 in Gruppen. Sie sollten genügend Zeit erhalten, ihre Plakate in der Klasse zu präsentieren. Eventuell könnten die Plakate auch in der Schule aufgehängt werden. Erarbeitung 3 Aufgabe 6 wird in Einzelarbeit bearbeitet. Diese Aufgabe eignet sich als Hausaufgabe. Differenzierung Stärkere Schülerinnen und Schüler erarbeiten ein Plakat zu einem weiteren Fest. Aufgabe 1 verlangt eine konzentrierte stille Textarbeit. Alternativ bearbeiten die Schülerinnen und Schüler das Arbeitsblatt Fest gesucht. Lehrplanbezug 1) Mittelschule: sächsischer Lehrplan, Fach Ethik, Klassenstufe 6, Lernbereich 2: Judentum Lerninhalt u. a.: Einblick gewinnen in die jüdische Lebensweise und deren Rituale sächsischer Lehrplan, Fach Katholische Religion, Klassenstufe 5, Lernbereich 3: Menschen suchen Gott Lerninhalt u. a.: Kennen ausgewählter Aspekte der Religion des Judentums; Bedeutung des Sabbat 2) Gymnasium: sächsischer Lehrplan, Fach Ethik, Klassenstufe 6, Lernbereich 2: Judentum Lerninhalt u. a.: Kennen ausgewählter Riten, Symbole und Traditionen des Judentums 13

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Lösungen zu den Aufgaben (1) 1 Name Bedeutung erinnert an Besonderheit Rosch ha-schana Neujahrsfest Äpfel mit Honig für ein süßes neues Jahr Jom Kippur Versöhnungsfest Versöhnung mit allen; Bitte um Verzeihung vor Gott Sukkot Laubhüttenfest Auszug aus Feier in selbst gebauten Hütten Ägypten im Freien Chanukka Lichterfest Einweihung acht Tage, jeden Tag wird eine des Tempels, Kerze mehr angezündet; Wunder Geschenke Purim Rettung der Juden Verkleidung, Rasseln in der durch Esther Synagoge Pessach Vorüberschreiten Auszug aus kein gesäuertes Brot; Kind stellt Ägypten Fragen Schawuot Wochenfest Übergabe der Synagoge und Wohnungen Zehn Gebote; geschmückt Erntedankfest 2 individuelle Lösungen 3 M2: Schofar-Horn M3: Feststrauß M4: Achtarmiger Chanukka-Leuchter M5: Verkleidung M6: 4 Beispiellösung Ich finde den Brauch sehr schön. Er bedeutet, nochmal an das vergangene Jahr zurückzudenken und zu überlegen, welche Streitigkeiten noch offen sind. Wenn man sich versöhnt, kann man gut und ohne Ärger in das neue Jahr starten. 5 individuelle Lösungen 14

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Lösungen zu den Aufgaben (2) 5 Beispiellösung Vor einigen Tagen war ich zu Gast bei der Purimfeier für unsere jüngsten Gemeindemitglieder. Da war vielleicht was los: Prinzessinnen tanzten mit Piraten, Cowboys mit Mäusen oder Katzen, und über alles wachte ein großer Aladin. Schon während des gemeinsamen Gottesdienstes in der Synagoge leuchteten Kostüme und Augen unserer Allerkleinsten um die Wette. In der Synagoge wurde die Esther-Geschichte aus der Bibel vorgelesen. In der Geschichte geht es darum, wie der persische Beamte Haman einmal alle Juden töten wollte. Die Königin Esther, selber jüdisch, rettete aber die Juden. Und immer, wenn der Rabbiner beim Vorlesen aus dem Buch Esther den Namen des Bösewichts Haman nannte, rasselten alle Kinder laut mit ihren Rasseln. Danach gingen alle singend in einem bunten Umzug von der Synagoge zum Gemeindezentrum. Dort war alles lustig geschmückt, alle freuten sich über leckeres Essen und witzige Spiele mit tollen Preisen. Wie immer waren auch in diesem Jahr die süßen Haman-Taschen der Höhepunkt des Fests. Die Kinder hatten die Haman-Taschen gemeinsam mit ihren Müttern gebacken und verschenkten sie nun an Freunde und Bekannte. Am Ende des Tages fielen alle Kinder und Erwachsene müde, aber glücklich ins Bett. 7 Rosch ha-schana, Sukkot und Jom Kippur werden im Herbst gefeiert. Chanukka und Purim werden im Winter gefeiert. Pessach und Schawuot werden im Frühjahr gefeiert. 15

Jüdische Feste Juden in Leipzig und Sachsen Lösung zum Arbeitsblatt: Fest gesucht Ordne die Feste den Merkmalen zu. Schreibe dazu das Fest in den Kasten. Achtung: Du kannst alle Feste zweimal eintragen. Purim Sukkot Schawuot Pessach Jom Kippur Rosch ha-schana Chanukka Acht Tage lang wird jeden Tag eine neue Kerze angezündet, bis acht Kerzen leuchten. Chanukka Das jüngste Kind stellt vier Fragen. Pessach Man isst Apfel mit Honig, damit das neue Jahr süß wird. Rosch ha-shana Es bedeutet Wochenfest. Schawuot Die Kinder bekommen Geschenke. Chanukka Das Fest erinnert an die Rettung der Juden durch eine kluge Frau. Purim Man feiert in einer selbstgebauten Hütte im Freien. Sukkot Es erinnert an die Übergabe der Zehn Gebote. Schawuot Das Fest erinnert daran, dass die Israeliten bei der Wanderung durch die Wüste im Freien schliefen. Sukkot Neujahrsfest Rosch ha-shana Man bittet Gott um Vergebung. Jom Kippur Es darf eine Woche lang kein gesäuertes Brot geben. Pessach Versöhnungsfest Jom Kippur Die Kinder dürfen in der Synagoge Krach machen. Purim 16