Einführung in die Natursteinbearbeitung

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Transkript:

Einführung in die Natursteinbearbeitung Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 1

Arbeitskreis für Hausforschung (Hrsg.), Naturstein als Baumaterial, Jahrbuch für Hausforschung 52 (Marburg 2007) Einführung in die Natursteinbearbeitung, Jürgen Giese, Universität Bamberg 2009 Drei verschiedene Geschirre für Granit (links), Kalkstein oder Marmor (Mitte) und Sandstein (rechts) Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 2

Die Werkzeuge des Steinmetzen SCHLAGEISEN Einhändig geführte Werkzeuge Einhändig geführte Werkzeuge / Schlagwerkzeuge Beidhändig geführte Werkzeuge / Hiebwerkzeuge Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 3

Abfolge der Herstellung einer Werksteinfläche Aufbänken und Anreißen Aufbänken und Anreißen Absprengen Absprengen entlang entlang der der angerissenen angerissenen Linie Linie Der erste Randschlag Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 4

Das Ersehen / Versehen Das Ersehen / Versehen Das Ersehen / Versehen Das Ersehen / Versehen Grobes Abspitzen der Bosse / des Bossens Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 5

Feines Abspitzen mit dem Zweispitz Feines Abspitzen mit dem Zweispitz Endbearbeitung des Spiegels mit der Zahnfläche Endbearbeitung des Spiegels mit Zahnfläche oder Glattfläche Endbearbeitung Endbearbeitung des Spiegels des Spiegels mit dem mit Scharriereisen dem Scharriereisen Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 6

Seite 5 Masterstudium Denkmalpflege TU Berlin Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 7

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Entwicklung der historischen Steinoberflächen mit handgeführten Steinmetzwerkzeugen des Ulmer Münsterbaumeisters Karl Friederich vom 11. bis 18. Jahrhundert Stufe Zeit Bezeichnung Erläuterung Werkzeug Randschlag Beispiel I. Bis Mitte 11. Jahrhundert Abspitzung - Zweispitz bzw. Spitzeisen sehr schmal, ca. 1,5 cm Ia. Bis Mitte 11. Jahrhundert Gemusterte Abspitzung - Zweispitz bzw. Spitzeisen sehr schmal, ca. 1,5 cm II. Bis Anfang 12. Jahrhundert Abarbeitung noch keine gewollte Ordnung der Hiebe Glattfläche sehr schmal III. Bis Mitte 12. Jahrhundert Abflächung gewollte Ordnung der Hiebe Glattfläche oder Schlageisen sehr schmal Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 8

IIIa. Erste Hälfte 12. Jahrhundert IV. Wenn nach Überflächung eine Zahnflächung stattfand, endet diese Ende des 12. Jahrhunderts. Fand keine Überflächung statt, vollzog sich ein allmählicher Übergang zur Glattpillung. V. Ende 12. Jahrhundert bis Ende 13. Jahrhundert VI. Bis nach Mitte 14. Jahrhundert Musterung elsässisches Fischgratmuster ist Sonderform Glattfläche mittelbreit, ca. 2,5 cm Überflächung grobe Bearbeitung Glattfläche mittelbreit Zahnflächung grobe Bearbeitung Zahnfläche sehr breit, ca. 4,5 cm Zahnpillung feine Überarbeitung schmale Zahnfläche (Zahnpille) sehr schmal Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 9

VII. Bis Mitte 15. Jahrhundert Glattpillung - schmale Glattfläche (Pille) VIII Von Mitte 15. Jahrhundert bis 17. Jahrhundert Scharrierung - Scharriereisen, schmal IX. Seit Mitte 17. Jahrhundert Breitscharrierung Scharrierhiebe sehr grob und senkrecht Scharriereisen, breit X. 16. Jahrhundert Wechselnde Bearbeitung gespitzt, scharriert, geschliffen sehr schmal schmal mittelbreit meist gestelzt Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 10

Moderne Steinbearbeitung Kreissäge Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 11

nach Hebetechnik Hebetechnik Zange und Wolf Masterstudium Denkmalpflege TU Berlin Zange (links) und Wolf (rechts) Zange und Kniehebelzange Einführung in die Natursteinbearbeitung, Jürgen Giese, Universität Bamberg 2009 a. Versatz der Steine in zweischaligem Mauerwerk b. Zange (links) und Spreizwolf (rechts) c. Verteilen der aus den Fugen quellenden Mörtelmasse Seite 10 Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 12

Literatur Arbeitskreis für Hausforschung (Hrsg.), Naturstein als Baumaterial, Jahrbuch für Hausforschung 52 (Marburg 2007) Frieder Bernhard, Der Steinmetz und Steinbildhauer. Ausbildung und Praxis (München 1996) Jean-Claude Bessac, L outillage traditionnel du tailleur de pierre de l Antiquité à nos jours (Paris 1986) Karl Friederich, Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert (Augsburg 1932) Dorothea Hochkirchen, Mittelalterliche Steinbearbeitung und die unfertigen Kapitelle des Speyerer Domes (Köln 1990) Theodor Krauth - Franz Sales Meyer, Die Bau- und Kunstarbeiten des Steinhauers (Leipzig 1896, Reprint Hannover 1982) Konrad Maier, Mittelalterliche Steinbearbeitung und Mauertechnik als Datierungsmittel. Bibliographische Hinweise, Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 3, 1975, 209-216 Günther Mehling (Hrsg.), Natursteinlexikon (München 2001) Friedrich Müller, Gesteinskunde. Lehrbuch und Nachschlagewerk über Gesteine für Hochbau, Innenarchitektur, Kunst und Restauration (Ulm 1984) Manfred Schuller in: Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung - Restaurierung - Forschung (München 1990) 168 ff. Richard Watzke (Hrsg.), Der Steinmetz. Handbuch für Ausbildung und Praxis (München 2013) Abbildungsnachweis A. Aravidis in: Schuller 1989; Bessac 1986; Watzke 2013. Einführung in die Natursteinbearbeitung, Claudia Winterstein, TU Berlin 2016 13