Celje Lage Celje liegt im Nordosten Sloveniens am Fluss Savinja (Sann) in einem fruchtbaren Talkessel, etwa auf halber Strecke zwischen Maribor/Marburg und der slowenischen Hauptstadt Ljubljana/Laibach (Abbildung 1). In der Antike lag die Stadt damit an der bedeutenden Handelsroute von Norditalien (Aquileia) über Emona (Ljubljana) nach Pannonien. Abb. 1: Übersichtsplan Slowenien Historischer Abriss Illyrische und keltische Besiedlung Celje war ursprünglich eine illyrische Siedlung. Für die Zeit kurz nach 400 v. Chr. kann archäologisch ein keltischer Einfall nachgewiesen werden. Es handelt sich um dieselbe Zeit, zu der auch in Italien keltische Stämme eindrangen und bis Rom gelangten 1. Der Name Celeia geht möglicherweise auf eine keltische Wurzel kel mit der Bedeutung "Schlupfloch" zurück. 1 Letzteres war 390 v. Chr.: W. SPICKERMANN, Art. Brennus, in: DNP, Band 2, col. 766. 1
Abb. 2: Celeia lag im äußersten Süden Noricums In republikanischer Zeit gehörte Celeia zum keltischen Königreich Noricum, das sich von der Donau im Norden bis Zentralslowenien im Süden und vom östlichen Tirol im Westen bis kurz vor Wien im Osten erstreckte (siehe Abb. 2). Im Zuge der Alpenfeldzüge unter Augustus wurde Noricum 15 v. Chr. ein Klientelstaat des römischen Reichs, die Verwaltung oblag vorübergehend einem praefectus civitatum 2. Römische Kaiserzeit und Spätantike Erst Claudius beendete den Sonderstatus Noricums und gliederte es als Provinz mit einem procurator Augusti als oberstem Beamten 3 in die römische Verwaltung ein. Im Rahmen dieser Reform verlieh er Celeia den Rang eines Municipiums 4. Das ist eine Stadt auf nicht italischem Gebiet, deren Bewohner aber an Rechten und Pflichten römischen Bürgern nahezu gleichgestellt waren (Selbstverwaltung, Steuern, Militärdienst). Die Bezeichnung der Stadt ab dieser Zeit lautete municipium Claudium Celeia 5. Um 400 n. Chr. ist Celeia in Konzilsakten als Bischofssitz bezeugt, diesen Status behielt die Stadt bis etwa 800 bei. In der Völkerwanderungszeit im 5. Jahrhundert wurde die 2 3 4 5 K.-H. DIETZ, Art. Noricum, in: DNP, Band 8, col. 1003. DIETZ, Noricum, col. 1003. K.-H. DIETZ, Art. Celeia, in: DNP, Band 2, col. 1048. Internet 2: Pokrajinski muzej Celje, http://www.pokmuz-ce.si/en/permanent/celeia-town-beneath-todaystown, 03.05.2012. 2
Stadt schwer in Mitleidenschaft gezogen, als die Hunnen, die 452 Aquileia angriffen, auch die Gebiete entlang der Straße von Pannonien nach Norditalien verwüsteten. Mittelalter und Neuzeit Ab dem sechsten Jahrhundert ist Celeia in den Quellen kaum mehr bezeugt 6. Die Stadt wird erst im Hochmittelalter unter der Bezeichnung Cylie wieder urkundlich erwähnt, und zwar in den Annalen des Stiftes Admont für das Jahr 1137 7. Bedeutung erlangt sie erst wieder im 15. Jahrhundert, als sie als Grafschaft Cilli Stadtrechte und eine Mauer bekommt. 1456 stirbt Ulrich II., der letzte Graf von Cilli, worauf die Grafschaft an die Habsburger fällt 8. Im 19. Jahrhundert erhält Celje das typische Gepräge einer österreichischen Stadt (z.b. einen Bahnhof im k.-u.-k.-stil). Seit 1918 gehört Celje zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, später Jugoslawien, und seit 1991 liegt die Stadt im unabhängigen Slowenien. Museum Das Regionalmuseum, das wir in Celje besuchen wollten (Pokrajinski muzej Celje), hatte leider geschlossen. Die Informationen über das Museum stammen daher nicht aus eigener Anschauung, sondern sind größtenteils aus der Internetpräsenz des Pokrajinski muzej Celje zusammengetragen. Mesto pod mestom Die permanente Ausstellung "Mesto pod mestom" ("Stadt unter der Stadt") bietet neben mittelalterlichen und neuzeitlichen Exponaten Überreste des römischen Celeia. 9 Stadtmauer Im 4. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Bewohner von Celeia eine Befestigungsmauer mit Toren, für die sie alle verfügbaren Materialien verwendeten, insbesondere wurden auch Architektur-Fragmente vom Forum und aus den Tempeln verbaut (Nr. 13, Abbildung 4). 6 7 8 9 Internet 2, http://www.pokmuz-ce.si/en/permanent/celeia-town-beneath-todays-town, 03.05.2012 G. H. PERTZ (Hg.), Monumenta Germaniae Historica inde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesimum et quingentesimum, Bd. 9, Stuttgart u.a. 1851. Digital verfügbar bei: Gemeinschaftsprojekt von Monumenta Germaniae Historiae und Bayerischer Staatsbibliothek / Digitale Bibliothek, München, http://www.mgh.de/dmgh, S. 579, http://www.mgh.de/dmgh/resolving/mgh_ss_9_s._579, 13.05.2012. Internet 1: Mestna občina Celje, Info-Website der Stadt Celje, http://www.celje.si/en/celje/ historybackground, 03.05.2012. Die hier zusammengestellten Informationen stammen aus der Webpräsenz der Ausstellung: http://www.pokmuz-ce.si/podmestom, 03.05.2012 (Internet 2). Die Nummern beziehen sich auf die dort verwendete Nummerierung der Ausstellungsobjekte. 3
Straßen Hier ist ein Straßenstück aus dem 1. Jahrhundert mit sichtbaren Vertiefungen für die Räder und einem Entwässerungskanal rekonstruiert (Nr. 7, Nr. 14). Häuser Neben spärlichen Resten mehrerer römischer Villen (Nr. 8, Nr. 9, Nr. 10, Nr. 11) gibt es Mauern mehrerer übereinander errichteter, d.h. verschiedenen zeitlichen Stufen angehörender Häuser. Eine Wand mit einem Fresko aus dem späten ersten Jahrhundert ist relativ gut erhalten (Nr. 3, Abbildung 3). Abb. 3: Wandmalerei aus dem ausgehenden ersten Jahrhundert n. Chr., Pokrajinski muzej Celje Abb. 4: Ecke einer spätantiken Stadtmauer, Pokrajinski muzej Celje Lapidarium Im Kellergeschoß des Museums befinden sich römische Inschriften und Reliefdarstellungen aus der Umgebung von Celje (Abb. 5 und 6). Das Außengelände bietet Architektur- Fragmente und eine umfangreiche Sammlung von Meilensteinen (Abb. 7). 4
Abb. 5: Lapidarium, Pokrajinski muzej Celje Abb. 6: Medusa-Relief aus dem zweiten Jh. n. Chr., Pokrajinski muzej Celje Abb. 7: Römische Meilensteine, Pokrajinski muzej Celje Kirchen Marienkirche (13. Jh.) In die Mauer der Marienkirche sind Bruchstücke von Meilensteinen und Grabsteinen aus der römischen Antike eingelassen (Abbildung 8). 5
Abb. 8: Antike Grabsteinfragmente in der Außenmauer der Marienkirche, Celje. Danielskirche (13. Jh.) Die Außenmauern der Cerkev Sv. Danijela enthalten neben zahlreichen neuzeitlichen Grabsteinen und Inschriften (teils in lateinischer, teils in deutscher Sprache) auch ein Fragment eines heidnisch-römischen Grabsteins (Abb. 9). Der Delphin auf der rechten Seite ist ein uraltes Lebenssymbol (vergleiche etwa den Delphin als Lebensretter in der Arion-Sage) Abb. 9: Römischer Grabstein in der Außenmauer der Danielskirche, Celje. und wird gerne auf Friedhöfen dargestellt. Links ist ein Mischwesen aus Fisch (Schwanz), Löwe (Leib) und Adler (Flügel) zu erkennen, das als Greif bekannt ist. 6
Literatur: Cancik H. / Schneider H. (Hg.): Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Stuttgart 1997. Cornell T. / Matthews J., Atlas of the Roman World, Oxford 1982. Dietz, K.-H.: Art. Celeia, in: DNP, Band 2, col. 1048 ff. Dietz, K.-H.: Art. Noricum, in: DNP, Band 8, col. 1003 ff. Pertz, G. H. (Hg.), Monumenta Germaniae Historica inde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesimum et quingentesimum, Bd. 9, Stuttgart u.a. 1851. Digital verfügbar bei: Gemeinschaftsprojekt von Monumenta Germaniae Historiae und Bayerischer Staatsbibliothek / Digitale Bibliothek, München, http://www.mgh.de/dmgh, 13.05.2012. Spickermann, W.: Art. Brennus, in: DNP, Band 2, col. 766 ff. Internetquellen: Internet 1: Mestna občina Celje, Info-Website der Stadt Celje, http://www.celje.si/en/celje/historybackground, 03.05.2012. Internet 2: Pokrajinski muzej Celje, http://www.pokmuz-ce.si, 03.05.2012. Internet 3: United Nations, Cartographic Section, Slovenia: http://www.un.org/depts/cartographic/map/profile/slovenia.pdf, 03.05.2012. Abbildungsnachweis: Abb. 1 : Internet 3: United Nations, Cartographic Section, Slovenia: http://www.un.org/depts/cartographic/map/profile/slovenia.pdf (03.05.2012). Abb. 2: Cornell/Matthews, S. 140 Abb. 3: http://www.pokmuz-ce.si/podmestom, Nr. 3 (03.05.2012) Abb. 4: http://www.pokmuz-ce.si/podmestom, Nr. 13 (03.05.2012) Abb. 5: http://www.pokmuz-ce.si/en/permanent/the-lapidary-collection (03.05.2012) Abb. 6: http://www.pokmuz-ce.si/en/permanent/the-lapidary-collection (03.05.2012) 7 Robert Knapp Alexander Rehrl